Benutzerin:Nicola/Rath-Heumar

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  • Fotos machen - Tunnel, Dämme, Drohnen

Gegen die Planung der Reichsautobahn durch Rath und Heumar 1935 bis 1937 formierte sich in der NS-Zeit ein Widerstand der Bürger beiden Gemeinden, allen voran Mitglieder der NSDAP, die glaubten, der Führer wisse nichts von diesen Plänen und könne diese verhindern. Tatsächlich war die Verwirklichung der Autobahntrasse ein Schritt zum Ausbau des Fliegerhorstes in Wahn zum Militärübungsplatz, dem heutigen Flughafen Köln/Bonn. Die Pläne musste aber wegen der Bestimmungen des Versailler Vertrages zunächst geheim bleiben, weshalb über die endgültige Entscheidung der Streckenführung Gerüchte entstanden. Bis heute leiden die beiden Orte unter der damaligen Planung zur Vorbereitung des Zweiten Weltkriegs.

1935 gehörte die Gemeinde Rath zu Köln und die Gemeinde Heumar zu Porz (erst seit 1975 ist der neuerschaffene Doppelort Rath/Heumar ein Stadtteil von Köln).[1] In der Nähe befindet sich die Wahner Heide, die bis zum Ersten Welkrieg als Truppenübungsplatz genutzt wurde. Zwischen 1918 und 1933 wurde er nach den Bestimmungen des Versailler Vertrages zur Entmilitarisierung Deutschlands zunächst von Besatzungstruppen und dann zivil genutzt. Unter dem NS-Regime begannen schnell und heimlich Vorbereitungen, um den Truppenübungsplatz wieder in Betrieb zu nehmen. Zum 1. August 1933 wurde Franz Salitter, der seit Juli 1933 auch im Porzer Stadtrat saß, Kommandant des „Polizeiübungsplatzes Wahn“, wie dieser zunächst noch genannt wurde.[2]

Ab Juni 1934 erhielt das Wehrkreiskommandao das Recht, die geplante Linienführung von Straßen „auf ihre Eignung im Interesse der Landesverteidigung zu überprüfen“ und „etwaige militärische Abänderungsvorschläge zu melden“. Davon machte Salitter Gebrauch, als er die geplante Streckenführung der Autobahn von Mülheim über Ostheim an Rath und Heumar vorbei nach Eil ablehnte, insbesondere nachdem die allgemeine Wehrpflicht in Deutschland wieder eingeführt worden war und der Ausbau der Wahner Heide als Truppenübungsplatz vorangetrieben wurde.[3] Diese Pläne wurde vom Porzer Bürgermeister Hermann Oedekoven (NSDAP) im Prinzip unterstützt, der die Gemeinde zu einer Garnisonsstadt ausbauen lassen wollte. Widersprüchlich ??? Auf seine Initiative ging auch der Bau von Kasernen in Westhoven zurück.[4] Die ursprünglich geplante Autobahnstrecke wäre jedoch zwischen Kasernen und Übungsplatz verlaufen. Die Historikerin Liselotte Berschel: „Es ist mit Sicherheit anzunehmen, dass [dieser Plan] an militärischen Interessen scheiterte, der Planung eines Fliegerhorstes in Köln.“[5]

Die beiden Projekte – Militärübungsplatz und -flughafen – mussten allerdings weiterhin geheim bleiben, da sie gegen die Auflagen des Versailler Vertrags verstießen. Daher wurden öffentlich andere Begründungen für die Streckenführung gegeben.[6]

Im Mai 1935 wurde durch einen Zeitungsbericht bekannt, dass die Vorarbeiten für den Bau einer Autobahn durch Höhenhaus, Holweide, Merheim und Rath begonnen hatten. Die nun vorgesehene Trassenführung würde durch Heumar verlaufen und diesen Ort von Rath trennen, eine „Katastrophe“ für die Bewohner von Heumar.[6] Aus damaligen Protestschreiben geht hervor, dass die Bürger bis Ende des Jahres über die Planung im Unklaren gelassen wurden, sich aber schon ab Juli 1935 Widerstand formierte, als es umfangreiche Abholzungen gab. Am 23. Juli fand eine Versammlung der Autobahngegner im Café Oellig am Königsforst statt, einberufen durch den Verkehrsverein Heumar. Auf dieser Versammlung wurde vorgeschlagen, die Trasse in einen Tunnel zu verlegen, ein Vorschlag, den Bürgermeister Oedekoven zuvor schon bei Besprechung mit dem Kölner Regierungspräsidenten und der Obersten Bauleitung Köln gemacht hatte.[7] Dabei zählte ein Herr Brehmer als Vertreter des Porzer Bürgermeisters die Argumente auf:

„Es besteht die Absicht, durch Heumar die Reichsautobahn durchzuführen. Diese Absicht ist von vorneherein abzulehnen. Zunächst wird Heumar schon durch zwei Bahnlinien aufgeteilt. Ein dritter Bahndamm ist mit den nachteiligsten Auswirkungen für Heumar verbunden. [...] Es wird [...] der Vorschlag gemacht, die Bahn etwa 150 Meter weiter nördlich der Beamtensiedlung in Köln-Rath durchzuführen. […] Vier oder fünf Viadukte werden das Ortsbild verunstalten auf undenkbar lange Zeit.“

L. Berschel, Planung und Durchführung der Autobahn durch Rath-Heumar, S. 119

Brehmer forderte die Anwesenden auf, Einsprüche beim Bauamt einzulegen. Dem folgte etwa Postinspektor Timmermann aus Heumar, der an das Amt schrieb, die Bevölkerung sei „verbittert“, und es bestehe der Eindruck, dass die verantwortlichen Stellen eine Änderung der Pläne nicht mehr vornehmen wollten.[8] Neben den Gegenargumenten wie Lärm, Verschandelung von Ort und Umwelt befürchtete er, dass bei Bombenangriffen auf die Autobahn auch die Orte Rath und Heumar besonders gefährdet seien, getroffen zu werden.[9]

„Es ist nicht nur den Einheimischen, sondern auch den Kölnern und Fremden […] unbegreiflich, warum man solche Linienführung wählte, ein Dorf aufreißt und Tausende schädigt und gefährdet, wo man 1 1/2 – 2 km weiter nördlich ein vollkommen freies Gelände hat. […] Die Erbitterung der Bürger von hier ist auch deshalb so stark, weil sie sich hinters Licht geführt betrachten.“

L. Berschel, Planung und Durchführung der Autobahn durch Rath-Heumar, S. 120/21

Pg. Timmermann hielt es „für seine Pflicht, über diese Vorgänge zu berichten“ und glaubte auch, „da die Angelegenheit dringlich ist, den direkten Weg an die höchste Stelle, an Sie, mein Führer, beschreiten zu dürfen“. Dieses Schreiben des Postinspektors landete – wie weitere ähnlichen Inhalts und an denselben Adressaten gerichtet – bei Fritz Todt, dem Generalspektor für das deutsche Straßenwesen, von wo aus es an die Gesellschaft Reichsautobahnen weitergeleitet wurde und unbeantwortet blieb. Bei einer weiteren Besprechnung mit den beteiligten Institutionen knickte der Porzer Bürgermeister Oedekoven ein und zog seine Einwände gegen die Linienführung der Autobahn zurück.[10] Nördliche Route - Bäume!! Oedekoven wurde nach Berlin eingeladen, wo ihm die Planung erneut erläutert wurde. Im Dezember 1935 lagen die Pläne öffentlich im Kölner Stadthaus sowie im Porzer Rathaus aus: „Jedem Bürger steht es frei, im Umfang seines Interesses Einwendungen gegen die Pläe […] schriftlich oder mündlich zu Protokoll geltend zu machen.“ Im Januar 1936 fand eine Informationsveranstlung im Cafe Oellig statt.[11] Im Januar/Februar 1936 erreichte dennoch der Protest der Bürger seinen Höhepunkt.

Über den wohl letztlich entscheidenen Grund – den geplanten Bau eines Militärflughafens auf dem Schießplatz Wahn, südlich von Heumar– für die beschlossene Trassenführung erfuhren indes weder der Bürgermeister von Porz noch die Einwohner von Rath und Heumar.[12]

Folgen bis heute

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Die Entscheidung, die Autobahn mitten durch einen Ort führen zu lassen, hatte langwierige Folgen für alle Anwohner: Heumarer Bürger wurden enteignet, die Lärmbelästigung dauert an und die Zerstörung des Ortsbildes ist nach Ansicht von Liselotte Berschel kaum rückgängig zu machen.[1] Anträge, die Lärmbelästigung etwa durch eine Deckelung zu minimieren, blieben viele Jahre lang ohne Erfolg; 1974 wurden diese eingebaut und 2022 erneuert. Der Ort liegt zudem im Einflugbereich des Flughafens Köln/Bonn. Seit 1910 schlägt zudem die Bahnstrecke Köln-Kalk–Overath (heute RB25) eine weitere Schneise durch Heumar.

Straßenbahn. Seit 1904.

Die Autobahn A3 durchquert heute auf dem Teilstück von Köln nach Frankfurt den Kölner Vorort Rath/Heumar in West-Ost-Richtung. Im Ort verläuft die Autobahn auf einem hohen Damm, der von Straßen unterquert wird. - Planung Autobahnen Köln-Frankfurt

  • Liselotte Berschel: Planung und Durchführung der Autobahn durch Rath-Heumar. In: Arbeitsgemeinschaft Rechtsrheinischer Heimatvereine (Hrsg.): Rechtsrheinisches Köln. Jahrbuch für Geschichte und Landeskunde. Band 37/38, 2013, ISSN 0179-2938, S. 107–148.
  • Liselotte Berschel: „… nur ein Dorf. Rath-Heumar in der Zeit des Nationalsozialismus“. Köln 2012.
  • Heumar-Frankfurt "Strecke 31"
  • Bauern - Wald

Einzelnachweise

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  1. a b Berschel, Planung, S. 107.
  2. Berschel, Planung, S. 112.
  3. Berschel, Planung, S. 111/112.
  4. Archivgruppe Bürgervereinigung Ensen-Westhoven: Es begann mit einem Täuschungsmanöver – 60 Jahre militärisches Sperrgebiet in der Westhovener Aue – porz erleben.de – Nachricht. In: porzerleben.de. 17. Mai 2022, abgerufen am 14. Mai 2023.
  5. Berschel, Planung, S. 114.
  6. a b Berschel, Planung, S. 116.
  7. Berschel, Planung, S. 117.
  8. Berschel, Planung, S. 119.
  9. Berschel, Planung, S. 120.
  10. Berschel, Planung, S. 122.
  11. Berschel, Planung, S. 126.
  12. Berschel, Planung, S. 125.

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