Marie-Claude Vaillant-Couturier

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Marie-Claude Vaillant-Couturier in der Zeitschrift Regards 1946

Marie-Claude Vaillant-Couturier (* 3. November 1912 in Paris; † 11. Dezember 1996 in Villejuif; gebürtig Marie-Claude Vogel) war ein Mitglied der Résistance und wurde durch ihre Aussage bei den Nürnberger Prozessen einem breiteren Publikum bekannt.

Arbeit als Fotografin

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Marie-Claude Vaillant-Couturier wurde als Tochter von Lucien Vogel, dem Besitzer der Zeitschrift Vu (zu deutsch: „Gesehen“), und der Modefotografin Cosette de Brunhoff geboren, deren Bruder der Schöpfer von „Babar dem Elefanten“ war.

Nach ihrer schulischen Ausbildung ging sie von 1931 bis Anfang 1933 nach Deutschland, um die Sprache zu erlernen und Kunstgeschichte zu studieren; während dieser Zeit der Weltwirtschaftskrise erlebte sie den Aufstieg der NSDAP mit. Sie erlebte 1932 eine Rede Adolf Hitlers im Berliner Sportpalast, wo sie angesichts der fanatischen Zuhörerschaft befürchtete, „bei der geringsten Geste der Ablehnung gelyncht“ zu werden.[1]

Danach wählte Vaillant-Couturier den Beruf des Fotoreporters, der zu dieser Zeit männlich dominiert war. Schnell erhielt sie daher den Spitznamen „die Dame in Rolleiflex“. In ihrer Rolle als Fotografin, aber auch als studierte Germanistin, bereiste sie mit Kollegen 1933 das Deutsche Reich, knapp zwei Monate nach der „MachtergreifungAdolf Hitlers. Dort berichtete sie über die Konzentrationslager Oranienburg und Dachau. Darüber hinaus publizierte sie in der Zeitschrift Regards (zu dt. „Betrachtungen“) vor allem über die Internationalen Brigaden, die im Spanischen Bürgerkrieg kämpften.

1934 schloss sich Marie-Claude Vaillant-Couturier der Kommunistischen Jugendbewegung Frankreichs an, zwei Jahre später dem Mädchenbund Frankreichs. 1934 heiratete sie Paul Vaillant-Couturier, den Gründer eines republikanisch gesinnten Veteranenverbandes. 1937 verschwand Paul auf mysteriöse Weise. Sie arbeitete bei der Zeitschrift L’Humanité, deren Chefredakteur ihr Ehemann gewesen war. Ihre Tätigkeit begann als Mitglied der Fotoredaktion und bald stieg sie in deren Leitung auf. Dort lernte sie ihre bekannten Kollegen Gabriel Péri und George Cogniot persönlich kennen.

Im Zuge des Deutsch-sowjetischen Nichtangriffspaktes ließen die französischen Kommunisten von der „Bekämpfung des deutschen Faschismus“ ab, sodass auch L’Humanité eingestellt wurde. Marie-Claude Vaillant-Couturier beschloss daher, in den Untergrund zu gehen.

Résistance und Deportation

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In der Résistance führte Vaillant-Couturier ihre journalistische Tätigkeit fort und veröffentlichte während der deutschen Besetzung Frankreichs nach der blitzkriegartigen Invasion des Landes heimliche Berichte, die gegen die Besatzer gerichtet waren, so zum Beispiel l’Université libre („Freie Universität“) vom November 1940. Sang et Or („Blut und Gold“), erstellt unter der Leitung von Georges Politzer, analysierte die ideologischen Prämissen des Nationalsozialismus, die vor allem auf Alfred Rosenberg zurückgingen. Darüber hinaus gelang ihr in Zusammenarbeit mit Pierre Villon, den sie 1949 heiratete, eine inoffizielle Ausgabe der L’Humanité.

Eine gewisse Rolle spielte Marie-Claude Vaillant-Couturier bei der Organisation des Widerstandes gegen die deutsche Besetzung, indem sie den zivilen und den militärischen Widerstand koordinierte. Ihre Arbeit in der Résistance wurde entdeckt, sodass die französische Polizei Marie-Claude Vaillant-Couturier zusammen mit vielen ihrer Mitstreiter am 9. Februar 1942 verhaftete. Unter ihnen befanden sich Jacques Decour, Georges Politzer, Georges Solomon und Arthur Dallidet, die allesamt von deutschen Truppen am Mont Valérien hingerichtet wurden.

Vaillant-Couturier selbst wurde am 15. März im Dépôt de la Préfecture interniert und am 20. März heimlich in das Pariser Gefängnis La Santé verbracht, wo sie bis August 1942 inhaftiert blieb. Die deutsche Verwaltung, die von nun an übernahm, verlegte Vaillant-Couturier zweimal, nach Romainville und nach Royallieu bei Compiègne, bis sie sie am 24. Januar 1943 endgültig ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportieren ließ.

Die Deportationsfahrt, zu der Marie-Claude Vaillant-Couturier gezwungen war, ist gut dokumentiert. „Die Fahrt der 31.000“ bestand aus 230 Personen, ausschließlich Frauen, die allesamt Mitglieder des französischen Widerstands, Kommunistinnen oder die Ehefrauen von Anhängern Charles de Gaulles waren. Eine nach dem Zweiten Weltkrieg in der Zeitschrift La Marseillaise veröffentlichte Zeichnung,[2] in der ein Waggon das Tor zum Lager durchfährt, zog mehrere literarische Veröffentlichungen nach sich. Unter den 49 Überlebenden dieses Transports war auch Marie-Claude Vaillant-Couturier, die in einem geheimen, internationalen Widerstandsgremium des Konzentrationslagers mitwirkte. Sie fertigte konspirativ Notizen während ihrer Konzentrationslagerhaft an. Ihre Haftnummer war 31.683.[3]

Nach 18 Monaten in Birkenau, in denen sie den Massenmord an den europäischen Juden und Roma beobachtete, wurde sie im August 1944 nach Ravensbrück verlegt. Zunächst zur Erdarbeit eingeteilt, wurde sie aufgrund ihrer Deutschkenntnisse im Revier des Lagers eingesetzt.

Nürnberger Prozesse

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1946 sagte Vaillant-Couturier als erste Frau zwei Monate nach Beginn des Nürnberger Prozesses als Zeugin aus und beeindruckte die Richter und viele Prozessteilnehmer. Danach ging sie langsam an den Angeklagten vorbei und schaute jedem einzelnen in die Augen.[4]

Im Prozess sagte sie unter anderem aus:

„Ich gehörte einem Transport (nach Auschwitz) von 230 französischen Frauen an. Unter uns befand sich Danielle Casanova, die in Auschwitz starb, Mai Politzer, die in Auschwitz starb … nur neunundvierzig kamen nach Frankreich zurück … Während der großen Typhusepidemien der Winter 1943 und 1944 gab es je nach den Lagen 200 bis 350 (Tote) täglich … Wir bekamen 200 Gramm Brot, je nachdem, dreiviertel oder einhalb Liter Mohrrübensuppe, einige Gramm Margarine und eine Scheibe Wurst am Abend. Das jeden Tag. … ohne Rücksicht auf die Arbeit, die man von den Häftlingen verlangte … Experimente habe ich im Revier gesehen … Ich habe mehrere Frauen gesehen und gekannt, die sterilisiert worden waren … jüdische Frauen. Wenn sie schwanger ankamen, und wenn die Schwangerschaft erst einige Monate angedauert hatte, dann wurde eine künstliche Geburt eingeleitet. Wenn die Schwangerschaft ihrem Ende zuging, wurden die Kinder nach der Geburt in einem Eimer Wasser ertränkt … Aber eines Tages kam ein Befehl aus Berlin, der die Ermordung der jüdischen Kinder erneut anordnete. Daraufhin wurden die Mütter und die Kinder in das Revier gerufen; sie bestiegen Lastwagen und wurden dann zur Gaskammer gebracht.“ Zu Strafen: „Besonders in körperlichen Mißhandlungen. Eine der gebräuchlichsten Strafen waren 50 Stockschläge gegen die Nieren. Diese Stockhiebe wurden mit Hilfe einer Maschine verabreicht …“ Zur Selektion: „Diejenigen, die für die Gaskammern ausgesucht worden waren, das heißt die alten Leute, Kinder und Mütter, wurden in ein rotes Ziegelgebäude geführt … auf dem die Inschrift »Bad« stand. Dort hieß man sie sich ausziehen und gab ihnen ein Handtuch, bevor sie in das angebliche Duschzimmer geführt wurden. Später, zur Zeit der großen Transporte aus Ungarn, blieb keine Zeit mehr für Tarnungsmaßnahmen übrig. Man zog sie in roher Weise aus, ich weiß von diesen Einzelheiten, weil ich eine kleine Jüdin aus Frankreich gekannt habe, die mit ihrer Familie am Republikplatz wohnte.“ Zu Methoden: „In Auschwitz waren acht Verbrennungsöfen. Diese waren aber ab 1944 nicht mehr ausreichend. Die SS ließ von den Häftlingen große Gruben ausgraben, in denen sie mit Benzin übergossenes Reisig anzündeten... Eines Nachts wurden wir durch furchtbare Schreie aufgeweckt. Am nächsten Tag haben wir von Männern, die im Sonderkommando, dem Gaskommando, arbeiteten, erfahren, dass sie am Abend vorher lebendige Kinder in die Scheiterhaufen geworfen hätten, da nicht mehr genügend Gas vorhanden war.“[5]

Politikerin nach 1945

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Um 1946 wurde Vaillant-Couturier Mitglied der Französischen Kommunistischen Partei (PCF). 1945 war sie Mitglied der Vorläufig Beratenden Versammlung, einer 1943 gegründeten Versammlung der Widerstandsbewegungen und der politischen Parteien in Frankreich. Danach gehörte sie 1945 bis 1958 und 1967 bis 1973 der Nationalversammlung an. Als Exekutives Mitglied war sie in der Nationalen Vereinigung der Deportierten und Internierten Patrioten und Mitglieder der Résistance (FNDIRP) seit 1945 aktiv und wurde 1978 Vizepräsidentin und Co-Vorsitzende.

1946 wurde sie Generalsekretärin in der antifaschistischen Internationalen Demokratischen Frauenföderation (Fédération démocratique internationale des femmes, IDFF). Ab 1979 war sie Vizepräsidentin der Union der Französischen Frauen, später Femmes Solidaires (Frauen-Solidarität).

Sie war zweimal (1956–1958 und 1967–1968) stellvertretende Vorsitzende der Nationalversammlung und wurde schließlich zur Ehrenvizepräsidentin gewählt. 1964 verteidigte sie vor der Nationalversammlung das Konzept der Grenzen für Verbrechen gegen die Menschlichkeit und ebnete den Weg für die Ratifizierung des Übereinkommens der Vereinten Nationen (UN) zu den Verjährungsvorschriften dieser Verbrechen durch Frankreich von 1968.

1987 war sie Zeugin im Prozess gegen den SS-Kriegsverbrecher Klaus Barbie („Schlächter von Lyon“).

  • Benoît Cazenave: Marie-Claude Vaillant-Couturier. In: Hier war das Ganze Europa. Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten. Metropol Verlag, Berlin 2004. ISBN 3-936411-43-3.
  • Dominique Durand: Marie-Claude Vaillant-Couturier. Une femme engagée, du PCF au procès de Nuremberg. Biografie. Editions Balland, 2012, ISBN 978-2-35315-194-3.
  • Tomas Fitzel: Eine Zeugin im Nürnberger Prozeß. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Der Nationalsozialismus vor Gericht. Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943–1952. Fischer, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-596-13589-3.
  • 28. Januar 1946, Vormittagssitzung. In: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nürnberg. Band 6, Nürnberg 1947, S. 227–262 (Aussage); Digitalisat. zeno.org
Commons: Marie-Claude Vaillant-Couturier – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Tomas Fitzel: Eine Zeugin im Nürnberger Prozeß. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Der Nationalsozialismus vor Gericht. Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943–1952. Fischer, Frankfurt am Main 1999, S. 63 f.
  2. emroll.fr (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
  3. Tomas Fitzel: Eine Zeugin im Nürnberger Prozeß. In: Gerd R. Ueberschär (Hrsg.): Der Nationalsozialismus vor Gericht. Die alliierten Prozesse gegen Kriegsverbrecher und Soldaten 1943–1952. Fischer, Frankfurt am Main 1999, S. 64
  4. Tomas Fitzel: Bezeugen und übersetzen. In: Berliner Zeitung, 19. November 2005.
  5. 28. Januar 1946, Vormittagssitzung. In: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nürnberg. Band 6, Nürnberg 1947, S. 227–262 (Aussage); Digitalisat. zeno.org