„Vagina des Menschen“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Grizma verschob die Seite Vagina nach Vagina des Menschen: siehe Disk: Neuanlage biologischer Überblicksartikel zur Vagina allgemein, vgl. Penis u. Penis d. Menschen
Überarbeitung nach Lemmateilung, siehe Diskussionsseite
Markierungen: 2017-Quelltext-Bearbeitung ISBN<nowiki> eingefügt
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Scheme female reproductive system-de.svg|mini|Abbildung der weiblichen Geschlechtsorgane inklusive der Vagina]]
[[Datei:External female genitalia.jpg|mini|[[Vulva]] mit ''Vaginalöffnung oder Scheideneingang, ''Introitus vaginae'' (4):<br /> 1: Klitorisvorhaut, ''Praeputium clitoridis''<br /> 2: Klitoriseichel, ''Glans clitoridis''<br /> 3: Harnröhrenmündung, ''Meatus urethrae externus;''<br /> 4: ''Öffnung der Vagina, ''Ostium vaginae''<br /> 5: äußere Schamlippen, ''Labia majora pudendi''<br /> 6: innere Schamlippen, ''Labia minora pudendi''<br /> 7: Anus;<br /> zwischen 5: und 7: liegt der Damm, [[Perineum]], mit der [[Raphe perinei]] (hier verstrichen)<br>8: [[Scheidenvorhof]]]]


[[Datei:Scheme female reproductive system-de.svg|mini|alt=Schematische Zeichnung der Geschlechtsorgane der Frau inklusive Vagina|Die menschliche Vagina im Verhältnis zu den übrigen Geschlechtsorganen]]
Die '''Vagina''' ([[mittellatein]]isch ''vagina'' ‚[[Scheide (Behälter)|Scheide]]‘ im Sinne von „Behälter für eine Klinge“,<ref name="OED">[[Joseph Maria Stowasser]], M. Petschenig, F. Skutsch u.&nbsp;a.: ''Der Kleine Stowasser: Lateinisch-deutsches Schulwörterbuch.'' 2. Auflage. Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 1987, ISBN 3-209-00225-8; sowie [http://www.etymonline.com/index.php?term=vagina ''Vagina''.] In: Online Etymology Dictionary; abgerufen am 9. Juni 2014.</ref> griechisch κόλπος ''kólpos'' ‚Mutterschoß‘,<ref name="Gemoll">[[Wilhelm Gemoll]], [[Karl Vretska]]: ''Griechisch-Deutsches Schul- und Handwörterbuch.'' 9. Auflage. Hölder-Pichler-Tempsky, Wien 2004, ISBN 3-209-00108-1.</ref> ursprünglich: ‚Bucht‘ (vom Meer); Plural ''Vaginen'')<ref>[[Wilhelm Pape]]: ''Handwörterbuch der griechischen Sprache. Griechisch – Deutsches Handwörterbuch (in zwei Bänden).'' 3. Auflage. Vieweg & Sohn, Braunschweig 1914, Band 1, S. 1476, Eintrag: ''κόλπος.''</ref> oder '''Scheide''' ist ein schlauchförmiges primäres [[Geschlechtsorgan]] weiblicher [[Säugetiere]] und damit auch der [[Frau]]. Sie verbindet den [[Cervix uteri#Äußerer Muttermund|äußeren Muttermund]] mit dem [[Scheidenvorhof]] und schützt die tiefer im Körper liegenden inneren weiblichen Geschlechtsorgane. Bei [[Geschlechtsverkehr]] kann sie den [[Penis der Säugetiere|Penis]] eines männlichen Partners aufnehmen ([[Vaginalverkehr]]). Außerdem ist sie ein Teil des [[Geburtskanal]]s. Normalerweise liegen die Vaginalwände flach aufeinander, wobei sie eine spaltförmige, dem Buchstaben „H“ ähnliche Form einnehmen.
Die '''Vagina des Menschen''', auch '''Scheide''' genannt, ist ein mit [[Schleimhaut|Schleimhäuten]] ausgekleidetes, primäres, inneres [[Geschlechtsorgan]] der [[Frau]]. Sie verbindet den [[Gebärmutter|Uterus]] mit der außenliegenden [[Vulva]]. Am Übergang befindet sich das [[Hymen]]. Die Vagina ist auch Teil des [[Geburtskanal|Geburtskanals]].


''Siehe auch: [[Vagina]]''
Das äußere sichtbare Ende der Vagina der Frau gehört zur [[Vulva]]. Die Vulva hat zusammen mit der [[Klitoris]] (Klitoris-Eichel und den Klitoris-Schwellkörpern) eine wesentliche Bedeutung bei der sexuellen Erregung der Frau, meist stärker als die Vagina (siehe „[[Orgasmus#Der Orgasmus der Frau|Der Orgasmus der Frau]]“).

Oftmals wird in der [[Umgangssprache|Alltagssprache]], abweichend von seiner wissenschaftlichen Bedeutung, das Wort Vagina verwendet, um die Gesamtheit aus Vulva und Vagina zu bezeichnen (wie beispielsweise im Begriff „[[Designer Vagina]]“). Im weiteren Sinne werden auch bestimmte weibliche Geschlechtsorgane bei Nichtsäugern als Vagina bezeichnet, etwa bei [[Fadenwürmer]]n oder [[Insekten]].


== Anatomie ==
== Anatomie ==
=== Makroskopische Anatomie bei der Frau ===
=== Makroskopische Anatomie ===
[[Datei:Geschlechtsorgane-der Frau-UNIGE SSI-SagittalDE.pdf|mini|Schematische Darstellung der weiblichen Geschlechtsorgane des Menschen im Sagittalschnitt]]
[[Datei:Geschlechtsorgane-der Frau-UNIGE SSI-SagittalDE.pdf|mini|alt=Schematische Zeichnung der Geschlechtsorgane der Frau, Sagittalschnitt|Schematische Darstellung der Geschlechtsorgane der Frau im Sagittalschnitt]]
[[Datei:Anatomie von Vulva und Vagina.webm|mini|Video: Anatomie der menschlichen Vulva und Vagina]]
[[Datei:Anatomie von Vulva und Vagina.webm|mini|Video: Anatomie der menschlichen Vulva und Vagina]]
Die Vagina ist ein dehnbares, muskulös-bindegewebiges, mit Schleimhäuten ausgekleidetes Organ im [[Abdomen#Bauchhöhle|Bauchraum]], das bei Erwachsenen 8 bis 12 cm lang ist.<ref name="Schäffler & Menche">Arne Schäffler, Nicole Menche: ''Mensch – Körper – Krankheit.'' ''Biologie, Anatomie, Physiologie.'' 3.<ins>,</ins> überarbeitete Auflage. Urban & Fischer, München 1999<ins>,</ins> <nowiki>ISBN 3-437-55192-2</nowiki> <span></span> <span></span> <span></span> <span></span> <span></span> <span></span>, S. 396.</ref> Sie verbindet die Vulva mit dem Uterus. Dabei ist die hintere Vaginawand (''Paries posterior'' ''vaginae'') durch die Lage des Uterus etwas länger als die vordere Vaginawand (''Paries anterior'' ''vaginae'').<ref name="Löning & Riethdorf">Thomas Löning, Lutz Riethdorf: ''Pathologie der weiblichen Genitalorgane III: Pathologie des Uterus, der Vagina und Vulva.'' (= ''Spezielle pathologische Anatomie.'' Band 20, Nr. 3). Springer, Heidelberg und Berlin 2001, ISBN 3-540-66372-X, S. 117&nbsp;ff.</ref> Die Vagina liegt etwa in der [[Becken (Anatomie)|Beckenachse]]<ref>{{Internetquelle |autor=Bernhard Kroenig |url=https://www.med-serv.de/medizin-buch-gynaekologie-0-1-5.html |titel=I. Abschnitt. Anatomie, Entwickelung und Störungen der Entwickelung der weiblichen Genitalien. Kapitel I. Anatomie. Vagina |werk=med-serv.de |abruf=2021-08-18}}</ref> und durchquert hier den [[Beckenboden]].<ref name="Pschyrembel Vagina">{{Literatur |Titel=Vagina |Hrsg=Stephan Dressler, Christoph Zink |Sammelwerk=Pschyrembel Wörterbuch Sexualität |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=978-3-11-016965-2 |Seiten=563}}</ref> Im ungedehnten Zustand ist sie durch das [[Parakolpium]] abgeflacht, die vordere und die hintere Wand berühren sich, sie werden von den Nachbarorganen komprimiert, und umschließen das [[Lumen (Biologie)|Lumen]] der Vagina, das einen H-förmigen Spalt bildet und dadurch eine Entfaltung ermöglicht, ohne große Spannung zu erzeugen.<ref name="Kahle u. a. 1986, 2">W. Kahle, H. Leinhardt, W. Platzer (Hrsg.): ''Taschenatlas der Anatomie für Studium und Praxis.'' Band 2: ''Innere Organe.'' 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 1986, {{Falsche ISBN|3-23-492105-7}}, S. 302–303.</ref> An der vorderen und hinteren Vaginawand befinden sich zudem Querfalten, die als Scheidenrunzeln (''Rugae vaginales'') bezeichnet werden und eine vordere und eine hintere Runzelsäule bilden (''Columnae rugarum anterior et posterior''). Diese verstärken beim Geschlechtsverkehr die Reizwirkung und stellen zugleich eine Dehnungsreserve für die Geburt dar.<ref name="Graumann">Walther Graumann: ''CompactLehrbuch Anatomie 3.'' Schattauer, Stuttgart/ New York 2004, ISBN 3-7945-2063-7, S. 318.</ref>


Die Vagina mündet mit ihrer Öffnung (''Ostium vaginae'' oder ''Introitus vaginae'') in den [[Scheidenvorhof]] der [[Vulva]]. An der Vaginalöffnung gibt es eine Ansammlung von Schleimhautfalten, meist in Form eines Kranzes (vaginale Corona), die als [[Hymen]] bezeichnet werden.<ref>{{Literatur |Autor=Giulia Sissa |Titel=The hymen is a problem, still. Virginity, Imperforation, and Contraception, from Greece to Rome |Sammelwerk=EuGeStA |Band=3 |Datum=2013 |Seiten=67-123 |Online=[https://www.researchgate.net/publication/259344910_The_hymen_is_a_problem_still_Virginity_Imperforation_and_Contraception_from_Greece_to_Rome_EuGeStA_3_2013_pp_67_-_123 Researchgate.net]}}</ref>
Die Vagina ist ein dehnbarer, muskulös-bindegewebiger Schlauch, der bei erwachsenen Frauen 8 bis 12&nbsp;cm lang ist.<ref name="Schäffler & Menche" /> Dabei ist die hintere Scheidenwand ''(Paries posterior vaginae)'' durch die Lage der Gebärmutter etwas länger als die vordere Scheidenwand ''(Paries anterior vaginae)''.<ref name="Löning & Riethdorf">Thomas Löning, Lutz Riethdorf: ''Pathologie der weiblichen Genitalorgane III: Pathologie des Uterus, der Vagina und Vulva.'' (= ''Spezielle pathologische Anatomie.'' Band 20/3). Springer, Heidelberg/Berlin 2001, ISBN 3-540-66372-X, S. 117&nbsp;ff.</ref> Die Vagina liegt etwa in der [[Becken (Anatomie)|Beckenachse]] und durchquert hier den [[Beckenboden]].<ref name="Pschyrembel Vagina">''Vagina.'' In: ''Pschyrembel Medizinisches Wörterbuch.'' 257. Auflage. De Gruyter, Berlin 1993, ISBN 3-933203-04-X, S. 1607.</ref> Im ungedehnten Zustand ist sie durch das [[Parakolpium]] abgeflacht, die vordere und die hintere Wand berühren sich und umschließen das [[Lumen (Biologie)|Lumen]] der Vagina, das einen H-förmigen Spalt bildet und dadurch eine Entfaltung ohne große Spannung ermöglicht.<ref name="Kahle u.&nbsp;a. 1986, 2">W. Kahle, H. Leinhardt, W. Platzer (Hrsg.): ''Taschenatlas der Anatomie für Studium und Praxis.'' Band 2: ''Innere Organe.'' 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 1986, {{Falsche ISBN|3-23-492105-7}}, S. 302–303.</ref> An der vorderen und hinteren Scheidenwand befinden sich zudem Querfalten, die als Scheidenrunzeln ''(Rugae vaginales)'' bezeichnet werden und eine vordere und eine hintere Runzelsäule bilden ''(Columnae rugarum anterior et posterior)''. Diese verstärken beim Geschlechtsverkehr die Reizwirkung und stellen zugleich eine Dehnungsreserve für die Geburt dar.<ref name="Graumann">Walther Graumann: ''CompactLehrbuch Anatomie 3.'' Schattauer, Stuttgart/ New York 2004, ISBN 3-7945-2063-7, S. 318.</ref>

Die Vagina mündet mit der Scheidenöffnung ''(Ostium vaginae'' oder ''Introitus vaginae)'' in den [[Scheidenvorhof]] ''(Vestibulum vaginae)'' der [[Vulva]]. Bei manchen Frauen ist hier eine Hautfalte vorhanden, die als [[Hymen]] (veraltet auch als „Jungfernhäutchen“) bezeichnet wird. Ist die Scheidenöffnung normal ausgeprägt, kann das Menstruationsblut abfließen.


Durch die Vagina transportiert das [[Menstruation|Menstruationsblut]] abgestorbene Zellen aus dem Uterus nach außen. Während des weiblichen [[Menstruationszyklus|Zyklus]] sondert die Vagina jederzeit [[Sekretion|Sekrete]] unterschiedlicher Konsistenz ab, abhängig vom Zeitpunkt im Hormonzyklus.<ref>{{Literatur |Autor=Elisabeth Raith-Paula |Titel=Was ist los in meinem Körper? |Verlag=Knaur MensSana |Datum=2019 |ISBN=978-3-426-65854-3}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Karlheinz A. Rosenbauer |Titel=Genitalorgane |Auflage=1 |Verlag=Rowohlt |Ort=Hamburg |Datum=1969}}</ref>
[[Gebärmutter]]seitig ragt die ''[[Portio vaginalis uteri]]'' des [[Gebärmutterhals]]es ''(Cervix uteri)'' in die Vagina vor. Diese wird von der Vagina so umfasst, dass sie zwischen dem tiefen, hinteren (dorsalen), sowie dem kleineren seitlichen und dem vorderen (ventralen) flachen Scheidengewölbe ''(Fornix vaginae)'' liegt.<ref name="Pschyrembel Vagina" /> Das hintere Scheidengewölbe reicht bis an den [[Douglas-Raum]] ''(Excavatio rectouterina)'' heran,<ref name="Pschyrembel Vagina" /> einer taschenförmige Aussackung des Bauchfells ([[Peritoneum]]) und damit der tiefste Teil des [[Bauchraum]]s zwischen Mastdarm und Gebärmutter. Die Hinterwand (Dorsalwand) der Vagina ist durch [[Bindegewebe]] ''(Septum rectovaginale)'' mit dem [[Mastdarm]] und die Vorderwand über das ''Septum vesicovaginale'' und das ''Septum urethrovaginale'' mit der [[Harnblase]] und der [[Harnröhre]] verbunden.<ref name="Pschyrembel Vagina" /> Der Gebärmutterhals ist um etwa 90° nach vorn abgeknickt und folgt damit nicht der durch die Vagina vorgegebenen Richtung.


Uterusseitig ragt die [[Portio vaginalis uteri]] des [[Gebärmutterhals|Gebärmutterhalses]] in die Vagina vor. Diese wird von der Vagina so umfasst, dass sie zwischen dem tiefen, hinteren (dorsalen), sowie dem kleineren seitlichen und dem vorderen (ventralen) flachen Scheidengewölbe (''Fornix vaginae'') liegt.<ref name="Pschyrembel Vagina" /> Das hintere Scheidengewölbe reicht bis an den [[Douglas-Raum]] heran,<ref name="Pschyrembel Vagina" /> einer taschenförmige Aussackung des [[Bauchfell|Bauchfells]] und damit der tiefste Teil des Bauchraums zwischen [[Mastdarm]] und Uterus. Die Hinterwand (Dorsalwand) der Vagina ist durch [[Bindegewebe]] (''Septum rectovaginale'') mit dem Mastdarm und die Vorderwand über das ''Septum vesicovaginale'' und das ''Septum urethrovaginale'' mit der [[Harnblase]] und der [[Harnröhre]] verbunden.<ref name="Pschyrembel Vagina" /> Der Gebärmutterhals ist um etwa 90 Grad nach vorn abgeknickt und folgt damit nicht der durch die Vagina vorgegebenen Richtung.
<gallery class="center" widths="200" heights="160">
<center><gallery>
Sobo 1906 510.png|Skizze der eröffneten [[Vulva]] (oberer Teil) und Vagina (unterer Teil). Blick auf das Innere der Vagina (von [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|ventral]]) und dem [[Portio vaginalis uteri|Muttermund]] ''(Portio vaginalis uteri)''
Sobo 1906 510.png|Skizze der eröffneten [[Vulva]] (oberer Teil) und Vagina (unterer Teil). Blick auf das Innere der Vagina (von [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|ventral]]) und dem [[Portio vaginalis uteri|Muttermund]] ''(Portio vaginalis uteri)''
Vagina US.png|[[Sonographie|Ultraschallbild]] von 1: Harnblase; 2: Gebärmutter; 3: Vagina
Vagina US.png|[[Sonographie|Ultraschallbild]] von 1: Harnblase; 2: Gebärmutter; 3: Vagina
Cervix uteri, breastfeeding woman after 2 births.jpg|Äußerer Muttermund ''(Portio vaginalis uteri)'' und hinteres Ende der Vagina einer stillenden Frau nach [[Parität (Medizin)|zwei Geburten]], ''Para 2'', Blick durch ein Spekulum.
Cervix uteri, breastfeeding woman after 2 births.jpg|Äußerer Muttermund ''(Portio vaginalis uteri)'' und hinteres Ende der Vagina einer stillenden Frau nach [[Parität (Medizin)|zwei Geburten]], ''Para 2'', Blick durch ein Spekulum.
Rugae vaginales.jpg|Blick in das vordere Drittel der Vagina, mit typischen Querfalten ''(Rugae vaginales)''; oberhalb die Harnröhrenmündung ''(Carina urethralis vaginae)''
Rugae vaginales.jpg|Blick in das vordere Drittel der Vagina, mit typischen Querfalten ''(Rugae vaginales)''; oberhalb die Harnröhrenmündung ''(Carina urethralis vaginae)''
</gallery>
</gallery></center>        


=== Muskulatur, Blutversorgung und Nerven ===
=== Muskulatur, Blutversorgung und Nerven ===
Neben der [[Glatte Muskulatur|glatten Muskulatur]] in der Scheidenwand wird die Scheide von [[Quergestreifte Muskulatur|quergestreiften Muskeln]] umgeben, die gitterartig angeordnet sind. Der ''[[Musculus pubococcygeus]]'', ein Anteil des ''[[Musculus levator ani]]'', ist ein Muskel des [[Beckenboden]]s. Die Muskeln beider Seiten (Levatorschenkel) umfassen die Scheide wie eine Schlinge und ermöglichen eine willkürliche Verengung der Scheide.
Neben der [[Glatte Muskulatur|glatten Muskulatur]] in der Vaginawand wird die Vagina von [[Skelettmuskel|quergestreiften Muskeln]] umgeben, die gitterartig angeordnet sind. Der [[Musculus pubococcygeus]], ein Anteil des [[Musculus levator ani]], ist ein Muskel des Beckenbodens. Die Muskeln beider Seiten (Levatorschenkel) umfassen die Vagina wie eine Schlinge und ermöglichen eine willkürliche Verengung derselben.


Die Blutversorgung der Vagina erfolgt über die ''[[Arteria vaginalis]]'' aus der ''[[Arteria iliaca interna]]'', die unterhalb der ''[[Arteria uterina]]'' entspringt. Hinzu kommen Versorgungsäste der ''[[Arteria vesicalis inferior]]'' und der ''[[Arteria pudenda interna]]''. Das die Vagina umgebenden Venengeflecht ''([[Venenplexus|Plexus venosus vaginalis]])'' wird über die ''[[Vena uterina]]'' abgeleitet.<ref name="Kahle u.&nbsp;a. 1986, 2" /> Die [[Lymphe]] des oberen Teils der Vagina fließt über die ''Nodi lymphatici iliaci interni'' in die [[Lendenlymphknoten]] ''(Nodi lymphatici lumbales),'' vom unteren Teil in die [[Leistenlymphknoten]] ''(Nodi lymphatici inguinales superficiales)''.<ref name="Löning & Riethdorf" />
Die Blutversorgung der Vagina erfolgt über die [[Arteria vaginalis]] aus der [[Arteria iliaca interna]], die unterhalb der [[Arteria uterina]] entspringt. Hinzu kommen Versorgungsäste der [[Arteria vesicalis inferior]] und der [[Arteria pudenda interna]]. Das die Vagina umgebenden Venengeflecht ([[Venenplexus|Plexus venosus vaginalis]]) wird über die [[Vena uterina]] abgeleitet.<ref name="Kahle u. a. 1986, 2" /> Die [[Lymphe]] des oberen Teils der Vagina fließt über die ''Nodi lymphatici iliaci interni'' in die [[Lendenlymphknoten]], vom unteren Teil in die [[Leistenlymphknoten]] (''Nodi lymphatici inguinales superficiales'').<ref name="Löning & Riethdorf" />


Die Nervenversorgung der Vagina erfolgt durch den ''[[Plexus uterovaginalis]]''.<ref name="Löning & Riethdorf" /><ref name="Kahle u. a. 1986, 3">W. Kahle, H. Leinhardt, W. Platzer (Hrsg.): ''Taschenatlas der Anatomie für Studium und Praxis.'' Band 3: ''Nervensystem und Sinnesorgane.'' 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 1986, ISBN 3-13-492205-3, S.&nbsp;302–303.</ref><ref>Per Olov Lundberg: ''Die periphere Innervation der weiblichen Genitalorgane.'' In: ''Sexuologie.'' Band 9, Nr. 3, 2002, S. 98–106 ([http://www.sexuologie-info.de/pdf/Bd.9_2002_3.pdf Volltext als PDF Auf: ''sexuologie-info.de'']).</ref>
Die Nervenversorgung der Vagina erfolgt durch den [[Plexus uterovaginalis]].<ref name="Löning & Riethdorf" /><ref name="Kahle u. a. 1986, 2" /><ref>Per Olov Lundberg: ''Die periphere Innervation der weiblichen Genitalorgane.'' In: ''Sexuologie.'' Band 9, Nr. 3, 2002, S. 98–106 ([http://www.sexuologie-info.de/pdf/Bd.9_2002_3.pdf Volltext als PDF Auf: ''sexuologie-info.de'']).</ref>


=== Mikroskopische Anatomie bei der Frau ===
=== Mikroskopische Anatomie der Vagina ===
[[Datei:Vagina (mucosa).JPG|mini|Mikroskopischer Schnitt durch die Vaginalwand des Menschen. Man sieht eine in [[Hämatoxylin-Eosin-Färbung]] dargestellte ''Tunica mucosa vaginae'', mit der zugehörigen Oberflächenepithelschicht und die darunterliegende Bindegewebsschicht ''Lamina propria'']]
[[Datei:Vagina (mucosa).JPG|mini|alt=Mikroskopischer Schnitt durch die Vaginalwand der Frau|Mikroskopischer Schnitt durch die Vaginalwand der Frau. Zu sehen ist eine in [[Hämatoxylin-Eosin-Färbung]] dargestellte ''Tunica mucosa vaginae'', mit der zugehörigen Oberflächenepithelschicht und die darunterliegende Bindegewebsschicht ''Lamina propria'']]
[[Datei:Vaginal Mucosa Normal vs Menopause.png|mini|Histologie zweier Vaginalmucosae: Links prämenopausal Rechts: postmenopausal]]
[[Datei:Vaginal Mucosa Normal vs Menopause.png|mini|alt=Histologien einer prämenopausalen und einer postmenopausalen Vaginalmucosa|Histologien zweier Vaginalmucosae: Links prämenopausal, rechts postmenopausal]]
Die Vaginawand ist mit einer Wandstärke von etwa drei Millimetern sehr dünn.<ref name="Schäffler & Menche" /> Die Vaginalschleimhaut (''Tunica mucosa vaginae'') trägt ein mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel ([[Vaginalepithel]]), das nur eine minimale [[Keratine|Präkeratinbildung]] zeigt. Sie ist [[Glykogen|glykogenreich]] und [[Drüse|drüsenlos]] (kutane Schleimhaut). Das Epithel liegt auf einer [[Lamina propria]], die reich an [[Elastische Faser|elastischen Fasern]] und weitlumigen Venen ist.<ref name="Graumann" /> Das Epithel unterliegt im Verlauf des [[Sexualzyklus]] ständigen Umbauprozessen, die durch [[Estrogene]] und [[Progesteron]] gesteuert werden.<ref name="Kahle u. a. 1986, 2" />

Die Scheidenwand ist mit einer Wandstärke von etwa drei Millimetern sehr dünn.<ref name="Schäffler & Menche" /> Die Vaginal[[schleimhaut]] ''(Tunica mucosa vaginae)'' trägt ein mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel ([[Vaginalepithel]]), das nur eine minimale Präkeratinbildung zeigt. Sie ist [[glykogen]]reich und [[drüse]]nlos (kutane Schleimhaut). Das Epithel liegt auf einer [[Lamina propria]], die reich an [[Elastische Faser|elastischen Fasern]] und weitlumigen Venen ist.<ref name="Graumann" /> Das Epithel unterliegt im Verlauf des [[Sexualzyklus]] ständigen Umbauprozessen, die durch [[Estrogene|Östrogene]] und [[Progesteron]] gesteuert werden.<ref name="Kahle u.&nbsp;a. 1986, 2" />


Im Querschnitt zeigt die Vagina folgenden Wandaufbau:
Im Querschnitt zeigt die Vagina folgenden Wandaufbau:


* [[Schleimhaut]] (''Tunica mucosa vaginae''): Bestimmt die Oberflächenbeschaffenheit und sorgt für ein saures Milieu (pH um 4), durch die abgestorbenen Zellen des Vaginalepithels, die aufgrund des sehr hohen Glykogenanteils ein gutes Substrat für Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien) darstellen und zur Ausbildung der speziellen Scheidenflora [[Mikrobiom]] führen, was der Ansiedlung von Bakterien entgegenwirkt. Zur Tunica mucosa vaginae werden das eigentliche Vaginalepithel und die darunterliegende ''Lamina propria'' gezählt. Das Epithel der Vagina ist ein [[Epithel#Mehrschichtige Epithelien|mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel]], das sich weiter in vier Schichten differenziert:
* Schleimhaut (''Tunica mucosa vaginae''): Sie bestimmt die Oberflächenbeschaffenheit und sorgt für ein saures Milieu ([[pH-Wert]] 4 bis 4,5) durch die abgestorbenen Zellen des Vaginalepithels, die aufgrund des sehr hohen Glykogenanteils ein gutes Substrat für Milchsäurebakterien ([[Döderlein-Bakterien]]) darstellen und zur Ausbildung der speziellen [[Scheidenflora|Vaginalflora]] führen, was der Ansiedlung von Bakterien entgegenwirkt. Zur ''Tunica mucosa vaginae'' werden das eigentliche Vaginalepithel und die darunter liegende ''Lamina propria'' gezählt. Das Epithel der Vagina ist ein mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel, das sich weiter in vier Schichten differenziert:
* Basalzellschicht (''Stratum basale'')
** Basalzellschicht (''Stratum basale'')
* Parabasalschicht (''Stratum parabasale'')
** Parabasalschicht (''Stratum parabasale'')
* Intermediärschicht (''Stratum intermedium'')
** Intermediärschicht (''Stratum intermedium'')
* Superfizialschicht (''Stratum superficiale'')
** Superfizialschicht (''Stratum superficiale'')
Sie sitzen der ''[[Lamina propria]]'' auf und besteht aus lockerem Bindegewebe, das reich an elastischen Fasern und [[Lymphozyt]]en ist. In der ''Lamina propria'' finden sich [[Kapillare]]n und [[Lymphgefäß]]e, aus denen bei sexueller Erregung ein [[Transsudat]] durch das Epithel in die Scheide abgepresst wird, sowie den ''Plexus venosus vaginalis''. Die nervale Innervation der Vagina oder Sensibilität ist nur gering. So finden sich nur wenige [[freie Nervenendigung]]en, sensorische Fasern fehlen gänzlich.
* Muskelschicht (''Tunica muscularis vaginae''): Nach innen kann man eine [[Ringmuskel|Ringmuskulatur]], nach außen eine Längsmuskulatur erkennen. Durch sie kann sich die Vagina bei Erweiterung wieder ringförmig und längs zusammenziehen. Bei diesen Muskeln handelt es sich um [[glatte Muskulatur]], eingebettet in ein [[Bindegewebe|bindegewebiges]] Gerüst. Die maschen- oder gitterartige Anordnung der glatten Muskelfaserzüge hat einen zirkulären, an der Vorderwand auch längsgerichteten Verlauf. Diese Muskulatur setzt sich in der Muskulatur an der Zervix und des Dammes fort. Das vorhandene Bindegewebe ist scherengitterartig angeordnet und besteht aus kollagenen aber auch zahlreichen elastischen Fasern. Durch diesen Aufbau ist [[Biomechanik|biomechanisch]] eine ausgedehnte Dehnung der Vagina möglich.
* Bindegewebsschicht (''Tunica adventita vaginae''): Sie enthält viele elastische Fasern und ist mit den Bindegewebshüllen von Beckenboden, Harnröhre und Harnblase verbunden. Es wird auch als „Parakolpium“ bezeichnet. Die dichte Hüllstruktur aus Bindegewebe verbindet die Vagina mit ihrer Umgebung besonders mit der Urethra. Sie enthält zahlreiche elastische Fasern und grenzt kopfwärts ''(kranial)'' an das Parametrium.


Diese Schichten sitzen der ''Lamina propria'' auf, die aus lockerem Bindegewebe besteht, das reich an elastischen Fasern und [[Lymphozyt|Lymphozyten]] ist. In der ''Lamina propria'' finden sich [[Kapillare|Kapillaren]] und [[Lymphgefäß|Lymphgefäße]], aus denen bei sexueller Erregung ein [[Transsudat]] durch das Epithel in die Vagina abgepresst wird, sowie der ''Plexus venosus vaginalis''. Die nervale Innervation der Vagina beziehungsweise ihre Sensibilität ist nur gering. So finden sich nur wenige [[Nozizeptor|freie Nervenendigungen]], sensorische Fasern fehlen gänzlich.
=== Vergleichende Anatomie ===
Obwohl der Begriff Vagina vor allem bei den Säugetieren verwendet wird, findet er auch Anwendung bei der Beschreibung [[Analogie (Biologie)|analoger]] Organe anderer Tiergruppen. So findet man beispielsweise auch bei den Insekten eine Vagina. Diese befindet sich am achten Hinterleibssegment und stellt eine unpaare, mit [[Chitin]] ausgekleidete Struktur dar, die den [[Aedeagus]] (das Analogon des Penis bei den Insekten) des Männchens bei der Begattung aufnimmt.


* Muskelschicht (''Tunica muscularis vaginae''): Nach innen kann man eine [[Ringmuskel|Ringmuskulatur]], nach außen eine Längsmuskulatur erkennen. Durch sie kann sich die Vagina bei Erweiterung wieder ringförmig und längs zusammenziehen. Bei diesen Muskeln handelt es sich um glatte Muskulatur, eingebettet in ein [[Bindegewebe|bindegewebiges]] Gerüst. Die maschen- oder gitterartige Anordnung der glatten Muskelfaserzüge hat einen zirkulären, an der Vorderwand auch längsgerichteten Verlauf. Diese Muskulatur setzt sich in der Muskulatur an der Zervix und des Dammes fort. Das vorhandene Bindegewebe ist scherengitterartig angeordnet und besteht aus kollagenen aber auch zahlreichen elastischen Fasern. Durch diesen Aufbau ist [[Biomechanik|biomechanisch]] eine starke Dehnung der Vagina möglich.
Innerhalb der Wirbeltiere entwickelte sich die Vagina erst bei den [[Theria]], also der systematischen Gruppe, die die [[Beuteltiere]] und die [[Höhere Säugetiere|höheren Säugetiere]] umfasst. Bei den [[Reptilien]] und [[Vögel]]n ist entsprechend keine Vagina im engeren Sinne ausgebildet, in der Vogelanatomie wird jedoch der letzte Abschnitt des [[Legedarm]]s, in dem das Eioberhäutchen gebildet wird, als Vagina bezeichnet.<ref>Franz-Viktor Salomon (Hrsg.): ''Lehrbuch der Geflügelanatomie.'' Fischer, Jena/ Stuttgart 1993, ISBN 3-334-60403-9.</ref> Bei den eierlegenden [[Kloakentiere]]n münden die beiden Gebärmütter in einen gemeinsamen [[Sinus urogenitalis]], der sich in eine [[Kloake (Biologie)|Kloake]] öffnet.<ref name="Møbjerg">Nadja Møbjerg: ''Organe der Osmoregulation und Exkretion.'' In: W. Westheide, R. Rieger: ''Spezielle Zoologie. Teil 2. Wirbel- oder Schädeltiere.'' Spektrum, München 2004, ISBN 3-8274-0307-3, S. 151.</ref>


* Bindegewebsschicht (''Tunica adventitia vaginae''): Sie enthält viele elastische Fasern und ist mit den Bindegewebshüllen von Beckenboden, Harnröhre und Harnblase verbunden. Sie wird auch als [[Parakolpium]] bezeichnet. Die dichte Hüllstruktur aus Bindegewebe verbindet die Vagina mit ihrer Umgebung besonders mit der Harnröhre. Sie enthält zahlreiche elastische Fasern und grenzt kopfwärts (''kranial'') an das [[Parametrium]].
Bei den [[Beutelsäuger]]n (Metatheria) ist die Vagina paarig ''(Vagina duplex),'' da der Endabschnitt des paarigen [[Müller-Gang]]s, aus dem beim [[Embryo]] die Vagina entsteht, bei ihnen nicht verschmilzt. Beide Äste enden in einen gemeinsamen Sinus urogenitalis und verschmelzen dort.

Für alle höheren Säugetiere ist eine ungeteilte und damit unpaare Vagina typisch, obwohl bei vielen Säugern eine zweiteilige Gebärmutter ausgebildet ist.<ref name="Møbjerg" /> Diese kann, wie etwa beim [[Erdferkel]], vollständig getrennt sein und über zwei getrennte Mündungen in die Vagina münden.<ref>Martin S. Fischer: ''Tubulidentata, Erdferkel.'' In: W. Westheide, R. Rieger: ''Spezielle Zoologie.'' Teil 2. ''Wirbel- oder Schädeltiere.'' Spektrum, München 2004, ISBN 3-8274-0307-3, S. 646.</ref> Da das [[Hymen]] bei den meisten Nichtprimaten nur als undeutliche Ringfalte ausgebildet ist, ist als hintere Grenze der Vagina und damit als Übergang zum Scheidenvorhof die Harnröhrenmündung definiert. Bei einigen Säugetieren, wie etwa den [[Echte Schweine|Schweinen]], ist keine Portio und damit auch kein Scheidengewölbe ausgebildet. Gelegentlich finden sich beidseitig, kurz vor der hinteren Grenze der Vagina noch Rudimente des [[Urnierengang|Wolff-Ganges]], die als ''Gartner-Gänge'' ''(Ductus deferentes vestigiales)'' bezeichnet werden.<ref>Uwe Gille: ''Weibliche Geschlechtsorgane.'' In: Franz-Viktor Salomon u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Anatomie für die Tiermedizin.'' 2. Auflage. Enke, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-8304-1075-1, S.&nbsp;379–389.</ref>

Bei den [[Elefanten]] liegt die Vaginalöffnung noch vor den Hinterbeinen und muss zur Kopulation nach hinten gezogen werden.<ref>Martin S. Fischer: ''Proboscidea, Elefanten.'' In: W. Westheide, R. Rieger: ''Spezielle Zoologie.'' Teil 2. ''Wirbel- oder Schädeltiere.'' Spektrum, München 2004, ISBN 3-8274-0307-3, S. 665.</ref> Bei den Walen sind die Genitalien sehr weit in den Rücken verlagert und liegen nahe der [[Niere]]n, die Vagina öffnet sich hier in einer langgestreckten Falte.<ref>Milan Klima: ''Cetacea, Wale.'' In: W. Westheide, R. Rieger: ''Spezielle Zoologie.'' Teil 2. ''Wirbel- oder Schädeltiere.'' Spektrum, München 2004, ISBN 3-8274-0307-3, S.&nbsp;638.</ref>

== Ontogenetische Entwicklung der Vagina ==
=== Somatische Entwicklung ===
Die Vagina entwickelt sich gemeinsam mit der Gebärmutter und den Eileitern aus dem paarig angelegten [[Müller-Gang]] ''(Ductus paramesonephricus),'' der neben dem [[Urnierengang]] (Wolff-Gang, ''Ductus mesonephricus'') embryonal in der [[Urogenitalleiste]] angelegt wird. Während bei den männlichen Embryonen die Entwicklung des Müller-Ganges durch das in den [[fetal]]en [[Hoden]] gebildete [[Anti-Müller-Hormon]] (AMH) unterdrückt wird und diese zurückgebildet werden, bildet er sich im weiblichen Embryo ohne dieses Hormon zu den inneren Genitalien um.

[[Datei:Gray1110.png|mini|hochkant|Entwicklung des Müller- (blau) und des Wolff-Ganges (rot) in der ontogenetischen Entwicklung zum weiblichen und männlichen Geschlecht]]
Dabei werden ab der 7. Entwicklungswoche aus dem Müller-Gang ohne hormonelle Hemmung die Eileiter ''(Tuba uterina),'' die Gebärmutter ''(Uterus)'' und die Vagina gebildet, während sich der Wolff-Gang zurückbildet.<ref name="embryology.ch">[http://www.embryology.ch/allemand/ugenital/genitinterne05.html ''Weibliches Geschlecht: Differenzierung des Gangsystems der Genitalorgane''.] Online-Embryologiekurs für Studierende der Medizin, entwickelt von den Universitäten Freiburg, Lausanne und Bern mit Unterstützung des Swiss Virtual Campus, Modul 21.4. Abgerufen am 26. April 2011.</ref>

Während der obere, [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen|kraniale]] Anteil des Müller-Gangs vertikal verläuft und gemeinsam mit dem mittleren Teil die Eileiter bildet, werden aus dem unteren Bereich die Gebärmutter und die Vagina gebildet. Die ursprünglich paarigen Gänge legen sich zusammen und verschmelzen am Ende des dritten Entwicklungsmonats zu einem Gang, der sich unter dem Einfluss der Östrogene zur Gebärmutter, dem Gebärmutterhals und dem oberen Bereich der Vagina ausdifferenziert. Das untere Ende dieses Kanals bildet den [[Sinovaginalhöcker]] und endet an der Hinterwand des Sinus urogenitalis. Über eine Verdickung des Höckers und der Wand des Sinus urogenitalis bildet sich eine epitheliale Platte, die Vaginalplatte, die sich im 5.&nbsp;Entwicklungsmonat an ihrem oberen Ende ausstülpt und schließlich zum Ende der Embryonalentwicklung durchbricht und den Vaginalausgang mit dem Hymen bildet.<ref name="embryology.ch" />

=== Bedeutung der Hox-Gene bei der Entwicklung der Vagina ===
Schon an einigen Tiermodellen konnte gezeigt werden, dass [[Hox-Gen]]e eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung des [[Urogenitalsystem]]s spielen.<ref>Agnès Burel, Thomas Mouchel, Sylvie Odent u.&nbsp;a.: ''Role of HOXA7 to HOXA13 and PBX1 genes in various forms of MRKH syndrome (congenital absence of uterus and vagina).'' In: ''Journal of Negative Results in Biomedicine.'' Band 5, Nr. 4, [[doi:10.1186/1477-5751-5-4]], [http://www.jnrbm.com/content/pdf/1477-5751-5-4.pdf Volltext] (PDF; 269&nbsp;kB)</ref> HOX-A10 war dabei für die Entwicklung des [[Uterus]], HOX-A11 für den [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen#Anatomische Hauptrichtungen|kaudalen]] Uterusanteil, HOX-A13 für den [[Anatomische Lage- und Richtungsbezeichnungen#Anatomische Hauptrichtungen|kranialen Anteil]] der Vagina und HOX-A9 für die [[Eileiter]]entwicklung wichtig.<ref>Vincent J. Lynch, Jutta J. Roth, Kazuhiko Takahashi u.&nbsp;a.: ''Adaptive evolution of HoxA-11 and HoxA-13 at the origin of the uterus in mammals.'' In: ''The Royal Society Publishing Proceedings B.'' 7. November 2004, Band 271, Nr. 1554, S. 2201–2207, [[doi:10.1098/rspb.2004.2848]], [http://www.brown.edu/Faculty/Dunn_Lab/assets/Lynch-etal2004.pdf Volltext] (PDF; 200&nbsp;kB)</ref><ref>Günter P Wagner, Vincent J Lynch: ''Molecular evolution of evolutionary novelties: the vagina and uterus of therian mammals.'' In: ''Journal of Experimental Zoology Part B Molecular and Developmental Evolution.'' November 2005, Band 304, Nr. 6, S. 580–592 [[doi:10.1002/jez.B.21074]].</ref> Störungen in der Expression dieser Hox-Gene führt zu entsprechenden Entwicklungsstörungen. So wurden Störungen der Hox-A13 Gene, die für die Entwicklung weiter Abschnitte der Vagina und der Bildung bzw. Regulation der [[Extrazelluläre Matrix|extrazellulären Matrix]] verantwortlich ist, in Zusammenhang mit einer [[Scheidenvorfall|Beckenbodenschwäche]], (engl. ''pelvic organ prolapse,'' POP).<ref>K. A. Connell, M. K. Guess, A. Tate, V. Andikyan, R. Bercik, H. S. Taylor: ''Diminished vaginal HOXA13 expression in women with pelvic organ prolapse.'' In: ''Menopause.'' Band 16, Nr. 3, Mai-Juni 2009, S.&nbsp;529–533, [[doi:10.1097/gme.0b013e31818fb0c2]], PMID 19423998, {{PMC|2704499}}.</ref>


== Physiologie ==
== Physiologie ==
=== Vaginalmilieu ===
=== Vaginalmilieu ===
Das in der Vagina vorhandene Scheidensekret besteht aus dem in den Zervixdrüsen des Muttermundes gebildeten Zervixschleim und dem aus der Scheidenwand austretenden [[Transsudat]]. Hinzu kommen abgestorbene Zellen des Vaginalepithels, die aufgrund des sehr hohen [[Glykogen]]anteils ein gutes Substrat für [[Milchsäurebakterien]] ([[Döderlein-Bakterien]]) und einer speziellen [[Scheidenflora]] darstellen. Die Organismen wandeln das Glykogen in [[Milchsäure]] um, die in einer Konzentration von etwa 0,5 % vorhanden ist.<ref name="Schäffler & Menche" />
Das in der Vagina vorhandene Sekret besteht aus dem in den Zervixdrüsen des Muttermundes gebildeten Zervixschleim und dem aus der Vaginawand austretenden Transsudat. Hinzu kommen abgestorbene Zellen des Vaginalepithels, die aufgrund des sehr hohen [[Glykogen|Glykogenanteils]] ein gutes Substrat für [[Milchsäurebakterien]] (Döderlein-Bakterien) und einer speziellen Vaginalflora darstellen. Die Organismen wandeln das Glykogen in [[Milchsäure]] um, die in einer Konzentration von etwa 0,5 % vorhanden ist.<ref name="Schäffler & Menche" />


Durch die Milchsäurebakterien ist das Vaginalsekret der Frau sauer ([[pH-Wert]] 4 bis 4,5) und dient dem Schutz des weiblichen Genitaltraktes vor aufsteigenden [[Infektion]]en.<ref name="Schäffler & Menche">Arne Schäffler, Nicole Menche: ''Mensch – Körper – Krankheit: Biologie, Anatomie, Physiologie.'' 3., überarbeitete Auflage. Urban & Fischer, München 1999, ISBN 3-437-55192-2, S. 396.</ref> Die Vagina dient auch als Abfluss für die [[Menstruation]]sblutungen aus der Gebärmutter. Bei jungen Mädchen vor der Pubertät erfolgt die Besiedelung dagegen vor allem durch [[Staphylokokken]] und [[Streptokokken]], die nur einen geringen Schutz gegen Krankheitskeime bilden.<ref name="Pschyrembel Vaginalflora">''Vaginalflora.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S.&nbsp;564.</ref>
Durch die Milchsäurebakterien ist das Vaginalsekret sauer (pH-Wert 4 bis 4,5) und dient dem Schutz des weiblichen Genitaltraktes vor aufsteigenden [[Infektion|Infektionen]]. Bei jungen Mädchen vor der Pubertät erfolgt die Besiedelung dagegen vor allem durch [[Pathogenität|apatogene]] [[Staphylokokken]] und [[Streptokokken]], die nur einen geringen Schutz gegen Krankheitskeime bilden.<ref>{{Literatur |Titel=Vaginalflora |Hrsg=Stephan Dressler, Christoph Zink |Sammelwerk=Pschyrembel Wörterbuch Sexualität |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=978-3-11-016965-2 |Seiten=564}}</ref>


=== Sexuelle Erregung und Geschlechtsverkehr ===
=== Sexuelle Erregung und Geschlechtsverkehr ===
[[Datei:Clitoris inner anatomy numbers.png|mini|alt=Medizinische Zeichnung der Klitoris|Schematische Zeichnung der Klitoris: Die Vaginalöffnung (6) ist umgeben von den für die sexuelle Erregung bedeutsamen Schwellkörpern (2). 1) Klitoriseichel; 2) Schwellkörper; 3) Kitzlerschenkel; 4) Harnröhrenmündung; 5) Vorhofschwellkörper; 6) Vaginalöffnung]]
[[Datei:Fingering with 2 fingers.jpg|mini|links|Zweifingerstimulation am Bereich der [[Gräfenberg-Zone]]; zu beachten ist, dass dieser Bereich erst in einem gewissen [[Sexuelle Erregung|Erregungsgrad]] als [[erogene Zone]] aktiv wird.]]
[[Datei:Clitoris inner anatomy numbers.png|mini|Der '''Scheideneingang''', ''Introitus vaginae'' mit dem für die sexuelle Erregung bedeutsamen '''Schwellkörpersystemen''' sowie der Klitoris und schematische Darstellung der tieferen Schichten des Organs:<br />1) Eichel, ''Glans clitoridis'', zusammen mit dem Klitorisschaft, ''Corpus clitoridis'', in der [[Klitorisvorhaut|Vorhaut]], ''Praeputium clitoridis'', liegend<br />2) Schwellkörper, ''Corpus cavernosum clitoridis'', der paarige Anfangsteil vereinigt zum ''Corpus clitoridis''<br />3) Kitzlerschenkel, ''Crus clitoridis''<br />4) [[Harnröhre]]nmündung, ''Ostium urethrae externum''<br />5) Vorhofschwellkörper, ''Bulbus vestibuli''<br />6) Scheidenöffnung, ''Vestibulum vaginae'']]
{{Hauptartikel|Vaginalverkehr}}


Die Vagina nimmt beim Vaginalverkehr den [[Penis]] und das von ihm ausgestoßene [[Sperma]] mit den darin enthaltenen [[Spermium|Spermien]] auf. Während der [[Sexuelle Erregung|sexuellen Erregung]] wird das Vaginalmilieu verändert. Durch die [[Lubrikation]] und die Produktion und Sekretion von dünnflüssigem Schleim in den Zervixdrüsen wird das Sekret pH-neutral.<ref name="Schäffler & Menche" /> Die in den Scheidenvorhof mündenden [[Glandula vestibularis major|Bartholinschen Drüsen]], sondern zudem bei Erregung ein schleimhaltiges Sekret ab und befeuchten den Vorhof, wodurch das Eindringen des Penis in die Vagina erleichtert wird.<ref>Arne Schäffler, Nicole Menche: ''Mensch – Körper – Krankheit.'' 3. Auflage. Urban & Fischer, München 1999, S. 401.</ref> Nach der [[Samenerguss|Ejakulation]] des Mannes werden die Spermien durch den Gebärmutterhals in die Gebärmutter und weiter in die Eileiter transportiert. So auch bei allen anderen [[Primaten]], [[Wiederkäuer]]n, [[Kaninchen]] und einigen [[Nagetiere]]n. Hingegen kann der Penis beispielsweise bei [[Pferde]]n, [[Hunde]]n und [[Hausschwein|Schweinen]] bis hinter die Zervix dringen und das Sperma direkt in den Uterus ejakulieren.<ref>{{Literatur |Autor=Tim Birkhead |Titel=Promiscuity. An Evolutionary History of Sperm Competition and Sexual Conflict |Verlag=Faber & Faber |Ort=London |Datum=2000 |ISBN=0-571-19360-9 |Seiten=143}}</ref>
Die Vagina nimmt beim [[Vaginalverkehr]] den [[Penis des Menschen|Penis]] und das von ihm ausgestoßene [[Sperma]] mit den darin enthaltenen [[Spermium|Spermien]] auf. Während der [[Sexuelle Erregung|sexuellen Erregung]] wird das Vaginalmilieu verändert. Durch die [[Lubrikation]] und die Produktion und Sekretion von dünnflüssigem Schleim in den Zervixdrüsen wird das Sekret pH-neutral. Die in den Scheidenvorhof mündenden [[Glandula vestibularis major|Bartholinschen Drüsen]] sondern zudem bei Erregung ein schleimhaltiges Sekret ab und befeuchten den Vorhof.<ref>Arne Schäffler, Nicole Menche: ''Mensch – Körper – Krankheit.'' 3. Auflage. Urban & Fischer, München 1999, S. 401.</ref>


Vaginaler Geschlechtsverkehr kann, wie auch andere Formen der sexuellen Betätigung, zum [[Orgasmus]] führen. Da die Vagina im Wesentlichen aus relativ nervenarmem Gewebe besteht, ist jedoch umstritten, ob der Begriff „vaginaler Orgasmus“ sinnvoll ist.<ref name=":0">{{Literatur |Autor=Barbara Ehret, Mirjam Roepke-Buncsak |Titel=Frauenkörper Gesundheit Leben |Verlag=Diana Verlag |Ort=München |Datum=2008 |ISBN=978-3-453-28513-2}}</ref> Diese Debatte flammte bereits in den 1950er und 1960er Jahren in den USA auf, unter anderem angeregt durch Publikationen von [[Masters und Johnson|William Masters und Virginia Johnson]] sowie [[Anne Koedt]], und erreichte Deutschland in den 1970er Jahren.<ref>{{Literatur |Autor=Mary Jane Sherfey |Titel=Die Potenz der Frau |Verlag=CLEPTO-Reprint |Ort=Luxemburg |Datum=1974}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Jutta Menschik |Titel=Feminismus |Verlag=Pahl-Rugenstein |Ort=Köln |Datum=1977 |ISBN=3-7609-0288-x |Seiten=211}}</ref>
Der vaginale Geschlechtsverkehr kann, wie auch andere Formen der sexuellen Betätigung, zum [[Orgasmus]] führen. Da die Vagina im Wesentlichen aus relativ nervenarmem Gewebe besteht, ist jedoch umstritten, ob der vaginale Orgasmus durch die Reizung in der Vagina oder eine durch die Bewegung ausgelöste Reizung der [[Klitoris]] ausgelöst wird. Die von [[Ernst Gräfenberg]] beschriebene [[Gräfenberg-Zone]]<ref>Ernst Gräfenberg: ''The Role of the Urethra in Female Orgasm.'' In: ''International Journal of Sexology.'' Band 3, Nr. 3, 1950, S. 145–148 ([https://www.academia.edu/1743428/Ernest_Gr%C3%A4fenberg_1950_The_role_of_urethra_in_female_orgasm_in_The_International_Journal_of_Sexology_vol_III_no_3_145_148 online]) Auf: ''academia.edu''; abgerufen am 4. Januar 2021. / [http://www.andreadrian.de/Sex_und_Arbeitsteilung_Mann_Frau/1950_Graefenberg_The_Role_of_Urethra_in_Female_Orgasm.pdf Volltext.] (PDF) andreadrian.de; abgerufen am 4. Januar 2021.</ref> (auch G-Spot), die etwa drei bis vier Zentimeter vom Vaginaleingang entfernt in der Vorderwand der Vagina liegt, wird in diesem Zusammenhang als besonders sensibel und sexuell erregbar betrachtet.<ref name="Pschyrembel Gräfenberg-Zone">''Gräfenberg-Zone.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 564.</ref> Sie ist den [[Paraurethraldrüse]]n benachbart, die bei einer entsprechenden Reizung Sexualsekrete freigeben ([[weibliche Ejakulation]]).<ref name="Pschyrembel Gräfenberg-Zone" /> Bei einem vaginal ausgelösten Orgasmus sind andere sensorische Nervenleitungen einbezogen als bei einem Orgasmus, der wesentlich durch die Reizung der Klitoris entsteht. Beim vaginalen Orgasmus sind der ''Plexus hypogastricus'' und die ''Nervi pelvici'' hauptsächlich angesprochen, beim klitoralen Orgasmus der ''[[Nervus pudendus]]''.<ref name="Graumann" />


Manche Frauen bevorzugen eine direkte Liebkosung des Klitoriskörpers, bei anderen ist die Empfindsamkeit am Vaginaleingang und den kleinen Venuslippen besonders stark ausgeprägt und einige Frauen bevorzugen ein tiefes Eindringen. Die Venengeflechte um Harnröhre und Vagina gehören ebenfalls zum aktiven, erogenen System der Frau.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.emma.de/index.php?id=die_potente_frau_10_87 |text=''Die potente Frau.'' |wayback=20100310213333}} In: ''[[Emma (Zeitschrift)|Emma]].'' Oktober 1987, abgerufen am 30. Mai 2011.</ref>
Auch bei der vaginalen Penetration wird die [[Klitoris]] mit ihren Schwellkörpern, in Abhängigkeit von der [[Sexualpraktik]], stimuliert. Bei der [[Gräfenberg-Zone]]<ref>Ernst Gräfenberg: ''The Role of the Urethra in Female Orgasm.'' In: ''International Journal of Sexology.'' Band 3, Nr. 3, 1950, S. 145–148 ([https://www.academia.edu/1743428/Ernest_Gr%C3%A4fenberg_1950_The_role_of_urethra_in_female_orgasm_in_The_International_Journal_of_Sexology_vol_III_no_3_145_148 online]) Auf: ''academia.edu''; abgerufen am 4. Januar 2021. / [http://www.andreadrian.de/Sex_und_Arbeitsteilung_Mann_Frau/1950_Graefenberg_The_Role_of_Urethra_in_Female_Orgasm.pdf Volltext.] (PDF) andreadrian.de; abgerufen am 4. Januar 2021.</ref> (auch G-Punkt), die sich etwa drei bis vier Zentimeter von der Vaginalöffnung entfernt in der Vorderwand der Vagina befindet, handelt es sich ebenfalls um eine Stimulation der Klitoris.<ref name=":0" /> Die Vagina besitzt darüber hinaus [[Paraurethraldrüse|Paraurethraldrüsen]], die bei Erregung Sexualsekrete freigeben können ([[weibliche Ejakulation|weibliche oder vaginale Ejakulation]]).<ref>{{Literatur |Titel=Gräfenberg-Zone |Hrsg=Stephan Dressler, Christoph Zink |Sammelwerk=Pschyrembel Wörterbuch Sexualität |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=978-3-11-016965-2 |Seiten=188}}</ref> Die Venengeflechte um Harnröhre und Vagina gehören ebenfalls zum aktiven, erogenen System der Frau.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.emma.de/index.php?id=die_potente_frau_10_87 |text=''Die potente Frau.'' |wayback=20100310213333}} In: ''[[Emma (Zeitschrift)|Emma]].'' Oktober 1987, abgerufen am 25. Juni 2021.</ref>


Entgegen früheren Annahmen sprechen aktuellere wissenschaftliche Untersuchungen dafür, dass 70–80 % der Frauen ausschließlich durch direkte Stimulation der Klitoris einen Orgasmus erreichen können.<ref name="Weeks">{{Literatur |Autor=Jeffrey Weeks |Titel=Sexuality and its discontents: meanings, myths, & modern sexualities |Verlag=Psychology Press |Datum=1985 |ISBN=0-415-04503-7 |Seiten=324 |Online=[http://books.google.com/books?id=QzkTiK9oQVIC&pg=PA89&dq=&hl=en&sa=X&ei=cv4FT_bSFeu62gXp8KyKAg&ved=0CEQQ6AEwAQ#v=onepage&q=false books.google.com] |Abruf=2012-01-05}}</ref><ref name="Flaherty">{{" |Sprache=en |Text=The amount of time of sexual arousal needed to reach orgasm is variable – and usually much longer – in women than in men; thus, only 20–30 % of women attain a coital climax. b. Many women (70–80%) require manual clitoral stimulation…}} {{Literatur |Autor=Joseph A. Flaherty, John Marcell Davis, Philip G. Janicak |Titel=Psychiatry: Diagnosis & therapy. A Lange clinical manual |Verlag=Appleton & Lange (Original from Northwestern University) |Datum=1993 |ISBN=0-8385-1267-4 |Seiten=544 |Online= |Abruf=2012-01-05}}</ref><ref name="Lloyd">{{Literatur |Autor=[[Elisabeth Lloyd|Elisabeth Anne Lloyd]] |Titel=The case of the female orgasm: bias in the science of evolution |Verlag=Harvard University Press |Datum=2005 |ISBN=0-674-01706-4 |Seiten=311 |Online=[http://books.google.com/books?id=6GFNvA6TvlwC&pg=PA53&dq=en&sa=X&ei=Jg0GT_3QNoqQ2QWL-KSBCg&ved=0CEMQ6AEwADgo#v=onepage&q=false books.google.com] |Abruf=2012-01-05}}</ref><ref name="Shere Hite">[[Shere Hite]]: {{" |Sprache=en |Text=I was making the point that clitoral stimulation wasn’t happening during coitus. That’s why women ‘have difficulty having orgasms’ – they don’t have difficulty when they stimulate themselves.}}<br />Tracey Cox: {{" |Sprache=en |Text=It’s disappointing that one of Hite’s main messages – that 70 per cent of women don’t have orgasms through penetration – is not completely accepted today. Plenty of women don’t feel comfortable admitting it, even to themselves, for fear their partners will love them less. But women are far more experimental now.}} {{Internetquelle |autor=Shere Hite |url=http://www.independent.co.uk/news/people/profiles/shere-hite-on-female-sexuality-in-the-21st-century-475981.html |titel=Shere Hite: On female sexuality in the 21st century |werk=[[The Independent]] |datum=2006-04-30 |abruf=2011-04-10}}</ref> Obwohl indirekte Stimulation der Klitoris dazu ebenfalls ausreichend sein kann,<ref name="Lloyd" /><ref name="OConnell">{{Literatur |Autor=Helen E. O’Connell, Kalavampara V. Sanjeevan, John M. Hutson |Titel=Anatomy of the clitoris |Sammelwerk=[[BBC News]] |Band=174 |Nummer=4 Pt. 1 |Datum=2005-10 |Seiten=1189–95 |Online=http://news.bbc.co.uk/2/hi/health/5013866.stm |DOI=10.1097/01.ju.0000173639.38898.cd |PMID=16145367}}</ref> ist vom empirischen Standpunkt davon auszugehen, dass die Mehrheit der Frauen durch bloße Penetration des Penis in die Vagina keinen Orgasmus erreichen kann. Hingegen ist die Vaginalöffnung oder der Scheideneingang ''(Introitus vaginae)'' sehr reich mit [[Mechanorezeptor]]en innerviert.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen sprechen dafür, dass 70–80 % der Frauen hauptsächlich durch direkte Stimulation der Klitorisspitze weil sie biologisch der männlichen [[Glans penis|Eichel]] entspricht auch ''Klitoriseichel'' genannt einen Orgasmus erreichen können.<ref name="Flaherty">{{" |Text=The amount of time of sexual arousal needed to reach orgasm is variable – and usually much longer – in women than in men; thus, only 20–30 % of women attain a coital climax. b. Many women (70–80%) require manual clitoral stimulation… |Sprache=en}} {{Literatur |Autor=Joseph A. Flaherty, John Marcell Davis, Philip G. Janicak |Titel=Psychiatry: Diagnosis & therapy. A Lange clinical manual |Verlag=Appleton & Lange (Original from Northwestern University) |Datum=1993 |ISBN=0-8385-1267-4 |Seiten=544}}</ref><ref name="Shere Hite">[[Shere Hite]]: {{" |Text=I was making the point that clitoral stimulation wasn’t happening during coitus. That’s why women ‘have difficulty having orgasms’ – they don’t have difficulty when they stimulate themselves. |Sprache=en}}

Tracey Cox: {{" |Text=It’s disappointing that one of Hite’s main messages – that 70 per cent of women don’t have orgasms through penetration – is not completely accepted today. Plenty of women don’t feel comfortable admitting it, even to themselves, for fear their partners will love them less. But women are far more experimental now. |Sprache=en}} {{Internetquelle |autor=Shere Hite |url=http://www.independent.co.uk/news/people/profiles/shere-hite-on-female-sexuality-in-the-21st-century-475981.html |titel=Shere Hite: On female sexuality in the 21st century |werk=[[The Independent]] |datum=2006-04-30 |abruf=2011-04-10}}</ref> Obwohl indirekte Stimulation der Klitoris dazu ebenfalls ausreichend sein kann,<ref name="Lloyd">{{Literatur |Autor=[[Elisabeth Lloyd|Elisabeth Anne Lloyd]] |Titel=The case of the female orgasm: bias in the science of evolution |Verlag=Harvard University Press |Datum=2005 |ISBN=0-674-01706-4 |Seiten=53 |Online=[http://books.google.com/books?id=6GFNvA6TvlwC&pg=PA53&dq=en&sa=X&ei=Jg0GT_3QNoqQ2QWL-KSBCg&ved=0CEMQ6AEwADgo#v=onepage&q=false books.google.com] |Abruf=2012-01-05}}</ref> ist vom empirischen Standpunkt aus davon auszugehen, dass die Mehrheit der Frauen durch bloße Penetration des Penis in die Vagina keinen Orgasmus erreichen. Hingegen ist die Vaginalöffnung, also der Scheideneingang, sehr reich mit [[Mechanorezeptor|Mechanorezeptoren]] innerviert.

''Siehe auch: [[Orgasmus#Der_Orgasmus_der_Frau|Orgasmus der Frau]]''


=== Geburt ===
=== Geburt ===
Bei der [[Geburt]] wird die Vagina zu einem Teil des [[Geburtskanal]]s für das Kind. Es kommt durch die [[Wehe]]n und die damit verbundene Öffnung des [[Muttermund]]es und des Geburtskanals (Eröffnungsphase der Geburt) vor allem zu einer Aufweichung der Vaginalmuskulatur, die die Dehnung beim späteren Geburtsvorgang (Austreibungsphase der Geburt) ermöglicht. Diese Dehnung betrifft zudem die Vorhofschwellkörper sowie das Gewebe der Schamlippen und des Damms, der unter der Belastung reißen kann ([[Dammriss]]) und bei der Geburt unter Umständen eingeschnitten wird ([[Dammschnitt]]).
Bei der [[Geburt]] ist die Vagina Teil des Geburtskanals für das Kind. Es kommt durch die [[Wehe|Wehen]] und die damit verbundene Öffnung des [[Muttermund|Muttermundes]] (Eröffnungsphase der Geburt) vor allem zu einer Lockerung der Vaginalmuskulatur, die die Dehnung in der Austreibungsphase am Ende der Geburt ermöglicht. Die Dehnung betrifft zudem die Vorhofschwellkörper sowie das Gewebe der [[Schamlippen|Vulvalippen]] und des [[Perineum|Damms]]. Vagina, Vulvalippen und Damm können unter der Belastung einreißen ([[Dammriss]]). Der Damm wird unter Umständen zur Geburt des Kindes eingeschnitten ([[Dammschnitt]]).


== Untersuchungsmöglichkeiten ==
== Untersuchungsmöglichkeiten ==
Die Scheide kann mit den Fingern abgetastet werden. Zur optischen Begutachtung verwendet man ein [[Spekulum]], ein Vaginoskop oder ein [[Kolposkop]]. Unabhängig von der Gynäkologie können Frauen die Vagina im Kontext einer [[Vaginale Selbstuntersuchung|Vaginalen Selbstuntersuchung]] auch selbst erforschen und untersuchen.
Bei Beschwerden und zur Kontrolle wird die Vagina in der gynäkologischen Praxis ärztlich untersucht. Frauen können ihre Vagina im Kontext einer [[Vaginale Selbstuntersuchung|vaginalen Selbstuntersuchung]] auch selbst untersuchen. Die Vagina kann dazu mit den Fingern abgetastet werden. Zur optischen Begutachtung wird ein [[Spekulum]], ein Vaginoskop oder ein [[Kolposkop]] verwendet.


Zur Untersuchung der Scheidenhaut und des Scheidenmilieus werden Epithelzellen durch einen [[Abstrich (Medizin)|Abstrich]] gewonnen und auf einem Objektträger mikroskopiert. Damit gibt die [[Vaginalzytologie]] Auskunft über die aktuelle Zyklusphase. Heute wird die Zyklusphasenbestimmung allerdings durch Hormonuntersuchungen erweitert, um ausreichende Diagnosesicherheit zu bieten. Zudem können Gewebeproben mittels einer Scheiden[[biopsie]] entnommen werden.
Zur Untersuchung der Vaginahaut und des Vaginamilieus werden Epithelzellen durch einen [[Abstrich (Medizin)|Abstrich]] gewonnen und auf einem Objektträger mikroskopiert. Damit gibt die [[Vaginalzytologie]] Auskunft über die aktuelle Zyklusphase. Heute wird die Zyklusphasenbestimmung allerdings durch Hormonuntersuchungen erweitert, um ausreichende Diagnosesicherheit zu bieten. Zudem können Gewebeproben mittels einer Vagina[[biopsie]] entnommen werden.


== Lageanomalien, Fehlbildungen und Fehlen der Vagina ==
== Ontogenetische Entwicklung der Vagina ==
[[Datei:Gray1110.png|mini|hochkant|alt=Medizinische Zeichnung, auf der die Entwicklung von Müller- und Wolff-Gang dargestellt werden|Entwicklung des Müller- (blau) und des Wolff-Ganges (rot) in der ontogenetischen Entwicklung zum weiblichen und männlichen Geschlecht]]
Vaginalfehlbildungen umfassen verschiedene angeborene Störungen bei der ontogenetischen Entwicklung der Vagina. Dabei können diese isoliert nur die Vagina betreffen oder auch kombiniert mit Fehlbildungen der [[Gebärmutter]] und der Harnwege auftreten. Hinzu kommen Fehlbildungen im Bereich des Scheidenausgangs und des Scheidenvorhofs.
Die Geschlechtsorgane entwickeln sich vor der Geburt aus einer zunächst geschlechtsunspezifischen Anlage an gleicher Körperstelle bei allen Menschen.<ref>{{Literatur |Autor=Kalrheinz A. Rosenbauer |Titel=Genitalorgane. Anatomie und Physiologie |Auflage=1 |Verlag=Rowohlt |Ort=Reinbeck bei Hamburg |Datum=1969}}</ref> Verbunden ist die Entstehungszone der inneren und äußeren Geschlechtsorgane zunächst mit den harnbildenden Exkretionsorganen. Dabei handelt es sich um das [[Harn- und Geschlechtsapparat|Urogenitalsystem]], dessen wesentliche Elemente im Verlauf der ontogenetischen Geschlechtsdifferenzierung die [[Müller-Gang|Müller-Gänge]] und [[Wolff-Gang|Wolff-Gänge]] sind. Beide Gangsysteme sind beim [[Embryo]] anfangs links- und rechtsseitig angelegt, also paarig vorhanden.


Bei genetisch weiblichen Embryonen bildet sich der Wolff-Gang ab der zehnten Schwangerschaftswoche zurück, während sich unter dem Einfluss von [[Estrogene|Estrogenen]] nach und nach sowohl der Uterus und die äußeren Genitalien als auch die Vagina entwickeln. Eileiter, Uterus und das Binde- und Muskelgewebe der Vagina entstehen unmittelbar aus dem Müller-Gang.<ref>{{Literatur |Autor=Hubert Walter |Titel=Sexual- und Entwicklungsbiologie des Menschen |Verlag=Thieme |Ort=Stuttgart |ISBN=3135587010 |Seiten=8}}</ref> Das Vaginalepithel entwickelt sich hingegen aus dem [[Sinus urogenitalis]].<ref>{{Literatur |Autor=M. Schünke, E. Schulte, U. Schumacher |Titel=Prometheus: Innere Organe |Auflage=4 |Verlag=Thieme |Datum=2015 |Seiten=61-64}}</ref>
Bei der [[Vaginalaplasie]] kommt es aufgrund der fehlenden Ausbildung von Vaginalknospen und der Vaginalplatte in der ontogenetischen Entwicklung durch eine [[Hemmungsfehlbildung]] zur Nichtanlage und damit zum vollständigen Fehlen der Vagina, da ein Durchbruch der Müller-Gänge in den Sinus urogenitalis nicht geschieht.<ref name="Pschyrembel Vaginalaplasie">''Vaginalaplasie.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 564.</ref> Sie tritt vor allem als Symptom eines [[Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom]]s, eines [[Swyer-Syndrom]]s, der [[Komplette Androgenresistenz|Kompletten Androgenresistenz]] oder des [[Turner-Syndrom]]s auf und ist dann mit anderen Fehlbildungen vergesellschaftet, etwa dem Fehlen der Gebärmutter. Die Korrektur erfolgt in der Regel durch eine sogenannte [[Kolpopoese]], um einen normalen [[Vaginalverkehr]] zu ermöglichen.


Unterbleibt die eindeutige Differenzierung der Geschlechtsorgane und ihre hormonelle Steuerung auf Grund von chromosomalen oder anderen Einflüssen, entwickelt sich kein eindeutiges [[Geschlechtsdetermination|biologisches Geschlecht]].
[[Datei:Agenesia de vagina2.png|mini|Vaginalaplasie infolge des [[Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom]]s]]
Weitere Fehlbildungen betreffen den vollständigen oder teilweisen Verschluss der Vagina im oberen Vaginalabschnitt, der als [[Vaginalatresie]] bezeichnet wird.<ref name="Pschyrembel Vaginalatresie">''Vaginalatresie.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 564.</ref> Im Scheidenvorhof finden sich insbesondere Formen des Hymens, die den Scheideneingang großflächig oder, bei der [[Hymenalatresie]], vollständig verschließen.<ref name="Pschyrembel Hymenalatresie">''Hymenalatresie.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 564.</ref> Die Folge dieses Verschlusses ist ein [[Hydrokolpos]] mit Flüssigkeitsansammlung in der Vagina oder [[Hydrometrokolpos]] mit Flüssigkeitsansammlung auch im Uterus bei [[Neugeborenes|Neugeborenen]] bzw. ein [[Hämatokolpos]] mit Aufstau von Menstruationsblut in der Vagina oder eine [[Hämatometra]] (Hämatokolpos) mit Aufstau auch in den Uterus hinein.<ref>Marcel Bettex (Hrsg.), Max Grob (Begr.), D. Berger (Bearb.), N. Genton, [[Martin Stockmann]]: ''Kinderchirurgie. Diagnostik, Indikation, Therapie, Prognose.'' 2., neubearbeitete Auflage. Thieme, Stuttgart/ New York 1982, ISBN 3-13-338102-4, S.&nbsp;8.218&nbsp;f.</ref>


=== Varianten, Fehlbildungen und Lageanomalien ===
Bei der [[Vaginalseptum|Vagina septa]] kommt es infolge von Störungen der Fusion der paarigen Vaginalknospen zu einer Doppelfehlbildung, bei der die Vagina aus zwei parallelen Schläuchen besteht. Beschränkt sich diese nur auf den oberen Bereich, wird sie als Vagina subsepta bezeichnet.<ref name="Pschyrembel Vaginafehlbildungen">''Vaginafehlbildungen.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 563.</ref> Die Vagina septa ist häufig verbunden mit komplexeren Fehlbildungen wie etwa dem [[Herlyn-Werner-Wunderlich-Syndrom]] oder dem [[Meacham-Syndrom]].<ref name="Roth u.&nbsp;a. 2010">Margaret Roth, Gerald Mingin, Nafisa Dharamsi, Karen Psooy, Martin Koyle: ''Endoscopic ablation of longitudinal vaginal septa in prepubertal girls: A minimally invasive alternative to open resection.'' In: ''Journal of Pediatric Urology.'' Band 6, Nr. 5, 2010, S. 464–468, PMID 20202913.</ref>
Bei der ontogenetischen Entwicklung der Vagina kann es in seltenen Fällen zu Varianten<ref>{{Internetquelle |url=https://www.aerzteblatt.de/down.asp?id=14401 |titel=Stellungnahme der Bundesärztekammer „Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Varianten/Störungen der Geschlechtsentwicklung (Disorders of Sex Development, DSD)" |werk=Deutsches Ärzteblatt |datum=2015-01-30 |abruf=2021-09-09}}</ref> und Fehlbildungen kommen. Dabei können diese isoliert nur die Vagina betreffen, die Vagina kombiniert mit Uterus und Harnwegen oder im Bereich des Vaginaausgangs und des Vaginavorhofs auftreten.<ref>{{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-052.html|Weibliche genitale Fehlbildungen|S2k|Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe|04/2020}}</ref> Varianten müssen nicht zwangsläufig mit Leidensdruck einhergehen und besitzen somit nicht per se Krankheitswert. Einige sind dem [[Intersexualität|Intersex]]-Spektrum zuzurechnen und haben Einfluss auf das [[Gender|soziale Geschlecht]] der Betroffenen. Beim [[Swyer-Syndrom]] geht beispielsweise ein männliches Kerngeschlecht mit der Ausbildung weiblicher Geschlechtsorgane, unter anderem einer Vagina, einher.


* [[Vaginalaplasie]]
{{Anker|Senkung}}Im Gegensatz zu den Fehlbildungen sind Lageanomalien in der Regel nicht angeboren, sondern erworben. Es handelt sich hierbei um verschiedene Verminderungen der Höhe der Vagina über dem [[Beckenboden]], die über eine [[Vaginasenkung]] oder einen [[Scheidenvorfall]] entstehen können.<ref>Siehe auch [[Beckenbodentraining]], [[Lustkugeln#Rin-no-tama|Rin-no-tama-Kugeln]]</ref> Sehr selten ist eine vollständige Ausstülpung der Vagina, die als [[Inversio vaginae]] bezeichnet wird und gemeinsam mit der Ausstülpung der Gebärmutter ([[Inversio uteri]]) als [[Geburt]]skomplikation vorkommen kann.<ref name="Pschyrembel Vagina-Lageanomalien">''Vagina-Lageanomalien.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 563.</ref><ref>{{Literatur |Titel=Cystocele (Prolapsed Bladder) {{!}} NIDDK |Sammelwerk=National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases |Datum= |Online=https://www.niddk.nih.gov/health-information/urologic-diseases/bladder-control-problems-women/cystocele-prolapsed-bladder |Abruf=2017-12-28}}</ref>
* [[Vaginalatresie]]
* [[Hymenalatresie]]
* [[Vaginalseptum]]
* [[OHVIRA-Syndrom]]
* [[Meacham-Syndrom]]
* [[Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom]]


{{Anker|Senkung}}Im Gegensatz zu Varianten und Fehlbildungen sind Lageanomalien in der Regel nicht angeboren, sondern erworben. Es handelt sich hierbei um verschiedene Verminderungen der Höhe der Vagina über dem [[Beckenboden]], die über eine Vaginasenkung oder einen [[Scheidenvorfall|Vaginavorfall]] entstehen können. Sehr selten ist eine vollständige Ausstülpung der Vagina, die als [[Inversio vaginae]] bezeichnet wird und gemeinsam mit der Ausstülpung der Gebärmutter ([[Uterusprolaps|Inversio uteri]]) als Geburtskomplikation vorkommen kann.<ref name="Pschyrembel Vagina-Lageanomalien">{{Literatur |Titel=Vagina-Lageanomalien |Hrsg=Stephan Dressler, Christoph Zink |Sammelwerk=Pschyrembel Wörterbuch Sexualität |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=978-3-11-016965-2 |Seiten=564}}</ref><ref>{{Literatur |Titel=Cystocele (Prolapsed Bladder) {{!}} NIDDK |Sammelwerk=National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases |Datum= |Online=https://www.niddk.nih.gov/health-information/urologic-diseases/bladder-control-problems-women/cystocele-prolapsed-bladder |Abruf=2017-12-28}}</ref>
Zu den Fehlbildungen haben die deutschsprachigen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe in Kooperation mit der [[Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften|Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF)]] eine gemeinsame [[Medizinische Leitlinie|Leitlinie]] für die Diagnostik und Behandlung erarbeitet.<ref>{{AWMF|https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/015-052.html|Weibliche genitale Fehlbildungen|S2k|Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe|04/2020}}</ref>


Operatives Anlegen einer künstlichen Vagina (Neovagina) durch [[Kolpopoese]] wird von manchen Chirurgen auch als [[geschlechtsangleichende Operation]] für Menschen mit männlichem [[Genom]] und bei Formen von [[Intersexualität]] angeboten.<ref>{{Webarchiv | url=http://www.fdk.info/upload/pdf/PDF-Archiv-Daten/Intersex-_und_Transsexuellen-Chirurgie_MarkusKH.pdf | wayback=20110303202808 | text=Markus-Krankenhaus der Frankfurter Diakonie-Kliniken: ''Operationen bei Transsexualität. Voraussetzungen für eine genitalangleichende Operation bei Mann-zu-Frau-Transsexualität und Frau-zu-Mann-Transsexualität.'' (PDF-Datei; 608&nbsp;kB)}}</ref>
<!-- Hier oder woanders? (Aber wo?) -->Für Menschen mit männlichem [[Genom]] und bei Formen von [[Intersexualität]] kann bei einer [[Geschlechtsangleichende Operation|geschlechtsangleichenden Operation]] eine künstliche Vagina (Neovagina) durch [[Kolpopoese]] angelegt werden.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.fdk.info/upload/pdf/PDF-Archiv-Daten/Intersex-_und_Transsexuellen-Chirurgie_MarkusKH.pdf |text=Markus-Krankenhaus der Frankfurter Diakonie-Kliniken: ''Operationen bei Transsexualität. Voraussetzungen für eine genitalangleichende Operation bei Mann-zu-Frau-Transsexualität und Frau-zu-Mann-Transsexualität.'' (PDF-Datei; 608&nbsp;kB) |wayback=20110303202808}}</ref>


== Erkrankungen und Verletzungen ==
== Erkrankungen und Verletzungen ==
In der Vagina können verschiedene Erkrankungen und Verletzungen auftreten, die zum Teil auch die Vulva oder tieferliegende Geschlechtsorgane wie den Muttermund oder die Gebärmutter erfassen können.
In der Vagina können verschiedene Erkrankungen und Verletzungen auftreten, die zum Teil auch die Vulva oder tieferliegende Geschlechtsorgane wie den Muttermund oder den Uterus erfassen können.


=== Entzündungen und Infektionen ===
=== Entzündungen und Infektionen ===
Akute und chronische Entzündungen mit Juckreiz, Rötungen und verändertem Ausfluss gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Vagina, die als [[Kolpitis]] oder Vaginitis bezeichnet werden. Häufig ist dabei eine gemeinsame Entzündung der Vulva und der Vagina, die [[Vulvovaginitis]] genannt wird. Entzündungen der Vagina werden vor allem durch [[Infektion|Infektionen]] mit [[Viren]], [[Bakterien]] oder [[Pilze|Pilzen]] ausgelöst. Die häufigsten bakteriellen Infektionen ([[bakterielle Vaginose]]) werden hervorgerufen durch [[Gardnerella vaginalis]], [[Atopobium vaginae]], [[Prevotellaceae|Prevotella]]-, [[Porphyromonadaceae|Porphyromonas]]-, Peptostreptococcus- und Mobiluncusarten sowie [[Mykoplasmen]].<ref>{{Internetquelle |url=https://www.frauenaerzte-im-netz.de/erkrankungen/bakterielle-vaginose/ursachen/ |titel=Bakterielle Vaginose » Ursachen |werk=frauenaerzte-im-netz.de |datum=2018-05-04 |abruf=2021-08-16}}</ref> Unter den [[Vaginale Pilzinfektion|vaginalen Pilzinfektionen]] ist vor allem der sogenannte Scheidenpilz [[Candida albicans]] von Bedeutung, der eine [[Kandidose]] auslösen kann. Weitere Erreger einer Vaginitis können [[Trichomonas vaginalis]] und Viren sein.<ref name="Pschyrembel Vaginitis">{{Literatur |Titel=Vaginitis |Hrsg=Stephan Dressler, Christoph Zink |Sammelwerk=Pschyrembel Wörterbuch Sexualität |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=978-3-11-016965-2 |Seiten=566}}</ref>
[[Datei:SOA-gonorroe-female.jpg|mini|Vaginaler Ausfluss bei [[Gonorrhoe]]]]


Neben den Infektionen kann es auch zu Entzündungen durch Verletzungen und infolge Schädigung oder Verlust der Vaginalsekrete und -flora kommen. Hierzu können externe Faktoren wie die Nutzung von [[Sexualhygiene|Intimsprays, Scheidenspülungen]], [[Antibiotikum|Antibiotika]], [[Spermizid|Spermiziden]] sowie organische Ursachen wie [[Estrogene|Estrogenmangel]], [[Diabetes mellitus]], Sekretionsstörungen, [[Hypermenorrhoe]], [[Immunschwäche]] und [[Tumor|Tumorerkrankungen]] führen.<ref>Vaginatumor: Pschyrembel, S. 565.</ref> Vor allem im Kindesalter und im höheren Alter kommt es aufgrund der geringen Estrogenproduktion häufiger zu Vaginitis als zwischen der [[Pubertät]] und der [[Menopause|Postmenopause]].<ref name="Pschyrembel Vaginitis"/>
Akute und chronische Entzündungen mit Juckreiz, Rötungen und verändertem Ausfluss gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Vagina, die als [[Kolpitis]] oder Vaginitis bezeichnet werden. Häufig ist dabei eine gemeinsame Entzündung der Vulva und der Vagina, die [[Vulvovaginitis]] genannt wird. Entzündungen der Vagina werden vor allem durch [[Infektion]]en mit [[Viren]], [[Bakterien]] oder [[Pilze]]n ausgelöst. Die häufigsten bakteriellen Infektionen ([[bakterielle Vaginose]]) werden hervorgerufen durch ''[[Gardnerella vaginalis]]'', ''[[Escherichia coli]]'', [[Neisseria gonorrhoeae|Gonokokken]], [[Enterokokken]], [[Staphylokokken]], [[Streptokokken]] und [[Chlamydien]]. Unter den [[Vaginale Pilzinfektion|vaginalen Pilzinfektionen]] ist vor allem der sogenannte Scheidenpilz ''[[Candida albicans]]'' von Bedeutung, der eine [[Kandidose]] auslösen kann. Weitere Erreger einer Vaginitis können ''[[Trichomonas vaginalis]]'' (einzellige Organismen) und Viren sein.<ref name="Pschyrembel Vaginitis">''Vaginitis.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 563.</ref>


=== Schmerzsyndrome ===
Neben den Infektionen kann es auch zu Entzündungen durch Verletzungen und infolge Schädigung oder Verlust der Vaginalsekrete und -flora kommen. Hierzu können externe Faktoren wie die Nutzung von [[Sexualhygiene|Intimsprays, Scheidenspülungen]], [[Antibiotikum|Antibiotika]], [[Spermizid]]en sowie organische Ursachen wie [[Östrogen]]mangel, [[Diabetes mellitus]], Sekretionsstörungen, [[Hypermenorrhoe]], [[Immunschwäche]] und [[Tumor]]erkrankungen führen. Vor allem im Kindesalter und im höheren Alter kommt es aufgrund der geringen Östrogenproduktion häufiger zu Vaginitis als zwischen der Pubertät und der Postmenopause.<ref name="Pschyrembel Vaginitis" />
Die die Vagina betreffenden Schmerzsyndrome sind im [[ICD-11]] unter den ''Sexuellen Schmerz-Penetrations-Störungen'' zusammengefasst. Zusätzlich sind die [[Diagnose|Diagnosen]] [[Dyspareunie]] und [[Vaginismus]] bekannt. Während die Dyspareunie sich auf Schmerzzustände vor, während oder nach dem Geschlechtsverkehr bezieht, bezeichnet Vaginismus selbst eigentlich nicht den Schmerzzustand, sondern eine Verkrampfung der Vaginalmuskulatur durch antizipierte oder versuchte Penetration. Bei keinem dieser Syndrome sind die Ursachen abschließend geklärt, es wird jedoch ein multifaktorielles Geschehen entsprechend dem biopsychosozialen Krankheitsmodell angenommen.<ref>{{Internetquelle |url=https://icd.who.int/browse11/l-m/en#/http://id.who.int/icd/entity/73410310 |titel=ICD-11 - ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics |abruf=2021-09-09}}</ref>


=== Akute und chronische Erkrankungen ===
=== Verletzungen und Fremdkörper ===
Verletzungen der Vaginalwand, in der Regel Vaginalrisse, können unterschiedliche Ursachen haben, etwa das Einführen von [[Fremdkörper|Fremdkörpern]] oder durch heftige Penetration. Außerdem können Risse der Vaginalwand auch bei der Geburt als Geburtskomplikation auftreten, weshalb Gynäkologen und Gynäkologinnen die Vagina nach der Geburt untersuchen. Kleinere Verletzungen führen zu kurzzeitigen Blutungen und verheilen innerhalb kurzer Zeit, bei größeren Verletzungen mit stärkeren Blutungen kann eine ärztliche Versorgung oder sogar eine Operation notwendig sein. Eine besonders schwere Verletzung stellt der vollständige oder teilweise Abriss der Vagina vom Uterus dar, der als [[Kolporrhexis]] bezeichnet wird.<ref>{{Literatur |Titel=Scheidenriss |Hrsg=Stephan Dressler, Christoph Zink |Sammelwerk=Pschyrembel Wörterbuch Sexualität |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=978-3-11-016965-2 |Seiten=457}}</ref>
Neben den Infektionen und Entzündungen kann die Vagina auch von verschiedenen Erkrankungen wie [[Vaginalfistel]]n oder -tumoren betroffen sein. Bei den Vaginalfisteln handelt es sich dabei um akute, offene Verbindungen zwischen der Vagina und benachbarten Hohlorganen wie der Harnblase, der Harnröhre oder dem Rektum oder zur Oberfläche des Damms. Sie können durch chronische Druckschädigungen bsp. während der Schwangerschaft, aber auch durch operative Eingriffe verursacht sein.<ref name="Pschyrembel Vaginalfistel">''Vaginalfistel.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 564.</ref>


Ein Fremdkörper in der Vagina, auch intravaginaler Fremdkörper genannt, ist meist ein durch die Vagina eingeführter und dort befindlicher Gegenstand. Dieser kann klinisch relevant werden, wenn er sich von der Patientin nicht in der vorgesehenen Weise problemlos wieder entfernen lässt. Die häufigsten Fälle betreffen dabei Kinder, bei denen die Fremdkörper in spielerischer Absicht eingeführt werden.<ref>{{Literatur |Autor=T Stricker, F Navratil, Fh Sennhauser |Titel=Vaginal foreign bodies |Sammelwerk=Journal of Paediatrics and Child Health |Band=40 |Nummer=4 |Datum=2004-04 |ISSN=1034-4810 |DOI=10.1111/j.1440-1754.2004.00338.x |Seiten=205–207 |Online=https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1440-1754.2004.00338.x |Abruf=2021-08-16}}</ref> Bei Erwachsenen können Fremdkörper aus verschiedenen Gründen eingeführt worden sein, beispielsweise zur [[Hygiene]] (etwa [[Tampon|Tampons]]), zur Verhütung oder zur sexuellen Stimulation (z. B. [[Masturbation]]).<ref>{{Literatur |Autor=Osman Balci, Halime Goktepe, Alaa S. Mahmoud, Ali Acar |Titel=Intravaginal Foreign Bodies Placed in the Vagina to Treat Uterine Prolapse Retained for 35 Years |Sammelwerk=Taiwanese Journal of Obstetrics and Gynecology |Band=48 |Nummer=4 |Datum=2009-12 |DOI=10.1016/S1028-4559(09)60340-5 |Seiten=431–433 |Online=https://linkinghub.elsevier.com/retrieve/pii/S1028455909603405 |Abruf=2021-08-16}}</ref> Neben Verletzungen können Fremdkörper auch Entzündungen oder Veränderungen im Schleimfluss hervorrufen.<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Fremdkörper, intravaginale |Hrsg=Stephan Dressler, Christoph Zink |Sammelwerk=Pschyrembel Wörterbuch Sexualität |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=978-3-11-016965-2 |Seiten=151}}</ref> [[Vaginalstein|Vaginalsteine]] sind [[Konkrement|Konkremente]], die sich beispielsweise durch einen chronischen [[Obstruktive Uropathie|Urinstau]] bilden können.<ref name="PMID7420576">N. V. Raghavaiah, A. I. Devi: ''Primary vaginal stones.'' In: ''The Journal of urology.'' Band 123, Nr. 5, Mai 1980, S.&nbsp;771–772, {{ISSN|0022-5347}}. PMID 7420576.</ref>
Bei einer [[Endometriose]] kann sich die [[Gebärmutterschleimhaut]] (Endometrium) außerhalb der Gebärmutterhöhle (ektop) ausbreiten und damit auch die Vaginalwand sowie das Bindegewebe zwischen Scheide und Darm betreffen.


=== Sonstige Erkrankungen ===
[[Vaginaltumor]]en können sowohl als gutartige ([[Benignität|benigne]]) als auch als bösartige ([[Malignität|maligne]]) Tumoren auftreten. Unter letzteren ist vor allem das [[Vaginalkarzinom]] zu nennen, das als [[Krebs (Medizin)|Krebserkrankung]] vor allem im oberen Vaginalabschnitt auftritt. Da Symptome oft erst spät auftreten und das [[Karzinom]] häufig sehr früh über die regionalen Lymphbahnen [[Metastase|metastasiert]], ist die Prognose bei größeren Tumoren meist schlecht.<ref name="Pschyrembel Vaginaltumor">''Vaginaltumor.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 565.</ref>
Neben den Infektionen und Entzündungen kann die Vagina auch von verschiedenen Erkrankungen wie Vaginal[[Fistel|fisteln]] oder -tumoren betroffen sein. Bei den Vaginalfisteln handelt es sich dabei um akute, offene Verbindungen zwischen der Vagina und benachbarten Hohlorganen wie der Harnblase, der Harnröhre oder dem [[Mastdarm|Rektum]] oder zur Oberfläche des Damms. Sie können durch chronische Druckschädigungen, beispielsweise während der Schwangerschaft, aber auch durch operative Eingriffe verursacht sein.<ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Vaginalfistel |Hrsg=Stephan Dressler, Christoph Zink |Sammelwerk=Pschyrembel Wörterbuch Sexualität |Verlag=De Gruyter |Ort=Berlin |Datum=2003 |ISBN=978-3110169652 |Seiten=564}}</ref>


[[Vaginaltumor|Vaginaltumoren]] können sowohl als gutartige ([[Benignität|benigne]]) als auch als bösartige ([[Malignität|maligne]]) Tumoren auftreten. Unter letzteren ist vor allem das [[Vaginalkarzinom]] zu nennen, das als [[Krebs (Medizin)|Krebserkrankung]] vor allem im oberen Vaginalabschnitt auftritt. Da Symptome oft erst spät auftreten und das [[Karzinom]] häufig sehr früh über die regionalen Lymphbahnen [[Metastase|metastasiert]], ist die Prognose bei größeren Tumoren meist schlecht.
Die [[Vaginodynie]] verursacht lang anhaltende Schmerzzustände im Bereich des Vaginalausgangs, ohne dass ein physischer Befund vorliegt. Die Gründe für diese Zustände sind ungeklärt, vermutet wird ein psychischer Hintergrund, der ein chronisches genitales Schmerzsyndrom auslöst.<ref name="Pschyrembel Vaginodynie">''Vaginodynie.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 565.</ref> Auch der [[Vaginismus]], der sich durch eine starke Empfindlichkeit und Schmerzen des Scheidenausgangs auszeichnet, wird als psychisch bedingt eingestuft.<ref name="Pschyrembel Vaginismus">''Vaginismus.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 565–566.</ref>


== Schwangerschaftsverhütung und Medikation über die Vagina ==
=== Verletzungen und Fremdkörper ===
''→ Hauptartikel: [[Empfängnisverhütung]]''
Verletzungen der Vaginalwand, in der Regel Vaginal- oder Scheidenrisse, können unterschiedliche Ursachen haben. Es kann sich hierbei um Verletzungen handeln, die durch [[Fremdkörper]] in der Vagina als sogenannte [[Pfählung#Medizin|Pfählungsverletzungen]] entstehen, oder auch um [[Koitusverletzung]]en durch heftigen Geschlechtsverkehr. Außerdem können Risse der Vaginalwand auch bei der Geburt als Geburtskomplikation auftreten. Kleinere Verletzungen führen zu kurzzeitigen Blutungen und verheilen innerhalb kurzer Zeit, bei stärkeren Blutungen sind ärztliche Untersuchungen oder sogar Operationen notwendig. Eine besonders schwere Verletzung stellt der vollständige oder teilweise Abriss der Vagina von der Gebärmutter dar, der als [[Kolporrhexis]] bezeichnet wird.<ref name="Pschyrembel Scheidenriss">''Scheidenriss.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 457.</ref>


[[Datei:Contraceptive diaphragm.jpg|mini|hochkant|alt=Ein Diaphragma in einem Plastikbehältnis|Diaphragma zur Empfängnisverhütung]]
Ein Fremdkörper in der Vagina, auch intravaginaler Fremdkörper genannt, ist meist ein durch die Vagina eingeführter und dort befindlicher Gegenstand. Dieser kann klinisch relevant werden, wenn er sich von der Patientin nicht in der vorgesehenen Weise problemlos wieder entfernen lässt. Die häufigsten Fälle betreffen dabei Kinder, bei denen die Fremdkörper in spielerischer Absicht eingeführt werden.<ref name="Balci u.&nbsp;a. 2009">Osman Balci, Halime Goktepe, Alaa S. Mahmoud, Ali Acar: ''Intravaginal foreign bodies placed in the vagina to treat uterine prolapse retained for 35 years.'' In: ''Taiwanese Journal of Obstetrics and Gynecology.'' Band 48, Nr. 4, Dezember 2009, S. 431–433.</ref><ref name="Stricker u.&nbsp;a. 2004">T. Stricker, F. Navratil, F. H. Sennhauser: ''Vaginal foreign bodies.'' In: ''Journal of Paediatrics and Child Health.'' Band 40, Nr. 4, 2004, S. 205–207.</ref> Bei Erwachsenen können Fremdkörper aus verschiedenen Gründen eingeführt worden sein, beispielsweise zur [[Hygiene]] (etwa [[Tampon]]s), zur Verhütung oder zur sexuellen Stimulation (z.&nbsp;B. [[Masturbation]]).<ref name="Balci u.&nbsp;a. 2009" /> Neben Verletzungen können Fremdkörper auch Entzündungen oder Veränderungen im Schleimfluss hervorrufen.<ref name="Pschyrembel Fremdkörper">''Fremdkörper, intravaginale.'' In: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' Berlin 2006, S. 457.</ref> [[Vaginalstein]]e sind [[Konkrement]]e, die sich beispielsweise durch einen chronischen [[Urinstau]] bilden können.<ref name="PMID7420576">N. V. Raghavaiah, A. I. Devi: ''Primary vaginal stones.'' In: ''The Journal of urology.'' Band 123, Nr. 5, Mai 1980, S.&nbsp;771–772, {{ISSN|0022-5347}}. PMID 7420576.</ref>
In der Vagina können Mittel zur Verhütung einer Schwangerschaft eingesetzt werden. In das Vaginagewölbe lässt sich ein [[Diaphragma (Empfängnisverhütung)|Diaphragma]] oder eine [[Portiokappe]] einsetzen und mit einer chemischen Wirksubstanz gegen die Samen ([[Spermizid]]) kombinieren. In manchen Ländern werden statt des Diaphragmas auch [[Verhütungsschwamm|Verhütungsschwämme]] aus [[Polyurethane|Polyurethan]] angeboten. Als Pendant zum [[Kondom]] für den Mann gibt es für die Frau das [[Femidom]].


Als hormonelle Verhütungsmethode ist seit einigen Jahren der [[Verhütungsring]] auf dem Markt. Dieser flexible Ring wird in die Vagina eingeführt und gibt dort 21 Tage lang [[Estrogene|Estrogen]] und [[Gestagene|Gestagen]] ab. Er hat damit den gleichen Wirkmechanismus wie orale Kontrazeptiva ([[Antibabypille]]).<ref>{{Internetquelle |url=https://www.frauenaerzte-im-netz.de/familienplanung-verhuetung/hormonelle-verhuetung-neben-der-pille/vaginalring/ |titel=Vaginalring |werk=Frauenärzte im Netz |abruf=2021-06-27}}</ref>
== Schwangerschaftsverhütung und Medikation über die Vagina ==
[[Datei:Contraceptive diaphragm.jpg|mini|hochkant|Diaphragma zur Empfängnisverhütung]]
{{Hauptartikel|Empfängnisverhütung}}
Auch in der Scheide können Mittel zur Verhütung einer Schwangerschaft eingesetzt werden.


Neben der Schwangerschaftsverhütung kann über die Vagina auch eine Medikation mittels [[Suppositorium]] (Vaginalzäpfchen) stattfinden. Die Vaginalzäpfchen werden zur Behandlung gynäkologischer Erkrankungen wie einer [[Vaginale Pilzinfektion|Soorkolpitis]], aber auch zur Linderung von [[Menstruationsbeschwerden|Regelbeschwerden]] eingesetzt. Wenn durch einen Mangel an Estrogenen die Vaginahaut dünn wird ([[Atrophie]]), können Zäpfchen mit niedrigem Estrogengehalt, etwa als [[Estriol]], dem entgegenwirken.<ref>{{Internetquelle |autor= |url=https://www.gyn-depesche.de/nachrichten/lokale-estriolgabe-als-dauertherapie-sinnvoll/ |titel=Lokale Estriolgabe als Dauertherapie sinnvoll |werk=GynDepesche |hrsg=GFI. Der Medizin-Verlag |datum=2010 |sprache=de |abruf=2021-06-27}}</ref>
In das Scheidengewölbe lässt sich ein sogenanntes [[Diaphragma (Empfängnisverhütung)|Diaphragma]] einsetzen und mit der Einführung einer chemischen Wirksubstanz gegen die Samen ([[Spermizid]]) kombinieren. In den USA werden auch statt des Diaphragmas sogenannte „Verhütungsschwämme“ aus [[Polyurethan]] angeboten. Weitere Barrieremethoden sind das [[LEA contraceptivum]] oder die [[Portiokappe]], ebenfalls in Kombination mit den genannten Spermiziden. Als Pendant zum [[Kondom]] für den Mann gibt es für die Frau das [[Femidom]].


== Etymologie ==
Als hormonelle Verhütungsmethode ist seit einigen Jahren der [[Vaginalring]] auf dem Markt. Dieser flexible Ring wird in die Vagina eingeführt und gibt dort 21 Tage lang [[Gestagene|Gestagenderivate]] ab. Diese haben den gleichen Wirkmechanismus wie orale Kontrazeptiva ([[Antibabypille]]).
Im [[Klassisches Latein|klassischen Latein]] bedeutete ''vāgīna'' zunächst ausschließlich „Scheide“ (des Schwertes u. Ä.) und „Hülse“ und wurde noch nicht in anatomischer Bedeutung verwendet.<ref>{{Literatur |Autor=Friedrich Kluge |Titel=Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache |Datum=1989-12-31 |DOI=10.1515/9783110845037 |Seiten=627 |Online=https://doi-org.wikipedialibrary.idm.oclc.org/10.1515/9783110845037 |Abruf=2021-08-16}}</ref> Ob der römische Dichter [[Plautus]] das Wort in seinem Theaterstück [[Pseudolus]] (4. Akt, 7. Szene) zur Bezeichnung des weiblichen Geschlechtsteils verwendete, ist umstritten.<ref>{{Literatur |Autor=Jennifer Ingleheart |Titel=Masculine Plural: Queer Classics, Sex, and Education |Verlag=Oxford University Press |Datum=2018-09-04 |ISBN=978-0-19-255160-3 |Seiten=287 |Online=https://books.google.co.uk/books?id=tzdtDwAAQBAJ&newbks=0&hl=de&redir_esc=y |Abruf=2021-08-16}}</ref> Gesichert ist, dass der italienische Chirurg [[Realdo Colombo]] das Wort 1599 im medizinischen Sinne nutze, indem er in seinem Werk ''De re anatomica'' den „Hals“ des Uterus als denjenigen Teil beschreibt, in den der Penis (''mentula'', „Spieß“ oder „Schwert“) „eingeführt wird wie in eine Scheide“.<ref>{{Literatur |Autor=Realdo Colombo |Titel=De re anatomica |Verlag=Bevilacqua, Nicolò |Datum=1559 |Seiten=241-242 |Kommentar=(“colli, vel cervicis nomine in utero non corpus illud, quod supra descriptimus; sed partem illam intelligimus, in quam mentula, tanquam in vaginam immittitur, cuius longitudo est, quantum undecim digiti apicibus metiri possumus;...”) |Online=http://archive.org/details/hin-wel-all-00000254-001 |Abruf=2021-08-16}}</ref> [[Johannes Wesling]] bot 1647 in seinem Werk ''Syntagma anatomicum'' erstmals das Wort „Scheide“ als deutsches Lehnwort dafür an.<ref>{{Literatur |Titel=Scheide |Sammelwerk=Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache |Verlag=De Gruyter |Datum=1963-12-31 |ISBN=978-3-11-169884-7 |DOI=10.1515/9783111698847-025 |Seiten=641 |Online=https://doi-org.wikipedialibrary.idm.oclc.org/10.1515/9783111698847-025 |Abruf=2021-08-16}}</ref>
=== Sprachgebrauch ===
In der [[Umgangssprache]] sind zahlreiche weitere Begriffe für die Vagina verbreitet, die sowohl [[Pejorativum|pejorativ]] als auch verniedlichend verwendet werden können, etwa „Muschi“, „Mumu“ oder „Möse“.<ref>{{Internetquelle |autor=Nora Burgard-Arp |url=https://www.zeit.de/kultur/2017-10/sexualitaet-vulva-begriff-genitalien-10nach8 |titel=Nennt sie beim Namen! |werk=zeit.de |datum=2017-10-18 |abruf=2021-10-02}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Laura Ewert |Titel=Die Vagina ist in der Sprache unterrepräsentiert |Sammelwerk=DIE WELT |Datum=2015-11-03 |Online=https://www.welt.de/kultur/article148379786/Die-Vagina-ist-in-der-Sprache-unterrepraesentiert.html |Abruf=2021-10-02}}</ref> Diese weitverbreitete Tendenz der Umschreibung wird von verschiedenen Seiten kritisiert und gilt als ein Grund dafür, dass der Begriff „Vagina“ bisweilen fälschlicherweise verwendet wird, um die Vulva zu bezeichnen.<ref>{{Internetquelle |autor=Nadja Katzenberger |url=https://www.apotheken-umschau.de/familie/entwicklung/mumu-und-pipimann-oder-vagina-und-penis-795957.html |titel=Mumu und Pipimann oder Vagina und Penis? |werk=apotheken-umschau.de |datum=2020-08-31 |sprache=de |abruf=2021-10-02}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Carolina Schwarz |Titel=„Sex Education“ und „Goop Lab“: Vulva – was war das nochmal? |Sammelwerk=Die Tageszeitung: taz |Datum=2020-02-10 |ISSN=0931-9085 |Online=https://taz.de/!5656694/ |Abruf=2021-06-24}}</ref>


Seit den 1970er Jahren kämpfen in Deutschland feministische Aktivistinnen und Aktivisten für alternative, medizinisch korrekte und sowie wert- und ideologiefreie Begriffe für Genitalien. Zunehmend wird betont, dass auch [[Transgender|trans]], [[Nichtbinäre Geschlechtsidentität|nicht-binäre]] und [[Intersexualität|inter]] Personen eine Vagina haben können, ohne sich als weiblich oder Frau zu betrachten oder zu bezeichnen.<ref>{{Internetquelle |autor=Orlando Brix |url=https://www.unauf.de/2020/nicht-nur-frauen-menstruieren-ein-kommentar/ |titel=Nicht nur Frauen menstruieren! Ein Kommentar |werk=UnAuf ONLINE |datum=2020-06-24 |sprache=de-DE |abruf=2021-06-25}}</ref><ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Nicht nur Mütter waren schwanger. Unerhörte Perspektiven auf die vermeintlich natürlichste Sache der Welt |Hrsg=Alisa Tretau |Auflage= |Verlag=edition assemblage |Ort=[Münster] |Datum=2018 |ISBN=978-3-96042-041-5}}</ref>
Neben der Schwangerschaftsverhütung kann über die Vagina auch eine Medikation mittels [[Suppositorium]] (Scheidenzäpfchen) stattfinden. Vaginale Suppositorien werden zur Behandlung gynäkologischer Erkrankungen wie einer Soorkolpitis, aber auch zur Linderung von Regelbeschwerden wie der Stressinkontinenz eingesetzt, die durch einen (durch [[Estrogene|Estrogenformen]] therapierbaren) Mangel an Östrogenen und eine damit bedingte Atrophie der Scheidenhaut sowie darunter liegender bindegewebiger Strukturen entstehen können. Des Weiteren können spermizide Zäpfchen zur Empfängnisverhütung eingesetzt werden.


Autorinnen wie [[Mithu Sanyal]], [[Laura Méritt]] und Louie Läuger kritisieren die Sprachlosigkeit und das Unwissen über die weiblichen Geschlechtsorgane und führen an, dass dadurch Klitoris, Vulva und Vulvalippen im Diskurs oft keine Rolle spielen.<ref>{{Literatur |Autor=Mithu M. Sanyal |Titel=Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts |Ort=Berlin |Datum=2009 |ISBN=978-3-8031-3629-9}}</ref><ref>{{Literatur |Autor= |Titel=Frauenkörper neu gesehen |Hrsg=Laura Mérrit |Auflage=1. Aufl |Ort=Berlin |Datum=2012 |ISBN=978-3-936937-93-0}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Louie Läuger |Titel=»da unten« |Verlag=Unrast |Ort=Münster |Datum=2019-03 |ISBN=978-3-89771-324-6}}</ref> Der Begriff „Scheide“ wird wiederum für seine etymologische Nähe zur [[Scheide (Behälter für Klingenwaffen)|Schwertscheide]] kritisiert, die die Vagina auf ein Loch reduziere; solche defizitären Sichtweisen auf die Vagina lägen, so Sanyal, auch Aussagen wie denen des griechischen Arztes [[Galenos|Galen]] zugrunde, der Frauenkörper sei in Bezug auf die Fortpflanzung weniger vollkommen als der des Mannes.<ref name=":2">{{Internetquelle |autor=Mithu Sanyal |url=https://www.emma.de/artikel/sexualitaet-die-vulva-attacke-264030 |titel=Die Vulva-Attacke |werk=emma. de |datum=2009-07-01 |sprache=de |abruf=2021-06-24}}</ref> 2016 griff die Komikerin [[Giulia Becker]] in ihrem Musikvideo ''Verdammte Schei*e'' diese Themen sarkastisch auf.<ref>Laura Backes, Ann-Katrin Müller, [[Ann-Kathrin Nezik]]: [http://www.spiegel.de/spiegel/feminismus-und-mode-mit-jutebeuteln-und-muschi-tattoos-a-1146583.html ''Mit Jutebeuteln und Muschi-Tattoos''.] In: ''[[Der Spiegel]].'' Heft 19/2017.</ref> An diese Kritik anschließend prägte [[Bini Adamczak]] den Begriff „Circlusion“ (Umschließung) als Pendant zur „Penetration“, um das Narrativ der weiblichen Passivität zu überwinden.<ref>{{Internetquelle |autor=Bini Adamczak |url=https://missy-magazine.de/blog/2016/03/08/come-on/ |titel=Come on. |werk=Missy Magazine |datum=2016-03-08 |sprache=de-DE |abruf=2021-08-16}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Maïa Mazaurette |Titel=Sexualité : circlusion, « power bottom »… quand la pénétration se réinvente |Sammelwerk=Le Monde.fr |Datum=2021-02-28 |Online=https://www.lemonde.fr/m-le-mag/article/2021/02/28/sexualite-circlusion-power-bottom-quand-la-penetration-se-reinvente_6071440_4500055.html |Abruf=2021-08-16}}</ref>
== Etymologie ==

[[Datei:SheelaWiki.jpg|mini|hochkant|Sheela-na-Gig an der Church of St Mary and St David in Kilpeck, [[Herefordshire]]]]
== Gesellschaft und Kultur ==
[[Datei:SheelaWiki.jpg|mini|hochkant|alt=Ein steinernes Sheela-na-Gig-Relief an einer Kirche in Herefordshire|Sheela-na-Gig an der Church of St Mary and St David in Kilpeck, [[Herefordshire]]]]

=== Wahrnehmung und Symbolik ===
Im Laufe der Geschichte wurden der Vagina zahlreiche Eigenschaften zugeschrieben, so galt sie etwa eine Zeit lang als das Zentrum der weiblichen Lust, als Metapher für das Leben durch Geburt, aber auch als dem Penis unterlegen, unattraktiv und schlecht riechend.<ref name="Stone">{{cite book|vauthors=Stone L|title=New Directions in Anthropological Kinship|publisher=[[Rowman & Littlefield]]|page=164|isbn=978-0-585-38424-5|year=2002|url=https://books.google.com/books?id=uaKaAAAAQBAJ&pg=PA164}}</ref><ref name="Hutcherson">{{cite book|vauthors=Hutcherson H|title=What Your Mother Never Told You about Sex|publisher=[[Penguin Books|Penguin]]|page=8|isbn=978-0-399-52853-8|year=2003|url=https://books.google.com/books?id=xu8tb2o66iIC&pg=PA8}}</ref>

=== In der Kunst- und Kulturgeschichte ===
''Siehe auch: [[Vulva#Die Vulva in der Kunst|Vulva in der Kunst]]''


In der Kunst- und Kulturgeschichte wird die Vagina immer wieder thematisiert,<ref>{{Internetquelle |autor=Ulrike Baureithel |url=https://www.tagesspiegel.de/kultur/literatur/neuerscheinung-ursprung-der-welt/1503978.html |titel=Ursprung der Welt |werk=Der Tagesspiegel |datum=2009-05-05 |sprache= |abruf=2021-06-27}}</ref> so ist sie als [[Yoni]] im [[Hinduismus]] Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit<ref>{{Internetquelle |url=https://www.britannica.com/topic/yoni |titel=Yoni. Hinduism |werk=Encyclopedia Britannica |sprache=en |abruf=2021-06-27}}</ref> und im [[Tantra|Tantrismus]] der starken spirituellen Energie von Frauen.<ref>{{Literatur |Autor=Eve Ensler |Titel=Die Vagina-Monloge |TitelErg=Nachwort von Gloria Steinem |Auflage=1 |Verlag=nautilus |Ort=Hamburg |Datum=2000 |ISBN=3894013451 |Seiten=105}}</ref> Die irischen Steinskulpturen [[Sheela-na-Gig]] aus dem 11. und 12. Jahrhundert zeigen ihre Vulva mit Betonung auf der Vaginalöffnung, was der Theorie von Joanne McMahon und Jack Roberts zufolge Sexualität und Geburt symbolisiert.<ref>{{Literatur |Autor=Joanne McMahon, Jack Roberts |Titel=The Sheela-na-gigs of Ireland & Britain |Verlag=Mercier Press |Datum=2001 |ISBN=9781856352949}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Paola Uparella, Carlos A. Jáuregui |Titel=The Vagina and the Eye of Power (Essay on Genitalia and Visual Sovereignty) |Sammelwerk=H-ART. REVISTA DE HISTORIA, TEORIA Y CRITICA DE ARTE |Datum=2018-07-26 |DOI=10.25025/hart03.2018.04 |Online=https://revistas.uniandes.edu.co/doi/abs/10.25025/hart03.2018.04 |Abruf=2021-10-03}}</ref>
In der klassischen Antike wurde das Wort ''vāgīna'' noch nicht in seiner anatomischen Bedeutung verwendet. Im [[Klassisches Latein|klassischen Latein]] bedeutete ''vāgīna'' „Scheide des Schwertes, Hülse“.<ref name="OED" />
[[Datei:Vaginal I.jpg|mini|Mari Chordà: ''Vaginal I'', 1966, Wachs auf Karton, 46 x 60 cm. ]]
In der bildenden Kunst Europas und der USA hat die Vagina erst im 20. Jahrhundert größere Aufmerksamkeit erfahren, insbesondere in der [[Feministische Kunst|feministischen Kunst]] der 1960er und 1970er Jahre. So nutzte die spanische Malerin [[Mari Chordà]] [[Abstraktion]] und die Farben der [[Pop Art|Pop-Art]], um in ihrer 1964 begonnenen Serie ''Vaginales'' der visuellen und physiologischen Repräsentation des weiblichen Körpers malerisch nachzugehen.<ref>{{Internetquelle |autor=Sofia Gotti |url=https://www.tate.org.uk/whats-on/tate-modern/exhibition/ey-exhibition-world-goes-pop/artist-biography/mari-chorda |titel=Mari Chordà |werk=tate.org.uk |datum=2015-09 |sprache=en-GB |abruf=2021-10-03}}</ref> Die [[Fluxus]]-Künstlerin [[Shigeko Kubota]] zeigte 1965 ihre [[Performance (Kunst)|Performance]] ''Vagina Painting'', in der sie einen Pinsel an ihrer Unterwäsche befestigte, diesen in einen Eimer roter Farbe tauchte und damit auf einem Papier rote Schlieren erzeugte, die an Menstruationsblut erinnerten.<ref>{{Internetquelle |autor=Elizabeth S. Hawley |url=https://www.moma.org/artists/3277 |titel=Shigeko Kubota |werk=MoMA |datum=2016 |sprache=de |abruf=2021-06-25}}</ref> [[Niki de Saint Phalle]] stellte 1966 im [[Moderna Museet]] in Stockholm ''HON – en katedral'' („SIE – eine Kathedrale“) aus, eine raumgreifende Skulptur in Form eines Frauenkörpers, die über die Vulva und Vagina betreten werden konnte.<ref>{{Internetquelle |autor=Annika Öhrner |url=https://stedelijkstudies.com/journal/niki-de-saint-phalle-playing-with-the-feminine-in-the-male-factory-hon-en-katedral/ |titel=Niki de Saint Phalle Playing with the Feminine in the Male Factory: HON – en katedral |werk=stedelijkstudies.com |sprache=en-GB |abruf=2021-06-25}}</ref> Die US-amerikanische Künstlerin [[Carolee Schneemann]] präsentierte 1975 in New York ihre wegweisende Performance ''Interior Scroll''<ref>{{Internetquelle |autor=Quinn Moreland |url=http://hyperallergic.com/232342/forty-years-of-carolee-schneemanns-interior-scroll/ |titel=Forty Years of Carolee Schneemann’s “Interior Scroll” |datum=2015-08-29 |sprache=en-US |abruf=2021-10-03}}</ref>, bei der sie unter anderem einen Text über die männliche Ablehnung von Frauenkunst von einer Papierrolle verlas, die sie aus ihrer Vagina zog. Rückblickend schrieb sie darüber: „Ich dachte an die Vagina auf verschiedene Weisen – physisch, konzeptuell: als eine skulpturale Form, eine architektonische Referenz, als die Quelle heiligen Wissens, Ekstase, Geburtspassage, Transformation.“<ref>{{Internetquelle |autor=Tate |url=https://www.tate.org.uk/art/artworks/schneemann-interior-scroll-p13282 |titel=‘Interior Scroll’, Carolee Schneemann, 1975 |sprache=en-GB |abruf=2021-10-03}}</ref><ref>„I thought of the vagina in many ways – physically, conceptually: as a sculptural form, an architectural referent, the source of sacred knowledge, ecstacy, birth passage, transformation.“ In: Bruce R. McPherson: ''Carolee Schneemann:'' ''More Than Meat Joy: Performance Works and Selected Writings'', New York 1979, 1997, S. 234-9, bzw. S. 238-9.</ref> 2013 griff die australische Künstlerin [[Casey Jenkins]] das Motiv in ihren ''Vagina Knitting-''Performances auf: dabei zog sie einen [[Wolle|Wollfaden]] aus ihrer Vagina, mit dem sie strickte.<ref>{{Internetquelle |autor=Marissa Calligeros |url=https://www.smh.com.au/entertainment/art-and-design/melbourne-artist-casey-jenkins-vaginal-knitting-prompts-social-media-disgust-20150806-giszij.html |titel=Melbourne artist Casey Jenkins' vaginal knitting prompts social media disgust |werk=smh.com.au |datum=2015-08-07 |sprache=en |abruf=2021-06-25}}</ref>


Die kolumbianische Künstlerin [[María Evelia Marmolejo]] verband in ihrer Performance ''Anónimo 3'' im Jahr 1982 Diskurse über die Rolle der Frau mit jenen über [[Umweltverschmutzung]]: in einer Art Sühneritual entschuldigte sie sich bei der Erde und führte unter anderem eine Vaginalwaschung durch, deren Flüssigkeit die Erde symbolisch befruchten sollte.<ref>{{Internetquelle |autor=Karen Chernick |url=https://www.artsy.net/article/artsy-editorial-10-female-performance-artists-ana-mendieta-carolee-schneemann |titel=10 Female Performance Artists You Should Know, from Ana Mendieta to Carolee Schneemann |werk=artsy.net |datum=2017-12-20 |sprache=en |abruf=2021-10-03}}</ref>
Umgangssprachlich existieren unzählige Bezeichnungen der Vagina (beispielsweise „Honigtöpfchen“<ref>[https://www.mundmische.de/bedeutung/12834-Honigtoepfchen ''Honigtöpfchen.''] Auf: ''mundmische.de''; zuletzt abgerufen am 28. April 2021.</ref>).<ref>[[Ernst Bornemann|Ernest Bornemann]]: ''Sex im Volksmund. Der obszöne Wortschatz der Deutschen.'' 2&nbsp;Bände, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1974; einbändige Neuausgabe ebenda 1991; Band&nbsp;1: ''Der obszöne Wortschatz der Deutschen. Wörterbuch von A–Z.'' ISBN 3-499-16852-9, Band&nbsp;2: ''Der obszöne Wortschatz der Deutschen. Wörterbuch nach Sachgruppen.'' ISBN 3-499-16853-7, hier: Kapitel 73.13 und 80.95.</ref>


Die US-amerikanische Künstlerin [[Annie Sprinkle]] führte seit 1991 im Rahmen ihrer Show ''Post Post Porn Modernist: Still in Search of the Ultimate Sexual Experience'' eine Performance mit dem Titel ''Public Cervix Announcement'' durch, bei der sie ein Spekulum in ihre Vagina einführte und das Publikum einlud, sich ihren Gebärmutterhals anzuschauen.<ref>{{Literatur |Autor=Terri Kapsalis |Titel=Public Privates: Performing Gynecology from Both Ends of the Speculum |Verlag=Duke University Press |Datum=1997 |ISBN=978-0-8223-1921-4 |Seiten=113 ff. |Online=https://books.google.de/books?id=CzFvGY0lRYoC&lpg=PA113&vq=sprinkle&hl=de&pg=PA113#v=snippet&q=sprinkle&f=false |Abruf=2021-10-03}}</ref> Die Performance erhielt auch in der Kunstwelt große Aufmerksamkeit und wurde unter anderem 2008 im [[Museum Kunstpalast]] in Düsseldorf wiederholt.<ref>{{Internetquelle |url=http://www.vaginamuseum.at/KUNSTundKULTUR/feministart-sprinkle |titel=KUNST und KULTUR - FEMINIST ART Sprinkle |abruf=2021-10-03}}</ref>
== Vagina in Kunst und Kultur ==
{{Hauptartikel|Vulva#Die Vulva in der Kunst|titel1=Vulva in der Kunst}}
Die Vagina spielt als inneres Organ in der darstellenden Kunst keine zentrale Rolle, Darstellungen der weiblichen Genitalien beziehen sich in der Regel auf das äußere Geschlecht, die Vulva. Dabei ist allerdings zu bedenken, dass bei der künstlerischen Darstellung der Vulva die Betonung mehr oder weniger stark auf der Vagina bzw. der Vaginalöffnung als Symbol der Sexualität und Geburt fokussiert sein kann. Dies ist beispielsweise bei den vor allem in Irland verbreiteten [[Sheela-na-Gig]] der Fall. Dies sind Steinskulpturen, die die Vulva meist überdimensioniert darstellen und die Vaginalöffnung präsentieren.


2014 presste die schweizerische Künstlerin [[Milo Moiré]] in ihrer Performance ''Plumps Ei Nr.1 – Die Geburt eines Bildes'' auf der [[Art Cologne]] mit Farbe gefüllte Eier aus ihrer Vagina und ließ sie auf eine Leinwand fallen, die sie anschließend zum Kauf anbot.<ref>{{Internetquelle |url=https://www.stern.de/kultur/kunst/provokante-performance--nackte-kuenstlerin-presst-eier-aus-ihrer-vagina-3702952.html |titel=Nackte Künstlerin presst Eier aus ihrer Vagina |werk=stern.de |datum=2014-04-17 |sprache=de |abruf=2021-06-25}}</ref> [[Anish Kapoor]] stellte 2015 im Garten des [[Schloss Versailles|Schlosses von Versailles]] eine Skulptur in Form einer Röhre auf. Sie trug offiziell den Namen ''Dirty Corner'', der Künstler sagte jedoch, es sei die „Vagina der Königin“, die an die Macht komme.<ref>{{Internetquelle |autor=Bob Lansroth |url=https://www.widewalls.ch/magazine/anish-kapoor-versailles-sculpture-vandalized |titel=Vandals Attack Queen's Vagina Sculpture by Anish Kapoor at Versailles Again ! {{!}} Widewalls |werk=widewalls.ch |datum=2015-09-07 |sprache=en |abruf=2021-06-25}}</ref>
In der Psychologie findet die ''[[Vagina dentata]],'' die ‚bezahnte Vagina‘, größere Beachtung. Sie spiegelt die Angstvorstellung einer mit Zähnen besetzten Vagina wider, die den Penis abbeißen und verschlingen könnte. Das Motiv findet sich in verschiedenen asiatischen Mythen wieder, wo verschiedene Formen von Penisangst ([[Koro (Psychologie)|Koro]]) zu finden sind. Benannt wurde die ''Vagina dentata'' von [[Sigmund Freud]], der sie in den Kontext der [[Kastrationsangst]] setzte.


=== In der Literatur ===
In ihrem 1998 als Buch erschienenen Bühnenstück ''[[Vagina-Monologe]]'' gab [[Eve Ensler]] der Vagina basierend auf 200 Interviews eine polyphone Stimme. „Weil die Monologe so komisch und emotional sind, wird ihr intellektueller Gehalt leicht übersehen. Dabei schlagen sie eine Brücke zwischen populärer Unterhaltung und anspruchsvollem Nachdenken über Sexualität.“<ref>{{Internetquelle |autor=Henrike Thomsen |url=https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/vagina-monologe-von-glumsen-und-glitschen-a-77188.html |titel=Vagina-Monologe: Von Glumsen und Glitschen |werk=Spiegel Online |datum=2000-05-19 |abruf=2019-10-17}}</ref>
In der Literatur kam bereits im 13. Jahrhundert das Motiv der [[Vagina loquens]], die sprechende Vagina, auf.<ref>{{Literatur |Autor=Vance Randolph |Titel=Blow the Candle Out. "Unprintable" Ozark Folksongs and Folklore |Hrsg=G. Legman |Band=2 |Verlag=University of Arkansas Press |Ort=Fayetteville |Datum=1992 |ISBN=978-1-61075-076-9 |Online=https://books.google.de/books?id=S93LdPw2KP0C&redir_esc=y |Abruf=2021-07-14}}</ref> Es findet sich etwa in [[Denis Diderot|Diderots]] Roman [[Die indiskreten Kleinode|Les Bijoux indiscrets]], sowie in den (Soft-)Pornofilmen [[Le Sexe qui parle]] und [[Chatterbox]]. Auch [[Eve Ensler|Eva Enslers]] 1998 als Buch erschienenens Bühnenstück [[Die Vagina-Monologe]] basiert auf diesem Motiv. Ensler gibt darin der Vagina basierend auf 200 Interviews eine polyphone Stimme.<ref>{{Internetquelle |autor=Henrike Thomsen |url=https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/vagina-monologe-von-glumsen-und-glitschen-a-77188.html |titel=Vagina-Monologe: Von Glumsen und Glitschen |werk=Spiegel Online |datum=2000-05-19 |abruf=2019-10-17}}</ref> In der Popkultur taucht dieses Motiv unter anderem in der Sitcom [[Drawn Together]] auf, in der die Figur der Prinzessin Clara eine sprechende Vagina in Form eines [[Tentakel]]-Monsters hat.


Ebenfalls aus Volkssagen stammt das Motiv der [[Vagina dentata]], der bezahnten Vagina. Es impliziert die Angst, dass Geschlechtsverkehr zu Verletzungen, [[Entmannung]] oder [[Kastration]] führen könnte und findet sich in den Mythen unterschiedlicher Kulturkreise. [[Sigmund Freud]] setzte die Vagina dentata in Verbindung mit seinem Konzept der [[Kastrationsangst]].<ref>{{Internetquelle |autor=Gemma Angel |url=https://blogs.ucl.ac.uk/researchers-in-museums/tag/sigmund-freud/ |titel=Pulling Teeth: Ovarian Teratomas & the Myth of Vagina Dentata |werk=University College London |datum=2013-03-04 |sprache=en |abruf=2021-06-27}}</ref> In der Kunst ließ sich etwa die Künstlerin [[Toni Schmale]] von dem Motiv inspirieren.<ref>{{Internetquelle |autor=Bärbel Vischer |url=https://blog.mak.at/vagina-dentata/ |titel=vagina dentata – eine neue Arbeit von Toni Schmale in der MAK-Sammlung |werk=blog.mak.at |datum=2021-02-05 |sprache=de-DE |abruf=2021-07-14}}</ref>
2016 schuf [[Giulia Becker]] der Vagina mit ihrem Musikvideo zu ''Verdammte Schei*e'' im [[Neo Magazin Royale]] eine [[Hymne]], die mit über einer Million Aufrufen (Stand 2019) auf [[YouTube]]<ref>Giulia Becker: {{YouTube |id=At9bBaPJ5-8 |titel=Verdammte Schei*e |upload=2016-12-01|abruf=2018-02-25|kommentar=in: ''Neo Magazin Royale'' |link=0}}</ref> viral ging und in zahlreichen Print- und Onlinemedien kommentiert wurde.<ref>Laura Backes, Ann-Katrin Müller, [[Ann-Kathrin Nezik]]: [http://www.spiegel.de/spiegel/feminismus-und-mode-mit-jutebeuteln-und-muschi-tattoos-a-1146583.html ''Mit Jutebeuteln und Muschi-Tattoos''.] In: ''[[Der Spiegel]].'' Heft 19/2017.</ref><ref>[http://www.zeit.de/arbeit/2017-10/sexistische-sprueche-sexismus-reaktion ''Lassen Sie das!''] In: ''[[Die Zeit]].'' 15. November 2017.</ref><ref name="sz180224">Kathrin Hollmer: [http://www.sueddeutsche.de/kultur/giulia-becker-im-portraet-die-mit-dem-scheiden-song-1.3879998 ''Die mit dem Scheiden-Song''.] In: ''[[Süddeutsche Zeitung]].'' vom 24. Februar 2018.</ref>


{{Siehe auch|Vaginamuseum}}
== Siehe auch ==
* [[Vagina]]
* [[Vaginamuseum]]


== Literatur ==
== Literatur ==
* Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität''. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2.
* Thomas Löning, Lutz Riethdorf: ''Pathologie der weiblichen Genitalorgane III: Pathologie des Uterus, der Vagina und Vulva.'' (= ''Spezielle pathologische Anatomie.'' Band 20, Nr. 3). Springer, Heidelberg/ Berlin 2001, ISBN 3-540-66372-X, S. 117&nbsp;ff. ([http://books.google.de/books?id=ygQrbrSX_SUC&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false books.google.de]).
*U. M. Spornitz: ''Anatomie und Physiologie: Lehrbuch und Atlas für Pflege- und Gesundheitsfachberufe''. Springer-Verlag, 2013.
* Stephan Dressler, Christoph Zink: ''Pschyrembel Wörterbuch Sexualität.'' De Gruyter, Berlin 2006, ISBN 3-11-016965-7, S. 457.


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|Vaginas|Vagina}}
{{Commonscat|Vaginas|Vagina}}{{Wiktionary}}
* [https://www.amboss.com/de/wissen/Vagina_und_Vulva/ Vagina und Vulva] auf amboss.com
{{Wiktionary}}


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 20. Dezember 2021, 18:41 Uhr

Schematische Zeichnung der Geschlechtsorgane der Frau inklusive Vagina
Die menschliche Vagina im Verhältnis zu den übrigen Geschlechtsorganen

Die Vagina des Menschen, auch Scheide genannt, ist ein mit Schleimhäuten ausgekleidetes, primäres, inneres Geschlechtsorgan der Frau. Sie verbindet den Uterus mit der außenliegenden Vulva. Am Übergang befindet sich das Hymen. Die Vagina ist auch Teil des Geburtskanals.

Siehe auch: Vagina

Anatomie

Makroskopische Anatomie

Schematische Zeichnung der Geschlechtsorgane der Frau, Sagittalschnitt
Schematische Darstellung der Geschlechtsorgane der Frau im Sagittalschnitt
Video: Anatomie der menschlichen Vulva und Vagina

Die Vagina ist ein dehnbares, muskulös-bindegewebiges, mit Schleimhäuten ausgekleidetes Organ im Bauchraum, das bei Erwachsenen 8 bis 12 cm lang ist.[1] Sie verbindet die Vulva mit dem Uterus. Dabei ist die hintere Vaginawand (Paries posterior vaginae) durch die Lage des Uterus etwas länger als die vordere Vaginawand (Paries anterior vaginae).[2] Die Vagina liegt etwa in der Beckenachse[3] und durchquert hier den Beckenboden.[4] Im ungedehnten Zustand ist sie durch das Parakolpium abgeflacht, die vordere und die hintere Wand berühren sich, sie werden von den Nachbarorganen komprimiert, und umschließen das Lumen der Vagina, das einen H-förmigen Spalt bildet und dadurch eine Entfaltung ermöglicht, ohne große Spannung zu erzeugen.[5] An der vorderen und hinteren Vaginawand befinden sich zudem Querfalten, die als Scheidenrunzeln (Rugae vaginales) bezeichnet werden und eine vordere und eine hintere Runzelsäule bilden (Columnae rugarum anterior et posterior). Diese verstärken beim Geschlechtsverkehr die Reizwirkung und stellen zugleich eine Dehnungsreserve für die Geburt dar.[6]

Die Vagina mündet mit ihrer Öffnung (Ostium vaginae oder Introitus vaginae) in den Scheidenvorhof der Vulva. An der Vaginalöffnung gibt es eine Ansammlung von Schleimhautfalten, meist in Form eines Kranzes (vaginale Corona), die als Hymen bezeichnet werden.[7]

Durch die Vagina transportiert das Menstruationsblut abgestorbene Zellen aus dem Uterus nach außen. Während des weiblichen Zyklus sondert die Vagina jederzeit Sekrete unterschiedlicher Konsistenz ab, abhängig vom Zeitpunkt im Hormonzyklus.[8][9]

Uterusseitig ragt die Portio vaginalis uteri des Gebärmutterhalses in die Vagina vor. Diese wird von der Vagina so umfasst, dass sie zwischen dem tiefen, hinteren (dorsalen), sowie dem kleineren seitlichen und dem vorderen (ventralen) flachen Scheidengewölbe (Fornix vaginae) liegt.[4] Das hintere Scheidengewölbe reicht bis an den Douglas-Raum heran,[4] einer taschenförmige Aussackung des Bauchfells und damit der tiefste Teil des Bauchraums zwischen Mastdarm und Uterus. Die Hinterwand (Dorsalwand) der Vagina ist durch Bindegewebe (Septum rectovaginale) mit dem Mastdarm und die Vorderwand über das Septum vesicovaginale und das Septum urethrovaginale mit der Harnblase und der Harnröhre verbunden.[4] Der Gebärmutterhals ist um etwa 90 Grad nach vorn abgeknickt und folgt damit nicht der durch die Vagina vorgegebenen Richtung.

       

Muskulatur, Blutversorgung und Nerven

Neben der glatten Muskulatur in der Vaginawand wird die Vagina von quergestreiften Muskeln umgeben, die gitterartig angeordnet sind. Der Musculus pubococcygeus, ein Anteil des Musculus levator ani, ist ein Muskel des Beckenbodens. Die Muskeln beider Seiten (Levatorschenkel) umfassen die Vagina wie eine Schlinge und ermöglichen eine willkürliche Verengung derselben.

Die Blutversorgung der Vagina erfolgt über die Arteria vaginalis aus der Arteria iliaca interna, die unterhalb der Arteria uterina entspringt. Hinzu kommen Versorgungsäste der Arteria vesicalis inferior und der Arteria pudenda interna. Das die Vagina umgebenden Venengeflecht (Plexus venosus vaginalis) wird über die Vena uterina abgeleitet.[5] Die Lymphe des oberen Teils der Vagina fließt über die Nodi lymphatici iliaci interni in die Lendenlymphknoten, vom unteren Teil in die Leistenlymphknoten (Nodi lymphatici inguinales superficiales).[2]

Die Nervenversorgung der Vagina erfolgt durch den Plexus uterovaginalis.[2][5][10]

Mikroskopische Anatomie der Vagina

Mikroskopischer Schnitt durch die Vaginalwand der Frau
Mikroskopischer Schnitt durch die Vaginalwand der Frau. Zu sehen ist eine in Hämatoxylin-Eosin-Färbung dargestellte Tunica mucosa vaginae, mit der zugehörigen Oberflächenepithelschicht und die darunterliegende Bindegewebsschicht Lamina propria
Histologien einer prämenopausalen und einer postmenopausalen Vaginalmucosa
Histologien zweier Vaginalmucosae: Links prämenopausal, rechts postmenopausal

Die Vaginawand ist mit einer Wandstärke von etwa drei Millimetern sehr dünn.[1] Die Vaginalschleimhaut (Tunica mucosa vaginae) trägt ein mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel (Vaginalepithel), das nur eine minimale Präkeratinbildung zeigt. Sie ist glykogenreich und drüsenlos (kutane Schleimhaut). Das Epithel liegt auf einer Lamina propria, die reich an elastischen Fasern und weitlumigen Venen ist.[6] Das Epithel unterliegt im Verlauf des Sexualzyklus ständigen Umbauprozessen, die durch Estrogene und Progesteron gesteuert werden.[5]

Im Querschnitt zeigt die Vagina folgenden Wandaufbau:

  • Schleimhaut (Tunica mucosa vaginae): Sie bestimmt die Oberflächenbeschaffenheit und sorgt für ein saures Milieu (pH-Wert 4 bis 4,5) durch die abgestorbenen Zellen des Vaginalepithels, die aufgrund des sehr hohen Glykogenanteils ein gutes Substrat für Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien) darstellen und zur Ausbildung der speziellen Vaginalflora führen, was der Ansiedlung von Bakterien entgegenwirkt. Zur Tunica mucosa vaginae werden das eigentliche Vaginalepithel und die darunter liegende Lamina propria gezählt. Das Epithel der Vagina ist ein mehrschichtiges, unverhorntes Plattenepithel, das sich weiter in vier Schichten differenziert:
    • Basalzellschicht (Stratum basale)
    • Parabasalschicht (Stratum parabasale)
    • Intermediärschicht (Stratum intermedium)
    • Superfizialschicht (Stratum superficiale)

Diese Schichten sitzen der Lamina propria auf, die aus lockerem Bindegewebe besteht, das reich an elastischen Fasern und Lymphozyten ist. In der Lamina propria finden sich Kapillaren und Lymphgefäße, aus denen bei sexueller Erregung ein Transsudat durch das Epithel in die Vagina abgepresst wird, sowie der Plexus venosus vaginalis. Die nervale Innervation der Vagina beziehungsweise ihre Sensibilität ist nur gering. So finden sich nur wenige freie Nervenendigungen, sensorische Fasern fehlen gänzlich.

  • Muskelschicht (Tunica muscularis vaginae): Nach innen kann man eine Ringmuskulatur, nach außen eine Längsmuskulatur erkennen. Durch sie kann sich die Vagina bei Erweiterung wieder ringförmig und längs zusammenziehen. Bei diesen Muskeln handelt es sich um glatte Muskulatur, eingebettet in ein bindegewebiges Gerüst. Die maschen- oder gitterartige Anordnung der glatten Muskelfaserzüge hat einen zirkulären, an der Vorderwand auch längsgerichteten Verlauf. Diese Muskulatur setzt sich in der Muskulatur an der Zervix und des Dammes fort. Das vorhandene Bindegewebe ist scherengitterartig angeordnet und besteht aus kollagenen aber auch zahlreichen elastischen Fasern. Durch diesen Aufbau ist biomechanisch eine starke Dehnung der Vagina möglich.
  • Bindegewebsschicht (Tunica adventitia vaginae): Sie enthält viele elastische Fasern und ist mit den Bindegewebshüllen von Beckenboden, Harnröhre und Harnblase verbunden. Sie wird auch als Parakolpium bezeichnet. Die dichte Hüllstruktur aus Bindegewebe verbindet die Vagina mit ihrer Umgebung besonders mit der Harnröhre. Sie enthält zahlreiche elastische Fasern und grenzt kopfwärts (kranial) an das Parametrium.

Physiologie

Vaginalmilieu

Das in der Vagina vorhandene Sekret besteht aus dem in den Zervixdrüsen des Muttermundes gebildeten Zervixschleim und dem aus der Vaginawand austretenden Transsudat. Hinzu kommen abgestorbene Zellen des Vaginalepithels, die aufgrund des sehr hohen Glykogenanteils ein gutes Substrat für Milchsäurebakterien (Döderlein-Bakterien) und einer speziellen Vaginalflora darstellen. Die Organismen wandeln das Glykogen in Milchsäure um, die in einer Konzentration von etwa 0,5 % vorhanden ist.[1]

Durch die Milchsäurebakterien ist das Vaginalsekret sauer (pH-Wert 4 bis 4,5) und dient dem Schutz des weiblichen Genitaltraktes vor aufsteigenden Infektionen. Bei jungen Mädchen vor der Pubertät erfolgt die Besiedelung dagegen vor allem durch apatogene Staphylokokken und Streptokokken, die nur einen geringen Schutz gegen Krankheitskeime bilden.[11]

Sexuelle Erregung und Geschlechtsverkehr

Medizinische Zeichnung der Klitoris
Schematische Zeichnung der Klitoris: Die Vaginalöffnung (6) ist umgeben von den für die sexuelle Erregung bedeutsamen Schwellkörpern (2). 1) Klitoriseichel; 2) Schwellkörper; 3) Kitzlerschenkel; 4) Harnröhrenmündung; 5) Vorhofschwellkörper; 6) Vaginalöffnung

Die Vagina nimmt beim Vaginalverkehr den Penis und das von ihm ausgestoßene Sperma mit den darin enthaltenen Spermien auf. Während der sexuellen Erregung wird das Vaginalmilieu verändert. Durch die Lubrikation und die Produktion und Sekretion von dünnflüssigem Schleim in den Zervixdrüsen wird das Sekret pH-neutral. Die in den Scheidenvorhof mündenden Bartholinschen Drüsen sondern zudem bei Erregung ein schleimhaltiges Sekret ab und befeuchten den Vorhof.[12]

Vaginaler Geschlechtsverkehr kann, wie auch andere Formen der sexuellen Betätigung, zum Orgasmus führen. Da die Vagina im Wesentlichen aus relativ nervenarmem Gewebe besteht, ist jedoch umstritten, ob der Begriff „vaginaler Orgasmus“ sinnvoll ist.[13] Diese Debatte flammte bereits in den 1950er und 1960er Jahren in den USA auf, unter anderem angeregt durch Publikationen von William Masters und Virginia Johnson sowie Anne Koedt, und erreichte Deutschland in den 1970er Jahren.[14][15]

Auch bei der vaginalen Penetration wird die Klitoris mit ihren Schwellkörpern, in Abhängigkeit von der Sexualpraktik, stimuliert. Bei der Gräfenberg-Zone[16] (auch G-Punkt), die sich etwa drei bis vier Zentimeter von der Vaginalöffnung entfernt in der Vorderwand der Vagina befindet, handelt es sich ebenfalls um eine Stimulation der Klitoris.[13] Die Vagina besitzt darüber hinaus Paraurethraldrüsen, die bei Erregung Sexualsekrete freigeben können (weibliche oder vaginale Ejakulation).[17] Die Venengeflechte um Harnröhre und Vagina gehören ebenfalls zum aktiven, erogenen System der Frau.[18]

Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen sprechen dafür, dass 70–80 % der Frauen hauptsächlich durch direkte Stimulation der Klitorisspitze – weil sie biologisch der männlichen Eichel entspricht auch Klitoriseichel genannt – einen Orgasmus erreichen können.[19][20] Obwohl indirekte Stimulation der Klitoris dazu ebenfalls ausreichend sein kann,[21] ist vom empirischen Standpunkt aus davon auszugehen, dass die Mehrheit der Frauen durch bloße Penetration des Penis in die Vagina keinen Orgasmus erreichen. Hingegen ist die Vaginalöffnung, also der Scheideneingang, sehr reich mit Mechanorezeptoren innerviert.

Siehe auch: Orgasmus der Frau

Geburt

Bei der Geburt ist die Vagina Teil des Geburtskanals für das Kind. Es kommt durch die Wehen und die damit verbundene Öffnung des Muttermundes (Eröffnungsphase der Geburt) vor allem zu einer Lockerung der Vaginalmuskulatur, die die Dehnung in der Austreibungsphase am Ende der Geburt ermöglicht. Die Dehnung betrifft zudem die Vorhofschwellkörper sowie das Gewebe der Vulvalippen und des Damms. Vagina, Vulvalippen und Damm können unter der Belastung einreißen (Dammriss). Der Damm wird unter Umständen zur Geburt des Kindes eingeschnitten (Dammschnitt).

Untersuchungsmöglichkeiten

Bei Beschwerden und zur Kontrolle wird die Vagina in der gynäkologischen Praxis ärztlich untersucht. Frauen können ihre Vagina im Kontext einer vaginalen Selbstuntersuchung auch selbst untersuchen. Die Vagina kann dazu mit den Fingern abgetastet werden. Zur optischen Begutachtung wird ein Spekulum, ein Vaginoskop oder ein Kolposkop verwendet.

Zur Untersuchung der Vaginahaut und des Vaginamilieus werden Epithelzellen durch einen Abstrich gewonnen und auf einem Objektträger mikroskopiert. Damit gibt die Vaginalzytologie Auskunft über die aktuelle Zyklusphase. Heute wird die Zyklusphasenbestimmung allerdings durch Hormonuntersuchungen erweitert, um ausreichende Diagnosesicherheit zu bieten. Zudem können Gewebeproben mittels einer Vaginabiopsie entnommen werden.

Ontogenetische Entwicklung der Vagina

Medizinische Zeichnung, auf der die Entwicklung von Müller- und Wolff-Gang dargestellt werden
Entwicklung des Müller- (blau) und des Wolff-Ganges (rot) in der ontogenetischen Entwicklung zum weiblichen und männlichen Geschlecht

Die Geschlechtsorgane entwickeln sich vor der Geburt aus einer zunächst geschlechtsunspezifischen Anlage an gleicher Körperstelle bei allen Menschen.[22] Verbunden ist die Entstehungszone der inneren und äußeren Geschlechtsorgane zunächst mit den harnbildenden Exkretionsorganen. Dabei handelt es sich um das Urogenitalsystem, dessen wesentliche Elemente im Verlauf der ontogenetischen Geschlechtsdifferenzierung die Müller-Gänge und Wolff-Gänge sind. Beide Gangsysteme sind beim Embryo anfangs links- und rechtsseitig angelegt, also paarig vorhanden.

Bei genetisch weiblichen Embryonen bildet sich der Wolff-Gang ab der zehnten Schwangerschaftswoche zurück, während sich unter dem Einfluss von Estrogenen nach und nach sowohl der Uterus und die äußeren Genitalien als auch die Vagina entwickeln. Eileiter, Uterus und das Binde- und Muskelgewebe der Vagina entstehen unmittelbar aus dem Müller-Gang.[23] Das Vaginalepithel entwickelt sich hingegen aus dem Sinus urogenitalis.[24]

Unterbleibt die eindeutige Differenzierung der Geschlechtsorgane und ihre hormonelle Steuerung auf Grund von chromosomalen oder anderen Einflüssen, entwickelt sich kein eindeutiges biologisches Geschlecht.

Varianten, Fehlbildungen und Lageanomalien

Bei der ontogenetischen Entwicklung der Vagina kann es in seltenen Fällen zu Varianten[25] und Fehlbildungen kommen. Dabei können diese isoliert nur die Vagina betreffen, die Vagina kombiniert mit Uterus und Harnwegen oder im Bereich des Vaginaausgangs und des Vaginavorhofs auftreten.[26] Varianten müssen nicht zwangsläufig mit Leidensdruck einhergehen und besitzen somit nicht per se Krankheitswert. Einige sind dem Intersex-Spektrum zuzurechnen und haben Einfluss auf das soziale Geschlecht der Betroffenen. Beim Swyer-Syndrom geht beispielsweise ein männliches Kerngeschlecht mit der Ausbildung weiblicher Geschlechtsorgane, unter anderem einer Vagina, einher.

Im Gegensatz zu Varianten und Fehlbildungen sind Lageanomalien in der Regel nicht angeboren, sondern erworben. Es handelt sich hierbei um verschiedene Verminderungen der Höhe der Vagina über dem Beckenboden, die über eine Vaginasenkung oder einen Vaginavorfall entstehen können. Sehr selten ist eine vollständige Ausstülpung der Vagina, die als Inversio vaginae bezeichnet wird und gemeinsam mit der Ausstülpung der Gebärmutter (Inversio uteri) als Geburtskomplikation vorkommen kann.[27][28]

Für Menschen mit männlichem Genom und bei Formen von Intersexualität kann bei einer geschlechtsangleichenden Operation eine künstliche Vagina (Neovagina) durch Kolpopoese angelegt werden.[29]

Erkrankungen und Verletzungen

In der Vagina können verschiedene Erkrankungen und Verletzungen auftreten, die zum Teil auch die Vulva oder tieferliegende Geschlechtsorgane wie den Muttermund oder den Uterus erfassen können.

Entzündungen und Infektionen

Akute und chronische Entzündungen mit Juckreiz, Rötungen und verändertem Ausfluss gehören zu den häufigsten Erkrankungen der Vagina, die als Kolpitis oder Vaginitis bezeichnet werden. Häufig ist dabei eine gemeinsame Entzündung der Vulva und der Vagina, die Vulvovaginitis genannt wird. Entzündungen der Vagina werden vor allem durch Infektionen mit Viren, Bakterien oder Pilzen ausgelöst. Die häufigsten bakteriellen Infektionen (bakterielle Vaginose) werden hervorgerufen durch Gardnerella vaginalis, Atopobium vaginae, Prevotella-, Porphyromonas-, Peptostreptococcus- und Mobiluncusarten sowie Mykoplasmen.[30] Unter den vaginalen Pilzinfektionen ist vor allem der sogenannte Scheidenpilz Candida albicans von Bedeutung, der eine Kandidose auslösen kann. Weitere Erreger einer Vaginitis können Trichomonas vaginalis und Viren sein.[31]

Neben den Infektionen kann es auch zu Entzündungen durch Verletzungen und infolge Schädigung oder Verlust der Vaginalsekrete und -flora kommen. Hierzu können externe Faktoren wie die Nutzung von Intimsprays, Scheidenspülungen, Antibiotika, Spermiziden sowie organische Ursachen wie Estrogenmangel, Diabetes mellitus, Sekretionsstörungen, Hypermenorrhoe, Immunschwäche und Tumorerkrankungen führen.[32] Vor allem im Kindesalter und im höheren Alter kommt es aufgrund der geringen Estrogenproduktion häufiger zu Vaginitis als zwischen der Pubertät und der Postmenopause.[31]

Schmerzsyndrome

Die die Vagina betreffenden Schmerzsyndrome sind im ICD-11 unter den Sexuellen Schmerz-Penetrations-Störungen zusammengefasst. Zusätzlich sind die Diagnosen Dyspareunie und Vaginismus bekannt. Während die Dyspareunie sich auf Schmerzzustände vor, während oder nach dem Geschlechtsverkehr bezieht, bezeichnet Vaginismus selbst eigentlich nicht den Schmerzzustand, sondern eine Verkrampfung der Vaginalmuskulatur durch antizipierte oder versuchte Penetration. Bei keinem dieser Syndrome sind die Ursachen abschließend geklärt, es wird jedoch ein multifaktorielles Geschehen entsprechend dem biopsychosozialen Krankheitsmodell angenommen.[33]

Verletzungen und Fremdkörper

Verletzungen der Vaginalwand, in der Regel Vaginalrisse, können unterschiedliche Ursachen haben, etwa das Einführen von Fremdkörpern oder durch heftige Penetration. Außerdem können Risse der Vaginalwand auch bei der Geburt als Geburtskomplikation auftreten, weshalb Gynäkologen und Gynäkologinnen die Vagina nach der Geburt untersuchen. Kleinere Verletzungen führen zu kurzzeitigen Blutungen und verheilen innerhalb kurzer Zeit, bei größeren Verletzungen mit stärkeren Blutungen kann eine ärztliche Versorgung oder sogar eine Operation notwendig sein. Eine besonders schwere Verletzung stellt der vollständige oder teilweise Abriss der Vagina vom Uterus dar, der als Kolporrhexis bezeichnet wird.[34]

Ein Fremdkörper in der Vagina, auch intravaginaler Fremdkörper genannt, ist meist ein durch die Vagina eingeführter und dort befindlicher Gegenstand. Dieser kann klinisch relevant werden, wenn er sich von der Patientin nicht in der vorgesehenen Weise problemlos wieder entfernen lässt. Die häufigsten Fälle betreffen dabei Kinder, bei denen die Fremdkörper in spielerischer Absicht eingeführt werden.[35] Bei Erwachsenen können Fremdkörper aus verschiedenen Gründen eingeführt worden sein, beispielsweise zur Hygiene (etwa Tampons), zur Verhütung oder zur sexuellen Stimulation (z. B. Masturbation).[36] Neben Verletzungen können Fremdkörper auch Entzündungen oder Veränderungen im Schleimfluss hervorrufen.[37] Vaginalsteine sind Konkremente, die sich beispielsweise durch einen chronischen Urinstau bilden können.[38]

Sonstige Erkrankungen

Neben den Infektionen und Entzündungen kann die Vagina auch von verschiedenen Erkrankungen wie Vaginalfisteln oder -tumoren betroffen sein. Bei den Vaginalfisteln handelt es sich dabei um akute, offene Verbindungen zwischen der Vagina und benachbarten Hohlorganen wie der Harnblase, der Harnröhre oder dem Rektum oder zur Oberfläche des Damms. Sie können durch chronische Druckschädigungen, beispielsweise während der Schwangerschaft, aber auch durch operative Eingriffe verursacht sein.[39]

Vaginaltumoren können sowohl als gutartige (benigne) als auch als bösartige (maligne) Tumoren auftreten. Unter letzteren ist vor allem das Vaginalkarzinom zu nennen, das als Krebserkrankung vor allem im oberen Vaginalabschnitt auftritt. Da Symptome oft erst spät auftreten und das Karzinom häufig sehr früh über die regionalen Lymphbahnen metastasiert, ist die Prognose bei größeren Tumoren meist schlecht.

Schwangerschaftsverhütung und Medikation über die Vagina

→ Hauptartikel: Empfängnisverhütung

Ein Diaphragma in einem Plastikbehältnis
Diaphragma zur Empfängnisverhütung

In der Vagina können Mittel zur Verhütung einer Schwangerschaft eingesetzt werden. In das Vaginagewölbe lässt sich ein Diaphragma oder eine Portiokappe einsetzen und mit einer chemischen Wirksubstanz gegen die Samen (Spermizid) kombinieren. In manchen Ländern werden statt des Diaphragmas auch Verhütungsschwämme aus Polyurethan angeboten. Als Pendant zum Kondom für den Mann gibt es für die Frau das Femidom.

Als hormonelle Verhütungsmethode ist seit einigen Jahren der Verhütungsring auf dem Markt. Dieser flexible Ring wird in die Vagina eingeführt und gibt dort 21 Tage lang Estrogen und Gestagen ab. Er hat damit den gleichen Wirkmechanismus wie orale Kontrazeptiva (Antibabypille).[40]

Neben der Schwangerschaftsverhütung kann über die Vagina auch eine Medikation mittels Suppositorium (Vaginalzäpfchen) stattfinden. Die Vaginalzäpfchen werden zur Behandlung gynäkologischer Erkrankungen wie einer Soorkolpitis, aber auch zur Linderung von Regelbeschwerden eingesetzt. Wenn durch einen Mangel an Estrogenen die Vaginahaut dünn wird (Atrophie), können Zäpfchen mit niedrigem Estrogengehalt, etwa als Estriol, dem entgegenwirken.[41]

Etymologie

Im klassischen Latein bedeutete vāgīna zunächst ausschließlich „Scheide“ (des Schwertes u. Ä.) und „Hülse“ und wurde noch nicht in anatomischer Bedeutung verwendet.[42] Ob der römische Dichter Plautus das Wort in seinem Theaterstück Pseudolus (4. Akt, 7. Szene) zur Bezeichnung des weiblichen Geschlechtsteils verwendete, ist umstritten.[43] Gesichert ist, dass der italienische Chirurg Realdo Colombo das Wort 1599 im medizinischen Sinne nutze, indem er in seinem Werk De re anatomica den „Hals“ des Uterus als denjenigen Teil beschreibt, in den der Penis (mentula, „Spieß“ oder „Schwert“) „eingeführt wird wie in eine Scheide“.[44] Johannes Wesling bot 1647 in seinem Werk Syntagma anatomicum erstmals das Wort „Scheide“ als deutsches Lehnwort dafür an.[45]

Sprachgebrauch

In der Umgangssprache sind zahlreiche weitere Begriffe für die Vagina verbreitet, die sowohl pejorativ als auch verniedlichend verwendet werden können, etwa „Muschi“, „Mumu“ oder „Möse“.[46][47] Diese weitverbreitete Tendenz der Umschreibung wird von verschiedenen Seiten kritisiert und gilt als ein Grund dafür, dass der Begriff „Vagina“ bisweilen fälschlicherweise verwendet wird, um die Vulva zu bezeichnen.[48][49]

Seit den 1970er Jahren kämpfen in Deutschland feministische Aktivistinnen und Aktivisten für alternative, medizinisch korrekte und sowie wert- und ideologiefreie Begriffe für Genitalien. Zunehmend wird betont, dass auch trans, nicht-binäre und inter Personen eine Vagina haben können, ohne sich als weiblich oder Frau zu betrachten oder zu bezeichnen.[50][51]

Autorinnen wie Mithu Sanyal, Laura Méritt und Louie Läuger kritisieren die Sprachlosigkeit und das Unwissen über die weiblichen Geschlechtsorgane und führen an, dass dadurch Klitoris, Vulva und Vulvalippen im Diskurs oft keine Rolle spielen.[52][53][54] Der Begriff „Scheide“ wird wiederum für seine etymologische Nähe zur Schwertscheide kritisiert, die die Vagina auf ein Loch reduziere; solche defizitären Sichtweisen auf die Vagina lägen, so Sanyal, auch Aussagen wie denen des griechischen Arztes Galen zugrunde, der Frauenkörper sei in Bezug auf die Fortpflanzung weniger vollkommen als der des Mannes.[55] 2016 griff die Komikerin Giulia Becker in ihrem Musikvideo Verdammte Schei*e diese Themen sarkastisch auf.[56] An diese Kritik anschließend prägte Bini Adamczak den Begriff „Circlusion“ (Umschließung) als Pendant zur „Penetration“, um das Narrativ der weiblichen Passivität zu überwinden.[57][58]

Gesellschaft und Kultur

Ein steinernes Sheela-na-Gig-Relief an einer Kirche in Herefordshire
Sheela-na-Gig an der Church of St Mary and St David in Kilpeck, Herefordshire

Wahrnehmung und Symbolik

Im Laufe der Geschichte wurden der Vagina zahlreiche Eigenschaften zugeschrieben, so galt sie etwa eine Zeit lang als das Zentrum der weiblichen Lust, als Metapher für das Leben durch Geburt, aber auch als dem Penis unterlegen, unattraktiv und schlecht riechend.[59][60]

In der Kunst- und Kulturgeschichte

Siehe auch: Vulva in der Kunst

In der Kunst- und Kulturgeschichte wird die Vagina immer wieder thematisiert,[61] so ist sie als Yoni im Hinduismus Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit[62] und im Tantrismus der starken spirituellen Energie von Frauen.[63] Die irischen Steinskulpturen Sheela-na-Gig aus dem 11. und 12. Jahrhundert zeigen ihre Vulva mit Betonung auf der Vaginalöffnung, was der Theorie von Joanne McMahon und Jack Roberts zufolge Sexualität und Geburt symbolisiert.[64][65]

Datei:Vaginal I.jpg
Mari Chordà: Vaginal I, 1966, Wachs auf Karton, 46 x 60 cm.

In der bildenden Kunst Europas und der USA hat die Vagina erst im 20. Jahrhundert größere Aufmerksamkeit erfahren, insbesondere in der feministischen Kunst der 1960er und 1970er Jahre. So nutzte die spanische Malerin Mari Chordà Abstraktion und die Farben der Pop-Art, um in ihrer 1964 begonnenen Serie Vaginales der visuellen und physiologischen Repräsentation des weiblichen Körpers malerisch nachzugehen.[66] Die Fluxus-Künstlerin Shigeko Kubota zeigte 1965 ihre Performance Vagina Painting, in der sie einen Pinsel an ihrer Unterwäsche befestigte, diesen in einen Eimer roter Farbe tauchte und damit auf einem Papier rote Schlieren erzeugte, die an Menstruationsblut erinnerten.[67] Niki de Saint Phalle stellte 1966 im Moderna Museet in Stockholm HON – en katedral („SIE – eine Kathedrale“) aus, eine raumgreifende Skulptur in Form eines Frauenkörpers, die über die Vulva und Vagina betreten werden konnte.[68] Die US-amerikanische Künstlerin Carolee Schneemann präsentierte 1975 in New York ihre wegweisende Performance Interior Scroll[69], bei der sie unter anderem einen Text über die männliche Ablehnung von Frauenkunst von einer Papierrolle verlas, die sie aus ihrer Vagina zog. Rückblickend schrieb sie darüber: „Ich dachte an die Vagina auf verschiedene Weisen – physisch, konzeptuell: als eine skulpturale Form, eine architektonische Referenz, als die Quelle heiligen Wissens, Ekstase, Geburtspassage, Transformation.“[70][71] 2013 griff die australische Künstlerin Casey Jenkins das Motiv in ihren Vagina Knitting-Performances auf: dabei zog sie einen Wollfaden aus ihrer Vagina, mit dem sie strickte.[72]

Die kolumbianische Künstlerin María Evelia Marmolejo verband in ihrer Performance Anónimo 3 im Jahr 1982 Diskurse über die Rolle der Frau mit jenen über Umweltverschmutzung: in einer Art Sühneritual entschuldigte sie sich bei der Erde und führte unter anderem eine Vaginalwaschung durch, deren Flüssigkeit die Erde symbolisch befruchten sollte.[73]

Die US-amerikanische Künstlerin Annie Sprinkle führte seit 1991 im Rahmen ihrer Show Post Post Porn Modernist: Still in Search of the Ultimate Sexual Experience eine Performance mit dem Titel Public Cervix Announcement durch, bei der sie ein Spekulum in ihre Vagina einführte und das Publikum einlud, sich ihren Gebärmutterhals anzuschauen.[74] Die Performance erhielt auch in der Kunstwelt große Aufmerksamkeit und wurde unter anderem 2008 im Museum Kunstpalast in Düsseldorf wiederholt.[75]

2014 presste die schweizerische Künstlerin Milo Moiré in ihrer Performance Plumps Ei Nr.1 – Die Geburt eines Bildes auf der Art Cologne mit Farbe gefüllte Eier aus ihrer Vagina und ließ sie auf eine Leinwand fallen, die sie anschließend zum Kauf anbot.[76] Anish Kapoor stellte 2015 im Garten des Schlosses von Versailles eine Skulptur in Form einer Röhre auf. Sie trug offiziell den Namen Dirty Corner, der Künstler sagte jedoch, es sei die „Vagina der Königin“, die an die Macht komme.[77]

In der Literatur

In der Literatur kam bereits im 13. Jahrhundert das Motiv der Vagina loquens, die sprechende Vagina, auf.[78] Es findet sich etwa in Diderots Roman Les Bijoux indiscrets, sowie in den (Soft-)Pornofilmen Le Sexe qui parle und Chatterbox. Auch Eva Enslers 1998 als Buch erschienenens Bühnenstück Die Vagina-Monologe basiert auf diesem Motiv. Ensler gibt darin der Vagina basierend auf 200 Interviews eine polyphone Stimme.[79] In der Popkultur taucht dieses Motiv unter anderem in der Sitcom Drawn Together auf, in der die Figur der Prinzessin Clara eine sprechende Vagina in Form eines Tentakel-Monsters hat.

Ebenfalls aus Volkssagen stammt das Motiv der Vagina dentata, der bezahnten Vagina. Es impliziert die Angst, dass Geschlechtsverkehr zu Verletzungen, Entmannung oder Kastration führen könnte und findet sich in den Mythen unterschiedlicher Kulturkreise. Sigmund Freud setzte die Vagina dentata in Verbindung mit seinem Konzept der Kastrationsangst.[80] In der Kunst ließ sich etwa die Künstlerin Toni Schmale von dem Motiv inspirieren.[81]

Siehe auch

Literatur

  • Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2.
  • U. M. Spornitz: Anatomie und Physiologie: Lehrbuch und Atlas für Pflege- und Gesundheitsfachberufe. Springer-Verlag, 2013.
Commons: Vagina – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Vagina des Menschen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. a b c Arne Schäffler, Nicole Menche: Mensch – Körper – Krankheit. Biologie, Anatomie, Physiologie. 3., überarbeitete Auflage. Urban & Fischer, München 1999, ISBN 3-437-55192-2 , S. 396.
  2. a b c Thomas Löning, Lutz Riethdorf: Pathologie der weiblichen Genitalorgane III: Pathologie des Uterus, der Vagina und Vulva. (= Spezielle pathologische Anatomie. Band 20, Nr. 3). Springer, Heidelberg und Berlin 2001, ISBN 3-540-66372-X, S. 117 ff.
  3. Bernhard Kroenig: I. Abschnitt. Anatomie, Entwickelung und Störungen der Entwickelung der weiblichen Genitalien. Kapitel I. Anatomie. Vagina. In: med-serv.de. Abgerufen am 18. August 2021.
  4. a b c d Vagina. In: Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2, S. 563.
  5. a b c d W. Kahle, H. Leinhardt, W. Platzer (Hrsg.): Taschenatlas der Anatomie für Studium und Praxis. Band 2: Innere Organe. 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 1986, ISBN 3-23-492105-7, S. 302–303.
  6. a b Walther Graumann: CompactLehrbuch Anatomie 3. Schattauer, Stuttgart/ New York 2004, ISBN 3-7945-2063-7, S. 318.
  7. Giulia Sissa: The hymen is a problem, still. Virginity, Imperforation, and Contraception, from Greece to Rome. In: EuGeStA. Band 3, 2013, S. 67–123 (Researchgate.net).
  8. Elisabeth Raith-Paula: Was ist los in meinem Körper? Knaur MensSana, 2019, ISBN 978-3-426-65854-3.
  9. Karlheinz A. Rosenbauer: Genitalorgane. 1. Auflage. Rowohlt, Hamburg 1969.
  10. Per Olov Lundberg: Die periphere Innervation der weiblichen Genitalorgane. In: Sexuologie. Band 9, Nr. 3, 2002, S. 98–106 (Volltext als PDF Auf: sexuologie-info.de).
  11. Vaginalflora. In: Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2, S. 564.
  12. Arne Schäffler, Nicole Menche: Mensch – Körper – Krankheit. 3. Auflage. Urban & Fischer, München 1999, S. 401.
  13. a b Barbara Ehret, Mirjam Roepke-Buncsak: Frauenkörper Gesundheit Leben. Diana Verlag, München 2008, ISBN 978-3-453-28513-2.
  14. Mary Jane Sherfey: Die Potenz der Frau. CLEPTO-Reprint, Luxemburg 1974.
  15. Jutta Menschik: Feminismus. Pahl-Rugenstein, Köln 1977, ISBN 3-7609-0288-X, S. 211.
  16. Ernst Gräfenberg: The Role of the Urethra in Female Orgasm. In: International Journal of Sexology. Band 3, Nr. 3, 1950, S. 145–148 (online) Auf: academia.edu; abgerufen am 4. Januar 2021. / Volltext. (PDF) andreadrian.de; abgerufen am 4. Januar 2021.
  17. Gräfenberg-Zone. In: Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2, S. 188.
  18. Die potente Frau. (Memento vom 10. März 2010 im Internet Archive) In: Emma. Oktober 1987, abgerufen am 25. Juni 2021.
  19. The amount of time of sexual arousal needed to reach orgasm is variable – and usually much longer – in women than in men; thus, only 20–30 % of women attain a coital climax. b. Many women (70–80%) require manual clitoral stimulation…” Joseph A. Flaherty, John Marcell Davis, Philip G. Janicak: Psychiatry: Diagnosis & therapy. A Lange clinical manual. Appleton & Lange (Original from Northwestern University), 1993, ISBN 0-8385-1267-4, S. 544.
  20. Shere Hite: “I was making the point that clitoral stimulation wasn’t happening during coitus. That’s why women ‘have difficulty having orgasms’ – they don’t have difficulty when they stimulate themselves.” Tracey Cox: “It’s disappointing that one of Hite’s main messages – that 70 per cent of women don’t have orgasms through penetration – is not completely accepted today. Plenty of women don’t feel comfortable admitting it, even to themselves, for fear their partners will love them less. But women are far more experimental now.Shere Hite: Shere Hite: On female sexuality in the 21st century. In: The Independent. 30. April 2006, abgerufen am 10. April 2011.
  21. Elisabeth Anne Lloyd: The case of the female orgasm: bias in the science of evolution. Harvard University Press, 2005, ISBN 0-674-01706-4, S. 53 (books.google.com [abgerufen am 5. Januar 2012]).
  22. Kalrheinz A. Rosenbauer: Genitalorgane. Anatomie und Physiologie. 1. Auflage. Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg 1969.
  23. Hubert Walter: Sexual- und Entwicklungsbiologie des Menschen. Thieme, Stuttgart, ISBN 3-13-558701-0, S. 8.
  24. M. Schünke, E. Schulte, U. Schumacher: Prometheus: Innere Organe. 4. Auflage. Thieme, 2015, S. 61–64.
  25. Stellungnahme der Bundesärztekammer „Versorgung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Varianten/Störungen der Geschlechtsentwicklung (Disorders of Sex Development, DSD)". In: Deutsches Ärzteblatt. 30. Januar 2015, abgerufen am 9. September 2021.
  26. S2k-Leitlinie Weibliche genitale Fehlbildungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, der Österreichischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. In: AWMF online (Stand 04/2020)
  27. Vagina-Lageanomalien. In: Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2, S. 564.
  28. Cystocele (Prolapsed Bladder) | NIDDK. In: National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases. (nih.gov [abgerufen am 28. Dezember 2017]).
  29. Markus-Krankenhaus der Frankfurter Diakonie-Kliniken: Operationen bei Transsexualität. Voraussetzungen für eine genitalangleichende Operation bei Mann-zu-Frau-Transsexualität und Frau-zu-Mann-Transsexualität. (PDF-Datei; 608 kB) (Memento vom 3. März 2011 im Internet Archive)
  30. Bakterielle Vaginose » Ursachen. In: frauenaerzte-im-netz.de. 4. Mai 2018, abgerufen am 16. August 2021.
  31. a b Vaginitis. In: Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2, S. 566.
  32. Vaginatumor: Pschyrembel, S. 565.
  33. ICD-11 - ICD-11 for Mortality and Morbidity Statistics. Abgerufen am 9. September 2021.
  34. Scheidenriss. In: Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2, S. 457.
  35. T Stricker, F Navratil, Fh Sennhauser: Vaginal foreign bodies. In: Journal of Paediatrics and Child Health. Band 40, Nr. 4, April 2004, ISSN 1034-4810, S. 205–207, doi:10.1111/j.1440-1754.2004.00338.x (wiley.com [abgerufen am 16. August 2021]).
  36. Osman Balci, Halime Goktepe, Alaa S. Mahmoud, Ali Acar: Intravaginal Foreign Bodies Placed in the Vagina to Treat Uterine Prolapse Retained for 35 Years. In: Taiwanese Journal of Obstetrics and Gynecology. Band 48, Nr. 4, Dezember 2009, S. 431–433, doi:10.1016/S1028-4559(09)60340-5 (elsevier.com [abgerufen am 16. August 2021]).
  37. Fremdkörper, intravaginale. In: Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2, S. 151.
  38. N. V. Raghavaiah, A. I. Devi: Primary vaginal stones. In: The Journal of urology. Band 123, Nr. 5, Mai 1980, S. 771–772, ISSN 0022-5347. PMID 7420576.
  39. Vaginalfistel. In: Stephan Dressler, Christoph Zink (Hrsg.): Pschyrembel Wörterbuch Sexualität. De Gruyter, Berlin 2003, ISBN 978-3-11-016965-2, S. 564.
  40. Vaginalring. In: Frauenärzte im Netz. Abgerufen am 27. Juni 2021.
  41. Lokale Estriolgabe als Dauertherapie sinnvoll. In: GynDepesche. GFI. Der Medizin-Verlag, 2010, abgerufen am 27. Juni 2021.
  42. Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 31. Dezember 1989, S. 627, doi:10.1515/9783110845037 (oclc.org [abgerufen am 16. August 2021]).
  43. Jennifer Ingleheart: Masculine Plural: Queer Classics, Sex, and Education. Oxford University Press, 2018, ISBN 978-0-19-255160-3, S. 287 (google.co.uk [abgerufen am 16. August 2021]).
  44. Realdo Colombo: De re anatomica. Bevilacqua, Nicolò, 1559, S. 241–242 (archive.org [abgerufen am 16. August 2021] (“colli, vel cervicis nomine in utero non corpus illud, quod supra descriptimus; sed partem illam intelligimus, in quam mentula, tanquam in vaginam immittitur, cuius longitudo est, quantum undecim digiti apicibus metiri possumus;...”)).
  45. Scheide. In: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. De Gruyter, 1963, ISBN 978-3-11-169884-7, S. 641, doi:10.1515/9783111698847-025 (oclc.org [abgerufen am 16. August 2021]).
  46. Nora Burgard-Arp: Nennt sie beim Namen! In: zeit.de. 18. Oktober 2017, abgerufen am 2. Oktober 2021.
  47. Laura Ewert: Die Vagina ist in der Sprache unterrepräsentiert. In: DIE WELT. 3. November 2015 (welt.de [abgerufen am 2. Oktober 2021]).
  48. Nadja Katzenberger: Mumu und Pipimann oder Vagina und Penis? In: apotheken-umschau.de. 31. August 2020, abgerufen am 2. Oktober 2021.
  49. Carolina Schwarz: „Sex Education“ und „Goop Lab“: Vulva – was war das nochmal? In: Die Tageszeitung: taz. 10. Februar 2020, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 24. Juni 2021]).
  50. Orlando Brix: Nicht nur Frauen menstruieren! Ein Kommentar. In: UnAuf ONLINE. 24. Juni 2020, abgerufen am 25. Juni 2021 (deutsch).
  51. Alisa Tretau (Hrsg.): Nicht nur Mütter waren schwanger. Unerhörte Perspektiven auf die vermeintlich natürlichste Sache der Welt. edition assemblage, [Münster] 2018, ISBN 978-3-96042-041-5.
  52. Mithu M. Sanyal: Vulva. Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts. Berlin 2009, ISBN 978-3-8031-3629-9.
  53. Laura Mérrit (Hrsg.): Frauenkörper neu gesehen. 1. Auflage. Berlin 2012, ISBN 978-3-936937-93-0.
  54. Louie Läuger: »da unten«. Unrast, Münster 2019, ISBN 978-3-89771-324-6.
  55. Mithu Sanyal: Die Vulva-Attacke. In: emma. de. 1. Juli 2009, abgerufen am 24. Juni 2021.
  56. Laura Backes, Ann-Katrin Müller, Ann-Kathrin Nezik: Mit Jutebeuteln und Muschi-Tattoos. In: Der Spiegel. Heft 19/2017.
  57. Bini Adamczak: Come on. In: Missy Magazine. 8. März 2016, abgerufen am 16. August 2021 (deutsch).
  58. Maïa Mazaurette: Sexualité : circlusion, « power bottom »… quand la pénétration se réinvente. In: Le Monde.fr. 28. Februar 2021 (lemonde.fr [abgerufen am 16. August 2021]).
  59. Stone L: New Directions in Anthropological Kinship. Rowman & Littlefield, 2002, ISBN 978-0-585-38424-5, S. 164 (google.com).
  60. Hutcherson H: What Your Mother Never Told You about Sex. Penguin, 2003, ISBN 978-0-399-52853-8, S. 8 (google.com).
  61. Ulrike Baureithel: Ursprung der Welt. In: Der Tagesspiegel. 5. Mai 2009, abgerufen am 27. Juni 2021.
  62. Yoni. Hinduism. In: Encyclopedia Britannica. Abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
  63. Eve Ensler: Die Vagina-Monloge. Nachwort von Gloria Steinem. 1. Auflage. nautilus, Hamburg 2000, ISBN 3-89401-345-1, S. 105.
  64. Joanne McMahon, Jack Roberts: The Sheela-na-gigs of Ireland & Britain. Mercier Press, 2001, ISBN 978-1-85635-294-9.
  65. Paola Uparella, Carlos A. Jáuregui: The Vagina and the Eye of Power (Essay on Genitalia and Visual Sovereignty). In: H-ART. REVISTA DE HISTORIA, TEORIA Y CRITICA DE ARTE. 26. Juli 2018, doi:10.25025/hart03.2018.04 (edu.co [abgerufen am 3. Oktober 2021]).
  66. Sofia Gotti: Mari Chordà. In: tate.org.uk. September 2015, abgerufen am 3. Oktober 2021 (britisches Englisch).
  67. Elizabeth S. Hawley: Shigeko Kubota. In: MoMA. 2016, abgerufen am 25. Juni 2021.
  68. Annika Öhrner: Niki de Saint Phalle Playing with the Feminine in the Male Factory: HON – en katedral. In: stedelijkstudies.com. Abgerufen am 25. Juni 2021 (britisches Englisch).
  69. Quinn Moreland: Forty Years of Carolee Schneemann’s “Interior Scroll”. 29. August 2015, abgerufen am 3. Oktober 2021 (amerikanisches Englisch).
  70. Tate: ‘Interior Scroll’, Carolee Schneemann, 1975. Abgerufen am 3. Oktober 2021 (britisches Englisch).
  71. „I thought of the vagina in many ways – physically, conceptually: as a sculptural form, an architectural referent, the source of sacred knowledge, ecstacy, birth passage, transformation.“ In: Bruce R. McPherson: Carolee Schneemann: More Than Meat Joy: Performance Works and Selected Writings, New York 1979, 1997, S. 234-9, bzw. S. 238-9.
  72. Marissa Calligeros: Melbourne artist Casey Jenkins' vaginal knitting prompts social media disgust. In: smh.com.au. 7. August 2015, abgerufen am 25. Juni 2021 (englisch).
  73. Karen Chernick: 10 Female Performance Artists You Should Know, from Ana Mendieta to Carolee Schneemann. In: artsy.net. 20. Dezember 2017, abgerufen am 3. Oktober 2021 (englisch).
  74. Terri Kapsalis: Public Privates: Performing Gynecology from Both Ends of the Speculum. Duke University Press, 1997, ISBN 978-0-8223-1921-4, S. 113 ff. (google.de [abgerufen am 3. Oktober 2021]).
  75. KUNST und KULTUR - FEMINIST ART Sprinkle. Abgerufen am 3. Oktober 2021.
  76. Nackte Künstlerin presst Eier aus ihrer Vagina. In: stern.de. 17. April 2014, abgerufen am 25. Juni 2021.
  77. Bob Lansroth: Vandals Attack Queen's Vagina Sculpture by Anish Kapoor at Versailles Again ! | Widewalls. In: widewalls.ch. 7. September 2015, abgerufen am 25. Juni 2021 (englisch).
  78. Vance Randolph: Blow the Candle Out. "Unprintable" Ozark Folksongs and Folklore. Hrsg.: G. Legman. Band 2. University of Arkansas Press, Fayetteville 1992, ISBN 978-1-61075-076-9 (google.de [abgerufen am 14. Juli 2021]).
  79. Henrike Thomsen: Vagina-Monologe: Von Glumsen und Glitschen. In: Spiegel Online. 19. Mai 2000, abgerufen am 17. Oktober 2019.
  80. Gemma Angel: Pulling Teeth: Ovarian Teratomas & the Myth of Vagina Dentata. In: University College London. 4. März 2013, abgerufen am 27. Juni 2021 (englisch).
  81. Bärbel Vischer: vagina dentata – eine neue Arbeit von Toni Schmale in der MAK-Sammlung. In: blog.mak.at. 5. Februar 2021, abgerufen am 14. Juli 2021 (deutsch).