Altes Schloss Zabeltitz

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Altes Schloß Zabeltitz fotografiert von der Kirche; rechts die Große Röder, dahinter der Barockgarten
Blick am Alten Schloß vorbei zum Palais

Das Alte Schloß Zabeltitz ist ein im Renaissancestil gebautes und ursprünglich als kurfürstliches Stallgebäude genutztes Schlossgebäude in Zabeltitz. Heute wird es als Ärztehaus und Veranstaltungsort genutzt.

Lage

Das Alte Schloß liegt fast parallel zur Großen Röder gegenüber des Barockgartens. Die Adresse lautet Am Park 2.

Baubeschreibung

Der Bau besteht aus zwei durchgezogenen Etagen, das Satteldach ist bis auf die Giebel nicht ausgebaut. Die Kopfseiten werden durch je drei Renaissancegiebel über dem Obergeschoss betont, sie steigen in drei Geschossen empor. In der Mitte wurde an jeder Seite jeweils ein weiterer Giebel errichtet, wobei vor dem auf der Parkseite der Treppenturm steht. Er ist bis zum Dach aus drei Seiten eines Sechsecks gebaut und darüber als Zylinder. Abgeschlossen wird er von einer doppelten Haube mit dazwischen liegender Laterne.

Heute noch erhaltener rechter Stall, genannt Schloßsaal

Im Erdgeschoss nimmt eine zweischiffige Halle den ganzen Mittelteil ein. Sie ist in der Mitte durch eine Wand geteilt und wird auf jeder Seite durch vier toskanische Säulen Kreuzgewölben getragen. Als Stall gebaut beträgt die lichte Höhe des Erdgeschosses 4,75 m. Die rechte Halle ist noch wie erbaut erhalten, während in die linke Halle weitere Wände gezogen wurden, um sie als Standesamt der ehemaligen Gemeinde Zabeltitz und nun für standesamtliche Trauungen zu nutzen. In den Kopfbauten befinden sich Wirtschaftsräume, die ebenfalls mit Kreuzgewölben getragen werden. Wendeltreppen führen in die Obergeschosse, in denen sich auch Wirtschaftsräume befinden. Die Haupttreppe im Turm ist von außen zugänglich und führt bis zum zweiten Dachgeschoss. Sie besitzt breite, aber sehr kurze Stufen.[1]

Geschichte

Blick vom Palais zum Alten Schloß

Kurfürst Christian I. übernahm 1588 das Rittergut Zabeltitz für 80.000 Gulden. Seine besondere Leidenschaft galt der Jagd. Die alte Wasserburg auf der Röderinsel wurde zwar neu hergerichtet, für prunkvolle kurfürstliche Jagden und deren Gefolge war sie jedoch zu klein, wonach ein neues, größeres Gebäude für die Unterbringung der Gäste samt Dienerschaft, mit Ställen für die Pferde und Wirtschaftsräumen geschaffen werden musste. Der Bau des Alten Schlosses als kurfürstliches Stallgebäude im Stil der Sächsischen Renaissance begann 1588 unter oberster Bauleitung von Paul Buchner, bekannt durch seine Dresdner Bauten wie das Zeughaus, den Stallhof und das dritte Gewandhaus. Ständig überwacht wurde der Bau von Joachim von Weissenbach. Im Jahr 1591 waren beim Bau ständig 1 Steinmetz, 26 Maurer, 29 Zimmerleute, 1 Ziegeldecker und 4 Handarbeiter beschäftigt. Außerdem arbeiteten noch 128 Handfröner und 24 Teichknechte. 34 Wagen schafften Baumaterialien heran. Das von den Untertanen und Bauern geschlagene Kleinholz lieferte der nahe gelegene Röderauwald. Ziegel wurden aus Großenhain bezogen und Kalk aus Dresden. Um die gesamte Schlossanlage wurde nach holländischem Vorbild ein Wassergraben gezogen. Bereits im Sommer 1591 ging man an die innere Ausgestaltung des Stallgebäudes. Heinrich Göding, Christoph Grohmann und Hans Fasolt bemalten Wände und Gewölbe mit Jagdbildern, entsprechend der Bestimmung von Zabeltitz als Jagdsitz. Am 25. September 1591 verstarb Christian I. Der nachfolgende Administrator, Friedrich Wilhelm, ließ den Bau sofort einstellen. Nur unter großer Anstrengung setzte Paul Buchner durch, dass wenigstens die halbvollendeten Bauten gedeckt und gegen die Witterung geschützt wurden. Die Witwe Christians I., Sophie, hatte keine Mittel für größere Baumaßnahmen an ihrem Wittumssitz Zabeltitz zur Verfügung. Erst der junge Kurfürst Christian II. vollendete 1598 die Pläne seines Vaters. Fast alljährlich hielt Christian II. mit seinen Brüdern ein Jagdlager in Zabeltitz ab.[1][2]

Wackerbarth ließ die Wirtschaftsgebäude aus der Zeit Christians I. mit Ausnahme des kurfürstlichen Stallgebäudes abreißen. An deren Stelle wurden eine neue Zufahrt zum Palais, betont durch je zwei Torpfeiler und „Torhäuschen“, und links und rechts davon die Weingärten des Barockgartens geschaffen.[2]

In den folgenden Jahrhunderten gehörte das Alte Schloß gemeinsam mit dem Palais den jeweiligen Eigentümern des Rittergutes Zabeltitz. In den ersten Nachkriegsjahren diente es Umsiedlerfamilien als erste Heimstätte. Danach sollte es im Zuge der Bodenreform abgerissen werden. Dank der Initiative von Dr. med. Kurt Schadendorf zog jedoch 1949 das erste Landambulatorium in das Alte Schloss ein, was es vor dem Abriss bewahrte. Nach den sozialistischen Jahren im Volkseigentum war erst die Gemeinde Zabeltitz, nun die Stadt Großenhain Eigentümer.[2]

Die linke Halle wird heute für standesamtliche Trauungen genutzt, die rechte, genannt Schloßsaal, als Veranstaltungs- und Konferenzraum. Der Schloßsaal wurde früher auch als Turnhalle genutzt. Im Obergeschoss und den Kopfseiten befinden sich Arztpraxen für Allgemeinmedizin, Kieferchirurgie und Zahnheilkunde, Wohnungen und Büroräume.

Commons: Altes Schloss Zabeltitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Cornelius Gurlitt: Zabeltitz. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 37. Heft: Amtshauptmannschaft Großenhain (Land). C. C. Meinhold, Dresden 1914, S. 486.
  2. a b c Dietmar Enge: Vom Stall zum Schloss. In: Förderverein Heimatpflege Röderaue e. V. Zabeltitz (Hrsg.): Zabeltitzer Heimat. Nr. 10, 2006, ISBN 3-932913-55-8.