Wikipedia:Artikelwerkstatt/Simplicius/Psychiatrisches Krankenhaus Rickling

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Das Psychiatrische Krankenhaus Rickling ist ein psychiatrisches Fachkrankenhaus mit 360 Betten in Rickling in Schleswig-Holstein. Träger ist der 1875 gegründete Landesverein für Innere Mission in Schleswig-Holstein der evangelischen Kirche. Das Krankenhaus nimmt die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung für den Kreis Segeberg wahr. Es ist Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität zu Lübeck.

Bereits 1883 errichtete der Landesverein am Ort die Arbeiterkolonie Rickling.[1] Auch weitere Einrichtungen der sozialen Arbeit entstanden.

Das Krankenhaus entstand 1931 als „Holsteinische Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke“. 1935 hatte man etwa 400 Patienten, 1941 bereits 950.[1] Haus Lindenhof war 1902 als Burschenhaus eröffnet worden und nahm seit 1935 Patientinnen auf. Es war mit 230 Plätzen die größte Teilanstalt der Anlage.[2]

Um Haus Lindenhof als Ausweichkrankenhaus für Hamburg nutzen zu können, wurden im Rahmen der Aktion Brandt am 25. November 1941 von der Gemeinnützigen Krankentransportgesellschaft als Untergliederung der Zentraldienststelle T4 138 Frauen aus diesem Krankenhaus und am 28. November 1941 weitere 34 Frauen in die Provinzialheil- und Pflegeanstalt Pfafferode bei Mühlhausen in Thüringen verlegt; sie kamen am nächsten Tag an. Die Pflege im Lindenhof hatten zu diesem Zeitpunkt 15 Diakonissen des Diakonissen-Mutterhauses „Salem“ in Berlin-Lichtenrade sowie fünf sogenannte Hilfsschwestern inne. Zur Identifizierung wurden den Patientinnen Leukoplaststreifen mit Namen zwischen die Schulterblätter geklebt. Im weiteren Verlauf wurden die Patientinnen medizinisch kaum mehr betreut. Ein großer Teil verstarb an Hunger-Marasmus, weitere Ursachen waren Lungentuberkulose und Magen-Darm-Infektionen. Von den Patientinnen überlebten nur zehn.

Ferner wurden am 28. November 1941 25 Patientinnen im Kindes- und Jugendalter über Pfafferorde in die Von Bodelschwinghschen Anstalten Bethel bei Bielefeld gebracht, die sie am 3. Dezember 1941 erreichten.[2] Ein Gedenkbuch mit den Namen der Opfer des Krankenmords ist heute in der Kirche von Rickling ausgelegt.[1]

Im Anschluss baute die Organisation Todt das Hauptgebäude aus und errichtete zusätzliche Bettenkapazitäten für Patienten und Pflegepersonal und erhöhte dabei die Gesamtzahl von 500 Betten für Hamburger Patienten. Das Haus wurde zur Klinik erweitert, während die Ricklinger Anstalten bestehen blieben. Während 1944 nur zwei der Hamburger Patienten verstarben, verstarben in den übrigen Ricklinger Anstalten 160 von insgesamt 745 Patienten.[1]

1950 kehrte man zur eigentlichen Arbeit zurück. Der Lindenhof wurde für die „Aufnahme von 700 Geisteskranken“ bestimmt, „die hier eine schöne und den modernen Erfordernissen entsprechende Unterkunft finden werden.“[1]

  • Peter Sutter: Der sinkende Petrus. Rickling 1933–1945. Rickling, 1986.
  • Eckhard Heesch: Kriegsmedizin und Krankenmord. Die »Aktion Brandt« in den »Holsteinischen Heilanstalten für Nerven- und Alkoholkranke« in Rickling. In: Informationen zur schleswig-holsteinischen Zeitgeschichte, 50, 2008, S. 224–255.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Die Geschichte des Landesvereins im Überblick. Sozialen Nöten aus christlichem Glauben begegnen. Abruf: 1. Juli 2023
  2. a b Eckhard Heesch: Kriegsmedizin und Krankenmord. Die „Aktion Brandt“ in den „Holsteinischen Heilstätten für Nerven- und Alkoholkranke“ in Rickling.

Koordinaten: 53° 59′ 52,9″ N, 10° 10′ 32,2″ O