Johann Georg Berlinger

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Johann Georg Berlinger (* 10. Dezember 1841 in Ganterschwil; † 29. August 1900 ebenda) war ein Schweizer Textilfabrikant, Oberst und freisinniger Politiker.

Johann Georg Berlinger entstammte der Familie Berlinger[1] und war der älteste Sohn des Textilfabrikanten Johann Jakob Berlinger (* 4. Juli 1813 in Ganterschwil; † 31. Januar 1891 ebenda)[2][3] und dessen Ehefrau Barbara (geb. Näf) aus Dicken.

Er war mit Maria Elise (geb. Berlinger) verheiratet.

Nach dem Besuch der Kantonsschule (siehe Kantonsschule am Burggraben) in St. Gallen, erhielt Johann Georg Berlinger eine kaufmännische Ausbildung, unter anderem in Lyon und zum Studium der Wollindustrie in Sachsen, und arbeitete anschliessend in der Bunt-Weberei seines Vaters; später wurde er Leiter der Firma aus dem sich das heutige Beringer-Unternehmen entwickelte.[4]

1867 wurde er Mitglied der Enteignungs-Kommission für die Toggenburgerbahn, in deren Verwaltungsrat er sass.[5]

Er war Mitglied der Bankkommission der 1868 gegründeten St. Galler Kantonalbank.[6]

1861 trat er in der Schweizer Armee in den Rekrutendienst der Infanterie, war Stabsfourier beim Bataillon 68 im III. Militärbezirk[7] und wurde 1865 zum Unterleutnant in den Generalstab gewählt[8]; im selben Jahr erfolgte seine Ernennung als Stabsleutnant zum Adjutanten in der II. Brigade.[9] 1866 wurde er Adjutant von Oberst Carl August Brändlin (1817–1888)[10], Kommandant der 14. Infanteriebrigade.[11] 1867 wurde er zum Oberleutnant im Generalstab ernannt[12], 1869 zum Stabshauptmann[13] und 1873 zum Major befördert.[14] Er wurde 1877 zum Kommandeur des 25. Infanterieregiments mit gleichzeitiger Beförderung zum Oberstleutnant ernannt.[15] 1878 wurde er dazu Rekrutierungsoffizier im VII. Divisionskreis.[16] 1880 wurde er, mit der gleichzeitigen Beförderung zum Oberst, als Nachfolger von Oberst Hermann Diethelm (1836–1898)[17], Kommandeur der 13. Infanteriebrigade[18]; sein Nachfolger bei der Brigade wurde Oberst Hugo Hungerbühler (1846–1916)[19].[20] Er wurde 1888, als Nachfolger des zurückgetretenen Obersts Arnold Vögeli (1826–1915)[21], Kommandeur der VII. Division.[22] Von 1895 bis zu seinem Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen 1898, war er, als Nachfolger des verstorbenen Joachim Feiss (1831–1895)[23], Kommandant des II. Armeekorps (siehe Feldarmeekorps 2).[24] Krankheitsbedingt musste er 1897 die Leitung des Instruktionskurses an Oberst August Rudolf (1834–1901)[25] abgeben.[26] Er bat 1898 um die Entlassung als Kommandeur des II. Armeekorps und um die Entlassung aus dem Wehrdienst zum Ende des Jahres[27]; im II. Armeekorps wurde er durch Oberst Eugen Fahrländer abgelöst.

Er war ein beliebter Milizoffizier und wegen seiner militärischen Fähigkeiten in der ganzen Schweiz bekannt.

Siehe auch: Korpskommandant

Politisches und gesellschaftliches Wirken

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Johann Georg Berlinger war in verschiedenen kommunalen Ämtern tätig. Von 1873 bis zu seinem Rücktritt 1891[28] war er freisinniger St. Galler Grossrat und vom 1. Dezember 1890 bis zu seinem Tod Nationalrat; dort war er eine Autorität für Armeefragen. Sein Nachfolger im Nationalrat wurde Ernst Wagner (1849–1922)[29].[30]

Er war ein Förderer der Toggenburger Webschule in Wattwil, aus der später die Schweizerische Textilfachschule hervorging.

1877 beteiligte er sich an einem Aufruf an die Einwohner des Kantons St. Gallen, in dem zu einer Sammlung für einen Bau eines Denkmals für den verstorbenen General Guillaume Henri Dufour aufgerufen wurde.[31]

Er war im Verfassungsrat und wurde 1878 in die Budgetkommission des Grossen Rats gewählt.[32]

1890 wurde er durch das Zentralkomitee des Schweizerischen Unteroffiziervereins in das Preisgericht für schriftliche Arbeiten gewählt.[33]

Er war 1891 gegen eine Verfassungsrevision.[34]

1893 wurde er in die Budgetkommission des Nationalrats bestellt.[35]

Mitgliedschaften

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Johann Georg Berlinger wurde 1879 in die Kommission des Offiziersvereins der VII. Division bestellt.[36]

1891 wurde er Ehrenmitglied des Schweizerischen Unteroffizierfestes[37] und 1895 des Offiziersvereins der Stadt St. Gallen.[38]

Einzelnachweise

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  1. Peter Müller: Berlinger. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Juni 2002, abgerufen am 9. September 2024.
  2. Peter Müller: Johann Jakob Berlinger. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. Juni 2002, abgerufen am 9. September 2024.
  3. Kt. Gallisches. In: St. Galler Volksblatt. 4. Februar 1891, abgerufen am 10. September 2024.
  4. Berlinger Gruppe | Swiss Venture Club. Abgerufen am 11. September 2024.
  5. Tagesbericht: St. Gallen. In: Neues Tagblatt aus der östlichen Schweiz. 6. Mai 1867, abgerufen am 10. September 2024.
  6. St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung. 6. Juni 1878, abgerufen am 10. September 2024.
  7. St. Gallen: Militärisches. In: St. Galler Zeitung. 1. März 1862, abgerufen am 9. September 2024.
  8. Schweiz: Bundesstadt. In: Neue Zürcher Zeitung. 11. April 1865, abgerufen am 9. September 2024.
  9. Verzeichniß der zum Trupenzusammenzug von 1865 beorderten Offiziere des eidg. Stabes. In: Der Bund. 10. Juni 1865, abgerufen am 9. September 2024.
  10. Christoph Zürcher: Carl August Brändlin. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. Juni 2004, abgerufen am 9. September 2024.
  11. Eintheilung der Eidgenössischen Armee vom 7. Mai 1866: 5. Armeedivision. In: Neue Zürcher Zeitung. 16. Juni 1866, abgerufen am 9. September 2024.
  12. Schweiz: Bundesstadt. In: Neue Zürcher Zeitung. 17. März 1867, abgerufen am 10. September 2024.
  13. Aus dem Bundesrathe. In: Der Bund. 14. April 1869, abgerufen am 10. September 2024.
  14. Eidgenossenschaft. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 10. April 1873, abgerufen am 10. September 2024.
  15. Eidgenossenschaft. In: Neue Zürcher Zeitung. 11. Dezember 1877, abgerufen am 10. September 2024.
  16. Schweiz: Militärwesen. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 6. Juni 1878, abgerufen am 10. September 2024.
  17. Kaspar Michel sen.: Hermann Diethelm. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. Dezember 2006, abgerufen am 10. September 2024.
  18. Eidgenossenschaft. In: Tagblatt der Stadt Biel. 22. Dezember 1880, abgerufen am 10. September 2024.
  19. Martin Illi: Hugo Hungerbühler. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 16. Januar 2008, abgerufen am 10. September 2024.
  20. Eidgenossenschaft: Militärisches. In: Berner Volksfreund. 16. Februar 1889, abgerufen am 10. September 2024.
  21. Peter Müller-Grieshaber: Arnold Vögeli. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 29. Februar 2024, abgerufen am 11. September 2024.
  22. Telegramme. In: Neue Zürcher Zeitung. Ausgabe 02, 10. Dezember 1888, abgerufen am 10. September 2024.
  23. Christoph Zürcher: Joachim Feiss. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 29. Februar 2024, abgerufen am 10. September 2024.
  24. Schweiz: Zweites Armeecorps. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern. 12. November 1895, abgerufen am 10. September 2024.
  25. Peter Müller-Grieshaber: August Rudolf. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. September 2010, abgerufen am 10. September 2024.
  26. Neuestes und Telegramme. In: Berner Volksfreund. 3. März 1897, abgerufen am 10. September 2024.
  27. Telegramme. In: Tagblatt der Stadt Biel. 19. November 1898, abgerufen am 10. September 2024.
  28. Gallisches: Ganterswil. In: St. Galler Volksblatt. 18. April 1891, abgerufen am 10. September 2024.
  29. Wolfgang Göldi: Ernst Wagner. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 28. Dezember 2011, abgerufen am 11. September 2024.
  30. St. Gallen. In: Der Bund. 4. November 1900, abgerufen am 11. September 2024.
  31. Aufruf an die Bewohner des Kantons St. Gallen. In: St. Galler Zeitung. 29. März 1877, abgerufen am 10. September 2024.
  32. St. Gallen. In: Die Ostschweiz. 5. Juni 1878, abgerufen am 10. September 2024.
  33. Schweiz - Eidgenössische Nachrichten: Militärisches. In: Der Bund. 12. November 1890, abgerufen am 10. September 2024.
  34. Öffentliche Erklärung. In: Der Bund. 30. Juni 1891, abgerufen am 10. September 2024.
  35. Schweiz. In: Intelligenzblatt für die Stadt Bern. 15. Juni 1893, abgerufen am 10. September 2024.
  36. Eidgenossenschaft: Militärisches. In: Die Ostschweiz. 27. Juni 1879, abgerufen am 10. September 2024.
  37. Telegramme. In: Neue Zürcher Zeitung. 13. Juli 1891, abgerufen am 10. September 2024.
  38. Eidgenossenschaft. In: Neue Zürcher Zeitung. 27. November 1895, abgerufen am 10. September 2024.