Benutzerin:Maimaid/Karl Beringer (Organist)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Karl Friedrich August Beringer (* 29. November 1866 in Lauffen am Neckar; † 5. September 1943 in Ulm) war ein deutscher evangelischer Kirchenmusiker und Organist.

Karl Beringer wurde Ende November 1866 in Lauffen am Neckar geboren. Er war das erste von neun Kindern des Flaschners Friedrich August Beringer und dessen Ehefrau Caroline. Zunächst besuchte Beringer das Lehrerseminar in Esslingen am Neckar, wo er Schüler von Christian Fink war. In der Folgezeit arbeitete er als Lehrer in Botnang und studierte daneben am Königlichen Konservatorium Stuttgart die Fächer Klavier und Orgel bei Samuel de Lange.

Nach mehreren Studienaufenthalten in Italien und Griechenland, in Ägypten, Tunis und Malta und Frankreich, wo er in Paris berühmte Organisten wie Charles-Marie Widor, Alexandre Guilmant und Charles Quef kennenlernte, trat Beringer 1899 seine erste Lehrerstelle in Ulm an. Er übernahm in seinem ersten Jahr in Ulm auch gelegentlich Vertretungen des Organisten im Ulmer Münster und gestaltete während des Sommers einige der täglich stattfindenden Orgelkonzerte. Im Rahmen seiner Konzertprogramme, die er weitgehend selbst ausgestalten konnte, zeigte er in einem Zyklus von neun aufeinander folgenden historischen Orgelvorträgen die Entwicklung der Orgelmusik von ihren Anfängen bis zu Anfang des 20. Jahrhunderts auf.

Zwischen 1901 und 1910 spielte er zudem in der Alten Ulmer Synagoge regelmäßig die Orgel, ein Instrument der Orgelbaufirma Goll mit zwei Manualen und 26 Registern.

Im Jahr 1910 wurde Beringer erster Organist an der Ulmer Pauluskirche, der gerade neu erbauten evangelischen Garnisonkirche. Gemeinsam mit dem Münsterorganisten Johannes Graf (1853–1923) hatte Beringer die Disposition der neuen Orgel der Pauluskirche entworfen, die aus der Giengener Orgelmanufaktur Gebr. Link stammte und heute zu den wenigen erhaltenen großen Instrumenten der Spätromantik in Süddeutschland zählt. Ursprünglich war die Orgel mit (nicht mehr vorhandenen) Jugendstilmalereien dekoriert, die die Geburt Christi dargestellten, dabei war Beringer als einer der Hirten porträtiert.[1]

Beringer hatte großes Interesse an der spätromantischen Orgelliteratur seiner Zeit. Er war mit dem Komponisten Max Reger früh befreundet und stand mit ihm in brieflichem Kontakt. „Meine Orgelsachen sind schwer“, hatte Reger erst 1900 an einen Freund geschrieben, „es gehört ein über die Technik souverän herrschender geistvoller Spieler dazu.[2] In einem Brief an Karl Beringer schrieb Reger diesem am 8. Juli 1901 „„Auf eines will und muss ich Sie aufmerksam machen: Sie sind der erste Organist in Süddeutschland, der meine Sachen spielt“.[3] Beringer zählte zu den angesehensten Reger-Interpreten seiner Zeit. Auch die Kompositionen von Sigfrid Karg-Elert, der Beringer als „einen der besten Orgelvirtuosen der Gegenwart“ bezeichnete, sowie die Werke von Brahms, Ritter, Rheinberger, Louis Thiele (1816–1848) und Liszt gehörten zu seinem Orgelrepertoire.

Auf seine Konzertreihe in der Ulmer Pauluskirche im Juli 1913 wurde in der französischen Zeitschrift Le Monde Artiste Illustré und in Le Ménestrel, der damals angesehensten Musikzeitschrift Frankreichs, hingewiesen.[4][5]

Beringer verfasste mehrere mehrseitige Aufsätze zum Thema Orgel und über Komponisten von Orgelwerken, die in den 1910er Jahren in der Neuen Musik-Zeitung veröffentlicht wurden. In Zusammenarbeit mit der Ulmer Volkshochschule veranstaltete er Vortragsreihen über die historische Entwicklung der Orgelmusik und veranstaltete damit verbundene besondere Konzerte in der Pauluskirche.

In Anerkennung seiner Verdienste wurde Beringer 1931 zum Kirchenmusikdirektor ernannt.

Karl Beringer blieb zeitlebens unverheiratet. Er starb am 5. September 1943 im Alter von 76 Jahren in Ulm.

Beringer gehörte zu den skurrilen Persönlichkeiten der Stadt Ulm. Er war dafür bekannt, dass er beim Gehen immer einen Fuß auf die Straße und den anderen auf den Bürgersteig setzte. Außerdem trug er immer die gleiche schwarze Kleidung und einen auffälligen „Künstlerhut“. Der Ulmer Bildhauer und Zeichner Ludwig Ade (1900–1992) hielt diese ungewöhnliche Gewohnheit in einer Schwarz-Weiß-Zeichnung fest und kommentierte:

„Er war eine dominierende Erscheinung im Ulmer Stadtbild. Als hervorragender, temperamentvoller Musikus war Beringer von Albert Schweitzer hoch geschätzt. Besonders durch seine eigenartige Gangart fiel er auf und wurde daher „Trottwarhopfer“ genannt. Er führte ein armes Junggesellen- und ein reiches Künstlerleben.“[1]

Schriften (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Beiträge in der Neuen Musik-Zeitung
  • Organistisches. I. Lisztiana und anderes. In: Neue Musik-Zeitung. Nr. 20, 1916, S. 311–313 (Digitalisat).
  • Organistisches. I. Lisztiana und anderes (Fortsetzung). In: Neue Musik-Zeitung. Nr. 21, 1916, S. 332–334 (Digitalisat).
  • Karg-Elert als Orgelkomponist. In: Neue Musik-Zeitung. Band 38, 1917, S. 103–106 (Digitalisat).
Lebenserinnerungen
  • Aus meinem Leben. In: Mitteilungen der Internationalen Max-Reger-Gesellschaft. Nr. 19, 10. November 2009, S. 7–14 (Digitalisat – Lebenserinnerungen, von Karl Beringer niedergeschrieben 1941, zwei Jahre vor seinem Tod).
  • Martin Kaleschke: Karl Beringer und die Orgel der evangelischen Garnisonskirche Ulm (Link 1910) – ein Beitrag zur zeitgenössischen Regerpraxis auf deutsch-romantischen Orgeln, Zulassungsarbeit, Stuttgart 1999.
  • Philip Hartmann: Die Orgel der Pauluskirche und deren erster Organist Karl Beringer. In: Ausgewählte Beiträge zum 100-jährigen Jubiläum der Ulmer Pauluskirche, April 2010.
  • Hugo Riemanns Musiklexikon, 10. Auflage, Max Hesses Verlag, Berlin 1922.

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Philip Hartmann: Die Orgel der Pauluskirche und deren erster Organist, Karl Beringer. In: Ausgewählte Beiträge zum 100-jährigen Jubiläum der Ulmer Pauluskirche. Ulm April 2020 (Digitalisat [PDF] Zeichnung auf S. 2 der PDF-Datei).
  2. Reger in einem Brief an Gustav Beckmann, Zitat Teil 1
  3. Brief Regers an Karl Beringer vom 8. Juli 1901; Beringer-Nachlass in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart.
  4. Nouvelles diverses. Étranger. In: Le Ménestrel. Nr. 29, 19. Juli 1913, S. 229 (französisch, Digitalisat).
  5. Tour du monde théatral en une semaine. In: Le Monde Artiste Illustré. Nr. 30, 26. Juli 1913, S. 473 (französisch, Digitalisat).

{{SORTIERUNG:Beringer, Karl}} [[Kategorie:Kirchenmusikdirektor]] [[Kategorie:Organist]] [[Kategorie:Person (Ulm)]] [[Kategorie:Deutscher]] [[Kategorie:Geboren 1866]] [[Kategorie:Gestorben 1943]] [[Kategorie:Mann]]