Kontrafunk

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Kontrafunk
Stimme der Vernunft
Hörfunksender (Aktiengesellschaft (Schweiz))
Empfang Internetradio (Livestream)
Empfangsgebiet weltweit
Sendestart 21. Juni 2022
Geschäftsführer Burkhard Müller-Ullrich
Liste von Hörfunksendern
Website

Kontrafunk-Logo
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(Bitte Urheberrechte beachten)

Kontrafunk ist ein deutschsprachiger Internet-Radiosender mit Sitz in Steckborn in der Schweiz.[1][2] Er wurde 2022 durch den langjährigen Deutschlandfunk- und Südwestrundfunk-Journalisten Burkhard Müller-Ullrich gegründet und wirbt mit dem Slogan „Die Stimme der Vernunft“. Hintergrund seiner Entstehung sind der Protest und Widerstand der Zivilgesellschaft gegen die staatlichen Maßnahmen im Zuge der COVID-19-Pandemie in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das Programm richtet sich daher vorwiegend an ein Publikum dieser drei Länder, als Internetradio aber auch an deutschsprachige Hörer weltweit.

2022 gründete Burkhard Müller-Ullrich nahe dessen Schweizer Wohnsitz als Aktiengesellschaft Kontrafunk AG, um im gleichnamigen Internetradio ein vollständiges Hörfunk-Programm zu entwickeln. Anfang 2022 hatte ihn Peter Hahne in diesem Vorhaben unterstützt,[3] bevor er sich nach 217 Folgen[4] von den Herausgebern seines damals mehrere Jahre geleiteten Podcasts Indubio bei der Achse des Guten trennte, laut Onlinemagazin Übermedien „nach eigenen Angaben jedoch eher im Streit“.[5] Nachdem ihm Peter Hahne hunderttausend Euro zur Verfügung stellte, erhielt Müller-Ullrich nach eigenen Angaben Gelder von weiteren 35 Investoren und startete mit einem Kapital von insgesamt 1,2 Mio. Euro. Mit einer ähnlich hohen Kapitalerhöhung 2023 und dem Werben von etwa 12.000 finanziellen Patenschaften aus dem Hörerkreis wolle man nach drei Jahren die Gewinnschwelle erreichen, sagte Müller-Ullrich außerdem im Interview gut eine Woche nach dem Sendestart.[3]

Im Februar 2022 entzog man dem russischen Auslandsfernsehsender RT DE aus Berlin die Ausstrahlerlaubnis in Deutschland und setzte diese bald darauf durch, worauf der Sender Ende März seine Tätigkeit einstellte und sein Personal entließ. Einige RT-Redakteure wechselten daraufhin zum Kontrafunk. Weitere der anfangs 20 engagierten Redakteure entstammten wie der Gründer dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, darunter als Nachrichtensprecher der frühere Deutschlandfunk-Sprecher und langjährige Kollege Müller-Ullrichs Volker-Andreas Thieme.[3]

Am 21. Juni 2022 ging ein aus rechnerisch zwölf Vollzeitstellen produziertes Kontrafunk-Programm von täglich drei bis vier Stunden auf Sendung, die man im Livestream bis zum Folgetag wiederholte sowie auf vielen Plattformen als Podcast veröffentlichte.[6][3] Am 21. Juni 2024 wurde die Sonntagsrunde für den 23. Juni während einer Veranstaltung zum zweiten Jahrestag des Sendestarts in der Messe Dresden vor über 3000 zahlenden Gästen live aufgezeichnet.[7][8]

Zu den ehemaligen RT Mitarbeitern beim Kontrafunk gehörte die Moderatorin Jasmin Kosubek, die ab der ersten Sendewoche mit Unterbrechungen bis Ende 2023 als Gastmoderatorin fast zwei Dutzend Sendungen leitete.[9] Ebenfalls als Gastmoderator wirkte der Schauspieler Uwe Steimle.[10] Bekannte regelmäßige Mitarbeiter mit eigenen Sendungen sind dagegen zum Beispiel Autoren wie Birgit Kelle, Cora Stephan, Collin McMahon und Carlos Gebauer, Kabarettisten wie Andreas Thiel und Ludger K. oder der Germanist und Philosoph Peter J. Brenner.[11]

Weltweit fungieren etwa die in Florida lebende deutsche Journalistin Susanne Heger als Korrespondentin für die USA und ihr in Peru ansässiger Schweizer Kollege Alex Baur in gleicher Funktion für Südamerika. Wirtschaftliche Themen bearbeitet in der eigenen Sendung Backstage economy regelmäßig unter anderen der österreichische Unternehmer Gerald Markel.[12]

Neben zahllosen weniger oder unbekannten Interwiewpartnern befragt der Kontrafunk einige bekannte Gäste immer wieder zu bestimmten Themen. Im Bereichs des Rechts gehören dazu zum Beispiel der Strafverteidiger Gerhard Strate und sein Rechtsanwalts­kollege und Hochschullehrer Ulrich Vosgerau, beide aus Deutschland. Bei außenpolitischen Themen sind dies zum Beispiel der deutsche Dokumentarfilmer Dirk Pohlmann oder der österreichische Historiker und Hochschullehrer Stephan Sander-Faes.[13] Alle bisherigen Gäste sind in einer Webseite der Internetpräsenz zusammenfassend aufgeführt.[14]

In führenden deutschsprachigen Printmedien wie FAZ, NZZ, Standard, SZ, Spiegel oder Welt findet sich kein Artikel, der sich allein dem Kontrafunk als neuem Medium des Hörfunks widmet.[15] Kurz nach dem Sendestart Ende Juni 2022 rezensierte lediglich das Onlinemagazin Übermedien den Kontrafunk in einem eigenen Artikel,[5] während die Wochenzeitung Junge Freiheit den Gründer Burkhard Müller-Ullrich interviewte.[3]

Für Übermedien war der freie Journalist Andrej Reisin mit dem Kontrafunk sehr kritisch, nannte manches „holprig“ oder „unfreiwillige Komik“, jedoch „weniger amüsant (…) die fortschreitende Anti-Impf-Rhetorik im Sinne der ‚Querdenker‘ und anderer Gegner:innen der Corona-Politik“; er entdeckte „zum Teil handfeste Desinformation“ und befand am Ende, der Kontrafunk wirke „zum großen Teil wie ein Altherren-Radio für eine abtretende Generation Konservativer, auch wenn man sich um einige junge Stimmen bemüh(e)“. Allerdings erscheine fraglich, „dass der Neuen Rechten hier ein reichweitenstarkes Medium zuwächst“, so sein Fazit.[5]

Im weitern Verlauf des Juli 2022 befassten sich zudem politisch gegen Rechts ausgerichtete Blogs wie Endstation Rechts von den Jusos oder die Volksverpetzer mit dem Kontrafunk und kamen zu wenig schmeichelhaften Urteilen. So befand der Juso-Blog im genauen Gegensatz zu Übermedien schon im Untertitel, Kontrafunk sei „eine neue Hoffnung der Neuen Rechten“,[16] während die Volksverpetzer als Untertitel „Kontrafunk: Langweiliges AfD-Radio“ verwenden, inhaltlich jedoch offenbar vor allem die Person Müller-Ullrich thematisieren und dessen Interview drei Wochen zuvor in der Jungen Freiheit verarbeiten.[17]

Im Februar 2024 griff die Taz im Zuge der Proteste gegen Rechtsextremismus in Deutschland und Österreich 2024 in einem Text zum österreichischen Fernsehsender AUF1 den Kontrafunk als dessen Pendant im Radio auf, „der den Sound der AfD abbilde(e)“; Burkhard Müller-Ullrich habe diese Proteste „kulturelle(n) Bürgerkrieg zwischen Ja-Sagern und Widerständigen“ genannt, die Demonstranten „Fußtruppen der Herrschenden“.[18] Kurz darauf nannte Michael Borgers im Deutschlandfunk den Kontrafunk als prominentes Beispiel für rechtskonservative Medien.[19]

Einen Radiosender namens Kontrafunk spielt auch im autofiktionalen Roman Armageddon aus dem Jahr 2023. Sein Autor Matthias Matussek arbeitet mit seiner eigenen Sendung Matussek! fast seit Sendestart im Sommer 2022 regelmäßig für den realen Kontrafunk.[20][21]

Einzelnachweise

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  1. Kontrafunk AG. Zentraler Firmenindex. Schweizerische Eidgenossenschaft, abgerufen am 22. August 2024.
  2. Impressum. Kontrafunk AG, abgerufen am 21. August 2024.
  3. a b c d e Moritz Schwarz: „Das Radio des geistigen Widerstands“. Interview. 30. Juni 2022, abgerufen am 22. August 2024 (Der hier noch ungenannte „bekannte Journalist“ und erste Unterstützer war Peter Hahne; dies wurde später publik).
  4. Flg.217 – Fluider Rechtsstaat. 27. März 2022, abgerufen am 21. August 2024.
  5. a b c Andrej Reisin: Ein Radio für alle, die an Corona-Impfungen, Klimawandel und allen anderen Radios zweifeln. In: Übermedien. 1. Juli 2022, abgerufen am 22. August 2024.
  6. Programmschema Juni 2022. (PDF) (Sendestart). Kontrafunk AG, abgerufen am 22. August 2024.
  7. Tausende feiern Kontrafunk-Jubiläum. Junge Freiheit, 23. Juni 2024, abgerufen am 21. August 2024.
  8. Die Sonntagsrunde mit Burkhard Müller-Ullrich: Zwei Jahre Kontrafunk. Kontrafunk AG, 23. Juni 2024, abgerufen am 22. August 2024.
  9. Jasmin Kosubek. Sendungen auf Kontrafunk. Kontrafunk AG, abgerufen am 22. August 2024.
  10. Uwe Steimle. Sendungen auf Kontrafunk. Kontrafunk AG, abgerufen am 22. August 2024.
  11. Sendungen auf Kontrafunk in Reihenfolge der Nennung (I):
    Birgit Kelle. Abgerufen am 22. August 2024.
    Dr. Cora Stephan. Abgerufen am 22. August 2024.
    Collin MaMahon. Abgerufen am 22. August 2024.
    Carlos A. Gebauer. Abgerufen am 22. August 2024.
    Andreas Thiel. Abgerufen am 22. August 2024.
    Ludger K. Abgerufen am 22. August 2024.
    Prof. Dr. Peter J. Brenner. Abgerufen am 22. August 2024.
  12. Sendungen auf Kontrafunk in Reihenfolge der Nennung (II):
    Susanne Heger. Abgerufen am 22. August 2024.
    Alex Baur. Abgerufen am 22. August 2024.
    Gerals Markel. Abgerufen am 22. August 2024.
  13. Gerhard Strate. Abgerufen am 22. August 2024.
    Prof. Dr. Ulrich Vosgerau. Abgerufen am 22. August 2024.
    Dirk Pohlmann. Abgerufen am 22. August 2024.
    Prof. Dr. Stephan Karl Sander-Faes. Abgerufen am 22. August 2024.
  14. Wer bei uns zu Gast war. Kontrafunk AG, abgerufen am 22. August 2024.
  15. Siehe Suchergebnisse unter (ggf. Eingabe: „kontrafunk“):
    Frankfurter Allgemeine Zeitung. Abgerufen am 22. August 2024.,
    Neue Zürcher Zeitung. Abgerufen am 22. August 2024.,
    Der Standard. Abgerufen am 22. August 2024.
    Süddeutsche Zeitung. Abgerufen am 22. August 2024.
    Der Spiegel. Abgerufen am 22. August 2024.
    Die Welt. Abgerufen am 22. August 2024.
  16. Anton Maegerle, Hans Stutz: „Kontrafunk“: Neues Online-Radio verbreitet Altbekanntes. Endstation Rechts, 18. Juli 2022, abgerufen am 22. August 2024: „Im Klartext: Was „Kontrafunk“ kritisiert, gehört auch zum Programm der AfD. Beide sind für nationalistische Finanzpolitik, für Atomstrom und gegen Migration, europäischen Zusammenschluss, Frauenemanzipation und Maßnahmen zur Stabilisierung des Klimas. Sie bevorzugen einen illiberalen Staat, nahe den Vorstellungen von Viktor Orbán oder Wladimir Putin.“
  17. Annika Schnabel: „Kontrafunk“: Der neue, öde Stern am rechten Radiohimmel. Volksverpetzer, 19. Juli 2022, abgerufen am 23. August 2024.
  18. Anne Fromm, Patrick Guyton, Christian Jakob, Gareth Joswig: Radikal rechter Sender Auf1 – Ein Heimatsender für die AfD. Taz.de, 6. Februar 2024, abgerufen am 23. August 2024.
  19. Die Agenda der sogenannten „Alternativmedien“. Kurzartikel zum Podcast. deutschlandfunknova.de, 11. März 2024, abgerufen am 23. August 2024.
  20. Knut Cordsen: Voller Angstwut: Matthias Matusseks Roman „Armageddon“. 25. Juni 2023, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. Juni 2023; abgerufen am 21. August 2024.
  21. Matussek! No 1. Kontrafunk AG, 8. Juli 2022, abgerufen am 22. August 2024.