Wenn wir durch die Straßen ziehen

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Liederkarte von Paul Hey

Wenn wir durch die Straßen ziehen ist ein Gedicht von Wilhelm Müller aus dem Jahr 1821. Um 1828 von Friedrich Ferdinand Nestler (1798–1876) vertont, wurde es zu einem der bekanntesten Studentenlieder.[1]

Veröffentlichungen

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Der Gedichtstext wurde zuerst 1821 in „Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten“ in Dessau vom Verlag Ackermann im Kapitel Wanderlieder eines rheinischen Handwerksburschen unter dem Titel Entschuldigung veröffentlicht.[2] Mit dieser Melodie erfolgte die Erstveröffentlichung 1833 im „Liederbuch für Künstler“, im Verlag der Berlin Vereins-Buchhandlung. Die dritte Strophe wurde in späteren Studentenliederbüchern wie in Volkstümliche Lieder der Deutschen aus dem Jahr 1895 veröffentlicht.[3]

Das Lied gehört zu den bekannten Studentenliedern und wurde auch später immer wieder neu veröffentlicht[4] und erfreut sich weiter Beliebtheit dort.[5][6]

Ludwig Richter fertigte zu dem Lied eine Illustration an.[7]

Das 1867 veröffentlichte Opus 222 Studententräume von Josef Strauss beginnt mit diesem "Letzten Allgemeinen".[8]

Bei katholischen Verbindungen in Österreich wird bei Zusammenkünften meist diese mit dem Lied Gaudeamus igitur (als „Erstes Allgemeines“) eröffnet und mit Wenn wir durch die Straßen ziehen (als „Letztes Allgemeines“[9]) geschlossen.[10][5] Der Titel "Entschuldigung" steht dabei im offenen Gegensatz zu den oftmals in den Kommersreden geforderten Werten wie Ehre und Treue.[11] Der in der vierten Strophe besungene Wein wird bei Kneipen und Kommersen von den Sängern zumeist in Bier umgewandelt.[12]

Bei vielen insbesondere katholischen Korporationen wird zudem die Farbenstrophe auf diese Weise gesungen.[1][10][13]

Wenn wir durch die Straßen ziehen - Originaltext

1. Wenn wir durch die Straßen ziehen
recht wie Bursch’ in Saus und Braus
schauen Augen blau und graue
schwarz und braun aus manchem Haus
und ich lass die Blicke schweifen
durch die Fenster hin und her
fast als wollt’ ich eine suchen
die mir die Allerliebste wär

2. Und doch weiss ich, dass die eine
wohnt viel Meilen weit von mir
und doch muss ich immer gucken
nach den schmucken Jungfern hier
Liebchen, woll dich nicht betrüben
wenn dir eins die Kunde bringt
und dass dich’s nicht überrasche
dieses Lied der Wandrer sing

(3. Liebchen, nicht um Goldeslohne
hört ich auf, dir treu zu sein
nicht um eine Königskrone
ewig, ewig bleib ich dein
Doch das Schau’n nach hübschen Mädchen
die so freundlich nach mir sehn
nach den braunen, nach den blonden
wirst du mir doch zugestehn)

(4. Wenn wir bei den Gläsern sitzen
unser Herz der Wein erfreut
wenn die Lieder hell erklingen
sich manch Freundschaftsband erneut
dann, mein Liebchen, blicke freundlich
hörst du Lied und Becherklang
dann gedenk ich deiner Liebe
und dich feiert mein Gesang)[2][Anmerkung 1]

  1. Im Originaltext nur in der ersten und zweiten Strophe.

Einzelnachweise

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  1. a b Wenn wir durch die Straßen ziehen. In: deutschland-lese.de. Abgerufen am 19. Juli 2024.
  2. a b Entschuldigung. In: Müller, Wilhelm: Sieben und siebzig Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten. Dessau, 1821. Abgerufen am 19. Juli 2024.
  3. Wenn wir durch die Straßen ziehen volksliederarchiv.de
  4. Gaudeamus: Studentenlieder Verlag Hans Gerig, 1959, stretta-music.de
  5. a b Rücken, Rucken, Buckel oder Nacken? diefiedel.wordpress.com
  6. K.R.St.V. Sanctottensis zu Heiligenkreuz, sanctottensis.so, 7. Letztes Allgemeines
  7. Richter-Album. Eine Auswahl von Holzschnitten nach Zeichnungen von Ludwig Richter in Dresden. Vierte Ausgabe in zwei Bänden. Erster Band. Leipzig 1861, Blatt 82.
  8. Ernst Exner: "Mein Lebenslauf ist Lieb' und Lust..." Die Strauß-Dynastie und die Studenten. In: Raimund Lang (Hrsg.): Ergo cantemus. Texte und Materialien zum Studentenlied. GDS-Archiv für Hochschulgeschichte und Studentengeschichte, Beiheft 13, SH-Verlag, Köln 2001, S. 39–40.
  9. Pennälertag 2018 Seite 41, Tiroler Mittelschülerverband
  10. a b Prof. Mag. Ekkehard Seissl: Kleines studentisches ABCdarium theresiana.at
  11. Petra Gärdtner: "Liebchen, nicht um Goldes Lohne..." Frauen im Liedgut der Korporierten. In: Raimund Lang (Hrsg.): Ergo cantemus. Texte und Materialien zum Studentenlied. GDS-Archiv für Hochschulgeschichte und Studentengeschichte, Beiheft 13, SH-Verlag, Köln 2001, S. 59.
  12. Raimund Lang: Student und Wein. Eine Betrachtung über den Wein im studentischen Lied und Ritual. In: Raimund Lang (Hrsg.): Ergo cantemus. Texte und Materialien zum Studentenlied. GDS-Archiv für Hochschulgeschichte und Studentengeschichte, Beiheft 13, SH-Verlag, Köln 2001, S. 151.
  13. Diverse Farbenstrophen. In: Fuxenschule:Farbenstrophen. AV Steinacher, abgerufen am 19. Juli 2024 (Aufzählung von 17 Beispielen).