Wikipedia:Artikelwerkstatt/GroßerHund/Sharenting

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Als Sharenting bezeichnet man die Praxis von Eltern, sensible Inhalte über ihre Kinder auf Internetplattformen zu veröffentlichen.

Mehrere Studien beschreiben Sharenting als ein internationales Phänomen, das in vielen Haushalten verbreitet ist. Im Vereinigten Königreich, in Frankreich, Deutschland und Italien ergab ein Bericht von Research Now, dass fast drei Viertel der befragten Eltern bereit sind, Bilder ihrer Kleinkinder zu teilen".[1] In den Vereinigten Staaten fanden Forscher des C.S. Mott Children's Hospital der Universität Michigan heraus, dass fast 75% der amerikanischen Eltern jemanden kennen, der Informationen über ihr Kind in den sozialen Medien verbreitet,[2] und eine AVG-Umfrage ergab, dass 92 % aller amerikanischen Zweijährigen in irgendeiner Form im Internet präsent sind.[3]

Die Ursprünge des Begriffs "Sharenting" werden dem Wall Street Journal zugeschrieben,[4] das ihn als "Oversharenting" bezeichnete, ein Kofferwort aus "oversharing" und "parenting". Priya Kumar weist darauf hin, dass die Aufzeichnung von Lebensmomenten bei der Kindererziehung keine neue Praxis ist: Seit Jahrhunderten verwenden die Menschen Tagebücher, Scrapbooks und Baby-Logbücher als Dokumentationsmedien.[5]

Als umstrittene Anwendung sozialer Medien hat Sharenting auch zu Meinungsverschiedenheiten geführt. Kritiker sind der Meinung, dass es die Privatsphäre der Kinder verletzt und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern beeinträchtigt. Befürworter sehen darin einen natürlichen Ausdruck des elterlichen Stolzes auf ihre Kinder und argumentieren, dass die Kritiker Sharenting-Posts aus dem Zusammenhang reißen.

In der akademischen Forschung wurden die möglichen sozialen Beweggründe für das Sharenting und die rechtlichen Rahmenbedingungen untersucht, um die Privatsphäre der Kinder mit dieser elterlichen Praxis in Einklang zu bringen. Forscher haben mehrere psychologische Untersuchungen durchgeführt, in denen die Zugänglichkeit sozialer Medien, die Selbstidentifikation der Eltern mit ihren Kindern und sozialer Druck als mögliche Gründe für Sharenting genannt werden. Rechtswissenschaftler haben internationale Menschenrechtsgesetze, Arbeitsschutz und neuere Gesetze zum Schutz der Privatsphäre von Kindern im Internet als potenzielle Rechtsnormen zur Kontrolle des Missbrauchs von Sharenting identifiziert.

Generell scheint es vielen Menschen nicht bewusst zu sein, wie viele Informationen aus Aktivitäten auf Social Media allgemein, aber dann eben auch im Zusammenhang mit Kindern herausgelesen werden können. "Je mehr und unreflektierter gepostet wird, umso mehr Informationen kann man gewinnen." Besonders heikel seien vollständige Namen der Kinder, Geburtstage, Namen der Haustiere, Verwandten, Bekannten oder auch biometrische Daten. All diese Informationen können auch für Profil-Erstellungen und dadurch auch für "Formen des Identitätsdiebstahls" genutzt werden.[6]

Einzelnachweise

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  1. https://www.cnet.com/news/study-92-of-u-s-2-year-olds-have-online-record/
  2. Steinberg, Stacey. "Perspective | An oversharing grandma's court case offers lessons on setting boundaries for kids' online privacy". Washington Post. ISSN 0190-8286. Retrieved 2021-04-09.
  3. Haley, Keltie (2020-07-01). "Sharenting and the (Potential) Right to Be Forgotten". 95 Indiana Law Journal 1005 (2020). 95 (3). ISSN 0019-6665.
  4. http://thekgrill.com/article/making-the-news-sharenting-in-the-modern-world/
  5. Nottingham, Emma (2019). "'Dad! Cut that Part Out!' Children's Rights to Privacy in the Age of 'Generation Tagged': Sharenting, Digital Kidnapping and the Child Micro-Celebrity'". In Jane Murray; Beth Blue Swadener; Kylie Smith (eds.). The Routledge International Handbook of Young Children's Rights. SSRN 3602712.
  6. https://www.derstandard.at/story/3000000178890/sharenting-mama-papa-bitte-beschuetzt-meine-virtuelle-privatsphaere