Postamt Apolda

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Altes Postamt
Ehemaliges Postamt, 2009

Ehemaliges Postamt, 2009

Daten
Ort Apolda, Bahnhofstraße 46
Baustil Backsteinbau des Historismus,
Neorenaissance
Baujahr 1898
Koordinaten 51° 1′ 40,6″ N, 11° 31′ 14,9″ OKoordinaten: 51° 1′ 40,6″ N, 11° 31′ 14,9″ O
Besonderheiten
Kulturdenkmal Postamt
Alte Post, Ecke Herderstraße, 2009

Das ehemalige Postamt Apolda von 1898 befindet sich in Apolda, der Kreisstadt des mittelthüringischen Landkreises Weimarer Land im Städtedreieck mit Weimar und Jena. In dem denkmalgeschützten Gebäude befindet sich heute die Pflegeeinrichtung advita Haus Apolda.

Nach den Akten der Stadt Apolda und des Staatsarchivs in Weimar gab es erste Nachrichten über Postbeförderung im 18. Jahrhundert. Seit 1816 galt im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach das Postregal der Thurn-und-Taxis-Post und ging 1867 an Preußen über. 1844 begann der Steuereinnehmer Traugott Reyher die erste Post-Expedition am Markt Nr. 12 zu eröffnen, gab sie aber bereits nach drei Jahren wieder auf. 1847 übernahm der spätere Postmeister Weidner die Expedition. Aber es folgte noch eine weitere Post-Expedition in der Alexanderstraße 2 später wurde das dritte Postamt einschließlich der Posthalterei in einem Seitenflügel des ehemaligen Hotel zur Post, Bahnhofstraße 17/19 untergebracht und bis 1898 betrieben.

Unter dem Einfluss der Gründung des Deutschen Zollvereins, dem Anschluss der Stadt an das Thüringer Eisenbahnnetz sowie der Industrialisierung, im Besonderen der Umstellung der Strumpffabrikation auf modische Strick- und Wirkwaren, gingen weiteres Wachstum der Stadt sowie die Errichtung zahlreicher öffentlicher Gebäude einher. Bereits 1862 wurde die erste Telegrafenstation eröffnet.

Die ständige Zunahme der Postdienste in Apolda machte den Neubau eines neuen Postgebäudes erforderlich, das unter der Zuständigkeit der Oberpostdirektion Erfurt mit den Planungen bereits um 1890 begann. In der 59. Sitzung des Reichstages am 6. März 1893 berichtet der Vertreter von Apolda der Abgeordnete Samhammer über den Standort- und Finanzbedarf. Bewilligt wird nur die Vergrößerung eines Postgrundstücks mit einem Zuschuss von 108.430 Mark.[1]

Durch die Reichspost konnte 1896 das Eckgrundstück Bahnhofstraße-Herderstraße durch Tausch des dritten Postamtes erwerben. Mit einem vom Deutschen Reichstag bewilligten Baukostenzuschuss von 275.000 Mark konnte das neue Postgebäude errichtet werden.

Das Post- und Telegraphengebäude, zur Bahnhofstraße mit Untergeschoss, Hochparterre, zweites und Dachgeschoss, beidseitigem Giebel und abschließendem achteckigem Turm und mit einem quadratischen Turm[2] mit vorgesetztem Säulenportal als Haupteingang, zur ansteigenden Herderstraße ein dreistöckiger Seiten-Flügel als historisierendes verklinkertes Gebäude wurde am 28. September 1898 eingeweiht. Der umlaufende Sockel aus aufgesetzten Sandsteinplatten und Fensterlaibungen sowie Eckverzierungen an Gebäude und vorstehenden Giebel geben eine einladende Aufhellung.

Die Statistik der eingegangenen und abgegangenen Postsachen zeigt ein weiteres Ansteigen des Postverkehrs:

  • 1897: 1.684.670 Stk 1.581.398 Stk.
  • 1898: 1.858.766 Stk. 1.719.874 Stk.

In den folgenden Jahren war der Reichstag bis 1903 mit Petitionen über die Einrichtung eines Zweigpostamtes im westlichen Stadtgebiet befasst, die aber nie zur Ausführung kamen.[3]

Während des Zweiten Weltkriegs gab es über Apolda im November 1944 und April 1945 Luftangriffe auf die Stadt, wobei das Postgebäude nur geringfügig beschädigt wurde. Ab 12. April 1945 war die Stadt nach der kampflosen Übergabe von amerikanischen Truppen bis 1. Juli 1945 besetzt. Nach den Beschlüssen der Konferenz von Jalta war Apolda seit dem 2. Juli 1945 von sowjetischen Truppen besetzt. Die Kriegsfolgen mit den unterbrochenen Verbindungen von Bahn und Post konnten nur schrittweise behoben werden. Das Postwesen der Stadt kam recht schnell wieder zurück und hat am 12. Juli 1945 Freimarken als Stadtpost Apolda im Wert von 5 (Pf) – grün, 6 (Pf) – violett und 8 (Pf) – orangenbraun mit dem Motiv Apfelbaumstumpf in neuer Blüte drucken lassen, die aber nur bis zum 21. Juli an den Postschaltern verkauft werden durften.[4]

Beim Wiederaufbau des beschädigten Postgebäudes wurden die Turmkappen in verkürzter, einfacher Form wiederhergestellt.

Zum 3. Oktober 1990 wurde im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung gemäß Artikel 27 des Einigungsvertrages die Deutsche Post mit der Deutschen Bundespost verschmolzen. Das Apoldaer Postamt wurde in die Deutsche Bundespost eingegliedert und von 1993 bis 1995 noch umfangreich saniert, war nach der Privatisierung, seit 1995 der Deutsche Post AG zugehörig und als Postfiliale betrieben. Sie hat sich bis 2012 allerdings komplett von ihren selbst betriebenen Postämtern getrennt und gab den Standort der Post auf, und es folgte ein längerer Leerstand. Erst 2017 zeichnete sich eine Nachnutzung an. Nach umfangreicher Sanierung und Umbau von 2018 bis 2019 konnte eine Umwidmung und Neunutzung entstehen.

Die Pflegeeinrichtung advita Haus Apolda ist aus dem denkmalgeschützten ehemaligen Postamt mitten in Apolda hervorgegangen. Hier gibt es heute für Senioren Betreuung und Pflege im Betreuten Wohnen, einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Demenz, einer ambulante Intensivpflege-Wohngemeinschaft und einer Tagespflege.

  • Hugo Gerach: Zur Postgeschichte von Apolda. Kulturbund der DDR (Hrsg.) Apolda, 1984.
  • Dirk Lorenz Bauer: Ehemalige Post verkauft. Thüringer Allgemeine. 14. Oktober 2013
  • Ulrich Burghoff: Zur Geschichte der Post im Apoldaer Land, 2020[5]
Commons: Alte Post (Apolda) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Reichstagsprotokolle, Register 145
  2. Einfluß des Fernsprechwesens auf die Construction der Post- und Telegraphen-Dienstgebäude, in: APT XVII (1889), Nr. 11, S. 321–324.
  3. Reichstagsprotokolle, Nr. 755 Bericht Petition II Nr. 3670
  4. Erste Thüringer Briefmarken 1945
  5. Vortrag und Buchvorstellung in der Stadtbibliothek Apolda: „Zur Postgeschichte der Stadt Apolda“ mit Dr. Ulrich Burghoff