FairTV

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Artikel eintragen Dieser Artikel wurde am 20. September 2024 auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion!
Folgendes muss noch verbessert werden: Darstellung aus Binnensicht mit jeder Menge Weblinks im Fließtext.--Murkus69 (Diskussion) 11:53, 20. Sep. 2024 (CEST)
FairTV
Logo
Rechtsform Eingetragener Verein
Gründung 2012
Sitz Leipzig
Zweck Interessenvertretung für selbstständige und freie Film- und Fernsehschaffende mit Fokus auf Arbeits- und Vergütungsbedingungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, Förderung von Kunst, Kultur, Bildung und Nachwuchs in der Medienbranche
Vorsitz Guntram Schuschke
Geschäftsführung Guntram Schuschke
Website https://www.fairtv.net/

fairTV e.V. - Interessenverband für faire TV-Produktionen in Deutschland ist eine Interessenvertretung selbstständiger und freier Film- und Fernsehschaffender in Deutschland.

Der eingetragene Verein engagiert sich seit 2012 für bessere Arbeits- und Vergütungsbedingungen bei Film und Fernsehen in Deutschland, insbesondere für Soloselbstständige. Dabei sieht sich der Verein vor allem als Vordenker für die Zukunft der Film- und TV-Branche mit Fokus auf Fachkräfte und kleine Medien-Start-Ups. Zugleich findet eine differenzierte Auseinandersetzung mit Vergütungs- und Arbeitsbedingung für Selbstständige statt, die im Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks tätig sind.[1][2]

Vorsitzender und Geschäftsführer des Vereins ist Guntram Schuschke.

fairTV e.V. hat gemäß seiner Satzung folgende Aufgaben (Auszug, gekürzt)[3]:

  • Förderung von Kunst und Kultur sowie der Volksbildung
  • Förderung des beruflichen Nachwuchses in TV-, Film- und sonstigen Medienberufen
  • Förderung gesellschaftlicher Akzeptanz für eine angemessene, mindestens existenzsichernde Vergütung in TV-, Film- und Medienberufen
  • Wahrung und Förderung der beruflichen und wirtschaftlichen Interessen der in TV-, Film- und Medienberufen innerhalb der Bundesrepublik Deutschland tätigen Mitglieder gegenüber Rundfunk- und Fernsehanstalten, Produktionsfirmen, der Fernsehwirtschaft sowie sonstigen Anbietern, audiovisueller Inhalte, den Gewerkschaften, den Behörden, der Politik und gesetzgebenden Körperschaften
  • allgemeine Verbesserung von Arbeits- und Vergütungsbedingungen für selbstständige TV-, Film- und Medienschaffende
  • unabhängige Bewertung von Produkten der TV- Film- und Medienindustrie nach handwerklichen und künstlerischen Kriterien
  • unabhängige Bewertung von Produktionsstandorten und Produktionsstätten in der TV- Film- und Medienindustrie nach Anspruch, Kompetenz, Arbeitsschutz und tariflicher Fairness

Nach eigenen Angaben hat die Arbeit des Vereins nachhaltigen Einfluss auf die Situation von Medienschaffenden in Deutschland.

So gelang es mithilfe vom Verein bereitgestellter Musterbriefe bereits kurz nach Gründung 2012, die übliche Arbeitszeit bei vielen Film- und TV-Editor*innen und einigen Kameraleuten in Mitteldeutschland wieder auf für Arbeitnehmer*innen geltende 8h/Tag bei gleichbleibendem Honorarsatz je Tag zu begrenzen, nachdem auf Drängen von Produzent*innen und Sendern in den Jahren vor Gründung des Vereins 10 Stunden (ohne finanziellen Ausgleich für die Mehrarbeit) zur Normalität geworden waren. Dabei war neben dieser Strategie vor allem die Solidarität unter den Film- und Fernsehschaffenden ausschlaggebend, die der Verein gezielt durch regelmäßige Treffen und Gespräche über Honorare und Arbeitsbedingungen förderte.[2]

Ebenfalls durch die Musterbriefe wurde außerdem ein jährlicher Inflationsausgleich auch bei selbstständigen Film- und Fernsehschaffenden üblich, wobei sogar reale Einkommensverluste durch Teuerung vor Gründung des Vereins in Teilen ausgeglichen werden konnten. Zusammen mit der Arbeitszeitverkürzung konnte so das pro-Stunde-Einkommen vieler mitteldeutscher Editor*innen und mancher Kameraleute seit der Gründung von fairTV nominal um mehr als 100% steigen.[4]

Im Projekt "EqualPay", das hier die Gleichbezahlung von Festangestellten und Soloselbstständigen meint und auf Umrechnungsalgorithmen zwischen diesen Beschäftigungsarten abzielt, wurde in einem ersten Entwurf 2017 beispielhaft festgestellt, dass in der Region Mitteldeutschland bereits 2015 die Entlohnung von Soloselbstständigen weniger als die Hälfte derer von Festangestellten im Mitteldeutschen Rundfunk MDR betrug, auch dann, wenn die Produktionen im Auftrag dieses Senders stattfanden.[5][6] FairTV wies damit auf das Umgehen von Tarifverträgen durch das Modell "Soloselbstständigkeit" hin.

Durch den Aufbau von Netzwerken, das Halten von Fachvorträgen und das Teilen von Strategien und statistischen Erhebungen wirkt fairTV auch in Berufsverbände hinein. So wurden die Berechnungen im Rahmen des "Equal-Pay-Projekts" Bestandteil der "Honorar- und Gagenstandards für Fernsehkameraleute" des Bundesverbands der Kameraleute BVFK e.V., während die Veröffentlichung von Gagenempfehlungen im Videoblog beim Bundesverband der Editoren BFS e.V. für kontorverse Reaktionen sorgte und so dem Thema mehr Aufmerksamkeit bescherte.[7]

Keinen Erfolg hatte der Verein hingegen bei seinem Engagement für die Mitarbeiter von Beteiligungsunternehmen von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten (sog. "Tochterfirmen"). So blieben Verhandlungen mit der MCS Sachsen (inwzwischen Teil der MCS Team GmbH), im Jahr 2019 beinahe folgenlos.[8][2] Allerdings wurde durch die Organisation von Mitarbeitern der Weg für die Gewerkschaft ver.di geöffnet, die auf diese Weise 2022 die "Tarifpremiere bei MCS Sachsen" ankündigen konnte.[9]

Partnerschaften / Engagement

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

fairTV e.V. ist Partner des Bundesverbands der Kameraleute BVFK e.V., der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm sowie des Filmverbands Sachsen, während auch zu anderen Berufsverbänden, Interessenvertretungen, privatwirtschaftlichen Unternehmen sowie der Landes- und Bundespolitik Kontakte bestehen. Darüber hinaus engagierte sich der Verein bei der bundesweiten Vereinigung "Die Filmschaffenden" (bis zu deren Auflösung)[10] und ist Mitglied in der „Initiative Fair Film“, wo er zu strategischen Fragen und bei der Kommunikation mit Politik und Gesellschaft berät sowie Briefe mitzeichnet.

fairTV wendet sich in regelmäßigen Abständen direkt oder als Teil von Initiativen an die Politik. So wies der Verein 2016 anlässlich einer Ministerpräsidentenkonferenz die Politiker darauf hin, dass der öffenltich-rechtliche Rundfunk wegen der niedrigen Honorare durch die Altersgrundsicherung querfinanziert werde.[11][12] 2017 lieferte der Verein bei einer Veranstaltung von "Die Linke" im Bundestag wichtige Impulse zur Verbesserung der Situation von Soloselbstständigen aller Branchen.[13] Nach den für kreative Soloselbstständige wenig passgenauen Corona-Soforthilfen während der Pandemie wandte sich der Verein mit einem Konzept für besser angepasste Coronahilfen für soloselbstständige Kreative an die Politikerin Monika Grütters. Teile dieses Konzepts fanden später in den Regularien der Neustarthilfe Berücksichtigung.[14]

Für die ARD arbeitete der Verein aktiv bei der Evaluierung des "Eckpunktepapier 2.0" mit, das zwischen ARD und Produktionsallianz vereinbart wurde. In Zusammenarbeit mit dem MDR öffnete fairTV für einige seiner Mitglieder den Weg zu einem eigenen Rahmenvertrag mit dem Sender.

In der Fachöffentlichkeit ist fairTV durch Interviews und Podiumsdiskussionen präsent, z.B. während der Messe Prolight+Sound 2024[15][16] oder in der Zeitschrift "Film & TV Kamera".[17][18] Außerdem nimmt der Verein an Branchentreffen wie dem "Mitteldeutschen Mediengipfel" teil.[19]

In unregelmäßigen Abständen werden teils öffentliche Briefe an Film- und TV-Produzenten verfasst, um auf die nach Angaben des Vereins über Jahre gesunkenen Einkommen der selbstständigen Kreativen hinzuweisen und für Honorarerhöhungen um Verständnis zu werben.[20][21]

Seit 2018 veröffentlicht der Verein in seinem Videoblog unregelmäßig Informationen und Kommentare zum Geschehen in der Film- und TV-Branche.[18][22]

Dabei wird insbesondere auf strukturelle Probleme im öffentlich-rechtlichen Rundfunk hingewiesen, Ursachen von Fachkräftemangel und Qualitätsverlust nachgegangen, werden rechtliche Aspekte erörtert und Partnerverbände vorgestellt. Dabei wurden die Filme teilweise von Sponsoren und durch die Stiftung Kulturwerk der VG Bild Kunst unterstützt.[23]

Organisation und Struktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

fairTV ist ein eingetragener Verein. Gemäß Satzung strebt er die Gemeinnützigkeit an.[3] Mitglied werden kann jede natürliche Person, sofern "ihre Tätigkeiten, Absichten oder Verpflichtungen sie nicht in Interessenkonflikt zu den satzungsmäßigen Zielen des Vereins bringen. Dies meint insbesondere Gewinnerzielung durch Qualitätsabbau, öffentliche Trivialisierung von TV-, Film- und Medienberufen sowie unfaire Preisgestaltung in TV-, Film- und Medienproduktionen".[3] Neben der "Vollmitgliedschaft" gibt es noch die Nachwuchs- und die Fördermitgliedschaft, letztere ohne Stimmrechte.

Der Vorstand des Vereins wird alle zwei Jahre von der Mitgliederversammlung gewählt. Im aktuellen Vorstand vertreten den Verein Guntram Schuschke (Vorsitzender), Ilko Eichelmann (Stellvertretender Vorsitzender), Arnulf Dietzmann (Schatzmeister), Tom Chapman (Öffentlichkeitsarbeit), Annina Wolf (Schriftführerin), Sebastian Scholz (Beisitzer) und Christian Beer (Beisitzer).[24]

fairTV e.V. wurde am 03.10.2012 in Leipzig unter der Leitung von Guntram Schuschke gegründet, der den Verein seitdem als Vorsitzender und Geschäftsführer vertritt.[2]

Zuerst trat der Verein nur in Mitteldeutschland mit den jährlich erscheinenden "Musterbriefen", intensiver Organisation der Mitglieder und anderer Medienschaffender sowie Schreiben an örtliche TV-Produzent*innen in Erscheinung.[2]

Seit 2015 weitete der Verein sein Wirken auf Bundeseben aus, wozu die Kontaktaufnahme und das Netzwerken mit Berufs- und Branchenverbänden ebenso gehörten wie die Interessenvertretung gegenüber Landes- und Bundespolitik. So entstanden viele Partnerschaften, Zusammenarbeiten und Engagements.

2019 mündete die seit Gründung des Vereins geäußerte Kritik an besonders unangemessen niedrigen Honoraren und schlechten Arbeitsbedingungen bei der öffentlich-rechtlichen Beteiligungsgesellschaft MCS[25] in konkrete Unterstützung für die dortigen Mitarbeiter, zumindest in Sachsen.[26] fairTV organisierte Treffen und Rechtsberatung zu Scheinselbsständigkeit und trat in Verhandlungen ein[27], die aber erfolglos abgebrochen wurden. In Eigeninitiative von Mitarbeitern organisierte Arbeitskämpfe wurden von fairTV kommunikativ begleitet, während über den Kontakt zu Berufsverbänden Solidarisierung entstand.

Nach der Coronapandemie und mit Blick auf die Unsicherheiten im Zusammenhang mit der starken Inflation wurden einige der regelmäßigen Engagements von fairTV vorübergehend ausgesetzt, so auch der vorher jährlich erscheindende "Musterbrief".[28]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Start. fairTV e.V., abgerufen am 9. April 2024.
  2. a b c d e Lisa Basten: Wir Kreative! das Selbstverständnis einer Branche. Frank & Timme, Verlag für wissenschaftliche Literatur, Berlin 2016, ISBN 978-3-7329-0263-7, S. 109–112.
  3. a b c fairTV e.V.: Satzung von fairTV e.V. 3. Dezember 2019, abgerufen am 8. August 2024.
  4. Gibt es bereits Erfolge? Abgerufen am 18. September 2024.
  5. EqualPay. Abgerufen am 18. September 2024.
  6. Honorar- und Gagenstandards für Fernsehkameraleute. In: https://www.bvfk.tv. Bundesverband der Kameraleute e.V., August 2017, abgerufen am 18. September 2024.
  7. Nach Veröffentlichung von fairTV-Video: BFS distanziert sich von eigenen Zahlen! Abgerufen am 18. September 2024.
  8. Gespräch mit MCS-Geschäftsführung: Irritierende Argumentation. Abgerufen am 18. September 2024.
  9. ver.di - Redaktion: MDR: Tarifpremiere bei MCS Sachsen. In: M - Menschen Machen Medien (ver.di). ver.di, 10. Oktober 2022, abgerufen am 18. September 2024 (deutsch).
  10. fairTV und „Die Filmschaffenden“ vereinbaren strategische Zusammenarbeit. Abgerufen am 18. September 2024.
  11. FairTV e.V. mit offenem Brief zur Senkung der Haushaltsbeiträge. In: Film % TV Kamera. Film & TV Kamera, 25. Oktober 2016, abgerufen am 20. September 2024 (deutsch).
  12. Brief: Doppelter Rundfunkbeitrag? Abgerufen am 18. September 2024.
  13. fairTV im Bundestag! Abgerufen am 19. September 2024.
  14. ERFOLG! Bundesregierung greift Forderungen von fairTV auf. Abgerufen am 19. September 2024.
  15. Der BVFK auf der Prolight+Sound 2024. Abgerufen am 19. September 2024 (deutsch).
  16. Thema Selbstständigen-Honorare: fairTV bei der Podiumsdiskussion auf der ProLight+Sound. Abgerufen am 19. September 2024.
  17. Redaktion: Film & TV Kameramann 12/2016: Die neue Ausgabe ist da! 21. November 2016, abgerufen am 19. September 2024 (deutsch).
  18. a b FairTV informiert mit Videos. Film & TV Kamera, 16. Oktober 2018, abgerufen am 18. September 2024 (deutsch).
  19. 1. Mitteldeutscher Mediengipfel. Lusatia Film, abgerufen am 17. September 2024.
  20. Jährlicher Brief zum Inflationsausgleich an die Produzenten verschickt. Abgerufen am 19. September 2024.
  21. ANGEMESSENE HONORARE? fairTV schreibt offenen Brief an die mitteldeutschen Film- und Fernsehproduzent*innen. Abgerufen am 19. September 2024.
  22. DER FAIRTV-VIDEOBLOG - jetzt mit neuen Videos online! Abgerufen am 19. September 2024.
  23. Stiftung Kulturwerk fördert fairTV-Videoblog. Abgerufen am 18. September 2024.
  24. Vorstandswahl bei fairTV: Neues Vertrauen! Abgerufen am 19. September 2024.
  25. Unfaire Honorare bei der MCS? Abgerufen am 19. September 2024.
  26. Neue Mitglieder berichten: Bedenkliche Arbeits- und Vergütungsbedingungen bei der MDR-Tochter MCS. Abgerufen am 19. September 2024.
  27. Termin! "MCS GmbH Sachsen" offenbar gesprächsbereit. Abgerufen am 19. September 2024.
  28. Musterbriefe vorerst ausgesetzt. Abgerufen am 19. September 2024.
Abgerufen von „FairTV11