Simplicius Simplicissimus (Oper)

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Operndaten
Titel: Simplicius Simplicissimus
Originaltitel: Des Simplicius Simplicissimus Jugend
Form: Kammeroper in drei Szenen
Originalsprache: Deutsch
Musik: Karl Amadeus Hartmann
Libretto: Hermann Scherchen, Wolfgang Petzet, Karl Amadeus Hartmann
Literarische Vorlage: Der abenteuerliche Simplicissimus
Uraufführung: 1. Fassung (konzertant): 2. April 1948
1. Fassung (szenisch): 20. Oktober 1949
2. Fassung: 9. Juli 1957
Ort der Uraufführung: 1. Fassung (konzertant): Bayerischer Rundfunk
1. Fassung (szenisch): Kammerspiele der Bühnen der Stadt Köln
2. Fassung: Nationaltheater Mannheim
Spieldauer: ca. 1 ¼ Stunden
Ort und Zeit der Handlung: Mitteldeutschland während des Dreißigjährigen Kriegs
Personen
  • Simplicius Simplicissimus (Sopran)
  • Einsiedel (Tenor)
  • Gouverneur (Tenor)
  • Landsknecht (Bariton)
  • Hauptmann (Bass)
  • Bauer (Bass)
  • Dame (Tänzerin)
  • Sprecher (Sprechrolle)
  • Sprechchor
  • Bauern (Chor, zum Teil unsichtbar)

In der Erstfassung zusätzlich:

  • Feldwebel (Bass)
  • Landsknechte (Chor)

Simplicius Simplicissimus (Untertitel: Drei Szenen aus seiner Jugend) ist eine deutsche Kammeroper[1] in drei Szenen von Karl Amadeus Hartmann nach dem Roman Der abenteuerliche Simplicissimus von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen. Das Szenarium stammte von Hermann Scherchen und das Libretto von Wolfgang Petzet und Hartmann selbst. Die Erstfassung mit dem Titel Des Simplicius Simplicissimus Jugend wurde erstmals am 2. April 1948 konzertant beim Bayerischen Rundfunk und szenisch am 20. Oktober 1949 bei den Kammerspielen der Bühnen der Stadt Köln aufgeführt. Die überarbeitete Zweitfassung mit dem neuen Titel erlebte ihre Uraufführung am 9. Juli 1957 am Nationaltheater Mannheim.

Instrumentation

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Die Orchesterbesetzung der Oper enthält die folgenden Instrumente:[2]

Die Anregung zu dem Werk erhielt Hartmann vom Dirigenten Hermann Scherchen. Dieser entwickelte auch das Szenarium. Das Libretto schrieb Hartmann gemeinsam mit Wolfgang Petzet, dem Dramaturgen der Münchner Kammerspiele.[2][3] Hartmann verstand sein kriegskritisches Werk als Dokument der Menschlichkeit gegen die Unterdrückung. Er komponierte es in den Jahren 1934 bis 1936, versteckte es aber wegen der Nationalsozialisten in einem Zinkkasten in seinem Garten.[4]

Die Erstfassung mit dem Titel Des Simplicius Simplicissimus Jugend wurde am 2. April 1948 konzertant im Rahmen einer Radiosendung des Bayerischen Rundfunks zusammen mit Hartmanns 4. Sinfonie in der Staatlichen Musikhochschule München uraufgeführt. Die musikalische Leitung hatte Hans Rosbaud.[5]

Die szenische Uraufführung fand am 20. Oktober 1949 an den Kammerspielen der Bühnen der Stadt Köln unter dem Dirigat von Richard Kraus statt. Regie führte Erich Bormann, und das Bühnenbild stammte von Walter Gondolf.[2] Es sangen Charlotte Hoffmann-Pauels (Simplicius Simplicissimus), Wilhelm Otto (Einsiedel), Karl Bernhöft (Gouverneur), Felix Knäpper (Landsknecht), Peter Nohl (Hauptmann) sowie Anton German und August Griebel.[6]

Anschließend gab es mehrere weitere Aufführungen, z. B. in München 1951, Berlin 1953 und Bielefeld 1954.[2]

1956 überarbeitete Hartmann die Oper. Dabei reduzierte er den ursprünglich hohen gesprochenen Textanteil deutlich durch eine Vertonung der wichtigsten Abschnitte und Striche. Außerdem ergänzte er mit der Ouvertüre, dem Vorspiel zur zweiten Szene und der Schluss-Apotheose drei großangelegte symphonische Stücke. Das dritte Bild der zweiten Szene fiel weg. Diese Zweitfassung mit dem neuen Titel Simplicius Simplicissimus erlebte ihre Uraufführung am 9. Juli 1957 am Nationaltheater Mannheim. Hier dirigierte Karl Fischer, die Regie hatte Joachim Klaiber, und das Bühnenbild stammte von Paul Walter.[2] Zu den Sängern zählten Eva-Maria Görgen (Simplicius Simplicissimus) und Hasso Eschert (Einsiedel und Gouverneur).[7]

Diese zweite Fassung bildete die Grundlage für die meisten weiteren Aufführungen wie Wuppertal 1958, München 1960 und 1976, Hannover 1963, Hagen 1969, Turku 1969, Frankfurt am Main 1970 und Berlin 1978.[2]

Im Jahr 2008 wurde das Stück in der Staatsoper Hannover aufgeführt, inszeniert von Frank Hilbrich.[8][9]

2017 wurde das Stück im Theater Bremen unter der Regie von Tatjana Gürbaca gespielt. Bei der Premiere im Januar 2017 wurde das Stück gut aufgenommen.[4][10]

2023 gab es eine Produktion des Theaters Görlitz in einer Inszenierung von André Meyer, der auch für Bühne und Kostüme verantwortlich zeichnete. Der Dirigent war Ulrich Kern. Die Titelrolle sang Patricia Bänsch.[11]

Die österreichische Erstaufführung fand am 10. März 2024 im Tiroler Landestheater Innsbruck unter der musikalischen Leitung von Hansjörg Sofka mit Marie Smolka in der Titelrolle statt. Die Inszenierung stammte von Eva-Maria Höckmayr, Bühne und Kostüme von Ralph Zeger.[12]

  • Mathias Lehmann: Der Dreißigjährige Krieg im Musiktheater während der NS-Zeit: Untersuchungen zu politischen Aspekten der Musik am Beispiel von Karl Amadeus Hartmanns „Des Simplicius Simplicissimus Jugend“, Ludwig Mauricks „Simplicius Simplicissimus“, Richard Mohaupts „Die Gaunerstreiche der Courasche“, Eberhard Wolfgang Möllers und Hans Joachim Sobanskis „Das Frankenburger Würfelspiel“ und Joseph Gregors und Richard Strauss’ „Friedenstag“. Hamburg 2004.

Einzelnachweise

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  1. Erik Levi: Simplicius Simplicissimus. In: Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich)..
  2. a b c d e f Egon Voss: Simplicius Simplicissimus. In: Pipers Enzyklopädie des Musiktheaters. Band 2: Werke. Donizetti – Henze. Piper, München / Zürich 1987, ISBN 3-492-02412-2, S. 708–710.
  3. Jost Hermand: Hermann Scherchen, Wolfgang Petzet und Karl Amadeus Hartmann: Simplicius Simplicissimus (1934/35). In: ders.: Glanz und Elend der deutschen Oper. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2008, S. 233–246, hier: S. 239 f. (Google Books).
  4. a b Margit Ekholt: Premiere der Oper „Simplicius Simplicissimus“. Bericht zur Aufführung am Theater Bremen (Memento vom 12. März 2017 im Internet Archive) auf der Website des Nordwestradio, abgerufen am 13. März 2017.
  5. 2. April 1948: „Simplicius Simplicissimus“. In: L’Almanacco di Gherardo Casaglia
  6. 20. Oktober 1949: „Simplicius Simplicissimus“. In: L’Almanacco di Gherardo Casaglia
  7. 9. Juli 1957: „Simplicius Simplicissimus“. In: L’Almanacco di Gherardo Casaglia
  8. Staatsoper Hannover – SIMPLICIUS SIMPLICISSIMUS. Rezension der Aufführung in der Staatsoper Hannover bei Operapoint, abgerufen am 13. März 2017.
  9. Veranstaltungskalender der Staatsoper Hannover (PDF), abgerufen am 13. März 2017.
  10. Markus Wilks: „Simplicius Simplicissimus“ begeistert Premierenpublikum. Aufführungsrezension vom 30. Januar 2017 im Weser-Kurier, abgerufen am 13. März 2017.
  11. Werner Kopfmüller: Ein Stück Utopie. Rezension der Produktion in Görlitz 2023. In: Opernwelt August 2023. Der Theaterverlag, Berlin 2023, S. 47 (eingeschränkte Vorschau; Abonnement für den vollständigen Text erforderlich).
  12. Jürgen Otten: Deutschstunde. Rezension der Produktion in Innsbruck 2024. In: Opernwelt. Ausgabe Mai 2024, S. 14 (eingeschränkte Vorschau; Abonnement für den vollständigen Text erforderlich).
  13. a b c d Karl Amadeus Hartmann. In: Andreas Ommer: Verzeichnis aller Operngesamtaufnahmen. Zeno.org, Band 20.
  14. Andrew Clements: Hartmann: Simplicius Simplicissimus CD review – Stenz captures opera's raw intensity. In: The Guardian vom 4. September 2014, abgerufen am 14. März 2017.
  15. Guy Rickards: Rezension der CD von Markus Stenz auf Gramophone, abgerufen am 14. März 2017.