„Türkische Streitkräfte“ – Versionsunterschied

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Version vom 12. Oktober 2014, 18:40 Uhr

Türkische Flagge Türkische Streitkräfte
Türk Silahlı Kuvvetleri
Logo
Führung
Oberbefehlshaber: Staatspräsident (im Frieden) (derzeit: Recep Tayyip Erdogan);
Generalstabschef (im Kriegsfall) (derzeit: Necdet Özel)
Verteidigungsminister: İsmet Yılmaz
Militärischer Befehlshaber: Necdet Özel
Militärische Führung: Generalstab der Türkei
Sitz des Hauptquartiers: Genelkurmay Başkanlığı (Ankara)
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 718.500[1] (Stand Januar 2014)
Reservisten: 185.630 [2]
Wehrpflicht: 15 Monate[3]
Wehrtaugliche Bevölkerung: 35.005.326[4]
Wehrtauglichkeitsalter: 20. Lebensjahr
Haushalt
Militärbudget: 18,2 Milliarden Euro (2013)[5]
Anteil am Bruttoinlandsprodukt: ca. 2,3 % (2012)[6]
Geschichte
Gründung: 1923

Die Türkischen Streitkräfte (TSK, türkisch: Türk Silahlı Kuvvetleri) umfassen die militärischen Organisationen Heer, Marine und die Luftwaffe. Sie genießen in weiten Teilen der türkischen Bevölkerung hohes Ansehen[7] und verfügen über 718.500 aktive Soldaten (Stand Januar 2014). Die Republik Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO und unterhält innerhalb der NATO die zweitgrößte Anzahl an aktiven Soldaten nach den USA.

Auftrag

Die TSK haben laut der türkischen Verfassung den Auftrag, auf Sicherheitsprobleme angemessen zu reagieren, auf Krisen vorbereitet zu sein und bei internen und externen Bedrohungen und Risiken die Sicherheit des Landes jederzeit zu gewährleisten.[8]

Kommandostruktur

Türkischer Wachsoldat im Dienst.

Der Oberbefehl über die türkischen Streitkräfte liegt beim Generalstabschef. Dieser wird vom Staatspräsidenten ernannt und ist dem Ministerpräsidenten gegenüber verantwortlich. Am 4. August 2011 wurde der bisherige Gendarmeriechef Necdet Özel von Staatspräsident Abdullah Gül zum Generalstabschef ernannt. Er war schon am 29. Juli 2011 kommissarisch ernannt worden, nachdem die gesamte bisherige Militärführung infolge eines Streits mit der Regierung über die Beförderung inhaftierter Offiziere zurückgetreten war. Darunter befand sich auch der bisherige Generalstabschef Işık Koşaner.[9]

In Friedenszeiten unterstehen Gendarmerie und Küstenwache dem Innenministerium der Türkei, werden im Kriegsfall aber dem Heereskommando bzw. dem Marinekommando unterstellt.

Wehrdienst

Der Wehr- bzw. sogenannte Vaterlandsdienst ist laut Art. 72 der türkischen Verfassung in Verbindung mit Art. 1 des Gesetzes Nr. 1111 über den Wehrdienst Recht und insbesondere Pflicht jedes männlichen Staatsbürgers.

Nach Art. 2 des Gesetzes Nr. 1111 über den Wehrdienst beginnt die Wehrpflicht am 1. Januar des Jahres, in dem das 20. Lebensjahr vollendet wird. Die Wehrpflicht endet mit Beginn des Jahres, in dem der Wehrpflichtige das 41. Lebensjahr vollendet. Geschwister bzw. Kinder von im Dienst getöteten Soldaten sind nicht wehrpflichtig.

Seit dem 15. Juli 2003 dauert der reguläre Militärdienst für Soldaten (er) 15 Monate, für Reserveoffiziersanwärter (yedek subay adayı) 12 Monate und für Kurzzeitsoldaten (kısa dönem er) sechs Monate.[10]

Im Jahr 2007 betrug der Anteil von freiwillig dienenden Frauen 3,1 Prozent.

Für türkische Staatsbürger, die sich länger als drei Jahre (1095 Tage) im Ausland befinden und dort auch berufstätig sind, besteht die Möglichkeit, den Militärdienst durch eine einmalige Zahlung auf insgesamt 21 Tage[11]militärische Grundausbildung zu verkürzen. Für Personen unter 38 Jahren beläuft sich der Betrag auf 5112 Euro, für Personen über 38 Jahren sind es 7668 Euro.[12]

Durch die gesetzliche Neuregelung vom 1. Januar 2012 werden sie komplett vom Wehrdienst befreit, wenn sie – unabhängig von ihrem Alter – im Gegenzug eine Zahlung von 10.000 Euro leisten.[13]

Militärbudget

Jagd-U-Boot-Klasse 214.Die Klasse 214 wurde mit einem außenluftunabhängigen, auf Brennstoffzellen basierenden Antriebssystem versehen. Die U-Boote der Klasse 214 sind damit die leisesten konventionellen U-Boote der Welt. Die Türkei hat sechs Einheiten erworben.

Für das Jahr 2012 stand den Streitkräften ein Budget von etwa 18,2 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Die Türkei setzt bei ihren Waffensystemen zunehmend auf heimische Entwicklung und Produktion. So werden unter anderem Marschflugkörper, Panzerhaubitzen, Fregatten, Korvetten, Kampfhubschrauber und Kampfpanzer in Eigenregie und zum Teil in Lizenz produziert. Zudem gab die Türkei in den letzten Jahren hohe Summen für Kriegsgerät aus. Haupthandelspartner dabei war die Bundesrepublik Deutschland. Die Türkei kaufte 354[14] Kampfpanzer des Typs Leopard 2 und bestellte zudem sechs Einheiten der U-Boot-Klasse 214. Hauptgrund dafür ist aus türkischer Sicht eine potentielle Bedrohung der Türkei durch Griechenland. Griechenland befindet sich in einer schweren wirtschaftlichen Krise, fühlt sich jedoch wiederum mit seinen 124.000 Soldaten von der 720.000 Soldaten starken Armee der Türkei bedroht.

Die Militärausgaben[15] zwischen 2003 und 2012:

Militärbudget
  Turkei Türkei Griechenland Griechenland
Jahr in Mrd. US-Dollar in %/BIP in Mrd. US-Dollar in %/BIP
2012
Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
 2,3 %
Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
 2,5 %
2011
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 2,3 %
Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
 2,2 %
2010
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 2,4 %
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 2,7 %
2009
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 2,6 %
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 3,3 %
2008
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 2,3 %
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 3,1 %
2007
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 2,3 %
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 2,8 %
2006
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 2,5 %
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 2,9 %
2005
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 2,5 %
Vorlage:nts ist VERALTET – siehe dort.
 2,9 %
2004
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 2,8 %
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 2,7 %
2003
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 3,4 %
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 2,6 %

Teilstreitkräfte

Landstreitkräfte

Logo der türkischen Armee
Logo der türkischen Armee
Der K2 Black Panther gillt als teuerster Panzer der Welt.[16]Der Altay wird als modifizierte Variante des K2 Black Panther in Lizenz produziert.[17]

Das türkische Heer (TKK, türkisch: Türk Kara Kuvvetleri) ist mit 399.200 Mann und 429.700 Reservisten die größte Teilstreitkraft und gliedert sich wie folgt:

Die Truppen sind ausgerüstet mit 3657[4] Kampfpanzern der Typen M-48, dem alten M-60, dem neueren Sabra MARK III, Leopard 1 und dem hochmodernen Leopard 2. Bald sollen modernste Altay-Panzer in das Inventar der Streitkräfte aufgenommen werden. Hinzu kommen 8532[4] Schützenpanzer: AIFV, AAPC, AMW oder ATV und ältere M-113 sowie der modernere K-21, Radpanzer (unter anderem BTR-60 und BTR-80) sowie Pars-Panzer. Die Streitkräfte verfügen außerdem über 646[4] MLRS und 2152[4] Geschütze, unter anderem T-155 Panter und die Panzerhaubitze T-155 Fırtına . Zudem unterhält die TSK Kampfhubschrauber der Typen Cobra und Super Cobra sowie Transporthubschrauber, überwiegend Sikorsky Black Hawk, Bell UH-1 und Eurocopter AS-532UL Cougar. Eine mechanisierte Infanteriedivision ist einem multinationalen NATO-Kommando unterstellt.

Nach dem Kauf von 354[18] hochmodernen Leopard2A4 im Jahre 2007 entschied sich die Türkei dafür, zur Beschaffung der weiteren geplanten Kampfpanzer den südkoreanischen K2 Black Panther in Lizenz modifiziert zu fertigen. Das Projekt läuft unter dem Namen Altay MBT und es sind vorerst 250 Stück geplant.

Die türkische Firma TAI (Turkish Aerospace Industries) entwickelte in Kooperation mit ASELSAN und der italienischen Firma AgustaWestland den Kampfhubschrauber TAI T-129 Atak (Advanced Attack and Tactical Reconnaissance Helicopter) für das türkische Heer.Im Frühjahr 2014 wurden die ersten drei Maschinen feierlich übergeben.

Die türkischen Streitkräfte führen zwei Mal im Jahr große Manöver durch, im Sommer das Efes-Manöver und im Winter das Sarıkamış-Manöver. Für das Sarıkamış-Manöver ist die 3. Armee zuständig.

Datei:An F-35B test dropping a bomb.jpg
Tarnkappen-Mehrzweckkampfflugzeug F-35. Die Türkei bestellte 100 F-35A.

Luftstreitkräfte

Logo der Luftstreitkräfte der Türkei
Logo der Luftstreitkräfte der Türkei

Die türkischen Luftstreitkräfte (türkisch Hava Kuvvetleri) wurden 1911 als Unterstützungstruppe innerhalb der Landstreitkräfte gegründet und am 31. Januar 1944 eigenständig.[19] Sie sind mit 60.100 Mann die zweitgrößte Teilstreitkraft. Sie verfügen über zwei taktische Luftkommandos in Eskişehir und Diyarbakır, ein Trainingskommando und ein Unterstützungskommando. Das Hauptquartier befindet sich in Ankara.

Marine

Logo der türkischen Marine
Logo der türkischen Marine
Datei:DzKK BG (81).jpg
Die Fregatte TCG Gaziantep der Gabya-Klasse

Die Marine ist in vier Kommandos eingeteilt, die seit dem großen Erdbeben bei Gölcük/Izmit im August 1999 ihr Hauptquartier in Izmir haben. Die Marine hat eine Stärke von 52.700 Mann. Sie verfügt über moderne bzw. modernisierte Fregatten, Korvetten, U-Boote (sowohl in Deutschland als auch mit deutscher Lizenz in der Türkei gebaute Typ 209/1200, 1400, U-214), meist moderne Schnellboote (Rüzgar-, Kılıç-I-, Kılıç-II- Yıldız-, Doğan-, Kartal-Klasse), Minensuch- bzw. -jagdboote, amphibische Landungsschiffe und Patrouillenboote. Die türkischen Marineflieger verfügen über Flugzeuge verschiedener Typen (CASA CN 235D/K, ATR72 ASW sowie TB-20-Ausbildungsflugzeuge) und Hubschrauber (Agusta Bell AB-212 und Sikorsky S-70 Sea Hawk).[20]

Im September 2011 nahm die Marine die erste eigenständig entwickelte Tarnkappenkorvette TCG Heybeliada (F-511) der Milgem-Klasse in Dienst. 2012 wurde das zweite Schiff TCG Büyükada (F-512) in Dienst gestellt.[21]

Die Sedef-Werft baut den ersten Hubschrauberträger für die Türkische Marine basierend auf der spanischen Juan Carlos I (L-61).

Gendarmerie

Logo der Gendarmerie
Logo der Gendarmerie

Die 203.100 Mann starke Gendarmerie[22] (Jandarma) ist neben ihren Aufgaben als Militärische Polizei auch für innere Sicherheit, Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung, Strafverfolgung und Grenzschutz, insbesondere in den ländlichen Regionen zuständig. Sie ist jedoch in Friedenszeiten dem Innenministerium unterstellt und nicht direkt dem Militär.

Küstenwache

Logo der Küstenwache
Logo der Küstenwache

Die türkische Küstenwache (Türk Sahil Güvenlik Komutanlığı) umfasst 5563 Mann.[22] Sie ist in vier Kommandos eingeteilt (Schwarzes Meer, Marmarameer, Ägäis und Mittelmeer). Sie war von 1982 bis 1995 der Gendarmerie unterstellt, seit 1995 dem türkischen Innenministerium. Zu ihrer Ausrüstung gehören Schnellboote und Küstenschutzboote sowie Hubschrauber.

Spezialeinheiten

Datei:DzKK BG (13).jpg
Türkische Elitesoldaten des Deniz-Komandos

Neben den fünf regulären Teilstreitkräften verfügt das türkische Militär über mehrere Spezialkräfte, die allesamt dem ÖKK (Özel Kuvvetler Komutanlığı; dt.: Oberkommando der Spezialkräfte), ehemals ÖHD (Özel Harp Dairesi; Abteilung für Besondere Kriegsführung), unterstellt sind. Die Spezialkräfte bestehen ausschließlich aus Offizieren und Unteroffizieren, die eine gesonderte Ausbildung durchlaufen. Hierzu gehören folgende Spezialeinheiten:

  • Bordo Bereliler: Die Bordo bereliler (dt. bordeauxrote Barettträger) haben Korps-Status (zuvor Brigade und Division) und gelten als die Eliteeinheit zu Land.
  • Deniz-Komando: Die SAT (Su Altı Taarruz; dt. Unterwasser-Offensive) und SAS (Su Altı Savunma; dt. Unterwasser-Abwehr) sind als Kampftaucher-Einheiten im Deniz-Komando zusammengefasst. Sie gelten als die Eliteeinheiten der türkischen Marine. Die Mitglieder bestehen ausschließlich aus Marineoffizieren (Astsubay). Ihre Aufgabenbereiche liegen in der amphibischen Spionage, Sabotage und Befreiung. Ein bekannter Einsatz war 1996 bei der sogenannten Kardak-Krise.

Militärpolizei

Für die Aufrechterhaltung der Sicherheit innerhalb des Militärs, die Bewachung von Offizieren in Kriegszeiten und die Verfolgung von Fahnenflüchtigen ist die türkische Militärpolizei Askeriye İnzibat zuständig. Sie bildet keine Teilstruktur des Militärs und hat daher lediglich eine einheitliche Uniform. Das wichtigste Erkennungsmerkmal der türkischen Militärpolizei ist die Aufschrift „AS.İZ“ (für Askeriye İnzibat) auf einer roten Armbinde und auf dem Helm. Zur türkischen Militärpolizei werden nur ausgewählte Soldaten berufen. Es ist nicht möglich, durch das Losverfahren (wie bei den Teilstreitkräften) zum Dienst bei der Militärpolizei beordert zu werden.

Medizinisches Personal

Medizinisches Personal und Ärzte für die türkischen Streitkräfte werden von der Gülhane Askerî Tıp Akademisi (Militärische Medizinakademie Gülhane) ausgebildet und zur Verfügung gestellt. Die Akademie ist außerdem die wichtigste Beraterin der türkischen Streitkräfte in medizinischen Fragen.[23]

Kernwaffen

Unterzeichnerstaaten des Atomwaffensperrvertrages.

Die türkischen Streitkräfte können im Rahmen der nuklearen Teilhabe-Strategie der NATO mit US-Sprengköpfen nuklear bewaffnet werden. In der Türkei werden einsatzfähige Atomsprengköpfe am NATO-Stützpunkt Incirlik Air Base unter Kontrolle der USAF dafür bereitgehalten.[24] Die Türkei unterzeichnete freiwillig den Atomwaffensperrvertrag, dennoch darf die Türkei laut Artikel X bei nationalen Interessen von diesem Vertrag zurückzutreten. In einem Geheimdienstbericht des BND wird berichtet, dass Ankara längst an Nuklearwaffen arbeitet. Die Regierung in Ankara hat stets betont, dass sie keine Atomwaffen anstrebe und auch keine Atomwaffen in der Region wolle. Die Nuklearbewaffnung Israels und das fortgeschrittene Atomprogramm des Iran ließen der Türkei jedoch keine Wahl. Das militärstrategische Gleichgewicht in der Region würde so gegen den Nato-Partner Türkei sprechen. Im Mai 2013 unterschrieb Tokio einen Vertrag, im dem sich Japan zur Lieferung eines Atomkraftwerks samt dazugehöriger Technologie an die Türkei verpflichtet.[25][26] Laut Vertrag ist auf Drängen der türkischen Seite eine Passage aufgenommen worden, wonach die Türkei das Recht erhielte, verbrauchtes Uran anzureichern, um daraus Plutonium zu gewinnen, das für den Bau von Atomwaffen verwendet werden könnte.[27]

Internationale Bündnisse

Die Türkei ist seit 1945 Mitglied der UN
Die Türkei ist seit 1952 Mitglied der NATO
Türkische ISAF-Truppen in Afghanistan (2006)

Die Türkei ist seit dem 18. Februar 1952 Mitglied der NATO. An folgenden Auslandseinsätzen beteiligten sich die türkischen Streitkräfte:

Fortdauernde Missionen:

  • KFOR, seit 1999[29]
  • ISAF NATO-Einsatz in Afghanistan (2001): Von Juni 2002 bis Februar 2003 stand der Einsatz unter türkischer Leitung. Derzeit sind 1795 türkische Soldaten im Einsatz. Von Februar bis August 2005 stand das Kommando erneut für sechs Monate unter türkischer Führung.[29]
  • Althea, seit 2004[29]
  • UNMIS, seit 2005[29]
  • UNAMID, seit 2006[29]
  • UNIFIL, seit 2006[29]
  • CTF-151, seit 2009. Aktuell wird die TCG GEDIZ im Rahmen einer Nato-Aktion im Golf von Aden eingesetzt, um Transporte des Welternährungsprogramms nach Somalia zu schützen und Piratenangriffe abzuwehren.[29]
  • Operation Ocean Shield, seit 2009[29]
  • NTM-I, seit 2004[29]

Geschichte

Geschichte der Landstreitkräfte

Befreiungseinmarsch der türkischen Truppen in İzmir 1922.

Der Beginn der Geschichte des modernen türkischen Militärs lässt sich auf das Ende des Ersten Weltkrieges und den dadurch ausgelösten Zusammenbruch des Osmanischen Reiches festlegen, nachdem das bereits geschwächte Sultanat noch auf Seiten der Mittelmächte in den Krieg gezogen war. Mit dem Verlust des Ersten Weltkrieges wurde das türkische Kernland von Briten, Franzosen, Italienern und Griechen besetzt und die Osmanische Armee aufgelöst. Mustafa Kemal Pascha (später Atatürk genannt), der siegreiche Oberkommandierende im Türkischen Befreiungskrieg im Jahre 1922, formierte nach der Gründung der neuen Republik im Jahre 1923 die Streitkräfte neu.

Während des Zweiten Weltkriegs unterhielt die Türkei Vertragsbeziehungen zu den Achsenmächten sowie den Alliierten und blieb fast bis zum Kriegsende neutral. Auf Druck der Alliierten erklärte die Türkei im März 1945 dem Deutschen Reich symbolisch den Krieg, um einen Sitz in den Vereinten Nationen zu erhalten und etwaige kriegerische Akte gegen das Land abzuwehren.

Am 17. Oktober 1950 trat die Türkei mit einer aus 5090 Mann bestehenden Brigade auf Seiten der UNO in den Koreakrieg ein. Im Laufe des Krieges starben 731 türkische Soldaten, etwa 2000 wurden verwundet. Insgesamt wurden etwa 50.000 türkische Soldaten nach Südkorea entsandt.

Am 27. Mai 1960 putschten sich die türkischen Streitkräfte, angeführt von General Cemal Gürsel, ein erstes Mal an die Macht. Das Militär setzte Adnan Menderes ab, stellte ihn vor Gericht und ließ ihn hinrichten. Am 12. März 1971 griff die Armee per Memorandum erneut in die Politik ein und setzte so ihre politischen Forderungen durch.

Durch die strategisch günstige Lage zwischen Europa, Asien und Afrika, umgeben vom Schwarzen, Ägäischen und Mittelmeer, steht die Türkei in einer besonderen geopolitischen Situation. Diese birgt aufgrund der Nähe zu den permanenten Krisenherden Balkan, Naher Osten und Kaukasus besondere Risiken. Aus diesem Grund wurde die Türkei am 18. Februar 1952 Mitglied der NATO. Auf Initiative der USA wurde ein NATO-Südostkommando eingerichtet, das von einem US-amerikanischen General und jeweils einem türkischen und einem griechischen Stellvertreter geführt wurde. Im Zuge der Eingliederung in die NATO-Struktur begann die Türkei mit der Modernisierung ihrer Streitkräfte.

Am 20. Juli 1974 besetzten türkische Truppen im Rahmen der Operation Attila den Nordteil der Republik Zypern. Grund waren die dortigen politischen und ethnischen Turbulenzen. Die Türkei berief sich dabei auf ihren mit dem im Londoner Garantievertrag international anerkannten Status als Garantiemacht.

Am 12. September 1980 führte General Kenan Evren den dritten Militärputsch der türkischen Geschichte an. Kenan Evren begründete den Putsch damit, „zu den Quellen des Kemalismus zurückkehren“ zu wollen. Hintergrund waren Kämpfe zwischen linken und rechten Gruppierungen, die in einen Bürgerkrieg mit 50 bis 70 Toten täglich ausgeartet waren. Später gab das Militär die Macht wieder an eine demokratisch gewählte Regierung ab.

Am 9. November 2005 verübten Unteroffiziere der Gendarmerie einen Bombenanschlag auf eine Buchhandlung in der Stadt Şemdinli. Eine Person wurde getötet. Nachdem die große Strafkammer in Van die Unteroffiziere zu langjährigen Haftstrafen verurteilt hatte, wurde der Prozess in der Revision vom Militärgericht in Van neu aufgerollt. Die Soldaten wurden am ersten Verhandlungstag aus dem Gefängnis entlassen.[30][31]

Kritik an den Streitkräften kann strafrechtlich belangt werden.[32]

Geschichte der Luftwaffe

Mit dem militärischen Zusammenbruch des Osmanischen Reiches erfolgte die Demobilisierung der osmanischen Fliegertruppe. Behelfsmäßig bildeten sich jedoch ab März 1920 erneut Fliegereinheiten; insgesamt griffen sie auf 17 Flugzeuge der Typen Albatros, Breguet, Fiat, De Havilland und Société de Production des Aéroplanes Deperdussin vorwiegend aus alten Kriegsbeständen zurück.

Ab dem 1. Juli 1932 wurde die Luftwaffe eine eigenständige Teilstreitkraft der türkischen Streitkräfte und verwendete ab 1933 die türkische Symbolfarbe Blau als Waffenfarbe. 1940 besaß sie bereits über 500 Flugzeuge, die am 31. Januar 1944 alle unter ein Kommando gestellt wurden („Türk Hava Kuvvetleri Komutanlığı“).

Eine der wichtigsten Veränderungen in der Geschichte der türkischen Luftwaffe war der Wechsel von Propellerflugzeugen zu Düsenflugzeugen nach dem NATO-Beitritt 1952.

1950 nahm die Türkei ihre ersten Düsenflugzeuge in Betrieb, wobei die 191., 192. und 193. Flotte (türkisch: filo) die ersten Luftflotten der Türkei waren. In diesem Jahr begannen auch die ersten öffentlichen Kunstflüge in der Türkei.

Geschichte der Marine

Schlachtkreuzer Yavuz Sultan Selim, Istanbul April 1946
Deutsche Postkarte im Ersten Weltkrieg

Nach dem Untergang des Osmanischen Reiches in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg 1918 war die osmanische Flotte so gut wie zerschlagen. Die übrig gebliebenen Kriegsschiffe mussten laut dem Waffenstillstand von Moudros außer Dienst gestellt werden.[33] Das Schlachtschiff Turgut Reis und die Kreuzer Hamidiye und Mecidiye sowie der Schlachtkreuzer Yavuz Sultan Selim wurden entwaffnet und außer Dienst gestellt. Nur eine kleine Anzahl von osmanischen Marineschiffen wurden von den Besatzungsmächten zugelassen.[33] So wurden die Torpedoboote Akhisar und Draç von den Besatzungsmächten im Marmarameer zur Patrouille eingeteilt, das Kanonenboot Hızır Reis hatte die gleiche Aufgabe im Golf von Izmir. Das Minenboot Nusret wurde zur Minensäuberung in der Bucht von Saros eingeteilt. Mit dem Beginn des Türkischen Befreiungskrieges im Jahre 1919 bildeten die Kanonenboote Preveze und Aydin Reis den Kern der logistischen Versorgungsflotte.[33] Sie bestand aus 26 meist kleinen Booten, mit denen die türkischen Soldaten um Mustafa Kemal Paşa mit Waffen und Munition versorgt wurden. Nach dem Türkischen Befreiungskrieg wurden die Türk Deniz Kuvvetleri gegründet. Da zu dieser Zeit die osmanische Flotte de facto ausgelöscht war, bildeten die Kannonenboote Burakreis, Sakız, İsareis und Kemalreis die Basis für die Türk Deniz Kuvvetleri.[33] Das erste für die türkische Marine in Dienst gestellte Kriegsschiff war die Hamidiye. Sie wurde 1924 von Mustafa Kemal Atatürk feierlich in Dienst gestellt. Mustafa Kemal Atatürk erkannte, dass eine starke und schlagkräftige Marine für die Zukunft unerlässlich sein würde. Er begann umgehend mit der Aufrüstung der Marine. So wurde in Gölcük 1924 eine Marinewerft gebaut. In den folgenden Jahren wurden die Kreuzer Yavuz, Turgutreis, Mecidiye und die Torpedo-Kreuzer Peyk-i Şevket, Berk-i Satvet wieder aufgerüstet in Dienst gestellt. 1928 nahm die türkische Marine die U-Boote I.İnönü und die II.İnönü in Dienst. 1931 wurden die in Italien gebauten U-Boote Adatepe, Kocatepe, Tınaztepe sowie die Dumlupınar und Sakarya und die Schnellboote der Martı-, Denizkuşu- und der Doğan-Klasse in Dienst gestellt.[33] Der 1931 wieder in Dienst gestellte Kreuzer Yavuz war bis in die 1950er-Jahre das Flaggschiff der türkischen Marine. 1939 bestellte die türkische Marine bei den Briten vier Zerstörer, vier U-Boote sowie zwei Minenboote. Im gleichen Jahr wurden das in Deutschland gebaute U-Boot Saldıray sowie die zwei in der Türkei gebauten U-Boote Atılay und Yıldıray in Dienst gestellt. Namensgeber für die letzteren beiden war Mustafa Kemal Atatürk.[33] So wurde bis in die 1980er-Jahre stetig aufgerüstet. Nach dem Waffenembargo von 1974 gegen die Türkei beschloss diese den Bau eigener Schiffe. 2011 wurde die Tarnkappen-Korvette TCG Heybeliada (F-511) in Dienst gestellt, 2012 die Fregatte Büyükada. Insgesamt sind zwölf solcher Kriegsschiffe geplant.

Die Rolle des Militärs in der türkischen Gesellschaft

Die türkischen Streitkräfte sind nach ihrem Selbstverständnis seit der Ausrufung der Republik Türkei im Jahr 1923 auch Wächter der vom ehemaligen Offizier Mustafa Kemal (Atatürk) eingeführten laizistischen Staatsordnung. 1960, 1971 und 1980 griffen die türkischen Generäle jeweils in das politische Geschehen ein, veranlassten 1981 die Ausarbeitung einer bis heute gültigen Verfassung und ließen dann über Neuwahlen wieder eine Regierung wählen, ohne sich ein Letztentscheidungsrecht in zentralen Fragen nehmen zu lassen.

Im Juli 2011 trat die Armeeführung aus Protest gegen die langjährige Inhaftierung von 250 Offizieren wegen angeblicher Verschwörung[34] gegen die Regierungspartei AKP und Recep Tayyip Erdoğans Regierung geschlossen zurück. Das Gerichtsverfahren endete mit der Verhaftung der angeklagten Generäle.[35]

Die Spitze des Militärs wurde aus diesem Anlass von der Regierung unter Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan und Staatspräsident Abdullah Gül neu besetzt. Damit endete ein jahrelanger Machtkampf zwischen den islamisch geprägten Regierungen der AKP und dem traditionell laizistisch eingestellten Militär zugunsten der amtierenden Regierung.

Eine erneuter Austausch sämtlicher Armeespitzen erfolgte am 3. August 2013, zwei Tage vor der Urteilsverkündung im Ergenekon-Prozess.[36]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. http://www.tsk.tr/3_basin_yayin_faaliyetleri/3_4_tsk_haberler/2012/tsk_haberler_49.htm
  2. http://www.globalfirepower.com/country-military-strength-detail.asp?country_id=Turkey
  3. Bedelli askerlik görünürde yok, CNNTÜRK, abgerufen am 23. Februar 2008
  4. a b c d e Military Strength of Turkey. globalfirepower.com, 12. April 2012, abgerufen am 31. Juli 2010 (englisch).
  5. http://books.sipri.org/files/FS/SIPRIFS1304.pdf
  6. http://books.sipri.org/files/FS/SIPRIFS1304.pdf
  7. Das türkische Militär und der EU-Beitritt der Türkei, Bundeszentrale für politische Bildung, abgerufen am 6. März 2008
  8. http://www.tsk.tr/1_tsk_hakkinda/1_3_gorevi/gorevi.htm
  9. Neue Führung der Streitkräfte. Abgerufen am 4. August 2011.
  10. Bedelli askerlik görünürde yok, CNNTÜRK, abgerufen am 24. Februar 2008
  11. Dövİzle askerlİk HİZMETİ, MSB Askeralma, abgerufen am 24. Februar 2008
  12. Dövizle askerlik esasları yeniden düzenlendi, CNNTÜRK, abgerufen am 23. Februar 2008
  13. http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2011/11/304711/tuerkische-maenner-koennen-sich-vom-wehrdienst-freikaufen/
  14. http://www.waffenexporte.org/wp-content/uploads/2013/04/KA-R%C3%BCstungsexporte-Leopard-Kampfpanzer-11.9.13.pdf
  15. http://www.sipri.org/research/armaments/milex/milex_database
  16. http://www.guinnessworldrecords.com/records-7000/most-expensive-tank/
  17. http://www.autobild.de/artikel/militaer-neuer-panzer-fuer-die-tuerkei-3720613.html
  18. http://www.waffenexporte.org/wp-content/uploads/2013/04/KA-R%C3%BCstungsexporte-Leopard-Kampfpanzer-11.9.13.pdf
  19. Die türkische Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. In: Flieger Revue Extra Nr. 12, Berlin 2006, S. 35 und 41
  20. türkische Marine http://www.dzkk.tsk.mil.tr/turkce/Platformlar.asp
  21. http://www.trtdeutsch.com/trtworld/de/newsDetail.aspx?HaberKodu=138ea7ef-1675-4ceb-a12a-a31ff7e2bef7
  22. a b http://www.tsk.tr/3_basin_yayin_faaliyetleri/3_4_tsk_haberler/2012/tsk_haberler_64.htm
  23. Webpräsenz
  24. http://www.atomwaffena-z.info/atomwaffen-heute/atomwaffenstaaten/nato/index.html
  25. http://www.welt.de/politik/ausland/article123688988/Strebt-Ankara-nach-der-Produktion-von-Atomwaffen.html
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Literatur

  • The World Defence Almanac 2006. Mönch Publishing Group, Bonn 2006.
Commons: Türkische Streitkräfte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien