„Königliches Museum für Zentral-Afrika“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Halbgeviertstrich
*in*media*res* (Diskussion | Beiträge)
gesch. geordnet
Zeile 3: Zeile 3:
Das '''Königliche Museum für Zentral-Afrika''' ({{NlS|''Koninklijk Museum voor Midden-Afrika''}}, {{FrS|''Musée royal de l’Afrique centrale''}}), kurz '''Afrikamuseum''', in der [[Belgien|belgischen]] Gemeinde [[Tervuren]] bei [[Brüssel]], früher das '''Museum von Belgisch Kongo''' (''Museum van Belgisch Congo''; ''Musée du Congo Belge''), ist gleichzeitig Museum und Forschungseinrichtung.
Das '''Königliche Museum für Zentral-Afrika''' ({{NlS|''Koninklijk Museum voor Midden-Afrika''}}, {{FrS|''Musée royal de l’Afrique centrale''}}), kurz '''Afrikamuseum''', in der [[Belgien|belgischen]] Gemeinde [[Tervuren]] bei [[Brüssel]], früher das '''Museum von Belgisch Kongo''' (''Museum van Belgisch Congo''; ''Musée du Congo Belge''), ist gleichzeitig Museum und Forschungseinrichtung.


== Geschichte ==
Die seit 1957 gezeigte Hauptausstellung des unmittelbar im Norden des Parks von Tervuren gelegenen Museums konzentriert sich zum größten Teil auf [[Demokratische Republik Kongo|Belgisch Kongo]], die ehemalige Kolonie Belgiens. Es werden aber auch das gesamte [[Kongobecken]], Mittel-, Ost-, Zentral- und Westafrika berücksichtigt.
1885 hatte König Leopold II. von Belgien auf einer Konferenz in Berlin die anderen europäischen Mächte und die USA davon überzeugt, ihm das rohstoffreiche, bisher von Europäern kaum erschlossene Gebiet des Kongo zu überlassen. Weil die Geschäfte im [[Geschichte der Demokratischen Republik Kongo|Freistaat Kongo]] zu Beginn schleppend liefen musste Leopold das belgische Parlament um einen Kredit bitten und die Belgier von der Sinnhaftigkeit des Unternehmens überzeugen. Deshalb baute er im Park von Tervuren 1897 zunächst, im Stil der damals populären "Völkerschauen" mehrere kongolesische Dörfer auf und stellte "echte Afrikaner" als Attraktion im Rahmen der [[Weltausstellung Brüssel 1897|Weltausstellung]] aus. Die Schau besuchten rund 1,2 Millionen Menschen. Im Jahr darauf gründete Leopold das Museum.<ref>{{Literatur|Autor=Matthias Krupa|Titel=Belgisches Afrikamuseum: Abschied von Tervuren|Sammelwerk=Die Zeit|Ort=Hamburg|Datum=2013-12-15|ISSN=0044-2070|Online=http://www.zeit.de/2013/50/koenigliches-museum-zentralafrika-belgien-tervuren|Abruf=2017-09-13}}</ref>


Die seit 1957 gezeigte Hauptausstellung des unmittelbar im Norden des Parks von Tervuren gelegenen Museums konzentrierte sich zum größten Teil auf [[Demokratische Republik Kongo|Belgisch Kongo]], die ehemalige Kolonie Belgiens. Es wuden aber auch das gesamte [[Kongobecken]], Mittel-, Ost-, Zentral- und Westafrika berücksichtigt.
Das Gebäude wurde für die [[Weltausstellung Brüssel 1897|Weltausstellung im Jahr 1897]] gebaut, wo König [[Leopold II. (Belgien)|Leopold II.]] seinen [[Geschichte der Demokratischen Republik Kongo#Kongo-Freistaat|Kongo-Freistaat]] vorstellte.


Zu den ersten Kuratoren des Museums gehörten [[Théodore Masui]] (1863-19...?), [[Alphonse de Haulleville]] (1860–1938), [[Emile Coart]] (1859–1924) und [[Joseph Maes]] (1882–1953). Die ersten [[Museologe]]n in Tervuren standen unter dem Einfluss des britischen und amerikanischen [[Evolutionismus]] und des deutschen [[Diffusionismus]].<ref>Maarten Couttenier: ''Congo tentoongesteld: een geschiedenis van de Belgische antropologie en het museum van Tervuren 1882-1925.'' 2005, S.10 ([https://books.google.de/books?id=7cOr7D-HHBsC&pg=PA10 Online-Teilansicht])</ref>
Zu den ersten Kuratoren des Museums gehörten [[Théodore Masui]] (1863-19...?), [[Alphonse de Haulleville]] (1860–1938), [[Emile Coart]] (1859–1924) und [[Joseph Maes]] (1882–1953). Die ersten [[Museologe]]n in Tervuren standen unter dem Einfluss des britischen und amerikanischen [[Evolutionismus]] und des deutschen [[Diffusionismus]].<ref>Maarten Couttenier: ''Congo tentoongesteld: een geschiedenis van de Belgische antropologie en het museum van Tervuren 1882-1925.'' 2005, S.10 ([https://books.google.de/books?id=7cOr7D-HHBsC&pg=PA10 Online-Teilansicht])</ref>


Nach der Unabhängigkeit der [[Demokratische Republik Kongo|Demokratischen Republik Kongo]] im Jahr 1960 verlegte es den Schwerpunkt seiner Arbeit auf [[Ethnographie]] und [[Anthropologie]].
Nach der Unabhängigkeit der [[Demokratische Republik Kongo|Demokratischen Republik Kongo]] im Jahr 1960 verlegte es den Schwerpunkt seiner Arbeit auf [[Ethnographie]] und [[Anthropologie]].


Am 30. April 2010 feierte das Museum aufwändig seinen 100. Geburtstag. Es ist seit 1. Dezember 2013 geschlossen und soll Mitte 2017 mit neuer Konzeption wieder eröffnen.<ref>[http://www.africamuseum.be/renovation/renovate/index_html Website des Museums: Renovierung]</ref> Denn es ist der von [[Adam Hochschild]] vorgelegten Darstellung des persönlichen Engagements von Leopold II. im Kongo wie auch der von Ludo de Witte 1999 dokumentierten belgischen Verstrickung in die Ermordung von [[Patrice Lumumba]] und den dadurch ausgelösten Diskussionen Rechnung zu tragen; diese stellen den bisherigen musealen Blick auf die [[Geschichte_der_Demokratischen_Republik_Kongo#Belgische_Kolonialherrschaft|belgische Kolonialgeschichte]] in Frage und drängen auf eine neue Präsentation der reichen Museumsbestände.<ref>[http://www.zeit.de/2001/51/Der_Maske_ein_Gesicht_geben Geschönte Kolonialgeschichte]</ref>
Am 30. April 2010 feierte das Museum aufwändig seinen 100. Geburtstag. Es war vom 1. Dezember 2013 an geschlossen und soll Mitte 2017 mit neuer Konzeption wieder eröffnen.<ref>[http://www.africamuseum.be/renovation/renovate/index_html Website des Museums: Renovierung]</ref> Denn es ist der von [[Adam Hochschild]] vorgelegten Darstellung des persönlichen Engagements von Leopold II. im Kongo wie auch der von Ludo de Witte 1999 dokumentierten belgischen Verstrickung in die Ermordung von [[Patrice Lumumba]] und den dadurch ausgelösten Diskussionen Rechnung zu tragen; diese stellen den bisherigen musealen Blick auf die [[Geschichte_der_Demokratischen_Republik_Kongo#Belgische_Kolonialherrschaft|belgische Kolonialgeschichte]] in Frage und drängen auf eine neue Präsentation der reichen Museumsbestände.<ref>[http://www.zeit.de/2001/51/Der_Maske_ein_Gesicht_geben Geschönte Kolonialgeschichte]</ref>


Das Museum gab die ''Annales du Musée (Royale) du Congo Belge'' heraus.
Das Museum gab die ''Annales du Musée (Royale) du Congo Belge'' heraus.

Version vom 14. September 2017, 00:06 Uhr

Das Königliche Museum für Zentralafrika vom Park aus gesehen

Das Königliche Museum für Zentral-Afrika (niederländisch Koninklijk Museum voor Midden-Afrika, französisch Musée royal de l’Afrique centrale), kurz Afrikamuseum, in der belgischen Gemeinde Tervuren bei Brüssel, früher das Museum von Belgisch Kongo (Museum van Belgisch Congo; Musée du Congo Belge), ist gleichzeitig Museum und Forschungseinrichtung.

Geschichte

1885 hatte König Leopold II. von Belgien auf einer Konferenz in Berlin die anderen europäischen Mächte und die USA davon überzeugt, ihm das rohstoffreiche, bisher von Europäern kaum erschlossene Gebiet des Kongo zu überlassen. Weil die Geschäfte im Freistaat Kongo zu Beginn schleppend liefen musste Leopold das belgische Parlament um einen Kredit bitten und die Belgier von der Sinnhaftigkeit des Unternehmens überzeugen. Deshalb baute er im Park von Tervuren 1897 zunächst, im Stil der damals populären "Völkerschauen" mehrere kongolesische Dörfer auf und stellte "echte Afrikaner" als Attraktion im Rahmen der Weltausstellung aus. Die Schau besuchten rund 1,2 Millionen Menschen. Im Jahr darauf gründete Leopold das Museum.[1]

Die seit 1957 gezeigte Hauptausstellung des unmittelbar im Norden des Parks von Tervuren gelegenen Museums konzentrierte sich zum größten Teil auf Belgisch Kongo, die ehemalige Kolonie Belgiens. Es wuden aber auch das gesamte Kongobecken, Mittel-, Ost-, Zentral- und Westafrika berücksichtigt.

Zu den ersten Kuratoren des Museums gehörten Théodore Masui (1863-19...?), Alphonse de Haulleville (1860–1938), Emile Coart (1859–1924) und Joseph Maes (1882–1953). Die ersten Museologen in Tervuren standen unter dem Einfluss des britischen und amerikanischen Evolutionismus und des deutschen Diffusionismus.[2]

Nach der Unabhängigkeit der Demokratischen Republik Kongo im Jahr 1960 verlegte es den Schwerpunkt seiner Arbeit auf Ethnographie und Anthropologie.

Am 30. April 2010 feierte das Museum aufwändig seinen 100. Geburtstag. Es war vom 1. Dezember 2013 an geschlossen und soll Mitte 2017 mit neuer Konzeption wieder eröffnen.[3] Denn es ist der von Adam Hochschild vorgelegten Darstellung des persönlichen Engagements von Leopold II. im Kongo wie auch der von Ludo de Witte 1999 dokumentierten belgischen Verstrickung in die Ermordung von Patrice Lumumba und den dadurch ausgelösten Diskussionen Rechnung zu tragen; diese stellen den bisherigen musealen Blick auf die belgische Kolonialgeschichte in Frage und drängen auf eine neue Präsentation der reichen Museumsbestände.[4]

Das Museum gab die Annales du Musée (Royale) du Congo Belge heraus.

Literatur

  • Théodore Masui, Charles Liebrechts (Hrsg.): Guide de la section de l'État indépendant du Congo à l'exposition de Bruxelles-Tervueren en 1897. Bruxelles: Impr. Veuve Monnom, 1897 (Digitalisat)
  • Théodore Masui (Hrsg.): Les Collections ethnographiques du Musée du Congo. 2 Bände. Tervuren, Ann. Mus. du Congo, 1899–1902.
  • Henri Schouteden: Guide illustré du Musée du Congo Belge. (3. éd.) Tervueren, 1938
  • Philippe Persoons: L'exposition de Bruxelles - Tervueren en 1897 et l'opinion publique. Louvain, Univ., Diss., 1974 (erschienen 1975)
  • B. Küster: Zwischen Ästhetik, Politik und Ethnographie: Die Präsentation des Belgischen Kongo auf der Weltausstellung Brüssel-Tervuren 1897, in Cordula Grewe (Hrsg.): Die Schau des Fremden. Ausstellungskonzepte zwischen Kunst, Kommerz und Wissenschaft, Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-51508-843-1 (S.95-118)

Einzelnachweise

  1. Matthias Krupa: Belgisches Afrikamuseum: Abschied von Tervuren. In: Die Zeit. 15. Dezember 2013, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 13. September 2017]).
  2. Maarten Couttenier: Congo tentoongesteld: een geschiedenis van de Belgische antropologie en het museum van Tervuren 1882-1925. 2005, S.10 (Online-Teilansicht)
  3. Website des Museums: Renovierung
  4. Geschönte Kolonialgeschichte
Commons: Koninklijk Museum voor Midden-Afrika – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 49′ 51,2″ N, 4° 31′ 6,6″ O