Greenalith

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Greenalith
Bräunlichgrüne, kugelige Greenalith-Aggregate auf Galenit (silbergrau) und Quarz (weiß) aus Dalnegorsk, Region Primorje (Ferner Osten), Russland (Größe: 44 mm × 32 mm × 30 mm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Gre[1]

Chemische Formel
  • (Fe2+,Fe3+)2–3Si2O5(OH)4[2]
  • (Fe2+,Fe3+)<6[(OH)8|Si4O10][3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Silikate und Germanate – Schichtsilikate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VIII/E.10b
VIII/H.27-060

9.ED.15
71.01.02b.04
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-domatisch; m
Raumgruppe Cm (Nr. 8)Vorlage:Raumgruppe/8
Gitterparameter a = 5,60 Å; b = 9,69 Å; c = 7,45 Å
β = 104,6°[3]
Formeleinheiten Z = 1[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 2 bis 3[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 2,85 bis 3,15[5]
Spaltbarkeit fehlt[4]
Farbe hellgelbgrün bis dunkelgrün, schwarz; im Durchlicht blaugrün[4][5]
Strichfarbe weiß bis grünlichgrau
Transparenz durchscheinend[5]
Glanz matt bis erdig
Magnetismus schwach magnetisch[5]
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,650 bis 1,675[6]
nβ = 1,674[6]
nγ = 1,674[6]
Doppelbrechung δ = 0,024[6]
Optischer Charakter zweiachsig positiv

Greenalith ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ mit der chemischen Zusammensetzung (Fe2+,Fe3+)<6[(OH)8|Si4O10][3] und damit chemisch gesehen ein Eisensilikat mit zusätzlichen Hydroxidionen. Die in den runden Klammern angegebenen Oxidationsstufen des Eisens können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals. Strukturell gehört Greenalith zu den Schichtsilikaten.

Greenalith kristallisiert im monoklinen Kristallsystem, bildet aber nur selten winzige Kristalle und findet sich meist in Form abgerundeter, millimetergroßer bis kryptokristalliner Körner, Porphyroblasten oder Oolithe. Das Mineral ist durchscheinend und von hellgelbgrüner bis dunkelgrüner oder auch schwarzer Farbe. Im Durchlicht erscheint Greenalith auch blaugrün. Dessen Strichfarbe ist allerdings immer weiß mit einem Stich ins Grünlichgraue.

Etymologie und Geschichte

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Entdeckt wurde Greenalith erstmal in der Eisen-Lagerstätte Mesabi Range, genauer in der „Cincinnati Mine“ (auch Biwabik Mine) nahe Biwabik im St. Louis County des US-Bundesstaates Minnesota. Die Erstbeschreibung erfolgte 1903 durch Charles Kenneth Leith, der das Mineral nach dessen charakteristischen grünlichen Farbe (englisch: green) und dem griechischen Wort λίθος ‚lithos‘ für Stein benannte.

Das Typmaterial des Mineral wird im National Museum of Natural History (NMNH) in Washington, D.C. (USA) unter den Sammlungs-Nr. 124953 und 091160 sowie im Natural History Museum (NHM) in London (UK) unter der Sammlungs-Nr. BM 1909,342 aufbewahrt.[7][8]

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Greenalith zur Mineralklasse der „Silikate und Germanate“ und dort zur Abteilung der „Schichtsilikate (Phyllosilikate)“, wo er zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Chrysotil, Cronstedtit, Karyopilit, Lizardit und Népouit sowie dem inzwischen als Varietät von Pennantit diskreditierten Grovesit die „Serpentin-Reihe (trioktaedrisch)“ mit der System-Nr. VIII/E.10b bildete.

Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VIII/H.27-120. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Schichtsilikate“, wo Greenalith zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Carlosturanit, Chrysotil, Cronstedtit, Dozyit, Fraipontit, Guidottiit, Karpinskit, Karyopilit, Kellyit, Lizardit, Népouit und Pecorait die „Serpentingruppe“ bildet.[4]

Auch die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Greenalith in die Abteilung der „Schichtsilikate“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten, so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung „Schichtsilikate (Phyllosilikate) mit Kaolinitschichten, zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Amesit, Antigorit, Berthierin, Brindleyit, Chrysotil, Cronstedtit, Fraipontit, Karyopilit, Kellyit, Lizardit, Manandonit, Népouit und Pecorait die „Serpentingruppe“ mit der System-Nr. 9.ED.15 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Greenalith ebenfalls in die Klasse der „Silikate und Germanate“ und dort in die Abteilung der „Schichtsilikatminerale“ ein. Hier ist er zusammen mit Karyopilit, Lizardit und Népouit in der „Serpentingruppe (Lizardit-Untergruppe)“ mit der System-Nr. 71.01.02b innerhalb der Unterabteilung „Schichtsilikate: Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1 : 1-Lagen“ zu finden.

Kristallstruktur

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Greenalith kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe Cm (Raumgruppen-Nr. 8)Vorlage:Raumgruppe/8 mit den Gitterparametern a = 5,60 Å; b = 9,69 Å; c = 7,45 Å und β = 104,6° sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle.[3]

Bildung und Fundorte

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Dunkelgrüne Greenalith-Kristallgruppe aus der Präfektur Kyōto, Honshū, Japan

Greenalith bildet sich als Primärphase in einigen gebänderten Eisenformationen, auch bekannt als Bändererz. Als Begleitminerale können unter anderem Chamosit, Minnesotait, Pyrit, Quarz, Siderit und Stilpnomelan auftreten.[5]

Als seltene Mineralbildung konnte Greenalith nur an wenigen Orten nachgewiesen werden, wobei bisher rund 60 Fundstätten dokumentiert sind (Stand 2022).[10] Außer an seiner Typlokalität Biwabik in der Mesabi Range, konnte das Mineral in Minnesota noch im Gebiet um Ely und Hoyt Lakes (ebenfalls St. Louis County) sowie an einer unbenannten Fundstätte im Carlton County gefunden werden. Weitere bisher bekannte Fundorte in den Vereinigten Staaten liegen vor allem in Alabama (Clay County und Randolph County) und Michigan (Dickinson-, Marquette-, Gogebic- und Iron County), aber auch in Oregon, Washington und Wisconsin.

In der Schweiz fand sich Greenalith bisher nur in der Sulfiderz-Lagerstätte „Cotschens“ westlich und in einem alten Bergbaugebiet mit verschiedenen Verhauen, Pingen und Stollen an einer anstehenden Kupfer-Eisen-Vererzung namens „Gruba“ nördlich des Lai da Marmorera im Kanton Graubünden.

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien, Bolivien, Brasilien, China, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, im Jemen, in Kanada, Mexiko, Israel (Hatrurim-Formation), Norwegen, Rumänien, Russland, Schweden, Spanien, Südafrika, Tadschikistan, Tansania und Tschechien.[11]

  • Charles Kenneth Leith: The Mesabi iron-bearing district of Minnesota. Section II. The Biwabik Formation (iron-bearing). In: Monographs of the United States Geological Survey. Band 43, 1903, S. 100–115 (englisch, rruff.info [PDF; 891 kB; abgerufen am 11. Februar 2022]).
  • Fred Jolliffe: A study of greenalite. In: American Mineralogist. Band 20, Nr. 6, Juni 1935, S. 405–425 (englisch, rruff.info [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 11. Februar 2022]).
  • John W. Gruner: The structure and chemical composition of greenalite. In: American Mineralogist. Band 21, 1936, S. 449–455 (englisch, rruff.info [PDF; 522 kB; abgerufen am 11. Februar 2022]).
  • Stephen Guggenheim, S. W. Bailey, Richard A. Eggleton, Peter Wilkes: Structural aspects of greenalite and related minerals. In: The Canadian Mineralogist. Band 20, Nr. 1, Februar 1982, S. 1–18 (englisch, rruff.info [PDF; 751 kB; abgerufen am 11. Februar 2022]).
  • Stephen Guggenheim, Richard A. Eggleton: Modulated crystal structures of greenalite and caryopilite: a system with long-range, in-plane structural disorder in the tetrahedra sheet. In: The Canadian Mineralogist. Band 36, 1998, S. 163–179 (englisch, [1] [PDF; 4,0 MB; abgerufen am 11. Februar 2022]).
Commons: Greenalite – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
  3. a b c d Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 677 (englisch).
  4. a b c d Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  5. a b c d e Greenalite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 79 kB; abgerufen am 1. Februar 2022]).
  6. a b c d Greenalite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 1. Februar 2022 (englisch).
  7. Catalogue of Type Mineral Specimens – G. (PDF 191 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 11. Februar 2022.
  8. Catalogue of Type Mineral Specimens – Depositories. (PDF 311 kB) Commission on Museums (IMA), 18. Dezember 2010, abgerufen am 11. Februar 2022.
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  10. Localities for Greenalite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 1. Februar 2022 (englisch).
  11. Fundortliste für Greenalith beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 1. Februar 2022.