Maschinenfabrik Goebel

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Flugzeugmotor Goebel Goe III

Die 1851[1] gegründete Maschinenfabrik Goebel war ein in Darmstadt ansässiges Maschinenbau-Unternehmen, ausgerichtet auf die Produktion von Maschinen für den Spezialdruck und solchen zum Schneiden von Papierrollen. Im Jahr 2020 wurde ein allein am Gründungsort verbliebener Bereich Konstruktion eines Nachfolgeunternehmens auf 40 Mitarbeiter verkleinert.[1]

Johann Georg Goebel (1830–1900) übernahm 1864 die Pumpen- und Waagen-Produktion des Peter Gandenberger (Goebels Schwiegervater), wo er bereits seit 1856 Teilhaber war. Hergestellt wurden nun Fahrkarten-Druckmaschinen und man zog in Darmstadt um auf das Areal zwischen heutiger Bismarck- und Mornewegstraße. Papierschneidemaschinen kamen hinzu, und zur Fabrikation gebrauchsfertiger Briefmarken taugte eine 1911 ins Programm genommene Rotationsdruckpresse. Wichtig wurde das Auslandsgeschäft, doch kam jenes im Ersten Weltkrieg fast vollständig zum Erliegen. Also entwickelte man Umlaufmotoren für Flugzeuge.[2] In der Zwischenkriegszeit sollten Setzmaschinen zu dem Angebot hinzukommen und man wagte, ausgestattet mit einer Lizenz der Linograph Comp. (Davenport/Ohio), die Anschaffung der erforderlichen Produktionsmittel. Eine zu Tage getretene Patentrechtsverletzung ließ das Projekt scheitern, wodurch die Firma dem Ruin nahe kam.[3]

Die Maschinenfabrik wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und in der Leitung Georg Goebel (Enkel von J. G. Goebel) durch Dr. Wilhelm Köhler abgelöst. Dessen Art der Unternehmensführung war von durchaus patriarchalischem Typ.[4] Nahe dem Hauptbahnhof gelegen, erhielt die Maschinenfabrik Goebel am 12. Dezember 1944 Bombentreffer, blieb aber weitgehend intakt. Sie erlebte nach 1945 ein stetiges Wachstum und brachte es 1990 auf den Höchstwert von 1400 Mitarbeitern. Trotzdem kam es 1990 zur Insolvenz, die das Unternehmen in die Goebel Schneid- und Wickeltechnik GmbH und die größere Goebel Graphic Machines zerfallen ließ.[5] Jene Druckmaschinensparte kaufte 2001 ein niederländischer Konkurrent, es entstand die Drent-Goebel-Gruppe, aus der Goebel allerdings 2009 wieder in die Unabhängigkeit entlassen wurde.

Für Goebels weiteren Gang spielte die Marke IMS eine Rolle: In Italien 1954 gegründet als Maschinenwerkstatt bei einer Fabrik, die Spezialkarton herstellte, wurde IMS im Jahr 2000 von Deltamatic (Italien, gegr. 1983) übernommen, es entstand die IMS Deltamatic Group. Unter dem Markennamen Goebel IMS gehörte zu jener seit 2013 die Goebel Schneid- und Wickeltechnik. Schließlich wurde aus IMS Deltamatic (2017 aufgekauft durch Coeclerici) das Unternehmen IMS Technologies, das 2020 beschied, die Produktion der Goebel-Maschinen nach Norditalien zu verlegen und in Darmstadt nur ein Konstruktionsbüro mit 40 Mitarbeitern zu belassen.[1] Auch im Bereich Druckmaschinen verschwand die Produktion aus Darmstadt. Es verblieb eine „Denkfabrik für Forschung und Entwicklung“ als Tochterunternehmen der in Baar (Schweiz) ansässigen Goebel Capital GmbH.[1] 2015 hatte der Investor Dr. Manuel Vogel 100 Prozent der Goebel-Aktien übernommen.

  • Ulrich Eisenbach: Darmstadt. Leuchttürme der Industriegeschichte 1880 bis 1970, Sutton Verlag, Erfurt 2021, S. 33–53.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Daniel Baczyk: Goebel schaltet Maschinen ab. Letzter Produktionszweig der Traditionsfirma in Darmstadt geschlossen / Verlust von 80 Arbeitsplätzen, Darmstädter Echo, 28. Dezember 2020, S. 8.
  2. Eisenbach 2021: S. 39.
  3. Eisenbach 2021: S. 43.
  4. Eisenbach 2021: S. 47.
  5. Eisenbach 2021: S. 33.