„Leuchtturm“ – Versionsunterschied

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Version vom 17. Mai 2018, 09:34 Uhr

Ehemaliger Leuchtturm, heute (unbeleuchtete) Landmarke Roter Sand

Als Leuchtturm wird ein Turm bezeichnet, der eine Befeuerung trägt. Leuchttürme sind insbesondere nachts weithin sichtbare Schifffahrtszeichen und dienen der Positionsbestimmung, der Warnung vor Untiefen oder der Fahrwassermarkierung.

Technik

Bauweise

Der Leuchtturm Neuwerk von 1310 ist das älteste Profanbauwerk an der deutschen Küste, das aufgesetzte Lampenhaus stammt aus dem Jahr 1814.

Die Bauweise der Leuchttürme ist sehr vielfältig. In vorindustrieller Zeit waren Leuchttürme zumeist gemauert. In historischen Turmkonstruktionen befanden sich mitunter Wohn- und Arbeitsräume für das Bedienpersonal, die oft durch Nebengebäude ergänzt wurden. Da der Beruf des Leuchtfeuerwärters durch die Automatisierung nicht mehr ausgeübt wird, dienen die ehemaligen Arbeitsräume heute anderen Aufgaben. Mit Aufkommen des Metallbaus wurde es möglich, leichte windbeständige Konstruktionen aus Gusseisen, aus Schmiedestahl und schließlich aus gegossenem und gewalztem Stahl zu errichten. Dabei überwog zunächst Stahlfachwerk, später rohr- und mastartige Konstruktionen. Heutzutage sind viele derartige Bauwerke aus Stahlbeton, Bauten aus Glasfaserverstärktem Kunststoff wie Kahler Sand an der Elbe blieben die Ausnahme. Lichtanlage und Optik sind bei größeren Bauten zumeist aufgesetzt, sie werden als Lampenhaus oder Laterne bezeichnet.

Bis in das späte 20. Jahrhundert waren in der Nord- und Ostsee, wo die Errichtung von Leuchttürmen nicht möglich war, zahlreiche Feuerschiffe positioniert, mit Leuchtfeuern in bis zu 45 Metern Höhe. Heute werden von der Deutschen Wasser- und Schifffahrtsverwaltung nur noch zwei Feuerschiffspositionen unterhalten.

Bei engen Fahrrinnen werden Richtfeuer aus zwei synchronisierten Leuchtfeuern unterschiedlicher Höhe errichtet.

Feuerhöhen

Als Feuerhöhe bezeichnet man den Abstand zwischen Wasserspiegel und Befeuerung. Aus Kostengründen ist es sinnvoll, den Leuchtturm auf einer küstennahen Anhöhe zu errichten, weil der Turm selber dadurch bei gleicher Feuerhöhe niedriger ausfallen kann. In Extremfällen kann es jedoch sinnvoller sein, einen Leuchtturm an einer tiefer gelegenen Stelle zu errichten, wenn er dadurch in klareren Luftschichten steht. So wurde der alte, 238 m hoch gelegene Leuchtturm am Cape Point in Südafrika 1911 durch einen niedriger gelegenen Leuchtturm ersetzt, da der alte Turm sich zu oft im Hochnebel befand und sein Licht somit nicht so weit sichtbar war, wie ursprünglich angenommen.

Der Leuchtturm von Dschidda in Saudi-Arabien hat eine Gesamt-Höhe von 133 Metern.[1] Die höchste deutsche Befeuerung sitzt auf dem Hotel „Maritim“ in Lübeck-Travemünde, 114 m über der Mittelwasserhöhe der Ostsee.[2]

Turmhöhen

Bei kurzen Distanzen reicht eine geringe Höhe aus, wie beim Leuchtfeuer Bunthaus

Mit 65 Metern Höhe ist der dreibeinige Stahlfachwerkturm Leuchtturm Campen an der Emsmündung Deutschlands höchster Leuchtturm.[3] Zurzeit plant man an der Elbe neue Richtfeuerlinien, deren Türme Höhen bis zu fast 100 Metern erreichen sollen. Erforderlich wird ihr Bau im Zuge der geplanten Elbvertiefung, die eine Verbreiterung des Fahrwassers und eine Veränderung der Fahrlinien der Schiffe zur Folge haben wird.

Einer der kleinsten Leuchttürme dürfte das ehemalige Leuchtfeuer Bunthaus (1914–1977) auf der Bunthäuser Spitze (Unterelbe bei Hamburg) mit 6,95 Metern Turmhöhe sein.

Optik

Fresnel-Linsen

Als Leuchtfeueroptik werden seit etwa 1820 Fresnel-Linsen verwendet, die eine kompakte Bauform, ein relativ geringes Gewicht und eine hohe Lichtausbeute haben. Das Linsensystem hat bis zu 20 ringförmige Sektoren, eine Brennweite von maximal 70 Zentimetern und ist drehbar gelagert. Aufgrund der Umdrehungszeit besitzt jeder Turm eine spezifische Wiederkehr und Kennung, die im Leuchtfeuerverzeichnis und in Seekarten publiziert werden. Die Kennung wird gegebenenfalls durch zum Fahrwasser ausgerichtete Farbfilter erweitert. Durch die Rotation der Linse erzeugt dies ein rhythmisches farbiges Blinken.

Reichweite

Die Reichweite der meisten Leuchtfeuer liegt – je nach Bauart und Umständen – zwischen 5 und 20 Seemeilen. Sie hängt von verschiedenen Faktoren ab: Die geometrische oder geografische Sichtweite ist von der Erdkrümmung begrenzt und wird von den Höhenposition des Betrachters und des Leuchtfeuers sowie von geografischen Sichthindernissen beeinflusst. Hinzu kommen Lichtstärke und Farbe der Lichtquelle sowie die Qualität der Optik. Außerdem begrenzen das Wetter und die daraus resultierenden Sichtbedingungen die Reichweite. Den Wettereinfluss berücksichtigt man durch eine sogenannte Sichtweitenskala. Bei ungünstigen Wetterbedingungen ist die Lichtstärke durch Niederschläge, Schneefall oder Nebel vermindert. Letztlich stellt die Reichweite einen Kompromiss zwischen dem technisch Möglichen und dem Aufwand für Errichtung, Stromversorgung und Wartungskosten dar.

Wegen der Erdkrümmung nimmt die theoretische Reichweite mit der Wurzel der Turmhöhe und der Wurzel der Augeshöhe des Navigators zu. Wenn ein Leuchtfeuer gerade am nautischen Horizont („in der Kimm“) auftaucht beziehungsweise verschwindet, kann seine Entfernung einfach berechnet und damit der Standort des Schiffes bestimmt werden. Die Formel kann mittels des Satzes von Pythagoras hergeleitet werden. In der vereinfachten Näherung, wenn die Höhen von Leuchtfeuer und Navigator verglichen mit dem Erdradius gering sind, lautet sie:

Geschichte des Leuchtturms

Datei:PHAROS2006.jpg
Rekonstruktion des Pharos von Alexandria
Kerzenlaterne des 13. Jahrhunderts

Wie die Geschichte der Leuchttürme begann, ist nicht bekannt. Sicher ist, dass es im östlichen Mittelmeer bereits lange vor Christi Geburt regen Seehandel gab – und vermutlich auch Leuchtfeuer, um bei Dunkelheit den Heimathafen zu finden.

Antike

Mindestens zwei antike Befeuerungsbauten sind überliefert, die beide um 300 v. Chr. entstanden: Der griechische Koloss von Rhodos und der ägyptische Pharos von Alexandria (errichtet zwischen 299 und 279 v. Chr., Höhe 115 bis 160 m). Allerdings ist unsicher, ob der Koloss von Rhodos wirklich als Leuchtfeuer diente. Er soll etwa acht Jahrzehnte gestanden haben, bis er 224 v. Chr. einstürzte. Der ägyptische Leuchtturm leuchtete dagegen über 1600 Jahre lang und stürzte im Jahr 1303 bei einem Erdbeben ein. Er ist Namensgeber des Begriffs Leuchtturm in den romanischen Sprachen und damit der Leuchtturmkunde, die heute als Pharologie bezeichnet wird.[4]

Von den Römern wurde der Herkulesturm im galizischen A Coruña (Spanien) errichtet. Er wurde im Jahr 110 n. Chr. von Gaius Sevius Lupus fertiggestellt, war ursprünglich 36 m hoch und maß 18 m × 18 m am Fuß. Im Jahr 1791 wurde er ausgebaut und erhielt eine klassizistische Umhüllung. Der noch heute genutzte Turm ist damit der älteste funktionsfähige Leuchtturm der Welt und gehört seit 2009 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ältere Türme aus Römischer Zeit wie der von Dover sind vielfach noch vorhanden, teils allerdings nur als Ruinen.

Abseits der Hochkulturen suchte die Seefahrt zu Beginn nach einfacheren Wegen, den Seefahrern „heimzuleuchten“. Fackeln und kleine Strandfeuer wiesen den Fischern nachts ihren Weg. Mönche empfahlen deren Betrieb als gottgefällige Aufgabe.

Hansezeit

Vom 13. Jahrhundert an errichteten die Hansestädte der Ostseeküste Zufahrtsfeuer, oft als Kerzenlaternen auf vorgelagerten Inseln, zum Beispiel Lübeck (in Travemünde), Wismar, Rostock (in Warnemünde), Stralsund (auf Gellen), Greifswald und Danzig. Das bestehende Hafenzeichen in Travemünde wurde 1226 kaiserlich privilegiert. 1299 erhielt Hamburg die Nordseeinsel Neuwerk, um dort eine Feuerblüse zu errichten. Sie ist allerdings erst ab 1644 nachweisbar - zunächst war es der Hansestadt vor allem um die Sicherung der Elbzufahrt gegangen. Um 1625 folgte ein ständiges Leuchtfeuer auf Wangerooge; die Benutzung des alten Westturms bewährte sich aber nicht.

Frühe Neuzeit

Deutlich verbessert wurden die Leuchtfeuer 1782 durch den Genfer Physiker Aimé Argand (1750–1803) mit der Hohldochtlampe, einem Vorläufer der späteren Petroleumlampe. Erst später setzten sich Gasglühlichter durch. Schließlich entwickelte Augustin Jean Fresnel (1788–1827) im Auftrag der französischen Regierung eine Lichtbündelung durch spezielle Linsen. Durch die Fresnel-Linsen steigerte sich die Reichweite der Leuchtfeuer erheblich.

Der regelmäßig blinkende Leuchtturm wurde von François Antoine Henri Descroizilles (1751–1825) erfunden.[5][6] Ein Uhrmacher aus der nordfranzösischen Hafenstadt Dieppe fertigte den Mechanismus; der erste damit ausgestattete Leuchtturm ging im Mai 1787 am Bootsanlegesteg in Dieppe in Betrieb.[5]

Im 18. Jahrhundert begründete der Lampenmacher Thomas Smith in Edinburgh eine Familiendynastie von Leuchtturmbauern, die insbesondere in Schottland über vier Generationen hinweg mehr als ein Dutzend Leuchttürme errichtete.

Gegenwärtiger Nutzungswandel

Moderne digitale Navigationshilfen schmälern die heutige Bedeutung von Leuchttürmen, können aber visuelle Schifffahrtszeichen nicht vollständig ersetzen. Insbesondere beim Ausfall des GPS, der Elektronik oder der Stromversorgung stellen Leuchttürme eine unverzichtbare Absicherung dar, weshalb Leuchttürme auch zukünftig unterhalten werden müssen.

Die ehemaligen Personalräume und die Aussichtsplattform sind dagegen für den Leuchtturmbetrieb nicht mehr notwendig. Sie werden heute für touristische oder gastronomische Zwecke genutzt, vereinzelt dienen Türme auch als Unterkunft oder können für Trauungen gemietet werden.

Metaphern

Im übertragenen Sinn werden Vorhaben, von denen eine Signalwirkung oder Vorbildfunktion ausgeht, als Leuchtturmprojekt bezeichnet. In der englischsprachigen Welt ist die Moderne Sage vom Leuchtturm und Kriegsschiff eine beliebte Metapher für gelegentliche Unflexibilität großer Mächte.

Literatur

  • Monika Bergmann: Lexikon der Leuchttürme. Komet, Köln 2008, ISBN 978-3-89836-827-8.
  • Gerhard Wiedemann (Hrsg.), Johannes Braun, Hans Joachim Haase: Das deutsche Seezeichenwesen. 1850–1990, zwischen Segel- und Container-Schiffsverkehr [In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven]. DSV-Verlag, Hamburg 1998, ISBN 3-88412-275-4.
  • Jean Guichard (Fotos), Vincent Guigueno (Text): Leuchttürme (Originaltitel: Phares übersetzt von Christiane Hauert). DK Edition Maritim, Hamburg 2007, ISBN 978-3-89225-575-8.
  • Ian Penberthy: Die 75 beeindruckendsten Leuchttürme der Welt (Originaltitel: Lighthouses – Man-made Wonders, übersetzt von Annerose Sieck). Tosa, Wien 2009, ISBN 978-3-85003-388-6.
  • Jürgen Voss: Lichter am Horizont – Leuchttürme zwischen Tag und Nacht. DK Edition Maritim, Hamburg 2003, ISBN 978-3-89225-482-9.
  • Vera Stehlin: Leuchtturm. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 22, Hiersemann, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-7772-0825-1, Sp. 1219–1230

Siehe auch

Briefmarkenserien
Leuchttürme seit 2004 in Deutschland
Leuchttürme, Leit-, Leucht- und Molenfeuer, 1974 und 1975 in der DDR
Veranstaltungen
Commons: Leuchttürme – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Leuchtturm – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Leuchtturm Jeddah auf structurae.de ;abgerufen am 4. Oktober 2017.
  2. Daten zum Orientierungsfeuer Travemünde, abgerufen am 2. November 2010.
  3. Leuchtturm Campen auf der Seite des Wasser- und Schifffahrtsamtes Emden.
  4. Die Nordsee: eine Natur- und Kulturgeschichte, Richard Pott, C.H.Beck, 2003 – „Der Pharos vor Alexandria (…) war wohl der älteste bekannte Leuchtturm der Erde, (…) er hat aber nicht nur der «Leuchtturmkunde», der «Pharologie», den Namen gegeben(…)“
  5. a b Clément Duval: François Descroizilles, the Inventor of Volumetric Analysis. In: American Chemical Society ACS (Hrsg.): Journal of Chemical Education. Band 28, Nr. 10. ACS Publications, Oktober 1951, ISSN 0021-9584, S. 508–519, doi:10.1021/ed028p508 (acs.org): „this gave Descroizilles the idea of a flashing lighthouse. A clockmaker of Dieppe [...] constructed the mechanism. The first wooden lighthouse was operating at the end of the main jetty in May 1787.“
  6. Jules-Adrien de Lérue: Notice sur Descroizilles (François-Antoine-Henri). chimiste, né à Dieppe, et sur les membres de sa famille. Hrsg.: C.-F. Lapierre Rouen. 1875, S. 7–8 (online bei Gallica Bibliothèque nationale de France): „on pourrait construire des phares qui s'éclipseraient ainsi. Le nombre des révolutions dans un temps donné indiquerait aux navires le point où ils seraient.“