Benutzer:Zsasz/Errata (Nachlässe)

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München

  • Spitzel + Helldorff


  • (a) Garfield
  • (b) Tweety

  • (c) Nake Gu

  • (d) Onio: Pet Rosent

  • (e) RDR: Jona

  • (f) Basi: Ratig
  • (f) Robo: Bodick
  • (g) Spid-Detec


Wingen

  • DAZ 9.5.1940: DAZ im im Ruhrkampf
  • Sogar nach Erschießung Schlageteters gelang es nur dem energischen Drängen des jungen Dr. Wingen aus der Presseabteilung eine Entrüstungskundgebung der Reichsregierung durchzusetzen
  • Brief 3. oktober 1944
  • ribbentrop 25.11.44 von ribbentrop in Wartestand versetzt
  • Bestätigt erlass vom 4.12.45 erhalten zu haben (26.1.45)
  • 1928 rEGIERUNGSRAT IM aa, 1.8.18-31.3.19: HA NaDi RWM
  • Archivleiter in Außenhandelsstelle AA 1.4.19-15.6.21
  • 2.5.35 Dienstantritt
  • Dezember 38: Reichsstelle Aussenhandel
  • Wingen
  • Frz, Englisch, Italienisch, Spanisch, Skandinavisch
  • Knesebeckstraße 29
  • Lennep 21.2.89
  • 37: Vortragender Legationsrat, vorher Legationsrat
  • verheiratet, keine Kinder, ev.
  • Wohnung Caspar Theißstr. 9
  • 1.8.1918 Eintritt Reichsdienst
  • 15-37 Archivar und Direktiorialassistent Institu für Seeverkehr undWelt Kiel; 17-18 WHA bei Reichsbkleidungsstelle in Berlin
  • 18 Wirtschaftlicher Hilfsarbeiter im Reichswirtschaftsministerium
  • 1.4.19 Hilfsarbeiter im AA (Außenhandelsabteilung
  • 15.6.21 desl presseabteilung
  • 31.10.28 regierugnsat im aa (verein presseabteilung reichsregieurng
  • 6.10.33 oberrefierugnsrat (bei stell rk)
  • 1.4.35 geshcftsbereich aa
  • 13.8.35 legatiosnrat
  • bietet gewehr jederzeit rückhaltlos für ns staat eintritt
  • nich nsdap, keine partei
  • berlin: juli 44 bitte um kurgenhmiung; ärztliche zeugnis für kurgenehmigung; arthrose ...lendenwirbelsäule; Erschöpfungzustände ei Überarbeitung; kreislaufschwöche mit , beg arthrose in kniegelenken, kur in brambach nötig, duaer 4 Wochen



PK-Thun

  • R 18
    • Bild 2302f.
    • München 21.1.39
    • 30.1.08 Rodrich Thun
    • 5.599.919 [früherer inhaber gestorben], paul 18.1.31], Dessau Parkstr. 7, dr.
  • + 1.5.37 Mgl; Gausschatzmeister Gaues Magdeburg-Anhalt (Hermann Schlegel)
    • Ortsgruppe Dessua-Ziebigk
    • kaufm ANgest bei junkers-werken; geb Innsbruck
    • sohn Konstantin Thun 15.3.78, mutter: terese freiin stotzingen (28.4.81 steisslingen)
    • Wunsch aufnahme 1.5.33 kann nicht entsprochen werden -> stellv führer hat für aufnahme des Grafen entschieden
  • 2322: oesterr. staatangehöriger, lebte bis 1.9.30 in österreich 1933 im sommer mehrfach im Braunen Haus mit He über BkDT, dessen sekretär er war; 33 enge fühlung nsdap; dam mit Heß über Mitgliedschaft gesprochen: arbeit für nsdap als formelle , 33 partei gemeldet
    • diese anmeldung hat die partei noch nich affektiert; da sommer 33 eintrittssperre
  • rs A 181 berends
  • bild 1802
    • heiratsgesuch 8.3.34
    • hertah härger, wilhelmsvaen 12.11.09 rüstingen
    • eichenlll 16/18
    • vorgesetzter heydrich
    • 1810 verlobt 26.5.31 eherversprechen vor 8.1.32, untersch führer sd-OAO
    • 14.4.34, verlobungsbe, rfss traf nicht zu da bereits vor ss-eitnritt vlerobt war
    • gesuch nur vervollständiugng papiere lebte 35 berlin grunewald jagowstrasse 18
    • PK
    • B 414 dumont-dunkel
    • 988
    • 990 z z in wien stab Gauleiter bürckel
    • 992 angefragt ist eter nsist (ausun übr politisch zuverlässigkeit u gau münchen berbayenr 10.6.38)



Gegen eine neue Dolchstoßlegende

  • S. 109
    • 117 Kielmannsegg in G
    • S. 62: rheinaldn und westfalen: seit 34 kath Grundlage, Hensel, Arnold, Schauff, Forschbach, Franken, Mariaux, , Blutzeugen der Kreise waren EJJ (Verfass der Marburger Friedensrede), Ministerialdirekt Klausener, Oberreigeurngsrat Bse, Adalbert Probst von katholischen Jungmänner bund der katholishcen . 30. JUli
    • Nach 20.7.44 ... und Wirmper...Kampfes


Fotos Ketteler

  • NL 962/14
  • S. 39: deutsch-österreich Besprehcungen im Juli 37, 8.7.37
  • S. 24: 2 Bilder: Gefallen-Gedenkfeier am Totensonntag 1934, Wiener Zentralfriedhof
  • Papen mit pickelhabe märz 38
  • 36: akunft papens in begleitung von ...auf dem Westbahnhof
  • 28: Papen im Büro
    • 25: 1 mai feier der Kolone im 1935;*
  • Wilhelm Emanuel Fracniscus Clemens Josef Lambertus Hubertus Maria, Helmtudenst 2, 80805 münchen


25.5.32 anneliese frein v loen

    • lonny elisabeth marie paula (4.11.18) arzhelferin

Biel

    • carl heinrich august freiherr v biel (wichmannsdorf 4.9.98 aug zierow; eggersdorf-landsdrf u wilsch
    • karl joseph freiherr v biel (wichmannsdorf 26.2.1873, ortenburg passau 9.43. auf zirow; oo ros...12.10.97 anna v plessen (74-52), geschieden 7.12.21; tocher großherz mecklenburg-strlitzschen kammerherrn von forstmeister august v Plessen azf darmshagen sw, mathilde freiin v moeeller-lilienstern
    • 4 kinder
    • 3. kind juttam ry weitendorf 21.9.1909,dachau oberbayern hochstrasse 19


Geheimes Staatsarchiv

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Akte 12

  • Sabath Brief 27.7.49 aus Garmisch
    • Feldzug von Port Ostafrika, Gefecht bei Namirroe Augenerkrankung mitgebracht erst jetzt ausbruch kommt; daher schreibmaschine da entzifferung Schrift nicht zumutbar
    • an Fr. Schnee; Beileid; nachfühlen wie ist allein zu stehen;
    • erklärt bereitschaft fr schnee arbeit unterstützen; ich komme mir zur zeit schon reht überflüssig vor."
    • arbeit wird ihnen geugtuung bringen; danke und mitwirkung aller nahe stehenden gewiss sein
    • Schnee-Archiv = glücklich gedenken
    • reichsarchiv = material öffentlichkeit verl [velroren?, vebrorgen?]

Fa 98

Denkschrift Edg. Jungs an Papen, verfasst im April 1934

    • Die Politik eines Landes ist zu keiner Zeit eine willkürliche. Sie ist geboten von dne Zeitnotwendigkeiten. Kein Land kann sich ausserhalb der politischen Entwicklugn stellen, die im Zuge der Zeit liegt. Für den Staatsmann sind folgende Grundhaltungen möglichen. Er kann die Notwendikeiten der Zeit verjennen und an diese m NMangel scheitern; er kann sich in dem Zuge der Zeit entgegenstemmen und wird deshalb unterliegen; er kann sich aber auch zum Vorkämpferdessen machen, was notwendig getan werden muss und so zum Führer nicht nur seines Volkes, sondern auch seiner geschichtlichen Epochewerden.
    • Es ist deshalb notwendig, vor allem den geschichtlichen Hintergrund zu kennen, vor solchen das deutschen deutsche Volk des 20. Jahrhunderts gestellt ist.
    • I.
    • 1.
    • Das Jahrhundert der Herrschaft der weissen Rasse, gegrüdnet auf die Verüfgung über die europpäischen industrillen Produktionsstäten, ist vorüer. Die überseeischen Länder haben sich emanzipiert und industrialisiert, nicht ohne schuld der euorpäischen Politik und Naturwissenschaften. Europa wird zwar nach dem Gesetz der Arbeitsteilung eine Riehe von Ezreugungen monopolisieren können, wenn es eine geschickte Politik gegenüber den üebrseeischen Völkern triebt. Aber es wird nciht mehr der Lieferant der Welt bleiben, wie im 19. Jahrhudnert, weshalb seine Bevölkerung dazu verurteilt ist, irhen Lebensstanard zu senken. Daraus ergeben sich untuernrbochen soziale Spannungne, die endgültig nur beseitigt werden können, durch die Herrshcaft seelischer Werte anstelle materieller.
    • 2.
    • Diese seelishen Werte (Bindungen religiöser, naturhafter und blutmässiger Art) sind in ganz Europa durch die Verädterung, Mateiralisierung und Entlebdnigugn der christlichen Lehre bedroht. Von der Widerbelebung der seelischen Urkräfte hängt es ab, ob anstelle von kollektivsitsicer Zwangsesseln wieder echte, freiwillige, innere Bindungen treten (orgnaismen anstelle von Organisationen, echte Lebnsstände anstelle von Interessengruppen). Die mechanisierstische Dmeokratie ist deshalb durch eine persönlichkeit gegründete organische Volksordnung hierarchischer Stufen zu ersetzen.
    • 3.
    • Das Prinzip das sozialen Organismus ist durch die französische Revolution, die als ununterbrochen Emanzipation des sozial nächstniederen Standes betrachtet werden muss, ins Wanken geraten. Mit der Sprengung der innervölkischen Bindungen wurden aber auch die übervölkischen
  • [Bl. 2]
  • S. 2
    • europäischen Zusmamenhänge zerstört. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker, der Anspruch jeden Volkes, auch des kleisnten und kulturärmsten, ohne Rücksicht auf Volkszahl und Rang einen vollsouveränen Staat zu begründen, atomisiert Europa und brignt esi n hoffnungslose Auflösung. Die Zwerg- und Vilestaaterei muss Europa ins Unglück stürzen. Der Weltkrieg ist diese entwicklugn beshcleunigt, wehslb shcon heute in den Länden Ostmieeleuropas die Erkenntnis von der Unahltabrkeit des neuen Staatesystems greift.
    • 4.
    • Der Weltkrieg selber hat den biologischen Aufbau Europas entscheiend beeinluss.t Hat schon die Industiralisierung udn die Landlcuht des 19. Jahrhunderts eine bedenkliche Rassenverschlechterung bewirkt, so hat die Gegenauslese des Weltkrieges ein übriges getan. Die Hochwertigen Rassenbestandteile der hochkultivierten Völker sind für absehabre Zeit nicht zu ersetzen. Die Völker müssen dehslab nichtn ur zur Rassenpflege übergehen, sondenr auch besorgt sein, keinen Vernichtungskrieg gegeneiandner zu führen, wiel sosnt die kultur der weissen Rasse endgültig zgurunde ginge.
    • B.
    • Die Rettung Europas verlangt deshalb folgende grundstzlice Politik, die für sämtliche europäischen Völker ihre verhältnismässige Gültigkeit besitzt. Die berührt am stärksten das deutshce Volk, weil es im Herzen des Erdteils gelegen ist und von allen geschichtlichen Ereignissen entscheidend in Hi Mitleidensschaft gezogen wird.
    • 1. teiweise Umstellung des europäischen Wirtschaft vom Weltmarkt auf den europäischen Markt. Der Teil des Exportes, der durch internationale Arbeitsteilung ein natio natürliches Vorrecht der europäischen Völker, gegrüdnet auf besodnere Produktiosnbedingugnen, sit muss, erhalten bleiben, weil nur so überseeische ROhstoffe hereingebracht werden können. Mit der Forderung eienr europäischen Marktwirschaft ist die nach antiaonerl Autarkie nichtz u vereinbarne. DIe Wirtschaft eines Volkes kann zwar nicht satrk gneug sien, aber eine Nationalwirtschaft, die sich auf das Reichsdeutsche Staatsgebiet beschränkt, (der geschlossene ...staat) ost im 20. Jahrhundert eine Utopie, wiel sie die völlige Rückgängigmachung der interationalen Arbeitsteilugn voraussetzt. WIrtschaftsräume sind natürliceh EInheiten, Staatsgebeite sehr oft küsntliche Gebilde. Es muss dehslab die Frage erhoben werden, ob die Staatsgrenzen der Bedürfnis moderner wirtschaftlicehr Grossräume ent- .... muss verient werden, weil der Raum keien asbolute Grösse...sondern eine relative, die von den Verkehrsschwierigkeiten abhängt...Zeitlatr des modernsten Verkehrs sind die Wirtschaftsräume zu klein geworden. Die zur Zeit in Übung befindlicheAutarkisierung der National
  • S. 3
    • wirtschaften kann. Weshalb nur als Übergang zur Schaffung wirtschaftlicher Grossräume angesheen werden. Europa befidnet sich in ähnlicher Lage wie ans DEUTSCHE :::VOR gRÜNDUGN DES zLLVEREINS: dAS "=: jAHRHUNDERT wird unwiderstehlich den wirtschafltichen Grossraum verlangen, weil der soziale Druck nur dadurch eine verhältnismässige Linderun erfahren kann.
    • 2. Die Zerreissung aller natürlicher Bindungen bei den europäischen Völkern verlangt die Stiftung einer neuen sozialn Ordnung, also eines politischen Prinzips, dass an die Stelle der westlichen Dmeokratie tritt. Der Faschismus behauptet, ein solches, gültiges neues Prinzip zu sein. Dass eine gewisse Grundhatung des Faschismus in antiliberaler Richtung vorhanden ist, kann nicht geleugnet werden. Schöpferisch jedoch aht er die Demokratie nicht überwunden. Er hat keine allgemingültigen Formen gefunden, und ist deshalb keins taatsrechtliches System, sondern eine politische und psychologische Methode der Regierung. Dieser Umstand er schwer seine Übernahme. Der Faschismus kann nur von Völkern kopiert werden, die unter eienr ähnlichen sozialen Sturktur, einer, mit der italienischen vergleichabren...verfasusng leben, und zu dem einen grossen Volkstribunen hervorbringen. Fehlt eine dieser Voraussetzungen, so bleibt es bei negativen Bekämpfung der morschen Demokratie, ohne dass ein allgemeigültiges, neues Staatsideal entsünde. Zwar ist ide Beseitigung des ...teisystem für alle europäischen Herrschaft einer Partei ist nicht mehr als eine Übergangsmassnahem, die in der geschichtlichen Konsequez des Liberalismus leigt. Die Logik der antiliberalen .... Prinzip einer orgnaischen, politischen, ....die auf Freiwilligkeit und auf Verschmelzung aller Volksteile, ohne Rücksicht auf Parteiorganisationen und geinnungmäsisge Zusammenschlüsse beruht. Nur orgnaische Bindungen überwinden die Partei und stellen die ....freiheitliche VOlksgemeinschaft her, die am Ende dieser Revolution stehen mss. Das Prinzip der organischen Willensbildung verlangt die völlige Entmassugn des Volkes und die Verleugung des Volkswillens in kleinste Zellen, die sich zum Staate emporliedern. Es müssen Männer gewähl werdne, keine Parolen und Parteien. wie auslese hat durch das Leben zu egschehen, nicht durch Organisatio nudn Agitation. die direkte wahl darf nur in kleiner Zelle stattfinden, wo jeder jeden kennt. die emportgleiderung gescheiht durch indirekte ...im Zusammenwirken mti dem Führerprinzip , das nicht verwechselt werden darf mit dem Prinzip des reinen Kommandos
    • 3. der nationdmeokratische staatsgednake, der der Liberlaismus begründet und die frnazsiche revolution zum herrschenden Prinzip erhoben hat, zerstörte die europäische Gemeinsamkeit; der "sacre egoismo" der Völker ist kein europäisches Aufbauprinzip. Es ist deshalb an der
  • S. 4
    • Zeit, einen europäischen Ordnungsgedanken festzulegen, der die Furcht um den Bestand des eigenen Volkes beseitigt und deshalb Vernichtungskämpfe unmöglich macht. Dieser neue Rechtsgedanke ist die Heiligkeit der Volkstümer, die Eigenständigkeit der Völker und die verhältnismässige Emanzipation des völkischen Lebens von dem der von dem der Staaten. Die Identität von Volk und Staat verhindert die Entstehung übervölkischer Staatsgebilde und führ dazu, dass ein Kampf der Staaten immer zum Vernichtusnrkeige der Völker entartet. Demgegnüber steht fest, dass alle grossen Imperien der Weltgeschichte vom Gedanken der Befriedigung der Völker getragen waren, dass jedes echte Imperium deshalb vielvölkisch ist. (Zuletzt das englische Imperium). Anderseits ist das völkische Erwachen, welches durch ganz Europa gegangen ist und endlich auch unser Volk erfasst hat, die Voraussetzung jeder völkischen Politik. Denn diese verlangt nicht die Verwischung des eigenen Volkstums, (Kosmopolitismus), sondern seine Vertiefung. Eine solche übervölkische Europapolitik (Reichsgedanke, nicht Paneuropa) setzt die Entstehung eines neuen Staatenbergiffes voraus: Die Wiederbelebung der Föderatividee, die Erkenntnis von der Abstufung der Souveränität. (Von der Zollunion bis zur Provinz gibt es viele Stufen epolitischer ABhänigkeit). Endlich ist notwendig die grundsätzliche Absage an den Staatszentralismus und an die Staatsallmacht. Wenn nur die Völker bgeben sich unter frmedvölkischen Einfluss, deren Eigenleben gesichert ist. Diese Eigenständigkeit ist aber bedroht, wo der Staat keine autonmen Lebensbzirke gelten lässt. Dass in einem Grossreiche der Zukunft parikulare Tendenzen sich durchsetzen, ist nicht befürchten. Technik und Wirtschaft ersticken in einem Gorssraumstaat jeden Versuch einer Absplitterung, abgesehen davon, dass Völker, die sich unghindet geistig ausleben können, keinen partikularen Neigungen zugänglich sind. Im Zeitlater des Verkehrs und der Grosswirtschaft können sich kleine Völker nicht aus einem Grosswirtschaftsraume herauslösen, um eine selsbtständige Existenz zu führen. Die verädnerte Kriegstechnik maht di Lage rebllierender Kleinvölker hoffnungslos. Schwere Kriegswaffen, Aussenpolitik, Geld- und Verkerhswesen werden deshalb immer zentrlaisiert bleiben.
    • 4. Die Vorgänge in Ostasien und das Vordringen der gelben Rasse in allen Überseegebeiten mahnen uns, dass Europa sich einen inneruropäischen Vernichtugnskrieg nicht mehr leisten kann. Motorisierte Streitkräfte, FLugwaffen, Gaskrieg und Fernartillerie verlangen strategische Räume, die in Europan icht mehr vorhanden sind. Das 20. Jahrhundert wird deshalb europäische Konförderationen bringen, die nciht mechanistisch gedacht werden dürfen, niemals von der Peripherie ausgehen, sodnern sichenergisch [ergonomisch [organisch um Kernstaaten und Kernräume ilden.



  • S. 5
    • C.
    • Aus diesem geschichtlichen Zuge ergibt sich eine einmalige grosse Möglichkeit des deutschen Volkes, wieder Weltpolitik zu machen, voraugesetzt, dass das deutsche Volk wieder in den egschichtlichen Raum, aus welchem es durch den Vertrag von Versailles ausgeschaltet worden sollte, hineinstossen will. Die Verkündung des Selbstbestimmungsrechtes der Völker und die Forderung, diesen Satz auf das Sdeutsche Volk anzuwenden, kann nur als ein taktisches, niemals als strategisches Ziel betrachtet werden. Der Gedanke, dass alle Völker autarke Nationalstaaten bilden, würde das Ende aller geschichtlichen Entwicklung bedeuten, würde die Aussenpolitik als solche überflüssig machen udn den Begriff der Innenpolitik zum herrschenden werden lassen.
    • Die geographische Siedlungslage des Deutschen Volkes, seine Verzahnung mit anderen Völkern, lassen eine reine nationalstaatliche Lösung als unerreichbar erscheinen. Aber selbst die Erreichung eines solche rein nationalen Zieles würde der geschichtlichen Aufgabe des Deutschen Volkes nicht gerecht, weil Europa von Deutschland eine neue Ordnung Gliederung und Gerechtigkeit erwartet. Auf dem Weg des Nationalstaates ist dies unerreichbar. Die nationalen Ziele können für das deutsche Volk nur gleichlaufend mit den europäischen Zielen verfolgt werden. Deutschland ist das Schicksal Eruopas, die europäische Aufgabe das Schicksal Deutschlands. So versätndlich deshalb der augenblickliche Rückzug des deutschen Volkes für seine innerrevolutionäre Geschehen in Deutschland seine aussenpolitische Seite hat und dass eigentlich nichts geschehen dürfte, ohne das die europäische Wirkung jeden Vorgangs in Betracht gezogen wird. (Stellung der Kirche, RÜckwirkung des Nationalismus auf die Auslandsdeutschen etc.) Daraus lassen sich folgende Richtlinien für die revolutionäre Entwicklung in Deutschland herleiten:
    • 1. Die Zusammenfassung und Stärkung der deutschen Nationalwirtschaft darf nur die Einleitung sein zu einer zielbewussten euorpäischen Gorssraum-Wirtschaftspolitik. AUf sozialem Gebiete muss an der Umstellugn des deutschen Volkes in der Richtung auf das Vorwiegen seelischer Warte vor materiellen gearbeitet werden. Die Sozialpolitik ist daher jeder materialistischen Note zu entkleiden. (Es ist beispielsweise gefährlich, die arbeitenden Schichten hinsichtlich ihrer Bedürfnisse, "verbürgerlichen" zu wollen. Was jeder Lebensstand und Arbeitsstand braucht, ist ein bestimmter Lebensstil, der mit Stolz und seelischer Befriedigung eingehalten wird).
    • 2. Das deutsche Volk muss bei seiner inneren Gestaltung das faschistische System aus folgenden Gründen überwinden:
    • a) eine zu enge Anlehnung an den italiensichen Faschismus verleitet
  • S. 6:
    • ein ähnlichem geistiges Übergewicht, wie seinerzeit die Begründung des demokratischen Systems durch Frankreich. Es droht ein neuer Ultramontanismus faschistischer Art.
    • b) Das rein-faschistische System lässt sich auf die Dauer bei einem gebildeten, lesenden und denkenden Volke ohne grosse Unzufriedenheit nicht halten.
    • c) Es fehlt an öffentlichen Kontrollen, die bei dem grossen Apparate, den ein 60 Millionenstaat braucht, notwendig sind, um keine Korruption aufkommen zu lassen. (Freiheit der Presse).
    • d) Die politische Gesinnung verbürgt keine politische Auslese, ohne die ein Volk seine positiven Energien nicht zu entwickeln vermag.
    • Stattdessen soll das eutsche Volk das Beispiel einer Volksordnung geben, die als System andere Völker, welche das parlamentarischen System müde sind, zur Nachahmung reizt. Verwirklichen wir die organische Demokratie und die organische Auslese, so werden wir Rückschläge im liberalen Sinn vermeiden. Der Gegensatz zu den sterbenden Gedanken des Volkssouveränität ist der der Krone. Er hat eine gewaltige innen- und außenpolitische Wirkung, weshalb er im Anhang gesondert behandelt wird.
    • 3.
    • Deutschland muss sowohl politisch, als auch psychologisch Gorssraum und Förderationspolitik trieben. Psychologisch ist diese Politik abhängig von Deutschlands innerer dYNAMIK: dAS Ausland beurteilt die Politik des deutschen Reiches nicht nur nach den Reden seiner Führer, sondern unter Beobachtung der inneren Dynamik, die das Volk bewegt. Das Ausland fragt nicht nur danach, was die aussenpolitische Liitung des duetschen Volkes erklärt, sondern untersucht, wohin es die Dinge treiben sieht. Dafür ist die innenpolitische Entwicklung des deutschen Volkes ein wichtiger Barometer. Deshalb kommt es darauf an, dass die Deutschen bei aller Betonung des nationalen Willens, europäische Sprache sprechen und di Identität von deutschem und europäische Sprache sprechen und die Identität von deutschem und europäische Sprache sprechen und die Idnetität von deutschem und europäischem Wollen herzustlelen versuchen.
    • So ist es beispielsweise wneig erfoglevrsrpechend, de mAusland ohne Unterlass das Wesen des Nationalsozialismus erklären zu wollen. Da andere Völker unter andern sozialen, politischen udn geistigen Gesetzen stehen, so wittern sie darin den Versuch der Vergewaltigung und sperren sich deshalb ab. Wir müssen adneren Völkern die gesamteuropäische Revolution, also den Zeitgeist näherbringen, dessen deutscher Ausdruck der Nationalsozilaismus ist. Für den Ausländer ist der Nationalsozialismus ein deutsches politische Phänomen und keine Weltanschauung. Dieses Phänomen muss für den Ausländer erst in die übliche staatsphilosophische Srpache übersetzt werden. Das Bestreben
  • S. 7
    • auf diese Sprache, weil angeblich überlebt, zu verzichten, führt zur geistigen Isolation Deutschlands.
    • Das Aisöand fühlt sich vom Faschismus, vom totalen Staate und von der Einparteiherrschaft ohne Kontrolle bedroht. Bei den östlichen Völkern sind die Freiheitsrechte jünger und deshalb kostbarer als bei uns. In der Schweiz unterscheidet man zwischen den Menschheitsrechten der französischen Revolution und den urgermanischen Freiheitsrechten. Jede Germalisierung der Begriffe, jede Intoleranz ist deshalb für die europäische Politik des deutschen Volke gefährlich. Wer gegen die Humanität kämpft, darf nie vergessen, dass es neben der menschenrechtlichen Humanität von 1789 auch noch die naturrechtliche des Christentums gibt, auf welcher die europäische kultur beruht.
    • Das Ausland erkannt auch den soziologischen Charakter der deutschen Revolution. Da seine Struktur zum Teil anders ist (das französissche Bürgertum ist kräftiger als das deutsche) fürchtet es sich vor dem Massengeiste der deutschen Revolution. Das alles sind Umstände, die berücksichtigt werden müssen und beweisen, dass jede einzelne innere Massnahme in Deutschland, die Anziehungskräfte des deutschen Volkes auf die umliegenden Völker entweder herabsetzt oder hebt.
    • 4.
    • Diese Gesichtspunkte erklären die gegenwärtige aussenpolitische Isolation Deutschlands. Zwar ist es selbstverständlich, dass die Nutzniesser des Versailler Vertrages gegen jede innere Stärkung des deutschen Volkes sich feindlich einstellen udn vollendete Tatsachen schaffen wollen, bevor die Früchte der deutschen Revolution reifen. (Dies gilt insbesondere für Moussolini, derb ei allen Revisionsbestrbeungen ein Interesse daran besitzt, sätrker als Deutschland zu sein, um seine unvehrältnismässig große Macht gewissermassen noch vor Toreschluss auszunutzen). Aber neben diesen natürliche Schweirigkeiten sind der der deutschen Aussenpolitik auch noch andere erwachsen, die unnötig sind. An und für sich hätte so die deutsche Revolution eine Erleichterung der politischen Lage mit sich brignen können, und zwar dadurch, dass sie unmittelbar auf die umleigenden Völker im Sinne einer neuen europäischen Orndung gewirkt hätte. (Französische Revolution, welche demokratische Instinkte stärkte, und russische Revolution, welche an die proletarischen appelierte). Die Rückwirkungen der deutschen evolution auf die umliegenden Völker sind jedoch wenig erfreulicher Art gewesen. Das kommt dhaer, dass alle fascistischen Sympathien in Europa Mussolini zugute kommen, der gewissermassen im Faschimus die Vorhand hat. Entscheidend aber bleibt, dass der faschistische Nationalismus auf Europa garnicht erlösend wirken kann,
  • S. 8
    • weil er den Druck Nationalistischer Gegensätze nicht lindert. Er gehört also gewissermassen dem liberalen Zeitalter an und erfüllt nicht die Notwendigkeiten des 20. Jahrhunderts, die in die Richtung des Übervölkischen gehen. Das Schicksal der Südtiroler hat gezeigt, dass vom Faschismus keine europäischen Lösungen zu erwarten sind. Die schweren Rückschläge, bei den Auslandsdeutschen erfüllen ebenfalls mit Misstrauen hinsichtlich der politischen Wirkungen des Nationalismus. Denkt man sich das faschistische Prinzip zu Ende geführt, so stehen sich völlig nationalisierte Völker genau so problematisch gegenüber, wie in dem brgerlicen Nationalstaaten, nur mit dem Unterschiede, dass die ationalistischen Leidenschaften noch tiefer reichen. Die Hoffnung auf eine übervölkische Gestaltung Europas schwände dahin.
    • Die Isolation des deutschen Volkes wird durch die Unmöglichkeit erhöht, die nationalsozialistischen Idologien in ihrer Unbedingtheit anderen Völkern begreiflich zu machen. Deshalb beobachtet das Ausland nur das äussere Erscheinungsbild und fühlt sich durch marschierende und uniformierte Menschen, durch gesteigerten Nationalismus und ungehemmten Machtwillen bedrohter, als durch eine behutsame Aufrüstung. Es zieht daraus den Schluss, Deutschland wolle den Versuch des Jahres 1914 wiederholen und müsse deshalb eingekreist werden.
    • Entscheidend für die aussenpolitische Lage ist deshalb, dass Deutschland eine aussenpolitische Ideologie bildet, die eine europäische Gerechtigkeit begründet und den bisherigen Zustand nationalistischer Zerklüftung überwindet. In den Vordergrund ist deshalb die Bejahung übervölkischer Kulturgüter geistiger zu stellen. Es geht nicht an, gemeinsame geistige Werte europäischer Wertprägung zu vverneinen, weil sosnt die Gefahr einer deutschen Übermacht und Vorherrschaft als unerträglich erscheint.
    • Die Vorbedingung einer solchen europäischen Sprache ist die Pflege eines eigenständigen Geisteslebens, das sich ohne Rücksicht auf Parteidoktrinen und Ideologien frei entfaltet und in dem Dienst der deutschen Politik gestelltwird. Die nationalsozialistische Ideologie ist wegen ihrer rassischen und völkischen Ausschließlichkeit dieser Aufgabe nicht gewachsen und muss deshlab ergänzt werden durch die Ideologie des christlichen und revolutionären Konservativismus, der in ganz Europa aus geistesgeschichtlichen Gründe den entsprechenden Boden besitzt. Die entscheidende Voraussetzung zur Durchbrechung des feindlichen Rings, der uns umgibt, ist die Aufgabe der freiwilligen geistigen Isolation, in die wir uns durch eine intolerante Ideologie selber hineinmanövriert haben.
  • S. 9
    • Anhang I.
    • Die Frage der Krone kann reaktionär oder revolutionär beahdnelt werden. Reaktionär wäre die Anerkennung sämtlicher legitimistischer Ansprüche, die praktische und geistige Anknüpfung an das zweite Kaiserreich, welche eine im Wesen liberale Staatsgründung war, auch wenn es ein grosser Konservativer (Bismarck) schuf. Die reine Restauration würde innenpolitisch als unsozial, aussenpolitisch als grosspreussischer Imperialismus empfunden werden. Innenpolitisch würde die geistige Revolutionierung, die notwendig ist, unterbrochen, aussenpolitisch die europäische Neuordnung erschweren.
    • Die Krone ist das überzeitliche Symbol, welches sich Völker als Zeiechen ihrer Herrschaft über sich selsbt hinaus setzen. Die Krone verleith dem politischen Ansehen des Volkes Stabilität und macht es bündnisfähig, weil sie über die Einhaltung aussenpolitischer Verträge besser zu wachen in der Lage ist, als wechselnde Regierungen. Am Ende der Demokratie (Volkssouveränität) steht mir revolutionärer Logik die Krone. (Herrschaft aus höherer Verantwortung). Es kommt aber darauf an, wo die Ideologie der Krone geschichtlich anknüpft. Geht sie, wie die ganze deutsche Revolution von der gebundenen Ordnung des Mittelalters aus, so erfüllt sie den Zug der Zeit. Wann ist dee Konroe der natürliche ANwalt der Volksrechte gegen alle Klassen- und Standesansprüche. Die Klassenkämpfe kann endgültig nur eine Herrschaft beendet, die ihren Wesen nach vom Volk unabhängig ist und deshalb nur ihrem Gewissen gehorcht. Die Krone darf dehsalb aus keienr Partei hervorgehen, noch ihr verpflichtet sein. Das nationalsozialsitische Regime würde durch die Krone nicht geschwächt, sondern gestärkt werden (Vgl. mit der Präsidentschaft Hindenburg).
    • In dr Aussenpolitik ist das Herrschaftsprinzip der Krone das einzige, welches den Völkern die Garantie gewährt, von der Nationaldemokratie nicht entvolkt und assimiliert zu werden. Wer im 20. Jahrhundert zuerst das Symbol und assimiliert zu werden. Wer im 20. Jahrhundert zuerst das Symbol einer miteleuropäischen Krone errichtet, bricht die Kraft der französischen Revolution und schafft die Einrichtung, welche Europa für übervölkische Zusammenschlüsse braucht. Nur ihr ist noch eine echte Adelsbildung möglich, die innerhalb eines Parteiapparates schwer vorstellbar ist. Das Symbol der Krone weckt zudem alle Gefühle der Ehrfurcht, der Demut, der Überzeitlichkeit und der Tradition. Es gibt der Armee die natürliche Spitze und lehrt das Volk wieder wahrhaft dienen.
    • Dem Gedanken eines Deutschen Kaiserreiches stehen legitimierte Ansprüche, personelle Schwierigkeiten und das Problem der Reichsreform entgegen. Die Reichsreform muss über die heutige Länder-
  • [Bl. 10]
  • S. 10
    • gestalt radikal hinwegschreiten, weil sonst ein rein zentralistischer Staat nach französischem Muster herauskäme. Für die Frage der Krone lassen sich deshalb folgende Rechtslinien herausarbeiten:
    • 1. Die Neugründung des deutschen Kaiserreiches knüpft an das mittelalterliche Wahlkaisertum an.
    • 2. Der Reichsverweser verwest vorläufig die Krone.
    • 3. Der Reichsverweser stammt nicht aus der NSDAP.
    • 4. Durch die Krone erfolgt die endgültige Reichsreform in annähernd gleichgrosse Staathaltereien. Die Statthalter herlaten fürstliche Würde und können aus bewährten Stmmeshäusern entnommen werden.
    • 5. Das Wahlgremium des auf Lebenszeit zu wählenden Reichsverweserts oder Kaisers besteht aus den Statthaltern und anderen zu bestimmenden Wüdenträgern.
    • Bei der Errichtung der Krone muss die Wirkung auf die Stephanskrone und die Habsburger Krone in Betracht gezogen werden, die Errichtung einer Habsburger Krone womöglich psychologisch unmöglich gemacht werden.
    • Anhang II.
    • Volksgemeinschaft, Nationalsozialismus u. Aussenpolitik
    • Die Gefahr für die deutsch aussenpolitische Entwicklung ist zu suchen in der innerpolitischen Dynamik des Nationalsozialismus. Der Nationalsozialismus ging von der These aus, dass alle aussenpolitischen Bemühungen nutzlos seien, bevor nicht die Volksgemeinschaft hergestellt sei. Die Erzielung der Volksgemeinschaft betrachtet er als eine rein innenpolitische Aufgabe. Diese geschichtliche These ist angesichts der internationalen Tendenzen des Marxismus nicht ohne Berechtigung gewesen. Sie ist aber geschichtlich unrichtig. Denn der Begriff der Volksgemeinschaft ist überhaupt kein innenpolitischer, sondern ein rein aussenpolitischer. Die wahre Volksgemeinschaft bezieht ihren inneren Sinn nur aus jener Volksganzheit, die sich in der Berührung mit anderen Völkern ergibt. Ein Volk erhält seine Besonderheit erst durch seine Verschiedenheit von anderen Völkrn. Die Volksgemeinschaft existiert deshalb unabhängig von dem inneren Zuständen eines Volkes im geschichtlichen Sinne solange, als es innerhalb eines Volkes Menschen gibt, denen die Selbstbehauptung gegenüber anderen Völkern letzter Inhalt aller Politik und aller persönlicher Hingabe ist. Die Volksgemeinschaft hatte sich deshalb in den Jahren 1918 bis 1923 auf jene Kreise zurückgezogen, die, ohne Rücksicht auf innenpolitische Zustände, es als ihr persönliche Pflicht erachteten, mit ihrem Leben für die deutschen Grenzen einzustehen. In jener Zeit war der deutsche Nationalismus vorwiegend aussenpolitisch orientiert und entzündete seine ganze Leidenschaft an den bedrohten Grenzen.
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    • Im Laufe der Jahre erfolgte ein psychologischer Umschwung. Zum Nationalismus stiess die Jugend hinzu, welche das Erlebnisdes Krieges und derGrnezkämpfe nicht hatte. Für sie war der Nationalsozilaismus eine vorwiegend innenpolitische Bewegung und trug in der Hauptsuche sozialrevolutionären Charakter.Die Änderung der sozialen und politischen Verätnältnisse in Deutschland wurde zum fast alleinigen Ziel, die innere Leidenschaft ....sich auf Kämpfe innerhalb des Volkes.
    • "De Feind" war nichtmehr ein fremdes Volk und ein fremder Staat, sondern der artfrfremde Volksgenosse. Selbstverständlich ist diese Einstellung allen revolutionären Bewegungen eigen. Sie brignt aber eine gefährliche Umstellung der Volkspsyche von der aussenpolitischen in die innenpolitische Richtung mit sich. Nach aussen wird ununterbrochen Frieden verkündet ...Kampf und Sieg.
    • Die Gefahr dieser psychologischen Veränderung ist für ein besiegtes Volk nicht von der Hand zu weisen. Wir wissen aus der Geschichte, da ss die französische Revolution 1789 und 1871 sich sofort nach aussen wendeten, ebenfalls die russische von 1917. Anders bei uns, wo der Gedanke der Volksgemeinschaft nach aussen ernsthaft bedroht ist, und bei einer innenpolitischen Bereinigung im Vordrgrund steht. Die Vorgänge im Auslandsdeutschtum haben gezeigt, dass die Ausstrhalungen des Nationalsozismus dort zur Zerstörung der an und für sich vorhandenen Volksgemeinschaft geführt haben. Mit Ausnahme der Tsehchslowakei gab es im Auslandsdeutschtum keine Parteien). Der Nationalsozismus hat dort zu schweren Parteizerklüftungen gefährt und...die Volksgemeinschaft zerstört. Darüber hinaus können wir beoabchten, dass die Führer der revolutionären Bewegungen bei den Auslandsdeutschen dazu zeigen, mit den Wirtsvolke, welches bisher als der einzige Gegner empfunden wurde, zu paktieren eggen die eigenen Volksgenossen. Es werden hier Konzessionen gemacht, um im eigenen Volkstum an die Herrschaft zu kommen. Wodurch wird die gesamtwiderstandskraft des deutschen Volkes geschwächt.
    • Die Aussenpolitik des deutschen Reiches ist dieser Dynamik weitgehend gefolgt. Den Vertrag mit ...wird von den Deutschen in Polen als Niederlage des gesamten deutschen Volkes empfunden, weil für die Minderheiten ncihts eingehandlet wurde. Auch in den leztten Reden nationalsozialistischer Führer klingt die Kampfparole vor, aber nicht nac aussen, sondern nach innen.
    • Da das deutsche Volk aber vor unmittelbar Aufaben gestellt ist, an gilt es, die Frotn nach aussen unter allen Umständen herzustlenn. Dies kann niemals durch Kampf nach innen und Friedensparolen nach aussen geschehen. Die Richtung der Parolen müsste genau umgekehrt
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    • sein. Die Volksgemeinschaft bildet sich immer an der Berührung mit volksfremden Elementen, nicht im inneren Kampf. Wenn auch eine scheinbare Einigkeit nach aussen besteht, (Volksabstimmung vom November) so muss der objektive Beobachter fesstellen und befürchten, dass unter den ununterbrochenen Kampfparolen nach innen und Friedenanrufen nach aussen ein entpolitisierung des deutschen Volkes im aussenpolitischen Sinne sich vollzieht. Es besteht die Gefahr, dass weite Bestandteile des deutschen Volkes psyvhologisch in eine Front mit dem aussenpolitischen Feind gedrängt werden. Wenn der Staat von 1919 die nationalen Kräfte vernachlässigte bekämnpfte, so gab er ihnen immerhin als Äquivalent für ihre freowollgen Opfer an den Grenzen die Möglichkeit innerpolitischer Freiheit und Opposition. Die gänzliche Unterdrückung jeder Opposition, ja ein gewisser Ausschluss aus der Volksgemeinschaft jedes Deutschen, de r sich zum heutigen Regime nicht bekannt, erleichtert in bedenklicher Weise die Laxheit der EMpfindungen des Einzelnen gegenüber dem äusseren Feinde.
    • Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aussenpolitische Energien des deutschen Volkes durch die Dynamik der nationalsozialistischen Revolution zur Zeut geschwöcht worden, und die wahre Volksgemeinschaft, wie aus freiwilligem Kampfwillen gegenüber dem äusseren Feinde beruht, bedroht ist.
    • Original dieser Denkschrift mit eigenhädnigen Zusätzen von Edgar J. Jung befindet sich im Besitz von Dr. Franz Mariaux, Köln-Marienburg, Mahl...str. 15. gez Forschbach 17/8




ZS Mariaxus (ZS 1824)

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    • Aktennotiz
    • 18. Juni 1954
    • Am Samstag, den 12. Juni 1954, besuchte ich in Bad Honnef den dort zur Kur weilenden Dr. Franz Mariaux. Die Unterhaltung hatte im wesenltichen die Opposition der - wie M. sie nannte - "konservativen Revolutionäre" zum Gegenstand, deren überragender geistiger Führer Edgar J. Jung gewesen sei.
    • Ausgehend von der jüngst gehaltenen Rede Brünings im Rhein-Ruhr-Klub (2. Juni und vom dem auch gegenwärtig noch sehr lebhaften Kontakt mit diesem schilderte M. zunächst die großen Konzeptionen der führenden katholischen Politiker in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts. Männern wie Brüning, Stegerwald und Martin Spahn (zeitweilig auch Wirth) habe stets ein handfester Reichsgedanke, ja "Großreichsgedanke" vorgeschwebt, als Fernziel inimitten der Schwierigkeiten der 20er und 30er Jahre. Mit Machtpolitik habe jedoch dieses Ideal nichts zu tun gehabt, sondern man habe stets an eine solide geistige Neubesinnung auf die ewigen Werte des deutschen Volkes und Reiches gedacht. Von dieser Basis aus sei damals auch der Ruf nach einer neuen Elitebildung ergangen. Es sei bezeichnend und durch die heutige Bonner politik nachträglich bewiesen, dass Adenauer und verscheiende andere seinerzeit sich einem solchen Wege ferngehalten hätten. Aus der geschilderten Konzeption habe sich auch ergeben, dass Brüning seit 1930 den Volkskonservativen sehr freundlichen gegenübergestanden habe. Aus der Zeitschrift "Volk und Reich", zu deren Leitartiklern M. gehörte, könne man noch heute manches Interessante und Wissenswerte entnehmen. Vielleicht könnte sich gelegentlich auch einmal der Spahn-Schüer Hermann Proebst (München) zu diesem Fragenkomplex äußern.
    • Von der Harzburger Tagung (1931) hätten sich die jungkonservativen Kreise, deren schnell anerkannter Mittelpunkt inzwischen Edgar J. Jung geworden sei, von vornherein nichts erwartet. Spahn, Forschbach
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    • und Jung hätte teilgenommen; der Eindruck sei niederschmetternd und deprimierend gewesen. Mitte 1932 habe Papen begonnen, in seinen Reden und sonstigen Verlautbarungen sich - ohne dessen Wissen - Jungscher Formulierungen und Gedanekgänge zu bedienen; als dieses "Anleihe" dann bei Kennern ruchbar geworden sei, hätte Papen offiziell an Jung die Aufforderung gerichtet, ihm als Berater zur Verfügung zu stehen. Auf dieses Angebot sei Jung eingegangen, um - verbis ipsissimis - in Papen einen "Portier im Adlon" für die eigenen Ziele zu haben. Eine ähnliche Begründung aus dem Munde Jungs hat auch Forschbach bezeugt.
    • Meine Frage, ob 1933/34 der in Aussicht stehende Tod Hindenburgs etwa beschleunigend auf Denken und Handeln Jungs und seiner Freunde gewirkt habe, wurde ausdrücklich verneint. Man habe sich im Gegenteil zu sehr darauf verlassen, dass der Reichspräsident noch recht lange am Leben sein werde. Rege Beziehungen hätten zwischen Jung und der sog. Stahlhelm-Opposition bestanden, deren Exponent Duesterberg, der im April 1933 buchstäblich von Seldte "verdrängte" Zweite Bundesführer, nach dem 30. Juni 1934 nur durch das persönliche Eingreifen Hindenburgs vor der Exekution gerettet worden sei.
    • Dass der 1933 ausgeschiedene GenMaj von Bredow (laut Manuskript Grosse) Beziehungen - wohl im Auftrage Schleichers - zu Jung und zum Tat-Kreis gehabt habe, wurde von M. bestätigt, die publizistische Wirkung dieses Tat-Kreises (Ferdinand Fried, Giselher Wirsing) jedoch nur für die Zeit vor 1933 anerkannt. Hinterher habe er keine entscheidende Rolle in den Augen der Jungkonservativen mehr gespielt. Die Bestrebungen Bredows, über die beiden Armeen zu einem guten Verhältnis mit Frankreich zu gelangen, seien übrigens alt und hätten auch zu den Intentionen Schleichers und Hammersteins gehört, Francois-Poncet habe hierbei mitunter gute Dienste geleistet. Zu diesem Thema könnten sicher General Dr. Speidel und General Kühlenthal (Garmisch) noch etwas aussagen. Die Äußerung Grosses (Ms.-S 146), Bredow habe im Einvernehmen mit Kreisen der Schwerindustrie um Arnold von Rechberg gehandelt, wurde von M. mit der Bemerkugn verworfen, für ein solches Ziel hätte die Industrie eigene Wege und Verbidnungen genug gehabt.
    • Durch einen Satz in C.F. Meyers "Versuchung des Pescara" (betreffend des Verhalten großer Menschen in wirren Zeiten) sei Jung im Dezember 1933 darauf gebracht worden, Hitler und der NSDAP, besonders
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    • auf dem Gebiete der Außenpolitik, nachhaltige Schwieririgkeiten zu bereiten. Die wohl auch schon damals erwogene, später von Papen gehaltene sog. Marburger Rede wurde von M. ausdrücklich als wichtiger Bestandteil der Jungschen Planungen bezeichnet. Hierbei sollte M. damals Pressekorrespondent in Paris, in Frankreich die entsprechende außenpolitische Situation vorbereiten, "Mitwisser" waren Fracnois-Poncet, Kühelnthal und Botschafter Köster. Mitte April 1934 reiste M. nach Paris ab, nachdem er vorher noch bei Schleicher gewesen sei. (Auch Hammerstein hat in diesen ersten Monaten nach seiner Verabschiedung, wie mir sein Sohn mitteilte, nach dem Westen geschaut und es nicht ungern gesehen, wenn er Botschafter in Paris geworden wäre.) Etwa eine Woche vor dem Start der Marburger Rede habe M eine außenpolitische Denkschrift Jungs erhalten, in welcher das Verhältnis Deutschlands zu Europa dargestellt worden sei, außerdem auch den Text der Papen-Rede, 'damit er ihn verbreite. Was übrigens Ppaen in seinen Erinnerungen über Vor- und Nachgeschichte der Rede mitgeteilt habe, sei alles Lüge. Denkschrift und Rede (mit Jungschen Korrekturen) seien noch in seinem Besitz und könnten auf Anforderung dem Institut gelegentlich zur Verfügung gestellt werden. Auch die Auffassung Forschbachs, Jung habe mit der Rede einen Gegenschlag von Goebbels provzieren wollen (Vgl. Aufzeichnungen Dr. Krausnick 1953), sei kaum aufrechtzuerhalten; M. sieht in ihr lediglich einen Genralvorstoß allgemeiner Art von der Bedeutung etwa eines "Signas". Aus der zu erwartenden politischen Umgestaltung (vgl. Boses Optimismus noch am 28. Juni in den genannten Aufzeichnungen Dr. Krausnicks) habe sich ganz einfach ein neues Kabientt Papen mit Jung als "spriitus recot ergben sollen. Dass am 28. Juni sich Papen mit Oskar von Hindenburg über einen Plan Boses, mit Hilfe der Reichswehr einen Schlag gegen RÖhm und Hitler zu führen (a.a.O.), erneut besprochen habe, wurde von M. nachdrücklich bezweifelt, ebenso auch meine Hoffnung, gerade zu dieser Frage aus dem Präsidentensohn noch etwas herauszuholen.
    • Auf jeden Fall aber hätte bei einer Reichswehr-Intervention, falls man eine solche habe in die Wege leiten wollen, sich der General von Schleicher zurückgehalten, nicht zuletzt wegen seiner Unstimmigeiten mit Papen und Oskar von Hindenburg. Ich lege M. dann die bekannten Seiten 35-37 der Schrift von Julius Friedrich "Wer spielte falsch?", Hambrug 1949, vor, wo von Äußerungen Schleichers auf einer Gartengesellschaft am 23. Juni 1934 die Rede ist (Quelle
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    • wahrscheinlich: Joachim von ostau). M. bezeichnete dieses Partien als "blödsinnigen Schmock" und als mit den Zielen und Wünschen Schleichers in keiner Weise übereinstimmend. Schleicher sei nach seinem Ausscheiden aus dem Wehrdienst sehr zurückhaltend geworden. Nach seinem eigenen Eingeständnis habe der 1932 manche Fehler gemacht, es im April 1934 gegenüber Jung und M. auch lebhaft bedauert, die beiden Herren nicht schon früher kennen gelenrt zu haben. Er habe betont, keinen "Logenplatz" mehr im politischen Theater anzustreben; immerhin habe er andererseits aus seiner Abneigung gegen das Regime heraus großzügig seinen Rat, Verbindungen und Einfluss den Jungkonservativen zur Verfügung gestellt. Schleicher sei also 1933/34 kein "Spieler" mehr gewesen, wohl aber in gewissem Sinne noch ein "Bankhalter", und er habe deshalb den Kontakt zu seinen Freunden und Bekannten nicht abreißen lassen. Seiner Zurückhaltung nach dem Treubruch Hindenburgs am 28. Januar 1933 habe Schleicher einmal folgenden Ausdruck verliehen: "Man kann sich nicht gegen seinen Vater schützen, auch wenn er eien Kanaille ist", wobei wohl an eine Anspielung auf das politische Vater-Sohn-Verhältnis zwischen Hindenburg und Schleicher gedacht war. (In dieser Zeit hat Schleicher hauptsächlich das Material für seine Memoiren sortiert, was Berndorff und auch Foetsch bezeugen. Zu der politich harmlosen Reise Schleichers nach Münster im Mai 1934 vgl. Gen.d.Pz.Tr.a.D. Crüwell, Zeugenschrifttum Nr. 24.)
    • Den Staatssekretär a.D. Erwin Planck bezeichnete M. als einen nüchtern denkenden Menschen, der 1933/§4 in der Leitung der Firma Otto Wolff, Köln (zu Wolff hatte auch Schleicher persölich Bzeiehungen) gearbeitet habe. Die Darstellugn Rudolf Pechels in Deutscher Widerstand, Zürch 1947, sei bezüglich Edgar Jungs (S. 75) eine "Schande". Als 1947 in der Spruchkammeverhandlung Papen der Fall Jung zur Sprache gekommen sei, habe er Willy Eichler für dessen "Rheinische Zeitung einen kleinen Beitrag aus seiner Feder zu Verfügung gestellt.
    • Werner von Alvensleben sei ein unglückseliger Mensch gewesen, der gern intrigiert und hinter den Kulissen gewirkt, zum Schluss aber die Dinge nicht mehr übersehen habe. Für die Pläne der Junkonservativen sei er ohne Bedeutung gewesen. M. glaubt nicht, dass A. damals Geschäftsführer oder Sekretär des Herrenklubs gewesen sei.

[schlei 34 nur bankhalter pol spiel u ni spieler, rat, verbin u u einfluss jun verfüg gestellt; erstreb kei logplatz mehr im pol theater]; m besuch schl bevor 34 paris verbimann reiste (apol situ vorbere; rege bez zu sh-oppo um düs; anerkann mittpu jukon kreis jung schne geword; verlassen hin no re lang lebe

Bericht von Pfeifer über Korodi von 1942

  • Blatt 1:
    • Heinrich Pfeifer
    • Les Vernes ürés Sugiez, St. Fribourg den 2. Juni 1942
    • an den Chef der Politischen Polizei, Basel-Stadt
    • betr. Walter Korodi
    • Auf Veranlassung von Herrn Dr. Flubacher teile ich Ihnen mit, was ich über Walter Korodi weiss:
    • Ich war unter dem Namen "Stein" vom 10. August 1934 bis Ende Juli 1935 als Ehrenhäftling des Reichsführers-SS Heinrich Himmler im Konzentrationslager Kolumbiahaus [Columbiahaus] bei Berlin interniert. Während dieser Zeit, ich glaube es war im Winter 1934 auf 35 war kurze Zeit auch Walter Korodi dort in Haft.
    • Ich kannte den Walter Korodi vorher nur dem Namen nach und wusste, dass er eine eigene Abwehrstelle - rein im Sinne einer kulturellen Vereinigung gegen den Kommunismus zu leiten vorgab, die als ein Gegenstück zu dem "Bunde der Freunde der Sowjetunion" gedacht war. Diese Abwehrstelle wurde von keinem Fachmann ernst genommen und ihre Tätigkeit erschöpfte sich der Herausgabe belangloser Traktätchen und Pamphlete gegen Kommunisten und Sowjetführer und Korodi hatte weder irgendwelchen Einfluss noch wirklich prominente Beziehungen.
    • Wie ich nach meiner Haftentlassung von Freundesseite mitgeteilt bekam, hat sich Korodi im Frühjahr 1935 der Geheimen Staatspolizei für deren Auslandsdienst (Rumänien) zur Verfügung gestellt haben, jedoch legten weder meine Freunde noch ich dieser Mitteilung irgendwelchen Wert bei, da Korodi schon damals als haltloser Phantast und unzuverlässiger Pamphlet bestens bekannt war, der sich eines schönen Tages selber "sein Grab graben werde.
    • Kurz nach Kriegsausbruch traf ich per Zufall den Korodi auf der Strasse (in der Socinstrasse zu Basel), als ich gerade von dem mir damals sehr befreundeten Dr. Kober-Staehelin kam. Er sprach mich an, tat sehr erfreut und seine erste Frage lautete "Menschenskind Stein! Bist du noch im SD und in geheimer Mission hier in der Schweiz?" Was ich verneinte.
    • (Korodi wusste, dass ich unter dem Namen Stein Chef des SD z.b.V. gewesen war.) Er wollte mit mir eine Verabredung treffen, die ich jedoch nicht einhielt, denn ich stand damals bereits in Diensten einer fremden Macht gegen Nazi-Deutschland und in Diensten des Schweizerischen Armeestabes und hatte demzufolge allen Grund einer solch unzuverle[?]ssigen Person wie es Korodi für mich war, aus dem Wege zu gehen, obwohl ich den Korodi damals wie heute für sehr bedeutungslos hielt.
    • Ich erzählte von dieser Begegnung mit Korodi meinem Freunde Dr. Kober-Staehelin der mir erklärte, dass er seinerseits es abgelehnt habe, den Korodi in seinem Hause zu empfangen, da Korodi trotz einer gelegentlichen Mitarbeit an der National-Zeitung für ihn, Dr. Kober, eine zu fragwürdige Nummer sei.
    • Inzwischen erfuhr ich, dass Korodi der Verfasser des bei Dr. Oprecht in Zürich (Europa-Verlag) erschienenen Buches sei: "Ich kann nicht schweigen" in welchem sich Korodi bekanntlich als Sprecher der Reichswehr aufgespielt hat. Ich wandte mich damals sehr energisch gegen die Herausgabe solcher Bücher und insbesondere dieses Buches. Abgesehen von vollkommen unrichtig
  • Blatt 2
    • Aufgaben und falschen Darstellungen sowie dumm-dreisten Behauptungen des Korodi führte ich schon lange vor Kriegsausbruch einen erbitterten Kampf gegen solche Emigranten-Literatur, die ganz dazu geeignet war, die ehrlichen Kämpfer gegen Nazi-Deutschland zu irritieren und ein völlig falsches Bild von den wahren Zuständen in Deutschland zu liefern. Ja, ich verstieg mich zu der Behauptung, ob gewollt oder ungewollt, seien solche Emigranten Literaten erwünschte Vorkämpfer des Nationalsozialismus im Bestreben der Irreführung des Auslandes und im Verschleiern der wahren deutschen Stärke für den Kriegsfall.
    • Die später eingetretenen Ereignisse haben die Richtigkeit meiner Einschätzung leider weitgehendst bestätigt und wenn man beispielsweise heute, nach Jahren, das Buch "Ich kann nicht schweigen" liest, so kann man nur mit dem Kopf schütteln und mich sich fragen: Wie konnte ein solches Buch im Europa Verlag überhaupt herauskommen?
    • Nach der vorher geschilderten ersten Begegnung mit W. Korodi in Basel habe ich den Mann noch ein oder zweimal gesehen und bin ihm weiter aus dem Wege gegangen.
    • Aus Veranlassung des H.G. Ritzel, Emigrant zu Basel, hatte ich vor Kriegsausbruch meine Memoiren unter dem Titel "Hinter den Kulissen des III. Reiches" unter anderem auch dem Pallas Verlag in London angeboten und zwar hatte ich nur einige Kapitel daraus durch Ritzel an den Verlagsdirektor Dr. Forbath vom Pallas-Verlag nach London gesandt. Obwohl kein Vertragsabschluss zustande gekommen war und ich die eingesandten Kapitel meines Manuskriptes schlussendlich zurückerhalten hatte, erschien eines schönen Tages im Pallas-Verlag ein Buch mit dem Titel "Inside the Gestapo". Dieses Buch enthielt (in englischer Sprache) wortwörtlich die von mir eingesandt gewesenen Manuskriptteile und gleichzeitig eine Komplettierung und Fortsetzung (immer im Ich-Ton und ganz so, als ob es sich dabei um meine Person handelte), die ein garnichts mehr mit mir und meinen Erlebnissen zu tun hatte und wo in der dümmsten und dreistesten Weise von Erlebnissen die Rede war, die ich nie gehabt haben konnte, so u.a. auch aus Rumänien [Korodi stammte aus Rumänien und war 1935 nach dort gereist]
    • Das Buch Inside the Gestapo, in dem, wie gesagt, wortwörtlich Kapitel meines Manuskriptes verarbeitet worden waren, bezeichnete als Verfasser einen gewissen "Koehler" und der Verlag bestritt, dass er mich bestohlen habe und infolge Kriegsausbruch und infolge meiner Spionagetätigkeit unterblieb auf Anraten von Herrn Dr. Haeberli einstweilen ein gerichtliches Vorgehen gegen den Pallas Verlag in London (bei seinem Besuch in London hatte Dr. Kober erfolglos deswegen interveniert.)
    • Heute weiss ich, dass der Dieb meines geistigen Eigentums und Verfasser des Buches "Inside the Gestapo", der sich hinter dem Pseudonym "Koehler" versteckt, auf Veranlassung des Dr. Forbath niemand anderes als Korodi sein dürfte.
    • Alles was Korodi an Einzelheiten über meine Person als Chef des SD z.b.V. resp. über meine Tätigkeit als solcher bekannt ist, dito seine Kenntnisse über Organisation und Aufbau des SD, weiss Korodi nur aus dem ihm von Dr. Fobath überlassenen Manuskript-Material von mir!
    • Angefragt über eine persönliche Meinung über Walter Korodi. Ein Schwaetzer und Wichtigtuer, ein haltloser Pantast, der nicht ernst genommen werden kann. Irgendwelche Anhaltspunkte dass er ein doppeltes Politisches Spiel trieb, besitze ich keine. Korodi galt in Berlin für homosexuell.
    • Bellechasse, den 3. Juni 1942
  • Blatt 3
    • Es ist leicht verständlich, wenn die Nazis heute mit allen Mitteln versuchen, meiner habhaft zu werden oder mich zu beseitigen.
    • Was nun die mir durch Herrn Dr. Flubacher angedeutete Verfolgung im Zusammenhang mit meiner Tochter Ursula Lichte in Basel anbetrifft, so habe ich dazu folgendes zu sagen:
    • Ich stehe der Politischen Polizei selbstverständlich jederzeit zur Verfügung, wenn es sich um einen wie immer gearteten Kampf gegen das Nazi-Regime handelt. Erst recht gilt immer gearteten Kampf gegen das Nazi-Regime handelt. Erst recht gilt dies, wenn es sich um meine Verfolger handelt. Ich habe denn auch meine Tochter Ursula Lichte angewiesen sich ebenfalls ganz zur Verfügung der Politischen Polizei des Kantons Basel-Stadt zu halten, wenn es gilt, meiner imaginären Verfolger habhaft zu werden.
    • Was meine eigene Person anbelangt, habe ich jedoch grundsätzlich folgendes zu bemerken:
    • Ich entbinde die Politische Polizei der Schweiz in aller Form von jedweder außerordentlichen Sicherheitsmaßnahme für meine Person!
    • Ich bin hier in Bellechasse seit etwa 9 Monaten interniert und bin meines bescheidenen Erachtens sehr zu Unrecht interniert, da der Schweizer Armeestab von seinem Veto-Recht gegen diese meine Internierung keinen Gebrauch gemacht hat, wenigstens bis dato nicht. Ich bin auf persönliche Veranlassung von Bundesrat Dr. von Steiger in der möglichen leichtesten Form interniert nämlich in der mildesten Internierungs-Anstalt, in der Strafanstalt Bellechasse. Ich verwahre mich aber mit allen nur erdenklichen Nachdruck dagegen, dass diese Internierung hier in Bellechasse nun plötzlich "aus Gründen der persönlichen Sicherheit" irgendwie verschärft wird oder dass ich gar aus ebendiesen Gründen plötzlich in eine andere Strafanstalt resp. ein anderes Interniertenlager überführt würde, da ein solcher Weggang von Bellechasee für mich gleichbedeutend sein müsste mit einer weiteren Verschlechterung meiern derzeitigen Lage!
    • (Natürlich ließe sich eine Überführung in ein anderes Internierungs-Lager jederzeit auf administrativem Wege durchführen und könnte mit irgendwelchen Formel-Gründen anstelle von Gründen der persönlichen Sicherheit motiviert werden: Ich hoffen jedoch, dass man ein solches Spiel nicht mit mir treibt,)
    • Ich betone noch einmal: ich stehe der Politischen Polizei jederzeit und in mit jeder wie immer gearteten Auskunft gerne zu Diensten und würde mich freuen, wenn ich mit dazu beitragen könnte und beitragen dürfte, dass meine Nazi-Verfolger gefasst werden!
    • Was nun meine Tochter Ursula Lichte anbetrifft, habe ich folgende zu bemerken:
    • Meine Tochter ist das unpolitischste Menschenkind, dass sich denken lässt, wenngleich sie grundsätzlich das Nazi-Regime ablehnt. Sie lebt in Basel ein sehr zurückgezogenes und bescheidenes Leben und widmet sich ganz und gar nur ihren Studien auf der dortigen Gewerbeschule und auf der Universität. Ich betone, dass sie sich auch auf meine Veranlassung der Politische Polizei rückhaltlos zur Verfügung gestellt hat, soweit es diesen Kampf gegen meine Verfolger angeht, aber ich bedingte mir aus, dass sie durch die Politische Polizei in keine lebensgefährlichen Transaktionen verwickelt wird.
    • Desweiteren bitte ich sehr, dass die ihr angedrohte Internierung ein für allemal unterleibt, nämlich solange unterbleibt, als meine Tochter sich nicht das Geringste zuschulden kommen lasst. Die Politische Polizei wolle also gefälligst veranlassen, dass der Kanton Basel-Stadt ihr auch weiter den Aufenthalt zum Zwecke des Studiums bewilligt und dass sie bei Fräulein Angéle Kerlé in der Birsigstrasse zu Basel wohnen gelassen wird und dass höchstenfalls eine gewisse Polizeiaufsicht seitens der Fremdenpolizei über das Mädel verhängt wird.
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    • Mein ehemaliger Duz-Freund Franz Marz, Chef der Fremdenpolizei in Basel erklärte nämlich letzthin gegenüber Fräulein Elsbeth Kober, dass meiner Tochter der Aufenthalt in Basel nur auf Betreiben der politischen Polizei und nicht auf Betreiben der Fremdenpolizei verweigert worden sei und dass sie deshalb interniert werden müsse. Ich wäre nun dankbar, wenn die alte Gegnerschaft des Herrn Merz gegen die Politische Polizei, der er mir gegen früher oft und ausführlich Ausdruck verliehen hat, nicht auf den Rücken meine Tochter, einem in völliger Zurückgezogenheit lebenden Mädchen ausgetragen würde, sondern dass die Politische Polizei nunmehr meiner Tochter de Aufenthaltserlaubnis verschafft.
    • Was nun die Sache der Nazi-Verfolgung gegen mich anbetrifft, erlaube ich mir noch den Vorschlag zu unterbreiten, dass Sie mich Einzelheiten wissen lassen damit ich mich dazu als Fachmann, der ich zu sein glaube, äußern kann.
    • Ich habe seinerzeit der Polt Polizei und dem Armeestab eine Liste von ehemaligen Agenten und Angestellten meines Bueros in Berlin überreicht, mit etwa 40 Namen allein von sogenannten Chefagenten. Diese Liste dürfte sich bei den Akten befinden.
    • Des weiteren verweise ich auf die Akten des Identitätsverfahrens gegen das von der Staatsanwaltschaft Basel (Herr Dr. Haeberli) auf Veranlassung der Bundesanwaltschaft im Herbst 1930 gegen mich durchgeführt wurde. Dito auf die Akte des Ermittlungsverfahrens das von der Bundespolizei im Herbst 1941 gegen mich durchgeführt worden ist. Dito auf die Akten bei m Arme stab. Im übrigen dürfte Herr Dr. Haeberli als ehemaliger Chef der Politischen Polizei erstens über meine Person und Tätigkeit informiert sein.
    • Ich halte mich zu Ihrer Verfügung und erwarte Ihre Rückäußerung dieses Schreiben geht unter Verschluss an sie ab, das heißt ohne die hier übliche Anstalts-Zensur.
    • Bellchasse den 2. Juni 1942


Lebensbericht von Pfeifer

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    • Heinrich Franz Pfeifer, geboren zu Frankfurt a/Main am 21.III.1905 als Sohn des verstorbenen Heinrich Pfeifer und dessen verstorbener Ehefrau Therese geborene Schad
    • verheiratet mit: Elsbeth Pfeife geborene Kober, (18.VII.1911 Basel) Tochter des Schweizer Publizisten Dr. Alfred Kober, Basel, Socinstrasse 17 und dessen Ehefrau Aenni geborene Staehelin (der Schwester von Dr. Max Staehelin, dem derzeitigen Präsidenten der CIBA und des schweiz. Bankvereins in Basel)
    • zur Zeit beide wohnhaft zu Innsbruck/Tirol, Villa Blanks
    • (Pf. war in erster Ehe verheiratet mit der geschiedenen Frau Helene Lichte, geborene Wolf: jetzt geschiedene Frau Pfeifer Stieftochter lebt in Basel: Ursula Lichte, geb 1.XI.1919 aus erster Ehe einen eigenen Sohn: Johannes Pfeifer, geboren 18. Dezember 1931 in Berlin, lebt dortselbst mit seiner Mutter)

    • Durch einen guten Bekannten meines Vaters, einen gewissen Dir. Buehler, damals wohnhaft in Schwanenwerder bei Berlin, kam ich im Winter 1927/28 zur Abwehr ins Reichswehrministerium in der Bendlerstrasse zu Berlin. Ich erhielt einen einjaehrigen Zivilanstellungsvertrag und war vorerst nur ein einfacher belangloser Uebersetzer, dessen Aufgabe darin bestand, Texte in italienischer Sprache ins deutsche zu übersetzen. Es handelte sich in erster Linie um politische Memoranden des neu errichteten "Casa del Fasicio" in Berlin, dessen Vorsitzender ein gewisser Parish war.
    • Mit mir zusammen arbeitete ein junger Italiener namens Luigi Gentili, dessen Aufgabe es war, Übersetzungen vom deutschen ins italienische zu machen. Gentili hatte die deutsche Staatsbürgerschaft und galt offiziell als Journalist. Er besass ebenfalls einen einjährigen Zivilanstellungsvertrag.
    • In dem gleichen Büro arbeiteten wir unter einem Major Grossmann, der aber nicht mehr aktiver Major, sondern E-Offizier war. Abteilungsleiter war Kapitänleutnant Petersen.
    • Nach etwa eineinhalbjahr wurde dem Kapitänleutnant Petersen die Gründung einer offiziell als Handels A.G. gtarnten "Firma" übertragen, die ihre Büros (nur zwei Räume) gegenüber dem Café Josty am Potsdamerplatz zu Berlin hatte. Dieser "Firma" oblag die amtliche Kontrolle mehrerer Industriefirmen, die illegal - d.h. unter Umgehung des Versailler Friedensvertrages - Munition direkt für die Reichswehr herstellten.
    • Ich selber kam mit Kapitänleutnant Petersen in die neue Firma und unsere wesentliche Aufgabe bestand in der Überwachung der fünf Rüstungsbetriebe der drei Gebrüder Kopp. Die Firma Kopp & hatte ihre Büros in einer Seitenstrasse der Potsdamerstrasse und unterhielt in aller Form fünf Konservenfabriken, die in Wahrheit aber Granaten und Patronen für die Reichswehr herstellt
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    • Die eine dieser insgesamt fünf Fabriken befand sich in Treuenbrietzen bei Potsdam, wo ich persönlich zu tun hatte. In der Fabrik in Treuenbrietzen direkt sass Oberleutnant Nittka als Abnahme-Offizier, formell geführt als "Prokurist" der Firma Gebrüder Kopp.
    • Hinter dem Potsdamer Bahnhof befand sich ein weiteres Reichswehrbüro, ähnlich dem unseren, welches als Immobilien-Firma getarnt war. Die Funktionen waren die nämlichen: Überwachung von illegalen Rüstungsfirmen.
    • Der Chef dieses Büros war ein Herr von Bendow, der im Range eines Oberslteutnants stand.
    • Ein drittes mir bekanntes Büro dieser Art, das an Wichtigkeit jedoch die beiden vorgenannten bei weitem übertraf, war der sogenannte Muehle-Konzern am Ende der neuen Wilhelmstrasse zu Berlin. Hier liefen wichtige Fäden der Schwer-Industrie zusammen, sowie sie damals schon direkt für die Reichswehr arbeitete. Der Chef resp. verantwortliche Offizier des Reichswehrministeriums in diesem Konzern war kein Geringerer als Major von Platen, ein persönlicher Intimus des Freiherrn von Fritsch. Major von Platen war zugleich Sekretär des hochfeudalen "Vereins ehemaliger Kavalleristen". (Ich verweise diesbezüglich auf mein Buch).
    • Nachtrag: Bereits als Dolmetscher resp. Uebersetzer unter Major Grossmann lernte ich einen wichtigen Agenten der Abwehr kennen: Alberto Balboni, ein Italiener, der damals Hauswart im "Casa del Fasic" zu Berlin war und von mir später dann als wichtiger Agent im "Büro Stein" benutzt wurde.
    • Im Frühjahr 1932 wurde ich nach mehrwöchentlicher Infanterie-Ueberrangmässig zum Leutnant und kurz darauf in den Rang eines Oberleutnants versetzt, am 3. Juli 1934 - unmittelbar nach dem "Röhm-Putsch" wurde ich in den Rang eines Hauptmanns und sofort anschliessend in den Etat eines Majors (Besoldungsgruppe) erhoben. Ich war jedoch niemals aktiver Offizier, sondern wurde as sogenannter E-Offizier geführt mit einem regelrechten Zivilanstellungsvertrag, der auch nach Verleihung des Offizier-Ranges immer nur auf ein Jahr lautete und von Jahr zu Jahr verlängert werden musste. Es bestand für alle von uns ein strenges- Uniform-Verbot-Der Bestand an "zivilen" E-offizieren (mit dem Schimpfnamen: "Büro-Hengste") war mehr als dreimal so gross als an aktiven Offizieren, obwohl bei keinem aktiven Truppenteil des 10.000 mann Heeres E-Offiziere eingestellt und verwendet werden durften. Diese E-Offiziere fanden fast ausschliesslich Verwendung bei der geheimen Aufrüstung der Reichswehr zwecks Umgehung der Bestimmungen des Versailler Friedensvertrages. (Ich verweise diesbezüglich auf mein Buch)
    • Nach der Rangverleihung eines Offiziers wurde ich immer intensiver verwendet zum Ausbau eines besonderen Abwehrdienses (Werksicherheitdienstes) der Rüstungsindustrie.
    • Ich lernte bei Siemnes & Halske Kapitän Schumacher kennen, dito Kapitänleutnant Jorger, den Chef des neuen Werksicherheitsdienstes innerhalb des Siemens-Konzerns, bei der I.G.-Farbenindustrie: Justizrat Wagner, bei Rheinmetall den Oberleutnant zur See Meinecke, den Chef des neuen Werksicherheitdienstes des Stahlverein-Konzerm den alten Generalmjaor a.D. Meier zur Kapellen, im Krupp-Konzern den ebenfalls recht betagten von Kuehnheim, bei Siemens noch den gefährlichen Marinemann Becker, genannt Ba
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    • Alle diese Werksicherheits-Leiter der einzelnen Industriebetriebe waren enge, um nicht zu sagen: intime Mitarbeiter des neu stabilisierten Chefs der gesamten Abwehr: Konteradmiral Canaris, der ab 1932/33 eine ausserordenlich lebhafte Tätgkeit besonders im Hinblick auf die Sicherung und Abwehr der Rüstungsindustrie entfaltete.
    • Sein Adlatus war: Korvettenkapitän Protze.
    • (Ich verweise diesbezüglich mit allem Nachdruck auf mein Buch)

    • Wie es zur Gründung des "Sonderbüro Stein" kam, habe ich in meinem Buch ausführlich geschildert: Es sollte eine Dachorganisaion im Frühjahr 1933 (nach Hitler Machtübernahme) geschaffen werden, durch welche alle Übergriffe wildgewordener Nazis auf dem Gebiete der Spionage und Spionageabwehr radikal abgestellt werden sollten.
    • Die Gründung geht auf eine Besprechung von keinem Geringeren als dem damaligen Generalmajor von Reichenau mit dem Nazi Kurt Daluege zurück, der noch bis 1936 als ehemaliger Freikorpsführer in Oberschlesien als besonderer Vertrauensmann des Reichswehrministeriums in der NSDAP galt und der tatsächlich nur auf Betreiben der Reichswehr Polizeigeneral (urspruenglich in Preussen) geworden war. (Ich verweise auf mein Buch)
    • Die tollsten Übergriffe von Nazis auf dem Gebiete der Abwehr geschahen im Saargebiet, das im Jahre 1933/34 ein wahrer Tummelplatz für die dümmsten Spionagemanöver war.
    • Sofort nach meiner Ernennung zum Chef des neu errichteten "Büro Stein" nahm ich den Namen "Heinz Stein" an und begab mich persönlich nach dem Saargebiet, um unter der Maske des Emigranten und unter meinem richtigen Namen Heinrich Pfeifer den Schauplatz so vieler übler Missgriffe der Nazis zu studieren.
    • Besonderer Vertrauensmann der Awehr in Berlin (unabhängig von der Reichswehrdienststelle Darmstadt) war der kommandierende Polizeihauptmann vom Ludwigshafen Buchmann, den ich vorgängig besuchte. Hauptmann Buchmann verwies mich an einen beosnders zu verlässigen Reserveoffizier des ersten Weltkrieges und fanatischen Stahlhelm-Mann, Narzissus Quindt in Saarbrücken. Als Prokurist des Bankhauses Röchling in Saarbrücken wurde er zum Chefagenten (d.h. v-mann) meines Berliner Büros und über ihn wurden alle Agentengelder für das Saargebiet zur Auszahlung gebracht, die er mit seinem Freund, dem Goldschmied Oskar Pfarr, gegenzeichnen musste. Dieser Oskar Pfarr wurde zum wertvollsten Chefagenten. Quindt bekam den Decknamen "Edel" und Pfarr den Decknamen "Ring". Ebenfalls ein besonderer Vertrauensmann wurde der Oberleutnant a.D. Fritz Ponath aus Saarbrücken, der aber fast unmittelbar anschliessend von mir für dauernd nach Berlin (als Kanzleichef des "Büro Stein") geholt und bald darauf als Hauptmann reaktiviert wurde.
    • Oskar Pfarr verstand sich vor allem auf das Anwerben fast aller massgebliche saarländischen Gendarmerie-Wachtmeister. So wurde u.a. Tag alle Papierkörbe im Regierungsgebäude in Saarbrücken und beim Oberlandesgericht in Sarrlouis von Gendarmen geleert und noch in der gleichen Nacht durch Spezialkurier.

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    • nach Berlin in mein Büro geschickt.
    • Ueber meine Tätigkeit im Saargebiet gibt mein Buch Aufschluss. Ich wandte mich rigoros gegen den damaligen Gauleiter der NSDAP im Saargebiet, Spaniol, verbad mich zu diesem Zweck mit dem Gauleiter der Pfalz, Buerkel, und verlangte in Berlin die Auflösung der NSDAP. Zusammen mit Generalmajor Otto kam es auf Betreiben von Reichenau zu einer sehr heftigen Auseinandersetzung diesbezüglich zuerst mit dem Pfälzer Klaus Selznr, dann mit Ley und schliesslich (ohne mein Beisein) mit Rudolf Hess und tatsächlich wurde genau nach meinem Vorschlag eine vaterländische Front, die sogenannte "Deutsche Front" gegründet. Die Haupt-Triebfeder war Burkeler, der alle Besprechungen inszenierte und an einer Beseitigung "um jeden Preis" seines Nebenbuhlers Spaniol das grösste persönliche Interesse hatte.
    • Nur ein Beispiel für die vielen Nazi-Lausbübereien im Saargebiet, die es abzustellen galt.
    • Ein SS-Sturmführer aus Zweibrücken verübte mit Nazis aus Saarbrücken einen "wohl vorbereiteten" Raubüberfall in den Abendstunden auf das angeblich genau ausgekundschaftete "Deuxieme Bureau", welches zwei Räume in der Bergwerksdirektion in Saarbrücken inne haben sollte. Mit Lastwagen wurde vorgefahren, zwei Nachtwächter wurden gefesselt, die Räume im ersten Stokwerk wurden "erstürmt" und die Schränke erbrochen. In bereit gehaltenen Säcken wurden eine Unmasse Bücher und Hefte eingepackt und auf die im Hofe wartenden beiden Lastwagen verladen und im Eiltempo Richtung deutsche Grenze davongefahren. Nach wenigen Stunden stellte sich heraus: anstatt ins "Deuxieme bureau" war man in zwei Abstellräume der französische Schule eingebrochen; die wertvollsten Akten" des Deuxieme Bureau entpuppten sich als...Schulhefte und harmlose Lehrbücher. Abgesehen von diesem Misserfolg aber gab es ein Riesnegeschrei mit ernsthaften diplomatischen Verwicklungen und einem riesigen Hohngelächter von internationalem Ausmass. Das ist gewiss nur ein Beispiel für viele ähnliche Föe dummdreister Nazi-Missgriffe.
    • Andererseits aber fuhr von der Abwehrdienststelle Darmstadt Herr Major Schneider nach Saarbrücken und brachte in seinem Notizbuch gleich Namen und Adressen von wichtigen Agenten und Abwehr-Offizieren mit.
    • Zu jener Zeit betrat ich zum ersten Male französisches Gebiet und zwar in meiner Eigneschaft als Chef des "Büro Stein", aber unter der Maske eines harmlosen deutschen Enigranten mit echtem deutschem Reisepass auf meinen richtigen Namen lautend.
    • Es handelte sich dabei um folgendes:
    • In der Saarbrücker Zeitung "Freiheit" und der "Volksstimme" waren wiederholt Artikel erschienen, die genau Angaben über Geheime deutsche Aufrüstungen enthielten. Es war für unsere Dienststelle von grösster Wichtigkeit herauszufinden, wer diese Nachrichten lieferte. Nachdem verschiedene Verdächtigungen und Ermittlungen in Berlin sich als sinnlos erwiesen hatten, wurden Ermittlungen direkt bei Matz Braun, dem Führer der Sozialdemokratie und Redkator der Freiheit in Saarbrücken aufgenommen, die eindeutig nach dem Comissair Special in Forbach führten, Monsieur Bernheim. Dieser Monsieur Bernheim galt als ein leicht zu behandelnder Schwätzer, da er Emigranten gegenüber als sehr leichtgläubig galt.
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    • Da die Sache einerseits sehr wichtig, andererseits sehr dringlich war, beschloss ich, mich einmal persönlich mit Monsieur Bernheim in Vebrindung zu setzen, in der Hoffnung, ihm die Namen der Nachrichten-Lieferanten entlocken zu können. Die erste Begegnung, wie übrigens alle nachfolgenden, fand im Bahnhof Forbach statt. Als Anlass nahm ich die Anfrage nach einem Durchreise-Visum via Forbach.-Metz, um als Emigrant nach Luxemburg zu fahren, wo ich einem meiner Agenten treffen wollte, den ich natürlich ebenso gut via Deutschland in Luxemburg hätte treffen können.
    • Monsieur Bernheim bestellte mich auf den nächsten oder übernächsten Tag wiederum von Saarbrücken nach Forbach und eröffnete mir dann, dass ein Herr mich zu sprechen wünsche. So traf ich Monsieur Dufour (insgesamt noch etwa) zwei bis dreimal, ebenfalls jeweils im Bahnhof Forbach). Monsieur Dufour frug mich gründlich aus und ich konnte ihm mit gutem Gewissens genaue Angaben über diverse Nazi-Umtriebe machen. Ihn bei diesen Angaben mit falschen Tatsachen zu beliefern, wäre ebenso gefährlich als dumm gewesen; ausserdem war ich der Partei gegenüber zu nichts verpflichtet und war ihr aus innerster Überzeugung herzlich abgeneigt. Die Reichswehr selber trug damals noch das heftige Verlangen, die üblen Umtriebe zu bekämpfen und auszuschalten.
    • Die gewünschte Aktion schlug fehl. Von Monsieur Dufour waren die gewünschten Indisrketionen nicht zu bekommen udn auch der sonst so schwatzhafte Monsieur Bernheim plauderte keinerlei Namen aus. Im Gegenteil: Die zwei oder drei Zusammenkünfte mit Monsieur Dufour drohten für mich gefährlich zu werden. Denn es wurden von mir Informationen verlangt, die ich nicht geben konnte. Zwar lieferte mir die Abwehr-Dienststelle Darmstadt die Zeichnung eines alten Torpedos, welche ich Monsieur Dufour hätte bringen sollen, um mich bei ihm besser anbiedern zu können. Aber diese Zeichnung war so belanglos und überholt, dass ich mich weigerte, sie an Monsieur Fufour abzuliefern.
    • Die Anbiederung zwecks Erruierung von Naman der für die Abwehr wichtigen verräterischen Nachrichtenlieferanten war die eine Aktion: Das Ergebnis war restlos negativ.
    • Der Vorwand - die Durchreise nach Luxemburg via Forbach/Metz - wurde zur zweiten Aktion:
    • Die Durchreise wurde gewährt, ich erhielt einen Passierschein und traf in Luexemburg im Café Alfa meinen Oksar Pfarr, der sich dort mit einem gewissen Maurice verabredet hatte. Mit diesem französischen Ingenieur Maurice hatte es folgende Bewandtnis: Es war ein Zivil-Ingenieur, welcher im Auftrage einer Baufirma Betonierungsarbeiten in der Festung Bitche vorgenommen hatte und inzwischen war er wieder stellenlos geworden. Der Franzose wollte nun die Pläne der Festung Bitche, soweit es sich um Betonierungen handelte, für den Preis von 300.000 frz Francs an Deutschland verkaufen.
    • Es kamen häufg, sehr häufig die unsinnigsten Angebote durch Pfarr, Quindt oder einen von deren Unter-Agenten an uns, die dann jeweils sofort nach Darmstadt weitergeleitet wurden, da eine aktive Spionage-Arbeit dieser Art nicht Sache des Büro Stein" war, sondern die Reichswher-Dienststelle Darmstadt dafür zuständig war. In Darmstadt hatte sich mein Büro schon fast lächerich
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    • gemacht, da man dort erklärte, dass Pfarr "jeden Dreck" direkt nach Darmstadt weiterleitete. (Um keine Zeit zu verlieren - denn es hätte sich ja auch einmal um etwas wirklich dringendes und wichtiges handeln können - wurde Dinge, die ins Arbeitsbereich Darmstadt gehörten, von Pfarr garnicht erst nach Berlin gesandt, sondern auf meine Veranlassung hatte Pfarr die Vollmacht, solche Dinge an Hauptmann Buchmann in Ludwigshafen zur direkten Weiterleitung nach Darmstadt zu geben. Es war nun Zufall, dass ich gerade nach Saarbrücken kam, als Pfarr mir persönlich von jenem Ingenieur Maurice berichtete. Um mich nicht neuerlich in Darmstadt zu blamieren, wollte ich die Sache nicht weiterleiten, ohne einmal diesen frz. Ingenieur in eigenen Augenschein genommen zu haben. Es wurde also ein Zusammentreffen in Luxemburg vereinbart. Ich nahm das als willkommenen Vorwand für die Anbahnung meiner Beziehungen zu Bernheim resp. Dufour, erhielt auch die Durchreise-Erlaubnis und sass im Café Alfa in Luxemburg an einem Nebentisch, als Pfarr sich mit Maurice traf.
    • Ich erwähne de Fall Maurice so ausführlich, weil - wie ich später erfuhr - der Kauf dieser Pläne von Bitche durch Darmstadt tatsächlich getätigt wurde (nachdem Pfarr via Buchmann die Sache mit meiner Einwilligung dorthin gemeldet hatte) und es sich dabei um eine grosse Errungenschaft der deutschen Spionage gehandelt haben soll.
    • Der dritte und letzte Fall meiner Betätigung in Frankreich als Chef des Büro Stein" betraf folgendes:
    • In Saarbrücken war Major Schneider von der Abwehr in Darmstadt verhaftet worden. Er trug auf sich verschiedene Namen und Adressen wichtiger Agenten und unter anderem auch von einem wichtigen deutschen Nachrichten-Offizier in Strassburg: Mueller, wenn ich nicht irre mit Vornamen Ernst oder Erwin, aus Essen.
    • Ich kannte diesen Müller aus Berlin, als er noch Oberleutnant bei der Abwehr war. Als ich anlässlich eines Besuches in Saarbrücken hörte, dass auch sein Name auf der Liste (res. im Notizbuch) des verhafteten Major Schneider stand, entschloss ich mich, Hals über Kopf nach Strassburg zu fahren, um Mueller zu warnen.
    • Ich fuhr am 23. Dezember 1933 nach Strassburg, konnte auch ohne Schwierigkeiten Forbach passieren und in Metz umsteigen, erreichte noch am gleichen Abend Mueller in seinem Stamm-Café am Platze Klét und übernachtete in einem kleinen Hotel in der Nähe des Bahnhofs. Am Morgen des 24. Dezember wurde ich gegen 7 Uhr aus dem Bett geholt und - wenn ich nicht irre auf die Prefecture - in das Bureau des Direktor Becker vom französischen Abwehrdienst gebracht.
    • Meine Vernehmung durch den ansonsten vorzüglich arbeitenden Directeur Genéral Becker dauerte bis zum 5 Uhr nachmittags und ich wurde schliesslich mangels Beweises laufen gelassen, obwohl ich durch Becker als Abwehr-Offizier verdächtigt worden war. Ich kehrte darauf sofort nach Saarbrücken und noch in der gleichen Nacht nach Berlin zurück und habe nach dieser für mich so gefährlichen Sache in Strassburg niemals mehr französischen Boden in meiner Eigenschaft als Chef des Büro Stein" betreten. Ich kam nur noch ein einziges Mal nach Frankreich und das war als wirklicher Emigrant im Jahre 1938, um Monsieur Dufour eine Liste aller Agenten und Mitarbeiter zu liefern, die deutscherseits gegen Frankreich meines Wissens gearbeitet haben. Auf dieser
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    • sehr ausführlichen Liste mit mehr als 40 Namen, befand sich auch derjenige des Inenieurs Maurice und aller übrigen.
    • Nach einer gründlichen Säuberung im Saargebiet, die mir den Hass der Partei und insbesodnere der SS eingetragen hatte, wurde mein Büro u.a. mit Spezial-Emrittlungen im "Falle Sosnowski" betraut. Ebenso lief ein Fall gefährlicher Werkspionage bei Siemens: Aus dem Zentral-Laboratorium von Siemens-Halske wurden durch die Sowjets kriegswichtige patente gestolen, noch bevor auch nur eine Abnahme durch die Reichswehr erfolgt war.
    • Als Himmler 1934 endlich "Inspekteur" und Heydrich anstelle von Dr. Diels zum Leiter der Gestapo ernannt worden war, wurde nach einer Vereinbarung und Freundschaftsbeteuerung zwischen Heydrich und Canaris das "Sonderbüro Stein" dem SD-RFSS formell angeschlossen und nannte sich somit seit Ende Mai 1924 "SD z.b.V." (Sichehreitsdienst zur besonderen Verwendung und sollte zur Dachorganisation engster Zusammenarbeit von SD und Gestapo einerseits und dem nunmehr formell errichteten "Hauptbüro" V" (Canaris) des Reichswehrministeriums werden. Das Aufgabengebiet blieb genau das Gleiche wie vorher dasjenige meines Büros unter dem Namen "Büro Stein", durch die Angliederung an den SD sollte lediglich die ständige Reiberei mit allen möglichen SS und SA Verbänden vermieden werden. Das Personal wurde jedoch per sofort mit einer ganzen Reihe von SD-Leuten durchsetzt (siehe mein Buch), der Chef des neu frisierten Büros sollte jedoch ausdrücklich ein Mann der Abwehr bleiben nämlich meine Person. Von Seiten des SD und speziell auch von Heydrich wurde jedoch persönlich sehr auf meinen Eintritt in die Partei gedrängt. Mit Wissen und Willen meiner Freunde und Vorgesetzten - u.a. Protze, Petersen; auch General Otto und von Reichenau - im Reichswehrministerium und bei der Abwehr lehnte ich jedoch einen Partei-Eintritt lachend und höhnend ab, bis schliesslich meine Stellung als Nicht-Partei-Mitglied und als solches zugleich Chef des "SD z.b.V." (sic!) ad absurdum geführt wurde. Es kam der folgenschwere 30. Juni 1934, woch ich mich wiederholt wütend und abfällig gegen die Partei vor meinen SD-Untergebenen geäussert hatte. Heydrich erklärte mir kurz vor dem 30. Juni noch allen Ernstes, er wisse, dass ich ihn überwachen lasse (was ein ausgesprochener Nonsens war) und dann kam es anlässlich der Beerdigung von Hindenburg vor einem Tor des Grabmals zu Tannneberg zwischen Heydrich, den ich infolge der Ereignisse des 30. Juni längere Zeit nicht gesehen hatte, und mir zu einem heftigen Zusmmmenstoss. Er nannte mich einen "schwarzen Hund", die gefährlicher seien als die Roten und ich erklärte ihm vor seiner Suite, dass er ein armer Irrer sei. Sofort nach meiner Rückkehr von Tannenberg nach Berlin, am Morgen des 10. August 1934 wurde ich aufgrund einer telegraphischen Anweisung von Heydrich verhaftet.
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    • Die Verhaftung erfolgte nicht in meinem Büro, das sich damals im Berliner Polizeipräsidium befand, sondern ich wurde unter einem Dienstvorwand ins Gestapo-Gebäude in der Prinz-Albrecht-Str. gebeten und von dort direkt abgeführt ins Konzentrationslager Columbia-Haus. Dieses berüchtigte Columbia-Haus war das Gebäude des ehemaligen Militärgerichts-Gefängnisses der Garnison Berlin in der Columbia-Strasse an der Peripherie des Flugplatzes Tempelhoferfeld. Bei den Flugplatz-Erweiterungsbauten wurde es im Jahre 1938 geschleift.
    • Ich sass erst einmal 4 Wochen in strenger Einzelhaft und wartete stündlich auf meine Erschiessung (Mord-Atmosphäre des 30. Juni 9 und wurde dann plötzlich zum "Ehrenhäftling" erklärt. Das Privileg der Ehrenhäftlinge bestand darin, dass sie nicht geprügelt werden durften.
    • Bis Ende Juli 1935 blieb ich im Konzentrationslager Columbia-Haus und wurde dann noch einmal für drei Tage ins Lager Sachsenhausen verladen. Alle meine Versuche, ein Ehrengerichtsverfahren gegen mich selber anzustrengen, blieben erfolglos.
    • Kurz vor Weihnachten 1934 versuchte man mich zu einer Wiederaufnahme meiner Tätigkeit als Chef des SD z.b.V. jedoch unter der Bedingung des Partei-Eintrittes und der restlosen Loslösung von der Abwehr zu bewegen. Nacheinander erschienen die Adjutanten von Himmler und Heydrich (Damals Wolf und Potzelt) in meiner Zelle und schliesslich der Leiter des SD-Oberabschnitts Berlin, Dr. Behrends. Als ich voller Wut über die ausgestandene Leidenszeit ablehnte, brach für mich erst so richtig die Hölle los, da man mir was zeigen wollte", was ich mir mit meiner dreimaligen Absage nunmehr" selber eingebrockt" hatte.
    • Von der Reichswehr kümmerte sich während der ganzen Zeit kein Mensch um mich; zumindest offiziell nicht: weder Canaris, Protze, noch Reichenau, Otto oder irgend eine andere Persönlichkeit. Nach fast genau einem Jahr wurde ich aus dem Konzentrationslagr entlassen. Auf der Gestapo bekam ich noch zwei Jahre volles Gehalt als E-Offizier mit allen Zulagen und Spesengeldern aufbezahlt. Mein Zivilanstellungsvertrag war inzwischen ja längst abgelaufen und ich musste einen ganzen Bogen mit 8 Punkten verschiedenster Verpflichtungen unterschreiben. So musste ich Berlin sofort verlassen und durfte in einem Umkreis von 100 Kilometern nicht mehr in die Nähe Berlins kommen, durfte kein Ministerium mehr betreten und mussste mich verpflichten, zu keiner mir bekannten Dienststelle jemals noch wieder Verbindung aufzunehmen etc. etc.
    • Ich begab mich nach Magdeburg (103 km von Berlin entfernt), weil ich wusste, dass ich dort meinem alten Vorgesetzten und Gönner, General Otto treffen würde, der inzwischen nicht mehr im Reichswehrminsiterium war, sondern als Kommandeur der Infanterie-Gruppe XII in Magdeburg mit Spezialaufgaben beraut war. Ausserdem traf ich bei General Otto meinen lieben Freund, Major Kowalski (gebürtig aus Oberschlesien), einen erbitterten NaziGegner.
    • Auf Wunsch kann ein Spezialbericht geliefert werden, wie ich von Magdeburg aus von 1935-36 versuchte, "in Opposition zu machen" und mich in die dümmsten und gefährlichsten konspirativen Umtriebe einliess, der mir um ein Haar das Leben gekostet hätten.
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    • Im Sommer 1936 wurde von Heydrich persönlich ein Haftbefehl gegen mich wegen "konspirativer Umtriebe" erlassen. Ich wurde in letzter Minute noch gewarnt, floh ohne Pass, ohne Gepäck mit einem Ostseebäder-Dampfer von Swinemünde nach Zopott bei Danzig (damals noch Freistaat), versteckte mich einige Wochen in Danzig, konnte mich aber dort nicht länger halten, da ich bereits von der Danziger Polizei, die schon vollkommen Nazi-verseucht war, gesucht wurde. Eine illegale Überfahrt nach Schweden - um von dort nach England zu kommen - war mir trotz eifrigster Bemühungen nicht geglückt. Ich wandte mich deshalb an das sogenannte Polnische Ministerium in Danzig, bezog mich auf meinen mir bestens bekannten und inzwischen nach Polen ausgetauschten Jurek von Sosnowski und wurde schliesslich nach Warschau eingeladen.
    • In Warschau war ich fast ein Jahr lang Gast des Polnischen Generalstabes und verfastse für die Polen über dreihundert Schreibmaschinenseiten Berichte, die heute historischen Wert haben müssten.
    • Ein ausführlicher Bericht über meine Flucht und meinen Aufenthalt in Polen kann ebenfalls auf Wunsch nachgeliefert werden. Alles in allem: Die Polen waren die höflichsten und zuvorkommendsten Menschen und...die unzuverlässigsten.
    • Als ich mich nach einem Jahr Aufenthalt in Warschau schliesslich nach Budapest begab, wurde mein Aufenthalt dort durch Polnische Unvorsichtigkeiten an die Nazis verraten. Die Jagd und die Flucht begann von Neuenm und ich kam via Jugoslawien-Italien mit einem echten Polnischen Pass auf den falschen Namen Walter versehen nach der Schweiz. Das war etwa im SOmmer 1938.

    • In der Schweiz angekommen begab ich mich auf das französische Generalkonsulat in Genf und verlangte nach dem dortigen französischen Generalkonsul. Ich nannte ihm meinen richtigen Namen und bat ihn um eine Unterredung mit Monsieur Dufour, von dem ich allerdings nur wusste, dass er 1933 in Forbach gewesen war. Nach langem Hin und Her erhielt ich endlich - nach einigen Tagen - den Bescheid, dass mich Monsieur Dufr in Annemasse erwarten würde. Ich zögerte nicht lange und erbat und erhielt von dem Generalkonsl in Genf die ehrenwörtliche Zusage eines freien Geleites auf franzsösischen Boden und zurück in die Schweiz. Mit einem in Genf ausgestellten franzöischen Grenzpassagierschein fuhr ich nach Annemasse und meldete mich vereinbarungsgemäss sofort beim dortigen Commissaire Special im Bahnhofsgebäude zu Annemasse.
    • Der Commissaire special empfing mich sehr liebenswürdig, bewunderte meinen Mut und unterhielt sich it mir bis in die späte Nachtstunde. Dann logierte er mich in einem kleinen Hotel ein, das ich auf Ehrenwort nicht verlassen durfte. Am anderen morgen wurde ich von einem Beauftragten des Monsieur Dufour abgeholt und per Eisenbahn nach Besancon gebracht, wo mich am Bahnhof Monsieur Dufour persönlich in Empfang nahm und mich sofort nach
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    • Metz geleitete. Im Bahnhofsgebäude in Metz begann eine eingehende Vernehmung. Monsieur Dufour war lediglich als stiller Zuschauer zugegen, die Vernehmung wurde von verschiedenen Herren des "Deuxieme Bureau" in Zivil geführt.
    • Der Eindruck dieser ganzen Vernehmung auf mich war geradezu niederschmetternd. Es war offensichtlich, dass man nur dajenige zu glauben geneigt war, was sich auf Nazi-Deutschlands Schwäche bezog und somit für Frankreich günstig lautete. Alle Warnungen über die enorme militärische Stärke und Schlagkraft des Deutschen Mililitarismus und seine bedingungslose Ergebenheit gegenüber der Partei wurden offensichtlich als Nazi-Propaganda gewertet und in den Wind geschlagen. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, gegen eine Mauer zu reden und brachte meine Verzweiflung deswegen auch offen vor den Beamen zum Ausdruck.
    • Ich verfasste an Ort und Stelle eine komplette Liste aller mir damals bekannten Namen von Agenten, verfertigte ein Schema der mir bekannten Organisationen.
    • Wäre man mir gegenüber nur skeptisch gewesen, so wäre das nicht nur verständlich, sondern in Anbetracht meiner früheren Tätigkeit als Chef des "Büro Stein" unter der Maske des Emigranten, der ich nun jetzt erst in Tat und Wahrheit wirklich war, geradezu naturnotwendig gewesen. Aber diese offensichtliche Unkenntnis und Verständnislosigkeit hatte etwas katastrophal deprimiernedes. Ein Beispiel:
    • Auf der von mir verfassten Liste figurierte ein gewisser Hebrbert Volck in Berlin als einer der damals wichtigsten Reichswehr-Agenten. Nach einige Stunden kommt einer der Beamten triumpfierend zurück und erklärt mich für einen Lügner, da Herbert Volck derzeit eine Strafe auf der Festung Küstrin als Bombenleger (schlewsig-holsteinische Rebellion der Bauern) verbüsse und bereits seit mehr als drei Jahren dort sei. Tatsache war: Herbert Volck war noch drei Wochen auf der Festung gewesen, wohnte in Berlin-West und war in jedem Adress- und Telefonbuch zu finden und...war unter seinem richtigen Namen wiederholt für die Reichswehr in Paris gewesen und fuhr viel und oft ins Saargebiet. Es brauchte meinerseits aber alle nur erdenkliche Überredungskünste, um die Herren in Metz von dieser Tatsache zu überzeugen und sie dazu zu überreden, ein Telefonbuch von Berlin aufzutreiben um meine Angaben wenigstens nachzuprüfen.
    • Nachdem ich an Monsieur Dufour, resp. die Herren in Metz alle Aufzeichnungen übergeben hatte, die nur gemacht werden konnten, fuhr ich unter Begleitung von Monsieur Dufour war schon bei Ausstellung des Grenzpassierscheines in Genf ein Pseudonym gewählt worden: Bauer, damit mir "Unannehmlichkeiten erspart blieben sollten", wie er sich ausdrückte.
    • (Nachtrag: Bei der Namensliste, die in metz von mir gegeben worden war handelte es sich um mehr als 40 Agenten, von deneen auch eine genaue Personalbeschreibung beigegeben war. Wegen dieser Namen, die heute gewiss nicht mehr aktuell sind, verweise ich auch auf mein Buch)
    • Ich betone mir Nachdruck: Nach dieser letzten Begegnung mit Monsieur Dufour, im Sommer 1938, habe ich französischen Boden nie mehr betreten bis auf den heutigen Tag!
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    • Deprimiert von den in Metz gemachten Erfahrungen wollte ich mit dem Deuxiéme Bureau nichts mehr zu tun haben. Alle meine Bestrebungen waren deshalb mehr denn je darauf gerichtet nach England zu gelangen. Ich hoffe dort, mehr Verständnis für meinen Kampf gegen den Nazismus und den deutschen Militarismus zu finden. Ich begab mich vorerst einmal nach Basel, um dort eine Luftverbindung nach London zu suchen.
    • Auf Anraten eines Journalisten begab ich mich auf die Fremdenpolizei in Basel, zeigte meine falschen Papiere vor und nannte meinen echten Namen, in der Hoffnung, einen Identitätsausweis zu erhalten. Der Erfolg war, dass ich tagsdarauf eingesperrt wurde und zirka sieben Wochen im Gefängnis sass, dass die Staatsanwaltschaft (Dr. Haeberli) erst einmal ein Idebtitätsverfahren in aller Form gegen mich durchführen wollte.
    • Ich konnte meine Identität nachweisen und zugleich feststellen lassen, dass ich unter dem Namen Stein der Chef des "Büro Stein" in Berlin gewesen war.
    • Nach meiner Freilassung aus der Haft, Ende September 1938, wurde mir nahe gelegt, das Land baldmöglichst zu verlassen.
    • In Basel betätigte ich mich nun auch journalistisch und veröffentliche unter anderem Beiträge in der Basler NationalZeitung". Dadurch lernte ich meinen heutigen Schiwegervater d.R. Alfred Kober-Staehllin, Basel, Socinstrasse 17, kennen, der einer der bekanntesten Schweizer Publizisten noch heute ist und auch damals schon der aussenpolitische Leitartikler (Ko9) der Basleer Nationalzeitung war.
    • Im Hause von Dr. Kober in Basel lernte ich im Frühjahr 1939 einen gewissen Dr. Manfred Simon kennen, der durch einen einflussreichen Freund bei Dr. Kober eingeführt und bestens akkredieirt worden war. Dieser Dr. Manfred Simon war ein persönlicher Freund des damaligen Generalsekretärs vom Quadi d'Orsay, Monisuer Alex Leger und zugleich ein persönlicher Bekannter des damaligen französischen Ministerpräsidenten und Kriegsministers Monisuer Edouard Daladier.
    • Dieser Dr. Manfred Simon interessierte sich sofort sehr für mich und verlangte von mir Spezialberichte, die bestimmt in die Hände von Daladier gelangen würden und zugleich auch für seinen Freund Léger bestimmt seien. Zum Beweis, dass er - Dr. Simon - wirklich direkten Kontakt mit Alexis Leger und zugleich auch mit Daladier habe und nicht etwa mit irgendwlechen Beamten dort, stellte Dr. Simon in der Wohnung des Dr. Kober eine telefonische Verbindung mit dem Quai d'Orsay her und sprach in unserer Gegenwart in sehr vertrautem Tone zweifelsohen mit Alexis Léger persönlich.
    • Es war die Zeit des Russenbündisses. Ein englischer General und ein französischer General befand sich bereits auf dem Wege nach Moskau, um Generalstabsbesprechungen mit den Russen zu führen und ich meinerseits brachte plötzlich die Meldung von Verhandlungen der Nazis mit Moskau und dem bevorstehenden Abschluss eines deutsch-russischen Freundschaftspaktes. Ich wurde damals für verrückt erklärt. Ich bezeweifle, ob meine diesbezüglichen Berichte überhaupt weitergeleitet wurden, da es sich ja um kompletten Wahnwitz handele. Als dann das
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    • sensationelle Ereignis des deutsch-russichen Paktes prompt eintraf, war ich für Dr. Simon plötzlich der begehrte Mann. Mit seiner Hilfe wollte ich aus der Schweiz weg, aber am Bahnhof Zürich stellte er mir eines Tages - Sommer 1939 - einen Hauptmann des Schweizerischen Armeestabes, Hans Hausamann aus Teufen bei St. Gallen, vor, der sich "Kälin" nannte und der mich händeringend bat, in der Schweiz zu verbleiben. Es kam folgendes Abkommen zustande:
    • Ich solle ruhig meine Spezialberichte für Dr. Simon verfertigen. Der Schweizerische Armeestab werde diese Tätigkeit für Frankreich nicht nur dulden, sondern auch nach bestem Willen fördern. Dafür erhalte er, Hausamann, für den Schweizerischen Armeestab je eine Kopie aller meiner Berichte für Frankreich und zwar durch Herrn Dr. Simon, der ihm bereits bestens bekannt sei.
    • Als erstes ging ich zu jenem Staatsanwalt, der seinerzeit in Basel mein Identitätsverfahren durchgeführt hatte und inzwischen Chef der neu gegründeten Politischen Polizei des Kamton Basel geworden war: Dr. Emil Haeberli, heute Gerichtspräsident in Basel und während des Krieges ebenfalls ein prominentes Mitglied im Nachrichtendienst des Schweizerischen Armeestabes. Ich erzählte ihm lediglich, dass ich mir ein Herr unter dem Namen "Kälin" vorgestellt habe, von dem ich wisse, dass es sich um den Hauptmann Hausamann vom Armeestab handele. Ob ich mich auf Zusagen von diesem Herrn einlassen könne. Ohne mich nach irgendwelchen Details zu fragen sagte mir am Tage darauf Dr. Haebrli ein klares "ja". (Mit dr. haeberli unterhielt ich bis zu meinem Weggang aus der Schweiz ein sehr gutes Einvernehmen und er kennt genau meine Tätigkeit gegen den Nazismus)
    • Hauptmann Hausmann kam auch in das Haus meines jetzigen Schwiegervaters Dr Kober und sprach dort in den höchsten Tönen von der Manfred Simon, den er in Paris im Frühjahr 1939, unmittelbar vor meiner Bekanntschaft mit ihm besucht hatte und bestätigte aus eigenen Kenntnissen und aus persönlichen Augenschein die Richtigkeit der engen Beziehungen des Dr. Simon zu Alexis Leger und zum Ministerpräsidenten Daladier.
    • (Dr Simon war in zweiter Ehe mit einer französischen Marquise aus altem Geschlecht verheiratet, deren Namen ich leider vergessen habe. Auch diese Dame verkehrte im Hause meines Schwiegervaters.)
    • Trotzdem ich den Abschluss des deutsch-russischen Paktes genau vorausgesagt hatte, trotzdem ich genau den Kriegsbeginn ankündigte (weswegen man mir vom Schweizerischen Armeestab die Errichtung eines Denkmales nach Kriegsende versprach), trotzdem ich fast auf den Tag genau den Überfall auf Dänemark-Norwegen und schliesslich auf Holland-Belgien voraussagte erregten meine Berichte immer wieder Missfallen in Paris und von Monsieur Leger traf eine Telgramm ein: "Warum ich den alles so schwarz sähe?" Bei meiner Warnung wegen des bevorstehnden Überfalls auf Holland-Belgien (nachdem soeben Norwegen besetzt worden war) musste ich mich auf der Französischen Botschaft in Bern sogar anbrüllen lassen: "Was fällt Ihnen ein, Herr - Soeben hat der deutsche Gesandte in Brüssel dem belgischen König sein Ehrenwort dafür verpfändet, dass an eine Invasion vol Holland und Belgien nicht zu denken sei"
  • Blatt 13:
    • Seit Anfang September 1939 (Kriegsbeginn) war Dr. Manfred Simon der Französischen Botschaft in Bern attachiert worden und hatte sein Büro in der Sulgeneckstrasse 37 bei Monsieur Armand. Das geschah auf Wunsch von den Herren Daladier-Leger, damit eine sofortige Nachrichten-Übermittlung möglich sei. Ausserdem erhielt Hauptmann Hausmann von Schweizerischen Armeestab seine Kopie fortan nicht mehr durch Dr. Simon, sondern - wegen des sonstigen Zeitverlustes - durch mich direkt gemäss neuer Vereinbarung mit Dr. Simon.
    • Mit Kriegsbeginn liess Hauptmann Hausamann zwei Leute zu meiner ausschliesslichen Verfügung aus dem Militärdienst bakommanideren: Dr. Ernst Kober (heute mein Schwager), der mit Kriegsausbruch als hilfsidenstpflichtiger Jurist dem Armeestab zugeteilt gewesen war, und aus dem Aktivdienst den Füsilier Max Topow aus Basel, Spalemtorweg 16, der bei Nacht und Nebel vom Wachtdienst abgelöst und mir geschickt worden war, um den Kurier zwischen mir und Hausamann-Simon zu spielen. Ausserdem stellte mir Ende September Hauptmann Hausamann einen Spezialausweis mit Lichtbild versehen aus, der besagte, dass ich im Dienste des Armeestab tätig sei und dass alle Dienststellen und Behörden hiermit angewiesen seien, mir auf Wunsch behilfich zu sein. Den textlich genau gleichen Ausweis erhielt auch Dr. Ernst Kober.
    • Dr. Manfred Simon hatte seit Kriegsbeginn einen französ. Diplomatenpass, der ihn auch ermächtigte, unkontrollierbares Kuriergepäck mitzunehmen.
    • Insgesamt wurde für Dr. Manfred Simon zur Weiterleitung an Alexis Leger und an Ed. Daladier 47 (siebenvierzig) Berichte erstellt und zwar je ein Original und zwei Kopien Kopien. Das Original erhielt Dr. Manfred Simon, eine Kopie erhielt per sofort Herr Hauptmann Hans Hausmann für den Schweizerischen Armeestab und eine Kopie blieb wohl verwahrt in meinem Besitz als mein persönlicher Beleg. Diese meine Beleg-Exempare wurden mir durch die Politische Polizei des Knatons Basel widerrechtlich entwendet und befinden sich heute bei dem stellvertretenden Chef des Nachrichtendienstes im Schweiz Armeestab, Herrn Oberst i.G. Mueller derzeit Chef der Sicherheits- und Kriminal-Polizei der Stadt Bern. Alle meine Bemühungen um Herausgabe der Kopien sind bis dato gescheitert.
    • Die Berichte sind in Zeugengegenwart zuweilen über alle Masse gelobt worden und wurden amtlich als "wertvoll und wichtig im Interesse der Schweizer Eidgneossenschaft" bezeichnet. Auch Dr. Manfred Simon erging sich wiederholt in Gegenwart von Dr. Kober senior und junior in wahren Lobhudeleien. Meist immer erst dann, wenn der Lauf der Ereignsse nachträglich die Richtigkeit meiner zuvor gemachten Angaben bestätigt hatte.
    • Den letzten Bericht überbrachte ich Dr. Manfred Simon persönlich und übergab ihn auf der Französischen Botschaft in Bern am Tage des Waffenstillstandes.
    • Die Szenen, die ich an diesem Tage auf der Französischen Botschaft erlebt habe, gehören mit zu dem Erschütterndstne Stunden, die ich mitgemacht habe:
    • Die Devise des Tages laute bei allen ansonsten noch so grossen und starken Männer: "Alles ist aus"
    • Mein Verlange, zu Generlaissimus Weygand gerbach zu werdne, wurde mit wahrem Hohngelächter beantwortet. Man schrie mich an:
  • Blatt 14:
    • "Was, Sie, ausgerechnet Sie, wollen jetzt in Optimismus sich ergehen, nachdem Sie monatelang der schwärzeste Pessimist gewesen sind?" und schliesslich wimmerte Dr. Manfred Simon in Gegenwart seiner Frau und zwei Beamten der Botschaft geradezu um einen Revolver, den ich ihm besorgen möge, da er sich erschiessen wolle, denn...alles sei aus - Als Antwort gab ich ihm in meiner Wut eine Ohrfeige, dass sein Kopf gegen die Wand flog. (Seine Frau küsste mir die Hand mit der Begründung, ich habe ihrem Manne das Leben gerettet.)
    • Im übigen erging man sich in der wildesten Gerüchtemacherei und man riet mir dringend, doch ja nicht nach Basel zurückzukehren, da auf der Botschaft "zuverlässige Nachricht" eingetroffen sei, die Deutschen seien im Anmarsch auf Basel.
    • In Basel bekam ich kurz darauf den Besuch von Hauptmann Hausmann, der mich im Hause Dr. Kober dringend warnte vor jedweder weiteren Betätigung gegen Nazi-Deutschland. Als ich ihm erklärte, dass der Kampf gegen die Nazis jetzt erst richtig beginnen werde, wurde er beleidigend ausfallen und sagte giftig, er müsse nunmehr "seine über mich gehaltene Hand zurückziehen". Er verbat sich energisch jede weitere Brichte-Lieferung. Ich verfasste aber noch vier oder fünf Berichte, die ich per Einschreibebrief an seine mir bekannte Deckadresse sandte. Im Juli 1940 wurde ich dann verhaftet und es wurde während dreier Monate, die ich im Gefängnis (Lohnhof zu Basel) sass ein sogenanntes Emrittlungsverfahren gegen mich durchgeführt, das an Lächerlichkeit nichts zu wünschen übrig liess.
    • Beispiel
    • Man wollte die von mir gut verwahrten Berichts-Kopien sicherstellen und drohte mir, ganze Häuserblocks durch Militär abriegeln und durchsuchen zu lassen. Ich antwortete, dass ich so etwas für ein höchst amüsantes Schauspiel und ein grosses Volksgaudi hielte. Endlich aber gab mein Rechtsanwalt die Kopien heraus, ich schlug Krach und nahm einen neuen Rechtsanwalt, Dr. Karl Peter, heute Regierungsrat des Kantons Basel. Auf meine wilden Proteste musste ich schliesslich entlassen werden. An irgendwelche Gerichtverhandlung hatte man nicht denken können.
    • Mein neuer Rechtsanwalt, Dr. Karl Peter, war damals zugleich stellvertretender Chef der Balser Zensurbehörde des Armeestabs. Nach Rücksprache mit Oberst Mueller vom Nachrichtendienst (siehe oben), versuchte er mich zu überreden, weiter Berichte für den Armeestab zu liefern, diesmal ausschliesslich nur für die Schweiz bestimmt. Erst nach langem Zögern und nur weil ich mich von der dringeden Notwendigkeit überzeugen liess, erklärte ich mich bereit. Es wurden nunmehr noch etwa 11 oder zwölf Beriche über Nazi-Umtriebe geliefert, die durch Dr. Peter dem Armeestab zugestellt wurden und besonders laut belobigt worden sind.
    • Inzwischen aber waren den Nazis nach dem Einmarsch in Paris Akten und Berichte von mir in die Hände gefallen, sodass durch den berüchtigten Freiherrn von Bibra in Bern meine Auslieferung verlangt wurde. (Freiherr von Bibra war der Landesleiter der NSDAP in der Schweiz und zugleich Botschaftsrat, er war der einflussreichste Mann bei der deutschen Botschaft in Bern und
  • Blatt 15
    • sein Wort galt weit mehr als dasjenige des Botschafters. Zuletzt war von Bibra in Madrid.) Selbstverständlich konnte die Schweiz auch bei noch so grosser Dienstbeflissenheit gegenüber den Nazis (eit 1940) dem Auslieferungsbegehren nicht stattgeben musste mir aber auf Verlangen des von Bibra die Internierung androhen. Nachdem von Bibra noch zweimal meine Internierung verlangt hatte, wurde diesem Verlangen am 15. September 1941 stattgegeben. Gemäss Bundesratbeschluss wurde ich in der für mich leichtesten Form in einem grossen Einzelzimmer in einem Seitenbau der Strafanstalt Bellechasse (Kanton Fribourg) interniert. Das Zimmer hatte einen grossen Balkon, Fenster ohen Gitter, aber in einem abgeschlossenen Haus, das ich nur tagsüber verlassen durfte, um auf dem Areal der Strafanstalt spazieren zu gehen. In Bellechase blieb ich vom 15. Septemebr 1941 bis Ende Mai 1943.
    • Im Sommer 1942 versuchten Nazis (Schweizer Frontisten) unter Führung zweier Reichsdeutscher meine Entführung aus der Schweiz - aus der Strafanstalt esp. Internierung von Bellechasse weg nach Deutschland - was aufgrund der Ermittlungen oder Politischen Polizei einwandfrei festgestellt wurde. Es kam zu insgesamt acht Verhaftungen und entsprechenden Verurteilung mit verhaltnismässig geringer Strafe, da nur deren Nachweis erbracht werden konnte Verghen gegen das Spitzelgesetz. Die Verurteilung erfolgte vor dem Strafans[?]senat II in Basel unter Voristz des früher genannten Dr. Emil Haeberli.
    • Ende Mai 1943 wurde ich auf Betreiben des mir bis zu seinem Tode sehr wohlgesinnten Monsigneuer Besson, Bischof von Fribourg, aus der Internierung in der Strafanstalt Bellechasse entlassen und bekam einen Zwansgaufenthalt zugewiesen Kloster Theresienstift, St. Antoni/Kantoni Fribourg, wo ich bis Kriegsende verblieb und ständigen Wohnsitz hatte.
    • Alle vorstehend gemachten Angaben sind nach bestem Wissen und Gewissen gemacht, sie können jederzeit genau nachgewiesen werden, denn sie entsprechen exakt den Tatsachen. Soweit sie meine Tätigkeit für Frankreich via Dr. Manfred Simon und für den schweizerischen Armeestab betreffen, sind sie gerichtsnotorisch, das heisst: sie sind aktenmässig in der Schweiz fesgelegt.
    • Für die Güte der geleisteten Arbeit bürgen einwandfreie, prominente Zeugen.
    • Ich mache jedoch darauf aufmerksam, dass ich die gesamte Niederschrift aus der Erinnerung machen musste und zwar teilweise aus nahezu zwanzig Jahren Abstand vom Geschehen. Als einzige Aufzeichnung stand mir mein Buch "13 Jahre Machtrausch" zur Verfügung, das ich während des Zwangsaufenthaltes in St. Antoni bei Fribourg verasst habe und das auf Verlangen der Schweizerischen Bundesanwaltschaft unter dem Pseudonym "Heinrich Orb" erscheinen musste. Ich verweise auf dieses Buch.
    • geschrieben zu Innsbruck, Ende September 1947.


  • Personen:
    • Balboni, Alberto
    • Becker
    • Behrends, Hermann
    • Besson (Bischof)
    • Bibra
    • Braun, Matz
    • Buchmann
    • Bürckel,
    • Canaris, Wilhelm
    • Daladier, Edouard
    • Daluege, Kurt
    • Dufour
    • Haeberli, Ernst
    • Hausamann, Hans
    • Jorger
    • Kober, Alfred
    • Kober Elsbeth
    • Kober, Ernst
    • Kowalski
    • Kuehnheim
    • Leger, Alexis
    • Lichte, Ursula
    • Maurice (Ingenieur)
    • Meinecke
    • Meier zur Kapellen
    • Otto
    • Parish
    • Peter, Karl (Rechtsanwalt)
    • Pfarr, Oskar
    • Pfeifer, Heinrich (Vater)
    • Pfeifer, Helene (geb. Wolf, gesch. Lichte)
    • Pfeifer, Johannes
    • Pfeifer (geb. Schad), Therese,
    • Platen, von (Major)
    • Ponatth, Fritz
    • Potzelt
    • Protze
    • Quindt
    • Reichenau, Walter von
    • Schneider (Major)
    • Schumacher
    • Selzner, Klaus
    • Simon, Manfred
    • Sosnowski, Jurek
    • Spaniol
    • Topow, Max
    • Volck, Herbert
    • Wagner

[Polen-Ungarn-Jugosalwien-Schweiz]




  • grob/ kaltschnäuzig/
  • barsch/kurz angebundne/ knapp/ harsch/ ungeduldig
    • mächtig fühlend/ Mittelpunkt der Erde (Universum)/ befehlsgewohnt/




V. Gleichheit

  • Di
  • jeder mal ju glei aus
  • -> geht gegenwart
    • dies jar...18 wie 80 (29-99), n ä jahr, übrnä...jahr x...mei je x [di, nä, übernä]
    • körp ge
    • a) hist beispiel
    • b) rahm mögli
    • c) prinz
    • d) and berei (schw/strßa-landwir/ pför/ putz)

  • wd-tg
    • 18 wie 40, 50, 80 (29-99)...x /di-näüb [geg gera] [mei di-näüb-x]
    • a) his beis (da-heu)
    • b) geeig (kü, werk, wa, schrei, fahr, san]
    • c) prinz (dem-ernie; unlü; seel leid; überz; ableh; ni will)
    • d) and b (schw-tg; putz; landwir-straß)

VI. Infi Regress

  • Ges/GG (Behörde, Pflicht, Beamte, Arz, Staat) ...allgemein/gibt...Sache/Idee/Bezeichnung....all/spez...abs/konkret...kat/ausf
  • ide...ges/gg
  • idee-ide-...
  • ide-id-id
  • ---
  • ide der idee...als sa/id/be allg/gibt
  • id-id der idee
  • id-id-id
  • id-id-id-id

X. TG

  • (1) Dauer D = Dauer M nicht überschreiten
  • (2) Wechselseitigkeit
  • 1 Jahr ent = 1 Jahr ent
  • begut/orf/ unt-test-besi

(4) and din

(1) E2801#196884#546

British Legation Berne, 7th March, 1947

  • Gentlemen,
    • I should be grateful if you would ascertain whether there is any truth in the claims outlined below, resulting from information received, and if so ensure that the assets mentioned are declared to the Swiss Compensation Office and blocked.
    • 1. In 1944, Herr von Papen deposited an amount of Swiss Frs. 500,000 in a Catholic Savings Bank known as the Reifeisenkasse, St. Gall, the matter being dealt with by a person named Duft.
    • ...
    • During 1941-1944 von Ribbentrop communicated freuently with a certain Gertrude Gassner, 15, rue du Mont-Blanc, Geneva, a former employee of the German Consulate there.
    • Ribbentrop is stated to have transferred money to her which is believed to be invested in a Swiss transport company operating in Basle.
    • Yours faithfully
    • the secretary joint commission, Berne


4320B#1984-29#733


  • Dokument 264
    • Mitteilung an Franz Jung aus London vom März 1939
    • Rauschning ist häufig hier und hat guten Eindruck gemacht. Dieser Tage hat er vor der Parlamentary Group of the Common Wealth Organisation einen Vortrag gehalten, über dem im Daily Telegraph berichtet wurde. Er sagte u.a. Man solle sich hier nicht durch deutsche Ostmanöver ablenken lassen; das entscheidende Vorstoss Deutschlands sei gegen Frankreich und England gerichtet. Im übrigen schwört er hier alle früheren Sünden, Antisemitismus etc. ab.
    • Der Mann ist also sehr gefährlich, da die engländer einen besondren Schwarm für zu Paulussen gewordene Saulusse haben.
    • Ich glaube es wäre gut kontreminen loszulassen. Dazu folgende Tatsache, die in eine angesehenen Zeitung kommen müsste - bitte aber bei etwaiger Weitergabe mich nicht als Quelle ahnen zu lassen. Ihr könnt sagen, ihr habt es von jemanden aus Cambridge gehört. (die Sache selbst ist mir von 2 Seiten bestätigt worden).
    • Also kürzlich hat Rauschning auch in Cambridge vor einem Zirkel von Universitätsprofessoren etc. gesprochen. Nach dem Schluss des Vortrags trat einer der Zuhörer an R. heran und fragte ihn, ob es wirklich so war, dass die Nazis damals selbst den Reichstag angezündet hätten: Darauf Rauschningg: "Ich bin selbst bei einer engeren Sitzung dabeigewesen, wo Göring erklärte, ja ich habe den Befehl gegeben, den Reichstag anzuzünden, aber ich habe ein reines Gewissen, mein Gewissen heisst Adolf Hitler."
    • Nun kommt das entscheidende für diesen Fall):
    • Darauf antwortete der Prof. "Ja, aber Herr R. es ist doch ungeheuer wichtig, dass Sie als Ohrenzeuge so etwas bekunden künden, warum haben Sie denn das nicht in Ihrem Buch gesagt?"
    • Rauschningg: Ich habe es mir wohl überlegt aber ich möchte Göring nicht so exponieren, denn Göring ist vielleicht noch der einzige Mann, der Deutschland retten kann.
    • Das spricht über die Plattform R.'s natürlich Bände und es wäre gut wenn das etw von Pertinex oder einem andern Blatt gesagt würde. Nicht für richtig wäre das etwa im Neuen Tagebuch, Deutsche Informationen etc. zu bringen. Die können es ausschlachten, nachdem es irgendwo gestanden hat. Hinter ihm steht hier natürlich Trevi und angeblich auch der Ministerialrat Spieker.


  • Dokument 4
    • S. 2
    • Bern, den 21. August 1939
    • an die Generalstabsabteilung des E.M.D. 5. Sektion, Bern
    • In der Beilage überweisen wir Ihnen zur Kenntnisnahme die Photokopie eines Berichtes betreffend Aussagen eines Mitarbeiters des Auswärtigen Amtes in Berlin in Bezug auf die Pläne und Absichten Deutschlands. Wir kamen in den Besitz des Dokumentes durch eine gegen den Empfänger Jung Franz, Deutscher, wohnhaft in Genf, RUe de Beaumont 5, laufende Postkontrolle. Jung ist Herausgeber eines anti-deutschen Nachrichtenblattes. Er unterhält Beziehungen mit Mitarbeitern die in London, Paris etc. ansässig sind.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
    • Schweiz. Bundesanwaltschaft, Polizeidienst


Allgemein

    • 1934 erhalten Auftrag wirtschaftlichen Vorgänge hauptsächlich die weltwirtschaftlichen, in der Presse, im Rundfunk etc. zu verfolgen, einzelne Marktgebiete zu beobachten auf ihre Auswirkungen z.B. die Kohlenindustrie Englands sowie den Kohlenexport Englands, die Entwicklung des Handels und Exportes mit der Sowjetunion, die Beziehungen zwischen Deutschland und der schweiz bezüglich den Touristenverkehr etc. Tätigkeit anfänglich von Berlin aus gemacht, 34 habe Regierung anstrengungen unternommen auch die Schwerindustire zu kontrollieren. Damit seit seine Tätigkeit in Deutschland verunmöglicht worden. Er habe sich darauf im Auftrage dieses Industriekonzernd im Westen nach der Schweiz, Genf begeben, um von hier aus die gleiche Arbeit wie in Deutschland auszuführen und festzustellen, ob und welche Umständen der Anschluss deutschlands an den Welthandelverkehr möglich wäre, und ob bereits vorarbeiten seiten des völkerbundes in dieser richtung getan worden seien (Dokument 57, S. 37)
    • Haecke 2,5 jahre beim okw Sekretärin stellung, april 38 dienst ausgeschieden; 1.6.38 nach Genf gekommen
    • Gründer und Teilnahmer Verlag für Pressekorrespondenz, reihe Wirtschaftskorrespondenz in Berlin, Gärtner und Schwab gegründet. Arbeit sei durch Schwab der Beziehungen Reichsbank und Wirtschaftsministerium verfügte, und durch Jung ausgeführt worden. Pressekorrespondenz regelmässig in Bulletinform wöchentlich 2-3 dreimal herausgekommen und an Behörden, Wirtschaftsministerium und einzelne Industrien verteilt worden. Schwab 1936 verhaftet worden. Selbst nicht mitgearbeitet, nur Teilhaber, schwab soll geheimen sozialdemokschen organisation angehört haben. Jung damals verhaftet aber wieder freigelassen worden.
    • August 1944: Gärnter hält sich in Luino ua, bewohnt Villa Industriellen Seidenbranche Gelpke gehört.' Anweisung bei Grenzübertritt, erlaubt oder illegalem Wege wieder zurückzuweisen (Dokument 73)
    • AB amerikanischer Beobachter (nachricht aus amerikanischen Quellen)
    • seit anfang 1936 in Genf, spionageverdächtig gemeldet 1939; wohnt seit 1938 in villa in versoix Genf, durch kontrolle festgestellt engen Beziehungen zu jung; Sohn georg u wilhelmine geb stein, untersuchungsgefängnis st. Antoine genf
    • Auftrag sich über pol und mil Angelgenheiten zu erkundigen und Berichte einzusenden. Er tat dies und berichtete jeweils mit ab oder p bezeichnet. Gibt an großen industirkonzern wirtschaftsbericherstatt tätig, angenommen, dass für amtliche Stellen arbeitet
  • 22. September eidg Justiz u Polizeidepartment beantrag dem Bundesrat Gärtner und jun aufgrund art 70 70 der Bundesverfassung gemäss Dekretentwurf auszuweisen
    • dürfte für privat unternehmen unmöglich sein Auslandsagenten zu unterhalten ohne über deren Tätigkeit und die Art der übrwiesenen Nachrichten de Behörde Rechenschaft abzulegen.
    • wohnhaft 1939 in Chemin des Colombiéres, Versoix
    • Zuwiderhandlung gegen den Bundesbeschluss betr. den Schutz der Sicherheit der Eidgenossenschaft vom 21. Juni 1935
    • Untersuchungsgefängnis in Genf, St Antoinne 1.9.39 eingeliefert
    • Wirtschaftsberichterstatter für einen Schwerindustriekonzern im Ruhrgebiet in Genf tätig
    • Beobachtet wirtschaftspolitische Lage im Ausland und prüft die Entwicklung einer wirtschaftlichen Entwicklung im Auslande
    • Seit 1928 wirtschaftpolitischem Gebiet tätig; verdient 2-3tsd franken monatlich; nationaldeutsch eingestellt; warnte stellen vor unvorsichtigem Vorgehen unter Hinweis unübersehbaren wirtschaftlichen Folgen für dt. wies auf unübersehbaren Folgen hin, die aus unüberlegten Handlung hervorgehen konnten.

Jülich (check)

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E2200.41-04#1000-1678#1283_29625393 (Dokumente 1-5)


  • Dokument 1 (frz)
  • Dokument 2 und Dokument 4 (identisch mit Dokument 3)
  • Dokument 3:
    • S. 1 (1-4: 1-3)
      • Jülich, der viel in Emigrantenkreisen in Paris, Saarbrücken und Strassburg verkehrte, wurde darüber befragt, ob es ihm bekannt sei, wie die Emigranten zu ihren falschen Pässen gelangen. Jülich erklärte, er sei bereit mir darüber einige Angaben zu machen, wolle aber nicht,'dass dies in einem Protokoll aufgenommen werde, weiter dürfe man seinen Namen auch nicht nennen.
      • In dem Restaurant chez Paul, an der rue Berenger, dass 3. Hause vom Place de la Rpeublique, in Paris, sollen ein gewisser Weissenberger, ein dicker Jude und ein anderer genannt der "kleine Max" verkehren. Dieselben sollen im Keller oder Entresol eine Werkstatt besitzen und sich mit der Herstellung von Pässen befassen. In der Hauptsache sollen aber richtige Schweizerpässe von einem Konsulatsbeamten in Prag erähnlichlich sein und zwar gegen Bezahlung. Von Paris aus werde je nach Bedarf verlangt, dass man so und soviel Pässe sende. Die Pässe werden dann von diesem Konsulatsbeamten richtig ausgestellt, es befinde sich auch die Unterschrift des Gesandten oder Konsuls darunter, nur passieren sie die Kontrolle nicht. Die Werkstatt der beiden Juden soll sich im Keller der gen. Wirtschaft befinden. In Paris seien ihm schon wiederholt Offerten für einen Pass gemacht worden. Er besitze aber einen eigenen Pass und habe dies nicht nötig gehabt.
      • Weiter gibt Jülich im Vertrauen bekannt, dass sich in Strassburg zwei Juden mit der Beschaffung von falschen Pässen befassen. Es seien die Gebrüder Moses und Markus Lederer. Dieselben sollen in einem Eck-Restaruant mit franz. Namen beim Place Kléber verkehren.
      • Jüdische Spitzel für die Nazi seien die Gebrüder Kornhandler, rue Hauteville 5, in Paris.
      • In Basel sollen sich 2 Spitzel der Nazi sein, nämlich ein Muhlfeld Erich, der neben dem Hotel Hohenstaufen wohne und ein gewisser Kern, beide Deutsche.
    • S. 3
      • Jülich hat unbedingt grosses Wissen, spez. darüber was in Emigrantenkreis vorgeht. Im Falle "Jacob" soll er ebenfalls als Zeuge einvernommen worden sein.
      • sig. Leibundgut, Corp.

  • Dokument 5 (1-8: 1-3-5-7)
    • S. 1
      • Bundesanwaltschaft Bern den 27. Juli 1935
      • An die Schweizerische Gesandtschaft in Paris
      • Herr Minister,
      • wir beehren uns, Ihnen beiliegend die Kopie eines Rapportes des Polizeikorps des Kantons Zürich vom 16. Juli a.c. zu übermitteln, betr. Angaben eines Jülich Otto, welcher durch Verfügung der Zürcher Polizeidirektion vom 5. Juli a.c. dauernd aus der Schweiz ausgewiesen wurde. Obschon uns die Angaben des Genannten zweifelhaft erscheinen, möchten wir nicht unterlassen, Sie hiervon in Kenntis zu setzen und stellen es Ihnen frei, die zuständigen Polizeibehörden zu unterrichten.
      • Wir bitten Sie um Mitteilung, welche Folge Sie unserm Schreiben gegeben haben.
      • Genehmigen Sie, Herr Minister, die Versicherung unserer ausgezeichnetne Hochachtung.
      • Der Bundesanwalt
    • S. 3
      • Abschrift Polizeikorps des Kantons Zürich Zürich 16. Juli 1935
      • an das Polizeikommando Zürich
      • Im Auftrag von Oberl. Kleiner habe ich am 8. dies einvernommen:
      • Jülich, Otto, geb. 10. Juni 1878 von Siegburg-Deutschland, Komiker und Humorist, wohnhaft gewesen Talstrasse 20 bei Lautier in Zürich 1.
      • Derselbe gab an, dass er schon s.Zt. von Papen in Dortmund vor einem Attentat gewarnt habe, welches im dortigen Bahnhof hätte stattfinden sollen. In Saarbrücken habe er einen abgesetzten deutschen Kreisleiter kennen gelernt. Dieser habe ihm im November 1934 einen Wink gegeben, dass auf den oesterreichischen Reichskanzler von Schuschnigg von deutscher Seite ebenfalls ein Attentat geplant sei und zwar hätte dies bei seiner Reise nach Paris stattfinden sollen. Er habe die Pariserpolizei avisieren lassen. Es seien dann umfangreiche Massnahmen getroffen worden und von Schuschnigg sei nicht im fragl. Bahnhof ausgestiegen. Die Polizei habe sich überzeugen können, dass tatsächlich etwas geplant gewesen sei. Vor ungefähr 4 Monaten sollte wieder ein Attentat auf Schuschnigg erfolgen und zwar in Wien. Er habe dies in Paris erfahren, als er an der rue Hauteville 5 in einem Lokal als Komiker aufgetreten sei. Dort hätten die Nazi verkehrt. Ihr Lokal befinde sich an der rue laffitte 36 in Paris. Ein Könemann, ein Kleiz und ein Abbel sollten dort eine Rolle spielen. Das Lokal selbst, eine Wirtschaft, werde schon seit 13 Jahren von einem Nat. Soz. betrieben. Dem Generalkonsulatsbeamten verraten worden sein. In Paris sei er aber dann unmöglich geworden und habe sofort verreisen müssen. Durch seine Beziehungen habe er aber erfahren können, dass sich ein sog. Rollkommando in Amsterdam im Hotel zur Zone (Sonne) befinde. Ein gewisser von Bredow, von dem er später erfahren habe, dass er richtig von Spears heisse, sei der Anführer von ca. 14-15 Personen und zwar nur Mäner. Ein Kommunist namens Joan Ackermann, der zu den Nazi übergetreten sei, sei mit der Ausführung des Attentates gegen von Schuschnigg betraut. Es sei geplant etwa auf Ende Juli 1935 zu unternehmen. Ich verweise auf die Einvernahme des Jülich, welche im Auftrag von Herrn Oberl. Kleiner gemacht wurde. Jülich, der bis 16. dies auf freiem Fuss belassen wurde, hatte mir noch Ergänzungen in Aussicht gestellt. Er ist aber heute abgereist, ohne andere Mitteilungen.
      • Dieser Tage ist nun von Schusschnigg bei einer Autofahrt verunglückt. Seine Frau ist dabei ums Leben gekommen. Obwohl von oester. Seite behauptet wird, dass es sich um einen Defekt am Steuerrad handeln müsse, der nicht von dritter Seite habe verursacht werden können, fällt das Zusammentreffen mit den Angaben des Jülich auf. Jülich hatte nach eigenen
    • S. 5
      • Angaben vor dieser Sache dem oeser. Konsulat in Amsterdam Kenntnis gegeben und auch mit dem Gesandten Graf Orsini darüber gesprochen. Dies zur Person des Jülich.
      • Jülich, der viel in Emigrantenkreisen in Paris, Saarbürckene und Strassburg verkehrte, wurde darüber befragt, ob es ihm bekannt sei, wie die Emigranten zu ihren falschen Pässen gelangen. Jülich erklärte, er sei bereit mir darüber einige Angaben zu machen, wolle aber nicht, dass dies in einem Protokoll aufgenommen werde, weiter dürfe man seinen Namen auch nicht nennen.
      • In dem Restaurant "chez paul" an der rue berenger, dass 3. haus vom palce de la rpeublique in Paris sollen ein gewisser:
      • Weissenberger ein dicker Jude und ein anderer genannt der "Kleine Max" verkehren. Dieselben sollen im Keller oder Entresol eine Werkstatt besitzen und sich mit der Herstellung von Pässen befassen. In der Hauptsache sollen aber richtige Schweizerpässe von einem Konsulatsbeamten in Prag erhältlich sein und zwar gegen Bezahlung. Von Paris aus werde je nach Bedarf verlangt, dass man so undsoviel Pässe sende. Die Pässe werden dann von diesem Konsulatsbeamten richtig ausgestellt, es befinde sich auch die Unterschrift des Gesandten oder Konsuls darunter, nur passieren sie die Kontrolle nicht. Die Werkstatt der beiden Juden soll sich im Keller der gen. Wirtschaft befinden. in Paris seinen ihm schon wiederholt offerten für einen Passe gemacht worden. Er besitze aber einen eigenen Pass und habe dies nicht nötig gehabt.
      • Weiter gibt Jülich im Vertrauen bekannt, dass sich im Strassburg zwei Juden mit der Beschaffung von falschen Pässen befassen. Es seien die Gebrüder Moses und Markus Lederer. Dieselben sollen in einem Eck-Restaurant mit franz. Namen beim Place Klébér verkehren.
      • Jüdische Spitzel für die Nazi seien die Gebrüder Kornhandler rue Hautevolle 5 in Paris.
      • In Basel sollen sich 2 Spitzel der Nazi sein, nämlich ein Mühlfeld Erich der neben dem Hotel Hohenstaufne wohne und ein geewisser Kern. Beides deutsche.
      • Jülich hat unbedingt grosses wissen, spez. darüber was in Emigrantenkreisen vorgeht. im falle jacob soll er ebenfalls als zeuge einvernommen worden sein. sig. leibungut corp.
    • S. 7:
      • Paris den 22. August 1935
      • Herr Bundesanwalt
      • Ich beehre mich, auf Ihr Schreiben vom 27. Juli betr. die Angaben eines Jülich Otto, der durch Verfügung der Zürcher Polizeidirektion vom 5. Juli dauernd aus der Schweiz ausgewiesen wurde zurückzukommen und Ihnen mitzuteilen, dass ich nicht verfehlt habe, die Informationen der zuständigen Direktion des Aussenministeriums zu übergeben, die sie an die Polizeibehörden weiterleiten wird.
      • Genehmigen Sie, Herr Bundesanwalt, die Versicherung meiner vorzüglichsten Hochachtung.
      • Der schweizerische Geschäfsträger
      • An die schweiz. Bundesanwaltschaft, Bern


ABlegungen:

  • Jülich durch Verfügung der PolDir Zürich vom 5. Juli 1935 dauernd aus Schweiz ausgewiesen. D
  • Er hat unbedingt großes Wissen Emigrantenkreisen vorgeht
  • Jülich verkehrt Emirgantenkreis Paris, Saarbrücken, strassburg
    • S. 33
    • Abschrift 11. August 1938 an das Kommando der Waadtländischen Kantonspolizei Lausanne
    • Ich führe zu Handen der Bundesanwaltschaft ein Verfahren gegen:
    • Pfeifer Heinrich deutscher Staatsangehöriger, geboren 21.3.1905 in Frankfurt, verheiratet mit Helene geb Wolff, früher Kaufmann und Beamter, jetzt Schriftsteller, ohne festen Wohnsitz (alles angeblich), zur Zeit hier in Sicherheitshaft,
    • wegen Vergehens gegen den Bundesbeschluss betr. den Schutz der Sicherheit der Eidgenossenschaft vom 21. Juni 1935 (Spitzelgesetz).
    • Pfeifer, dessen Identität zur Zeit noch nicht feststeht, ist im Besitze eines französischen Reisepasses, lautend auf den Namen Henri Bauer. Er wil Mitte Mai 1938 bei Domodossola in die Schweiz eingereist sein und hielt sich seither vorübergehend in Genf, Zürich und Luzern auf. Er brauchte während seines Aufenthaltes in der Schweiz die Namen Heinrich Pfeifer, Henri Bauer, Karl Walter, Baron Karl von Wallter, Fischer. Er behauptet, sein richtiger Name sei Heinrich Pfeifer.
    • Pfeifer behauptet ferner, er habe bis zum Juli 1934 eine wichtige Rolle in Deutschland gespielt, und zwar sei er Chef des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS zur besonderen Verwendung (Chef des SD RFSS z.b.V.) gewesen, wobei er den Namen Heinz Stein geführt habe. Pfeifer macht zur Bekräftigung dieser Behauptugn Angaben, welche meist nicht überprüfbar sind, da sie Erhebungen in Deutschland voraussetzen. Die einzige Angabe, welche in der Schweiz überprüfbar ist, ist folgende protokollarische Erklärung Pfeifers:
    • Für meine Identifizierung als Pfeifer Heinrich und als Heinz Stein, Chef des SD z.b.V. RFSS, kann ich noch folgende Personen nennen. Es handelt sich um eden Goergier Schalwa Karumidze, jetz bulgarischer Staatsbürger mit den Namen Karumidjeff, der seinen ständigen Aufenthalt in der Schweiz hat, und der in Montreux im Hotel "Lorius" wohnen soll. Als damaliger Chef des SD hatte ich im Juni 1934 seine Verhaftung in Berlin veranlasst. Er stand damals im Verdacht der Spionage für Sowjetrussland, wurde aber
    • S. 2
      • bereits Ende 1934 aus der Untersuchungshaft entlassen.
    • Karumidze sah mich dann selber noch als Ehrenhäftling im Konzentrationslager und Gestapogefängnis Columbiahuas in Berlin und später traf ich ihn unter meinem richtigen Namen Pfeifer wiederum in Berlin im Dezember 1935. Den Namen Heinz Stein habe ich seit meinem Eintritt in die NSDAP im Jahre 1929 als Deckname geführt und habe auch als Amtsperson diesen Decknamen beibehalten. Dementsprechend hat mich Karumidze als Chef des SD utner dem Namen Stein gekannt. Da ich mit meiner Entlassung aus der Ehrenhaft den Namen Stein ablegen musste, erfuhr dann 1935 Karumidze meinen richtigen Namen Pfeifer. Im übrigen verweise ich auf meinen Beicht an Merz vom 25. Juli 1938 über Karumidze und bitte bei einer eventuellen Befragung wegen meiner Person um besondere Vorsicht.

Kohlbecher (check)

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  • Unterlagen 34, Bild 26:
    • Anstalten bellechasse, 13.3.1942 an Polizeiabteilung des Eidg Jusitz- und Polizeidepartmente in Bern
    • Herrn Abteilungschef
    • Beigeschlossen übermachen wir Ihnen ein Schreiben des hier internierten Kohlbecher Philipp Peter, in welchem er sie um einen eintägigen Urlaub nach Berlin bittet
    • ...
    • Gleichzeitig erhalten sie einen Brief des Kohlbecher an den Unterzeichneten in welchem er sein Verhalten gegenüber dem Internierten Pfeifer rechtfertigt. Dieses Schreiben enthält verschiedene Andeutungen, die eventuell auch für Sie von interesse sein können. Mit vorzüglicher hochachtung! der Direktor

    • 41 Arbeitlsager murimoos Aargau interniert.
    • Privatinternierter Erholungsheim ohnwachs untergebracht. 31.1.44 konnte ni Hausordnung halten. kam imme spät und betrunken nach Hause., ing flasch zimmer u schreckte Leute aus Schlaf, äusserte er wolle würde Bombe auf Heim fallen und alles kurz und klein schlagen
    • 1.2.44 alteheim freudenber in auslkon/pfäffikon
    • 31.8.43 aisgetre Interniertenheim st Cergue
    • 29.3.43 Interniertenheim St. Cergue eingetreten
    • 15.2.43 Interniertenheim Les Aroles eingeliefert
    • 29.3.43 Arbeitslager les aroles leysin ausgetreten
    • 31.8.43 Inselspital eingewiesen
    • 18.12.43 Erholungsheim owachs eingeliefert worden.
    • 21.8.39 Mittel- und Obdachlosigkeit verhaftet, 22.8. dauernd ausgewiesen
    • Lebenslauf: Grosseltern in Koblenz erzogen worden, Gymnasium koblenz, Rechtsstudium berlin, 1909-10 einj Freiwilliger, Unteroffizier, Nachrichtenabteilung Grossen Generastab. Spionagestelle in Trier, 14 Nachrichtensammelstelle Lörrach, arbeit via Schweiz in Frankr. Angeblich Schweizer Territorialgericht II in Genf in contumaciam verurteilt. Nach krieg Pressezentrale dt Zentrumaprtei, beitritt Stahlhelm. Wieder dt Nachrichtendienst, 27 vom frz Kriegsgericht Koblenz wegen Spionage zu 15 Jahren zwangsarbeit verurteilt, aber 28 amnestiert. Wieder Pressedienst Zentrumsaprtei, antihitlerischer Abwehrdienst. Nach Machtübernahme brotlos, Arbeit freier Journalist, Gestapo verhaftet, 3 Jahre Zuchthaus, Verbot schriftstellerischer Tätigkeit, wiederaufnahme des Verfahrens, Entlassung aus Zuchthaus aber Schutzhaft durch Gestapo, Arbeitslager, 37 entlassen, aber bald gewarnt, das Wiederverhaftung und Internierung Aussich stehe; Flucht nach Belgien, Holland, Luxemburg, von da nach Schweiz. Polizeidepartemen Basel beantragt Internierung, vorläufig 6 Monate

    • 1940 K. macht guten Eindruck, scheint sehr intelligent zu sein, Schriftsteller, Journalist. Er befindet sich wohl, doch möchte er endlich einmal heraus. Er hat an Herrn Nussbruam geschrieben, um seine Auswanderung zu betreiben. Ich versprach, mit diesem die Möglichkeiten zu prüfen. (Interniertenlager Lindenhof witzwil, August 1940)
    • 1939-40 Witzwil interniert, urteil terr gerichts II vom nov 14 Landes verwiesen. Sopnage als Agent dt Nachrichtendienst 18 Monaten in contumaciam verurteilt. Habe damals nich gegen Sicherheit der schweiz gearbeit wie heute mit Hilfe quislingen aller Art Fall ist
    • Emirgantm intenrier u nicht verbüssung Strafe aus Jahre 1914
    • Kohlbecher anfangs Paul Jacoby angegeben, Journalist, war früher Nachrichtendienst der dt Armee gestanden, später wegen Opposition NS mit Zuchthaus bestraft, Entlassung in Schutzhaft genommen und überhaupt verfolgt worden, 1937 nach Beglien geflohen. 21. August 1939 wurde in Basel wegen Mittel-, Schriften- und Obdachlosigkeit in Haft gesetzt und bestraft; 22.8.1939 vom Polizeidepartment des Kantons Basel-Stadt am 22. August 1939 seine Ausweisung Schweiz, jedoch konnte unter gegenwärtigen Verhältnissen nicht vollzogen werden. Interierung in einer Strafanstalt erweist sich geboten
    • Auf Kosten bundes strafanstalt interniert

    • 13.11.1888, Polizeikommando Schaffhausen zur Ausschaffung zuzuführen
    • staatenlos, früher Deutscher, Journalist
    • 22.8.39 durch das kant PolInsp Basel Stadt für dauernd aus der Schweiz ausgewiesen, zuletzt Schweiz interniert
    • am 24. Juli 1945 dem Polizeikommando schaffhausen zugeschoben und Deutschland ausgeschafft
    • Philipp Peter Kohlbecher, zuletzt Haft bei PolKdo Zürich
    • Zuführung des Obengenannten an den frz Grenzposten in Stühlingen am 26. Juli 1945 vollzogen worden ist
    • eingereist von luxembrug 21.8.1939; Ausreise aus Ursprungsland 1937 Grund politische Gefährdung
    • geschieden Louise Rabsch
    • 13.11.88 Koblenz, christkatholisch, Journalist-schriftsteller
    • zeitweise altersheim freundenberg in auslokon untergebracht
    • altsheim Gemeinde pfäffikon-Zch
    • 25.3.14 Identitätsfeststellung in Bern, Fribourg 27.7.39 idem, Basel 22.8.39 verbot Grenzübertritt unter namen Jacoby Paul, 1889
    • 18.12.14 straf Terr. ger. 2a Spionage 18 Monate gefg 2000 fr busse und Landsverweisung
    • Kohlbecher, Kohlbecker
    • etwa febru 44 heim owachs ins Altsheriem Freundenberg versetzt
    • betreut von Verein für christliche Liebestätigkeit in Wetzkon
    • Staatenlos, Witwer, graumelierte Stirnglatze, 168 cm, fest, graublau,
    • Sohn des Philipp Kohlbecher und susanna Schmid
    • geb Koblenz
    • Owachs in Auslkon-Pfäffikon
    • flüchtling
    • 1941 im männerheim der heilsarmee in könig als interniert untergebracht, dann arbeitsdienst tätig
    • arbeit büro emirganten arbeitslager in ...
    • Juni 43 zusammenbruch
    • erwaret Ende 43 baldige Ende der Verbannung rechnen, bald wieder Heimmarsch ins "IV. Reich" antreten darf. Hofft drüben in einem besseren Deutschland als lieber Gast begrüssen zu dürfen, in alter dankbarkeit! auf ein frohes Wiedersehen zu ostern 1944 am befreiten schönen Rhein.
    • 1942 im internietenlager les aroles, Leysin
    • 6. Juni 42 arm und zerschlissen zugeführt, dank bettelaktion geruhsam Grandseigneuer
    • alkoholik, nimmt es mit der Wahrheit nicht genau. sehr mit vorsicht zu behandeln. dt politischer flüchtling
    • bellechassee
    • Stegstrasse 44, Frankfurt main (1947 wohnhaft)
    • will bestätigung haben, von Holland kommen in Schweiz Flucht ns Asyl gefunden habe;
    • Aufgrund mit ihm gemachten Erfahrungen grösste Vorsicht geboten; 1939 wurde er aus Kanton ausgewiesen jedoch da Ausschaffun nicht tunlich war, vorläufig interniert. 41 trunkenhei u abschätzigen Äusserungn nach Bellechasse verbracht, 42 Polizei in arrest gesetzt weil Betrunknhei öff Ärgernis erregt hatte, 45 wegen Betrugs in straunteruschung gezogen, Juli 45 ausgeschafft. Er wird in Akten als Querulant, unzuverlässig und unaufrichtig geschildert.
    • Nennt jetzt Dr. Kohlbecher, Frankfurt einen Suchdienst aufgetan und verschickt verschiedentlich korrespondenz
    • Lieg in art zu viel rumzusprechen. Mach nicht grosse Unterschiede zwischen Wahrheit und Dichtung. wunsch ihm etwas mund zu stopfen.
    • Männerheim Köniz 1940, offene Anstalt
    • Männerheim heilsarmee
    • witzwil Internierenlager lindenhof

(1) E4320B#1991-243#1144*

  • Unterlagen 5
    • S. 1
      • Polizeikorps des Kantons Zürich, 12. Dezember 1935
      • Spezialrapport in Sachen des Polizeikommando Zürich gegen Korodi Walter, Mühlebachstr. 28, Zürich 8
      • Korodi Walter, geb 8.7.1902 in Sächsisch-Regen, Rumänien, deutscher Staatsangehöriger, lediger Journalist, des Lutz u. der Therese geb. Hermann, wohnhaft gewesen bei den Eltern Berlin-Lichterfelde, Reichsteinerweg 9, wohnhaft Mühlenbachstr. 28 b. Korradi, Zürich 8, wird im Schreiben Dr. jur. Gander, Zürich 1, als eine Person geschildert, welche die Bundesanwaltschaft interessieren dürfte. Korodi soll viel schreiben, eine jüdische Sekretärin beschäftigen und gewissermaßen für die Reichswehr und gegen den Nationalsozialismus schreiben. Beweise seien zwar nicht vorhanden.
      • Korodi ist der Polizei bereits bekannt. Er wurde am 30. Okt. 1935 von der Stadtpolizei im Hotel Bellerive auf lac arretiert, weil eine Hotelbetrusklage des Bau au lac im Betrage von Frk. 469.20 gegen ihn ergangen war. Er hatte angebl. eine grössere Geldsumme in Aussicht, die nicht einging, wodurch sich die beiden Hotels und ein Arzt zur Strafanzeige entschlossen. Die Fremdenpolizei stellte ein Rücklieferungsgesuch, dem dann aber nicht Folge gegeben wurde, weil sich diese Amtsstelle nachträglich mit der Freilassung einverstanden erklärt hat. Am 22. Nov. 1935 wurde Korodi vom Bez.-Gericht Zürich, 6. Abtlg. wegen Betruges freigesprochen. Gemäss Pol.-Akten hat Korodi bereits am 28.2.1935 vom Amtsgericht Berlin wegen Betruges eine Strafe von 100 RM evt. 20 Tage Gefängnis, erhalten. Aus einer angebl. guten Information aus Deutschland, wird entnommen, dass Korodi "einer der bösartigsten und verschlagensten Feinde, die wir (die ganze deutsche Linke) je gehabt haben" war. Sein Vater war früherer Staatssekretär in Rumänien.
    • S. 2
      • Die kant. und eidgen. Fremdenpolizei hat Korodi, als mittellosem, unerwünschtem Ausländer, am 30.11.1935, den Aufenthalt verweigert und hat ihm eine Ausreisefrist bis 6. Dez. 1935 angesetzt. Die Ausreisefrist wurde sistiert, weil die Mittellosigkeit nicht mehr existiere und der Wegweisungsgrund hinfällig sei. Der Fall wurde der Bundesanwaltschaft vorelegt.
      • Direkter Vorhalt ergab: Korodi will tatsächlich mit der Herausgabe eines Buches beschäftigt sein. Die ersten Tage im November, habe er eine einlässliche Eingabe an die Bundesanwaltschaft gerichtet und Belege beigelegt. Im Interesse der Sicherheit seiner Angehörigen möchte er hierüber nichts im Polizeirapport erwähnt haben. Als Sekretärin beschäftigte er Frl. Erna Hirsch, Klosbachstr. 2 Zürich 7. Wegen Betruges sei er in Zürich freigesprochen und es sei von ihm bereits ein Teil an die Schulden bezahlt worden, aus dem Verlagsvorschuss. Eine Verurteilung zu einer Geldbusse, sei in Berlin erfolgt. Obwohl seine Adresse stets bekannt war, habe er nie eine Vorladung erhalten und er sei nie vernommen worden, sodass das Urteil nicht rechtskräftig sein könne. Er werde nächstens Bericht auf seine Anfrage erhalten und er werde die Antwort der Fremdenpolizei vorlegen. Korodi will alle seine Gläubiger bezahlen und er gedenke im Laufe des Monates Januar wieder ins Ausland (Oesterreich) zu verreisen.
      • Korodi weist sich mit Manuskripten, Büchern, Zeitungsausschnitten etc. darüber aus, dass er an einem politischen Dokument arbeitet. Ausser seiner Sekretärin, empfängt er keine Besucher und er geht selten aus. An seine Rechnung in der Pension, hat er Frk. 100 bezahlt. Dass Korodi allen seinen Verpflichtungen nachzukommen vermag, wird als fraglich bezeichnet. Dem Gesuche einzelner Gläubiger, die Passbeschlagnahme bis zur Bezahlung der Schulden bestehen zu lassen, sollte unbedingt Folge gegeben werden.
    • S. 3
      • Fremdenpolizei des Kantons Zürich
      • 12. Dezember 1935
      • Akten-Notiz
      • Zwecks Akteneinsicht. Muss Erhebungen machen, weil ein Dr. Gander, Rechtsanwalt, an Polizeidirektion schrieb, man möchte das Treiben dieses Herrn, für den sich sicher auch die Bundesanwaltschaft interessieren dürfte, näher kontrollieren. Max Schoch ist dann bei diesem Dr. Gander vorbeigegangen um ihn zu befragen, was er wisse. Gander war aber sehr zurückhaltend mit der Auskunft und sagte nur, Korodi bespitzle hier offenbar Emigranten. Ausserdem sei er nach s. eigenen Plagiat angeblich illegal tätig für die Reichswehr gegen den Nationalsozialismus. Korodi arbeite viel schriftstellerisch und habe auch ein Judenmädchen als Bürofräulein engagiert.
      • Korodi ist vorbestraft wie folgt: 28.2.35 Amtsgericht Berlin, wegen Betruges 100 RM Geldbusse ev. 20. Tage Gefängnis.
    • S.7
      • Stadtpolizei Zürich, 31. Oktober 1935
      • an das Polizei-Inspektorat
      • Am 30. Oktober 1935, 12.45 h wurde im Hotel Bellerive au lac in Zürich 8 der deutsche Staatsangehörige
      • Korodi, Walter, z.Z. ohne bestimmten Wohnort, wegen Logisgeld-, bzw. Hotelbetrug verhaftet und heute der Bezirksanwaltschaft Zürich zugeführt. Er hat im Hotel "Baur au lac" und im Hotel "Bellerive au lac" Hotelschulden im Gesamtbetrag von frs. 704.70 hinterlassen. Er schuldet ferner bei 2 hiesigen Hautärzten die Behandlungsgebühren. Er ist völlig mittellos. Sein Gepäck befindet sich grösstenteils noch im Hotel Baur au lac, wo es inzwischen durch den einen Arzt mit Arrest belegt worden ist.
      • In seiner ersten Einvernahme behauptete Korodi, dass er von einem Basler Herrn, dessen Namen er aber nicht nennen dürfe, einen grössern Geldbetrag zu erwarten habe. Das Geld müsse in den nächsten Tagen eintreffen, man solle ihm nur 2x 24 Stunden Frist geben, um es herbeizuschaffen.
      • Er behauptete ferner, dass er sich auf einer wirtschaftspolitischen Studienreise befinden, die ihn zuerst nach Rumänien geführt habe. Seit dem 15. Oktobe a.c. befinde er sich in der Schweiz. (Stimmt nach dem Passeintrag, Frey, Det.).
      • Aus zahlreichen Zeitungsausschnitten, die Korodi mit sich führte und auch im Hotelzimmer möglichst auffällig herumliegen hatte, geht hervor, dass Korodi seinerzeit in Berlin in der Politik eine nicht unbedeutende Rolle gespielt hat, und zwar als Leiter der von ihm gegründeten Abwehrstelle gegen komm. Umtriebe. Als solcher hat er anscheinend vor allem Material gegen Linksorganisationen gesammelt
    • S. 8
      • und diese publizistisch und als Redner in Versammlungen verwertet. Mit Akt. 1-13 übermittle ich Ihnen eine Anzahl Zeitungen, Zeitungsausschnitte und dergl. in denen die Tätigkeit des Korodi Erwähnung findet. Ausserdem lege ich Ihnen die gegen ihn erstellten Strafakten wegen Hotelberug bei.
      • Es war uns von allem Anfang an klar, dass Korodi nicht nur eine wirtschaftspolitische Studienreise" unternommen, sondern dass er mindestens nebenbei noch andere Zwecke verfolgt habe. Am Abend des 30.X. a.c., nach mehrstündiger Einvernahme, verlangte er Bedenkzeit. Diese wurde ihm gewährt und er in den Arrest zurückgeführt.
      • Am frühen Morgen des 31. ds. haben Det. Stier und Rapportsteller sein Hotelzimmer im Bellerive au lac nochmals eingehend durchsucht. Wir stellen dabei fest, dass Korodi vollständig mittellos war, fanden aber keine Beweise für irgend eine politische Tätigkeit. Dagegen fanden wir einen Zettel, mit Bleistift beschrieben, anscheinend hat Korodi einen Entschluss gefasst und diesen schriftlichen niedergelegt. Der Zettel hat folgenden Wortlaut:
      • 8.30 abends Frey, Det. 18. Oktober 1935
      • Ein neuer Abschnitt meines Lebens beginnt - ein unsagbar schwerer und verantwortungsvoller. Ich habe eine grosse Mission zu erfüllen: Mein Volk und Vaterland aus dem Sumpf der Lüge und Barbarei zu retten. Gott gebe mir die Kraft, diese Aufgabe siegreich durchzuführen. Und nun gibt es kein Zurück."
      • Nach der Hausdurchsuchung wurde Korodi neuerdings einvernommen. Er war völlig gebrochen. Das ist kaum Theater gewesen. Mit oft von Schluchzen unterbrochener Stimme erklärte er nun, dass sein Vater schon ein eifriger Patriot gewesen und noch sei. In diesem Sinne seien auch er und seine Geschwister erzogen worden. Sein Vater sei der bekannte frühere Staatssekretär für die deutschen Minderheiten in Rumänien gewesen, der bekannte Lutz Korodi. Schon früh habe er sich aus Überzeugung der nationalsozialistischen Bewegung angeschlossen und jahrelang dafür gekämpft und in mehr als einer Versammlung gesprochen und sein Leben riskiert. Er habe es
    • S. 9.
      • sich zur Lebensaufgabe gemacht, den Kommunismus und den damit verbundenen Landesverrat in Wort und Schrift zu bekämpfen.
      • Nach der Machtübernahme Hitlers habe er zu seinem Schrecken erkennen müssen, dass genau das, was er bekämpft habe, nämlich Gemeinheit und Niedertracht im politischen Leben, in veränderter Form, aber womöglich noch in verstärkten Masse bestehen geblieben sei. Er habe erleben müssen, dass wehrlose Gefangene aufs Scheusslichste misshandelt worden seien, sein Einschreiten dagegen sei ihm übel vermerkt worden. Sein Kampft für die Reichswehr, die allein ehrlich vorgehe, sei ihm von prominenten SA- und SS-Führers angekreidet worden. Völlig niedergedrückt habe ihn der Umstand, dass Hitler den Grafen Helldorff zum Polizeipräsidenten von Berlin gemacht habe, einen Mann, der Schuld an zahlreichen Gefangenenmisshandlungen trage und der am Reichstagsbrand, der das Ansehen Deutschlands im Ausland so sehr geschädigt habe, mitbeteiligt gewesen sei. Helldorff sei eine eigentliche Verbrechernatur. Alles, was seitens der Reichswehr nahestehenden Personen beim Führer unternommen worden sei, um diese Ernennung zu verhindern, sei nutzlos gewesen. Nun habe er einsehen müssen, dass sein Kampf und seine Anstrengungen nutzlos gewesen seien, dass er, der in guten Treuen geglaubt habe, für sein Volk nur das beste zu wollen, diesem das schlimmste gebracht habe, was denkbar sei. Eine Diktatur von korrupten und verbrecherischen Menschen.
      • Das habe ihm den Rest gegeben. Er habe es nicht mehr ausgehalten und sei nach Rumänien gegangen, wo er zahlreiche Bekannte, noch von seinem Vater her, besitze. Er habe mit sich gekämpft, ob er den Kampf gegen die SA und SS aufnehmen solle. Stets sei er davor zurückgeschreckt, das Los seiner Eltern und Verwandten, das sie nachher in Deutschland zu erwarten hätten, habe ihn davon abgehalten. Er habe in Rumänien noch einige Artikel geschrieben, habe auch zum Fall Jakob Stellung genommen, jedoch ganz sachlich, um sich für alle Fälle einen Rückweg offen zu lassen. Er habe auch gegen die vaterlandsverräterischen Umtriebe der Emigranten Stellung genommen. deren Treiben er nach wie vor verurteile. Nachdem er in ausländischen Zeitungen von Greueltaten in Konzentrationslagern gelesen habe, sei in ihm der Entschluss gereift, gegen
    • S. 10
      • solche Missbräuche anzukämpfen. Zu diesem Zweck sei er nach Zürich gekommen, um Unterhandlungen mit dem Verlag Oprecht-Helbling aufzunehmen, der ein noch zu schreibendes Buch veröffentlichen sollte. Er habe sich bei Oprecht-Helbling unter angenommenem Namen gemeldet und sei auf den gleichen Abend zu einer Unterredung bestellt worden. Nocheinmal seien Bedenken in ihm aufgestiegen und er sei nicht hingegangen.
      • Ich vermute jedoch, dass Korodi zu der Zusammenkunft in der "Kronenhalle" nicht erschienen ist, weil er völlig mittellos war und das nicht gegenüber Oprecht eingestehen wollte.
      • Auf Seite 306 des Buches "Das braune Netz" finden Sie den Namen Korodi (Deckname Kofink) aufgeführt als "Nazijournalist in Paris. Korodi erklärt das wie folgt, der Matin habe einen Abdruck seines Artikels über Trotzki gebracht. In der Übersetzung stehe ebenfalls: "unser Mitarbeiter", vermutlich habe nun der Herausgeber des "Das braune Netz" übersehen, dass es sich um einen Abdruck handle und angenommen, er sei Mitarbeiter des Matin, was aber nicht zutreffe. Ich verweise auf Akt. 11.
      • Wie Korodi weiter ausführte, hoffte er, durch Herausgabe eines Buches, ungefährt mit folgendem Titel:
      • "Ein alter Kämpfer als Kronzeuge für die Verbrechen der SA." genügend finanzielle Mittel zu bekommen, um seine Hotelschulden und auch seinen ferneren Unterhalt bestreiten zu können. Er beabsichtigte also hier erwerbstätig zu sein. Er musste zugeben, dass er keine Aussicht hat, von irgendwoher Geld zu bekommen und dass er nicht weiss, wie er seine Schulden bezahlen soll.
      • 1. November 1935
    • S. 11
      • Stadtpolizei Zürich
      • 30. Oktober 1935
      • Zum Verhört erscheint Korodi
      • Welchen Grad bekleideten Sie in der NSDAP in Deutschland?
      • "Gar keine, ich war nur einfaches Mitglied. Ich gehöre jetzt nicht mehr der NSDAP an. Ich bin im Juli 1934 ausgetreten. Ich habe das preussische Kadettenkorps im Alter von 16,5 Jahren verlassen als Unteroffizier. WÄhrend 3 Moanten diente ich im Freikorps Reinhardt" in Berlin, gegen die Kommunisten. Es war dies im Jahre 1919.
      • Nachdem ich im Jahre 1924 mein Studium aufgegeben hatte, widmete ich mich ausschliesslich der politischen Tätigkeit. Ich beschäftigte mich vor allem mit Landesverratsangelegenheiten und deren Abwehr. Meine Tätigkeit richtete sich ausschliesslich gegen den Reichsbanner und Pazifisten. Ab 1924 widmete ich mich ausschliesslich dieser Tätigkeit, Abwehr der Kommunisten, die dann im Jahre 1932 zur Gründung der Nationalen Abwehrstelle gegen kommunistische Umtriebe führte, deren Leiter ich gleichzeitig wurde. Ich habe dieses Amt mitte 1933 niederglegt, da es durch die inzwischen erfolgte Machtübernahme des Hitler illusorisch geworden war.
      • Meine Tätigkeit bei der Abwehrstelle beschränkte sich nicht nur auf entsprechende Publikationen in der Presse, ich hielt auch zahlreiche Reden im ganzen Reich, die nicht selten, infolge der Angriffe von linksgerichteten Elementen, zu eigentlichen Saalschlachten ausarteten.
      • Ab 1933 betätigte ich mich weiter, aber nur noch pblizistisch in antibolschewistischem Sinne. Ich war infolge meiner Tätig.
    • S. 12
      • keit weitherum bekannt geworden und natürlich auch verhasst. Es wurden verschiedentlich Attentate auf mich verübt.
      • Im März 1935 trat ich eine wirtschaftspolitische Studienreise an, die mich nach RUmänien führte. Ich hielt mich dort auf bis anfangs Oktober a.c. Am 15. Oktober a.c. reiste ich dann in die Schweiz ein und zwar über Buchs. Mein Reisepass hatte Gültigkeit bis 4. Oktober 1935. Er war ausgestellt vom Polizeipräsidium Berlin. Am 7. Oktober dieses Jahres habe ich mir einen neuen Pass vom deutschen Konsulat CZernowitz, Rumänien ausstellen lassen. Dieser hat Gültigkeit bis zum 7. Oktober 1940.
      • Ich habe die Reise bestritten aus den Erträgnissen meiner journalistischen Tätigkeit. Ich habe ziemlich viel in deutschen Zeitungen in Rumänien geschrieben."
      • Ich habe mir gestern abend von Ihnen Bedenkzeit erbeten, bevor ich Ihnen weitere Aussagen machen wollte. Ich musste zuerst mit mir in's Reine kommen. Wie Sie aus den bei mir vorgefundenen Zeitungsausschnitten gesehen haben, habe ich während annähernd 15 Jahren für mein Vaterland gekämpft und grosse, persönliche Opfer gebracht. Ich habe aus innerster Überzeugung für den Nationalsozialismus und gegen den Landesverrat der Roten Parteien gestritten. Hier inbegriffen nenne ich die Pazifisten. Als ich nach der Machtergreifung Hitler's Dinge geschehen sah, die das Ansehen unserer Bewegung nach meiner Auffassung auf's schwerste schädigten, vor allem auch in den Augen des Auslandes, hielt ich dieses für Aktionen einzelner Unverantwortlicher. Ich bekämpfte Ausschreitungen, wie z.B. Gefangenmisshandlugnen vom ersten Tage an und setzte mich hier durch zur radikalsten Elementen natürlich im Gegensatz.
      • Ich habe die drei Jahre unserer Nationalsozialsitischen Regierung niemals die Hoffnugn aufgegeben, dass man sich wirklich zur unbedingten Sauberkeit durchringt. Diese Hoffnung ist an jenem Tage in mir vernichtet worden, als der Reichskanzler es zuliess, dass ein Graf Helldorff, Polizeipräsident von Berlin wurde. Also ein Mann, dessen Hauptverantwortlichkeit
    • S. 13
      • für scheusslichste Gefangenenmisshandlungen einwandfrei feststeht -- ich selbst bin persönlich oftmals hindernd dazwischengetreten - ein Mann, dessen politischer Schurkenstreich, der Anlegung des Brandes im Reichstagsgebäude, dem Ansehen Deutschlands ein fast nie wieder gutzumachenden Schaden zugefügt hat. Die Ernennung dieses Mannes ist der erschreckende Beweis dafür, dass ein Wille zur Säuberung im Deutschen Staate von jenen Revolutionskreaturen und Volksschädlingen von Seiten des Führers, Adolf Hitler, nicht mehr vorhanden ist. Diese Erkenntnis lässt alles in einem Menschen zusammenstürzen der 15 Jahre fanatisch für sein Volk und Vaterland gekämpft hat. Die Frage, ob es noch eine treue Pflicht gegenüber einer solchen Regierung ibt, habe ich nach schweren, innern Kämpfen verneinen müssen. Während die treue Pflicht gegenüber Volk und Vaterland mich zu einem Schritte zwingt, der gewiss mein schwerster in meinem bisherigen Leben ist. Ich bin entschlossen, über all die Dinge, die ich mit eigenen Augen erlebt habe, vom Auslande her offen zu sprechen und zwar in einer Sprache, die nichts mit Hetze zu tun hat, sondern nur eines kennt, Verantwrotung gegenüber dem Schicksal meines innerlich schwer ringenden Volkes. Ich hätte niemals gedacht, dass zu einem solchen Schritt man kommen muss, um Klarheit über politische Geschehnisse und Persönlihckeiten zu schaffen, denn ein aufrechtes Vertrauensverhältnis zwischen Deutschland und der Welt kann nur wieder hergestellt werden, wenn eine gründliche und ehrliche Säuberung vor sich gegangen ist. Ich weiss, wie gross und lebendig die Kräfte im deutschen Volke sind, die diesen Reinigungsprozess durchführen werden, die stärkste macht auf die heute jeder anständige, deutsche Volksgenosse in diesem Kampfe hofft, ist die deutsche Wehrmacht in die gottlob der Keim der Lüge noch nicht eingedrungen ist."
      • Als ich meine wirtschaftpsolitische Studienreise im März 1935 nach Rumänien antrat, hatte ich mir neben der Sammlung von wirtschaftspolitischem Material zu einer Broschüre zur besonderen Aufgabe gemacht, scharf zu erfassen, auf welchen Gebieten wir Deutschen psychologische und politische Fehler
    • S. 14
      • gegenüber dem Auslande begehen. Durch die frühere Stellung meines Vaters, der im Jahre 1919 bis 1921 Staatsskeretär für die Deutschen in Rumänien gewesen ist, hatte ich überall überreichlichst Gelegenheit in politische Kreise verschiedenster Art zu kommen. Dass uns die Emigrantenpresse täglich schwersten Schaden zufügt, erkannte ich sehr bald und verfasste zur Abwehr dieser Emigrantenpropaganda einen grundlegenden Artikel, mit der Überschrift:
      • Abrechnung mit Emigranten, und zeichnete ihn mit einem vollen Namen. Dieser Artikel fand überaus starke Beachtung, wurde sehr viel zitiert und bedeutete eine wirksame gelungene Entlastungsoffensive für Deutschland. Als der Fall Berthold Jacob in der Presse auftauchte, ergriff ich in Rumänien erneut das Wort in der Presse, indem ich zu der Person jacob Stellung nahm, die ich aus meinem jahrelangen Kampf gegen pazifistischen Landesverrat sehr gut kannte. In der Anlage füge ich eine Nummer dieses Artikels zu Ihrer Information bei. Wie ich bereits oben erwähnte, was für mich die Ernennung des Grafen Helldorff der Anlass, zu einer grundsätzlich anderen Betrachtung der gesamten Geschehnisse in der nationalsozilaistischen Bewegung, sowie eine grundsätzliche Änderung in der Auffassung über führende Männer unserer Reichsregierung. Ich verliess Rumänien am 11. Oktober a.c. und traf, in der Schweiz am 15. Oktober 1935 ein, mit dem festen Entschluss, mit aller Offenheit gegen einer grosse politische Lüge anzukämpfen. Getreue Pflicht gegenüber meinem Volke verlangt dies.
      • Ich entschloss mich, zur Durchführung dieses Kampfes, mich mit dem Verlag Oprecht in Verbindung zu setzen, was auch geschah. Ich stellte mich allerdings Herrn Oprecht nicht unter meinem Namen vor, sondern legte ihm dar, dass ein Mann aus Deutschland hier sei, der grosse Verdienste um die Machtergreifung habe, der aber, aufs Tiefste enttäuscht, sich verpflichtet fühlte, in das Ausland zu gehen und dort offen zu sprechen. Mit Herrn Oprecht wurde am selben Abend eine zweiten Unterredung vereinbart, zu der ich aber nicht erschien, weil mich eine schwere, seelische Erschütterung gepack hatte und ich glaubte
    • S. 15
      • mich doch noch einmal durchzuringen. Das Schwerwiegenste bei meinen Etnscheidungen war wohl auch die Tatsache, dass ich in Deutschland Angehörige, meine Eltern, ein Bruder und eine Schwester habe, die selbstverständlich schwersten Repressalien ausgesetzt werden, wenn der Verfasser jener Anklageschrift identifiziert wird."
      • Ich finde unter Ihren Notizen einen Satz: Ein alter Kämpfer als Kronzeuge für die Verbrechen der SA.
      • Mir schwebte dieser Satz als Leitgedanke für meine Veröffentlichung vor."
      • Ich gebe zu den Akten:
      • Akt. 1: Einen Aufsatz von mir, betitelt: Abrechnung mit Emigranten.
      • Akt. 2: Eine Kampfflugschrift gegen das Reichsbanner von mir.
      • Akt. 3: Ein Sonderdruck aus der "Schaumburg-Lippischen Landeszeitung", vom 8.2.1929
      • Akt. 4:
      • Akt. 5
      • Akt 6: zeitungsausschnitte aus "Deutschen Zeitungen".
      • Akt 7: Ein Ausschnitt aus dem Generalanzeiger für Dotmund (mit einer Darstellung der gegnerischen Presse)
      • Akt 8: Ein Ausschnitt aus der Deutschen Tageszeitung.
      • Akt. 9: Eine Ausgabe "Deutsche Shanghai-Zeitng" vom 18. Mai 1934, mit einem Artikel von mir,
      • Akt 10: den nämlichen Artikel über in der Deutschen Wochenschau.
      • Akt 11: Ein Werbeflugblatt der Deutschen Wohenschau mit einem Ausschnitt aus dem Matin (nämlich Artikel über Trotzki.
      • Akt 12: Ausschnitte aus rumänischen-deutschen Zeitungen
      • Akt 13: Bukarester Tageblatt, vom April 1935, mit einem Artikel von mir, über Berthold Jacob.
      • Ich bitte aber mir diese zur Verfügung gestellten Akten nach Einsichtnahme zurückzugeben, da ich dieselben für meine weitere, journalistische Tätigkeit benötige."
      • i.f. Gelesen und bestätigt: Walther Korodi
    • S. 16
      • Nachtrag
      • Was gedenken Sie nach Erledigung der Strafklage zu unternehmen?
      • Ich habe die Absicht, mich nach Wien zu begeben, wo ich durch meine journalistische Betätigung Beziehungen habe, die mir ein Weiterarbeiten auf publizistischem Gebiete ermöglichen."
      • i.f. Gelesen und bestätigt
    • S. 17
      • Stadtpolizei Zürich, 5. November 1935
      • Es ersheint vorverhört: Korodi z.Z. bei der B.A.Z. in Haft
      • Anlässlich des Röhm-Putsches bin auch ich verhaftet worden, es handelte sich um eine sogenannte Ehrenhaft", was auch ausdrücklich betont wurde. Am Mittag des 1. Juli 1934 wurde ich von 2 SS-Leuten zu einer Besprechung geladen. Man führte mich in das Geheime Staatspolizeiamt, wo ich in den Keller untergebracht wurde, der bereits mit Ehrenhäftlingen angefüllt war. Die Ehrenhäftlinge bestanden meist aus höheren Funktionären der SA, hohen Beamten von Ministerien und auch aus dem Reichswehrministerium. Ausserdem sass im Keller ein Mitgleid der "Schwarzen Front". Seinen Namen weiss ich nicht. Derselbe war in Haft, weil man bei ihm Deckadressen gefunden hatte, über welche er die Auskunft verweigerte, um nicht Verräter zu werden. Da wir sahen, dass dieser Mann wahrscheinlich ohne Gerichtsverfahren niedergeknallt würde, ging die Empörung darüber im Keller so weit, dass wir ihm, obwohl politischer Gegner, Esswaren in die Zelle schmuggelten und ein Standartenführer beim Nachmittagsspaziergang im Internierungshof absichtlich seinen Stuhl stehen liess, um den schwarzen-Front-Mann bei seinem Hofgang die Flucht zu ermöglichen. Diese Handlung beweist, dass selbst in den Kreisen höchster Funktionäre des Staates Achtung - vor der Überzeugungstäterschaft vorhanden war und zugleich tiefste Empörung gegenüber den Methoden des Niederknallens ohne jedes Kriegsgericht. Dem "Schwarzen-Front-Mann" gelang die Flucht, er hat meines Wissen seine Erlebnisse in Prag veröffentlicht. Ich sass so 23 Tage in Haft. Natürlich ohne irgend eine Entschädigung."
      • (Was war denn der Grund Ihrer Inhaftierung?)
    • S. 18
      • Der Grund meiner Inhaftierung war 1. dass ich mit dem Nachrichtendienst zu tun hatte und angeblich von dem Putsch wissen sollte. Als ich dem mich vernehmenden Kommissar sah, wurde mir der Grund allerdings klar. Es war einer der besten Freunde des Gruppenführers Ernst, Obersturmführer Martin [Alfred Martin war selbst in Haft, etwa 5. Juli wieder im Dienst], der mich hatte holen lassen, um mich zum Schweigen zu bringen, da ich bekanntlich die Scheusslichkeiten des Gruppenkommandos Ernst in der Hedemannstrasse persönlich miterlebt hatte. Und seinerzeit sehr energisch bei Gefangenenmisshandlungen daziwschen getreten war.
      • Wie ich übrigens beim gründlichen Studium der Emigrantenliteratur und Auslandspresse jetzt nachträglich ersah, sind diese Verbrechen an wehrlosen Gefangenen in weitestem Umfang in die Weltöffentlichkeit gedrungen. Ich kann offen sagen, dass die Beschreibung dieser Folterprozeduren zum grössten Teil den Tatsachen entsprechen. Pflicht der obersten Staatsführung in Deutschland wäre es gewesen, diese Veröffentlichungen gründlich zu studieren und all die genannten Namen der Schuldigen zu überprüfen und strengste Sühne herbeizuführen. Ich persönlich habe mich durch meine umfangreichen gesellschaftlichen und politischen Beziehungen unaufhörlich bemüht, diesen Reinigungsschritt seitens des FÜhrers herbeizuführen, es war stets alles vergeblich. Ich persönlich war im "Braunen Haus", nach meiner Entlassung aus der sogenannten "Ehrenhaft" des "Röhmputsches" und habe dem ehemaligen Kompagniechef Hitlers, Hauptmann Wiedemann vollkommen rückhaltlos über all die Dinge gesprochen. Ich hätte mich niemals zu Wiedemann begeben, der damals Vertreter von Hess war, wenn nicht die langjährige Privatsekretärin Hitlers, Frau Oldenburg Starnberg, mich geradezu beschworen hätte, dies zu tun. Denn ich musste mit Recht fürchten, dass wenn mein Schritt der Gestapo bekannt wurde, ich der Fehme verfallen würde. Ich habe Wiedemann, der mir sein Stoldatenehrenwort gab, dass niemand ausser Hess und der Führer von Bericht erfährt, Dinge gesagt, die selbst diesen alten Frontsoldaten bleich werden liessen. Ich habe berichtet, wie Frontoffizieren mit dem Eisernen Kreuz I. Klasse an der Brust von der SS mit vorgehaltenen Revolvern im Konzentrationslager Lichtenburg von Berufsverbrechern die Haare geschoren.
    • S. 19:
      • S. 3
      • wurden. Diese Torturen geschahen ohne dass auch nur das Geringste gegen sie vorlag, sie waren lediglich im Zuge der Aktion gegen Röhm verhaftet worden. Wie gross die Misshandlungen gewesen sind, nach der Machtübernahme, geht aus dem einen Fall schon hervor, dass Göring eine 15jährige Zuchthausstrafe die gegen einen Stettiner SS.-Führer [Joachim Hoffmann] wegen Gefangenenmisshandlung verhängt worden war, in Todesstrafe umwandeln liess, mit sofortiger Vollstreckung. Hauptmann Wiedemann hat wie ich erfahren habe, sowohl Hess wie dem Führer meinen Bericht, den ich auch schriftlich gegeben habe, zur Kenntnis gebracht. Bis zum heutigen Tage ist aber nicht eine einzige Wiedergutmachung erfolgt, obwohl Wiedemann mir zugesagt hatte, dass jenen Männern, die jene Entehrungen erleiden mussten, in aller Oeffentlichkeit Wiedergutmachung gegeben würde. So liefen also hochverdiente Männer, sogar aus Ministerien nach dem Röhmputsch mit dem Zucht hausschädel herum. Ein besonders krasser Fall der Gefangenenmisshandlung wird von mir hier zu Protokoll gegeben, da in meinen Akten ein Zeitungsabschnitt aus dem Manchester Guardian vom Juni 1933 vorliegt, in dem die grauenhaften Folterungen in der Graf Helldorff und Gruppenführer Ernst unterstehenden SA-Kaserne in der Hedemannstrasse geschildert. Am Schluss wird berichtet, dass plötzlich eines Tages ein Zivilist, der das Hoheitsabzeichen der Partei trug, erschienen sei und ein bulgarisches Ehepaar, das aufs furchtbarste misshandelt worden war, aus den Händen der wütenden SA befreite. Es handelte sich um das Ehpaar Angeluschew, die ohne geringste Schuld von der SA in die Kaserne geschleppt worden waren. Ich war damals gerade in dem Augenblick in die Kaserne gekommen, als es am tollsten herging. Ich forderte das Belastungsmaterial gegen des Ehepaar, das aber nicht vorhanden war, worauf ich persönlich dafür Sorge trug, dass das Ehepaar sofort entlassen wurde. Ich holte den halbtot geschlagenen Bulgaren mit meinem Dienstauto aus dem Krnakenhaus und brachte ihn in seine Wohnung. Damit ihm nichts weiter geschehe, schrieb ich ihnen eine Bescheinigung, man möge das Ehepaar unbehelligt lassen, sie seien mangels Tatverdacht aus der Haft entlassen worden. Dieser Zettel war im Manchester Guardian abgedruckt, mit der Schlussbemerkung, ich hätte noch gefragt: "Sind Sie geschlagen worden?"
    • S. 20
      • S. 4
      • Worauf der Bulgare sagte: "Ja sogar sehr" und ich hierauf gesagt haben soll: "Ach, wie peinlich." Dieser Zettel ist auch im Braunbuch faksimiliert und trägt den Kopf: "Walther Korodi, Leiter der nationalen Abwehrstelle gegen bolschewistische Umtriebe." Aus dem Braunbuch ist allerdings nicht ersichtlich, dass ich damals jene intervenierende Rolle gespielt habe. Ich habe persönlich sehr viel an Gewalttaten verhindert, und es schliesslich auch dahin gebracht, dass von einem mir gut bekannten Polizeioberleutnant eines Tages die SA-Kaserne des Herrn Helldorff & Ernst mit bewaffneter polizeilicher Macht ausgehoben wurde. (Mai 1933) Dass ich mir persönlich durch meine Haltung sehr viel persönliche Feinde schaffte, ist selsbtverständlich, aber mich beiseite zu schaffen, schien jenen SA-Elementen doch zu riskant, aus Furcht vor einem grossen politischen Skandal. Den Leiter dieser Fehmestelle, die die Aufgabe hatte, unbequeme Leute der nationalen Bewegung umzubringen, lernte ich persönlich im Keller beim Röhmputsch kennen. Es war der SA-Sturmbannführer Schiffer, dessen Amtsstelle sich in den Räumen der Gestapo befand. Schiffer, der auch im Zuge der Röhmaktion interniert worden war, erzählte gleich am ersten Tag, mit sichtlichster Genugtuung, von den Taten seiner Fehmeabteilung und berichtete auch, wie die Opfer an verschiedenen Chausseegräben, wie er sich ausdrückte, "eingepflanzt" worden sind. Unter "einfpalnzen" verstand Herr Schiffer das Verscharren der Opfer, das auf die Weise geschah, dass die Leichen vom jeweiligen Graben aus seitlich in Löcher geschoben wurden, die man nachher wieder zudeckte. So sollen Spürhunde nichts finden. Derselbe Schiffer verlor aber vollends die Fassung, als ein SS-Mann am nächsten Tag plötzlich in den Keller eintrat und befahl: "Schiffer, Uniform ausziehen!" was fast gleichbedeutend war mit anschliessender Erschiessung. Schiffer hat tagelang gewinselt, wie ein Kind, aus Furcht vor dem Tode. Er ist der Erschiessung entgangen, durch die Tatsache, dass Frl. Lotte Bechstein, Mitinhaberin der berühmten Klavierfirma seine Geliebte war und zugleich mit Hitler gut bekannt, da sie ihr Haus am Obersalzberg nahe dem des Führers hat. Eine andere Person, namens Grosse, die dem sogenannten Sicherheitsdienst der SS angehörte, aber gleichfalls im Keller als Häftling sass, berichtete in dem Kreise der Ehren-
    • S. 21
      • S. 5
      • häftlinge mit grösstem Freimut, über die Reichstagsbrandstiftung und vornehmlich über die Rolle de berühmten Hellsehers Hanussen, der bekanntlich ermordet worden ist. Der Mörder von Hanussen, Sturmführer Steidle [Steinle] (im geheimen Staatspolizeiamt angestellt) wurde in jenen Tagen gleichfalls im Keller eingeliefert. Ich kannte Steidle aus der SA-Kaserne Hedemannstrasser sehr genau. Wie Steidle berichtete, hat er Hanussen auf persönlichen Befehl des Grafen Helldorff erschossen. Gross berichtete über Hanussen und den Reichstagsbrnad wie folgt: Hanussen, der von der Führung der NSDAP vor der Machtrgreifung sehr oft um seinen hellseherischen Rat befragt worden ist, und sehr hoch bezahlt wurde, erhielt im Februar 1933 den Auftrag, das Individuum van der Lubbe hynpothisch zu bearbeiten und ihn in den sogenannten Trancezustand des Pyromanen zu versetzen. Da Lubbe sowohl ein gutes Medium als auch pyromanisch veranlagt war, gelang die Vorbereitung lt. Aussage Grosse's zum Reichstagsbrandstiftung bei van der Lubbe sehr gut. Ich, Korodi habe persönlich 54 Sitzungstage des Reichstagsbrandprozesses mitgemacht und war hierbei aktiv tätig, um den Beweis zu führen, dass der Reichstagsbrand nur möglich wurde, durch die von der KPD immer mehr zugespitzten Bürgerkriegspropaganda. 4 Tage vor dem Reichstagsbrand gelang es mir, geheime Stellungsbefehl der KPD im Original zu enthüllen, wonach als Stichtag 15. März angegeben worden war. Meine sachliche Beratung der Anklagevertretung im Reichstagsbrandprozess erfolgte damals tatsächlich aus bestem Gewissen heraus. Ich habe nur ein Rätsel nicht lösen können, 1. das Verhalten Lubbe's während des Prozesses den geistesabwesenden zustand- und 2. die Tatsache, das nur ein einziger der Brandstifterbande gefasst worden war. Der Bericht der Reichstagsbrandmittwisser im Röhmkeller klärte allerdings alles auf. 1. Lubbe ist auch während des Prozesses ständig von Hanussen [dieser war zum Prozesszeitpunkt längst tot] und Helldorff hynpothisch behandelt worden (Helldorff war auch bei den hypnotischen Sitzungen vor dem Reichstagsbrand stets dabei, in denen Lubbe zur Brandstiftung vorbereitet wurde. Helldorff, der wie von beteiligten unter Ehrenwort versichert worden ist, bereits 3 Stunden vor dem Reichstagsbrand den gesamten Wagenpark der SA in Bereitschaft hielt, um die Massenverhaftungen der KPD-Funktionäre durchzuführen, hat das Geheimnis über diese Mission vorsorglich in London im Safe
    • S. 22
      • S. 6
      • deponiert, mit der gleichzeitigen Weisung an einen Rechtsanwalt, in dem Augenblick, die Veröffentlichung vorzunehmen, wenn Helldorff's Person gefährdet oder beseitigt ist. Dieser Umstand erklärt es auch, dass Helldorff einer der wenigen ist, die bei der grossen Beseitigung missliebiger Mitwisser am 30. Juni 1934 verschont geblieben sind. Es war sehr unauffällig, dass nach der Machtübernahme Helldorff der zu sogenannten verdienstvollsten SA-Offizieren gehörte, keinerlei Amt erhielt, ausser der Ernennung nach langem Hin- und Her, zum Polizeipräsidenten des kleinen Städtchens Potsdam. Dort grüsste ihn übrigens niemand, weil er gesellschaftlich geächtet war, wegen anderer unsauberer Dinge. Von Helldorff hörte man 2,5 Jahre kein Sterbenswort, was, wie sich nachträglich herausstellte, ein großer taktischer Zug Görings war, um seinen Namen angesichts der Braunbuch-Attacken ein wenig verschwinden zu lassen. Der Lohn hat er jetzt bekanntlich erhalten, indem er zum Erstaunen der gesamten Weltöffentlichkeit zum obersten Hüter der öffentlichen Sicherheit und Ordnung der Reichshauptstadt mit Billigung des Fühers bestellt worden ist. Dass Hitler von all diesen trüben Geschehnissen, sei es Reichstagsbrand, oder blutigsten Terror nichts wiess, muss als Legende bezeichnet werden. Ich weiss aus bester Quelle, meinem Burschenschaftsverbandsbruder Ministerialrat [Leo] Killy, der einige Zimmer von Hitlers Arbeitszimmer seinen Dienst verrichtet, dass Hitler alles weiss. Killy sagte mir dies gelegentlich eines Zusammentreffens unter tiefster Erschütterung. Was Killy mir sonst noch über den Geisteszustand Adolf hitler's, vornehmlich nach dem 30. Juni 1934 sagte, erschreckte mich überaus. Killy meinte, Hitler sei seit dem 30. Juni von einer Art Verfolgungswahn gepackt und sei unter keinen Umständen mehr als normal zu betrachten. Ich persönlich war gelegentlich Ohrenzeuge eines Wutanfalles gegenüber seiner nächsten Begleitung. Mein Eindruck war entsetzlich.
      • Männer aus der nächsten Umgebung haben das Gefühl, dass er seinen Prätorianergarden deshalb immer freieren Lauf auf dem Gebiete des Terrors gibt, um Beifall bei seinen alten Kämpfern zu finden und sich ein innerliches Ventil zu schaffen. In Wirklichkeit ist er heute der Gefangene übelster Kreaturen, wie z.B. Streicher, Helldorff & Genossen.
    • S. 23
      • S. 7:
      • Vor einem Jahr hätte wohl kaum einer in Deutschland es für möglich gehalten, dass der Führer einem Streicher derartig freie Bahn gibt, und dass das Organ Streichers, Stürmer, das eine ausgesprochen unsittlichen Zeitschrift darstellt, sogar in Kirchengebäuden mit Genehmigung der Behörden plakatiert werden darf.
      • Sehr bemerkenswert ist, die eigenartige Haltung der Gestapo zum Thälmann-Prozess. Ich berichte aus eigener Erfahrung: Im April 1934 unternahm ich in der nationalsozialistischen Deutschen Wochenschau (älteste Parteizeitschrift) einen gross angelegten Vorstoss zum Thälmann-Komplex. Ich hatte mir die Sitzungsberichte des Ekki (der III. Internationale) verschafft, um nachzuweisen, dass Thälmann die zahllosen Mordtaten der KPD nicht nur billigte, sondern auch in Moskau öffentlich lobpreisen hat. Es gelang mir dies vollkommen und meine Veröffentlichung wurde in der gesamten In- und Auslandspresse mit grösster Aufmachung abgedruckt. Mein Vorstoss wurde in politischen Kreisen Deutschlads als eine sehr gute Hilfestellung angesehen für den längst fälligen Thälmann-Prozess. Nur die Gestapo erhob bei mir persönlich Beschwerde darüber, mit der Anfrage, ob ich vielleicht der Behörde das Tempo in der Erledigung des Falles Thälmann vorschreiben wolle. Die Gestapo verbitte sich derartige Vorstösse. Am nächsten Tag wurde der deutschen Presse behördlicherseits zu meinem Vorstoss folgender Satz mitgeteilt: "Wann und ob überhaupt gegen Thälmann der Prozess eröffnet wird, stehe z stunde noch gar nicht fest. Die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen."
    • Gelegentlich meiner Entlassung aus der Ehrenhaft eröffnete mir dann Kriminalrat Heller, der im Reichstagsbrandprozess als merkwürdiger Kronzeuge fungiert hat, ich hätte derartige Veörffentlichungen zu unterlassen, denn sie durchkreuzten die Politik der Gestapo. Im übrigen habe er mir zur eröffnen, dass der Thälmann-Prozess im Sande zu verlaufen habe. Die Gründe für diese Aufschiebung des Thälmann-Prozesses müssen äusserst gewichtiger Art sein und hängen gleichfalls mit dem Reichstagsbrandkomplex zusammen. Es ist jedenfalls für die Gestapo unerwünscht, dass Thälmann im Augenblick spricht, man beabsichtigt, ihn mürbe zu machen durch weitere Inhaftie-
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      • S. 8
      • rung. Augenblicklich ist diese Prozedur offenbar noch nicht genügend fortgeschritten.
      • Über die Person des Chefs der politischen Polizei, des heutigen Kölner Regierungspräsidenten Diels ist man im Ausland merkwürdigerweise nur sehr gering orientiert. Hierzu einige Feststellungen:
      • Als der Reichstag brannte, war der Chef der politischen Polizei Berlins, Oberregierungsrat Diels intimster Freund von Helldorff und Ernst. Diels ist neben Helldorff und Göring der wichtigste Mitwisser der Brandstiftung. Diels hat es auch zu verhindern gewusst, dass die Kriminalpolizei die andern Reichstagsbrandstifter in flagranti ertappte. Diels ist übrigens auch im Reichstagsbrandprozess nicht ein einziges Mal hervorgetreten, während er doch der berufenste gewesen wäre, das Wort zur Situation von damals zu ergreifen. Diels politische Vergangenheit ist bewegt. Bei jedem Regimewechsel findet er beste Posten, obwohl Korpsstudent, also rechts eingestellt, wird er von Severing in Polizeiministerium berufen, spielt dort, wie ich zahllose male persönlich erlebt habe, den getreusten Anhänger Severing's, unternimmt niemals Schritte gegen die KPD, sondern meist gegen rechts - als das rote Preussen gestürzt wird, ist Diels plötzlich befördert und Anhänger der Papenregierung und Gegner der NSDAP und als die NSDAP kommt, beruft ihn Göring, zum Erstaunen der politischen Umwelt, zum Chef des geheimen Staatspolizeiamtes. Der Grund dieser unverdienten Ehrung liegt in der besondern Kenntnis, die Diels über die einzelnen Führer der NSDAP sich im Laufe der Jahre gesammelt hatte. Um ihn zum Schweigen zu bringen über eine Unzahl von Unsauberkeiten zog Göring damals die Beförderung des Herrn Diels vor. Diels verschwand plötzlich trotz seiner "Verdienste" und wurde zum Regierungspräsidenten in Köln ernannt, wo er sich vollkommen im Hintergrund hält. Göring fühlte sich bewogen, den Mitwisser der Reichstagsbrandstiftung, Dr. Diels persönlich in sein Amt einzuführen, mit der Bemerkung, es sei nicht wahr, dass es eine Art Strafe sei, wenn Beamte in die Provinz versetzt würden, in diesem Falle sei es im Gegenteil eine Ehre. Diels hat die Wahrheit über den Reichstagsbrand in Paris deponiert, in gleicher Art wie Helldorff und entging somit dem
    • S. 25
      • S. 9
      • 30. Juni.
      • Der Mann ohne Gewissen, so nennt man in politischen Kreisen Herrn Himmler, z.Z. Chef des geheimen Staatspolizeiamtes. Für Himmler, sowie für seine Umgebung bedeutet ein Menschenleben nichts. Die Morde, die Himmler als Chef der gesamten politischen Polizei Deutschlands auf dem Gewissen hat, sind unbeschreiblich gross. Wenn Himmler sein Auto verlässt, bildet die Begleitmannschaft rechts und links einen so dichten Kordon, dass man ihn kaum sehen kann. Himmlers Furcht vor Attentaten ist laut Aussage von SS-Begleitmannschaften mit Recht sehr gross. Das Zusenden der Asche in Blechschachteln auch persönlich auf dem geheimen Staatspolizeiamt den Angehörigen übergeben. Ich persönlich war Zeuge, als einer Frau auf Befragen, wo ihr Mann sei, die Blechschachtel überreicht wurde und diese hierauf bewusstlos zusammenbrach. Die Erschiessung Schleichers war ein glatter Mord und geschah im Auftrage Himmlers. Als Racheakt für die ablehnende Haltung Schleichers während seiner Kanzlerschaft. Göring hat die Akten über die Ermordung Schleichers bei Himmler stehlen lassen, um den wahren Sachverhalt zu erfahren. Göring hat hierbei festgestellt, dass Schleicher sich nicht des Hochverrats schuldig gemacht hat und Hitler hat hierauf die Person des Generals Schleichers gegenüber der Verwandtschaft Schleichers rehabilitiert. Diese Mitteilung weiss ich als ehemaliger Vertrauensmann des Reichswehrministers Schleichers, dem ich zahllose Male als Leiter der Abwehrstelle gegen bolschewistische Umtriebe Bericht erstattet habe über Fragen der KPD.
      • Da mich die Einvernahme seelisch aufs Stärkste angegriffen hat, bitte ich, mir zu gestatten meine Schlussworte in einem eigenhändigen schriftlichen Protokoll nachzureichen. Sollten Sie noch weitere Auskünfte benötigen, stehe ich Ihnen jederzeit bereit."
      • Gelesen u. best. Walther Korodi

    • S. 29
      • Stadtpolizei Zürich
      • 9. November 1935
      • an das Polizei-Inspektorat, Zürich
      • Im Nachgang zu nebenstehender Angelegenheit teile ich Ihnen mit, dass die Bezirksanwaltschaft Zürich den angeschuldigten Korodi, Walther am 7. November a.c. auf freien Fuss gesetzt hat, um ihm die Möglichkeit zu geben, seine Gläubiger zu befriedigen, in der Annahme, es werde ihm eher möglich sein, die nötigen Gelder zu beschaffen, wenn er sich frei bewegen könne.
      • In meinem letzten Bericht habe ich Ihnen gemeldet, dass ich mich bei einem hiesigen Emigranten über die Persönlichkeit des Walther Korodi erkundigt hätte. Dieser EMigrant, Paeschke, Carl, Hadlaubstrasse 7, hat sich darauf noch schriftlich bei einem Bekannten, ebenfalls emigriert, Falk, Alfred, früher Leiter der Republikanische-Beschwerde-Stelle" in Berlin, nun in Fréjus, Südfrankreich, erkundigt. Ich übermittle Ihnen sowohl die Anfrage Paeschke als auch die Antwort vom Alfred Falk, letztere im Original, zu Ihrer Verfügung.
      • Wie Sie aus der Antwort ersehen, deckt sich diese durchaus mit den bereits erhaltenen Informationen bezgl. Walther Korodi. Er wird von einem seiner erbittertsten Gegner wie folgt geschildert:
      • "... einer der verschlagensten und bösartigsten Feinde, den wir (die ganez deutsche Linke) je besessen haben. Dabei durchaus geschickt und fleissig. Korodi, der die Pazifisten besonders aufs Korn genommen hatte, holte sich persönlich in den pazifisttischen Bureaus alle ihm erreichbaren Druckschriften, jahrelang, um sie in seinen Blättern herunterzureissen. "Seine Blätter" waren Deutsche Zeitung und "Berliner Börsenzeitung". Er war auch nicht feige, kam selbst in alle Versammlungen der Linken und machte seine Berichte. Immer sehr gut angezogen,
    • S. 30
      • gezogen, immer prompt alles bezahlend, also mit Geldmitteln versehen, ging sein Bestreben dahin, fortgesetzt die pazifistisch republikanische Bewegung zu discreditieren, als notorisch landesverräterisch hinzustellen...
      • Paeschke behauptet, der erwähnte Falk kenne Korodi wie nur wenige.
      • In der Beilage übermittle ich Ihnen ferner einen Artikel von Korodi, Walther, erschienen in der Ostpreussischen zeitung v. 14 Februar 1928, die in Königsberg in Pr. erscheint. Der Artikel nimmt Bezug auf eine Verteidiungsrede Korodis zu Gunsten der Fememörder Oberleutnant Schulz & Consorten.
      • Korodi hat nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft bei mir vorgesprochen und hat mich ersucht, die bei ihm beschlagnahmten Zeitungsausschnitte etc. (die ich Ihnen übmittelt habe) wieder ihm zuzustellen, da er dieselben sehr dringend benötige. Er brauche dieselben in nächster Zeit, nachher stünden sie mir wieder zur Verfügung. Gleichzeitig teilte er mir mit, dass er nun im Hotel Schiff am Limmatquai 70 logiere.
      • Ich möchte deshalb die Schweiz Bundesanwaltschaft ersuchen, mir die erwähnten AUsschnitte und Dokumente, so weit sie nicht benötigt werden, zuzustellen, wenn es gewünscht wird, könnten wir Photocopien herstellen, die wir Ihnen überlassen würden. Auch die jetzt beigelegte Osptreussische Zeitung erbitte ich wieder zurück.
      • Zum Schluss habe ich noch zu bemerken, dass Korodi vermutlich mit Angehörigen des frühern deutschen Kaiserhauses in Verbindung, event. in deren Diensten steht. Ich kann darüber noch nichts, näheres sagen, hoffe aber, noch etwas bestimmtees zu erfahren. Es wird vermutet, dass ein Sohn des früheren Kronprinzen, der sehr begabt sein soll [Louis Ferdinand?], event. von der Reichswehr auf den Schild erhoben würde. Blomberg soll ausgeschaltet werden, da man von ihm annimmt, dass er seinen Treue-Eid Hitler halten werde. Fritsch würde aber nur als Strohmann in den vordergrund treten, der eigentliche Drahtzieher bei der Wehrmacht sei ein anderer.


  • Unterlagen 78
    • SAZ vom 7. Juni 1932
    • Schlag gegen die gesamte Arbeiterbwegung
    • Die Hetze der Korodi-Stülpnagel
    • Von sehr zuverlässiger und zuständiger Seite erhalten wir Mitteilungen, die geeinget sind, die gesamte Arbeiterbeweugng zu alarmieren. Die Papen-Regierung plant:
    • 1. Verbot des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands für das gesamte Reichsgebiet; 2. Verbot des "Kampfbundes gegen den Faschismus", ebenfalls für das ganze Reichsgebiet; 3. Auflösung sämtlicher "Antifaschistischer Schutzstaffeln".
    • Für diese Verbote liegt wiederum ausschlißlich Hetzmaterial einer politischen Clique vor, die bereits zu dem Vebrot der Freidenker-Orgnisationen, zur Hetze gegen das Reichsbanner usw. beigetragen hat. Mit unerhörter Planmäßigkeit wird von dieser faschistischen Clique an der vollkommenen Unterdrückung der gesamten proletarischen Freiheitsbewegung gearbeitet. Wir sind durch einen glücklichen Zufall in der Lage, der Öffentlichkeit eine Kostprobe aus einer geheimen Denkschrift zu geben, die dieser Tage in verschiedenen Reichsämtern kursierte - mit dem ausdrücklichen Vermerk: "Nicht zu den Akten! Geheim"
    • In dieser Denkschrift wird auf "Grund beigefügten Originalmaterials" die Notwendigkeit betont, "unverzüglich sämtliche Kampforganisationen der KPD zu verbieten für das gesamte Reichsgebiet"...
    • "Wie aus den Anlagen über die gemeingefährliche umstürzlerische Betätigung genanten Organisationen hervorgeht, handelt es sich hier um Kampfverbände, deren einziges und oberstes Ziel die Entfachung des bewaffneten Aufstande und der gewaltsame Sturz der bestehenden Staatsorndung ist. Als Beweis für diese Behauptung führt das Material der faschistischen Clique angeblich "Aufforderungen zum Bürgerkrieg an und eine Unzahl Zitate aus kommunistischen Schriften. Der letzte Satz dieser Denkschrift, die eine an Gemeinheit nich zu übetreffende Hetze gegen die Kommunistische Bewegung ist, ist: In einem geordneten Staatswesen darf es keinen Raum für Organisationen geben, deren Ziele von solch gemeingefährlicher Art sind. Der Staat hat die Plficht, hier endlich einmal zuzuschlagen, ehe es zu spät ist, und ehe die kommunistischen Bürgerkriegsorganisationen die Brandfackel des Aufruhrs ins Land geschleudert haben!"
    • In der gleichen Denkschrift wird auch die Auflösung des Deutschen Freidenkerverbandes gefordert, ebenfalls unter Beifgügung von Originalmaterial. Ebenso ist die Deutsche Friedensgesellschaft nach dem Hetzmaterial sofort "für das gesamte Reichsgebiet zu verbieten" und mit ihr "Das andere Deutschland", "deren Führer unter Landesverrats-Anklage zu stellen sind". Einen breiten Raum der Denkschrift nimmt auch die Schaffung eines Gesetzes zum Schutze gegen Volksverrat" ein, was "eine der ersten Aufaben der Reichsregierung sein wird".
    • Er hat sich erwiesen, dass was wir als das nächste Ziel der Staatstreichregierung angezeigt hatten, schon jetzt verwirklicht werden soll: Aus einer anderen sicheren Quelle erfahren wir, dass man in dem Kreisen der neuen Reichsregierung tatsächlich darauf und dran ist, den Ratschlägen der Geheimpolitiker zu folgen und in den nächsten Tagen mit einer Notverordnung vor die Öffentlichkeit zu treten, in der gegen die gesammte Linksfront ein Schlag geführt wird, wie man ihn noch vor wenigen Tagen nicht für möglich gehalten hätte.
    • Die Putschisten in der Regierung, die im Augenblick der Sinn für die wirklichen Machtverhälnisse in Deutschland völlig verloren zu haben scheinen, sollen wissen, dass sich auf eine solche Notverordnugn zur Unterdrückung der proletarischen Freiheitsbewegung eine Einheitsfront bilden wird, an der sämtliche Machtgerüste der faschistischen Reichsregierung elend zerschellen!
    • Zu diesen ungeheuerlichen Vorbereitungen, erhalten wir außerdem folgende aufschlussreiche Information. In den verschiedenen Ressorts der Reichsregierungen liegen bereits eine Unzahl von Verbotserlassen gegen die Linksorganisationen fertig, dazu umfangreiche Begründungen". An diesen Vorbereitungen der Unterdrückungsmaßnahmen wird bereits seit einigen Wochen (!) eifrig gearbeitet, und zwar unter der Mithilfe einer politischen Clique, die es bisher glänzend verstanden hat, sich im Hintergrund zu halten, aber dafür um so gründlicher ihre Unterminier- und Hetzarbeit betätigt. Im Verbot der sogenannten.
    • Die führenden Leute des Redaktionsstabes der Clique:
    • Herr Walter Korodi vom politischen Stab der Berliner Börsenzeitung und der vor kurzem aus der Reichswehr ausgeschiedene General von Stülpnagel, der zur Zeit in der Berliner Börsenzeitung gemeinsam mit dem Chefredakteur Dr. Jügler als hauptverantwortlich für den konzentrisch gegen die revolutionären Organisationen um die linke Front geführten Angriff anzusehen ist.
    • Vor einiger Zeit wurde bereits aus Enthüllungen der Linkspresse bekannt, dass ein erheblicher Teil des Materials gegen das Reichsbanner aus Ausschnitten aus der Börsenzeitung besteht, so gut wie das gesamte Kampfmaterial gegen Links in den Archiven der Reichs- und Staatsbehörden aus der gleichen Quellen stammt, den gleichen auffallenden Stil trage und nur der Schluss übrig bleibe, dass es sich überall um die gleiche Persönlichkeit handele.
    • Auch bei den Notverordnungen im März 1931 wurde fast ausschließlich Korodi-Material verwndt. Die antifaschitische Junge Garde wurde vor zwei Jahren auf einen Korodi-Artikel hin verboten. Dieser Korodi, der jetzt das Material für die Verbote aller revolutionären und Linksorganisationen liefert, ist der Sohn des deutschrumänischen Staatssekretärs a.D. Lutz Korodi, der unter den chauvinistischen Kreisen der auslandsdeutschen-Propaganda tätig ist. Auch die Hetzkampagne gegen unseren Genossen Herberst in Kassel stammt aus der gleichen Quelle: von General Schleichers Vertrauensmann Korodi!


Ablegungen:

  • Stab Berliner Börsenzeitung
  • Notverordnungen März 1931 wurde fast ausschließlich Korodi -Material verwandt; Jugend-Garde 1930 Korodi-Artikel hin verboten; liefert Material Verbot aller Linksorganisationen;
  • Sohn Staatssekretär
  • Vertrauensmann Schleichers Quelle Hetzkampagne gegen Herberst
  • Asche Angehörigen Blechschateln zugesendet, selbst gesehen frau gestapa schachtel übergeben wurde, bewusstlos zusammenbrach; Schleicher Auftrag himmlers racheakt.


  • Dokument 37:
    • S. 1:
      • Zürich 28. Dezember 1941
      • Gefängnis der Kant. Polizeikaserne
      • Herrn Dr Balsinger, Chef der Bundespolizei
      • Beigefügter Bericht: I-XIV Bern
      • Persönlich-Streng vertraulich - nicht zu den Akten
      • Sehr verehrter Herr Doktor,
      • am 9. Dezember d.Js. rief ich von Zürich in Ihrem Büro an und bat Frau Wermuth, mich bei Ihnen für den kommenden Tag zu einem persönlichen Besuch anzumelden. Als ich am 10. Dezember in Bern ankam, rief ich sofort nochmals bei Ihnen an, um den Zeitpunkt der Unterredung zu erfahren, der mir von Frau Wermuth dann mit 3 Uhr benannt wurde. Wegen Arbeits-Überlasung Ihrerseits kam es aber leider nicht zu jener Besprechung, sodass
    • S. 2:
      • ich ersuchte, mich am übernächsten Tag empfangen zu wollen. Inzwischen wurde ich aber in Zürich wegen eines Verstosses gegen fremdenpolizeiliche Vorschriften in Haft genommen - (den ich aber keineswegs mit Absicht unternommen hatte). Infolge dieser überaus schmerzlich empfindenden Polizei-Maßnahme kam es daher nicht zu erbetenen Unterredung, bei der ich Ihnen pflichtgemäss von einem äusserst wichtigen politischen Vorgang Mitteilung machen wollte. Angesichts der Wichtigkeit und Vertraulichkeit dieser Nachricht ersuchte ich um die Zusicherung seitens des Nachrichtendienstes der Kant Polizei-Zürich, dass beigefügten Bericht an Sie auf direktestem und sicherstem Wege weitergeleitet werden würde - was mir vom Beamten des NS, Herrn Meyer, auch zugesagt wurde. Ich bat gleichzeitig Herrn Oberleutnant Moser, Diesen Brief
    • S. 3:
      • durch einen Boten nach Bern bringen zu lassen, damit er sicher und ausschliesslich in Ihre Hände gelangt. Ich erklärte mich bereist, für die Fahrt-Unkosten und Spesen dieser Besorgung persönlich aufzukommen. Wie Sie aus all diesem ersehen, habe ich alles Erdenkliche getan, um meinen Bericht in strengster vertraulicher Form Ihnen zukommen zu lassen. Es schmerzt mich begrifflicherweise ausserordentlich, dass ich infolge der Haft nicht in der Lage bin, Ihnen persönlich jene Mitteilung von so hoher politischer Bedeutung vorzutragen. Nur ich empfinde den gegenwärtigen Zustand als eine Tragik besonderer Art, die mich in meinen tiefsten Innern aufs schwerste trifft. Ich vertraue aber der Gerechtigkeit dieses Staates, mit dem ich mich so stark verbunden fühle, - dass er mir schnellstens meine Freiheit wiedergibt, die ich nun seit 18 Tagen verloren habe.
    • S. 4:
      • Mit welcher Hingabe ich stets danach gefachtet habe, meinem Gastlande zu dienen, dürften Sie, sehr verehrter Herr Doktor im Laufe der Jahre erfahren haben. Wie Sie wissen werden, habe ich auch niemals etwas getan, um dadurch irgendwelche Vorteile zu erlangen - sondern es geschah alles: um der Sache willen!
      • Solten sie für die Wiedererlagung meiner Freiheit etwas tun können, so bitte ich Sie darum aus gleichem Beweggrunde: Um der Sache willen - und um der Gerechtigkeit willen. Lassen Sie mich nicht den Übergang in jenes entscheidungsvolle Jahr im Kerker erleben, wo ich seit 18 Tagen vergeblich auf meine Befreiung warte. Und nun lasse ich jenen Bericht folgen, den ich jederzeit bereit bin, noch mündlich zu ergänzen.
      • Ergebenst Walther Korodi
    • [weiterer Brief]
    • S. 1:
      • I Streng vertraulicher Bericht an den Chef der Bundespolizei, Herrn. Dr. Balsiger
      • In den ersten Tagen des November d.Js. erhielt ich völlig unvermutet den Besuch eines mir von früher sehr gut bekannten Offiziers, der heute den Rang eines Generalmajors [wer?] bekleidet und dem deutschen Generalstab zugeteilt ist und zwar der Ost-Abteilung. Dieser Mann gehört zu jenem Kreis von Offizieren, die mit Generaloberst von Fritsch besonders engen Kontakt gehabt haben - sowohl dienstlich wie auch ideal. Er ist jener Kreis, der damals von der Herausgabe meines Buches "Ich kann nicht schweigen" vorher gewusst und es gebilligt hat. An jenem Geheim-Zusammenkünften, die im Reichswehr-Offizierkorps nach der Ermordung General-Schleichers stattgefunden haben (siehe näheres in meinem Buch) nahm jener Mann in erster Linie teil. Heute befindet es sich an einer Stelle des deutschen
    • S. 2:
      • Generalstabes, von wo aus Hitler geradezu unter Beschwörungen vor dem Krieg gegen Russland gewarnt worden war. Derselbe Offizier gehört auch zu jenen Männern des Generalstabes, die Hitler vor dem Einmarsch nach Österreich, Sudentenland, Prag und Polen gewarnt haben. Da Hitler aber überall siegte, verbat er sich im letzten Fall Russland im dramatischster Form jedwede Warnung und verliess - laut Bericht dieses Offiziers - eine Generalszusammenkunft Anfang Juni 1931 mit der eindeutigen Bemerkung ungefähr: "Das sind nicht Warnungen, sondern das ist Defaitismus, den ich auszurotten wissen werde!" (Dieses möge genügen zur Kennzeichnung der Richtung, der jener Offizier angehört, mit dem ich mich in entlegensten Gegend im Tessin getroffen habe und bei dieser Gelegenheit über den Zweck und die Hintergründe seiner Reise folgendes erfuhr:
    • S. 3:
      • "Auf Grund der im russischen Feldzug bis Anfang Nov 1941 gemachten Erfahrungen hat sich die von jenen Offiziers-Kreisen von vornherein gehegte Annahme bestätigt, dass der Krieg gegen Russland mit einem beispiellosen Unglück für die deutschen Ostsoldaten enden müsse. Denn -, so stellte der Offizier ausdrücklich fest - Hitler habe höchstens bis Ende September 41 gerechnet und zu dem Termin mit Revolution in Russland und der Kapitulation Russlands gerechnet. Ein Winterfeldzug im Osten sei niemals ernstlich von Hitler in Erwägung gezogen worden. Die Ausrüstung der deutschen Armee für einen wirklichen Winterfeldzug sei daher in keiner Wiese sichergestellt gewesen, sodass alles planlos improvisiert werden musste. Ein Teil der Generäle warnte Hitler letztmalig im Oktober 41 vor den Gefahren des russ. Raumes, als Hitler befahl so tief wie möglich zu diesen hineinzustossen -
    • S. 4:
      • was ja auch ab 2. Okt 41 geschah (und in der Folge zur Katastrophe des Rückzuges führte). Aber nun kommt in der Darstellung jenes Offiziers das Wichtigste: Hitler kündigte seinem Generalstab Ende Oktober 41 ganz offen an, dass er den Ausweg aus dieser Situation mit dem letzten Mittel erzwingen werde. Mit Gas!! In dem Kampf um Sein oder Nichtsein sei jedes Mittel erlaubt, und er werde die Ausrottung der bolschewistischen Pest vor der Welt jederzeit zu rechtfertigen wissen. Das Tolle an diesem Plan war aber, dass er (Hitler) die Auffassung vertrat, dass selbstverständlich zur gleichen Stunde auch der Vernichtungs-Gastkrieg gegen England ausgeführt werden müsse. Den Erfolg dieses Gaskrieges verspricht sich Hitler auf Grund der Tatsache, dass Deutschland über ein Gas verfüge, gegen das nachweislich sämtliche Gasmasken der Russen und Engländer völlig wirkungslos seien.
    • S. 5:
      • Der Offizier führt des weiteren fort: Die Mitteilung Hitlers im engsten Kreise des deutschen Generalstabes, dass er mittels Giftgas die Entscheidung noch zu diesem Jahre erzwungen werde, ist der Anlass zu einer Krise in den Kreisen der deutschen Armeeführung, die zu ungeahnten Konsequenzen führen könne. Es ist überaus bedeutungsvoll, dass mir jener Offizier schon zu den ersten Tagen des Novembers 41 mit vollster Sicherheit voraussagte, dass Brauchitsch das Kommando niederlegen werde und zwar noch im November - (was inzwischen geschehen ist) und 2) dass gegen Ende November die deutsche Heerführung - auch gegen den Willen Hitlers - der allgemeinen Rückzugs im Osten anbefehlen werde, um allerschlimmstes zu verhüten. (Auch diese Voraussage ist inzwischen eingetroffen)
    • S. 6:
      • Die deutschen Verluste, so berichtete jener Offizier mir weiter, seien grauenhaft hoch, nur die Heimat habe bis zur Stunde nicht die geringste Vorstellung von dem Ausmass der Opfer, die der Russland-Krieg gefordert hat.
      • Diesem Krieg zu beginnen, war Wahnsinn und ein Verbrechen, so sagte mir jener Offizier, der stets zu jenen Kreisen gehört hatte, die zu einem kommenden Krieg eine Katastrophe für Deutschland voraussahen. Jeder weitere Tag dieses Krieges - so fuhr der Offizier fort - vergrössert dieses Verbrechen, für das von unseren Gegner umso furchtbarere Sühne verlangt werden wird, je länger wir diesen Krieg fortführen." In erschütternden Worten legte mir dann dieser Mann dar, wie man sich in führenden Offizierskreisen den Kopf zermartere, auf welche Weise dieser Krieg und das bestehende Regime liquidiert werden könne.
    • S. 7:
      • Bei diesem erwähnten Kreisen handelt es sich nun laut Bericht jenes Offiziers- keineswegs um Kleine Zirkel, die nur geringen militärischen Einfluss besitzen, sondern um sehr massgebende Männer. Diese Tatsache macht auch den Zweck der Auslandsreise dieses Offiziers so hoch bedeutsam. Seine Mission ist nämlich, eine Sondierung vorzunehmen, unter welcher Bedinungen dieser Krieg abgebrochn und liquidiert werden könnte. Wenn Ribbentrop immer wieder so energisch dementiert, dass von deutscher Seite Friedensfühler ausgestreckt werden würden oder ähnliche Bestrebungen im Gange seien, so beweist die Mission (von der Ribbentrop natürlich nichts weiss) dieses Offiziers das Gegenteil. Tatsache ist, dass mich dieser hohe deutsche Offizier - unter vier Augen in aller Form ersuchte, die Verbindung zu amerikanischen verantwortlichen
    • S. 8:
      • Kreisen herzustellen - vorausgesetzt, dass dieses unter strengsten Verschwiegenheit in jeder Hinsicht möglich sei. (Amerika war zu jenem Zeitpunkt noch nicht im Krieg mit Deutschland) Ich nahm hierauf Fühlung mit einem sehr angesehenen Amerikaner zu Bern, zu dem ich in einem besonders freundschaftlichen Verhältnis stehe, da er der Vertrauensmann eines grossen amerikanischen Verlages ist, zu dem Anfang Februar 42 ein Buch in englischer Sprache erscheint - betitelt "What after" und dessen Verfasser ich bin.
      • In diesem Buche, das als Autor-Titel: die Worte von einem Europäer" trägt, behandle ich die grossen und dringenden Aufgaben, die nach Diesem grauenhaften Kriege zu lösen sind - daher der kurze Titel: What after? Die Frage des "Was nachher?" ist ja bei Gott eine brennende Frage, über die man nicht früh genug und gründlich genug nachdenken kann. Bei Erscheinen dieses Buches bin ich als Verfasser nicht zu erkennen - absichtlich daher ist mein Name strengstes Verlagsgeheimnis.
    • S. 9:
      • Auch die Tatsache des Erscheinens dieses Buches ist bis zum Tag des Erscheinens vertragsgemäss strengstes Verlags-Geheimnis. Zu diesem Buche habe ich auch über die Schweiz längere Ausführungen gemacht - im Zusammenhang mit der Frage des Rechtes der kleinen Staaten, über sich selbst zu bestimmen und jedwede Einmischung abzulehnen u.a. zu ich bin schon heute davon überzeugt, dass dieses Kapitel in der Schweiz ungeteilten Beifall finden wird, da es der Auffassung des Schweizer Volkes voll und ganz entspricht.) Zurück zum Thema:
      • Zwischen dem Amerikaner und dem deutschen Offizier fand durch meine Vermittlung die erbetene Fühlungnahme statt und zwar wiederum in entlegener Gegend des Tessins. Auf besonderen Wunsch des Amerikaners wurde im folgenden noch ein ihm sehr befreundeter Mann hinzugezogen, der im Vatikan eine besondere Rolle Italiens spielt - nämlich auf den Papst seit langem einzuwirken versucht ganz offen umzuschwenken - nämlich gegen die "Neue Ordnung" in Europa.
    • S. 10:
      • Ich kannte diesen Mann gleichfalls sehr gut, da er s.Zt. meinen Kampf gegen Gottlosigkeit in Deutschland eifrig verfolgt hatte und dann später auch meine Veröffentlichungen von Wien aus (1936/37) über die Gefahren der braunen Gottlosigkeit. Dass dieser Mann im Vatikan sehr grossen Einfluss hat, habe ich übrigens am Inhalt der Papst-Botschaft zu Weihnachten d.Js. erneut erkennen können, deren Gedankengänge dieser Mann uns schon Mitte November d. Js. vortrug und betonte, dass solche Worte unbedingt seitens des Papstes offen verkündet werden müssten - was inzwischen geschehen ist und bestimmt eine grosse Sensation darstellt, dass der Papst Hitlers "Neue Ordnung" so klar ablehnt und gegen die Vergewaltigung der kleinen Völker Protest erhebt und gegen den Bruch von Verträgen zu Felde zieht. Über die Geneigtheit führender italienischer Kreise, den Krieg so schnell wie möglich zu liquidieren
    • S. 11:
      • erfuhr ich bei der Gelegenheit der Zusammenkünfte sehr viel Wissenswertes und Überraschendes (es ist leider nicht möglich, im Augenblick alles schriftlich niederzulegen, da es zu weit führen würde. Ich bin gerne bereit, alles weitere mündlich zu ergänzen.)
    • Ich habe im Verlauf der gemeinsamen Unterredungen dann den Eindruck gewonnen, dass es das Beste sei, alle weitere Unterredungen in einem anderen Lande fortzuführen, und zwar in Portugal. Ich erachtete dieses für notwendig, um auf alle Fälle zu verhindern, dass die Schweiz im Zusammenhang mit diesen Friedens-Sondierungen irgendwie erwähnt wird. Wenn letzteres auch völlig ausgeschlossen ist - angesichts der strengen Vertraulichkeit und aller erdenklichen Vorsichtsmassnahmen - so hielt ich es trotz alledem für politisch besser, vorzuschlagen, dass der Schauplatz aller weiteren Fühlungsnahmen ungeheuer nach Portugal verlegt wird. Ich glaube,
    • S. 12:
      • dass ich bei diesem Vorschlag ganz im Sinne der Schweiz gehandelt habe, da ich ja die besondere Lage dieses Landes sehr gut kenne. Ich habe bei dieser Gelegenheit jenem deutschen Offizier auch die politischen Gefahren vor Augen geführt, die durch die Landung eines Flugzeuges auf schweizer Boden der Eidgenossenschaft bereitet werden könnten. Das Gespräch war auf dieses Thema gekommen in Zusammenhang mit der Möglichkeit weiterer Entwicklungen und der Notwendigkeit selbständiger Handlungen, auf dem Gebiet der Liqudierung dieses Krieges - gegen den Willen Hitlers. Meine Argumente wurden seitens jenes Offiziers anerkannt. Im Augenblick dürfte sich jener Offizier, noch in Portugal befunden worden ist, bereits wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Alle weiteren Sondierungen oder ähnliche Aktionen werden künftighin nicht über die Schweiz erfolgen, sondern über andere Länder.

Korodi (Baden-Baden) (check)

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E2200.37-02#1967/49#20* (Korodi, Walt; Baden-Baden - Pressestimmen 1933-1950) [Geprüft: 3. März 2023]

  • Dokument 1
    • S. 1
      • 31. Januar 1946
      • Herr Minister
      • Wie Ihnen gewiss nicht entgangen ist, hat der deutsche Staatsangehörige Walther Korodi in Nummer 24 des "Süd Kurier" unter dem Titel "Deutschland und die Schweiz" eine Abhandlung über die Frage der Wiederherstellung gutnachbarlicher Beziehungen zwischen Deutschland und der Schweiz veröffentlicht.
      • Der verständnisvolle und versöhnliche Ton des Artikels trägt gewiss das Seine dazu bei, dies wegen der langjährigen Nazipropaganda noch teilweise vorhandenen falschen Begriffe über die Schweiz zu berichtigen.
      • Herr Korodi hat durch die Grenzstelle Konstanz dieses Konsulat einem Visumsantrag eingereicht, weil er in der Schweiz noch gerne Archive holen möchte, die er während der Zeit seines Exils dort angelegt hat.
      • Herr Korodi war bekanntlich wegen seines den Nationalsozialismus gerichteten Buches "Ich kann nicht schweigen" in Deutschland verfolgt und hatte bei uns Zuflucht gefunden. Wie ich hörte, hatte er Anstände mit der Bundesanwaltschaft, weshalb die Eidg. Fremdenpolizei durch diese Behörde veranlasst worden ist, sein Einreisegesuch abzulehnen. Es ist wohl möglich, dass Herr Korodi seinen freundlichen Artikel über die Schweiz in der Absicht geschrieben hat, bei uns gut Wetter zu machen und sein offenbar negatives Konto bei der Bundesanwaltschaft auszugleichen. Wie dem aber auch sei, hat seine Veröffentlichung in Süddeutschland seine Wirkung nicht verfehlt, weshalb ich es bedauern würde, wenn ihm dieses Ergebnis seiner journalistischen Geschicklichkeit nicht bis zu einem gewissen Grade zugute Department
    • S. 2
      • gehalten würde. Er ist in Pressekreisen Süddeutschlands ziemlich bekannt und geniesst, soweit ich es feststellen konnte, auch in der Informationsabteilung der frazösischen Militärregierung einiges Ansehen.
      • Ich würde es unter diesen Umständen begrüssen, wenn Sie bei der Eidg. Fremdenpolizei und der Bundesanwaltschaft darauf hinwirken wollten, Herrn Korodi wenigstens ienen kurzfristigen Aufenthalt in der Schweiz zu gestatten, sofern die letztgenannte Behörde in seiner Einreise nicht eine Gefährdung wichtiger schweizerischer Interesse erblickt.
      • Ich wäre Ihnen dankbar, wenn sie mich von der stellungnahme des Bundesnawaltschaft und der eidg Fremdenpoliezi unterrichten wollten.
      • gegenigen sie, herr minister, die Versicherung meiner ausgezeichneten hochachtung.
      • Die Schweizerische Konsul
      • 2 Durchschläge


  • Dokument 4
    • S. 1
      • Walther Korodi
      • Baden-Baden, 16.1.46
      • Hotel Holland
        • Herrn Konsul König, Baden-Baden
      • Sehr geehrter Herr Konsul,
      • in der Anlage gestatte ich mir, Ihnen eine Fotokopie eines Schreibens zu überreichen, die Sie im Zusammenhang mit unserem heutigen Gespräch interessieren dürfte. Diesen Brief sandte der Chef von Exchange Telegraph an den Südkurier anlässlich des Erscheinens meines Artikels über die Schweiz. Durch die Weiterverbreitung durch Exchange gelangte mein Artikel in die gesamte angelsächsische Presse und auch in den englischen und amerikanischen Rundfunk.
      • Ich habe mich damals über diesen Brief von Mister Garrett sehr gefreut, da er für mich ein Beweis war, dass die Brücken trotz all den grauenhaften Ereignissen nicht völlig abgebrochen sind.
      • Darf ich mir noch erluaben, eine Bitte betreffs meines Einreisegesuches in die Schwiez auszusprechen, das zur Zeit in Bern in Bearbeitung ist.
      • (Herr vicekonsul spring kann Ihnen hierüber nähere sagen)
      • Da die Herren der Fremdenpolizei in Bern an ihrem traditionellen Berner Tempo festhalten - auch wenn es sich um dringende Angelegenheiten handelt - möchte ich Sie freundlichst bitte, Herrn Konsul Dr. Giesler nach Konstanz telegraphisch mitzuteilen, dass Sie auch ihrerseits die dringliche Erledigung meines Gesuches befürworten, was Herr geisler dann von Kreuzlingen telephonisch nach bern weitergeben könnte. ich bin überzeugt davon, dass eine solche Befürwortung der dringlichkeit Ihrerseits die Sache sehr fördern würde.
      • Sie täten mir einen überaus grossen Gefallen mit dieser telegraphischen befürwortungen und zugleich unserer gemeinsame Sache. Es ist beruflich für mich von größter bedeutung, dass ich schnellstens mein umfangreiches politisches spezial-archiv von der schweiz nach deutschland verbringen kann
    • S. 2
      • in dem sich auch wichtige Dokumente im Zusammenhang mit dem Nürnberger Prozess befinden. Die Dineststellen in Bern vermögen sich oftmals garnicht vorzustellen, welche grosser Schaden einen Gesuchsteller durch die langsame Behandlung der Einreisegnehmigung zu entstehen vermag.
      • ich dnake ihnen im voraus für ihre Bemühungen aufs beste und verbleibe mit verbindlichster Empfehlung
      • ihr sehr ergebner Walther Korodi


    • Dokument 5
      • The Exchange Telegraph Company 27.11.45
      • Verlag und Redaktion
      • Südkurier
      • Wir danken Ihnen für Ihr Schreiben vom 22. November 1945 und freuen uns Ihnen mitteilen zu können, dass wir Ihre Publikation über die Schweiz als den ersten freien deutschen Ausdruck gutnachbarlicher Beziehungen in der anglo-amerikanischen Presse verbreiteten.
      • Mit grossem Interessen verfolgen wir unter wie grossen Schwierigkeiten. Sie am geistigen Wiederaufbau Deutschlands mitarbeiten. Gestatten Sie mir persönlich Ihnen zu versichern, dass ich als Engländer gerne dazu beitrage Ihre segensreiche Tätigkeit, die einem besseren Verständnis unter und allen dient, zu fördern.
      • Bitte lassen Sie Dr. hugo eckener wissen, dass ich seine unanfechtbare haltung mit entschiedenheit sowohl in Greatbritain wie auch in den usa zum ausdruck brachte. Ich bedaure, dass es der Druckschrift bedurfte, um eine Persönlichkeit wie Dr Eckener, die keine Rechtfertigung notwendig hat, zu klären.
    • Mit vorzüglicher hochachtung, exchange telegraph

Freies Deutschland

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E5791#1000-949#1083

  • Dokument/ S. 115 (Freies Deutschland, Organ der Bewegung Freies Deutschland) Nr. 5, Anfang Mai 1945
    • Dr Wilhelm Abegg
    • Erwischte Kriegsverbrecher (Auwi, Papen und Konsorten)
    • Die alliierten Mächte habe im Osten und Westen Deutschlands eine Reihe von Persönlichkeiten, die mindestens im deutschen Sinne Kriegsverbrecher sind, gefangen genommen. Wenn wir uns über einige von diesen mit voller Deutlichkeit äußern, so geschieht es nicht aus persönlichem Haß oder Rachegefühl, sondern allein deswegen, weil die Krankheitsträger, die für den Volkskörper eine schwere Gefärdung bedeuten, gekennzeichnet und später mit rücksichtslosem Zugreifen ausgeschieden werden müssen.
    • ...
    • Dasselbe trifft auf Franz von Papen zu - einen Mann, den man außerhalb der diplomatischen Karriere nur als Hochstapler bezeichnen könnte, eine der dunkelsten Gestalten der schicksalsreichen letzten 25 Jahre Deutschlands. Er wurde berühmt durch seine ebenso unsaubern wie törichten Machenschaften, die er sich im ersten Weltkrieg als Militärattaché in Washington hatte zuschulden kommen lassen; seine in Amerika geworbenen Helfershelfer hat er teils durch seine Dummheit, teils durch direkten Bruch seines Ehrenworts zu Opfern seies Treibens werden lassen. Als Chef des Stabes einer Orientarmee hat er in Kleinasien schmählich versagt. Nach dem ersten Weltkriege wurde er vom Zentrum, das für seine parlamentarische Vertretung geeignete Katholiken suchte, in den Preußischen Landtag entsandt, wo er die demokratische Politik der Mehrheit ständig zu durchkreuzen suchte und sich als so unfähig, aber auch als so unehrlich erwies, daß er für die Wahl im April 1932 nicht mehr aufgestellt, sondern aus der Partei gestrich wurde. In dieser Zeit fällt sein Auftreten vor einem Untersuchungsausschuss des Landtages, vor dem er einen richtigen Meineid geleistet hat; es handelte sich damals um die Frage, in welcher Eigenschaft er die Aktien der katholischen Zeitung Germania vertreten hat - eine genaue Darlegung des Sachverhalts würde hier zu weit führen. Als Brüning zum Rücktritt vom Kanzleramt gezwungen worden war, suchte der Drahtzieher jener Zeit, General von Schleicher, einen Nachfolger, der nicht dem Zentrum wohl aber der katholischen Kirche angehörte, weil er auf diese Weise eine gefährliche Opposition jener Partei vermeiden wollte. So verfiel er auf F. von Papen, der aus Ärger über seine Streichungaus den listen der Katholischen Volkspartei gerade in der rechten Stimmung war, um den entgegengesetzten Kurs einzuschlagen. So kam es zur Kanzlerschaft dieses unheilvollen Mannes und zus einem ebenso reaktionären wie verfassungswidrigen Vorgehen gegen die einzelnen deutschen Länder; auf Druck des Reichspräsidenten von Hindenburg und der Reichswehr beugten sich alle Instanzen, voran das Reichsgericht, diesem Vorgehen, durch das der Boden für den Nationalsozialismus geebnet wurde. Die Einzelphasen der Maßnahmen von Papens gegen die deutschen Länder sind mit einer Fülle von Lügen und direkten Ehrenwortbrüchen angefüllt. Es folgt das Satyrspiel, in dem Schleicher seinen Freund Papen als Reichskanzler absetzte und beerbte, bis sich dieser im Januar 1933 rächte und Schleicher durch eine Indiskretion bei Hindenburg stürzte. In der Zwischenzeit hatte Papen unter Bruch eines Schleicher gegebenen Ehrenwortes mit Hitler bei dem Bankier von Schroeder verhandelt - eine Tatsache, die Papen af Befragen erst abgeleugnet, dann aber auf Vorweisung einer von einem Spion heimlich gefertigten Photographie dieser Zusammenkunft zugestanden hat. Papen wurde dann Vizekanzler unter Hitler, dem er als gehorsamer Gefolgsmann auf seine Weise, das heißt mit Lug und Trug diente, ein kennzeichnender Vertreter jener Herrenreiter, die auf Befehl eines harten Herrn von jeher zu allen, auch den schmählichsten Diensten bereit war. Es folgt als nächste Tat die Entsendung Papens durch Hitler zu Papst Pius XI., um diesen zum Abschluss eines Konkordates zu bewegen, was selbstverständlich nur im Wege schmählichster Täuschung der Kurie über Einstellung und Handeln der Nationalsozialisten zu erreichen war. Auch dieser gegenüber ist Papen, obwohl praktizierender Katholik, vor dem Gebrauche der Lügen nicht zurückgeschreckt. Pius XI. hat später, glaubwürdigen Mitteilungen zufolge, ein für allemal Weisung erteilt, daß Papen im Vatikan nicht wieder zu empfangen sei. Weder äußere Verachtung noch innere Scham konnten Papens weitere Betätigung gleicher Art verhindern. Für seine bekannte Marburger Rede an die Stunden wurde deren Verfasser, Edgar Jung, der den Wortlaut im Auftrage des ehrgeizigen Redners aufgesetzt hatte, von der SS erschossen, was jedoch Papen nicht im geringsten berührte; schon zwei Tage später, vor der Beerdigung des für ihn umgebrachten Mitarbeiters, erschien Papen in bester Laune auf dem Rennen in Hoppegarten, wo er sich zunächst als Präsident des Unionklubs in großer Pose zur Schau stellte, bis plötzlich Goebbels erschien, der gefürchtete Meisterintrigant, bei dem sich Papen sofort in devotester Weise meldete, um dann im Gefolge des Ministers unterzutauchen. Es folgte seine Mission in Wien, wo das Doppelspiel zur Grotestke wurde; Papen fühlte sich von den Nazi gefährdet und bat gegen diese Schuschnigg um Schutz; als jedoch sein Mitarbeiter Baron von Ketteler von Naziseite ermordet wurde, sah Papen keinerlei Anlass zur Beschwerde oder gar zu einer Untersuchung. Er hat sodann Schuschnigg zum Gang nach Canossa - in diesem Falle nach Berchtesgaden - durch bewusste Irreführung bewogen, und noch unmittelbar vor dem Einmarsch der Hitler-Armee, über den er selbstverständlich unterrichtet sein mußte, sein Ehrenwort gegebn, dass ein solches Vorgehen unter keinen Umständen in Frage komme. Lohnt es sich, das Sündenregister dieser widerlichen Subjektes noch fortzusetzen? Bei seiner Gefangennahme soll des sechsundsechszigjährige Sünder die Rolle des schuld- und hilflosen Greises gespielt haben, indem er dem amerikanischen Offizier sagte: "Was wollen Sie von einem alten Mann...? Dies Maske wird hoffentlich dem giftigen Reptil nichts nützen.


[ giftiges reptil] [spiele 45 bei Verhaftung den hilflosen reis]


Ablegungen

  • Helfershelfer USA durch Dummheit und Ehrenwortbruch Opfern geworden
  • Irrtümlich: Parteiliste Gestrichen. Stimmung heimzahlen [rechten Stimmung um anderen Kurs wählen]
  • 1932 nicht mehr auf gestellt, weil unfähig und unehrlich erwies
  • Vertreter jener Herrenteiter, die auf Befehl harten Herren jeher zu allen, auch den schmählichsten Diensten bereit sind
  • Satyrspiel Vorgänge Jahreswechsels 1932/1933
  • MR-Wortlaut im Auftrag P.
  • widerliches Subjekt
  • Sündenregister
  • Gehorsamer Gefolgsmann


einbau

  • hoppegarten poste präsi unioklu schau, goeb erschien, meisterintrigan, devo meldete/ unheilvoll mann
  • außer dip karr nur hochstapler/ eine dunk ges schicksalsreich letzten 25 jahre dt; berühm ebenso unsau wie tö machenschaften attach/ dient sei weise mit lug u betrug

E4264#1985-196#600_5147057 (Katalog: E4264#1985/196#600*)

  • Dokument 2 (2: 1-2 [g]; 1-2 [hdg])
  • Dokument 3 (3: 1-3 [g]; 1 [Deckel], 2-3 [Pappe])
  • Dokument 5 (2: 1-2 [g]; 1 [Zeitungsartikel Die Nation 22.1.47] [kop], 2 [le])
  • Dokument 6 (7: 1-7 [g]; 1 [kop], 2 [le], 3 [kop], 4 [Doublette 3], 5 [le], 6 [Fotos], 7 [bel])
  • Dokument 8 (124: 1-124 [g]; 1 [kop], 3 [g], 5-6 [kop], 7 [kop], 9 [kop], 11 [g], 13 [kop], 15 [g] [Vordruck], 17 [bel], 19 [kop], 21 [kop], 23 [g], 25 [bel], 27 [bel], 29 [kop], 31 [kop], 33 [kop], 35 [g], 37 [hdg], 39 [g], 41 [kop], 43 [kop], 45 [bel] [der fall ist heikel], 47 [bel], 49 [g] [April 1939 Emigrant Land gekommen], 51 [g], 53 [bel], 55 [g], 57 [hdg], 59 [g], 61 [hdg], 63 [g], 65 [g], 67 [bel], 69 [bel], 71 [g], 73 [g], 75 [g], 77 [g], 79 [hdg], 81 [g], 83 [g], 85 [g], 87 [bel], 89 [bel], 91 [hdg], 93 [kop] [Brief 2. August 1941 an Steiger], 95 [g], 97 [g] [15.9.41 Stafanstalt Bellechasse Internierungslager zugeführt], 99 [bel], 101 [g], 103 [bel], 105-106 [hdg Pfeifer], 107 [g], 109 [bel], 111 [g], 113-115 [kop] [Briefe Kerle 30.9.41], 117 [kop], 119 [bel], 121 [g], 123 [g]) [62 v 62] [straff gehalten wird] [bedeutend schulden gemacht]
  • Dokument 9 (3: 1-3 [g]; 1 [kop], 2-3 [le])
  • Dokument 11 (3: 1-3 [hdg]; 1-3 [hdg] [kop])
  • Dokument 13 (5: 1-5 [g]; 1 [kop], 2 [Doublette], 3 [le], 4-5 [Foto])
  • Dokument 14 (2: 1-2 [g]; 1 [Erkennungsdienst: Fingerabdrücke])
  • Subdossier 16 (Umrahmung)
    • Dokument 18 (4: 1-4 [g]; 1 [bel], 2 [Formular mit Bild], 3-4 [le])
    • Dokument 19 (2: 1-2 [g]; 1-2 [Gesuch um Ausstellung eines Ausweises für Pfeifer-Wolf, Foto und Signalement])
    • Dokument 20 (5: 1-5 [g]; 1-5 [Formular mit Daten Elsbeth Kober])
    • Dokument 21 (2: 1-2 [g]; 1-2 [Formular Elsbeth Pfeifer])
    • Dokument 22 (13: 1-13 [g]; 1-13 [Schweizer Pass Ehefrau])
    • Dokument 23 (2: 1-2 [g]; 1 [bel], 2 [le])
    • Umschlag 16 (3: 1-3 [Umpappung])
  • Umschlag 1 (4: 1-4 [g])
  • Unterlagen 4 (6: 1-6 [g])
  • Unterlagen 7 (78: 1-78; 1 [kop], 3 [kop], 5 [g], 7 [g] [bei Kuhn 38 in Basel wohnend], 9 [g] [Ausreise England], 11 [g], 13 [kop], 15 [bel], 17 [g], 19 [kop], 21 [hdg], 23 [hdg], 25 [hdg], 27 [hdg], 29 [g], 31 [kop], 33 [hdg], 35 [hdg] 37 [bel formular], 39 [kop], 41 [kop], 43 [kop], 45 [kop]; 47 [bel; Kostenabrechnung]; 49 [ges], 51 [hdg], 53 [hdg.], 55 [hdg], 57 [bel, Erinnerung], 59 [hdg.], 61 [Umschlag], 63 [kop], 65 [kop], 67 [Briefumschlag], 69 [bel, Vollmacht, Vordruck], 71 [kop], 73 [hdg], 75 [hdg], 77 [hdg]) [suguiz mustergültig internierung und keinen klagen nlass]
  • Unterlagen 10 (40: 1-40 [g]; 1 [bel], 3 [g] [hysterische frau], 5 [bel], 7 [bel], 9 [Doub 7], 11 [ge], 13 [ge], 15 [Auszug Zentralstrafregister], 17 [bel], 19 [g] [Veruntreuung, keine gese. Haftgründe mehr bestehen, Lohnhof Basel interniert], 21 [g], 23 [g] [Anwalt Vinassa in Bern], 25 [bel], 27 [bel], 29 [hdg], 31-32 [hdg], 33-40 [kop] [Biref Kohlbecher an Direktor 2. März 1942) [20]
  • Unterlagen 12 (144: 1-144 [g]; 1 [g], 3 [g], 5 [frz], 7 [kop], 9 [frz], 11 [g] [Loeb, Rosenheck u Pfeifer teilen Zimmer], 13 [kop], 15 [bel], 17 [kern], 19 [g], 21 [g], 23 [g], 25 [bel], 27 [bel], 29 [hdg], 31 [g], 33 [bel], 35 [g], 37 [g], 39 [hdg], 41 [frz], 43 [frz], 45 [hdg], 47 [hdg], 49 [g], 51 [kern], 53 [hdg], 55 [kern], 57 [hdg], 59-60 [hdg], 61 [kern], 63 [hdg], 65 [g], 67 [frz], 69 [Kern], 71-72 [hdg], 73 [kern], 75 [frz], 77 [frz], 79 [frz], 81 [frz], 83 [frz], 85 [frz], 87 [frz], 89 [frz], 91 [kop], 93 [kop], 95 [frz], 97 [g], 99 [frz], 101 [kop], 103-105-107 (Inhaltsverzeichnis "Das Geheimnis der Macht des Nationalsozialismus"), 109 [kop], 111 [kop], 113 [kop], 115 [bel], 117 [bel], 119 [kop], 121 [bel] [nur liste Zivilflüchtlinge die nach Dt zurückzukehren wünschen], 123 [bel], 125 [kop], 127 [kop], 129 [kop], 131 [kop], 133 [kop], 135 [g] [selbst Lebensunterhalt], 137 [hdg], 139 [kop], 141 [kop], 143 [kop]) [71 v 72]
  • Unterlagen 15 (12: 1-12 [g]; 1 [kop], 3 [kop], 5 [kop], 7 [kop], 9 [kop], 11 [kop])


Umpappung (Umschlag 1)

    • Pfeifer, Heinrich-Franz 21.3.1905,; Pfeifer, Elsbeth 18.7.1911;
    • alias Henri Bauer, Stein, v. Walter Carl Baron, Hans Tisch, Pfarr
    • Vermerk Nicht als politischer Flüchtling anerkannt.
    • Stempel ausgereist Juni 1947 nach Österreich


Dokument 5

  • Die Nation vom 22. Januar 1947
    • "Heinrich Orb (Dichtung) und Heinrich Pfeiffer (Wahrheit)"
    • oder vom SD:Spitzel (Stein) zumwattwilischen Antifaschisten (Pfeiffer)
    • Motto: Heinrich, mir graut vor dir!
    • 1945, nicht lange nach Kriegsschluss, erschien im Verlag Otto Walter AG, Olten, ein Buch mit dem Titel: "Nationalsozialismus, 13 Jahre Machtrausch". Es erhob den Anspruch, die entscheidenden Geheimnisse der nationalsozialistischen Herrschaft verständlich zu machen. Insbesondere wurde eine ganz neue grundsätzliche Beleuchung des berühmten 30. Juni 1934 versprochen, jener ersten grossen Bartholomäusnacht Hitlers, wo der linke Flügel der Partei mit dem SA-Führer Röhm liquidiert wurde, und die "nebenbei" noch einer ganzen Anzahl sonstiger Gegner der siegreichen Fraktion das Leben kostete. Die Einführung des Buches wurde unter das Schlagwort "Wehrmacht und Partei" gestellt, und darin wurde mit dem Satz "Der Öffentlichkeit ist nur wenig bekannt, dass der 30. Juni 1934 einen Sieg der Wehrmacht über die Partei bedeutete" nicht weniger als eine grundsätzlich neue Deutung der deutschen Tragödie, des Kampfes um die absolute Macht im Reich versprochen. Dies Versprechen wurde nur sehr dürftig eingelöst. Das ergab schon die erste flüchtige Lektüre. Damit war das Buch für die Fachleute weitgehend erledigt.
    • Viele jedoch fanden darin senesationelle Unterhaltung. Es kann einen spanneden Spionageroman ersetzen, und der naive Leser hat erst noch als Dreingabe die "echten" Namen - allerdings fast ausschliesslich von Leuten, die sich gegen eventuelle "Irrtümer" in der Darstellung der Rolle, die ihnen da zugewiesen wird, nicht wehren können; sie sind zum grössten Teil tot oder doch derart belastet, dass sie allen Grund haben, sich still zu halten. Nur einer nicht: der autor selbst!
    • Er ist ja eben der Autor dieses Buches, erschienen mit gut christlicher, resp. katholischer Einhüllung der in ihm gebotenen Sensationen. Von diesem Buch gingen sehr viele Widmungsstücke an hohe und höchste Persönlichkeiten der Schweiz und des Auslandes; dann und wann wurde eines wohl auch verdankt. Der Autor hat als frommer Sohn der Kirche nicht nur den angesehenen Schweizer Verlag, er hat auch einen gewichtigen Gönner gefunden. Dieser schrieb ihm als "Ein Freund des Verlages" ein Vorwort; es verrät eine beachtliche, philosophisch fundierte Bildung und stellt eine Abrechnung mit dem Nazismus von katholischer Seite dar; man merkt es ihm an, dass ihr Verfasser ein ehrlich überzeugter Gegner des Regimes nicht erst seit der letzten Stunde ist. Dieser Gönner empfahl den Autor auch sonst vielfach, so dass es ihm möglich wurde, da und dort eine gewisse Rolle zu spielen und er es wagen durfte, sein Werk "als Verpflichtung gegenüber den wider Nazismus und Militarismus kämpfenden Freunden und den gemordeten und gefolterten Kameraden" zu bezeichnen und es seinem Sohn und dessen Mutter zu widmen. Welch ein Mann - dieser Heinrich Orb!
    • Welch erfolgreicher und durch seinen Kampf gegen die Macht der Hölle tief in deren Machenschaften eingeweihter und frommer christlicher Kämpfer
    • trat da ins Licht der Öffentlichkeit! Man sage nicht, dass der Leser nicht viel geboten bekam durch diese Publikation. Sie hatte denn auch, so viel uns bekannt ist, einen recht ansehnlichen Erfolg.
    • Nun - dem kritischen Leser musste zunächst doch noch etwas anderes auffallen: dieser Mann wusse in manchen, ganz bestimmt begrenzten Gegenden des Kampfes um die Nazimacht offenbar wirklich erstaunlich, ja verdächtig gut Bescheid. So etws spürt man, vor allem dann, wenn man die "echen" und "unechten" Stellen so deutlich unterscheiden kann wie hier, d.h. die aus eigener Erfahrung und die nur vom Höhrensagen berichtenden. Und sehr bald stellt sich heraus, dass die zeitliche Grenze durch das Jahr 1934 verläuft und die örtliche um die Urzelle des deutschen Sicherheitsdienstes herum.
    • Eine derartige Entdeckung macht einen Menschen interessant, vor allem dann, wenn man seit Kriegsende dauernd dort seinen Spuren begenet, die zeigen, dass er als Antinazi eine gewisse Rolle spielt. Man wird zunächst im Buch selbst noch genauer zusehen und auf die Vermutung kommen, dass der Verfasser identisch sei mit dem Leiter des "Sonderbüros Stein" in dem von Heydrich gegründeten SD-RFSS (Abkürzung von Sicherheitsdienst - Reichsführer -SS, d.h. der innerste Kern der Himmlerschen Machtposition). Dieser Stein wird überaus sympathisch geschildert: Nicht-Pg natürlich, ein Idealist, der zwar zu allerlei Sonderaufträgen der Herren Polizeigewaltigen der ersten Phase des Dritten Reiches sehr gut brauchbar war, sie aber selbstversändlich nur ausführte, um ...um, das versteht man nicht, wenn man darüber nachdenkt. Die allgemein idealistische Stimmung muss diese Klarheit ersetzen. Aber bald wird man auf die Vermutung kommen, dass der Autor in sein Vexierbild unter dem Namen Stein sein Selbstprotär angebracht habe. Wer wolle es ihm da verargen, dass er ein wenig idealisiert erscheint?
    • Heinrich Orb ist Stein! Aber Orb ist nicht Orb - sondern Heinrich Pfeiffer.
    • Das sind drei Namen. Es gibt noch eine Anzahl mehr. Das ist bei einem so vielseitigen Mann nicht weiter verwunderlich. Denn wer Herr Orb-Pfeiffer nach 1934 nach 1934, nach seiner Entlassung aus dem berüchtigten SS-Gefängnis "Columbiahaus" in Berlin und seiner "Flucht über Polen", war, das weiss man in der Schweiz verschiedenenorts wenigstens zum Teil Er hat ja sein Tätigkeitsfeld nicht erst seit Kriegsende und auch nicht erst seit der Entdeckung seines Katholikentums und seinem Stellenantritt in einem hiesigen Kloster in unser Land verlegt. Pfeiffer-Orb hat hier für manche Geheimdienste mancherlei verkauft. Er war ein rühriger Agent - wenigstens unter anderem. Doch davon heute nichts weiter.
    • Stein-Orb-Pfeiffer war seit 1932 nicht nur gewöhnlicher PG, sondern er gehörte im Rang eines Obersturmführers zum Stab daluege in der SS-Gruppe Ost, und zwar als Sachbearbeiter in KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) dessen persönlicher Referent.
    • Vorher war Pfeiffer - im zuchthaus, acht Monate lang, und zwar nicht etwa aus politischen Gründen, sondern als ganz gewöhnlicher Betrüger.
    • Als Kommunisten - und Sozialistenspezialist hat Pfeiffer-Stein noch zu seiner SD-Zeit schon einmal den Emigranten gespielt und zwar im Saargebiet. Er schreibt davon auch in seinem Buch - nur nicht alles. So verschweigt er, dass er dort dieselbe Rolle hätte spielen sollen, die Wesemann späte mit Erfolg in Basel durchführte, von wo er den Emigranten Berthold Jakob entführte und in das - "Columbiahaus" lieferte. Bei Pfeiffer-Stein-Orb ging es um einen viel wichtigeren Mann: den kommunistischen Grossverleger Münzenberg, der aber viel zu gewitzigt und in derartigen Methoden erfahren war, so dass er dem SD nicht auf den Leim kroch. Pfeiffer hat damals in der Saar manches gelernt. Er 2konnte" das "Linke" bald so gut, dass er fast Gruppenchef der Trotzkisten geworden wäre. Er hat diese Kenntnisse später noch öfter ausgewertet. Die Idee, seine katholische Herkunft spielen zu lassen, kam ihm bis vor wenigen Jahren nur im Zusammenhang mit kleineren Betrügereien, die er ganz nebenbei beging. Im grossen hielt er eher nach links, und auch heute noch benutzt er seine Kenntnisse dieser ideologischen Sprache dann und wann.
    • Die Saarzeit war für Pfeiffer auch sonst noch wichtig. Hier knüpfte er - während er der vertraute Zuträger von Gauleiter Bürckel war - Beziehugnen zum Deuxieme Bureau die er nach seinem "Bruch" mit dem SD gut brauchen konnte. Ob und wann allerdings dieser Bruch wirklich erfolgt ist, ist eine noch offene Frage.
    • Es ist merkwürdig genug, dass ein Mann mit so viel Wissen um die internsten Interna des Machtapparates der Nazis, einmal in Ungande gefallen, lebend ausdem "Columbiahaus" herausgekommen ist. Es gab jedenfalls harmlosere Leute, denen das nicht gelungen ist!
    • Pfeiffer wurde durch keinen Geringren als Dr. Best, einen der gerisstensten Männer des SD, in diese Organisation eingeführt (dei Weltöffentlichkeit lernte ihn als deutschen Beauftragten für Dänemark während des Krieges kennen). Dort lernte er dann ausser Spitzelei gegen Kommunisten und Sozialisten noch die eigentliche Spionage. Offenbar stammen daher auch seine Beziehungen zur Wehrmacht, deren Spionagechef Canaris natürlich Kontakt zur Spionageabteilung der Partei suchen musste. Eines der interessantesten Kapitel im Orb-Pfeifferschen Buch handelt so von einer der grössten Spionageaffären der Hitlerzeit, dem Fall des polnischen Nachrichtenoffiziers Sosnowski, der einen falschen, extra zu diesem Zweck angefertigten und ihm in die Hände gespielten Aufmarschplan gegen Polen "gestohlen" hatte.
    • Diese Affäre hat im Leben Pfeiffers eine größere Rolle gespielt, als er es in seinem Buch darstellt - und darstellen kann.
    • Damit für heute genug. Es ist anzunehmen, dass die Leser der "Nation" noch öfter von Herrn Heinrich Pfeiffer-Orb-Stein etc. hören werden. P.St.



Dokument 6

    • S. 1
    • Bern, den 15. Oktober 1948
    • An die Schweizerische Bundesnwaltschaft, Bern
    • N. 1483 rf.
    • Herr Bundesanwalt,
    • Als Beilage übermitteln wir Ihnen zuständikeitshalber ein Schreiben der Steueranlagungsbehörde Bern-Stadt über den deutschen Staatsangehörigen Heinrich-Franz Pfeifer, geb. 21. März 1905, Pfeifer war während seiner Anwesenheit in unserem Lande Ihrer Kontrolle unterstellt und soll ich nunmehr im Ausland befinden.
    • Genehmigen Sie, Herr Bundesanwalt, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.
    • Der Chef der Polizeiabteilung
    • Beilage erwähnt
    • Kopien an: Steuerveranlagungsbehörde Bern-Stadt, Junkerngasse 63, Bern, unter Bezugnahme auf Ihr Schreiben vom 5.10.48 (ad: Zi/H)
    • S.3
      • 3 Fotos
      • Justiz- und Polizeidepartement, Polizeiabteilung
      • Bern den 8.11.1940
      • Die Polizeiabteilung des Eidgenossischen Justiz- und Polizeidepartments zieht in Erwägung:
      • Heinrich fRANZ Pfeifer, geb 21. März 1905, Deutscher, hält sich seit mehreren Jahren mit wenigen Unterbrüchen in der Schweiz auf. Es handelt sich um einen unerwünschten Ausländer; da er zur Zeit nicht ausgeschafft werden kann, ist seine Intenrierung in einer geeigneten Anstalt geboten.
      • Deshalb hat die Polizeiabteilung des Eidg. Justiz- und Polizeidepartments in Anwendung der Art. 14, Abs. 2 und Art. 15, Abs. 4 des Bundesgesetzes über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer vom 26. März 1931, sowie des Art. 7 des Bundesratsbeschlusses vom 17. Oktober 1930 über Änderungen der fremdenpolizeilichen Regelung erkannt:
      • Heinrich Franz Pfeifer wird bis auf weiteres auf Koste des bundes in einer geeigneten anstalt interniert.
      • 2) Mitteilung an a) Polizeidepartment des Kantons Basel-Stadt, in zwei Exemplaren, eine zuhanden des Pfeifer; b) schweizerische Bundesanwaltschaft; c) direktion der Anstalt; d) eidg. Fremdenpoliei
      • Der Chef der Polizeiabteilung


  • Dokument 9
    • Basel, den 7. Oktober 1942, Birsigstrasse 2
    • Sehr geehrter Herr Bundesrat von Steiger
    • Nach einer Unterredung mit Herrn Regierungsrat Biechsbühl, habe ich ein Urlaubsgesuch für Herrn Pfeifer, z.Zt. in Les Vernes, bei Herrn Bundesanwalt Stämpfli nachgesucht. Es kann mir heute einen Bescheid, dass Sie Herr Bundeat von Steiger, der Chef der Abteilung sind, wo ich mich hinwenden müsse. Sie haben sehr bereits ablehnend an Frl. Kober schon geantwortet.
    • Sehr geehrter Herr Bundesrat, denken Sie nicht dass ich unbescheiden bin. Im Gegenteil ich möchte Sie in aller Bescheidenheit und ganz einfach bitte, sich dieser Falles anzunehmen. Daher kann ich nur an Ihr Herz appellieren! Herr Pfeifer wohnt seit 3 Jahren im Birsigstübli. Der Urlaub um den ich bitte, soll dazu dienen, dass es ihm möglich ist, seine wirtschaftliche Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Es hängt doch davon soviel ab.
    • Wenn Sie Herr Bundesrat darüber ausführlicher Bescheid zu haben wünschen, so werde ich es gerne tun. Sobald Herr Pfeifer, hier alles erledigt hat, werde er Ihnen auf Ehrenwort versichert, wieder zurück nach Les Vernes kehrt, können Sie vertrauen!
    • Verehrter Herr Bundesrat, alles ist so schwer. Auch das Schreiben an Sie. Was mir dazu und gibt, ist die Erinnerung, an die edle, ehrwürdige Gestalt unseres alt Bundesrat Trey sel. Angedenken.
    • Der Mann der in seinen jugnen Jahren auch gekämpft in Amerika für Freiheit und UNabhängigkeit
    • Für seine Ideale ein Feuer-Kopf und Heistrafe.
    • Ich bitte Sie, mich zu entschuldigen, dass ich mich abermals an Sie wende Ihre Güte möge Ihnen durch die Liebe Christi gesegnet und vergolten werden!
    • In Hochachtung Angela Kerle


  • Dokument 11:
    • Sugiez les Vernes, den 8. März 1942
    • Herr Diretor Gref, der anstlaten Bellechasse
    • Im Hause!
    • Sehr geehrter Herr Direktor!
    • Wieder bin ich Ihnen zu Dank verpflichtet, einmal dafür, dass sie mich gestern morgen anhörten, dann aber danke ich Ihnen auch dass wir durch Ihre Anordnung täglich die ...zulage gewährt wurde!
    • Da nun Herr Pfeifer gestern abend hier seine sogenannte Ehrenrettung vorbachte indem er nach der Wegschaffung des Herrn Korodi hier eine Erklärung verlas, werde ich mich zum letzten Male an Sie und bitteich um Ihre Verzeihung Ihre kostbare Zeit damit in Anspruch zu nehmen. Ich bin, um endlich eine Ruhe zu haben, gestern abend aus dem Zimmer hier fortgegangen in den Schlafraum nun jeder politschen Diskussion von vornherein auszuweichen die doch zu gar nichts führt.
    • Aber ich bleibe dabei! Pfeifer hat mir nichts zu erklären. Ich kenne ihn, und genauer noch als ihn die Schweizer Behörden kennen können. Dazu brauche ich absolut keine Auskünfte von Korodi, der mir auch dafür nicht maßgebend ist. Was ich Ihnen über Pfeifer schrieb, ist die Wahrheit! Aber auch das ganze Auftreten Pfeifers hier ist so, dass ich jeden Verkehr mit ihm vermeiden muss. Ich hetzte nicht gegen ihn, spreche nicht für ihn wie Rosenheck, aber ich lehne ihn ab und gehe ihm vollständig aus dem Wege. Dabei glaube ich auch in Ihrem Sinne zu handeln, der Sie ja für Ruhe und Ordnung hier als Chef des Hauses zu sorgen haben.
    • Ich betone ausdrücklich dass mir ein Mensch zuwider sein muss der nichts ist denn ein grössenwahnsinniger Schwäzer. Wenn der Mann jedem Emigranten hier gegenüber damit herumprahlt für die Schweiz Spionage getrieben zu haben, in der Schweiz Spionage für England udn für Frankreich ungestört treiben durfte, so ist das in meinen Augen heute mit Rücksicht auf die gespannte Lage eine derartige Unverantwortliche Rederei, dass mir dafür die Worte fehlen.
    • Weiter, wenn der Mann hier erzählt mit seiner Tochter, die ihn hier besuchte, hochwichtige Dokumente nach Basel geschafft zu haben, die nie und niemals den Schweiz behördne bekannt werden dürften, die er aber als eine Waffe gegen die Schweiz dann gebrauchen würde, wenn er bestraft werden sollte seiner zahlreichen Schulden halber, so spricht sich Pfeifer dadurch selbst sein Urteil in den Augen eines jedem anständigen Menschen!
    • Erklärt von diesem Gerede der deutsche Nachrichtendienst oder der deutsche Gesandte gelangen kann, denn ich weiss besser als jeder hier, wie es wirklich steht, ich schweige aber darüber und halte keine grossen politischen Volksreden, die in der Internierung zu nichts führen.
      • Im Vertrauen auf Ihre Worte bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Direktor, für mich einen Urlaub für einen oder zwei Tage nach Bern herantragen zu wollen. Ich will nur zur amerikanischen Gesandtschaft, wo ich Bekannte habe, die mir helfen wollen und eine persönliche Rücksprache mit Bischof dr kürbig, über meien Zukunft pflegen. Weiter will ich nichts und ich werde Ihnen dafür dankbar sein!
      • Mit vorzüglicher Hochahtung Ihr Phil. Kohlbecher


  • Dokument 13:
    • Bern den 19. Mai 1945
    • Foto beigefügt
    • An die Polizeiabteilung des eidg. Justiz- & Polizeidepartments z.Hd. von Herrn Lehmann, Bern
    • Wir bitten Sie um Ausstellung eines Identitäs-Ausweises für den unter unserer Kontrolle stehenden deutschen Reichsangehörigen Heirnich Pfeifer, geb. 21.3.1905
    • Dem Genannten wurde im Einverständnis mit dem Vorsteher des eidg. Justiz- & Polizeidepartmenetes eine Reise nach Rom bewilligt. Pfeifer besitzt weder einen Pass noch sonstige Ausweisschriften.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung: Schweiz Bundesanwaltschaft.
    • [hds Ausweis ausgestellt] [gültig bs 19.5.1946]
    • Beilagen 2 Photographien, 1 Signalementsblatt
    • [hds gemäss tel. Besprechung mit dem soll die FFP das Rückreise bisher beeits erteilt haben. Es handelt sich um einen besonderen Fall. 19.5.45]
    • Foto mit Revers


  • Dokument 14
    • Fingerabdrucke
    • Eltern: Heinrich Pfeifer und Therese Schad
    • Ehefrau Helene geb. Wolf, gesch Lichte.
    • Schriftsteller und Kaufmann
    • Wohnort St. Antoni Kant. Freiburg
    • Größe 182 i.S.; breite Stirn, kastbr. hell Haare; Korpulenz besetzt; Nase: ganz leicht gebogen; Gesichtsform voll gesund; Zähne vollständig; Augen: blau
    • Merkmale: kl. Schnurrbart rötl. blond, gestutzt; Glatze; auf Kinn linke Seite senkrechte Narbe, 21/" cm lang. spricht schriftdeutsch, italienisch, englisch, französisch und etwa Spanisch.
    • vorgeführt durch Bundesanwaltschaft
    • 18.5.45 von Aegerter Wm., Bern Stadt
    • Unterschrift des Daktyloskopierten


  • Dokument 8
    • S. 1
      • An die Bundesanwaltschaft Bern
      • Basel, den 29. Oktober 1940
      • In Anbetracht der Tatsache, dass nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens eine ordentliche Gerichtsverhandlung nicht in Betracht gezogen wird, ersuchen die Endunterzeichneten um die sofortige Freilassung des inhaftierten Heinrich Franz Pfeifer.
      • Die Dringlichkeit einer sofortigen Freilassung wird mitbedingt durch den Gesundheitszustand der verlassenen Tochter (Stieftochter Ursula Lichte) des Inhaftierten, welche sich in Basel einer dringend notwendigen und gefährlichen Tumor-Operation unterziehen muss. Wir bitten nochmals um sofortige Haftentlassung.
    • Elsbeth Kober
    • Alfred Kober-Staehlin
    • Angele Kerlé
      • Basel, 31. Oktober 1940
    • Frl. Elisabeth Kober und Herr Dr. Rintelen teilen heute als Mitunterzeichnete der Petition der Politischen Abteilung mit, dass eine Operation der Stieftochter des Herrn Pfeiffer, Frl. Ursula Lichte, vorläufig nicht nötig sei.
    • Subdossier 16
      • Dokument 18
        • Neuer Ausweis Nr 2230 ausgestellt gültig bis. 9.5.1946
        • Identitätsausweis Nr. 564
        • Heinrich Franz pfeifer-wolf 21.3.1905, Schrifsteller, Reichsangehörige ohne ausweisschriften
        • blond, blau, oval, Foto
        • 30. september 1939 gültig bis
        • ausgestellt 30.9.1938
      • Dokument 19
        • Gesuch um Ausstellung eines Nansen-Ausweises (Identitätsausweises)
        • Heinrich Franz Pfeifer-Wolf
        • Sohn Heinrich und Therese; Schrifsteller; 1905.3.21
      • Aufenthaltsort Basel
        • Foto, ohne Bart
        • blond Haar, blaue augen, propt. Nase, ovales Gesicht
        • Seitenskanton keine Bedenken gegen Ausstellung; besitzt keine Toleranbewilligung Kantons; siehe akten seit wann Bewerb sich in Schweiz aufhält; Basel, den 24. Sept. 1938, Kontrollbureau Basel-Stadt, Kantonale Fremdenpolizei
      • Dokument 23
        • Quittung
        • Ich bestätige den Empfang der Identitäsausweise Nr. 2230 und 7929, gültig bis 19. bezw. 28. Mai 1948, lautend auf: Heinrich Pfeifer, geb. 21. März 1905 und Elsbeth Pfeifer, geb 18. Juli 1911, für Reisen ins Ausland
        • Die ordentliche Gebühr beträgt Fr. 40
        • Bern, den 29. Mai 1947
        • E. Pfeifer-Kober
    • Unterlagen 4
      • S. 1
        • Bern, den 23. August 1947
        • N 1483 Md, Firma Schmit-Flohr AG, Radio Salon, Marktgasse 34, Bern
        • Wir beziehen uns auf Ihr Schreiben vom 31. Juli 1947 und bestätigen Ihnen, dass Herr Heinrich Franz Pfeifer, geb. 21. März 1905, deutscher Staatsangehöriger, dieses Frühjahr die Schweiz verlassen hat. Er soll sich nach Insbruck begeben haben. Sein genauer Aufenthaltsort ist uns zurzeit nicht bekannt.
        • Was die Geltendmachung Ihrer Forderung gegen Herrn Pfeiffer anbetrifft, verweisen wir Sie auf den zivilrechtlichen Weg, da wir als Verwaltungsinstanz in dieser Sache nicht zuständig sind.
        • Mit vorzüglicher Hochachtung, Der Chef der Polizeiabteilung i.A.
      • S. 3
        • Fremdenpolizei Bern den 11. August 1947
        • An die Flüchtlingssektion der Eidg. Polizeiabteilung Bern
        • zuständigkeitshalber
        • Betr. Heinrich Pfeifer, Journalist, früher wohnhaft in Bern.
        • Betr. N 1483
        • Mit vorzüglicher Hochachtung Eidgenoessische Fremdenpolizei
        • Beilage: 1 Schreiben v. Schmidt-Flohr AG
      • S. 5
        • Schmidt-Flohr AG
        • Eidg. Justiz & Polizeidepartment, Abtl. Fremdenpolizei
        • Geehrte Herren
        • Ein Herr Heinrich Pfeifer, Journlaist, wohnhaft an der Bühstraße 34: Bern hatte von uns einen Flügel gemietet. Das Instrument kam vor einiger Zeit zurück und wir mussten das Betreibungsamt mit dem Inkasso der schuldigen Miete im Betrage von Fr. 265 beauftragen. Die Zahlung erfolgte aber nicht und als es zur Pfändung kam wurde uns mitgeteilt, dass der betrff. Herr nach Insbruck verreist sei und sich dort in einem Hotel befindet.
        • Wir bitten Sie daher höfl. uns mizuteilen, ob betreff. Herr aus der Schweiz ausgewiesen worden ist und ob eine Möglichkeit bestehe, den uns schuldige Betrag zu bekommen.
        • Inzwischen grüssen wir Sie hochactungsvoll
        • Schmidt-Flohr A.-G.
        • Bern, den 31 Juli 1947 [eingang 2. Aaugust 47]


    • Unterlagen 15
      • S. 1
        • Bundesanwaltschaft. Abschrift
        • Mit vorzüglicher Hochachtung Bern, den 22. Oktober 1946
        • Polizeidienst: i.a. sig. amstein
        • an die Eidg. Polizeiabteilung, Bern
        • Herr Abteilungschef,
        • Wir beziehen uns auf Ihre Zuschrift vom 15. Oktober 1946 und teilen Ihnen mit, dass Dickopf, Paul, Deutscher geb 9. Juni 1910, am 12.11.1945 aus unserer Kontrolle entlassen worden ist und am 13. November 1945 über Thayngen die Schweiz verlassen hat. Er befindet sich in amerikanischer Zone und arbeitet für die amerikanische Besetzungsmacht.
        • Pfeifer Heinrch, Deutscher, geb. 21. März 1905, dagegen steht noch unter unserer Kontrolle und befindet sich in Bern.
        • Mit vorzüglicher Hochachtung
        • Schweiz, Bundesanwaltschaft, Polizeidienst: Der Chef:
        • i.A. sig. Amstein
      • S. 3
        • Bundesanwaltschaft Bern, den 10. Februar 1947
        • an die Eidg. Polizeiabteilung, Bern
        • Herr Abteilungschef,
        • Gestützt auf eine mündliche Anfrage Ihres Herrn Dr. Tschäppat i.S. Heinrich Pfeiffer, geb 1905, sind wir in der Lage ihnen mitzuteilen, dass wir die Ausreisefrist für Pfeiffer Heinrich auf den 28. Februar 1947 angesetzt haben, da wir hoffen, dass in der Zwischenzeit der gegen Pfeiffer und Bartha Ladislaus hängige Prozess beendigt sein wird
        • Mit vorzüglicher Hochachtung
        • Schwei Bundesanwaltschaft, Polizeidienst i.a.
      • S. 5
        • Verweigerung der Einreise- und Aufenthaltsbewilligung
        • 25. Februar 1947
        • Pfeifer Helene, geb 23.12.1890 getennt lebend, deutshce Staatsangeörige, und Kind Hans Helmut, geb 19.12.1931, wohnhaft in Berlin, Fidisinstr. 15,
        • Delegation für die Rückführung von Schweizerbürgern
        • Frau Helene Pfeifer, Berlin S.W. 29, Fidsinstr 15
        • Kopie an die Flüchtlingssektion (Ref. N. 1483) z.K. Der Ehemann der Gesuchstellerin ist als unerwünschter Ausländer seit 1941 interniert. Kopie an die Schweiz. Bundeswaltschaft z.K. der Ehemann, heinrich Franz pfeifer, geb 21.3.1905, untersteht Ihrer Kontrolle.
      • S. 7
        • herrn Dr. Schürch 3.2.47
        • Heinrich Pfeifer
        • Die Nation hat einen grösseren Artikel über Pfeifer gebracht. ich lege ihn hier bei.
        • Bei dieser Gelegenheit habe ich kurz die Akten angesehen, weil ich mich erinnerte, dass ic hvor langer Zeit einmal Auftrag gegeben hatte, zur Abklärung der heutigne Lage. Nun stelle ich fest, dass Sie am 23.5.46 ein persönliches Schreiben an Herrn Dr. Dick gerichtet haben. Eine Antwort liegt nicht bei den Akten und dürfte vermutlich auch nicht eingegangen sein.
          • Ich bitte Sie, bei Herrn dr. Dick nochmals vorstellig zu werden. Wenn wir schon nicht die Verantwortung für die Behandlung des Heinrich Pfeifer tragen, weil dieser der Kontrolle der Bundesanwaltschaft unterstellt ist, darf man uns doch wenigstens einer Orientierung würdigen. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass der Fall, nachdem sich die nation nun damit befasst ht und am Schlusse des Artikels weitee Ausführungen in Aussicht stellt, noch in weiteren Kreisne zur sprache kommen wird, eventuell auch in parlamentarischen Kommissionen. zum mindesten haben auch wir von unserem standpnkt aus ein interesse daran, dass Pfeifer gelegentlich aus der Schweiz verschwindet, und nicht als Direktor in Berlin arbeitet und Strafuntersuchungen notwendig macht.
      • S. 9
        • Quittung
        • Ich bestätige den Empfang des Identitätsausweises Nr. 2230, verlängert bis 19. Mai 1947, lautend auf:
        • Pfeifer Heinrich geb 21 März 1905
        • Die Gebür von Fr. 20 wird einzahlunggschein einbezahlt.
        • Bern den 8. Juni 1946
        • Schweiz bundesanwaltschaft i.a.
        • S. 11
        • Bundesanwaltschaft Bern 6. Juni 1946
        • An die Polizeiabteilung zu Handen von Herrn Lehmann, Bern
        • Herr Dr. Dick lässt Sie bitten, den beileigenden, bis 19.5.46 gültig gewesenen Identitäsausweis des Heinrich Pfeifer, geb 1905, für ein Jahr verlängern zu wollen.
        • Mit vorzüglicher Hochachtung!
        • Schwiez Bundesnawlatschaft
        • Beilage identitäsauswei 2230


in angel dt staan hein pfei. um unnü trnapkos zu erspa wü wir es begüss wnn der genan bis zu endgül aburt od zur verbss sein allf zu gewäri strafe in der strafans basel bleien könnte. wi betrach zei währen der er si ohn unser ersuchen auf ihre naor auf freiem fuss befun htte als itnereru u sin berei die kosten der verpflegung hierfür zu übernehmen. wir bitten sie uns noch mitzuteilen wnan pfei ausi hr erfgewalt entlass worden is u sei wann er demnach wi unser aufsi utnersh. gleichzib itten wir sie uns anch erfolg rückvers pfeifers nch bellechass zu avisieren u un ein kop strurt zuzustell. gen sie herr statan die verice usn ovrz hochachtung che polab ia si jelzer ko an die dir der stan bael basel, de stafan bellcha vinass sofor nach einlief des pfeiff ins bezrigef bern telphon zu beanchrich. vinassa kann pfei im gefä besuchen, wnen das ni mög ist, bitten wir sie, pfeii dr vinassa vorführen zu lassen.


  • 12.2.42 ankalge gegen pfeif wgeen veruntreuung erhoben worden
  • itnernlager les vernes, strafanstal bellechasse


  • Unterlagen 10
    • Angéle Kerle Inhaberin Pension, in der Pfeifer wohnte; nach Auffassung Kontrollbureaus Basel hysterische Frau; Birsigstr. 2 Basel
    • Dezember 41 in Les Vernes, Emigrantenlager Bellechasse/Sugiez untergebracht (interniert)
    • Ermittlungsverfahren wegen wiederholter Unterschlagung
    • 6. August 1932 Landgericht Stuttgart, wegen fortgesetzten Betrug §§263, 73, 47 StGB, 8 Monate Gefängnis durch untersuchungshaft verbüsst
    • 19. Januar 1942 Pfeifer der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt, Lohnhof zugeführt
    • 12. Februar 1942 [19] Staatsanwaltschaft Kanton bestätigt, dass Polizeiabteilung des Eidgen. Justiz- und Polizeidepartementes nicht wünscht, dass Pfeifer aus der Haft entlassen wird, sondern wünscht, dass er wieder nach Sugiez in das Interniertenlager zurückgebracht wird und es ablehnt ihm den gewünschten Urlaub zu gewähren.
  • 27: 28.2.42 wieder aus Basel in Anstalten Bellechase verbracht worden
  • S. 31: Kohlbecher, an den Herrn Direktor der Anstalten Bellechasse, im Hause
    • Sugiez les Vernes, den 2. März 42,
    • [...]
  • S. 33:
    • Dann komme ich zur Sache Pfeifer, der ja leider wieder hier ist. Und und möchte ich Ihnen einige Tatsachen mitteilen für deren Richtigkeit ich vor Gott und meinem Gewissen einstehe, die absolut der Wahrheit entsprechen. Diese Nachrichten habe ich nicht von Herrn Korodi, der mit Pfeifer zusammen im Columbia Hause in Berlin, dem berüchtigten Gefängnis der Gestapo gesessen hat.
    • Meine Informationen stammen aus einer absolut zuverlässigen Quelle, entstammen dem Ermittelungsdienst einer Organisation, die im schärfsten Kampf gegen Hitler steht, dem Comité Neues Deutschland" in London, New-Oxford Street, Aldine [?] House", an dessen Spitze der ehemalige deutsche Reichskanzler Dr. Heinrich Brüning steht, also ein römischer Katholik. Das Comité hat es sich zur Aufgabe gemacht auf demokratischer Grundlage ein neues Deutschland aufzubauen in Anlehnung an England und Amerika, um so Deutschland und damit Mitteleuropa vor dem Bolschewismus zu retten. In diesem Comité arbeiten gefüchtete Männer aller christlicher Konfessionen, selbst deutsche Generale
  • S. 34
    • der alten kaiserlichen deutschen Heeres, aber keine Kommunisten und keine Nazis auch wenn sie aus irgendwelchen dunklen Gründen ... flüchteten, zu denen aber gehört Heinrich Pfeifer!
    • Pfeifer wurde ...1926-1927 wegen Zugehörigkeit zur N.S.D.A.P. gemaßregelt und zwar als kleiner Angestellter einer staatlichen Behörde in Frankfurt am Main. Diesem war die Zugehörigkeit zur Partei als nicht vereinbar mit dem der Republik geleisteten Treueide verboten.
    • Nun wurde Pfeifer eifriger Partei-Mann, Funktionär und zunächst SA-Mann. Er gehörte zur Kultur-Gruppe der Partei, die für die Grundsätze der Entchristlichung Deutschlands nach der Methode Rosenbergs (Mythos des 20. Jahrhunderts) direkte offene Propaganda trieben. Er gehörte damals zur S.A. Röhms!
    • Im Jahre 1930 wurde Pfeifer S.S. Mann die S.S. ist eine Auswahl zuverlässiger alter Kämpfer der Partei aus der Zeit des Kampfes um die Macht in Deutschland, auch ihr junger Nachwuchs von heute unterliegt so strenger Prüfung, dass eigentlich nur das unbedingt freie zuverlässige Menschenmaterial in diese an sich straffe vorbildliche Organisation aufgenommen wird.
    • Als dann Hitler im Frühjahre 1933 die Macht in Deutschland übernahm, wurden die ersten Gestapobeamten ...dieser Organisation aufgenommen
  • S. 35:
    • So auch Heinrich Pfeifer. Um nun aber eine ganz geheime absolut zuverlässige Organisation zu haben, wurde nach Übernahme der Gestapo von Heinrich Himmler der S.D. (Der Sicherheits-Dienst) ins Leben gerufen, der der Leitung Heyderichs anvertraut wurde. Diesem Dienste lag der Kampf gegen die Opposition ob. Diese Leute sind persönlich auf Hitler vereidigt und werden beseitigt im Falle der Untreue. Zu jedem Verbrechen, jeder Schandtat stets bereit dienen diese Leute auch dazu den Gegner unschädlich zu machen, missliebige Personen, selbst aus den eigenen Reihen, "verschwinden" zu lassen.
    • Pfeifer wurde zum S.S.-Sturmbannführer befördert und in diesen Dienst eingestellt. In Jahre 1934, machte sich Pfeifer unbeliebt, sein persönlicher Lebenswandel, Weibergeschichte und eine vom Deutschen Militär-Spionage Dienste von der Abteilung Protze (heute Kapitän zur See, Also im Obersten-Range stehend)
    • Richard Protze, Leiter der Nachrichtenstelle in Frankfurt am Main) aufgedeckten Skandal, der seine Fäden bis nach Strassburg hatte, verursachte seine eigene Festnahme. So kann er, wie oben schon angedeutet, selber ins Columbia Haus, wo er nach kurzer Zeit schon als Ehrenhäftling Himmlers eine Sonderbehandlung erfuhr. Nach kurzer Zeit
  • S. 36
    • wurde er im Columbia Hause als ... d.h. als Lockspitzel des S.D. weiterverwandt.
    • Damals ging der Kampf in Deutschland in der Hauptsache gegen renitente Geistliche beider christlichen Konfessionen. Aber auch gegen die Freimaurerei. So wurde der ehrwürdige Grossmeister der deutschen Grossloge "Zu den 3 Weltkugeln" Herr Bordes, Berlin in die Zelle Pfeifers gelegt, damit er diesen Mann aushorche, ausforsche in der Hauptsache nach dem Verbleib der geheimen nach Schweden, später nach London geretteten Archivmaterials dieser alten Loge, nach den illegalen Verbindungen, die die deutschen Brüder noch mit der Welt-Freimaurerei unterhielten. Im Juni des Jahres 1938 hörte ich so zum ersten Male den Namen Stein, so nannte sich Pfeifer damals, aus einem vertraulichen Berichte dieses Herrn Bordes, der beim Ermittlungsdienste der amerikanischen Logen, den diese in Brüssel beim "Grand ORIEUTS BELGE" in der Rue du Persol unterhielten. Dieser Stelle, dem Herrn Leiter dieser Stelle Herrn Universitäts Prof. Marcel Hofmaus, Brüssel, rue Aufome Breard 55, habe ich besonders nahegestanden, für ihm manche wichtige Nachricht aus diesem deutschen Kreisen selbst mitgebracht, sowie später besorgt.
  • S. 37
    • Auch die schweizerischen Logen kennen Pfeifer genau und sind vor ihm gewarnt.
    • Nach Entlassung Pfeifer aus dem Columbia Hause wurde von seiner Weiterverwendung im deutschen Innendienste Abstand genommen, weil er zu weit und schwer kompromittiert wa.r Er arbeitete eine Zeitlang in der Automobil-Industrie in Magdeburg, machte aber von dort aus an Heyderich immer wieder neue Spitzelmeldungen, so dass man beschloss ihn wieder einzustellen und zwar in den Auslandsdienst.
    • Er wurde zunächst nach Polen geschickt: Und von da an datiert seine Zweifelhafteste und dunkelndste Periode seiner Tätigkeit. Es würde zu weit führen Einzelheiten hier aufzuzführen."
    • Schliesslich kam er mit polizeilichem Passe nach der Schweiz, ein Identitätsverfahren brachte jedoch nur teilweise den wahren Pfeifer an den sonnenhellen Tag!
    • Dann konnte das Schlimmste und ich selber hatte mich an der Kopf als ich davon erfuhr. Nur die Besorgnis einzelner schweizerischer Offiziere.
    • Kaum Grund zu dem nun folgenden Drama gewesen sein, Besorgnis um die Sicherheit der Eidgenossenschaft selber.
    • S. 38
    • Pfeifer etablierte in der Schweiz einen Spionagedienst für Frankreich mit einem franz. Hauptagenten bei der Gesandtschaft in Bern, einem Manne der heute beim de Gaulle Comité in London sitzt und arbeitet.
    • Pfeifer erzählte mir hier offen, dass dies unter Duldung der schweizerischen Behörden vor sich ging, die dafür gratis alle Berichte Pfeifers in Kopie erhielten. Das und seine Bestechung des Baseler Kommissars Herrn Merz, immer nach Pfeifer, mit ca 10.000 Schweizer Franken habe ihm die Sicherheit und Freiheit in der Schweiz verschafft
    • Nachdem Frankreich zusammengebrochen war, bot Pfeifer, um für sein luxuriösen Leben sich neue Einnahmequellen zu verschaffen seine Dienste dem englischen Intelligence Service an, lieferte auch einige Berichte die aber so zusammengelogen waren, dass die ENgländer jede weitere Arbeit mit ihm einstellten. Aber man sah sich Pfeifer genauer an und kam dort zu Überzeugung in Pfeifer einen geheimen Agent provocateur des Auslandsdienstes der Gestapo vor sich zu haben. Pfeifer wäre nämlich als ehemaliger Agent des S.D. sofort
  • S. 39
    • erledigt, das heisst getötet worden, dem eine Untreue in Berlin klar bekannt wäre. Solche Fälle sind so zahllos, dass ich darüber nicht wähler zu schreiben brauche. Dagegen war sein wüstes Leben in Basel und anderen Stärken der Schweiz nur zu bekannt, dass es dem deutschen Spionage-Dienste hätte verborgen bleiben können.
    • Offen, zynisch und frei hat Pfeifer mir die Namen der Offiziere der Schweiz Armee und sonstiger Personen des Schweizer öffentlichen Lebens genannt, für die er Berichte lieferte und machte sich nachher bei mir über diese Personen lustig, die Leute verächtlich machend.
    • Weitere Einzelheiten behalte ich darüber vorläufig für mich. Ein ... [anderer] Mensch, der ehrlich seinen Gastgeber-Lande aus loyaler Dankbarkeit solche Dienste leistet spricht nichts darüber, keinen Menschen gegenüber, erst recht nichts einen Emigranten gegenüber, den er kaum 8 Tage kennt.
    • Da begann für mich Pfeifer sehr interessant zu werden, so dass ich im ersten Urlaub einen mir bekannt sehr ernsten Offizier (Oberst) der Schweiz Armeestabes informieren werde.
  • S. 40
    • Ich will aber dabei gerne das nicht ausgiebig an die grosse Glocke hängen, was sonst mir Pfeifer noch anvertraute, und was sicher zu weiteren Erörterungen zum Nachteil des Hauses in dem ich weilen müsse, diesem müsste, dem ich bin weder Denunziant, noch Provokateur!
    • Somit kann ich schliessen. Ich biete mich zu diesen Ausführungen immerhin für berechtigt, da Pfeifer seine schmutzigen Stänkereien auch hier wieder fortzusetzen scheint.
    • Und einen solche Menschen, der eine Gefahr für die ganze Schweiz darstellt liess Bern frei herumlaufen, während man mich der lächerlichen Königer Sache wegen wieder einsperrte!
    • Wäre ich ein Pfeifer, der mir einmal sagte, dass das was er in der Schweiz angestellt hätte, wäre es ganz in Berlin bekannt, zur Züchtigung des Schweizer Dreckhaufens ausreichte es war am Tage als er von .... seiner Vernehmung dortselbst kam . dann...
    • Aber ich bin kein Schuft sondern ziehe es vor das alles Ihnen Herr Direkt endlich einmal mitzuteilen.
    • Ergebenst Kohlbecher


u i bi nochmal mir zuv dies zweck zur errui der noch für mi bestehen mögkei den erbetenen url von virz tag gütig gewähren zu wollen festtag bie si mir ei willko gel mi den einzelnen für eine ausrei massgeb persönkei priv zu haus zu verh was für mi um o wich al off weg ni besch wer kann od darf


  • Dokument 8
    • S. 5
      • Pfeifer Hans, geb. 21. März 1905in Frankfurt a/Main, verheiratet mit Helene, geb. Wolff, gesch. Lichte. Deutscher, angebl. Schriftsteller und ehemaliger Chefbeamter der SS (Chef des Sicherheitsdienstes des Reichsführers SS z.b.B.). Frau & Kinder in Deutschland.
    • Aus den Akten ergibt sich kein zusammenhängedes Bild; ich begnügem ich daher mit einer chronologischen Zusammenstellung.
    • Gegen Ende 1938 befand sich Pfeifer in Basel in Haft. Er war aus Deutschland geflohen (Anhänger von Dr. Otto Strasser?). Er wurde und wird protegiert von Dr. Kuhn und Herrn Kober von der Nationalzeitung. Kober soll sein Schwiegervater in spe sein.
    • Am 5. Sept. 38 erteilte die PA auf Anfrage des Polizeidepartements Basel den Bescheid, die Ausstellung eines Identitätsausweises für Pf. komme nicht in Frage, da nicht sicher sei, dass er nicht Spionage treibe. Er sei auf freien Fuss zu setzen und ihm eine Frist von 48 Stunden zum Verlassen der Schweiz anzusetzen, widrigenflalls Ausschaffung nach Deutschland. Pf. sollte ausgewiesen werden.
    • 6. Sept. 38 Ausweisungsverfügung Kt. Basel
    • 8. Sept. 38 Rekurs dagegen. Pfeifer schreibt, es unmöglich, ohen Papiere die Schweiz so rasch zu verlassen. In Deutschland würde er hingerichtet, Italien würde ihn ausliefern und in Frankreich erwartete ihm eine langjährige Freiheitsstrafe wegen seiner Tätigkeit in der der SS (Spionage?).
    • 9. Sept.: Telephon an Basel: nicht verhaften, nicht ausschaffen.
    • 23. Sept. 38: neue Weisung: Pf. wird einen Identitätsausweis erhalten. zur Ausreise nach England. Dieses soll über den Fall aufgeklärt werden
    • 30. Sept. 38 Identitäsausweis ausgestellt. 11. Mai 39 Rückreisevisum bis 30. Juni 39.
    • 8. Nov. 38 Fr. 200 bewilligt für Weiterreise des Pf., an Caritas Luzern. Pf. soll nach England geflogen sein.
    • 23. Febr. 39: Gesuch Pfeifers um Aufenhtlatsbewilligung
    • 25. Feb. 39 Anfrage Basel, was in dieser Hinsicht geschehen solle. (noch nicht beantwortet.).
    • 25. Mai 1939: Pfeifer reiste mit französischem Pass ab nach England, per Flugzeug, kam aber gleich wieder zurück. Den Pass will er in Zürich "erhalten" haben. Nicht näher abgeklärt.
    • 2. Okt. 39 Aktennotiz: Pfeifer ist nicht durchaus vertrauenswürdig. Hpt. Hausamann erklärte, er sei immer sehr vorsichtig gewesen ihm gegenüber, er habe aber sehr wertvolle Mitteilungen gemacht.
    • Dr. Kuhn und Kobe wollen ihn zwar moralisch untersützen, nicht aber finanzell.
    • 16. Dez. 39: Basel fragt an, was mit Pfeifer geschehen soll, unter Berufung auf Schreiben vom 27. Feb. 39.
    • 16. Feb. 40: Groupe du Lac: es besteht keine schweizerisches Interesse mehr an der Anwesenheit Pfeifers in der Schweiz. Wünscht zu erfahren, ob seine Ausreisebemühugnen nach Spanien erfoglreich seien (Oberst Jaquillard/Jezler).
    • Die Bundesanwaltschaft wurde ständig auf dem Laufenden gehalten.
    • 26.Feb. 40


  • Dokument 8:
    • S. 7
    • Schweizer Bundesanwaltschaft Bern den 27. September 1940
    • an die Polizei-Abteilung des eidg. Jusitz- und Polizeidepartement, Bern
    • Herr Abteilungschef,
    • In der Angelegenheit Pfeifer Heinrich, dessen Internierung wir Ihnen aus den mündlich vorgetragenen Gründen beantragen, teilen wir Ihnen über den Genannten ergänzend folgendes mit:
    • 1. Personalien:
    • Pfeifer, Heinrich Franz, des Heinrich + und der These geb. Schad, geb 21.3.1905 in Frankfurt a.M, deutscher Reichdangehöriger und politischer Emigrant, verheiratet mit Helene geb. Wolff gesch. Lichte, Kaufmann und Schrifsteller, wohnhaft in Basel, Birsigstr. 2, seit 15.8.1940 in Polizeihaft in bASEL:
    • Lebenslauf
    • Pfeifer ist in Deutschland aufgewachsen, wo er in Frankfurt a.M. die Realschule bis zur Matura besuchte und nachher noch 3 Semester Nationalökonomie an der Handelshochschule und Universität in Frankfurt a.M. studierte. Er betätigte sich hierauf kaufmännisch in einer grösseren deutschen Firma, für die er auch nach Italien, Spanien und Frankreich reiste. Im Jahre 1929 trat er in Berlin der NSDAP bei und wurde Referent im Bureau Rosenberg für Kommunistenabwehr. In der Partei legte er sich den Namen Stein zu, und er war unter diesem Pseudonym Mitglied der NSDAP: Pfeifer bekleidete einen höheren Parteiposten, und er wurde im Jahre 1934 Chef der SD (Sicherheitsdienst) z.b.V. (zur besonderen Verfügung) des Reichsführers der SS. Mitg seinem Chef Heydrich hatte er dann Differenzen, die zur Verhaftung des Pfeifer führten. Er wurde als Ehrenhäftling im
  • Dokument 7/ S.9
    • Columbiahaus in Berlin zurückgehalten. Im Jahre 1936 gelang ihm die FLucht aus Deutschland. Zuerst begab er sich nach Polen, wo er jedoch angeblich wegen seiner früheren Tätigkeit in Deutschland verhaftet wurde. Ende 1937 wurde ihm ein kurzbefristeter polnischer Pass lautend auf der Name Walter Karl zur Ausreise aus Polen übergeben. Pfeifer reiste über Oesterreich, Ungarn und Italien Ende Aoril 1938 bei Domodossola in die Schweiz ein, und er hielt sich zuerst in Luzern, später in Basel auf. Am 29. Juli 1938 wurde er erstmalig wegen Verdachts der Spitzeltätigkeit verhaftet. Das damalige Ermittlungsverfahren musste aber mangels Beweises eines gesetzlichen Tatbestandes eingestellt werden, und Pfeifer wurde Ende August 1938 aus der Haft entlassen. Über die Vorgänge, die zu seiner neuen gegenwärtig bestehenden Verhaftung führten, haben wir Sie mündlich orientiert.
    • 3. Schriften
    • Pfeifer besitzt keine Ausweispapiere über seine deutsche Staatszugehörigkeit. Hingegen ist bekannt, dass seine Familie, also Ehefrau und Kinder, in Berlin SW 19, Fidizinstrasse 15, wohnhaft ist.
    • 4. Geldmittel:
    • Pfeifer will nach seinen eigenen Angaben nur insgesamt ca. Fr. 400 besitzen, die er bei seiner Verhaftung auf sich trug. Anderes Vermögen oder Barmittel will er nicht besitzen.
    • Genehmigen Sie, Herr Abteilungschef, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.


  • Allgemein
    • 16 Oktober 1940 wohl noch Lohnhof in Basel in Haft und wie ein Strafgefangener gestellt ist. Bundesanwalt hält es für geraten ihn in ein Lager oder eine Anstalt einzuweisen, da er nicht in eine kriminelle Umgebung gehört. Sein Verkehr mit der Aussenwelt müsse auf jeden Fall unter Kontrolle stehen.
  • S. 13: Mitteilung über Internierungsbeshluss 8. November 1940 an Direktion Strafanstalt Bellechasse (es handelt sich bei Pfefer um einen politisch tätig gewesenen Ausländer, dessen Interierung im Interesse der öffentlichen Sicherheit geboten erscheint) durch chef der Polizeiabteilung Scheim


Dokuemt 8

  • S. 41
    • Schweizerische Bundesanwaltschaft, Bern 3. Januar 1941
    • an die Eidg. Polizei-Abteilung, Bern.
    • Herr Abteilungschef,
    • Bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 18. Dezember 1940, mit dem Sie und die Rekurseingabe des Heinrich Franz Pfeifer zur Vernehmlassung überwiesen, beehren wir uns, Ihnen folgendes mitzuteilen:
    • 1. Pfeifer wurde im August 1940 wegen Verdachts der Widerhandlung gegen den Bundesbeschluss betr. den Schutz der Sicherheit der Eidgenossenschaft verhaftet. Die durchgeführte Untersuchung ergab, dass sich der Genannte in der Tat einer Widerhandlung gegen den genannte Bundesbeschluss schuldig machte. Auf die strafrechtliche Verfolgung musste jedoch aus den Ihnen bekannten Gründen verzichtet werden. Pfeifer hat seinen gegen Deutschland gerichteten Nachrichtendienst zu Gunsten einer fremden Macht weiterbetrieben, obschon er zur Unterlassung dieser Tätigkeit aufgefordert wurde. Die Art und Weise, mit der er seine Spitzeltätigkeit ausübte, sowie das ganze Verhalten des Pfeifer, lassen ihn als einen Ausländer erkennen, der die Sicherheit unseres Landes gefährdet und demzufolge nicht mehr auf freiem Fuss belassen werden darf.
    • 2. Die Behauptung, der Rekurrent sei im Frühjahr 1939 durch Herrn Hpt. Hausamann im Interesse der schweizerischen Nachrichtendienstes an seiner Ausreise verhindert worden, entspricht nicht den Tatsachen. Pfeifer lernte Hptm. Hausmann nach seiner eigenen zu Protokoll gegebenen Aussage erst im Juli 1939 in Zürich kennen und zwar durch Vemrittlung von Dr. Manfred Simon, dem Pfeifer schon seit dem Frühjahr 1939 Informationen aus Deutschland übermittelte und dafür ansehnliche Geldbeträge erhielt.
  • S. 43
    • S. 2:
    • Die weitere Behauptung, der schweizerische Nachrichtendienst hätte Pfeifer 2 Militärpersonen für seinen Dienst attachiert, ist nur teilweise richtig. Pfeifer hatte bei Kriegsausbruch Herrn Hptm. Hausamann angegeben, er benötige für das richtige Funktionieren seines Informationsdienstes 2 seiner Bekannten, die aber einrücken mussten. Auf Grund dieser Angaben erhielten die beiden Militärpersonen Topow und Kober jun. Urlaub. Nachdem sich aber zeigte, dass die Mitarbeit der Beurlaubten für den Nachrichtendienst unwesentlich war, mussten sie wieder einrücken.
    • 3. Herr Hptm. Hausamann musste die Beziehungen mit Pfeifer abbrechen, nachdem seine Spitzeltätigeit zu Gunsten fremder Mächte offensichtlich wurde.
    • 4. Was die begehrte Akteneinsicht anbelangt, muss dieselbe unbedingt verweigert werden, da nach allgemeiner Praxis in die Akten der politischen Polizei weder dritten Behörden noch Privaten Einsicht gewährt wird.
    • Indem wir Ihnen beiliegend die Rkurseingabe zurückerstatten, versichern wir Sie, Herr Abteilungschef, unserer vorzüglichsten Hochachtung.
    • Schweizer Bundesanwaltschaft, der Adjunkt Unterschrift


  • 8. November 1940 von polizeiabteilung verfügte internierung (Beschluss mit dem Internierung Klienten verfügt wird, da er unerwünschter ausländer] am 6.12.1940 reichen anwälter KARL Peter und Niederhauser Rekurs ein gegen beschluss beim Eigenössischen Justiz- und Polizeidepartement. Antrag in Gutheissung Rekurses der Beschluss Polizeiabteilung aufzuheben und Pfeifer freien Aufenthalt in der Schweiz zu gewähren. Sei Rekurs aufschiebende Wirkung zuzuerkennen


  • S. 113
    • Basel, den 30. Septeber 1941, Birsigstrasse 2
    • Sehr geehrter Herr Bundesanwalt dR: Stampfli
    • Nach Rücksprache mit unserem herrn Regierungsrat Brechstübsl, empfiehlt er mir, nicht direkt an Sie zur werden.
    • Es handelt sich um ein Urlaubsgesuch, für Herrn Heinrich Pfeifer, z.Zt. in Les vernes, von Ihnen Herrn Bundesanwalt gütigst bewilligen zu wollen.
    • Herr Pfeifer wohnt seit 3 Jahren hier in Basel, Bissigstübli. Als seine Wirtin kann ich Ihnen versichern, dass Sie ihm voll vertrauen können. Der Grund und der Zweck dieses Urlaubs soll sein, dass er persönlich seine Angelegenheiten erledigen kann, welche hier noch nicht geregelt sind.
    • Wären Sie nun bitte so gut, sich dieser Sache gleichanzunehmen, und zu bewilligen. Schenken Sie Herrn Pfeifer Ihr Vertrauen, er wird Sie nicht enttäuschen
    • Es dankt in Hocachtung, Angéle Kerlé
  • S. 107
    • Polizeidepartment Basel-Stadt 18. September 1941 an Eid. Justiz. und Polizeidepartmenet Polizeiabteilung
    • gegen Urlaubsbewilligung...halten es im Gegenteil für besonders richtig, wenn Pfeifer in der Internierung möglichst straff gehalten wird. Für die nächsten paar Moante kommt eine Beurlaubung keinesfalls in Frage.


S. 92

    • Basel, den 2. August 1941
    • Sehr geehrter Herr Bundesrat von Steiger,
    • Betrachten Sie es Herr Bundesrat, nicht als unbescheiden, wenn eine schlichte Frau aus dem Volke es wagt, Ihnen direkt eine Bitte vorzutragen.
    • Das Andenken an unserem Herrn Oberst Dr. Romuseger der in ganz besonderer Weise sich dieser Sache damals angenommen hat, kann ja heute nicht mehr sein gütiges Herz dafür einsetzen!
    • Herr Bundesrat von Steiger um was ich Sie ganz einfach und herzlichst bitten möchte, ist eine Jubiläumsgeschenkgabe zum 650jähr Beuthen der Eidgenossenschaft, für Herrn H. Pfeifer, im politischer Flüchtling.
    • Sie kennen seine Schwierigkeiten wegen dem ausweisen.
    • Gewähren Sie ihm eine Fristverlängerung. Dafür möge Sie der liebe Gott, und Ihre Familie segnen, wie er den Bund der alten Eidgenossen gesegnet hat.
    • Ich bitte Sie, als Wirtin des Herrn Pfeifer, der nur während der Zeit seines hierseins wie ein Sohn der Mutter ans Herz gewachsen ist. Von Politik verstehe ich nichts, aber ich weiss er ist ein Federalit, und ich weiss was er rein menschlich wert ist!
    • Vergelt's gott! Herr Bundesrat von Steiger, und ergebenst empfiehlt sich Ihnen!
    • Angele Kerle
    • P.S. Weil es gar so dringend ist, schreibe ich Ihnen rein, entschuldigen sie es sehr


allgemein

  • Strafanstalt bellechase teil interierungslager Les Vernes,
  • Seit 15. September 1941 in les vernes interniert
  • april 39 emigrant land gekommen


Dokument 8/117

  • Zum Urlaubsgesuch Heinrich Pfeifer
  • Das Kontrollbureau Basel teilt mit, dass bei ihm in den letzten Zeiten die denkbar ungünstigsten Auskünfte eingelaufen sind.
  • Pfeiffer hat in Basel etwa 26.000 Franken Schulden hinterlassen. Vater Kober musste einen Wechsel über 5000 Fr. einlösen, bei dem nicht alles klappte. Einem Juden habe er eine Perlenkette abgelistet, hinter seinem Rücken versetzt und 3000 Fr. gelöst. Es bestehen zwei Wechsel auf die Kantonalbank von je 1000 Fr. die nicht bezahlt werden. Er habe sich ein Brahmsmanuskript verschaffen können, für dessen Versetzung er 3500 Fr. einkassiert habe. Seiner Pensionsfrau schulde er ausser der Pension 3500 Fr. Zwei Geistliche hätten ihm Darlehen von je 3000 Fr. gegeben, die nicht zurückbezahlt werden können. An diversen Schulden sind 1500 Fr. vorhanden.
  • Das Geschäft in Basel, das jetzt Frl. Kober übernommen habe, ist nach Ansicht des Kontrollbureau überschuldet. Pfeifer habe darin nichts zu tun
    • Dr Kober habe sich bei dem Kontrollbureau bedankt, dass man den Pfeifer endlich interniert habe.
    • Frl. Kober habe sich auf dem Kontrollbureau geäussert, wenn sie und Pfeifer gewusst hätten, dass er nun geschnappt werde, so wäre er vorher verschwunden und man hätte ihn dann suchen können.
    • Das Kontrollbureau, auch die Familie Kober, sind absolut dagegen, dass Pfeifer wieder nach Basel kommt. Das Kontrollbureau ist davon überzeugt, dass Pfeifer nicht anderes bezweckt, als neuer dings Leute hereinzulegen. Mit einer Reihe von Strafklagen sei in nächster Zeit zu rechnen. Es bestehe die dringende Gefahr, dass Pfeifer den Urlaub auch dazu benutzen werde, um sich zu verstecken. Von einer legalen Ausreise sei keine Spur. Pfeifer habe keine Aussicht wegzukommen und er habe sich auch nie darum bemüht.
    • Unter diesen Verhältnissen beantrage ich, das Urlaubsgesuch des Pfeifer und seienr Braut strikte abzulehnen. 23. September 1941

Dokument 8/19

    • Dr. a Joos 11. November 1940
    • Herrn Bundesrat J Baumann, Bern
    • Sehr geehrter Herr Bundesrat,
    • In Sachen Heinrich Pfeiffer nehme ich höflich auf die mir s.Zt. gütigst gewährte Audienz bezug, wofür ich Ihnen nachträglich nochmals bestens danke.
    • Heute erfahre ich, dass in dieser Sache der Entscheid gefallen ist und Herr Pfeiffer in der Strafanstalt Belfast[ [Bellachasse] interniert werden soll.
    • Gesüttzt auf die Tatsachen und die Argumente, die ich Ihnen anlässlich unserer Besprechung unterbreiten durfte, erlaube ich mir Sie zu ersuchen, Herrn Scheim zu veranlassen als Internierungsort Witzwil an Stelle von Belfast zu bestimmen, wobei ich mir vorbehalten muss prinzipiell auf die ganze Angelegenheit zurückzukommen.
    • Die Freunde des Herrn Pfeiffer finden es nicht für angebracht, dass solch scharfe Massnahmen gegen Herrn Pfeiffer getroffen werden, nach den vielen guten Diensten, die er unentgeltlich der Schweiz geleistet hat. Herr Merz, Chef der Fremdenpolizei in Basel drückte mir gegenüber die Meinung aus, dass es sich nicht rechtfertigen lasse, Herrn Pfeiffer in belast zu internieren, wo meist nur Schwerverbrecher untergebracht werden.
    • Ich erlaube mir daher, sehr geehrter Herr Bundesrat, Sie zu ersuchen, mein Gesuch wohlwollend zu prüfen und demselben entsprechen zu wollen.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
    • Ihr ergebener Joos
  • S. 21:
    • belechasse untebrringugn entsprich nicht interierung in eienr strengen strafanstalt. die inerierten sind insassen der dortigen strafanstalt streng geschieden. internierten befinden sich geradezu komforabel eingerichteten separten neubau. verpflegung ist gut und reichlich. sie können rauchen, radio hren, zeitungen lesen, besuche und Pakete empfangen. Arbeiten müssen sie in der Regel bloss am Vormittag. Das Regime ist bedeutend milder als Witwil. Wenn wir daher darauf verzichten, Herrn Pfeiffer nach Witzwil zu versetzen, so gescheiht dies in seinem eigenen Interesse. Mit vorzüglicher hochachtung


  • Dokument 8/ 25 und 27: Peter und Niederhauser 6. Dezember 1940 an Eidg. Justiz.- und Polizeidepartment
  • Dokument 8/29
    • Der Beschluss der Polizeiabteilung ist am 8. November 1940 ergangen und am 10. November zugestellt worden. Der Rekurs erfolgt daher rechtzeitig.
    • Beweis: Schreiben der Polizeiabteilung
    • Der Unterzeichnete ist gehörig bevollmächtigt
    • Beweis: Vollmacht
    • 3 Der Rekurrent ist deutscher Staatsbürger. Er kam nach einem bewegten Lebenslauf auf politisch begründete Flucht im Jahre 1938 in die Schweiz. Es wurde hier in Basel ein Identitätsverfahren durchgeführt udn die nötigen Feststellugnen gemacht. Nach Durchführugn des Identitäsverfahrens wurde er wegen seiner guten Kenntnisse des heutigen Deutschland und seiner guten Verbindungen vom Ausland aufgesucht. Er wollte deshalb nach dem Ausland abreisen.
    • Er wurde aber daran im Frühjahr 1939 durch Herrn Hauptmann Hausamann in Teufen im Interesse des Schweiz Nachrichtendienstes verhindert. Pfeifer blieb in der Schweiz und gab seine Berichte auch dem Schweiz Nachrichtendienst, d.h. den Hauleuten Huasamnn und später auch hptm. hausheer vom III armeekorps. beide hatten von seinen Verbindungen auch zu andern Ländern Kenntnis; ebenso die Politische Polizei
    • Beweis: Hptm E Haeberli, Chef der politischen Polizei Basel
  • S. 31
    • Vom Nachrichtendienst erhielt der Rekurrent auch zwei Militärs für seine Dienste attachiert.
    • 4. Die vom Rekurrenten gelieferten und bei den Akten liegenden berichte waren sehr gut, wie übrigen hptm. hausamann vor Zeugen bestätigt hat. Sie wurden auch vom ausland sehr geschätzt
    • Beweis edition der Berichte, dr a kober vorgenannt als Zeuge
    • Aus dritten nicht verständlichen Motiven liess dann hptm Hausmann den Rekurrenten fallen. Dieser ist dann am 15. August dies Jahres auf grund igrnewelcher verwechslungen erhaftet worden und wurde unverständlicherweise voll 3 monate im Basler Untersuchungsgefängnis mit kriminellen zusammen in Haft gehalten.
    • Die Untersuchung ist völlig negativ verlaufen. Irgend eine Anklage ist nicht erfolgt.
    • Beweis: Akten.
    • Lediglich ist die Internierung verfügt worden.
    • 5. Es ist nun schlechterdings unverständlich, wieso man einen Ausländer als unerwünscht ausweisen bezw. internieren will,
    • a) der mit Erfolg für den Schweizerishcen Nachrichtendienst tätig war und gerne noch weiter tätig gewesen wäre;
    • b) der im Interesse dieses Nachrichtendienstes an der Ausreise ins Ausland verhindert wurde, obwohl man seine Bindungen zum Nachrichtendienst anderer Länder kannte;
    • c) der sich weder kriminell noch politisch vergangen hat und auch nicht den Armenbehörden zur Last fiel.
  • S. 33
    • S. 5
    • Entweder weist man Leute wie Pfeifer von Anfang an aus der Schweiz aus, da ihre Vergangenheit vielleicht Unannehmlichkeiten mit dem Ausland bringen kann. Dies hätte wider das Asylrecht und beste Schweizerische Tradition verstossen. Oder man lässt diese Leute in voller Kenntis ihrer vergangenen und gegenwärtigen Beziehungen in der Schweiz und stellt sie auch für die Schweiz in Dienst. Dann darf man sie aber wegen ihrer den Behörden ja schon lange bekannten Beziehungen und ihrer Tätigkeit nicht nachträglich als unerwünschte Ausländer ausweisen bezw. internierten "Der Mohr hat seine Pflicht getan, der Mohr kann gehen."
    • Ein solches Vorghen widerspricht jeglichem Rechtsmepfinden, es verstösst wider Treu und Glauben und entbehrt auch desjenigen Anstandes, den man auch im Gebiete der Polizei erwarten darf. Gerade im jetztigne Moment, da Recht und Moral im öffentlichen Leben Europas immer mehr schwinden, ist es doppelt notwendig, dass wir beides auch, Ausländern gegenüber hochhalten.
    • 6. Der Unterzeichnete verweist nochmals darauf, dass er auf die einzelnen konkreten Vorwürfe erst eintreten kann, wenn er diese kennt. Er macht deshalb alle Vorbehalte.
    • Mir vorzüglicher Hochachtung Namens des Rekurrenten:


  • Dokument 8/S. 41:
    • Bundesanwaltschaft an die Eidg. Polizei-Abteilung
    • Bern, den 3. Januar 1941
    • Herr Abteilungschef,
    • Bezugnehmend auf Ihr Schreiben vom 18. Dezember 1940, mit dem Sie uns die Rekurseingabe des Heinrich Franz Pfeifer zur Vernehmlassung überwiesen, beehren wir uns, Ihnen folgendes mitzuteilen:
    • 1. Pfeifer wurde im August 1940 wegen Verdachts der Widerhandlung gegen den Bundesbeschluss betr. den Schutz der Sicherheit der Eidgenossenschaft verhaftet. Die durchgeführte Untersuchung ergab, dass sich der Genannte in der Tat einer Widerhandlung gegen den genannten Bundesbeschluss schuldig machte. Auf die strafrechtliche Verfolgung musste jedoch aus den Ihnen bekannten Gründen verzichtet werden. Pfeifer hat seinen gegen Deutschland gerichteten Nachrichtendienst zu Gunsten einer fremden Macht weiterbetrieben, obschon er zur Unterlassung dieser Tätigkeit aufgefordert wurde. Die Art und Weise, mit der er seine Spitzeltätigkeit ausübte, sowie das ganze Verhalten des Pfeifer, lassen ihn als einen Ausländer erkennen, der die Sicherheit unseres Landes gefährdet und demzufogle nicht mehr auf freienm Fuss bealssen werden darf."
    • 2. Die Behauptung, der Rekurrent sei im Frühjahr 1939 durch Herrn Hpt. Hausamann im Interesse des schweizerischen Nachrichtendienstes an seiner Ausreise verhindert worden, entspricht nicht den Tatsachen. Pfeifer lernte Hptm. Hausamann nach seiner eigenen zu Protokoll gegebenen Aussage erst im Juli 1939 in Zürich kennen und zwar durch Vermittlung von Dr. Manfred Simon, dem Pfeifer schon seit dem Frühjahr 1939 Informationen aus Deutschland übermittelte und dafür ansehnliche Geldbeträge erhielt.
  • S. 43
    • Die weitere Behauptung, der schweizerische Nachrichtendienst hätte Pfeifer2 Militärpersonen für seinen Dienst attachiert, ist nur teilweise richtig. Pfeifer hatte bei Kriegsausbruch Herrn. Hptm. Hausamann angebenen, er bentötige für das richtige Funktionieren seines Informationsdienstes 2 seiner Bekannten, die aber einrücken mussten. Auf Grund dieser Angaben erhielten die beiden Militärpersonen Topow und Kober jun. Urlaub. Nachdem sich aber zeigte, dass die Mitarbeit der Beurlaubten für den Nachrichtendienst unwesentlich war, mussten sie wieder einrücken.
    • 3. Herr Hptm. Hausamann musste die Beziehungen mit Pfeifer abbrechen, nachdem seine Spitzeltätigkeit zu Gunsten fremder Mächte offensichtlich wurde.
    • 4. Was die begehrte Akteneinsicht anbelangt, muss dieselbe unbedingt verweigert werden, da nach allgemeiner Praxis in die Akten der politischen Polizei weder dritten Behörden noch Privaten Einsicht gewährt wird.
    • Indem wir Ihnen beiliegend die Rekurseingabe zurückerstatten, versichern wir Sie, Herr Abteilungschef, unserer vorzüglichsten Hochachtung.
    • Schweiz Bundesnwaltschaft der Adjunkt


++ nACH rÜCKSPRACHE MIT UNS


[bi bal mö venlass zukomm zu las wobei beifü dass rasch entschei fall aufdrän u vor all auf ihr auffass abgestellt wird]


1-18

Allgemein

  • Braut, Vater, Kerlé und Arzt ersuchen 29.10.40 Freilassung Pfeifers veranlassen, da nach Abschluss Ermittlungsverfahrens ordentliche Gerichtsverhandlung nicht in Betracht gezogen wird
  • Stieftochter schlechtem Gesundheitszustand (gefährliche Tumoroperation in Basel) [später korrigiert nicht nötgi sei]
  • politischer EMigrant, Kaufmann, wohnhaft Birsirgstr 2; seit 15.8.1940 in Polizeihaft


  • Unterlagen 7
    • S. 1
    • Bern, den 5. September 1938
    • an das Polizeidepartement des Kanton Baselstadt, Basel
    • Herr Regierungsrat,
    • Wir beziehen uns auf unsere heutige telephonische Besprechung mit Herrn Merz und beehren uns, Ihnen zu der Angelegenheit des Heinrich Franz Pfeiffer, geb. 21. März 1905 in Frankfurt a.M., deutscher Reichsangehöriger, (Aliasnamen: Henri Bauer, Stein, Baron Karl von Wallter, Hans Tisch, Pfarr) angeblich Schriftsteller und früherer Chef des Sicherheitsdienstes des Reichsführer SS z.b.V., zurzeit in Basel in Hft, im Einvernehmen der Bundesanwaltschaft folgendes mitzuteilen:
    • Die Ausstellung eines schweizerischen Identitätsausweises für Pfeiffer kommt nicht in Betracht. Denn es ist trotz der Aussagen des Mannes nicht ausgeschlossen, dass er heute für den Geheimdienst einer fremden Macht arbeitet. Diesem Treiben dürfte schweierzischerseits nicht gewissermassen Vorschub geleistet werden durch Abgabe eines Identitätsausweises. Andrerseits muss allerdings der frannzösiche Pass auf den Namen Bauer, den Pfeiffer besessen hat, zurückbehalten werden.
    • Unter diesen Umständen wird Pfeiffer genötigt sein, unser Land ohne gültige Ausweispapiere zu verlassen. Wir bitten Sie, ihn aus der Haft zu entlassen und ihm eine Frist von 48 Stunden einzuräumen, um die Schweiz zu verlassen. sOLLTE ER NACH Ablauf dieser Frist noch in der Schweiz betroffen werden, so müsste er nach Deutschland überstellt werden. Dies ist ihm vor der Entlassung nachdrücklich anzudrohen. Für den Fall, dass Pfeifer noch einige Tage Zeit haben möchte, um die Ausreise zu über legen und vielleicht gewisse Vorbereitungen z utreffen, haben wir nichts dagegen einzuwenden, dass er noch solange in Haft
  • S. 3
    • S. 2
    • bleibt; die Frist von 48 Stunden zur Ausreise ist von der Haftentlassung an zu rechnen.
    • Wir ersuchen Sie ferner, Pfeiffer - sofern es noch nicht geschehen ist - dauernd aus der Schweiz auszuweisen. Wir nehmen als selbstverständlich an, dass dem schweizerischen Zentralpolizeibureau Photographie und Fingerabdruckbogen zugestellt worden sind.
    • Für seinerzeitigen Erledigungsbericht wären wir dankbar.
    • Genehmigen Sie, Herr Regierungsrat, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.
  • S. 17
    • Armeekommando 16.2.40
    • an die Polizeiabteilung des Eidg. Justiz & Polizeidepartementes
    • Herrn Abteilungschef,
    • Wir kommen zurück auf die mit Ihrem Herrn Dr. Ruth gehabten Besprechungen der Angelegenheit Heinrich Franz Pfeifer-Wolf, geb 21.3.05, in Frankfurt a/M, deutscher Staatsangehöriger, wohnhaft in Basel, Birsigstrasse 2. Von zuständiger Seite wird uns gemeldet, dass ein positives schweizerisches Interesse am Aufenthalt des Pfeifer in der Schweiz nicht mehr bestehe. Es scheint unter diesen Umständen geboten, dass jede Gelegenheit zur Ausreise des Mannes aus der Schweiz geprüft und ausgenützt wird. Wir wären Ihnen verbunden, wenn Sie uns mitteilen wollten, ob die Bemühungen (z.B. betr die Ausreise nach Spanien) Erfolg haben.
    • Hochachtend Armeestab
  • S. 19
    • Aktennotiz
    • betr. Pfeifer Heinrich Franz des Heinrich und der Therese geb Schad, verh. m Helen geb Wolff, gesch Lichte, geb 21.3.1905 in Frankfurt, Schrifsteller, wohnhaft Birsigstr 2 in Basel
    • Anlässlich der am 29. September a.c. stattgefundenen persönlichen Unterredung gab der Unterzeichnete Herrn Hptm. Hausamann von den verschiedenen unliebsamen Vorkommnissen, die berechtigten Zweifel in die Vertrauenswürdigkeit von Pfeifer aufkommen lassen, Kenntnis. Herr Hptm. Hausamann war hierüber bereits teilweise orientiert. Er ist daher von Anfang an Pfeifer immer mit grösster Vorsicht entgegengereten. Er habe indessen in seinem bisherigen Verkehr mit Pfeifer keine Festtellugnen machen können, wonach dieser sein vertrauen missbraucht hätte. Die von Pfeifer erhaltenen Meldungen seien sehr wertvoll, sodass er sehr bedauern würde, wenn diese Nachrichtenquelle verschwinden müsste. Er versichert, dass Pfeifer bestimmt in keiner Weise gegen die Interessen der Schweiz arbeite. Auch in Zukunft will er Pfeifer einer strengen Kontrolle unterziehen und allfällige Unkorrkheiten oder Verfehungen uns zur Kenntnis bringen.
    • Soeben teilt Herr Hptm. Hausamann noch telephonisch mit, er habe betr. Pfeifer noch mit dessen zukünftigen Schwiegervater, Dr Kober chefredaktor der national zeitung in basel, rücksprache genommen. Auch dieser sei über das Vorleben von Pfeifer orientiert und brignei hm trotz allem nach wie vor volles Vertrauen entgegen.
    • Herr Hptm Hausamann ersucht dringlich, den Aufenthalt von Pfeifer bis auf weiteres auf Wohlverhalten hin zu gestatten
    • Schweiz Bundesanwaltschaft, Polizeidienst der Kommissär
    • 2.10.39
  • S. 31
    • Basel-Stadt Kantonale Fremdenpolizi 30. September 1938
    • An die Polizeiabteilung des Eidg. Justiz- und Polizeiepartments Bern
    • Herrn Abteilungschef,
    • Wir beziehen uns auf Ihr Schreiben vom 23. ds.Mts. an unser Polizeidepartement und beehren uns, Ihnen mitzuteilen, dass wir dem deutschen Saatsangehörigen Heinrich Franz Pfeifer-Wolf ausdrücklichuntersagt haben, während seines Aufenthaltes i nder Schweiz journalistisch und sonst irgendwie politisch tätig zu sein; gleichzeitig haben wir Pfeifer eröffnet, dass erauf die Veröffentlichung seiner "Memoiren" sowohl im In-wie im Ausland zu verzichten habe.
    • Unsere Erkundigungen bei den Herren Dr. Kober und Kuhn haben ergeben, dass die beiden Herren dem Rubrikaten wohl alle ihnen zu Gebote stehenden moralicehn Unterstützungen angedeihen lassen wollen, dagegen seien sie nicht in der Lage irgendwelche finanzielle Garantien oder Sicherheiten zu leisten.
    • Genehmigen Sie, Herr Abteilungschef, die Versicherung unserer ausgezcihenten Hochachtung.
    • Kontrollbureau, Der Chef der Kant. Fremdenpolizei
  • S. 13
    • Schweizerische Bundesanwaltschaft
    • Bern, den 2. Oktober 1939
    • an die Polizeiabteilung, Bern
    • Herr Abteilungschef,
    • In der Anlage retournieren wir Ihnen die uns übermittelten Akten betr.
    • Pfeifer, Heinrich Franz, des Heinrich und der Therese geb Schad, verh m Helen geb Wolff, gesch Lichte, geb 21.3.1905 in Frankfurt a.M. deutscher Reichsangehöriger, Schrifsteller wohnhaft Birsigstr 2 in Basel und
    • Strasser dr otto geb 10.9.97 ehem deutscher Reichsangehöriger, nunmehr spanischer Staatsangehörigr, schriftsteller z zt in wetzwill herrliberg
    • Unter hinweis auf die beiliegenden Aktennotizen könnten wir uns damit einverstanden erklären, dass dem Ersuchen von Herrn Hptm. Hausamann um Aufenthaltsverlängerung von Pfeifer und Dr. Strasser entsprochen wird. Wir werden die beiden Vorgenannten nach wie vor unter polizeiliche Kontrolle stellen.
    • Genehmigen Sie, Herr Abteilungschef, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.
    • Schweiz Bundesanltschaft Polizeidienst, der che sig balsiger
  • S. 39
    • Dr. phil. Heinrich Kuhn an Dr. jur H Rothmund, Chef der Abt. Polizei im eidgen. Justiz und Polizeidepartment, Bern vom 8. September 1938, Spaltenring 165
    • Sehr geehrter Herr Doktor,
    • Im Einverständnis mit Dr. Kober, der gegenwärtig verreist ist, gelange ich mit der Bitte an Sie, Uberbringer dieses Schreibens Herrn Heinrich Pfeifer anzuhören und seinen Rekurs zu utnersüttzen. Da der Mann nach Dr. Kobers und nach meiner Meinung wirklich keines der umliegenden Nachbarländer gefahrlos betreten kann, er sich hier aber nur 48 Stunden aufhalten darf, müsse ihm doch irgendwie die Möglichkeit gegeben werden sich in ein anderes Asylland begebn zu können.
    • Sie würden mich sehr verbinden, wenn durch Ihre Intervention sich in der Sache etwas tun liesse.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung Kuhn
  • S. 41:
    • Basel, den 8. September 1938
    • An den Chef der Eidg. Polizeiabteilung im Eidg. Polizei-& Justizdepartement, Herrn Dr. jur. H. Rothmund, Bern, Bundeshaus West.
    • Sehr geehrter Herr Dr. Rothmund,
    • Gestützt auf die Bemühungen des Herrn Dr. Kober von der National-Zeitung, Basel, erlaube ich mir, Ihnen den anliegenden Rekurs direkt zu übersenden. Würde dem Rekurs nicht entsprochen, dann wäre mein Leben vernichtet. Daher wende ich mich persönlich an Sie, sehr geehrter Herr Doktor, als dem obersten Chef der massgeblichen Behörde mit der dringenden Bitte, mich nicht dem sicheren Verderben ausliefern zu wollen.
    • Sehr ergebenst Heinrich Peifer
    • Heinrich Pfeifer bei Herrn Redatkro Dr. Kuhn
  • S. 43
    • Schweizerischer Caritasverband
    • Geschäftstell Luern den 3. November 1938
    • Betr. Flüchtlingshilfe
    • an die Eid. Fremdenpolizei zu Handen von Herrn Scheim
    • Sehr geehrter Herr Scheim, Wir sind wiederum in der Lage, Ihnen eine Anzahl von Emigrnatenfällen zu melden, die eine konstruktive Lösung gefunden haben.
    • 1.) W. Kals und Pfeifer-Wolf: Beide konnten in England untergebracht werden. Es musste ein Flugbillet nach London zur Verfügung gestellt werden, da das Durchreisevisum verweigert wurde.
    • ...
    • Wir sind unsererseits froh, dass wir für diese Flüchtlinge eine positive Lösung finden konnten. Da wir aber in nächster Zeit wiederum eine Anzahl Flüchtlinge in überseeischen Ländern un-
  • S. 45
    • terzubringen hoffen - die Verhandlungen hierfür sind sehr verheissungsvoll - so wären wir Ihnen wirklich dankbar, wenn Sie uns die beantragten Suventionen bewilligen und zuweisen könnten.
    • Da es sich bei den Belegen um Originalquittungen handelt, bitten wir Sie, uns diese nach Einsichtnahme wieder zurückzusenden.
    • Gleichzeitig wären wir Ihnen dankbar, wenn Sie uns wieder eine Anzahl Formulare (Antrag auf Ausrichtung eines Bundesbeitrages) zur Verfügung stellen könnten.
    • Mot vorzüglicher Hochachtung
    • Schweizerische Caritas Zentrale Lzern
  • S. 63
    • Karl Peter und Niederhauser an den Vorsteher des Eidg. Justiz-Polizei-Departmentes, Basel 20. November 1940
    • Sehr geehrter Herr Bundesrat!
    • Mit Verfügung der Polizeiabteilung Ihres Departmentes vom 8. November a.c. ist Heinrich Franz Pfeiffer, geb 21.III.05 z.Z. im Untersuchungsgefängnis in Basel mitgeteilt worden, dass er als "unerwünschter Ausländer" in der Bellechasse (Fribourg) interiert werde. Die Verfügung erfolgte auf Antrag der Bundespolizei.
    • Pfeiffer hat den Unterzeichneten mit der Einreichung eines Rekurses gegen diese Verfügung beauftragt. Ich habe mich deshalb sofort bemüht, die Begründung der vorgenannten Verfügung zu erfahren und Akteneinsicht zu verlangen. An die Bundespolizei verwiesen habe ich mit Herrn Dr. Balsiger verhandelt. Dieser verwiesen habe ich mit Herrn Dr. Balsiger verhandelt. Dieser verweigerte mir die Akteneinsicht, wie auch jede nähere Begründung der Internierung. Ausser einigen abschätzigen Bemerkungen zum Privatleben meines Klienten, das ja die Bundespolizei nichts angeht, und der Behauptung, Pfeiffer stelle eine Belastung unserer ausserpolitischen Situation dar, wurde mir keine sachliche Aufklörung zuteil.
    • Sowohl der Rekurrent als sein Anwalt haben nach schweizerischer Auffassung Anspruch darauf, dass die Behörden eine Verfügung begründen und dass er weiss, was ihm vorgehalten wird. Die Verweigerung der Einsichtnahme, in die Akten kommt der Verweigerung bzw. der Verunmöglichung des Rekursrechtes gleich.
    • Ich bitte Sie daher zu verfügen, dass mir Akteneinsicht gewährt wird und ich eine Begründung der Internierung erhalte. Nachdem Herr Dr. Balsiger mir gegenüber selsbt zugeben musste, dass Pfeiffer jetzt zu Unrecht drei Monate im Basler Untersuchugnsgefänngis festgehalten wurde, so hat er Anspruch darauf, dass ihm nun wirklich Gerechtigkeit widerfahre. Sonst verbleibt der Eindruck, dass die Verwaltung Missgriffe und decken habe.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
  • S. 65
    • Bern, den 1. März 1940
    • an das Polizeidepartement des Kantons Basel-Stadt, Basel
    • Herr Regierungsrat,
    • Bezugnehemend auf Ihr Schreiben vom 16. Dezember 1939 betreffend Hans Pfeifer, geboren 1905, teilen wir Ihnen mit, dass seine weitere Anwesenheit in der Schweiz unerwünscht ist. Wir ersuchen Sie, dafür besorgt zu sein, dass Pfeifer baldmöglichst unser Land verlässt, und uns über den Stand der Angelegneheit auf dem Laufenden zu halten.
    • Genehmigen Sie, Herr Regierugnrat, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung. Der Chef der Polizeiabteilung dr ruth
  • S. 71
    • Peter/Niederhauser an Justiz- und Polizeidepartement/Polizeiabteilung 20. November 1940
    • Sehr geehrte Herren!
    • In Sache des Heinrich Pfeiffer, z.Z. Untersuchungsgefängnis Basel wegen Internierung in Bellechasse hatte ich am Dienstag eine Unterredung mit Herrn Dr. Balsiger von der Bundespolizei. Anlässlich dieser Besprechung ersuchte mich Herr Dr. Balsiger dringend, ich möge meinen Klienten zur Ausreise au der Schweize veranlassen.
    • Ich habe in dieser Sache mit Herrn Pfeiffer gesprochen und er hat sich bereit erklärt bei erster Gelegenheit die Schweiz zu verlassen.
    • Dass die Ausreise bei den jetzigen Verhältnissen für Herrn Pfeiffer besondere Schwierigkeiten hat, dürfte Ihnen klar sein.
    • Er bedarf hierzu sehr sorgfältiger und subtiler Vorbereitungen. Er hofft, dass ihm die Ausreise bis Ende Jänner 1941 möglich wird. Doe Vorbereitungen zur Ausreise kann er aber ganz unmöglich vom Gefängnis oder von der Internierungsanstalt Bellechasse aus besorgen. Dazu benötigt er die volle Freiheit.
    • Ich stelle Ihnen daher das Gesuch, Herr Pfeiffer bis Ende Jänner 1941 zur Vorbereitung der Ausreise Urlaub von der Internierugn zu gewähren. Herr Pfeiffer verpflichtet sich gern, sich in dieser Zeit von aller Politik etc. fernzuhalten.
    • Ihrer baldigen Meinungsäusserung entgegensehend zeichne mit vorzüglicher Hochachtung
    • S. 5
      • An das Eidgenössische Justiz und Polizeidepartement, Bern
    • Rekurs
    • betreffend die Verfügung des Polizeiinspektorats des Kantons Basel-stadt vom 6. September 1938 gegen Pfeifer-Wolf, Heinrich
    • Sehr geehrte Herren,
    • Als ich die Verfügung des Polizeiinspektorats des Kantons Basel-Stadt entgegennahm, ahnte ich bereits die ganze Schwere der Bedingung, bis heute, Donnerstag, den 8. September abends 18 Uhr, die Schweiz zu verlassen. Notgedrungen muss ich gegen diese Verfügung fristgemäss rekurieren, denn es ist mir unmöglich in dieser Zeit ohne Papiere die Schweiz zu verlassen
    • Ich kann keinen der drei Staaten betreten, an die die Schweiz grenzt. In Deutschland wäre ich dem Tod verfallen, Italien würde mich an Deutschland ausliefern und in Frankreich erwartet mich wegen mein früheren Tätigkeit als Chef des SD z.b.V. RFSS. mindestens eine langjährige Freiheitsstrafe.
    • #Dazu kommt, dass ich mangels gültiger Papiere jede Grenze überhaupt nur illegal überschreiten könnte, eine Tatsache, die den hiesigen Behörden wohlbekannt ist. ich glaube nicht, dass die Kantonalen und Eidgenössischen Behörden, dass die veranwortlichen Chefs derselben, ein gesetzwidriges Vorgehen unterstützen wollen.
    • S. 7
    • Nachdem die Schweiz mir kein Domizil gewähren will, muss ich selbstverständlich den Boden der Schweiz so rasch wie möglich verlassen, nur bitte ich, mir überhaupt die Möglichkeit dazu zu geben. Diese Möglichkeit setzt den Besitz eines ausreichenden Ausweispapieres voraus und die erforderliche Frist, um mir ein Visum ordnungsgemäss beschaffen zu können.
    • Indem ich frist- und formgerecht den Rekurs ergreife, bitte ich höflichst um Ersteckung der Aufenthaltsfrist auf 4 Wochen (vier Wochen) und um Aushändigung eines Ersatzpasses. Sobald ich im Besitz desselben bin, will ich ein Visum nach der Tschechoslowakei erbitten, um von dort nach Rumänien und der Türkei weiterkommen zu können. Die Reise nach der Tschechoslowakei werde ich im Nonstop-Flug nach Prag zurücklegen.
    • Ich bin mir bewusst, Schweizer Belange in keiner Weise geschädigt zu haben und hoffe daher auch, dass man mich nicht durch rücksichtslose Handhabung der angefochtenen Verfügung der sicheren Vernichtung preisgibt. Damit ich nicht Gefahr laufe, vor der Entscheidung dieses Gesuches abgeschoben zu werden, bitte ich um eine vorläufige Erstreckung der Frist bis zur endgültigen Entscheidung.
    • Dem Herrn Regierungsrat Brechbuehl, Basel-Stadt, habe ich aufgrund der Rücksprache zwischen ihm und den Herren Dr. Kober und Dr. Kuhn von der Basler National-Zeitung eine Kopie dieses Rekurses überreicht.
    • Basel, den 8. September 1938
    • Adresse Heinrich Pfeifer bei Herrn Redaktor Dr Kuhn
    • Basel, Spaltenring 165
    • RFSS z.b.v., chef dieser abteilung


Unterlagen 12

  • S. 1
    • Anstalten Bellechasse
    • Bellechasse, den 9. März 1942
    • An die Polizeiabteilung des Eidg. Justiz- & Polizeidepartmentes, Bern
    • Herr Abteilungschef,
    • Wie wir bereits vor einigen Tagen Hr.Dr. Hess telephonisch mitgeteilt haben, kam es bei der Rückkehr von Basel des internierten Pfeifer Heinrich zu Streitigkeiten unter den Internierten, weil hauptsächlich Korodi Walter sich Äusserungen erlaubte, die natürlich für Pfeifer nicht angenehm waren.
    • Um dem weiteren Treiben des Korodi ein Ende zu setzen, haben wir ihn in die Strafanstalt verlegt.
    • Pfeifer will nun aber die erhobenen Anschuldigungen nicht auf sich sitzen lassen, und beschwert er sich mit den beiligenden Briefen bei verschiedenen Personen.
    • Wir überlassen es Ihnen, die Briefe zu befördern oder zurückzubehalten, je nachdem was Sie als angezeigt erachten.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung!
    • Der Direktor
  • S. 3
    • Bellechasse, den 17. Juli 1942
    • an die Polizeiabteilung des Eidg. Justiz- u. Polizeidepartementes, Bern
    • Herr Abteilungschef,
    • Beigeschlossen übermachen wir Ihnen einen Brief von Herrn Dr. W. Vinassa, Advokat, in Bern, in welchem er uns die Frage stellt, ob Loeb Fritz bei seiner Ausreise allein an die Grenze reisen dürfe oder ob er begleitet werde.
    • Da wir über die bei diesem Anlass zu ergreifenden Massnahmen nicht zuständig sind, möchten wir Sie bitten, Ihre Verfügung direkt an Hr. Dr. Vinassa mitzuteilen.
    • Ferner wünscht Hr. Vinassa, dass das Zimmer, das gegenwärtig von 3 Mann besetzt, nach der Abreise des Loeb für die Internierten Pfeifer und Rosenheck zu reservieren.
    • Eine definitive Zusicherung hierfür können wir aber nicht geben, da je nach der Anzahl der Internierten die Platzverhältnisse ebenfalls beschränkt sind.
    • Wir wären Ihnen daher dankbar, wenn Sie auch dies Herrn Vinassa wissen lassen könnten.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
    • Der Direktor. sig. Gret.
  • S. 7:
    • Anstalten Bellechasse
    • Bellechasse, den 17. Juli 1942
    • an die Polizeiabteilung des Eidg. Justiz- Polizeidepartementes, Bern
    • Herr Abteilungschef,
    • Beigeschlossen übermachen wir Ihnen einen Brief von Hr. Dr. W. Vinassa, Advokat, in Bern, in welchem er uns die Frage stellt, ob Loeb Fritz bei seiner Ausreise allein an die Grenze reisen dürfe oder ob er begleitet werde.
    • Da wir über die bei diesem Anlass zu ergreifenden Massnahmen nicht zuständig sind, möchten wir Sie bitten, Ihre Verfügung direkt an Hr. Dr. Vinassa mitzuteilen.
    • Ferner wünscht Hr. Vinassa, dass das Zimmer, das gegenwärtig von 3 Mann besetzt, nach der Abreise von Loeb für die Internierten Pfeifer und Rosenheck zu reservieren.
    • Eine definitive Zusicherung hierfür können wir aber nicht geben, da je nach der Anzahl der Internierten die Platzverhältnisse ebenfalls beschränkt sind.
    • Wir wären Ihnen daher dankbar, wenn Sie auch dies Herrn Vinassa wissen lassen könnten.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung!
    • Der Direktor
  • S. 13
    • Angéle Kerlé
    • Basel 1. Dezember 1942
    • Bundesrat Dr. E. von Steiger
    • Muristrasse, Bern
    • Sehr geehrter Herr Bundesrat!
    • Ich wage es noch einmal, Sie in der Sache des Herrn Heinrich Pfeifer, zur Zeit als Politischer Flüchtling in Bellechasse interniert, zu belästigen.
    • Mit der Iternierung als Politischer Flüchtling ist es ja leider etwas anderes als mit der Einsperrung als Verrbecher, weil letzteres nur möglich ist, wenn der Betreffende wirklich etwas strafbares begangen hat. Man hat Herrn Pfeifer nicht nur interniert, sondern man hat ihn auch als Betrüger hinzustellen versucht. Aber diese Frage wurde dann gerichtlich untersucht und ich selbst besitze eine amtliche Bescheinigung darüber, dass er reingewaschen daraus hervorgegangen ist.
    • Ueber die Internierung als Politischer Flüchtling schreibe ich nicht mehr, weil mir diese Materie zu wenig vertraut ist. Aber etwas muss ich hervorgeheben, was ich am besten beurteilen kann. Das ist der Umstand, dass Herr Pfeifer nun nahezu 15 Monate in Bellechasse interniert ist, ohne auch nur einen einzigen Tag beurlaubt geween zu sein. Ich wage daher an Sie, sehr geehrter Herr Bundesrat, die herzliche Bitte, veranlassen zu wollen, dass Herrn Heinrich Pfeifer über die Weihnachtstage, nämlich vom Heiligen Abend, den 24. Dezember, bis Montag, den 28. Dezember nach Basel beurlaubt wird.
    • Er wird über diese Feiertage als mein Gast bei mir wohnen, wo er ja auch bis zu seiner Internierung gewohnt hat.
    • Ich richte diese Bitte an Sie nicht in eigener Sache. Ich spreche für mein Patenkind Ursula Lichte. Sie ist die Stieftochter des Herrn Pfeifer lebt in aller Zurückgezogenheit und Bescheidenheit seit Jahren hier bei mir in Basel, ganz ihrem Studium ergeben, und was liegt näher, als dass die beiden Menschen, Vater und Tochter, fern von der Heimat und fern von ihren Familienangehöirgen hier bei mir in ihrem Zuhause in der Fremde eine stille Weihnacht gemeinsam feiern.
    • Hochverehrter, lieber Herr Bundesrat, Sie sind nicht nur unser Landesvater, Sie sind auch Familienvater. Ich brauche Ihnen doch sicher nicht zu erklären, dass eine Weihnacht in einem Privathaus nicht verglichen werden kann mit einer vielleicht noch so schönen Weihnachtsfeier in einem Zuchthaus wie Bellechasse mit seiner Gefangenen-Atmosphäre und den tausenderlei erschwerenden Umständen des Gefangenseines.
    • Bitte lassen Sie sich erweichen und gehen Sie doch bitte einmal ab von den üblichen Prinzipien der Behörden, und machen Sie dem Mann dieses Weihnachtsgeschenk, dass er ganz bestimmt zu würdigen weiss und in keiner Weise missbrauchen wird.
    • Seien Sie im Voraus herzlich bedankt für Ihren Akt der Menschlichkeit und Güte und Gottes reichsten Segen mit Ihnen, Herr Bundrat
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
    • Angele Kerlé
  • S. 17
    • erwähnt 11. Dezember 42 dass 16 monate pausenlose interniert war.
  • S. 51
    • fragt ob bei befreundeten Prälaten Abbé Neuwirth wohnen könne während Oster 1943 beurlaubt aus internierung.
  • S. 61
    • im Interniertenlager Sugiez-les-Vernes in Bellechasse interniert.
    • pension kerle alkoholfreies rest. u kaffeehalle, Birsirgstr 2 Basel
  • S. 55
    • Abbe F neuwirth erwähnt pfeifer ihm von siegfried streicher empfohlen wurde
  • S. 69
    • Bern 13 mai 1943 an direktion bellechasse: bereit einverstänids mit justiz- und Polizeidirektion kanton freiburg bereit pfeifer 3 monate in das theresienstift in st. antoine bei freiburg zu beurlauben. pfeifer soll am 15. Mai 1943 entlassen werden. er hat sich am 15. August 1943 abends wieder in bellechasse einzufinden
    • Genehmigen Sie, Herr Direktor, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung
    • Der Chef der Polizeiabteilung
  • S. 73:
    • 3 Monate in das st. Theresienstift in st. antoine (freiburg) beurlaubt.
  • S. 91:
    • Bern, den 10. Dezember 1943
    • an das Polizeidepartment des Kanton Basel-Stadt, Fremdenpolizei, Basel
    • Wir übersenden Ihnen in der Beilage ein Gesuch des deutschen Staatsangehörigen Heinrich Franz Pfeifer, geb 21.3.1905, zurzeit im St. Theresienstift, St. Anton (Freiburg), um Gewährung eines 14tägigen Urlaubs nach Basel und bitten Sie um Ihre Stellungnahme
    • Mit vorzüglicher Hochachtung, der chef der Polizeiabteilung
  • S. 93:
    • Heinrich Pfeifer
    • Theresienstift, st. antoni, den 30.xi.43
    • An die Fremdenpolizei des kantons freiburg, freiburg
    • Hiermit erlaube ich mir, einen 14tägigen Weihnachtsurlaub zu beantragen und zwar von Mittwoch, den 22 dezember 1943 bis mittwoch den 5. januar 1944
    • zweck des Urlaubs: ich beabsichtige, die Festtage bei und mit meiner Tochter (Stieftochter: Ursula Lichte) in Basel zu verbringen' und werde während dieser zeit bei deren pflegemutte wohnen: fräulein angele kerle birsigstrasse 2 zu basel.
    • bei dieser Gelegenheit werde ich mich eingehend nach dem Studium und dessen weiteren Möglichkeiten meiner Tochter erkundigen.)
    • Während der Zeit des obigen Urlaubs beabsichtige ich auf 2-3 Tage nach Genf zu reisen, um auf Einladung von Herrn Professor Dr. Wilhem Röpke ordentlicher Professor der Universität Genf und ordinarius des institu universitaire de hautes etudes internationales eine längere private Rücksprache und aussprache zu haben. Da herr. Prof. dr. wilhelm röpke noch nicht genau den Tag unserer Zusammenkunft bestimmen kann und mir diesbezüglich erst noch nach basel berichten wird, bitte ich in meinem urlaubsschein die Bewilligung für genf ohne datum (zwischen dem 22.XII. 5.I.44) gütigst ausstellen zu wollen.
    • Theresinstift-st antoni, den 30. November 43
    • Heinrich Pfeifer
  • S. 131
    • Schweizerische Bundesanwaltschaft an Emigrantenbüro der eidg. Fremdenpolizei
    • Bern, den 14. November 1945
    • Wir beehren uns, in folgender Angelegenheit an Sie zu gelangen:
    • Die Kober'sche Verlagsbuchhandlung Basel beabsichtigt, demnächst eine christlich-soziale Wochenzeitung unter dem Titel "Der Weg" herauszugeben. Diese Firma stallt nun das Gesuch um Bewilligung zur Mitarbeit in der Redaktion bezw. Administration der vorgesehenen Zeitung der beiden deutschen Staatsangehörigen Pfeifer Heinrich, gen. Orb, St. Antoni/FRIB: UND Hochmann Ferdinand, Z:zT: Zürich, Haldenstrasse 105.
    • Gemäss Art. 3, Zif. 4 des Bundesratsbeschlusses über die Neugründung von Zeitungen, Zeitschriften, sowie von Presse. und Nachrichtenagenturen vom 30. Dezember 1941 unterliegt die Anstellung von Ausländern in der Leitung oder Redaktion einer Zeitung oder Zeitschrift der Bewilligung durch das eidg. Justiz und Polizeidepartement. Bevor wir das Gesuch der Kober'schen Verlagsbuchhandlung Basel mit unserem Antrag zum Entscheid weitrleiten, wären wir Ihnen um Ihre Meinungsäusserung zum erwähnten Gesuche dankbar.
    • Wir bitten Sie, uns so rasch wie möglich Ihre Stellungnahme bekanntzugeben, da die Angelegenheit dringend ist.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung: Schweiz. Bundesanwaltschaft, gez. unleserlich.
  • S. 133
    • Bern, den 28. November 1945
    • an die Schweiz Bundesanwaltschaft Bern
    • Herr Bundesanwalt,
    • Das Emigrantenbureau hat uns Ihr Schreiben vom 14. November 1945 zuständigkeitshalber übermittelt, da sowohl Heinrich Pfeifer, geboren 21. März 1905 und Ferdinand Hochmann, geboren 29. November 1890, Flüchtlinge sind.
    • Heinrich Pfeifer hat sich seinerzeit freiwillig für die Rückkehr nach Deutschland gemeldet. Die Transporte werden voraussichtlich in den nächsten drei Wochen erfolgen und wir werden, Ihre Zustimmung vorausgesetzt, Heinrich Pfeifer dazu aufbieten. Damit würde seine Mitarbeit bei der Redaktion der neuen Wochenzeitung Der Weg dahinfallen.
    • Ueber Ferdinand Hochmann haben wir keine besonderen Bemerkungen anzubringen. Ob die Mitarbeit in der Administration der Zeitschrit aus arbeitsmarktlichen Gründen angezeigt ist, wird das Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit entscheiden müssen. Unsererseits hätten wir dagegen nichts einzuwenden.
    • Genehmigen Sie, Herr Bundesanwalt, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.
    • Der Chef der Polizeiabteilung. I.A. zig Fischli
  • S. 101
    • Bundesanwaltschaft
    • Bern, den 20. März 1945
    • an die Polizeiabteilung des Eidg Justiz- und Polizeidepartment
    • Herr Abteilungschef,
    • Wir beehren uns, Ihnen folgende Angelegneheit zu unterbreiten:
    • Der als politischer Flüchtling unter unserer Kontrolle stehende deutsche Reichsangehörige Heinrich Pfeifer, geb 21.3.1905, zurzeit interniert in St. Antoni, ersucht uns um die Arbeitserlaubnis für ein Buch, das gemäss dem beiliegenden Schema für den Verlag Otto Walter A.G. in olten geschrieben werden soll.
    • In dem beabsichtigten Buch mit dem Titel "Die macht des Geheimnisses des Nationalsozialismus" soll ein streng sachlicher Tatsachenbericht ohne jeden pamphletischen Inhalt erscheinen. Die Schweiz oder der Aufenthalt des Autors in der Schweiz soll mit keinem Wort Erwähnung finden. Pfeifer will als Pseudonym den Namen Heinrich Orb benützen.
    • Wir bitten Sie höflich um Bericht, ob die vorgesehene Tätigkeit des Herrn Pfeife einer fremdenpolizeilichen Bewilligung unterliegt und ob Sie gegebenenfalls dieselbe erteilen würden.
    • Vom Gesichtspunkt der politischen Polizei haben wir nichts dagegen einzuwenden, wenn Pfeifer das Manuskrit des vorgesehenen Buches verfasst. Damit ist jedoch die Frage noch nicht entschieden, ob das Buch dann erscheinen darf. Hierfür wird es einer besonderen Bewilligung des Arbteilung Presse und Funkspruch und unserer speziellen Zustimmung bedürfen.
    • Genehmigen Sie, Herr Abteilungschef, die versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.
    • Der Bundesanwalt i.v. dick
  • S. 109:
    • Bern, den 28 März 1945
    • an die Schweizerische Bundesanwaltschaft, Bern
    • Herr Bundesanwalt
    • Wir beziehen uns auf Ihr Schreiben vom 20. März 1945 über den deutschen Staatsangehörigen Heinrich Pfeifer, geb. 21. März 1905, und gestatten uns, Ihnen mitzuteilen, dass zur Abfassung eines Buches keine fremdenpolizeiliche Bewilligung notwendig ist. Dagegen bedarf die Veröffentlichung dieses Buches einer solchen Bewilligung, weshalb wir Sie ersuchen, und seinerzeit das zur erwartende Gesuch des Verfassers oder des Verlages zu Prüfung zu übermitteln.
    • Genehmigen Sie, Herr Bundesanwalt, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.
    • Der Chef der Polizeiabteilung
    • I.A. sig Schürch
  • S. 111
    • Emigrantenbureau Bern 12. Juni 1945
    • Verlag Otto Walter A.G., Olten
    • Ihr Schreiben vom 7. Juni 1945, i.S. Bewilligung der Publikation eines Werkes des Internierten Pfeifer Heinrich, geboren 1905, deutscher Staatsangehöriger, haben wir der eidgenössischen Polizeiabteilung zur direkten Erledigung, zuständigkeitshalber überwiesen. Sie werden von dieser Behörde direkt benachrichtigt werden.
    • Mit vorzüglicher Hoachtung
    • Eidg Fremdenpolizei, Emigrantenbureau, sig Güggi
  • S. 113
    • Verlag Otto Walter AG Olten an die Eidgen. Fremdenpolizei
    • Olten, den 7 Juni 1945
    • Sehr geehrte Herren
    • Durch den Chef der Schweiz Bundesanwaltschaft, Herrn Dr. Dick, erhielt unser Autor
    • Herr Heinrich Pfeifer, deutscher Staatsangehöriger
    • z.Zt. in st. antoni (kt Freiburg), die Erlaubnis das Buch "Nationalsozialismus. 13 Jahre Machtrausch" zu schreiben. Das Manuskript wurde der Bundesanwaltschaft pflichtgemäss zur Begutachtung vorgelegt und von Herrn Dr. Dick persönlich zum Drucke freigegeben.
    • Herr Dr. Dick ersuchte uns, die Fremdenpolizei in Kenntnis zu setzen und auch bei Ihnen das Einverständnis mit der Herausgabe des Werkes noch einzuholen. Wir bitten Sie darum höflich, mit dem Chef der Schweiz. Bundesanwaltschaft, Herrn Dr. Dick, in Verbindung zu treten, und uns auch Ihrerseits Ihr Einverständnis mitzuteilen.
    • Für Ihre Bemühungen danken wir Ihnen zum voraus aufrichtig und grüssen Sie mit vorzüglicher Hochachtung
    • Verlag Otto Walter AG, de Verlagsleiter
    • Dr Josef Rast
  • S. 119:
    • Bern, den 18. Juni 1945
    • an den Verlag Otto Walter A.G. Olten
    • Wir beziehen uns auf ihr Schreiben über die Publikationsbewilligung der sCHRIFT Nationalsozialismus, 13 Jahre Machtrausch des in ST Antoni, Freiburg privatinternierten deutschen Staatsangehörigen Heinrich Pfeifer, geb. 21. März 1905 und teilen Ihnen mit, dass wir nach Rücksprache mit der Schweizerischen Bundesanwaltschaft, deren Kontrolle Pfeifer untersteht, Ihnen die Publikation dieses Buches bewilligen, Sofort nach Erscheinen sind uns 2 Belegexemplare einzusenden
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
    • Der Chef der Polizeiabteilung i.a.
    • Kopien an: Schweizerische Bundesanwaltschaft in Bestätigung der telefonischen Unterredung ihrer Herrn Dr. Dick mit unsrem Hernr baumgarnter vom 15. juni 1945
  • S. 125
    • Bern, den 23. November 1945
    • an da Pressesekretariat des Eid Justiz und Polizeidepatments, Bundeshaus-West
    • In der Beilage übermitteln wir ihnen ein schrieben der schweizerischen Bundesanwaltschaft vom 14. November 1945, woraus herovgeht, dass die Kober'sche Verlagsbuchandlung in basel demnächst eien christliche-soziale wochenzeitugn utner dem itel der weg herauszugeben beabsichtigt. dieser Verlag stellt nunmehr das Gesuch, es sei
    • Heinrich pfeifer und ferdinand hochmann, die bewilligung zur Mitarbeit an dieser Wochenzeitung zu gestatten.
    • Heinrich Pfeifer zeichnet mit den Pseudonym heinrich Orb. Er untersteht der Kontrolle der schweizerishcen Bundesanwaltschaft.
    • Wir ersuchen Sie, uns ihre Stellungnahme zu unterbreiten.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
    • der Chef der Polizeiabteilung i.A.
  • S. 127
    • Emigrantenbureau
    • Bern 20. November 1945
    • an die Flüchtlingssektion der Eidg. Polizeiabteilung z hd von herrn dr baumgarter, bern
    • zuständigkeitshalber
    • betrifft pfeifer heinrich geboren 1905 interniert und Hochmann Ferdinand geboren 1890 interniert; gesuch um Bewilligung zur Mitarbeit in der Redaktion bezw. Administration der christlich-sozialen Wochenzeitung "Der Weg" der Koberschen Verlagsbuchhandlung in Basel.
    • Eidg Fremdenpolizei
    • Emigrantenbureau
    • Beilagen: Gesuch Schweiz Bundesanwaltschaft v.14.11.45 mit Abschrift
  • S. 129:
    • Bundesanwaltschaft an das Emigrantenbüro dr eidg. Fremdenpolizei
    • Bern, den 14. November 1945
    • Wir beehren uns, in folgender Angelegenheit an Sie zu gelangen:
    • Die Kober'sche Verlagsbuchhandlung Basel beabsichtigt, demnächst eine christlich-soziale Wochenzeitung unter dem Titel Der Weg" herauszugeben. Diese Firma stellt nun das Gesuch um Bewilligung zur Mitarbeit in der Redaktion bzw. Adminstration der vorgesehenen Zeitung der beiden deutschen Staatsangehörigen Pfeifer Heinrich, gen Orb, St. Antoni/Frib. und Hochmann Ferdinand, z.Zt. Zürich, Haldenstrasse 105.
    • Gemäss Art. 3, Zif. 4 des Bundesratsbeschlusses über die Neugründung von Zeitungen, Zeitschriften, sowie von Presse- und Nachrihctenagenturen vom 30. Dezember 1941 unterliegt die Anstellung von Ausländern in der Leitung oder Redaktion einer Zeitung oder Zeitschrift der Bewilligung durch das eid. Justiz- und Polizeidepartement. Bevor wir das Gesuch der Kober'schen Verlagsbuchhandlung Basel mit unserem Antrag zum Entscheid weiterleiten, wären wir Ihnen um Ihre Meinungsäusserunf zum erwähnten Gesuche dankbar.
    • Wir bitten Sie, uns so rasch wie möglich Ihre Stellungnahme bekanntzugeben, da die Angelegenheit dringe ist.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
    • Schweiz Bundesanwaltschaft
  • S. 139
    • Eidgenössische Fremdenpolizei
    • Bern, den 17. Mai 1946
    • An den Ausserordentlichen Untersuchungsrichter des Kantons, Bern
    • Bezugnehmend auf Ihr chreiben vom 11. Mai 1946 teilen wir Ihnen mit, dass der deutsche Staatsangehörige Pfeifer Heinrich geb 21.3.1905, nie bei uns ein Gesuch um Erteilung eines Rückreisevisums für eine Reise nach Paris-Marseille oder nach Rom eingereicht hat. Wir empfehlen Ihnen, sich noch an die Bundesanwaltschaft, deren Kontrolle Pfeifer untersteht, oder an die kantonale Fremdenpolizei des Aufenthaltsortes zu wenden.
    • Mit vorzüglicher Hochachtung
    • Eidgenössische Fremdenpolizei
    • sig. Dr. Brunner
    • Kopie an: Schweiz. Bundesanwaltschaft Bern, Flüchtlignssektion der Polizeiabteilung, Bern: Gegen Pfeifer wird eine Voruntersuchung wegen Betrugs geführt
  • S. 141
    • Bern, den 23. Mai 1946
    • Herrn Dr. Dick, Adjunkt der Schweizerischen Bundesanwaltschaft, Bern.
    • Sehr geehrter Herr Doktor,
    • Von einem früheren Mitarbeiter sind wir auf den der Bundesanwaltschaft unterstellten Flüchtling Heinrich Pfeifer, geb 1905, aufmerksam gemacht worden. Danach soll sich Pfeifer als Direktor des Büros Bern der Kober'schen Verlagsbuchhandlung in Basel ausgegeben haben. In dieser Eigenschaft hat er Verhandlungen mit unserm früheren Mitarbeiter in einer Liegenschaftsangelegenheit aufgenommen.
    • Aus unsern Akten ersehen wir, dass wir uns letztmals auf Ihre Anfrage hin im November 1945 mit Pfeifer zu befassen hatten. Sie hatten uns damals ein Gesuch der Kober'schen Verlagsbuchhandlung Basel zur Stellungnahme unterbreitet, die um Bewilligung der Mitarbeit Pfeifer's in der Redaktion bezw. Administration der neu zu gründenden christlich-sozialen Wochenzeitung "Der Weg" nachsuchte. Wir haben Ihnen am 28. November 1945 mitgeteilt, dass sich Heinrich Pfeifer freiwillig für die Rückkehr nach Deutschland gemeldet habe und mit Rücksicht darauf, dass dass die Transorte bereits anfangs Dezember nach Deutschland abgehen würden, sich eine Stellungnahme zum Gesuch des Verlages erübrige.
    • Heinrich Pfeifer ist nun aber offenbar nicht ausgereist. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns mitteilen würden, ob Sie Pfeifer die Tätigkeit als Direktor des Büros Bern der Kober'schen Verlagsbuchhandlugn bewilligt haben, damit wir unsere Akten entsprechend ergänzen können.
    • Genehmigen Sie, sehr geehrter Herr Doktor, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.
    • Der Chef der Polizeiabteilung
    • LA sig Schürch
  • S. 143:
    • Bern den 15. Oktober 1946
    • an die Schweizerische Bundesanwaltschaft, Bern
    • Herr Bundesanwalt,
    • Die Eidg. Oberzolldirektion hat uns am 7. Oktober a.c. eine ihr vertraulich von der Militärregierung der französischen Besetzungszone in Deutschland, Bezirk Lörrach, zugekommene Liste von angeblich in der Schweiz wohnhaften Personen übermittelt, welche bei einem allfälligen Grenzübertritt nach der französischen Besetzungszone in DEUTSCHLAND VON DEN FRANZÖSISCHEN gRENZORGANEN verhaftet werden. In dieser Liste sind folgende 2 Ausländer aufgeführt, die nach unserer Kartothek Ihrer Kontrolle unterstehen:
    • Paul Dickopf, geboren 9. Juni 1910,
    • Heinrich Pfeiffer, geboren 21. März 1905, alias Heinz Stein, alias Baron von Walter, alias Henry Bauer, alias Heinz Jürgen Kökler
    • Genehmigen Sie, Herr Bundesanwalt, die Versicherung unserer vorzüglichen Hochachtung.
    • Der Chef der Polizeiabteilung
    • A. sig. Meyer

Pfeifer-Kober (check)

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Dokument 6 (1-4)

      • Polizeidepartement Basel-Stadt
      • Basel den 23. März 1950
      • Meine Erhebungen über Frau Ww. Elsbeth Pfeifer geb Kober, geb 1911, wohnhaft Socinstrasse 17, welche ein Gesuch um Wiederaufnahme in das Schweizerbürgerrecht eingereicht hat, ergaben folgendes:
      • Die Gesuchstellerin ist in Basel geboren und aufgewachsen. Ende 1945 meldete sie sich nach Bern ab. Am 23. Mai 1947 verheiratete sie sich mit dem deutschen Reichsangehörigen Heinrich Franz Pfeifer. Nach dessen Tode am 23. Juli 1949 reiste sie in die Schweiz zurück und kam am 10. August 1949 mit ihren beiden Kindern Heinrich geb 1947 und Thaddäus geb 1949, in Basel wieder zur Anmeldung. Seither lebt sie in dr elterlichen Wohnung an der Socinstrasse 17 in Basel.
    • Der Vater der Genannten ist Inhaber der Kober'schen Verlagsanstalt und Mitarbeiter bei de hiesigen National-Zeitung
    • In der Nachbarschaft schildert man mir die Genannte als sehr freundliche, anständige und seriöse Person. Zu ihren Kindern sei sie bestimmt eine gute Mutter. Allgemein ist man der Auffassung, dass die Genannte der Schweiz. Bürgerrechtes würdig sei.
    • Die Bewerbin geht keiner Beschäftigung nach. Sie ist gänzlich auf die Unterstützung von Seiten Ihrer Angehörigen angewiesen. Sie ist nicht im Besitze von Vermögen. Frau Pfeifer und ihre beiden Kinder sind Mitglied der hiesigen öffentlichen Krankenkasse.
      • Die Gesuchstellerin ist nicht vorbestraft und hat nie in Strafuntersuchung gestanden. Wegen Übertretung des Polizeistrafgesetzes wurde sie vom hiesigen Polizeigerichtspräsidenten in den Jahren 1941 und 1944 je einmal wegen kleineren Vergehen mit Fr. 3 bzw F.r 5 gebüsst. Ferner wurde sie im Jahre 1939 vom Statth. Amt Zürich wegen Überlassen des Autos an nicht führerberechtigte Person zu Fr. 30 verurteilt. Betreibung resp. Verlustschein liegen keien vor.
      • Bei der Administrativabteilung des Polizeidepartemnt ist frau Pfeifer nicht registriert. In der Karthotek des
    • S. 2
    • hiesigen Spezialdienst früher politisch Abteilung) kommt Petentin ebenfalls nicht vor, dagegen ist dort ihr verstorbener ehemann mehrfach registriert.
  • ---
    • Die Bewerberin verheiratete sich am 23. 5.1947 in Bern mit dem inzwischen zufolge Selbstmordes verstorbenen ehemaligen deutschen Staatsangehörigen Heinrich Pfeiffer, der den schweizerischen Behörden als Spion bekannt war. Beziehungen zu ihrem nunmehr verstorbenen Manne der 1938 als Enigrant aus Deutschland in die Schweiz einreiste, unterhielt die Pet. schon während der verflossenen Kriegsjahre. Eine illegale Tätigkeit konnte ihr selbst indessen nie nachgewiesen werden. Frau Pfeiffer entstammt einer ehrbaren Baslerfamilie. Die Gesuchstellerin ist hier geboren und aufgewachsen. Sie reiste nach ihrer Heiamt anno 1947 nach Innsbruck, wo sie bis 1948 ansässig war. Nach einigen Monaten Aufenthaltes in Untermünstertal in der Nähe von Freiburgi Br. kehrte sie am 31.7.49 zusammen mit ihren beiden Kindern Michael, geb. 91947 und Thaddäus, geb 1949, wieder nach Basel zurück.
    • Aus den erwähnten Beziehungen zu ihrem späteren Ehegatten, ist die pET: Unserem Spezialdienst nie als im politischen Sinne belastete, ehemalige Schweizerin bekannt geworden. Sie erfreut sich gemäss dem vorliegenden Informationsbericht in ziviler Hinsicht eines guten Rufes und in ihrem hiesigen Bekanntenkreise hält man sie zur Wiederaufnahme ins angestammte Schweizerbürgerrecht durchaus für würdig. Zu erwähnen wäre noch, dass Frau Pfeiffer, deren verstorbener Mann in Deutschland nie ausgebürgert wurde, offenbar sowohl seitens der Deutschen wie auch von den Okkupationsbehörden als Staatenlose betrachtet wird.
    • Da sich weder vom politischen noch vom leumundlichen Standpunkt aus Anhaltspunkte ergeben, die gegen die beabsichtigte Rückbürgerung der Bewerberin sprechen, steht unsererseits der Empfehlung ihres diesbezüglichen Gesuches nichts im Wege.
    • Basel, den 24. März 1950
    • S. 3
    • Zum vorliegenden Rückbürgerungsgesuch von Frau Wwe. Elisaeth Pfeifer geb. 18. Juli 1911, haben wir nichts zu bemerken
    • Basel, den 24. März 1950
    • Polizeiinspektorat Basel
    • an das Departement des Innern
    • Polizeidepartment
    • Basel, den 30. März 1950


  • Dokument 8 (1-4)
    • Dr. Ernst Kron/ Ernst Hockenjos/Felix Burckhardt/Ernst Kober/ Lous vin Planta
    • Basel 7 Oktober 1949
    • an das Eid. Justiz und Polizeidepartement, Polizeiabteilung
    • Bundeshaus West
    • Sehr geehrte Herren
    • Namens und im Auftrag meiner Schwester, Frau Witwe Elsbeth Pfeifer-Kober, beehre ich mich, Ihnen anbei deren Wiedereinbürgerungsgesuch (Beilage 1) gemäss Art. 10 des eidg. Bürgerrechtsgesetzes vom 25 .Juli 1903 zu übermitteln nebst folgenden weiteren Beilagen:
    • 2) Vorsorgliche Erklärung betr. deutsche Staatsbürgerschaft.
    • 3) Heiratsurkunde
    • 4) Todesschein
    • 5) Geburtsschein ebtr. Michael Pfeifer
    • 6) Geburtsschein betr. Taddäus Pfeifer
    • 7) Reisepass der Petentin
    • 8) Domizil- und Leumundszeugnis
    • 9) Vollmacht
    • Wie Sie den Akten entnehmen werden, hat sich der verstorbene Ehemann der Petentin zufolge seiner Emigrantion aus Deutschland als staatenlos betrachtet und ist von den Besatzungsbehörden in Deutschland auch als solcher anerkannt worden. Andererseits ist anlässlich der Eheschliessung am 23. Mai 1947 seitens der berner Zivilstandsbehörden sowie von der Fremdenpolizei eine deutsche Staatsbürgerschaft angenommen worden. Die Petentin möchte aber keine Zeit verlieren mit unfruchtbaren Diskussionen über diese Frage, wenn sie natürlich auch einen Entscheid begrüssen würde, der ihre nach wie vor bestehende schweizerische Staatsbürgerschaft ausspricht. Sie bewirbt sich daher für sich und ihre Kinder um die Wiedereinbürgerung im Sinne der zitierten Geseetzesbestimmung, wofür die Voraussezungen gegeben sind.
    • Sollten sie noch weitere Unterlagen benötigen, so bitte ich um ihre diesbezügliche Mitteilung
    • mit vorzüglicher Hochachtung
    • 9 beilagen erwähnt


Umschlag 4

    • Gesuch um Wiederaufnahme in das Schweizbürgerrecht
    • 6. Oktober 1949
    • an die Polizeiabteilung des eigenössischen Jusitz- und Polizeidepartmentes, Bern
    • Elsbeth Pfeifer, geb Kober, verwitwet, Hausfrau
    • Vater Alfred Johann Samuel und Anna Kober-Staehelin
    • basel 18 juli 1911, kath
    • Mein verstorbener Gatte betrachtete isch as staatenlos, da er aus deutschland emigrierte, ebenso die derzeitigen Okkupationsbehörden
    • er wurde nicht ausgebürge [vermerk 1949)
    • 23. Mai 1947 oo in Bern, starb 23. Juli 1949 frankfurt am main
    • socinstrasse 17 basel bei eltern
    • basel 1911-1945, bern 1946/47
    • Innsbruck 47/48, untermüsntertal wenige monate 1949; 31 juli 1949 einreise
    • Michael Peter (* 30.9.47 Innsbruck), Heinrich Thaddäus (* 5.4.49 Freiburg)


Unterlagen 9 (1-14)

    • S. 1:
      • Vollmacht unterzeichnet Frau Elsbeth Kober-Pfeifer erteilt fünf Anwälten in ihren Namen betreffend Wiedereinbürgerung als Advokat oder Vertreter vor allen Gerichten und Behörden aufzutreten
      • Basel 6. Oktober 1949
      • Elsbeth Pfeifer-Kober
    • S. 3
        • Bern 17. Dezember 1949
    • an Ernst kober
      • In beantwortung ihres Schreibens vom 14 ds. übermitteln wir ihnen den gewünschten vorläufigen Einreiseausweis fürFrau witwe Elsbeth Pfeifer geb kober. wir ersuchen sie, uns den Ausweis nach Rückkehr der bewerberin sofort wieder zuzustellen
    • mit vorüglicher Hochachtung der Chef der Polizeibateilung i.a.
    • sig müller
    • S. 5:
      • 4 Anwälte 23. Januar 1950 an das Jusitz und polizeidepartment bundeshaus west bern
    • ihr Aktenzeichen nr k 35 441.mü
    • Wiedereinbürgerungsgesuch frau Wwe Elsbeth pfeifer-Kober
    • Bezugnehmend auf ihr Schreiben vom 17. Dezember 1949 reoturniere ich Ihnen in der Beilage den vorläufigen Reiseausweis der Bewerberin, nachdem sich soeben herausgestellt hat, dass die Ausreise entgegen dem vorherigen Bericht nicht notwendig ist.
    • Das Führungszeugnis aus Oesterreich ist sei längerer Zeit angefordert und ich hoffe, ihnen dasselbe in naher zukunft zukommen lassen zu können.
    • Mit vorzügliche Hochachtung: Ernst Kober
    • S. 7
    • Anwälte 14. Dezember 1949 an das Eidg Justiz und Polizeidepartment Polizeiabteilung Bundeshaus-West Bern
    • Sehr geehrte Herren
    • In der Wiedereinbürgerungssache Frau Wwe Elsbeth Pfeifer-Kober habe ich leider trotz mehrmaligen Mahnens das verlangte Leumundszeugnis von Innsbruck noch nicht erhalten können.
    • Andererseits hat Frau Pfeifer die Aufforderung erhalten, sich am 24. Januar 1950 nach Freiburg i/Br zu begeben zwecks Einvernahme im Nachlassverfahren ihres verstorbenen Ehemannes. Unser Korrespondenzanwalt in Freiburg teilt uns mit, dass ihr Kommen dringend notwendig sei.
    • Ich bitte Sie daher, mir den ihnen überlassenen pass von frau Pfeife vorübergehend zurückzuerstatten, damit sie sich unverzüglich die erforderlichen Aus- und Rückreisevisen beschaffen kann. Frau Pfeifer gedenkt noch am selben Tage nach Basel zurückzukehren.
    • eDa wir ja ohnehin das Leumundszeugnis aus Innsbruck abzuwarten haben, erleidet das Wiedereinbürgerungsverfahrn durch diese unvorhergesehene, jedoch notwendige Ausreise wohl keine Verzögerung.
    • Ich danke ihnen für ihre Bemühungen und zeichne
    • mit vozüglicher hochachtung
    • unterschrift
    • S. 9
      • Ernst Kober, Postfach, Basel
    • In Beantwortung Ihres Schreibens vom 28 v.mts. erstatten wir ihnen beiliegend den Ausländerausweis von frau Witwe Elsbeth Pfeifer geb Kober zurück.
      • Wir gewärtigen noch die zustellung des polizeilichen Führungszeugnisses von Innbruck. Auf dasjenige von Untermüsntertal können wir verzichten.
      • Mit vorzüglicher Hochachtung. Der Chef der Polizeiabteilung i.a. sig müller
    • S. 11
      • Herrn ernst Kober, basel I
      • Wir nehmen bezug auf das durch ihre vermittlung eingereichte Wiedereinbürgerungsgesuch von Frau Witwe Elsbeth Pfeifer geb. Kober und ersuchen sie, uns noch folgende Aktenstücke einzusenden
      • 1. den Ausländerausweis der bewerberin, als nachweis dafür, dass ihr Wohnsitz in der schweiz fremdenpolizeilich geregelt wurde.
      • 2. polizeiliche Führugnszeugnisse (Leumungzeugnisse) von Innsbruck und untermünstertal.
      • 3. eine erkläung der Bewerberin, ob sie mit der absich dauernder wohnsitzanme in die schweiz zurückgekehrt ist, oder ob sie gedenkt, sich wieder ins Ausland zu begeben.
      • Mit vorzüglicher hochachatung der chef der Polizeiabteilung
    • S. 13
      • 4 Anwälte 16. Mrz 1950 an das eig kusitz und Polizeidepartment Polizeiabteilung
      • bezugnhmen auf ihre schrieben vom 19. Okober und 4. November 1949 gestatte ich mir, Ihnen in der Beilage das polizeiliche Führungsszeugnis der BunDespolizeidirektion innsbruck zu übermitteln.
      • Ich nehme an, dass damit die beizubringende Dokumente vorliegen und dass der Behandlung des gesuches nunmehr nichts mehr im Wege steht.
      • Mit vorzüglicher Hochachtung
      • Ernst Kober


  • Unterlagen 2 (1-6)
    • S. 1
      • Wiederaufnahme in das Schweizbürgerrecht
      • In Anwendung von Art 10 lit b des Bundesgesetze vom 25. Juli 1903 betreffend die Erwebrung des schweizerbürgerrechts und den Verzicht auf dasselbe wird Elsbeth Pfeifer geb kober geb am 18. Juli 1911, wohnhaft in basel wtwe des am 23. Juli 1949 verstorbenen staatsangehörigen Heinrich franz Pfeifer in das Bürgerrecht des Kantons basel-stadt und der Gemeinde Basel unentgeltlich wiederaufgenommen
    • Die Wiedereinbürgerung erstreckt sich auf 2 Kinder der Gesuchsteller
    • Bern 22. Juni 1950, Polizeiabteilung des polizeidepartements
    • Unterschrift
  • S. 2
    • Heinrich peter Michael geboren 30. September 1947, heirnich Thaddäus 5. april 1949
  • S. 3
    • Eidgeneössische Polizeidepartment bern 22. Juni 1950
    • Departmenet des innern des kantons basel-stat, basel
    • Herrn regierungsrat
    • Wir beehren und mitzuteilen dass wir heute in Anwendung von art 10 des BG vom 25 juni 1903 betreffne erwerbung schwiezbürgerrechts und den Verzicht auf dasselbe Wiederaufnahme Frau Pfeifer geb kober auf welche sich das Schreiben des Regierungsrates ihres Kanton vom 24.5.1905 bezog in das bürgerrechts des Kantosn basel-stadt und der Gemeinde Basel
    • Genehmigen sie Herr Regierungsrat die Versicherung unserer vorzüglicher hochachtung.
    • der chef der Polizeiabteilung ia.
    • Eheschein, sterbeurkudne des ehemannes, geburtsurkunde der mj Kinder, vorläufiger Reiseausweis
    • Durchschlag na die eidg Zentralstelle für Auslandsschweizerfragen laupesntrasse 02 bern
  • S. 4
    • Witwe elsbeth Pfeifer geb kober 28. Juli 1911 in Basel, basel socinstr 17, alfred Joahns Samuel kober, basel-Stadt
    • 23. Mai 1947 in bern 23. Juli 1949 in Frankfurt augelöst infolge ableben Ehemanns


Unterlagen 7 (1-12)

    • nur führungszeugnis


Unterlagen 5

  • Schweizerische Bundesanwaltschaft
    • Zum Wiedereinbürgerungsgesuch von Frau Pfeifer Kober, Elsbeth, 1911, Deutsche, in Basel
    • Die Bewerberin ist der Bundesanwaltschaft nicht nachteilig bekannt.
    • Ihr verstorbener Ehemann Pfeifer heinrich, hielt sich in der Schweiz als politischer Flüchtling auf. Nachdem er unserm Lande enige Dienste geleistet hatte, gab sein Betragen zu Bedenken anlass; es wurde ihm dann nahelegt, die schweiz zu verlassen.
    • wir haben keine Veranlassung, aus politisch-polizeilichen Gründen gegen die Wiederaufnahme von frau Pfeifer ins schweizerbürgerrecht einspruch zu erheben.
    • bern den 7.6.50
    • Schweizer Bundesanwaltschaft
    • Polizeidienst. Der Adjunkt
  • S. 3
    • Basel den 24. Mai 1950
    • Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt an das Eidgenössische Justiz- und polizeidepent, Polizeiabteilung, Bern
    • Regierungsratbeschluss vom 23. Mai 1950
    • Tit.
    • Wir beehren uns, Ihnen auf ihre an das Deparment des Innern gerichtete Anfrage vom 20. März 1950 betreffend Wiederaufnahme der Frau Witwe Elsbeth Pfeifer geb kober deutschen Staatsangehörigen, in das Bürgerrecht der stadt Basel folgendes mitzuteilen:
    • wir haben das Gesuch ordnungsgemäss dem Bürgerrat der Stadt Basel zur Vernehmenlassung übermittelt und von diesem folgenden bericht erhalten:
    • Die Gesuchstellerin ist die Tochter des in pfullingen (württemberg) heimatberechtigten und 1881 in Basel eingebürgerten Alfred Johannes kober und der Anna geb stähelin. Sie wurde 1911 in Basel geboren und verlor durch ihre 1947 in bern [endet]

Stadtarchiv Mannheim (check)

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Nachlass Hans Schüler, Ztg 38/1969, Nr. 439 Hans Schwarz


  • Bl. 114
    • Vor 1933
    • Meine politische Betätigung, wenn ich überhaupt von einer solchen in einem überparteilichen Sinne reden darf, begann 1925 mit dem Tode Moeller van den Brucks.
    • Diesem, jedoch nicht seinem politischen Freundeskreis, war ich seit 1925 persönlich verbunden, weil er als ehemaliger Auslandsdeutscher immerhin europäische Gesichtspunkte hatte und gewisse nationale Beschränktheiten seiner Freunde nicht teilte. In den letzten Wochen seiner Krankheit hatte er sich zu dem Entschluss durchgerungen, sich im Falle seiner Rückkehr ins politische Leben von Heinrich von Gleichen und dem Herrenklub zu trennen und eine Missbildung und Umbildung seiner Gedanken durch politische Profitemacher zu verhindern. Er hat das auch in einer persönlichen letzten Aussprache mit Gleichen diesem mit ungewöhnlicher Schärfe zu verstehen gegeben. Bei seinem Tode blieb seine Witwe so gut wie mittellos zurück. Keiner des ehemaligen Freundeskreises machte Anstalten, etwas für sie zu tun. Gleichen, der nach Moellers Testament zum Vollstrecker seines Nachlasses eingesetzt war, war nicht einmal dafür zu haben, eine Neuauflage des ihm gewidmeten Buches "Das dritte Reich" in seinem Ringverlag zu versuchen. Mich selbst hatte Moeller noch kurz vor seinem Ende an den Gegner Gleichens, Professor Martin Spahn, empfohlen: ich sollte an der Hochschule für nationale Politik an seine Stelle treten und mich der Weiterentwicklung seiner Gedanken annehmen.
    • Aus dieser Lage ergab sich von selbst, dass ich der Witwe Moellers dadurch zu Geld verhalf, dass ich sein gesamtes Werk fortlaufend neu heraus gab, und dass ich ferner von dem neu gewonnenen Wirkungspunkt heraus eine Synthese Moellerscher und eigener Gedanken versuchte, die wesentlich aussenpolitischer Natur und kultureller Natur waren.
    • Beides brachte mich in kurzer Zeit in Gegensatz zur sogenannten offiziellen nationalen Bewegung. Moeller war es noch darum zu tun gewesen, der Reaktion Trotz zu bieten. Er hatte einer Annäherung des rechten sowie des linken parlamentarischen Flügels das lebhafteste Interesse entgegen gebracht. Er hatte darum die alldeutschen Gesichtspunkte verworfen und vor jeder Brüskierung Russlands gewarnt. Das hatte zu jenem literarischen Gespräch mit Radek geführt, bei dem es für einen Augenblick so aussah, als ob sich die Gegensätze zwischen Links und Rechts versöhnen liessen und eine wirkliche deutsche Verständigung mit Russland möglich sei. Allein die Stunde ging vorüber: das Gewicht des Kreises, in dem Moeller stand, war zu schwer und zog ihn zurück. Es galt also Moellers Gedanken und Bestrebungen aus diesem Kreise heraus zu lösen, ihn weder zum Kronzeugen einer Partei werden zu lassen noch in die Kämpfe der deutschen Innenpolitik zu verstricken, dafür aber eine Art Querfront aufzurichten, die sich in Gedanken einer Verständigung mit Russland einig war und den Primat der Aussenpolitik vor jeder Innenpolitik anerkannte: denn wenn die marxistischen Parteien eine natürliche Beziehung zur Verständigugnspolitik mit Russland hatten, so konnten die anderen Parteien nur mitmachen, wenn sie sich diesem aussenpolitischen Primat unterwarfen.
    • In diesem Sinne sammelte ich die Aufsätze Moellers und gab sie heraus. Ich erreichte sehr bald, dass er nicht nur von den dazu Privilegierten gelesen wurde. Ich schrieb mein erstes Buch "Europa im Aufbruch", das mit der Befreiung Europas von der Persergefahr begann und einem deutsch-russischen Förderalismus das Wort redete. Zu meiner Über
  • Bl. 115
    • berraschung wurde ich eine Weile geduldet: der Nationalsozialismus hatte inzwischen den Buchtitel "Das dritte Reich" zu seiner Parole gemacht, ohne dass diese Parole mit dem Inhalt dieses Buches das geringste gemein hatte. Man suchte mich also als Herausgeber des Buches genau so gegen den Nationalsozialismus auszuspielen, wie der Nationalsozialismus mich einzuspannen begehrte. Da ich jedoch nach keiner von beiden Seiten die geringsten Konzessionen nachte, geriet ich alsbald in Gegensatz mit beiden.
    • Das führte 1927 dazu, dass ich aus der Hochschule für nationale Politik ausschied, um nunmehr meinen eigenen Weg zu gehen. Ich gab zusammen mit meinen Freunden aus eigenen Mitteln eine eigene Zeitschrift heraus: "Der nahe Osten". Sie bewegte sich in den Gedanken Herders, war daher weder völkisch noch nationalistisch, wies der deutschen Aussenpolitik die Aufagbe friedlicher Verständigung zu erregte damit neues Ärgernis, zumal ich auch Beziehungen zu Professor Lenz, Dr. Harnack und Ernst Niekisch pflegte, die den hervorragendsten Fördermann einer Verständigungspolitik mit Russland gehörten.
    • Gleichzeitig trat ich über den mir persönlich bekannten Minister Treviranus in eine lose Fühlung mit offiziellen Stellen des Reiches. Ich trachtete nach der Stellung einer legalen Opposition, um meinen Ostpolitischen Gedanken nach aussen hin eine grössere Wirksamkeit zu geben und auch auf diese Weise dafür zu sorgen, dass die Verständigungspolitik mit Russland an allgemeinem Echo gewann.
    • Von da aus ergab es sich von selbst, dass ich allmählich zum Gegenspieler des Nationalsozialismus wurde. Als Hindenburg zum letzten Mal zum Reichspräsidenten gewählt war und die Gefahr bestand, dass bei seinem Ableben der nächste Reichspräsident Hitler heissen würde, schlug ich in einer persönlichen Aussprache dem Reichskanzler Brüning vor, Hindenburg zu veranlassen, dass er selbt noch zu seinen Lebzeiten einen Nachfolger ernennen sollte, auf den sich alle Parteien in einer Fraktionsführersitzung zu einigen hätten. Dieser Vorschlag wurde von Brüning angenommen und Treviranus mit der Ausführung betraut. Er scheiterte an den Intrigen Schleichers und Hugenbergs, die beide für sich bei einen Ableben Hindenburgs auf dem Posten spekulierten.
    • Als es danach dem Anschein hatte, dass sich der Strasserflügel von der NSDAP lösen würde, schloss ich mich der sogenannten Gereckefront an, die im Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften und namentlich Gebhardt dem allgemeinen Rechtskurs einen Querriegel vorzuschieben versuchte. Gerecke hat dann auch als erster im nationalsozialistischen Regime büssen müssen und wurde wegen angeblicher Veruntreuung von Wahlgeldern als gefährlicher Gegner, der sich sowohl das Vertrauen des Reichspräsidenten wie das der Gewerkschaften erworben hatte, beseitigt.
    • Als dann 1933 der Nationalsozialismus doch noch zur Macht gekommen war, gab ich bewusst noch zwei politische Schriften heraus, die beide sofort polizeilich beschlagnahmt wurden: Die erste war von mir selbst und redete einer östlichen Föderation das Wort, die andere war von Moeller und umfasste alles, was Moeller über Russland geschrieben hatte, sie war in schwarzes Leinen gebunden, auf dem vorn nichts weiter als das Symbol der Sowjetunion stand: Hammer und Sichel
    • 2. Seit 1933
    • Mit dem 30. Januar 1933 begann ein langsames, aber systematisches Quertreiben gegen mich, nach dem verschiedene Versuche, mich durch Versprechungen für den Nationalsozialismus zu gewinnen, gescheitert waren. Zunächst bekam ich seine Wirkung im engsten Familienkreise zu spüren. Meine Schwester Lotte Ruge, die im
  • Bl. 116
    • Neuköllner Stadtparlament gesessen hatte und eine bekannte Kommunistin und Antifaschistin war, wurde verdächtigt, an der Ermordung von SA-Leuten ratgebend beteiligt zu sein. Sie floh zu mir und verbarg sich mehrere Wochen bei mir. Es gelang ihr dann, nach Moskau zu fliehen, von wo sie im Frühjahr 1939 nach Paris ging, um dort im antifaschistischen Sinne zu wirken. Sie wurde auf Grund ihrer Flucht zu 12,5 Jahren Zuchthaus von den Naionalsozialisten verurteilt.
    • Ich selbst hatte am Tag nach dem Tage der Machtegrreifung versucht, der nationalsozialistischen Hemmungslosikeit entgegen zu treten. Ich hatte namentlich im Reichswehrministerium bei der Abteilung fremde Heere vorgesprochen, um sie zu einer klaren Initiative aufzufordern, bevor das Offizierskorps selbst nationalsozialistisch durchseucht wäre. Aber die Reichswehr erklärte sich für unpolitisch.
    • Im Mai 1934 wurde am Staatstheater Berlin mein "Reball in England" uraufgeführt, der das Scheitern eines jungen Volksführers von nationalsozialistischen Gepräge mitsamt seiner Verschwörung als Warnung darstellte. Grund seines Scheiterns: vor allem eine engstirnige und einseitige Aussenpolitik. Zwei Wochen danach, im Anfang Juni wurde frühmorgens bei mir Haussuchung gehalten, ohne dass mir der Grund dafür angegegeben wurde. Nachdem die Haussuchung offenbar ergebnislos gewesen war, wurde ich nach der Prinz Albrechtstrasse gebracht. Dort wurde ich grob behandelt, dann wurde mir eröffnet, dass ich Mittelpunkt einer Verschwörung gegen den Staat sei.
    • Die Anklage stützte sich auf folgenden Tatbestand: Ich war gut bekannt mit einem Hauptmann Gärtner, welcher damals der Abwehrorganisation der Reichswehr angehörte und sich im Büro des späteren Wirtschaftsminister Funk, damaligen wirtschaftspolitischen Berater Hitlers, eingenistet hatte. Das Büro war im Karlsbad, gegenüber leitete sein Freund von Raumer als Treuhänder die Firma Pech. Ein dritter Freund, Herr von Bose, sass im Vorzimmer des Herrn von Papen, ein vierter, Reinert, hatte sich in die Gestapo einzuschmuggeln versucht. Alle vier zusammen bildeten einen' ausgezeichneten Nachrichtenapparat über das Treiben der Regierung im engeren parteipolitischen Kreise. Sie hatten ausserdem aus Überzeugung mit Gerecke und den Gewerkschaften sympathisiert und unterhielten Verbindung mit dem bereits schwer in Ungnade gefallenen Gregor Strasser, der auf eine Gelegenheit wartete, sich gegen seine alten Parteifreunde zu wenden. Ebenso gingen sie zusammen mit dem Büro des ehemaligen Reichsministers Treviranus, dass nach aussen wirtschaftlich getarnt war, in Wirklichkeit aber Sammelpunkt des Verkehrs der Opposition in Berlin war. Über einen Herrn von Etzdorf, der äusserlich mit den vieren in Verbindung stand und sonst zu Gerecke gehörte, ergab sich auch noch eine Verbindung zu Schleicher der sich seiner kommenden Zeit bereits wieder so sicher fühlte, dass er im Gegensatz zu den Tagen nach der Machtergreifung oppositionelle Besuche unter den Augen der Gestapo bereits wieder am Tage empfing. Mit diesen Männern im Zusammenhang hatte ich versucht die Opposition weiter zu treiben, sie waren auch über meine eigenen Schritte nach der Machtergreifung unterrichet. Die Verhaftung Gereks und die Zertümmerung der Gewerkschaften durch Ley hatte uns sämtlich stark bewegt, weil damit die letzte Front zerschlagen war, die praktische von antifaschistischen Gewicht hätte sein können. Über alle diese Vorgänge und unsere Stellungnahme dazu hatte Hauptmann Gärnter Tagebuch geführt und dieses Tagebch war bei seiner Verhaftung gefunden worden. Ich war darin ausserordentlich belastet. Dennoch gelang es mir, mich bei dem rigorosen Verhör mit Vorteil zu verteidigen. Befreit wurde ich jedoch erst durch einen Herrn von Beulwitz, der von meiner Verhaftung gehört hatte. Dieser, ein Parteigänger Röhms, hatte mich bereits für die Absichten seines Chefs, die Partei zu zerschlagen, zu werben versucht, ohne dass ich mich dafür erklärt hatte, da mir vor allem die aussenpolitische Einstellung von Röhm zur Sowjetunion noch nicht klar war. Er gedachte also, mich der Röhmsache durch meine Befreiung zu verpflichten und entführte mich zu seiner Frau nach Hause, wo er mich erneut für das Vorhaben Röhms zu interessieren suchte. Da ich genau wusste, dass ich in den ersten Wochen
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    • nach meiner Befreiung von der Gestapo überwacht wurde, hütete ich mich den Kopf in eine neue nationalsozialistische Schlinge zu legen. Zwar klangen die Ausführungen von Beulwitz nicht schlecht, aber ich war mir nicht sicher, ob man unter Röhm nicht vom Regen in die Traufe kam. Im übrigen blieb es mir erspart, mich zu entscheiden, denn kurz darauf wurde Röhm mit seinem Kreise liquidiert. Ich selbst kam wie durch ein Wunder unbelästigt davon. Es erging nur ein Redeverbot durch das Amt Rosenberg an mich. Dieseses Redeverbot ist bis zum Ausgang des Krieges nicht aufgehoben worden. Es bewirkte auch, besonders nach dem grossen Erfogle meines Prinz von Preussen" (der wiederum das Scheitern eines im Grunde Reaktionären an der Wirklichkeit zeigte) eine zunehmende Isolierung meiner Person, so dass ich weder jemals zu dem Dichtertreffen in Weiamr eingeladen noch etwa mit einem Literaturpreis oder ähnlichen Auszeichnungen bedacht wurde. Man vermutete mit Recht, dass ich die Bühne dazu benutzen könnte, meine durchaus abweichenden Ansichten zur Sprache und zur Wirkung zu bringen.
    • Ich stellte nunmehr jede politische Tätigkeit nach aussen ein. Meine Zeitschrift schloss ich, um dem Nationalsozialismus nicht die Freude zu bereiten, sie zu verbieten. Unter der Hand machte ich freilich noch einmal einen Versuch, wenigstens die Aussenpolitik des Nationalsozialismus in meinem Sinne zu durchkreuzen und den Einfluss Rosenbergs auf die Ostpolitik zu überflügeln. Schon im Dezember 1932 war vorübergehend der Einfluss Rosenbergs gschwächt worden: Er hatte sich auf den Volskkongress unsterblich blamiert und war als AUssenpolitiker durch den Grafen Reventlow ersetzt worden. Dieser, dem meine Einstellung zur Sowjetunion bekannt war, hatte mich davon unterrichtet, dass er Hitler ein Memorandum überreicht hatte, aus dem hervorging, dass im Falle der Machtergreifung durch Hitler die Aussenpolitik der Sowjetunion sich solagne nicht um innerdeutshce Vorgänge bekümmern werde, als der Nationalsozialismus keine antisowjetische Einstellung zeigen würde. Es schien mir möglich, diese Schwächung des Rosenbergschen Einflussesses zu wiederholen. Ich hatte dem Grafen Friedrich von der Schulenburg in Ostpreussen kennen gelernt, der später wegen der Teilnahme an der Gördelerverschwörung hingerichtet wurde. Schulenburg hatte als Landrat in Fischhausen genauesten Einblick in die haarsträubende Korruption des Gauleiters Koch und hatte schon damals genau über sie Buch geführt. Er hatte es dabei verstanden, sich zum aussenpolitischen Ratgeber Kochs zu machen, der ebenso ehrgeizig wie unwissend war. Schulenburg trug nunmehr an Koch Moellersche Gedanken über eine bessere Verständigung mit Russland heran, sorgte dafür, dass ein Buch über Ostpolitik unter Kochs Namen erschien, dass vorsichtig auf diesen Weg verwies, machte Koch langsam glauben, Ostpruessen könnte in der Aussenpolitik eine Wende herbeiführen und half Koch eine Korrespondenz gründen, die zunächst möglichst unaufällig fortlaufende Beiträge zur Ostpolitik in unserem Sinne bringen sollte. Das ging solange gut, bis die Frankfurter Zeitung zweifellos in dem Wunsch, Rosenberg eine auszuwischen, einen Aufsatz über die Moellerlinie der nationalsozilaistischen Aussenpolitik brachte. Das wirkte wie eine Bombe. Koch entging nur durch eine radikale Wendung seinen Sturz. Schulenbrg, dem Koch nicht mehr traute, ging aus Ostpreussen fort. Rosenberg aber erklärte, nach dem schon vorher fast alle Werke Moellers als "unerwünscht" gegolten hatten, er werde nicht ehe ruhen, als bis er auch das letzte Andenken Moellers ausgerottet habe. Gleichzeitig trat die weltanschauungsschnüffelommission unter Prfessor Bäumler gegen mich in Tätigkeit "Man suchte mir (Vergeblich) Fälschungen bei der Herausgabe Moellers nachzuweisen, um ihn zu nazifizieren, mich aber abzuservieren. Es gab Dissertationen über die Gefährlichkeit meiner "Ostideologie", es erschien sogar ein anonymer Angriff in Form einer Broschüre aus dem Kreise des von Rosenberg beeinflussten Ministers Darre.
    • Die Isolierung und Boykottierung nahm zu. Ich bekam das besodners an den Bühnen zu spüren, als der Düsseldorfer Gneralintendant Iltz sein Dramae Pentheus aufführte, das 1924 geschrieb, den Aufstand der Frauen
    • Bl. 118:
    • gegen die faschistische Einmannsherrschaft behandelte. Ich wurde nach der Aufführung vom Gauleiter Florian streng ins Gebet genommen, was ich mit diesme Stück bezweckte. Da ich nachweisen konnte, dass es vor 1924 angefangen und 1924 vollendet war, war mir von dieser Seite her nichts anzuhaben. Aber das Stück wurde trotz aktuellen Erfolges von keiner anderen Bühne gegeben, und Generalitnendant Iltz vermehrte die schwierirge Lage, in der er sich befand, so dass er sich gezwungen sah, schlieslsich sein Verhältnis zu den Düsseldorfer Bühnen zu lösen.
    • Wahrscheinlich wäre ich auch als Dramatiker ganz in der Versenkung verschwunden, wenn mich nicht der Leipziger Generalitendant Dr. Schüler aus dieser Isolierung befreit und mit meiner Kassandra zur ersten Reichsuraufführungswoche in Leipzig mit bewusster Herausforderung aufgeführt hätte. Da der Kassandrastoff noch dazu mitten im Kriege äusserst unerwünscht war und in den Geruch des Defaitismus brachte, so gehörte Mut von Seiten Dr. Schülers dazu, die Reichsuraufführungswoche mit diesem Thema zu eröffnen. HJ Führung und KdF FÜhrung versuchten denn auch prompt, Schwieririgkeiten zu machen, die aber von Dr. Schüler geschickt abgebogen wurden.
    • Kein Wunder, dass uns die gemeinsame Gegnerschaft zusammenfürte. Wir sprachen uns auch daübrer aus. Als wir anlässlich der EInstudierung meines Cäsar, der gleichfalls kein erwünschtes Thema behandelte, die Verschwörerscene durcharbeiteten, machte mir Dr. Schüler die ersten Andeutungen, dass etwas gegen Hitler im Gange sei. Bei der kurz darauf erfolgenden Auftragserteilung zu einer Bearbeitung der Goetheschen Schönbarspiele setzte mich Dr. Schüler über seine eigene Rolle bei der Goerdelerverschwörung ins Bild. Er zeigte mir das Geheimfach seines Schreibtisches, in dem er die Aufurfe und Erlasse Goerdelers für den Fall eines Gelingens der Verschwörung aufbewahrte. Er teilte mir Proben daraus im Wortlaut mit und unterrichtete mich in grossen Zügen über die Pläne und den Zusammenhang Goerdelers mit der Wehrmacht. Damit war ich zum dritten Mal in eine Aktion gegen den Nationalsozialismus eingeweiht. Dr. Schüler hielt mich bei meinen häufigen Besuchen, die ich als künstlerischer Beirat in Leipzig machte, fast immer auf dem Laufenden und wusste durch ihn, dass Dr. Goerdeler seine Zustimmung dazu gegeben hatte, mich an entsprechender Stelle unter Dr. Schüler einzusetzten, dem bekanntlich die kommissarische Betreuung von Rundfunk, Film und Theater übertragen werden sollte.
    • Hans Schwarz


  • S. 1
    • II Buch
    • Das System der Diktatur und die Methoden des Terrors
    • A. Die Einrichtung in der Macht
    • I. DIe Ausrichtung des Einparteienstaates
    • Im Jahre 1933 richtete sicht Hitler in der Macht häuslich ein. Er verwandelte den Weimarer Vielparteienstaat in einen nationalsozialistischen Parteistaat. Es gelang ihm leider verhältnismäßig leicht. Die kommunistische Partei war nach dem Reichstagsbrand, der ihr zur Last gelegt wurde, verboten worden. Auf ihre prominenten Führer wurde Jagd gemacht. Einige konnten ins Ausland entfliehen. Sie gingen größtenteils nach Moskau und bildeten dort ein dem dritten Reich gefährliches Zentrum der Emigration. Viele aber wurden auch gefangengesetzt und verschwanden in den Konzentraionslagern, wo nur wenige bis zum Tage der Freiheit überlebten. Die Masse der kommunistischen Wähler und Mitläufer spaltete sich auf. Die Mitläufer vollzogen einen schnellen Frontwechsel und liefen zur NSDAP über, wo sie mit offenen Armen aufgenommen wurden. Viele von ihnen machten in der NSDAP Karriere, die beutegierige Unterwelt war hier die gleiche wie die der KPD. Die üerzeugten Kommunisten aber verhielten sich zunächst passiv, sie warteten ihre Stunde ab, ihr Zusammenhalt erhielt sich unterirdisch, und als der Krieg da war, fanden auch sie ihre Kampffeld in der Sabotage der RÜstung, die um so gefährlicher war, als sie auch vom Gegner des Systems zum Schutz der Soldaten bekämpft wurde. Die sozialdemokratische Partei und das zentrum lösten sich unter mehr oder weniger starkem Druck auf.
    • Auch von ihren Führern gingen viele ins Ausland, die vorsichtigeren in die Schweiz, die anderen in die westlichen Ländern des Kontinents, wo sie nach der Invasion von 1940 von der Gestapo überrascht und nach Deutschland zurück in die Konzentrationslager geschleppt wurden. Die Wählermassen teilten sich in solche, die passiv blieben und andere, leider viel zu viele, die sich schließlich doch erpressen ließen, in die Partei einzutreten. Die Parteien der Mitte und der Rechten aber lösten sich bald nach der Reichstagswahl ohne Not freiwillig auf, fest alle Mitglieder der Fraktionen ließen ihre Wähler im Stich und traten in die Fraktion der NSDAP ein. Aus den Massen der Wähler folgten viele ihrem Beispiel, andere wichen früher oder späte mehr oder weniger starkem Druck, nicht allzu viele versagten sich definitiv. Einzelne konservative Gegner des Nationalsozialismus mussten schwere Verfolgung erdulden und büßten ihre Unbeugsamkeit mit dem Leben oder doch mit der Freiheit. Ganz wenige konnten fliehen. Die Gerechtig-
  • S. 2
    • heit erfordert es festzustellen, dass diese unerbittlichen Neinsager hauptsächlich in zwei Lagern anztureffe waren: dem des hohen Adels, aber auch unter den heute so viel geschmähten Junkern; zu diesem Lager sind ferner die alten städtischen Patrizierfamilien zu zählen, das andere Lager sammelte die nobelsten Vertreter der Kunst und der Wissenschaft; es ist freilich nicht identisch mit den Akademien und Universitäten, denn unter dem Professoren gab es leider der Opportunisten eine große Menge.
    • Es ist nun schwer zu sgaen, wieviele Menschen eigentlich hinter Adolf Hitler standen. Die Aufnahme in die Partei wurde bekanntlich schon im Mai 1933 gesperrt. Sie wurde zwar später wieder aufgemacht und im Laufe der Jahre mussten noch Millionen Deutsche in die Partei eintreten. Aber das waren alles Leute, an denen die Partei ein besonderes Interesse nahm, z.B. die Beamten, die Wirtschaftsführer, die Kaufleute des Einzelhandels und die Gastwirte, also Leute, die von irgendwelcher Bedeutung für die Stimmungsbildung waren. Die Masse der Arbeiter und Angestellten wurde bewusst draussen gelassen. Die Partei sollte eine Minderheit bleiben. Die Parteimitgliedschaft war nicht umsonst, sie schloss die Verpflichtung ein, die Ideen Hitlers zu propagieren, die Massen zu kontrollieren, überhaupt zu vigelieren und natürlich zu denunzieren. Der echte Nationalsozialist war der geborene Denunziant und Sykophant, Kotfresser, so nannten ihn die alten Griechen zur Zeit Cleons des Gerbers, der nach dem peleoponnesischen Kriege etwas ähnliches in Athen aufrichtete wie Hitler in Deutschland: Die Ocholokratie, die herrschaft des parteigebendenen Pöbels. Kleon wie Hitler freilich sprachen von Demokratie. Beide beriefen sich auf den Stimmzettel oder die Stimmscherbe, die Volksabstimmungen, die, die Reichstagswähler, die zur Frace wurden. Die Fragen der Hitlerschen Volksabstimmungen waren so gefasst, dass die Toren darauf hereinfallen und mit Ja antworten mussten, weil sie die Perfidie nicht durchschauten und natürlich die Hintergründe der hitlerschen Politik nicht kannten. Ausserdem aber ist, was inzwischen dokumentarisch festgestellt werden konnte, im grössten Stil mit Fälschungen gearbeitet worden. Man greift nicht fehl, mit der Annahme ,dass niemals mehr als 70% des deutschen Volkes sich für Adfolf Hitler erklärt haben. Die Gutwilligkeit für Adolf Hitler zu stimmen dürfte 1933 am weitesten verbreitet gewesen sein. Vom Juli 1934 ab nahmen Zweifel, Enttäuschungen, Empörungen immer mehr zu, dass selbst die hernawachsenden Jahrgänge der Hitler-Jugend die sinkende Stimmunng nicht wieder haben konnten. Bei Kriegsausbruch gab
  • S. 3:
    • es keinen Enthusiasmus im deutschen Volke. Dass sich dennoch viele junge Männer freiwillig meldeten, ist kein Gegenbeweis gegen diese Behauptung. In dieser unerfahrenen Hitlerjugend, die jahrelang auf die Stunde des Krieges hin erzogen und gedrillt war, war es für viele eine selbstverstänliche Pflicht, sich freiwillig zu melden. Und der Ruf, dass das Vaterland in Gefahr sei, erreichte auch viele der Älteren, so dass sie kamen, ehe sie geholt wurden. Diese Einstellung entspricht der Jahrhunderte alten soldatischen Tradition des Volkes. Aber man kann aus ihr bei den Älteren keinen Schluss ziehen in Bezug auf ihre Einstellung gegenüber der Partei zum Nationalsozialismus. Dass im Krieg die Kritik und der Widerstand zunahmen und seit Stalingrad die Verzweifelung, dass braucht nicht weiter erklärt zu worden. Einer der galgenhumoristschen Witze von damals sagt alles. Es wurde die Frage aufgeworfen, wer ein Pessimist sei und die Antwort war: wer davon überzeugt ist, dass wir den Krieg verlieren und des System behalten. Es wird später zu erörtern sein, wie es möglich war, dass bei so absinkender Stimmung u wachsendem Widerstand Hitler das Volk im Krieg festhalten konnte. Hier kam es darauf an, den Höchststand dem Stimmungsbarometers zu ermitteln und sein konstantes Fallen seit der Junikrise 1934 zu verzeichnen.
    • Dieser Höchststand also war im Jahre 1933 gegeben, in dem Jahre, in dem Hitler sich in der Macht einrichtete. Die Parteien waren wie gesagt, ausgeschaltet, der Einparteienstaat war da. Ungefähr 70% erklärten sich für den Führer, darunter vor allen die Frauen, die Adolf Hitler als Heiland und Erlöser anbeteten. Hitler hatte die Bahn frei. Was geschah nun eigentlich im Jahre 1933? Was waren die Leistungen dieses ersten Jahres des tausendjährigen Reiches. Es ist schwer, darüber gegenständlich zu reden. In der Aussenpolitik wurde der Bruch mit dem Völkerbund vollzogen und zwar der von den Siegern geforderten und bisher nicht zugestandenen Abrüstung wegen; das deutsche Volk, das in dieser Hinsicht so oft enttäuscht worden war und von den Möglichkeiten, die Brüning für einen Rüstugsausgleich vorbereitet hatte, nichts wusste, war es zufrieden. Im übrigen gab es viel Propaganda für die Abstimmung im Saargebiet. Die Innennpolitik war beherrscht vom Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Hier schien Hitler ausserordentliche Erfolge zu haben.
  • S. 4
    • 2. Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit
    • Wir erinnern uns alle der Reden, die Adolf Hilter mit der stereotypen Phrase begann 14 Jahre habe er um die Seele des deutschen Volkes und um die Macht gerungen, er, der unbekannte Soldat des Weltkrieges. Die Seele des Volkes habe er für sich gewonnen, aber an die Macht hätten ihn die Parteien dennoch nicht herankommen lassen. Erst in der Not der furchtbaren Arbeitslosigkeit haben man ihn gerufen. Dass Hitler als Retter aus der Not der Arbeitslosigkeit gekommen sei, wurde durch seine Reden zur Legende.
    • Diese Legende, ist sie wahr? Sicherlich nicht, aber der Beweis dafür ist nicht leicht zu führen. Zunächst hat Hitler die Zahl der Arbeitslosen im Winter 1932 auf 33 immer wieder zu hoch angegeben mit 7,5 Millionen, es mögen 3/4 Millionen weniger gewesen sein. Immer noch genug; aber natürlich vergrößerte sich der Anschein des Erfolges, wenn die Zahl der Arbeitslosen schon im Frühjahr 1933 auf etwa 4 Millionen absank. Ferner hat Hitler geflissentlich verschwiegen, dass auch in Deutschland schon im Herbst 1932 die ersten Anzeichen einer Krisenwende zu bemerken waren, weshalb, wie erwähnt, die Ausgabe von Steuergutscheien zu Arbeitsbeschaffungszwecken in konjunkturell richtige Augenblick erfolgte und sich positiv auswirkte. Endlich aber blieb im Dunkeln, warum Deutschland erst so spät, nämlich im Winter 1932 auf 33, an der internationalen Krisenwende teilnehmen konnte. Tatsächlich kommt die verspätete und sich weiter verzögernde Auswirkung der Weltrkisenwende in Deutschlandd ebenso auf das Schuldkonto Adolf Hitler und seines Nationalsozialismus, wie die besondere Verschärfung der Weltkrise in Deutschland selber im Jahre 1931/32. Später, als das grosse Elend der Arbeitslosikeit fast schon vergessen war, haben sich die Nationalsozialisten ihres Tuns und Treibens gerühmt, das faktisch die Arbeitslosigkeit vermehrt hatte. Es haben tatsächlich schon im Jahre 1932 sehr viele Juden, deren Geld hier abreitete, in rechtzeitiger Erkenntnis, dass das deutsche Volk dem Nationalsozialismus verfallen würde, und was ihnen dann, unter einem Regime Hitlers, bevorstünde, Deutschland verlassen und sie haben ihr Kapital mitgenommen; auch ausländisches, meist jüdisches Kapital, das nach Deutschland ausgebliebn war, ist im Jahre 1932 gekündigt worden. Die Juden haben Recht behalten und die Geschichte der Judenverfolgung unter dem Regime Adolf Hitlers wird ihre schlimmsten Befürchtungen von dem, was ihrer harrte, noch übertroffen haben. Des Verdienst Adolf Hitlers im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit ist also
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    • keineswegs so gross gewesen, wie er es in Anspruch genommen hat. Vielmehr muss man ihm vorwerfen, dass seine antijüdische Propaganda schon vor der Machtübernahme die Krise in Deutschland verschärft und verlängert hat, muss weiter feststellen, dass ihm die Konjunkturzur Hilfe kam und endlich, dass er die Zahlen über das Absinken der Arbeitslosigkeit getan hat, geschah auf eine überaus verwerfliche Weise. Hinter der Fassade gemeinnütziger, friedlicher und dem Verkehr dienender Unternehmungen, wie dem Bau der Autobahnen, begann er vom ersten Tag seiner Herrschaft an mit der Aufrüstung die Anfangs geheim war, nach der Erklärung der Wehrfreiheit offen betrieben und immer mehr gesteigert wurde. Es ist nicht schwer, wenn man eine ganze Wirtschaft auf Rüstung umstellt und die von Tag zu Tag, von Monat zu Monat, von Jahr zu Jahr steigert, ein Volk von dem Druck einer Weltwirtschaftskrise zu befreien, es aus der Krise herauszulösen und die Arbeitslosigkeit zu bannen. Aber es ist das ebensowenig die Ankurbelung eines organischen und natürlichen Prozesses, durch den eine Krise überwunden wird, noch ist solches Tun politisch zu verantworten. Wenn die Vorgänger Hitlers hätten aufrüsten wollen, so wären auch sie mit der Arbeitslosigkeit schnell fertig geworden. Die Methode der Ausgabe von Steuergutscheinen zu Arbeitsbeschaffugnszwecken dagegen war organisch durchaus richtig gesehen. Sie entband die private Initiative in den Schlüsselindustrien der Wirtschaft, sie erlaubte der Wirtschaft jeden Atemzug einer erwachsenden Konjunktur mitzuatmen, sie setzte den Staat in den tand, der sich regenden Wirtschaft auf dem Gebiet der Verkehrsentwicklung entgegenzukommen; seine notwendigen Aufträge allein hätten die Wirtschaft wieder stark machen können, dass sie mit der werdenden Weltkonjunktur mitkommen konnte. Hitler aber riss die Wirtschaft durch seine Aufrüstungspolitik aus den weltwirtschaftlichen Zusammenhängen heraus, sie kam unter Glas, in einen brutofen, in eine ganz unnatürliche Existenz, die keine andere Fortsetzung haben konnte, als die der Kriegswirtschaft im Kriege. Das ist, auch wirtschaftspolitisch gesehen, nicht nur unverantwortlich sondern verbrecherisch gewesen.
    • Die Wissenden wussten es, und die Masse ahnte es. Aber alle hatten ihren Vorteil davon, die Grossen einen sehr grossen Vorteil, die vielen Kleinen einen kleinen Vorteil, der aber für sie fast noch mehr zu Buch schlug, als der grosse für die Grossen. Sie alle hatten wieder Arbeit, und sie proklamierten Hitler, wie er es gewollt hatte,
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    • als den Retter aus der Not der Arbeitslosigkeit. Sie haben später nicht nur die Tatsache, dass sie Hitler ertrugen, sondern dass sie ihn getragen haben, dass Deutschland nationalsozialistisch wurde, mit der grossen Not der Arbeitslosigkeit entschuldigt. Aber man kann diese Entschuldigung nicht gelten lassen. Die Arbeitslosigkeit während der schweren Wirtschaftskrise von 1930-32 war gewiss eine schwere Zeit, aber für alle Völker, die davon betroffen wurden, und bei den weltwirtschaftlich unlösbaren Zusammenhängen, in denen die Inudstrievölker lebten, war es fast jedes europäische und auch das amerikanische Volk. Die anderen Völker haben durchgehalten, das deutsche Volk aber hat sich, um von der Arbeitslosigkeit befreit zu werden, Adolf Hitler und seiner RÜstungspolitik verkauft. Wenn wir das Schicksal der schweren Arbeitslosigkeit mit der damit verbunden gewesenen sozialen Krise des deutschen Volkes vergleichen mit dem Schicksal, das der Nationalsozilimus mit seiner Rüstungspolitik, seiner Aussenpolitik und dem daraus hervorgegangenen zweiten Weltkrieg über uns gebracht hat, so müssen wir heute zu der Erkenntnis kommen, in wie grotesker Weise sich die Begriffe von dem, was ertragen werden kann, und was untragbar ist, damals verschoben hatten. Damals konnte das deutsche Volk mit seinen ca. 7 Millionen Abreitslosen nicht fertig werden. Da haben die 68 Millionen Deutschen keinen Weg gefunden, durch Werke der Nächstenliebe, durch soziale Hilfe, durch freiwillige Abreitsbeschaffung dem einen wie dem anderen und sich gegenseitig zu helfen, nach der Legende des Nationalsozialismus waren sie am Rande des Abgrundes, der sozialen Verelendung, der politischen Desorganisation, als Folge der Arbeitslosigkeit und der Bolschewismus lauerte nur darauf, die Deutschen zu verschlingen. Hitler allein habe sie gerettet. Heute erkennen sie, dass sie in dieser gewiss schweren Not, weil sie nicht das Herz hatten und die Kraft und den Verstand damit fertig zu werden, sich einem Schwindler und Verbrecher verkauft haben. Eben dieses selbe Volk hat dann den sechs Jahre langen Krieg bis zum letzten schrecklichen Ende ausgehalten, Millionen an der Front und in der Heimat, auch Frauen und Kinder, sterben lassen durch die Luftangriffe der Gegner. Dieses selbe Volk hat zugesehen, wie ganz Deutschland in Schutt und Asche gelegt wurde, udn es hat sich bis zum letzten Tag von Goebbels vorschwatzen lassen: "Führer befiehlt, wir folgen!" Von germanischer Gefolgschaftstreue ist die Rede gewesen, in Wirklichkeit haben sich freie Deutsche knechten lassen und sich der Peitsche und der Gewalt nicht von Helden, sondern von bösartigen Zwergen und von Verbrechern gefügt. Sechs Jahre hat das deutsche Volk den Terror und den Krieg ertragen bis zu seinem Ende!
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    • Die Arbeitslosigkeit von 1932 war angeblich unerträglich gewesen. Ob der Terror später zu brechen war, davon wird noch die Rede sein, aber 1932 hat man sich - an dem Wort kann nicht gerüttelt werden - verkauft - da hat man sich führen und verführen lassen von der Unterwelt, die mit dem Nationalsozialismus zur Macht gekommen war. Man hat keinen ernsthaften Versuch gemacht, den Nebel von Phrasen zu zerreissen, die bestimmt waren, dem idealistischen Wollen des deutschen Volkes, die es 1933 auf sich geladen hat. Es duldete, dass sich Hitler behaglich in der Macht einrichtete, nur weil er es von der Not der Arbeitslosigkeit befreite. Es wollte nicht sehen, auf wie vewerfliche Weise dies geschah. Freilich gibt es hierfür keinen Richter, der berechtigt wäre, das Urteil zu sprechen. Es gibt keinen irdischen Richter, der für diese Schuld eine Strafe verhängen kann. Die Strafe liegt in der Schuld selbst. Die Geschichte allein ist der Richter. Und wenn Gnade ist, deren sich das Volk wieder teilhaftig machen kann, so ist sie nur zu finden in der Kraft zur Besinnung auf die Schuld und zur Erkenntnis edleren Menschentums und zum Glauben an den, der über den Sternen wohnt und die Menschen in ihren Herzen richtet.
    • 3. Die Beseitigung der Gewerkschaften und die Aufrichtung der Arbeitsfront
    • Das deutsche Volk hat sofort einen sehr teueren Preis dafür zahlen müssen, dass Hitler es mit seiner Aufrüstung von dem Elend der Arbeitlosigkeit befreite. Am 1. Mai 1933 bereits wurde die Rechnung präsentiert. Und zwar wurde nach der primitiven Methode des Gimpfelfangs der 1. Mai als "Tag der Arbeit" und Nationalsfeiertag erklärt und das deutsche Volk durch die große Rede Adolf Hitlers auf dem Tempelhofer dem Maifelde bei Berlin, wo die SA mit gedungenen Arbeitermassen aufmarschiert war, mit einer Flut von Phrasen getränkt; am Abend des Tages gab es auch Alkohol in rauhen Mengen und die Begeisterung war gross. Spruchbänder überzogen die Strassen des Aufmarsches, nicht nur mit dem Leitmotiv "Gemeinnutz geht vor Eigennutz"; auch "der Adel der Arbeit" wurde prokalmiert als der einzige Adel der Nation, die aufgerufen wurde, mit der Arbeit auch die Arbeiter der Hand und des Geistes zu ehren. Volksverbundenheit war die Parole und die andere schon damals: "Führer befiehl, wir folgen!" Vertrauen über Vertrauen; so schön war - die Fassade. Dahinter aber hatte man dem Abreiterproletariat seinen alten Kampftag gestohlen, was vielleicht kein Unglück war, mit ihm aber auch die Solidarität der Klasse, die der Nationaoszialismus aus gutem Grunde fürchtete, denn sie wäre sein gefährlich
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    • ster Gegner geworden. Nach dieser Ouvertür fühlte sich der Führer stark genug, den grossen Schag zu wagen und die Gewerkschaften selbst aufzulösen, alle ohne Unterschied, die freien, wie die christlichen, die Hirsch-Dunkerschen Gewerkschaften und auch die gewerkschaftlichen Organisationen der Angestellten, wie den grossen Deutschnationalen Handlugnsgehilfenverband in Hamburg. Das grosse Vermögen dieser Organisationen, einschliesslich all ihrer sozialen und kulturellen Einrichtungen, so wie sie in Jahrzehnten von Kämpfen und Mühen unter Opfern geschaffen warne, wurde beschlagnahmt, mit anderem Wort gestohlen und auf die neugegründete nationalsozialistische Deutsche Arbeitsfront übertragen. Die Mitlgieder der Gewerkschaften und Angestelltenverbände wurden, wenn sie nicht aller ihrer bisherigen Leistungen verlustig gehen wollten, gezwungen, in Die Deutsche Abreitsfront einzutreten. Die aber lassierte mit Staatshilfe die Beiträge und verwaltete sie ohne igrendwelche Kontrolle. Es ist bekannt, wozu die Groschen der Arbeiter und Angestellten verwendet wurden. Ich spreche nicht von den Prunktbauten der neuen Veraltugnsgebäude der Deutschen Arbeitsfront, auch nicht von dem fragwürdigen Unternehmen "Kraft durch Freude", das rein propagandistische Zweck verfolgte und wiederum nur die Bedeutung einer Fassade hatte, die zudecken sollte, was dahinter geschah, und die sich im übrigen hauptsächlich selbst finanzierte. Viel wichtiger war die Gründung der Bank der Arbeit aus den Beiträgen der Deutschen Arbeitsfront, wodurch die Partei und vor allem ihr Ogranisationsleiter, der Herr Ley, der zugleich Führer der Deutschen Arbeitsfront war, eine Kredipolitische Macht in die Hand bekamen, die sie von jeder Kontrolle des kREDITS, sei es des Reiches, sei es der großen Kreditinstitute wie der D-Banken unabhängig machte. Die Hauptmasse der Beiträge deutscher Arbeiter und Angestellten wurde aber in die Rüstung gesteckt, mit billiger Tarnung: In den Aufbau der KDF-FLotte, auf der übrigens nicht die Arbeiter, von einigen Konzessionsschulzen abgesehen, spazierenfuhren, sonder die Bonzen der Arbeitsfront und der Partei - und es wurde nicht gespart mit Genüssen aller Art auf diesen Fahrten zum Nordcap, den Kanarischen Inseln und in das Mittelmeere. Die KDF-Flotte war von Anfang an als Transprotflotte für den Krieg gedacht und ist auch als solche eingesetzt worden. Das andere grosse Rüstungsunternehmen der deutschen Arbeitsfront wurde später der Bau des Volkskraftwerkes in Fallersleben. Es soll nicht bestritten werden, dass der Volkskraftwagen eine geniale Kosnturktion ist, was auch von den Gegner anerkannt wird. Ebeenso ist das Werk in Fallersleben eine vorbildliche moderne Anlage. Es wird auf Befehl der englischen Militärregierung wieder aufbaut, und die Regierung hat bereits 20.000 neue Wgaen in Auftrag gegeben
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    • Der Volkskraftwagen in der Form des Kübelwagens hat sich im Kriege hoch bewährt. Übrigens ist das kein Wunder. Sein Erbauer ist der zweifellos genialste deutsche Kraftwagenkonstrukeur Herr Porsche, der freie Hand für Versuche hatte; denn das Geld spielte dabei keine Rolle. Kein Privatunternehmen hätte solche Opfer für Versuchszwecke aufbringen können. Aber alls das steht hier nicht zur Debatte. In diesem Zusammenhang ist hier nur wichtig, dass das Geld der deutschen Arbeiter und Angestellten zu Rüstungszwecken verwendet worden ist, für die es nicht gegeben wurde. Wir sehen ab von dem grossen Schwindel, der mit den Anzahlungen auf einen Volkswagen an vielen deutscher Volksgenossen verübt worden ist. Es war mehr als ein Angestellter und Arbeiter dabei, der den vollen Kaufpreis von tausend Mark in freudiger Erwartung des Vehikels hingelegt hat. Statt dessen fuhr sein VKW als Kübelwagen in den Krieg; bestenfalls fuhr er ihn im Kriege und selbst, wenn der Mann aus dem Kriege heil zurückgekehrt sein sollte, seinen VKW wird er niemals zu sehen bekommen. Es sind weit mehr als hundert Millionen, die den deutschen Volke auf diese Weise abgeschwindelt worden sind. Dabei geschah das sicherlich nicht um des Geldes willen, die hundert en brauchte man nicht schwindelhaft zu besorgen, es gescha, um zu tarnen. Mann konnte nicht sagen, wir bauen den modernsten, schnellsten, leisutngsfähigsten Personenkraftwagen für den Krieg, den wir morgen oder übermorgen spätestens vom Zaune brechen werden. Nein, man sagte, wir wollen em deutschen Arbeiter und dem deutschen Angestellten den leisungsfähigsten Wagen konstruieren. Der Arbeiter hat genau das gleiche Recht darauf, wie der Generaldirektor, und wenn die deutsche private Auotmobilidustrie, die ja aufgefordert war, einen solchen Wagen zu konstrieren, das nicht leisten kann, dann nimmt es eben die Deutsche Arbeitsfront selbst in die Hand. Seht, das ist Volksverbundenheit. Und wie kann bei solcher Absicht das Ausland so misstrauisch und missgünstig es ist, in der Produktion von tausenden von Volksrkaftwagen eine Rüstugnsmassnahme grossen Stils zu sehen? Welch ein Unsinn wäre das! Das Volk selbst bringt seine Groschen angetragen. Nein, unser Werk dient nur dem modernen, um eine glücklichere Zukunft ringenden deutschen Arbeiter und ANgestellten. Es ist ein Friedenswerk aus der Volksverbundenheit des Führers! Seine große Tat.
    • Das war die Arbeitsfront. Ein Propagandaunternehmen großen Stils. Eine Organisation der arbeitspolitischen Zwangsherrschaft, errichtet über den Trümmern der alten Gewerkschaften. Bestimmt jede klassenpolitische Regung oder gar eine neue Sammlung der Kräfte gegen den Natio
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    • onalsozialismus zu unterdrücken. Ein Rüstungsunternehmen überdimensionaler Art. Eine kreditpolitische Aktion, die die Partei aus dem allgemeinen Kreditverkehr herausnahm und natürlich eine Reserve ist, für die Parteibonzen selbst. Gerade deswegen war ja die Personalunion zwischem dem Organisationsleiter der Partei. Ein dem Führer der Deutschen Arbeitsfront in Robert Ley gegründet worden. Er war der denkar geeigneste Mann. Geistig gänzlich unselbständig, willfähriges Werkzeug, weil unglaublich eitel und spielend leicht zu korrumpieren, ein Mann, der sich ebensogern an Phrasen wie an Alkohol berauschte und der zu jedem Schwindel, zu jedem grossen Betrug bereit war. Man konnte ihm fähige Mitarbeiter aufzwingen und er sorgte wiederum, dafür dass auch diese Spezialisten" durch das Mittel der Korruption willfähig bleiben, in steter Abhänigkeit gehalten wurden. Die allgemeine Korruption in der Arbeitsfront schadete nicht viel, wenn sie nach aussen kaschiert wurde und das war leicht mit Hilfe der Bank der Deutschen Arbeit und mit den Machtmitteln der Gestapo.
    • In diesem Zusammenahng muss noch erwähnt werden, dass auch die grossen Organisationen der Beamtenschaft beraubt und zerstört wurden. An ihre Stelle trat der Nationalsozialistische Deutsche Beamtenbund. Das Gleiche ereignete sich bei der Deutschen Lehrerschaft, deren Verbindungen durch den Nationalsozialistischen Deutschen Lehrerbund abgelöst wurden.
    • Schwerer war es schon, die Interesenverbände und Selbstverwaltungsorganisationen der Wirtschaft zu beseitigen. Der Reichsverband der Deutschen Industrie war zweifellos eine Macht. Auch unter den Fachverbänden waren wirtschaftspolitische Größen ersten Ranges. Erinnert sei nur an den Verein Deutscher Maschinenbauanstalten, oder auf sozialpolitischem Gebiet an den sogenannten Landnamverein in Düsseldprforf oder an der Verein Deutscher Ingenieure in Berlin. Das Zauberwort, alle diese Organisationen ihrer eigenen Authentizität, ihrer Autonomie und indogenen politische Stoßkraft zu berauben, war die Parole von der "Gleichschaltung von Partei, Staat und Wirtschaft." Es gelang in mühevoller, hundertmal beänderter Arbeit auf dem Wege einer Überbürokratisierung der Wirtschaft. Bis in die Selbstverwaltungsorganisationen der Wirtschaft hinein in die alten Industrie und Handelskammern, die Handwerkskammern, die Landwirtschaftlichen Organisationen, wurde dieser Prozess durchgeführt. Es entstand eine Reichswirtschaftskammer und unter ihr wurden Gauwirtschaftskammern gebildet. Aus dem Reichsverband der Deutschen Inudstrie wde die Reichsgruppe Industrie mit Länder - und Fachgruppen. Aus dem Bund
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    • der Landwirte die Ogranisation des Reichsnährstandes mit den Reichsbauernführer an der Spitze, der zugleich Reichsernährungsminister war mit Landes- und Kreisbauernschaften usw. Die Innungen wurden den nationalisierten Handwekrskammern untergeordnet. Handel und Schiffahrt gingen denselben Weg. Ebenso der Kredit, die Banken wurden unter FÜhrung von Hitlers Günstling, dem Bankier Kurt von Schröder nationalsozialistisch organisiert. Überall wurde das nationalsozialistische Führungsprinzip durchgeführt. Kurzum, die Gleichschaltung war restlos gelungen und die Wirtschaft damit ihrer eigenen Hoheit entkleidet, politisch entrechtet, im nationalsozialistischen Sinne domestiziert. Das gescha nicht alles schon 1933, aber es wurde in diesem Jahre damit der Anfang gemacht.
    • Im übrigen war es das Jahr der Versprechungen "Gebt mir vier Jahre Zeit!" Das Jahr in dem die Kulissen geschoben wurden, die Bühne hergerichtet wurde für das grosse Theater des Nationalsozilaismus. Der Reichsparteitag in Nürnberg war ein Höhepunkt. Hier verkündete auch Adolf Hitler sein Kulturprogramm: Deutschland schöner zu machen, in Wirklichkeit wurde nur eine Fassade errichtet; der Schmuck dafür war aus den Zauberreichen der Künste und aller Ideale zusammengestohlen und daher recht kitischig, aber das merkten die Massen nicht. Sie ergötzen sich an den ungeheuren Projekten und Prospekten der Parteibauten in Nürnberg, die alsbald in Angriff genommen wuren. Sie bewunderten die Riesenplanung der Autobahnen, die zwar, wie alle realen Planungen und Leistungen des Nationalsozialismus für die Rüstung gedacht und gebaut worden sind, aber auch das merkten die Massen noch nicht. Sie sahen Arbeit in Hülle und Fülle entstehen, sie wollten auch weiter nichts, als wieder arbeiten. Von der gewaltigen Prpaganda mit ihren schönnen Legenden vom Retter und Führer Adolf übertrug sich auf alle die, die gestern schon den Kampf aufgeben wollten, ein neues Hochgefühl des Lebens und dazu passten die Aufmärsche, die Pana, die vielen Fahnen und "Heil Hitler" und die Phrasen vom Adel der Arbeit usw.
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    • 4. Die Marbruger Rede und die Gründung der Geheimen Staatspolizei
    • Indem sich Hitler in der Macht einrichtete, baute er die Macht zugleich mächtig aus. Nicht nur dass, wie wir sahen, die Parteien verschwanden und mit ihnen die Gewerkschaften, der Einparteistaat vollständig wurde, die Wirtschaft gleichgeschaltet und untergeordnet, und die Massen durch die Arbeitsfront entrechtet wurden, parallel damit schwoll die Partei mächtig an und durchsetzte den Beamtenkörper, unterwarf sich die öffentliche Meinung und erfasste alle stimmungbildenden Faktoren im Volke; parallel damit entwickelten sich die militärischen Formationen der Partei, die SS und die SA und mit ihr die Hitlerjugend, die in die SA hineinwuchs. Die SA vor allen entfaltete in diesem Jahr des Sieges immer grössere Macht. Ihr Atbschef RÖm wurde zu einer der wichtigsten politischen Figuren im Spiel, seine SA-Obergruppenführer beherrschten mit den Aufmärschen ihrer LEUTE überall das Straßenbild, und es fehlte natürlich auch nicht an Exzessen dieser uniformierten Mannschaften, denen die militärische Disziplin letzten Endes doch mangelte. Im Gegensatz zur SA bildete sich die SS zu einer Garde des Führers aus, und e entstaden bald all die Gegensätzlichkeiten, die zwischen Garde und Linie nicht ausbleiben können. Dazu kam der verstärkte Gegensatz der Parteiformationen zur Wehrmacht, die als selbständiger Körper an die Wand gedrückt werden sollte.
    • Auch sonst gab es Unzufriedenheit genug wegen Übergriffen der Partei in die Verwaltung des Staates und durch das skandalöse Auftreten einzelner Gauleiter, SA-Obergruppenführer und sonstiger Prominenten sowie durch Verfolgung anders Denkender und besonders durch die Unterdrückung der freien Meinung und der Vegewaltigung von Lehre und Forschung an den Universitäten. Die akademische Jugend vor allem wurde in zwei feindliche Lager gespalten. Die intelligenz überhaupt geriet in zunehmede Opposition. Noch kam die Presse des Auslands nach Deutschland hinein und wurde gierig gelesen, die deutschsprachigen Blätter der Schweiz, wie die Züricher Zeitung und die Basler Nationalzeitung wurden sogar von den Massen gekauft, herumgegeben und gelesen, und zwar um so neugieriger, je häufiger es vorkam, dass die schon zum Verkauf kommenden Blätter von der POlizei beschalgnahmt wurden. In allen diesen Organen gab es eine Kritik zu lesen, die man in Deutschland in der Form nicht mehr vorbringen konnte ohne Gefahr zu laufen, verhaftet zu werden. Und doch war diese Kritik noch keineswegs seriös. Sie nahm die Dinge von ihrer komischen Seite
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    • und endete meistens in überheblichen Gelächter, da man sich immer noch nicht vorstellen konnte, dass der nationalsozialistische Spuk in Deutschland lange dauern könnte. Ernste Warnungen waren selten, weil eben die Erkenntnis des Fruchtbaren, was sich in Deutschland vorbereitete, noch nicht da war.
    • In Deutschland aber nahm sie zu. Selbst die blieben nicht frei davon, die Hitler den Weg zur Macht gebahnt hatten. Auch Herrn v. Papen überkam ein erster Schauer vor den Geistern, die er gerufen hatte. Er hatte ja dem Reichspräsidenten gegenüber die Verpflichtung übernommen, dass in Deutschland keine nationalsozialistische Autokratie des Volkstribunen Adolf Hitler aufgerichtet werden würde. Freilich, die Tage des alten Herrn waren gezählt und seine geistige und körperliche Kraft nahm zusehends, aber es war sozusagen eine testamentarische Verpflichtung die der Feldmarschall Herrn von Papen auferlegt hatte, und frohgemut genug hatte der Vizekanzler dem Reichspräsidenten versprochen, Hitlers erste Schritte als Staatsmann zu überwachen und zu lenken. Aber schon nach einem Jahre musste Herr v. Papen erkennen, dass er nicht einmal mehr neben dem Steuer saß, um im Ernstfall zugreifen zu können. Bei dem Vizekanzler häuften sich die Beschwerden über Übergriffe der Partei und der SA von Tag zu Tag. Die Spannungen waren überall sehr hoch geworden, auch innerhalb der Partei. Der Stabschef der SA, Röhm, sammelte zweifellos eine Fronde in der die Abenteurer und Freibeuter und die Condottieri der Nachkriegszeit das grosse Wort führten. Indem Papen sich entschloss, öffentlich gegen die Übergriffe Stellung zu nehmen, bildete er sich ein, damit auch Hitler einen Dienst zu leisten. Aus solchen Erwägungen unternahm Papen Ende Mai 1934 das Wagnis seiner grossen Rede vor der Studentenschaft in Marburg, an der Lahn.
    • Der Entwurf dieser Rede stammte aus der Feder des Münchener Rechtsanwalts D.r Edgar jung, der dazu vielfältige, geprüfte und formulierte Anklagen verwerten konnte. Die Person Dr. Jungs ist in diesem Zusammenhang nicht uninteressant. Dr. Jung war ein ausgezeichneter Schriftsteller, der sich durch sein Buch "Die Herrschaft der Minderwertigen" einen Namen gemacht hatte. In nationalsozialistischen Kreisen war Jung als Vorkämpfer und Märtyrer im Kampf gegen den Separatismus am Rhein berühmt geworden. Jung war einer der ältesten Parteigenossen, schon von 1920. Im Jahr der Ruhrbesetzung, die im Herbst den separatistischen Aufstand am Rhein auslöste, stand Jung, der ein gebürtiger Pfälzer war, in vorderster Linie des Kampfes gegen den Spearatismus gerade in seiner Pfälzer Heiamt. Er war es, der dem Pfälzer Separatistenhäutling Orbis in einem Wirtshaus zu Speyer erschoss, bei der Flucht vor französischen
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    • Offizieren schwer verwundet, sich dadurch rettete, dass er sich trotz seines Brustschusses in den Rhein stürzte und bis Worms heruntertreiben liess, wo er sich an Land bergen konnte. Jung hatte damals eine grössere Aktion geplant und sich zu diesem Zweck von Hitler eine grösssere Mannschaft ausgebeten. Aber Hitler hatte seine Bitte brüsk abgeschlagen, das Schicksal Deutschlands werde nicht im Kampf gegen den Separatismus entschieden, sondern durch die Revolution im Innern. Hitler lebte und webte damals bereits in der Konzeption seines Staatstreiches, den er zwei Monate später insceneirte und mit dem er scheiterte. Zwischen beiden Männern, Hitler und Jung entstand damals ein nie wieder überbrückter Bruch. Jung, der vielleicht ebenso leichtsinnig, aber sehr viel klüger und natürlich sehr viel gebildeter war als Hitler, trat aus der Partei aus und Hitler wusste, dass er in ihm einen Gegner hatte, der aus eigenem Erleben ein ungeheures Material gegen ihn besass. Und zwar nicht nur im Bezug auf die politische Vergangenheit Hitlers, sondern auch über sein persönliches Vorleben. Diesen Mann hatte sich Herr v. Papen attachiert gern im verschiedenen Lagern Fuss fasste.
    • Die Wirkung der von Papen mit ausserordentlichen Schwung vorgetrgaenen Rede war sensationell. Sie war nicht nur das erste Wort öffentlicher Kritik, freilich noch immer sehr maßvoll gehalten, sondern sie kam von verantwortlicher Stelle mitten aus dem Schoss der Regierung selbst und schien tatsächlich von grossem Verantwortungsgefühl eingegeben zu sein. Und gerade, weil an nicht sicher war, ob Papen im Einverständnis mit Hitler gesprochen hatte, weil man vielmehr mit Recht annahm, dass er auf eigene Verantwortung udn also auch gegen Hitler gehandelt hatte, war die Wirkung umso grösser. Sie steigerte sich noch, als die Rede 24 Stunden, nachdem sie im Wortlaut zur Verteilugn gekommen war, verboten wurde. Sie ging in Zentausenden geheimen Abschriften von Hand zu Hand. Das Verbot war natürlich ein schwerer Affront gegegn Papen. Er liess ihn sich gefallen. Er zog auch keine Kosnequenzen als ihm wenige Tage später sein Mitarbeiter, Dr. Edgar Jung von der Geheimen Staatspolizei verhaftet
    • Inzwischen war mit der Geheimen Staatspolizei eine neue Macht auf dem Plan getreten, gefährlich genug, dass Hitler mit ihr das Grösste wagen konnte. Die Geheime Staatspolizei war Anfang des Jahres auf Befehl Hitlers von dem zum Chef der deutschen Polizei ernannten obersten SS-Führer Heinrich Himmler geschaffen worden. In der Person des zum SS-Obergruppenführer ernannten ehemaligen Marineoffiziers Heydrich war der Mann gefunden worden, der eiskalt, skrupellos, macht
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    • hungrig die Gestapo zu einer furchtbaren Waffe entwickelt? Bald nach der Marburger Rede kam sie schon hier und dort mit Haussuchung und Verhaftung zur Anwendung. Aber die grosse Masse hatte noch keine rechte Vorstellung, von dem, was die Gestapo bedeutete. Auch die Partei wusste das nicht und erst recht nicht die SA. Heydrich und seine Leute hatten ihre Beobachtungen, Kontrollen und Vorbereitungen sehr verschwiegen vorgenommen. Herr v. Papen freilich hatte davon Wind bekommen, was unmittelbar bevorstand, wusste allerding auch er nicht. Man hatte ihn üer das Verbot seiner Rede getröstet, dass "aufgeräumt" würde.
    • B. Der 30. Juni 1934 und der Betrug an Hindenburg
    • Aufgeräumt wurde allerdings. Die Morde vom 30. Juni 1934 sollten die letzten Widerstände wegräumen, die Hitlers Autokratie im Wege standen. Die Aktion war in erster Linie gegen den Staatschef der SA, gegen Röhm gerichtet. Ihm wurde unterstellt, das er eine Revolte vorbereitet habe, die entweder Hitler zwingen sollte, die Macht mit ihm zu teilen oder die den Führer, falls er dazu nicht bereit war, beseitigen sollte. Nun wird sich erweisen lassen, dass von einer Revolte Röhms damals nicht die Rede sein konnte. Tatsächlich ging es nur um den Anspruch Röhms, die Führung der Wehrmacht zu übernehmen, um ihren Wiederaufbau aus den Reihen seiner SA im Sturmtempo durchzuführen. Röhm war ein höchst aktiver, aber kühl rechnender Politiker und Militär. Sicherlich hat er die damaligen Machtverhältnisse richtig eingeschätzt. Seine SA war gross und siegestrunken, die Reichswehr noch klein und erst im Anfang der Aufrüstung. Zweifellos wäre Röhm in der Doppelstellung als Führer der Reichswehr und Stabschef der SA der mächtigste Mann im Staate nach Hitler geworden. Diese Macht wollte ihm Hitler nicht conzedieren. Er misstraute Röhm im tiefsten. Röhm dagegen fühlte sich sicher. Er paradierte mit seiner SA. Er hatte die SA-Führer zu Besprechungen nach Wiesseee eingeladen, zu einer Tagung, bei der er ihnen gewiss nicht seine geheimsten Pläne, die vielleicht niemand gekannt hat, mitegteilt hätte, wohl aber seinen Anspruch auf die Führung der Reichswehr und den Aufbau der Wehrmacht aus den Massengliederungen der SA. Der begeisterten Zustimmung seiner SA-Führer konnte er sicher sein. Die Fronde, die Röhm gesammelt hatte, war ja nicht eigentlich gegen den Führer gerichtet, vielmehr gegen all die Elemente in der Partei, welche entweder wie Göring mit Röhm konkurrierten oder die überhaupt nicht wollten, dass der militäristische Charakter der Partei sich durchsetzte und ein Mann wie Röhm als Führer der SA sich auch die Reichswehr unterwarf. Ja, selbst wenn ein anderer Mann an Stelle Röhms getreten wäre, würde diese Kreise der Fusion der SA mit der Reichswehr widersprochen haben.
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    • Auch Hitler wollte das nicht. Damals wünschte er noch die Armee ausserhalb der Partei zu halten, die Armee war ein Volksheerr, sie hatte ihre eigenen Lebensbedingungen, die ebensosehr durch die Geschichte wie durch die Sache selbst gegeben waren. Sie hatte vor allem ihre eigene militärische Disziplin, über un in den Heeren von Soldaten, die "nur" - Volksgenossen" waren, nicht Parteigenossen. Sie hatte vor allem Aufgaben rein militärischer Natur und ware den Gesetzen der Kriegsführung unteran, die mit Parteiideologien und politischen Machtmanipulationen nichts zu tun haben. Als solche wollte sie Hitler erhalten, um sie sich allein unterzuordnen, sobald er die Nachfolge Hindneburgs angetreten haben würde, als Staatschef und Oberbefehlshaber des Heeres. Röhm aber wollte die Armee der Partei inkorporieren; und es mag sein, dass er durch die Armee den Einparteistaat beherrschen wollte. Hitlers Misstrauen sah es so. Aber Röhm glaubte dieses Misstrauen übewinden zu können. Röhm glaubte Hitle so sehr imponieren zu können, dass dieser nachgab. Das war der etwas unklare Zweck der Machtentfaltung der SA am Vorabend des Tages, an dem Röhm seinen Anspruch duurch die Zustimmung seiner getreuen sozusagen legitimierten wollte.
    • Um es nochmals zu sagen, an eine Revolte hat Röhm damals noch nicht im Entfentesten gedacht. Alle Behauptungen, ohne sie nun von Goebbels oder von Hitler selbst vorgebracht worden sind, dass Röhm am 30. Juni 1934 einen Staatsstreich geplant hätte, werden sich als erlogen nachweisen lassen. Übrigens waren diese Lügen schon damals durchsichtig genug. Wir erinnern uns wohl alle jener Märchen, die uns Goebbels erzählt hat, wie er und Hitler nach Wiesee gekommen seien und die Revolutionäre nach durchzechter Nacht in "widerlich perversen" Besammensein schlafend aus ihren Betten geholt hätten. Goebbels und Hitler haben dies übrigens niemals getan, noch auch nur die Revolutionäre in ihren Betten gesehen. Sie sind viel zu feige gewesen, selsbt in die Höhle des Löwen zu gehen. Sie warteten vor Wiesee, bis ihnen Meldung erstattet war, dass die vorausgeschickte SS-Macht Röhm und seine Getreuen in ihren Hotels überwältigt hätte. Wer aber ihren angeblichen Augenzeugenbericht für wahr genommen hat, musste sich doch sagen, dass Röhm und seine getreuen recht komische Revolutionäre gewesen sein müssen, wenn sie die Nacht vor ihrem Staatsstreich versoffen und verhurt und bis in den Tag hinein verschlafen hätten. Und sie hatten das tatsächlich getan.
    • Aber das Märchen von der Revolution Röhms war ja nur ein Vorwand; die Lüge vom Röhmputsch sollte die grauenhaften Morde des 30 Juni recht
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    • fertigen. Hitler wollte den Mann, dem er misstraute und vor dessen möglichen Plänen er sich fürchtete, beseitigen. Ihn und seinen ganzen Anhang und bei dieser Gelegenheit natürlich auch alle übrigen wirklichen oder vermeintlichen Gegner miterledigen, indem er ihnen irgendwelche hochverräterischen Beziehungen zu Röhm andichtete, wie zum Beispiel dem Generalobersten v. Schleicher
    • Die Aktion kam trotz der Unruhe der letzten Wochen völlig überraschend. Selbst im allerengsten Kreise um den Führer war kaum etwas vorher davon bekannt geworden. Goebbels hatte in allerletzter Minute erst Witterung bekommen, immerhin rechtzeitig noch genug, um zu verhindern, dass ihn Himmler auf die Liste der mit Röhm zu erledigenden setzte. Goebbels beeilte sich, in der Nähe des Führers zu kommen und ihn seiner Ergebnheit zu versichern. Es gelang ihm, im Gefolge Hitlers den Flug von Godesberg nach Oberbayern mitzufliegen, als Hitler am frühen Morgen des 30. Juni zum Morden aufbrach. Zu der gleichen Stunde etwa, als Hitler Röhm und die SA-Führer in seine Gewalt brachte, wurden überall in Deutschland durch SS-Männer auf Befehl der Geheimen Staatspolizei Menschen ermordet oder verhaftet, um entweder später "auf der Flucht" erschossen oder vor ein Tribunal der Geheimen Staatspolizei geschleppt zu werden, das sie zum Tode verurteilte und die Exekution durch die SS sofort anordnete. Über die Zahl der Morde und der Verurteilungen zum Tode, der standrechtlichen Erschiessungen und der Verhaftungen ist das deutsche Volk völlig getäuscht worden. Als Hitler am 2. Juli vor dem Reichstag "Rechenschaft" ablegte, srpach er von ungefähr 70 Ereschiessungen auf Grund von Todesurteilen der von ihm eingesetzten Gerichte der Geheimen Staatspolizei, ferner von einigen tödlich verlaufenden Zwischenfällen; unter dieser Rubirk wurde auch die Ermordung des Generalobersten von Schleicher geführt; Schleicher sei erschossen worden, weil er bi seiner Verahftung zur Pistole gegriffen hätte - eine Darstellung, die völlig erlogen ist. Hitler hat weiter erklärt, dass die Aktion nunmehr abgeschlossen wäre und keien weiteren Erschiessungen stattfinden würden. Auch das war eine Lüge, denn tatsächlich dauerten die Executionen anderem in der Kaserne der SS-Leibstandarte "Adolf Hitler" noch über eine Woche an. Die Anwohner der Kaserne in Berlin-Lichterfelde hörten Nacht für Nacht die Serie der Salven. Die Darstellung Hitlers eräwhtne ausser Schleicher keinen anderen Namen von Bedeutung von all den Ermordeten, die tatsächlich mit RÖhm gar nichts zu tun gehabt hatten. Sie schwieg selbstversätndlich von den Mordbefehlen, die nicht zur Ausführung kommen konnten, z.B. an dem alten Freikorpsführer Kapitän eHRAHRD oder an dem Verkehrsminister der Regierung Brüning, Herrn Treviranus, da beide nicht zu Hause waren, als
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    • die Mordkommission vorsprach und die dann, rechtzeitig gewarnt, noch hatten entfliehen können. Hitler unterschlug selbstverständlich, dass er mit seinen alten Münchener Gegnern blutig abgerechnet hatte, dem früheren bayrischen Ministerpräsidenten Dr. Kahr und General Kress von Kressenstein. Und kein Wort wurde von den Morden an den nächsten Mitarbeitern des Vizekanzlers v. Papen laut, an dem Ministerialdirektor von Bose, der in seinem Amtszimmer am Schreibtisch sitzend erschossen wurde, an Dr. Jung der auf dem Wege nach Sachsenhausen angeblich auf der Flucht erschossen wurde, an dem FÜhrer der Katholischen Aktion Deutschlands, dem Ministerialdirektor Dr. Klausener, an dem Geschäftsführer der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Oberregierugnsrat Dr. Morsbach und anderen. Die Rede Hitlers vertuschte den ungeheueren Umfang der Aktion, sie machte tatsächlich keine weiteren Angaben, als die drignend Notwendigen, um die Lüge vom Röhmputsch zu stützen, er beschränkte sich darauf, einige längst der allgemeinen Verachtung preisgegebenen Namen, wie zum Beispiel den des Berlienr SA-Obergruppenführers Ernst bekanntzugeben und vertröstete im übrigen das Volk mit dem Versprechen, später einen genauen Rechenschaftsbericht vorzulegen, ein Versprechen, das niemals gehalten worden ist. Diese Reichstagsrede vom 2. Juli 1934 war jedenfalls noch kein Rechenschaftsbericht, nicht mal der Anfang eines solchen. Sie diente lediglich der Verdunkelung dessen, was geschehen war. Sie rückte den angeblichen Röhmputsch in das hellste Licht der Anklage, sie liess den Umfang der Aktion nicht im entferntesten ahnen: Niemand sollte wissen, dass die Aktion weit über den Kreis um Röhm hinauseggangen war. Denn nur aus einem Verhältnis zu Röhm und zur SA hatte Hitler sich das Recht genommen, als "des deutschen Volkes oberster Gerichtsherr" über Tod und Leben zu entscheiden und diese wahnwitzige Ursupation sollte gerechtfertigt werden durch den Treubruch des schamlosen moralischer Verderbnis verfallenen Röhm und seiner Freunde, die Hitler gegwungen hätten, sich über Recht und Gesetz hinwegzusetzen, um das deutsche Volk vor Röhm und seinem Verderben zu retten.
    • Nichts also erfuhr das deutsche Volk von der Zahl der Opfer, die das Ausland damals mit mehr als 1100 angegeben hat, nichts davon, dass die Mörder weit über die Kreise von Röhm hinaus überall im deutschen Volke Hilters Gegner beseitigt hatten, Gegner, die mit Röhm in keiner Verbindung gewesen waren, die einfach deswegen zur Strecke gebracht wurden, weil sie in Opposition gegen Hitler und seinen Einparteistaat ausgehalten hatten.
    • Das deutsche Volk hat sich die Junimorde, die in der Geschichte der
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    • nationalsozialistischen Revolution eine ähnliche symptomatische Bedeutung haben wie die Septembermorde in der Geschichte der französischen Revolution, indem sie die Schreckensherrschaft eröffneten, widerspruchslos gefallen lassen. Man hat es hingenommen, dass Hitler sich über Recht und Gericht hinwegsetzte und sich in dieser Stunde selbst zum obersten Gerichtsherrn des deutschen Volkes" proklamierte. Man hat es ebeso hingenommen, wie die Einrichtung der Geheimen Staatspolizei und später die Einsetzung des Volksgerichtshofes, der ein Revolutions- und Schreckenstribunal ohne Vergleich in der Geschichte geworden ist.
    • Indem wir dies passive Verhalten der Masse des deutschen Volkes feststellen und als schwere Schuld bekennen müssen, sind wir zu ihrer Entlastung gezwungen, nach dem Verhalten der Männer zu fragen, die aus ihrer Position zum Handeln verpflichtet gewesen wären. Das waren in erster Linie der Vizekanzler von Papen selbst und die Minister, die mit ihm aus seiner Regierung, bzw. der des Generalobersten von Schleicher in die Regierung Hitler hinübergewechselt waren. Darunter war übrigens nicht mehr der Kriegsminister, General Freiehrr von Hammerstein-Equord, der schon im Frühjahr 1933 demissioniert hatte und an dessen Stelle der später zum Generalfeldmarschall ernannte General von Blomberg gerteten war. Dieser war eine Kreatur Hitlers, und von ihm ist daher nichts zu melden. Herr von Papen wäre um ein Haar selbst ein Opfer des 30. Juni geworden. Er hatte er an jenem Samstavormittag, ahnungslos, wie er tatsächlich war, einen Besuch bei den ebenfalls ahnungslosen Reichsernährungsminister Darre gemacht und dann, als es daher zurückkehrte, seinen Amtssitz, das alte Palais Borsig an der Wilhelmsstrasse, Ecke Vossstr. von der SS besetzt gefunden: Vor seinem Amtsstiz stritten sich ein Charagierter der SS, der auf Befehl Himmlers handelte und ein Hauptannn, der unter Goerings Befehl stehenden Feldpolizei, wer von ihnen Herrn von Papen iN Schutzhaft nehmen sollte. Herr von Papen, der erfahren hatte, dass sein Ministerialdirektor von bose in seinem Amtszimmer ermordet worden sei, und der es erlebte, dass in seiner Gegenwart sein Adjutant Freiherr v. Tschirschky und Bögendorff und seine Sekretärin von der Gestapo verhaftet wurden, vermittlete gleichwohl in diesem Streit und erreichte es, dass er zwar von der Gestapo erhaftet, aber in seine Wohnung in der Lennéstr. gebracht wurde, wie es in dem Befehl, den der Feldpolizeihauptmann vorzeigte, vorgesehen war. Papen sah sah noch, als sein Wagen zur Lennéstr. abfuhr, wie seine beiden jungen Mitarbeiter zur Fahrt in die Prinz-Albrecht-Str. verfrachtet wurden. Die beiden sind tagelang in den Kellern der Gestapo unter ständiger Todesdrohung auf das Übelste
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    • behandelt worden, bis sie endlich durch Intenvetion des holländischen Gesandten Grafen Limberg-Stirum, der ein Onkel des Herrn v. Tschirschky war, aus der Haft befreit wurden. Herr v. Papen aber sass in seiner Wohnung hermetisch abgeschlossen und getrennt selbst von seiner Familie, ständig bewacht von SS-Posten, die ihn sogar verhinderten, zu telefonieren. Erst am Motnag, den 2. Juli gegen Mitag rief Goering bei ihm an und setzte es durch, dass Herr v Papen an das Telefon gelassen wurde. Jetzt erst hat Goering, der Papen mit Vorwürfen wegen Feigheit und Drückebererie überschüttete und nicht glauben wollte, was sich tatsächlich abgespielt hatte, Herrn v. Papen persönlich nach 10 Minuten aus der Schutzhaft herausgeholt. Dieses für ihn peinliche und in Rücksicht auf das Schicksal seiner Mitarbeiter beschämende Erlebnis hat Papen ebensowenig bewogen, die Konsequenzen zu ziehen, wie die Erkenntnis der furchtbaren Tragweite dessen, was an diesem 30. Juni geschehen war. Herr v. Papen durfte seine Vizekanzlei nicht wieder betreten. Als der von der Porvokateuren der SS inscneierte Wiener Putsch, dem der oestrreichsiche Bundeskanzler Dollfuss zum Ofer fiel, wenige Tage nach dem 30. Juni gescheitert war, liess sich Papen durch Hitler aus dem Vizekanzleramt verdrängen und nahm den Posten eine aussoerdentlichen Botschafters in Wien an! Das Vizekanzleramt aber wurde aufgelöst.
    • Es kann keinem Zweifel mehr geben, dass, wenn Papen damals und mit ihm alle seine Kollegen, die sich nicht zuletzt durch ihn oder auch durch das Vertrauen, das Hindenburg auf Papen setzte, hatten bestimmen lassen, in die Regierung Hitler überzuwechseln, dass, wenn sie damals alle und geschlossen sich geweigert hätten, die Aktion Hitlers zu decken, ein solcher Entschluss von grösster Folge gewesen wäre - Hitler wäre gezwungen gewesen, gegen alle Vertrauensmänner des Reichspräsidenten mit Gewalt vorzugehen; und vielleicht hätte solche äusserte Überspitzung des Konflikts immer weitere Kreise zum aktiven Widerstand fortgerissen. Aber ebensowenig wie der Hauptverantwortliche Herr v. Papen haben seine Kollegen zu handeln gewusst. Es ist hart, daran erinnern zu müssen, dass sie es vorzogen, das goldene Parteiabzeichen aus der Hand des Führers für ihr Wohlverhalten zu empfangen, nur der Postminister Herr v. Elz-Rübenach, ein alter Zentrumsfürer, lehnte dies Schandzeichen ab und stellte sein Amt zur Verfügung. Die anderen blieben.
    • Und so mag denn hier ein letztes Wortü ber diese Männer gesprochen werden die von ganz anderer Herkunft und ihrer ganzen Vergangenheit nach dem Nationalsozialismus feindlich dennoch an der Seite Hitlers
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    • ausgehalten haben, einige von ihnen bis zum bitteren Ende. Dass sie überhaupt den Versuch mit Hitler gemacht haben, das waren sie wohl Hindenburg schuldig. Aber dass sie nach dem beschämenden und fürchterlichen Ergebnis dieses Versuches im Juni 1934 sich noch einredeten, sie müssten bleiben, und Schlimmeres zu verhindern, ist unendschuldbar und auch nicht aus Mangel an Urteilsfähigkeit zu erklären. Wir stehen tatsächlich vor einen Rätsel. Der Justizminister Gürtner war krank und starb bald danach; vielleicht war er nicht mehr aktionsfähig; übrigens fällt auf ihn ein Teil der Verantwortung für die milde Bestrafung Hilters wegen seines Novemberputsches 1923; Gürteler war damals bayischer Justizminister. Freiehrr v. Neurath hielt sich noch einige Jahre im Amt als Aussenminister bis er von Hitlers Günstling Ribbentrop verdrängt wurde. Aber er hat seinen guten Namen hergegeben und als Präsident des nie aktiv gewordenen Geheimen Kabinettsrats, wozu er ernannt wurde, keine Rolle als Reichsprotektor von Böhmen in Prag, aber eine schlechte Rolle gespielt, bis er auch von dort vetrieben wurde, weil er nach Auffassung Himmlers gegen die Tschechen zu milde verfuhr. Der Verkehrsminister Dr. Dorpmüller ein alter einischer Demokrat - und der Finanzminister Graf v. Schwerin-Krosigk - von bestem altmärkischen Adel und konservativer Tradition - sie beide sind geblieben bis zuletzt; Schwerin-Krossigk hat in den letzten Wochen des Zusammenbruchs noch den verzweifelnden Herrn von Ribbentropp als Aussenminister abgelöst. Beide übrigens, der Verkehrsminister wie der Finanzminister hatten in ihren eigenen Häusern schon bald nicht mehr zu sagen. Im Verkehrsministerium riss während des Weltkrieges der der SS verschworene Eisenbahnmachmann Ganzenmüller als Staatssekretär in Nachfolge des von Himmler vertriebenen Dr. Kleinemann die Herrschaft an sich. Im Finanzministerium tat das Gleiche von Anfang an der aus dem mittleren Beamtenstand durch die Partei hochgekommene und zum Staatssekretär ernannte Reinhard. Beide waren unbedeutende, durch die Partei in Amt und Würden gehaltene und natürlich rückischtlose Männer.
    • Alle diese Minister haben zweifellos Verdienste in der vergangenen Zeit gehabt. Graf v. Schwerin-Krossigk war einer der besten Etats-bilden in den Reigerungen des Weimarer Systems. Freiherr v. Neurath war einer der wenigen hohen Staats- und Hofbeamten, die während der Revolution 1918 treu an der Seite ihres königlichen Herrn ausgehalten haben; er war damals Kabinettsrat des Königs von Württemebrg, bekannte aber späte auf ausdrücklichen Wunsch seines königlichen Herr in die Diplomatie zurück. Als Diplomat in Kopenhagen, Rom und London hat er viel Erfolg gehabt und in der Welt Vertrauen und allgemeines
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    • Ansehen als ein aufrechter Staatsmann gewonnen. Der Verkehrsminister Dorpmüller, sicherlich ein hochbgebater Fachmann, hat dem Verkehr gut durch die schwere Krise gesteuert, dann allerdings versagte, als Hitler mit seiner Aufrüstung begann. Hitler verstand trotz seiner Passion für die Autobahnen nichts vom allgemeinen Verkehrwesen, und es war eine seiner grossen Unterlassungssünden, die allerdings auch auf Dorpmüllers Schuldkonto kommt, dass der deutsche Eisenbahnverkehr bei Ausbruch des Krieges weit hinter den Anforderungen der Armee und Rüstung zurückverstanden hat. Immerhin kann Dorpmüller zu seiner Entschuldigung sagen, dass sein Verkehrswesen nicht auf den Krieg ausgerichtet war. Aber eben deswegen hätte er sich rechtzeitig von Hitler lossagen müssen; denn dass dessen Politik von Anfang an auf den Krieg eingestellt war, konnte ihm als Minister nicht vebrorgen bleiben. Aber ihm hat eben die Zivilcourage gefehlt, wie allen seinem Kollegen und dass sie ihnen abhanden kam, ist kaum noch verwunderlich wenn sie nicht einmal anlässlich des 30. Juni aus ihrer politischen und sittlichen Verantwortung zu handeln gewagt hatten.
    • Das ist ja der ganzen Welt unbegreiflich und ist auch tatsächlich ein Paradoxon der Weltgeschichte, dass in einem Sammelsurium von Verbrechern, die Hitlers Mitarbeiter waren, Männer der alten Schule ausgehalten und die Verbrechen Hitlers und seiner Partei gedeckt haben. Es ist nur zu erklären aus der Macht des pathologisch übersteigerten Willens der Hitler selbst v verriss und seine Mitarbeiter im unterwarf. Die Unterjochung der Anständigen, die freilich keine Entschuldigung dafür haben, dass sie sich unterjochen liessen, vollends die Schuld Hitlers, der im übrigen auch den Mord an diesen Männern nicht gescheut haben dürfte. Ihre Passivität zu dieser Stunde aber vollendete die Macht Hitlers, von der sie sich weiter blenden und verführen liessen.
    • Ganz unverständlich aber ist es für Fernerstehende, dass Hindenburg selbst nicht eingegriffen hat. Dass Hindenburg ein absoluter Gegner Hitlers gewesen war, und zwar menschlich sowohl wie politisch, und dass er sich nur mit aussersten Widerstreben die Ernennung Hitlers zum Kanzler hatte abpressen lassen, das war den um die Dinge wissenden bekannt.
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    • Auch wir haben dies hier oft genug betont. Aber wir müssen auch darauf noch einmal zurückkommen. Hindenburg hat seinen Widerstand gegen Hitler schließlich doch nur aufgegeben im Vertrauen auf Papen. Die Bedingung, unter der er Hitler zum Reichskanzler ernannte, war die der Herstellung eines Triumvirats. Hitler sollte nur Reichskanzler sein, wenn Papen sein Vizekanzler war. Damit Papen nicht gegen Hitler und seine nationalsozialistische Mitarbeiter im Kabinett alleinstand, musste Neurath, Scherin-Krossig, Hammerstein-Equord, Dorpmüller, Elz-Rübenach, Gürtner bleiben und sollten Männer wie Schacht, der neu ernannte Wirtschaftsminister Schmidt - bis dahin Generaldirektor der Finanzversicherungs A.G. - an seiner Stelle dann Geheimrat Hugenberg, die Front der konsertaiven, der erfahrenen und alten Staatsmänner gegen die neuen jungen Leute verstärken: Das war die Konzeption des alten Herrn, im Vertrauen auf Papen und sie wurde gefasst für Papen und mit ihm.
    • Es war ein besonderes enges, geradezu intimes Verhältnis, in dem Hindenburg zu Papen stand. Hindenburg hatte nicht nur volles Vertrauen zu ihm, sondern geradezu eine persönliche Vorliebe. Papen war ein geschickter Menschenbehandler und wusste besonders gut den Ton zu treffen, mit dem man Hindenburg gewinnen konnte. Dem alten Herrn war Papen der schneidige jüngere Kamerad, der glänzende Reiteroffizier, der vornehme Edelmann, kirchlich und konservativ, wobei der Unterschied der Konfession für den durchaus toleranten alten Herrn nie etwas ausgemacht hat. So wird erst versätndlich, dass er in der Person Papens die Garantie für das grosse Experiment einer Regierung Hitlers gegeben sah, dafür dass Hitler nicht autokratisch regieren würde. Die Autokratie eines Einzelnen hätte Hindenburg immer abgelehnt. Aber er war vielleich 1933 schon viel zu alt, um sich dem ewigen Ansturm Hitlers weiter widersetzen zu können und der Übergang seines Freundes Papepn zu Hitler und dessen Bürgschaft beruhigte auch ihn über allerletzte Zweifel, denen er freilich in Form strenger Ermahnungen gelegentlich der Eröffnung des ersten Reichstags in der Garniskonskirche von Potsdam doch noch Platz gegeben hat.
    • Hindenburg hat dann die Dinge, immer noch im Vertrauen auf Papen, gehen lassen, wie sie gingen. Im Januar 1933 liessen seine körperlichen Kräfte und auch seine geistigen merklich nach. Im Frühjahr 1934 erlitt er mehrere leichte Schlaganfälle und war schon seit Ende Mai bettlägrig. Von den fürchterlichen Morden des 30. Juni hat er tatsächlih nie etwas erfahren. Das mit seinem Namen gezeichnete Telegramm, in dem Hit
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    • Das deutsche Volk hat sich die Junimorde, die in der Geschichte der nationalsozialistischen Revolution eine ähnliche symptomatische Bedeutung haben wie die Septembermorde in der Geschichte der französischen Revolution, indem sie die Schreckensherrschaft eröffneten, widerspruchslos gefallen lassen. Man hat es hingenommen, dass Hitler sich über Recht und Gericht hinwegsetzte und sich in dieser Stunde selsbt zum obersten Gerichtsherrn des deutschen Volkes" proklamierte. Man hat es ebenso hingenommen, wie die Einrichtung der Geheimen Staatspolizei und später die Einsetzung des Volksgerichtshofes, der ein Revolutions und Schreckenstribunal ohne Vergleich in der Geschichte geworden ist
    • Indem wir dies passive Verhalten der Masse des deutschen Volkes feststellen und als schwere Schuld bekennen müssen, sind wir zu ihrer Entlastung gezwungen, nach dem Verhalten der Männer zu fragen, die aus ihrer Position zum Handeln verpflichtet gewesen wären. Das waren in erster Linie der Vizekanzler von Papen selbst und die Minister, die mit ihm aus seiner Regierung, bzw. der des Generalobersten von Schleicher in die Regierung Hitler hinübergewechselt waren. Darunter war übrigens nicht mehr der Kriegsminister, General Freiherr von Hammerstein-Equord, der schon im Frühjahr 1933 demissioniert hatte, und an dessen Stelle der später zum Generalfeldmarschall ernannte General von Blomberg getreten war. Dieser war eine Kreatur Hitlers und von ihm ist daher nichts zu melden. Herr von Papen wäre um ein Haar selbst ein Opfer des 30. Juni geworden. Er hatte an jenem Samstagvormittag, ahnungslos, wie er tatsächlich war, einen Besuch bei den ebenfalls ahnungslosen Reichsernähurngsminsiter Darre gemacht und dann, als er daher zurückkherte, seinen Amtssitz, das alte Palais Borsig an der Wilhelmstrsse Ecke Vossstrasse von der SS besetzt gefunden. Vor seinem Amtsstitz stritten sich ein Chargiert der SS, der auf Befehl Himmlers handelte und ein Haptmann, der unter Goerings Befehl stehnden Feldpolizei, wer von ihnen Herrn von Papen in Schutzhaft nehmen sollte. Herr von Papen, der erfahren hatte, dass sein Ministerialdirektor von Bose in seinem Amtszimmer ermordet worden sei, und der es erlebte, dass in seiner Gegenwart sein Adjutant Freiherr v. Tschirschky und Bögendorff und seine Sekretärin von der Gestapo verhaftet wurden, vermittlete gleichwohl in diesme Streit und erreichte es, dass er zwar von der Gestapo verhaftet, aber in seiner Wohnung in der Lennéstr. gebracht wurde, wie es in dem Befehl, den der Feldpolizeihauptmann vorzeigte, vorgesehen war. Papen sah noch, als sein Wagen zur Lennéstr. abfur, wie seine beiden jungen Mitarbeiter zur Fahrt in die Prinz-Albrecht-Str. verfrachtet wurden. Die beiden sind tagelang in den Kellern der Gestapo unter ständiger Todesdrohung auf das
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    • ler zur Niederschlagung des Röhmputsches beglückwünscht wurde, ist eine gemeine Fälschung. Sein Gut Neudeck, wo Hindenburg krank lag, war damals im Umkreis von 10 km hermetisch von der Aussenwelt abgeschlossen durch die SS und die Gestapo, die verhinderten, dass irgend jemand zu dem alten Herrn kam, der ihn von den wirklichen Vorgängen in Berlin und im Reich hätte unterrichten können. Keiner seiner engsten Freunde hat ihn damals sprechen können, weder Herr v. Oldenburg, der als der Januschauer bekannte alte ostpreussische Rittergutsbesitzer in Hindenburgs Nachbarschaft noch Excellenz v Berg, der letzte Hausminister des Kaisers, dessen Familie gleichfalls seit Jahrhunderten in Ostpreussen angesessen war, ein Edelamnn ohne Gleichen, von Bildung, Rückgrat und grosser Bescheidenheit. Er hasste Hitler! Und hat alles versucht, Hindenburg die Wahrheit bekannt zu machen. Aber er drang nicht mehr zu ihm.
    • Erst, als Papen vom Vizekanzleramt verdrängt, sich von Hitler zwingen liess, das Amt eines ausserordentlichen Botschafters in Wien anzunehmen hat Hindenburg eine Ahnung von der Wirklichkeit bekommen. Die Schilderung dieser Scene hier beruht auf Berichten von Zeugen, die sich miterlebten, Staatssekretär Meissner hatte sich in Neudeck zur Audienz angemeldet, um von Reichspräsidenten unterschriften zu erhalten. Der alte Herr lag zu Bett. Aber er verlangte angekleidet zu werden, um den Staatssekretär in Audienz empfangen zu können. Diesem hartnäckig, gegegen den Rat der Ärzte geäusserten Verlangen wusste nachgegeben werden. Hindenburg empfing im schwarzen Rock, wie er es gewohnt war, den angemeldeten Staatssekretär Meissner. Seine Arzte waren anwesend, der eine von ihnen, Professor Dr. Hebius, der Rasse nach Jude, wird noch am Leben sein, da er rechtzeitig emigrierte, und kann als Zeuge die Richtigkeit dieser Scene bestätigen. Soweit ich mich der Berichte erinnere ist auch Professor Sauerbruch anwesend gewesen. Staatsekretär Meissner versicherte, dass es sich um belanglose Akte, Ernennungen von Beamten und Diplomaten handele, die der Verfassung nach vom Reichspräsidenten gegengezeichnet werden müssten. Der Herr Reichspräsident brauche die Schrifstücke nicht durchzulesen, es sei alles in Ordnung. Aber wer Hindenburg kannte und seine Gewissenhaftigkeit, mit der er alles, was er unterschreiben wollte, Wort für Wort las und zu begreifen suchte, weiss, dass Hindenburg nicht darauf hörte. Der Feldmarschall fand unter den Schriftstücken als letztes die Ernennung Papens zum Botschafter in Wien. Als Hindenburg dieses Schrifstück las, war er sehr bestürzt und wiederholte nach seine Gewohnheit mehrere Male: "Was, Papen soll nicht mehr Vizekanzler sein und ausserdem nach Wien? Da ist doch was passiert
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    • in Berlin, da soll man mir doch nichts vormachen!" Mit diesen Worten warf er die Feder wieder hin. Meissner versuchte ihn zu beruhigen, Papen gehe auf eigenen Wunsch nach Wien, um die Heimkehr der Ostmark ins Reich diplomatisch vorzubereiten. Hindenburg hat das nicht geglaubt und sich nur mit Mühe überreden lassen, den Akt zu unterzeichnen. Er setzte mit seiner gewohnten festen Handschrift an und während er schrieb, traf ihn der Schlag, so dass die letzten Buchstaben verzerrt sind und die Feder ausrutschte. Der alte Herr fiel bewusstlos in seinen Stuhl zurück und entgegen der verlogenen nationalsozialistisch Berichterstattung ist er nicht mehr aus der Bewusstlosigkeit erwacht und auch eher gestorben, als zu der Stunde, die man als seines Todesstunde angegegeben hat.
    • Die nationalsozialistische Propaganda hat dann in zynischer Unverschämtheit die Ernennung Papens mit der Unterschrift Hindenburgs zu veröffentlichen gewagt, als das letzte Dokument das Hindenburg eigenhändig unterzeichnet habe. Es geschah das, um die Welt glauben zu machen, daß zwischen Hindenburg und Hitler, auch was die Versetzung Papens nach Wien betrifft, alles in Ordnung sei. Die Wahrheit dürfte hier zum ersten Mal enthüllt worden sein. Es bleiben noch manche Geheimnisse zu enträtseln auch der grosse Betrug mit dem Glückwunschtelegramm an Hitler, das Hindenburgs Name trägt. Vielleicht ist dieses Telegramm echt, was den Namen betrifft, aber nicht der Reichspräsident hat das Telgramm aufgegeben und unterzeichnet. Hinter dieser Andeutung steht die Möglichkeit einer schweren Anklage.
    • Jedenfalls steht fest, dass der Reichspräsident von Hindenburg von seinen Widerstand gegen Hitler erst abgebracht worden ist durch Herrn v. Papen, den er als Vizekanzler eingesetzt und im Vertrauen auf den er schließlich das Experiment mit Hitler gewagt hat. Dass er aber mit seinen erlahmenden Kräften nicht mehr in der Lage gewesen ist. Am Verlauf des Experimentes zu verfolgen, daß er von Hitler und seiner Gestapo immer im Unklaren gehalten worden ist, dass mit seinen Namen in der damaligen kritischen Stunde des Hitlerregimes der schändlichste Betrug am deutsche Volke und an Hindenburg selbst verübt worden ist, das wird auch Herr v. Papen nicht bestreiten können. Das Tragische ist, daß durch die Voraussetzung eines bündnisses zwischen Hindenburg und Hitler, einer vollen Verständigung der jungen mit der alten Zeit, die vorzuführen der Zweck des theatralischen ersten Reichsamtes in der alten Garnisonskirche von Potsdam gewesen ist, tatsächlich grosse Teile des alten konservativen Deutschland und viele Idealisten
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    • in ihrem Glauben an die von Hitler immer wieder im Munde geführten natioanlen und sittlichen Ideale des deutschen Volkes bewegt worden sind, entweder iren Widerstand gegen dem Nationalsozilaismus aufzugeben oder gar sich der Beweugng anzuschliessen und dass sie jedenfalls inihrer Wachsamkeit erlahmter, bis sie durch den Horror erstickt vor den sind. Es ist möglich, das Hindenburg, wenn er die volle Wahrheit über den 30. Juni 1934 rechtzeitig erfahren hätte, se schon damals vom Schalg getroffen worden wäre. Jedenfalls hätte er kaum mehr die Kraft gehabt, Hitler abzuschütteln. Immerhin hätte er die Armee mobilisieren können. Und dzau hätte er schon früher eiN Recht gehabt und wohl auch zu diesem letzten Unschlss den Willen. Aber natürlich hätte er von Papen und dessen Collegen unterrichtet werden müssen. Eine nicht zu verantwortende Rüksicht oder d das dunkle Bewusstsein, dass sie längst mischuldig geworden waren an Hitlers Verbrechen, hat Papen udn die anderen Minister zurückgehalten, Hindenburg rechzeitig aufzuklänen. Um den 30. Juni heran verhinderte bereits Himmler und seine Gestapo gewaltam jedem freien Schritt, den Papen dazu hätte tun können. Aber er hat ihn auch nciht einma gewagt. Vielmehr hat er zu aller schon erlittenen Schmach auch dies noch geduldet, den grossen Betrug an Hindenburg udn den Missbrauch seines verehrungswürdigen Namens unter dem Dokoument, das ihn, Papen, den der Reichspräsident asl Vizekanzler zur Überwachung eingesetzt hatte, aus Berlin entfernte, damit Hitler freie Hand bekam, sein System des Terrors aufzurichten.
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    • wobei er doch genau wusste, daß Hitler, der ja schon mit der Ermordung v. Dollfuss einen Anfang dazu gemacht hatte, nichts anderes im Sinne hatte, Oesterreich in sein geträumtes Großdeutsches Reich herein zu zwingen. Vielleicht hat er wiederum geglaubt, dies mit dem Attentat auf Dollfuss gescheiterte Gewaltvorhaben ummodeln und mäßigen zu können. Vielleicht hat sogr doppeltes Spiel gespielt, indem er die Interessen des Katholisschen in österreich gegen den nationalsozialismus zu schützen versucht hat. Aber er hat die als Heimkehr ins Reich gepriesene, gewaltsame Besitznahme Oesterreichs nicht hindern können. Er hat wiederum zugesehen, daß Mitarbeiter und Freunde bei der Annektion Oesterreichs von der Gestapo ermordet wurden. Er blieb dabei, weil er bleiben musste und nahm sogar eine neue und schwerte Verantwortung auf sich. Als der Krieg da war, ging er als Botschafter nach der Türkei. Er hat von hier aus das Betrugsmanöver der Aussenpolitik mit Russland einzuleiten und zu decken gehabt und weiterhin nach dem Ausbruch des Krieges mit Russland, die neue Aufgabe übernommen, Hitlerschen Reich das Tor nach Vorderasien offenzuhalten. Er war kein schlecht Diplomat, aber kein Staatsmann. Er vor allem gehört zu denen, die staatsmännisch gescheitert waren, weil sie nicht aus eigener Kraft zu dem Ziel kommen konnten, die Hitler hörig wurden, indem sie sich hochmütig glaubten, Hitler am Gängelband führen zu können.
    • Diese drei Gruppen von Industriellen und eigensüchtigen Kapitalisten, sowie von bankrotten Größen der Wirtschaft, politisch ehrgeizigen Männern und Frauen der sogenannten Gesellschaft und von Politikern, die als Staatsmänner versagten, wie Papen und Hugenberg, der schon als Parteiführer eine Niete war, diese Gruppen waren es, welche dem Volkstribun den Steigbügel hielten und die Türen aufschlossen, ihn finanzierten und mit ihrer Hörigkeit, in der sie sich an drängten, den Größenwahn Hitlers noch einmal gesteigert haben. Keiner von ihnen hat gesehen, dass dieser Mann zu ihrem Verhängnis und dem des deutschen Volkes werden musste. Keiner hat begriffen, dass der Mann und sein System verbrecherisch waren und dass die größte Schuld des Mannes, abgesehen von seiner eigenen Unzulänglichkeit, seiner Halbbildung, seinem geradezu pathologischen Größenwahn, eben das System war, auf das er als sein eigenstes Werk so stolz war und daß wir uns nun näher ansehen müssen.
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    • Die andere Gruppe, die Adolf Hitler den Weg zur Macht gebahnt hat, ist die der Enttäuschten und noch nicht zu ihrer vollen Entfaltung gekommenen Staatsmänner. Da war Hjalamar Schacht, der frühere Reichsbankpräsident, der seinen Posten an Dr. Luther vorschnell abgegeben hatte. Da war Geheimrat Hugenberg, der Führer der Deutscnationalen Partei, der alte Geheimrat, der emnente geschäftiche Erfolge gehabt hatte in der Finanzierung des ihm nahestehenden Scherlkanzlers und der Ufa, der wirklich ein ausgezeichneter Finanzmann und Landwirt ist; er hatte seine Partei nicht zusammenhalten können, er ließ sich von der Ultras immer mehr in die nationalsozialistische Richtung drängen. Schließlich waren er und Schacht es, die zusammen mit dem politisch unfähigen Führer des Stahhelms Franz Seldte, sich in Bad Harzburg mit Hitler trafen und im August 1932 die Harzburger Front bildeten, deren unbestrittener Führer schon damals Adolf Hitler wurde. Da war aber auch Franz von Papen, der als Reichskanzler der Vertrauensmann Hindenbrugs gewesen war, da für Hindenburg die Präsidentenwahlkämpfe und die Reichstagswahlen gegen Adolf hitler durchgefochten hattte. Der Mann, der von sich aus den damals nicht zu vermeidenden Staatsstreich hätte wagen müssen, um Hitler aus dem Sattel zu heben. Statt dessen ließ er sich durch den Generalobersten von Schleicher aus der Macht drängen, der statt mit ihn das Spiel gegen Hitler mit Gregor Strasser aufnahm, und lef dann aus purem Ressentiment zu Adolf Hitler über. Am 5. Januar 1933 fand die Begegnung zwischen Papen und Hitler im Kölner Hause des Bankiers von Schröder statt und es kam jenes Bündnis stande, bei dem Papen die Rolle eines Türschließers übernahm. Er hatte die einzige Aufgabe, den alten Herrn von Hindenburg von seinem bis dahin unüberwindlichen gewesenen Widerstand und seiner persönlichen Abneigung gegen Hitler abzubringen und ihn zu bewegen, Adolf Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Und Ende Januar hatte das Papen geschafft. Der Versuch des damaligen Reichskanzlers und Generalobersten von Schleicher, diese Überrumpelung des alten Herrn und des deutschen Volkes militärisch neeiderzuschlagen wurde bereits in der Nacht vor der offiziellen Machtübernahme von Hitler mit Gewaltakten aller Art unterbunden. Hitler war am Ziel. Herr von Papen allerdings ist um seinen Lohn getrogen worden. Er wurde zum Vizekanzler ernannt, worauf Hindenburg bestanden hatte, als er sich endlich das ja zu dem Versuch mit Adolf Hitler hatte abringen lassen. Papen hat dann in der Absicht Hindneburgs und auch aus eigenem politischer Erfahrungen versucht Hitler bei seinen ersten Gehversuchen als Staatsmann zu lenken, den nationalsozialisms zu politisieren udn zu zivilisieren, aber er ist damit elend gescheitert. Um ein Haar wäre er selbst ein Opfer der morde des 30. Juni 1934 geworden. Wahrscheinlich hat er damals für sein Leben seine politische Slesbtändgkeit und Freiheit verkauft. Er musste erleben, dass an dem unseligen Tag ihm mehrere seiner engsten Mitarbeiter, der Ministeridirektor von Bose über den Tisch weg erschossen wurdne und hat trotzdem sich bestimmen lassen, das Amt eines ausserordnetlichen botschafters in Österreich zu übernehmen,
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    • in die Diplomatie zurück. Als Diplomat in Kopenhagen, Rom und London hat er viel Erfolg gehabt und in der Welt Vertrauen und allgemeines Ansehen als ein aufrechter Staatsmann gewonnen. Der Verkehrsminister Doprmüller, sicherlich ein hochbegabter Fachmann, hat den Verkehr gut durch die schwere Krise gesteuert, dann allerdings versagt, als Hitler mit seiner Aufrüstung begann. Hitler verstand trotz seiner Passion für die Autobahnen nichts vom allgemeinen Verkehrswesen, und es war eine seiner grossen Unterlassungssünden, die allerdings auch auf Dorpmüllers Schuldkonto kommt, dass der deutsche Eisenbahnverkehr bei Ausbruch des Krieges weit hinter den Anforderungen der Armee und Rüstung zurückgestanden hat. Immerhin kann Dorpmüller zu seiner Entschuldigugn sagen, dass sein Verkehrswesen nicht auf den Krieg ausgerichtet war. Aber eben deswegen hätte er sich rechtzeitig von Hitler lossagen müssen; denn das dessen Politik von Anfang an auf den Krieg eingestellt war konnte ihm als Minister nicht verborgen bleiben. Aber ihm hat eben die Zivilcourage gefehlt, wie allen seinen Kollegen, und dass sie vollends ihnen abhanden kam, ist kaum noch verwunderlich, wenn sie nicht einmal anlässlich des 30. Juni aus ihrer politischen und sittlichen Verantwortung zu handeln gewagt hatten.
    • Das ist ja der ganzen Welt unbegreiflich und ist auch tatsächlich ein Paradoxon der Weltgeschichte, dass in einem Sammelsurium von Verbrechern, die Hitlers Mitarbeiter waren, Männer der alten Schule ausgehalten und die Verbrechen Hitler und seiner Partei gedeckt haben. Es ist nur zu erklären aus der Macht des pathologisch übersteigerten Willens, der Hitler selbst fortriss und seine Mitarbeiter ihm unterwarf. Die Unterjochung der Anständigen, die freilich keine Entschuldigung dafür haben, dass sie sich unterjochen liessen, vollendet die Schuld Hitlers, der im übrigen auch den Mord an diesen Männer nicht gescheut haben würde. Ihrer Passivität zu dieser Stunde aber vollendete auch die Macht Hitlers, von der sie sich weiter blenden und verführen liessen.
    • Ganz unverständlich aber ist es für Fernerstehende, dass Hindenburg selbst nicht eingegriffen hat. Dass Hindenburg ein absoluter Gegner Hitler gewesen war, und zwar menschlich sowohl wie politisch, und dass er sich nur mit äusserstem Widerstreben die Ernennung Hitlers zum Knazler hatte abpressen lassen, das war den um die Dinge Wissenden bekannt.
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    • Es sind darum die Exponenten, die aus der neuen Sammlung der Kräfte oder mit ihr für die gesamte Oberschicht in Funktion traten, nutzlos verloren gegangen. Sie sind gestürzt worden, sie stürzten einander selbst. Sie wurden ermordet, sie versagten, oder sie verrieten gar die grosse Sache. Ich nenne die Namen: Brüning, Schleicher, Papen
    • C. Die Regierung Brüning, Papen, Schleicher und der Durchstoss Hitlers zur Macht
    • Brüning, Papen und Schleicher haben zweifellos die Gefahr erkannt, die dem vermassten deutschen Volke durch den Aufstieg eines Volkstribunen vom Schlage eines Adolf Hitlers drohte. Auch hatten die Mitarbeiter, amtliche wie freie, die die Lage nicht anders sahen und Adolf Hitler richtig einschätzten, die ihn von Anfang an beurteilten als einen bösartigen, ja verberecherischen Dilettanten, der das von ihm verführte Volk in eine entsezliche Katastrophe hineinrrießen musste. Um alle diese Männer stand ein enger Kreis jener sich neu ordenenden Oberschicht, den Joseph Goebbels als hauchdünne Oberschicht" zu verspotten wagte.
    • Auch war die Lage blitzartig erhellt durch die Präsidentenwahlen. Hier standen sich in zwei Wahlkämpfen der greise Feldmarschall von Hindenburg und der junge Volkstribun Adolf Hitler gegenüber. Es ist in der Propaganda für die Wahl Hindenburgs, an der ich selbst mitgearbeitet habe, alles gesagt worden, was damals gesagt werden konnte: dass Adolf Hitler der Krieg sei, dass er die Diktatur aufrichten und das dass Volk hat denn auch gezögert und sich nicht entschliessen können, Hitler auf dem Schild zu heben. Es entschied sich mit 62% Mehrheit in der Stichwahl für Hindenburg gegen Hitler, für die Tradition und Vergangenheit der Geschichte des deutschen Volkes gegen eine Zukunft des nationalsozialistischen Experimentes, für den Frieden gegen den Krieg für die Reform gegen die Revolution, Die 38% aber, die sich damals für Hiter erklärten, waren nicht ausschliesslich Nationalsozialisten und ihre Mitläufer; darunter waren die Kommunisten, die für Hitler stimmten gegen Hindenburg, weil Hitler nicht nur den Krieg sondern auch die Revolution bedeutete. Der Kampf gegen Hitler war also nicht aussichtslos: Um den Durchbruch Hitlers zur Macht zu erklären, ist es daher unerlässlich, sich zu vergegenwärtigen, wie die Kanzler Brüning und Papen und Schleicher die Gefahr dieses Durchbruchs abzuwenden versuchten. Natürlich ist es ausgeschlssen, dass.
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    • wir hier eine detaillierte Geschichte dieser Regierung schreiben. Wir versuchen nur die Standorte zu bestimmten, von denen aus die Genannten Hitlers bekämpfen, um ihr Versagen besser begreifen zu können.
    • Brüning hatte zweifellos das grösste Format. Er war nicht nur ein großer Arbeiter, pflichttreu und rücksichtlos gegen sich selbst. Er war voller Ideen und hatte einen großen Plan. Er griff den Kampf gegen Hitler auf unter dem Gesichtspunkt der großen Politk. Vor der Gewalt scheute er zurück, er wollte aus Hitler keinen Märtryer machen. Aber er rechnete so: Die Verführung der Massen sei Hitler nur möglich gewesen in der nicht nur wirtschaftlich sondern auch politisch bedingten Krise. Brüning wollte die Krise auffangen und wenden dadurch, dass er dem deutschen Volke politisch luft verschaffte. Daher konzentrierte er sich aussenpolitisch auf die Reparationspolitik, innenpolitisch auf die soziale Reform. Aussenpolitisch kam Brüning sehr weit voran, er hatte die Achtung und das Vertrauen der ausländischen Staatsmänner gefunden. Freilich konnte er die Früchte seiner Arbeit nicht mehr ernten. Aber ohne seine Vorarbeit wäre es seinem Nachfolger von Papen nicht möglich gewesen, die Siegermächte von Versailles im Juni 1932 davon zu überzeugen, dass Deutschland gezwungen war, die Reparationsleistungen einzustellen und sie zu bewegen, der Einstellung der deutschen Reparationsleistungen keien Deutschland gefährlichen Folgen zu geben. Auch eine aussenpolitische Einigung über die Durchführung der Abstimmung im Saargebiet ist von Brüning vorbereitet woren; hier war Hitler der glückliche Erbe, während er schamlos war, das Verdienst daran für sich in Anspruch zu nehmen: Das unleidliche Thema der Abrüstung war durch Brüning soweit geklärt worden, dass ein Rüstungausgleich nicht mehr aussichtslos war. Hitlers Kriegspolitik zerstörte diese große Möglichkeit. Sozialpolitisch hatte Brüning, der selbst aus der Geerkschaftsbewegung stammte, eine große Konzeption. Schweigsam wie er war, sprach er nicht darüber und zog nur vor dem nächsten Akt den Schleier zurück. Vordringlich war die Aufgabe der Arbeitsbeschaffung. Wenn sein Nachfolger von Papen im Herbst 1932 mit der Ausgabe der Steuergutscheien zum Zwecke von Arbeitbseschaffung zur rechten Stunde kam und reussierte, so verdanke er auch diesen Erfolg dem Vorarbeiten Heinrich Brünings. In der brennenden Frage der Riechsreform verhielt sich der Kanzler abwartend. Er glaubte, vorläufig mit Ermächtigungsgesetzen auskommen zu können, um durch seien Politik zustände zu schaffen, von denen ein vernünftiges Wahlergebnis zu erwarten war. Brüning wollte de Reform mit einem handlungsfähigen Reichstag durchführen. Er perhorreszierte den Staatsstreich. Der Fehler, ein schwer wiegender politischer Fehler war es, daß er sich in der Zeit
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    • verrechnete. Er glaubte Zeit genug zu haben, oder Zeit gewinnen zu können. Er spürte nicht, dass uns allen die Zeit auf den Fingenrägel brannte. Er hatte kalte Hände. Im übrigen war er melancholisch und skeptisch, obwohl er aktiv war und keine Schwierigkeiten scheute.
    • Als Papen kam, wusste er, dass keine Zeit mehr zu verlieren und dass seine Aufgabe der Staatsstreich war, die Revolution von oben. Aber es ist hier vorher noch ein Wort einzuschalten über den Sturz Brünings und die Ernennung Papens. Beide Vorgänge sind auf den damaligen Chef des Wehrmachtsamtes, General von Schleicher zurückzuführen. Schleicher hatte den größten persönlichen Einfluss auf den alten Hindenburg. Der Feldmarschall schätzte die strategischen und taktischen Fähigkeiten des Generals von Schleicher, mit dem er schon im Weltkrieg als Herr von Schleicher noch Major im Generastab war, auf das Engste zusammengearbeitet hatte, überaus hoch ein. Dazu traf Schleicher sehr glücklich den Ton des Umgangs mit Hindenburg, der bei allen seinen so schweren Enrst im Grunde eine harmlose Natur und ein fröhlicher Mensch gewesen ist. Er liebte die "jungen" Leute und Schleicher stand nicht allein. Schleicher war seit den Majorsjahren das Haupt einer Gruppe jüngerer, hoch befähigter Offiziere, die von Männern wie Hindenburg und Gröner und besonders auch von dem Generalobersten Freiherr von Hammerstein-Euqord, den ermordeten General der Infanterie v. Stülpnagel, den Generalfreldmarschall Brauchistsch und den zu früh verstorbenen Oberstleutnant Freiherr v. Wilissen, der den grauen Rock ausgezogen hatte, um die Schlieffen Gesellschaft zu leiten, in welcher er durch Vertrag von Versailles aufgelöste Generalstab des preußischen Heeres weiterlebte. Auch war Freiherr v. Willissen der politische Verbindungsmann des Herrn von Schleicher, der wie gesagt, das Haupt dieser Gruppe von Offizieren war, die ihre Neider eine Offiziersclique nannten. Schleicher protogierte seine Kameraden und - von ihren Qualitäten abgesehen - verdanken sie nicht zuletzt ihm ihre Karriere.
    • Schleicher zog aber auch über den Reichspräsidenten die Fäden der inneren Politik, als Brüning kam und als er ging um Papen Platz zu machen und als wieder Papen gestürzt wurde, da gingen allen die Augen auf, daß der General von Schleicher der Kanzlermacher und Kanzlerstürzer war. Herr von Papen war von Schleicher zum Kanzler kreiert. Schleicher allein hielt die Hand über ihn und er zogen sie auch zurück. Man hat darum mit Recht das Kabinett Papen die Regierung "Pa
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    • pen-Schleicher-Gayl getauft. v Gayl war Innenminister in der Regierung Papen. Papen hatte auch seine Sendung durch Schleicher.
    • Franz v. Papen sollte Hitler aus dem Sattel stechen. Dies Bild rittenrlichen Kampfes ist hier bewusst gewählt. Papen sollte Hitler seine Waffe aus der Hand schlagen. Der Demagoge und Agitator musste als solcher geschlagen werden, oder es musste ihm die Möglichkeit der Agitation genommen werden. Ein oder zwei Experimente waren dazu erlaubt. Die erste Reichstagneuwahlen nach dem Sturz der Regierung Brünings hatten keinen anderen Zweck als die Stärke des Gegners feszustellen, Das Wahlergebnis zeigte sie erschreckend groß, und Hitler verstand es, seine Position auszuweiten durch die Harburger Front, zu deren Aufbau im August des Jahres 1932 der Stahlhelmführer Seldte, der deutschnationale Parteiführer Hugenberg und der fürhere Reichsbankpräsident Dr. Hjalmar Schacht als Vertrauensmann großer teile der deutschen Wirtschaft, sich mit hitler verbündeten. Trotzdme musste das Experiment der Reichstgwahlen wiederholt werden. Da Herr von Papen einen guten Start gehabt hatte in der Aussenpolitik ebenso wie dem Kampf gegen die Arbeitslosigkeit, war das Experiment nicht ganz aussichtslos.
    • Auch hatte Herr v Papen weite Kreise des deutschen Volkes durch seine gewinnede Art und durch das Verständnis, das seine Reden für unsere Nöte erkennen ließen, persönlich eingenommen. Der Ausfall de zahlen zeigte dann auch einen ersten leichten Rückgang der nationalsozialistischen Stimmen. Aber diese Minderung fiel noch nicht ins Gewicht. Der Reichstag blieb aktionsunfähig und war das auch über die Harzburger Front noch nicht möglich. Aber konnte man es ein drittes Mal mit Wahlen versuchen? Die Antwort darauf durfte eigentlich nur verneinend sein.
    • Selbst wenn der leichte Rückgang der nationalsozialistischen Simmen sich fortsetzte, war auch davon eine Klärung der Situation nicht zu erwarten. Auch aber ein Wiederanschwellen der nationalsozialistischen Stimmen war zu fürchten und die Möglichkeiten war nich ausgeschlossen, dass Hitler über die Harzburger Front die absolute Mehrheit im Reichstag erobern konnte. Der Staatsstreich war tatsächlich unvermeidlich geworden und es war jetzt gerechtferigt durch das Ergebnis der Wahlen, aus denen in Deutschland ein aktionsfähiger Reichstag nicht mehr hervorgehen konnte. Gehörte viel dazu den Staatsstreich zu wagen? Mehr als Mut? Wir wollen nicht vergessen, dass der Staatssteich wie im
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    • mer man ihn durchführen wollte, den Bruch eines Eides bedeutee, die Aufhebung der beschworenen Verfassung. Durch das in der Verfassung vorgesehene Ermächtigungsgesetz konnte sie wohl teilweise und auf Zeit hin ausser Kraft gesetzt werden, aber ihre Aufhebung und Abänderung war durch ein solches Gesetz nicht zu bewirken. Wenn der mir einem Erlmächtigungsgesetz regierende Kanzler die Ablösung des Reichstag durch den Reichspräsidenten herbeiführte, so war die Regierung durch die Verfassung unter allen Umständen gezwungen, Neuwahlen fristgemäß anzusetzen und legal stattfinden zu lassen. Tat sie das nicht, schob sie die Neuwahlen über die gesetzliche Frist auf unbestimmte Zeit hinaus, so brach sie die Verfassung, brachen Kanzler und Minister ihren Eid; und wenn der Reichspräsident als Hüter der Verfassung sie dann nicht fortjagte und als Hochverräter vor Gericht bringen ließ, so brach er auch seinen Eid.
    • Es war ganz klar, dass der tief religiöse Herr v. Hindenburg seinen vor Gott geschworenen Eid auf die Verfassung als Reichspräsident nicht brechen würde. Es sei denn, er wäre vor eine vollendere Tatsache gestellt worden. Der Kanzler hätte den Reichstag aufgelöst, ein neues Wahlrecht dem Volke octroyiert, danach eine Nationalversammlung wählen zu lassen, und die gewählten Abgeordneten des Volkes hätten in dieser Versammlung Reichspräsident und Kanzler absolviert und auf eine neue Verfassung verpflichtet. Nicht nur die Verantwortung also, sondern auch die Initaitive lagen allein bei dem Kanzler. Er musste den Verfassungsbruch, der ein Eidbuch war, vor Gott in seinem Gewissen verantworten können und wollen.
    • Dass Herr v. Papen diesen Bruch der Weimarer Verfassung an sich wollte, steht ebeso fest, wie dass er allein ihm wagn konnte, ja dass er allein ihn wagen musste. Er durfte nicht den alten Herrn vorangehen lassen, durfte nicht darauf warten, dass Hindenburg ihn diese Verantwortung abnahm. Die Entscheidung war ja so furchtbar einfach. Um was ging es denn in Wirklichkeit? Alles gehen zu lassen, wies s ging Hitler seine Agitations weitetreiben zu lassen, in der er es von Tag und Tag leichter hatte, je höher die innenpolitische Krise durch die Aktionsunfähgkeit des Reichstas anwuchs, bis dass er eines Tages mit seiner Partei und seinen Trabanten die absolute Mehrheit gewann und damit auf legalem Wege die Macht, die er niemals aus den Händen geben würde?! Denn dessen konnte man gewiss sein. Also zuzusehen, dass Hitler den Weg zur Macht bis zum Erfolg durchschritt, um im Besitz der Macht alle Verfassung umzustürzen und seine Diktatur aufzurichten, oder - Gewalt anzuwenden gegen Hitlers Machtstreben, einmal aus dem eigenen Besitz der
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    • Macht gewaltsam zu handeln, dass aus Unsinn wieder Sinn wurde und aus Chaos eine neue Ordnung, eine neue Verfassung, ein neues Recht, das die Demokratie allein erst lebensfähig machen konnte. Denn es hätte ja nichts genützt, die legale Staatsgewalt anzuwenden gegen Hitlers Person oder gegen die Partei als solche. Das Experiment war ja von Brüning schon gemacht worden, die Parteiuniform war verboten worden, die Agitation stillgelegt. Das hatte nur die Wirkung gehabt, daß die Partei unterirdisch und gefährlich weiterlebte, sie war stärker geworden, als sie gewesen. Nun hätte man jetzt wohl auch die Partei gewaltsam auslösen, ihr Vermögen beschlagnahmen, ihre Neugründung verbieten können und ihren Führer Adolf Hitler, der inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit erwerben hatte und daher nicht mehr als Ausländer ausgewiesen werden konnte, mit der Anklage dass er auf Hochverrat hinstrebte, verhaften und monatelang im Gefängnis festhalten können. Es wäre das in der Tat eine Aktion gewesen, die erfolgreich sein konnte, aber der Erfolg konnte keinesfalls als sicher angenommen werden. Eine solche staatspolitische und polizeiliche Aktion konnte ebensogut die Millionen die schon hinter Hitler standen auf die Straße treiben, auf die Barrikaden! Und we hätte die Entfesselung des Bürgerkrieges verantworten können?? Dass aber die Aktion die Wendung zum Bürgerkrieg verursachen würden, das war viel wahrscheinlicher als ihr staatspolitischer Erfolg.
    • Es blieb also tatsächlich nur der Staatsstreich, die Revolution von oben als die Vernünftigste und letzten Endes auch organische Lösung der ausserordentlichen, durch die wirtschaftskrise sozialpolitisch verschärften Staatskrise übrig: die Auflösung des Reichstags, der nicht eher wieder einberufen werden durfte, als sich die Gesamtkrise gelockert hatte, das Arbeitsbeschaffungsprogramm über die Ausgabe der Steuergutscheine angelaufen war, die schon erkennbaren Anfängen einer neuen Konjunktur sich entwickelt hatten, um dann nach einem oktroyierten Wahlrecht, einem politischen Wahlrecht im englischen Stile eine Nationalversammlung zu wählen, die über eine neue demokratische Verfassugn amerikanischen Stils, wodurch allein eine aktionsfähige Regierung zustande kommen konnte. Mit dieser Verfassung musste natürlich eine Reichsreform verbunden sein. Aber die Problematik all dieser Fragen war längst geklärt, nicht zuletzt durch den vom früheren Reichskanzler und Reichsbankpräsidenten Dr. Luther gegründeten Bund zur Erneuerung des Reiches. Was ein politisches Wahlrecht bedeutete wie die Aktionsfreiheit einer Regierung verfassungsmäßig zu sichern war, wie die Einheit des Reiches gegenüber störenden partei
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    • 6. Der Betrug an Hindenburg
    • Ganz unvorstellbar aber muss für Fernerstehende das Verhältnis Hitlers zu Hindenburg sein. Dass Hindenburg ein absoluter Gegner Hitlers gewsen ist nur mit äußerstem Widerstreben sich die Ernennung Hitlers zum Kanzler hat pressen lassen, das ist bekannt. Aber das Rätsel fängt eben schon damit an, wie es denn möglich gewesen ist, dass er seinen Widerstand schließlich doch aufgegeben hat. Es ist nur aufzulösen durch Verstehen des merkwürdigen Verhältnisses, in dem Hindenburg zu Papen stand. Papen ist ein geschickter Menschenbehandler und wusste besodners gut den Ton zu treffen, mit dem man Hindenburg gewinnen konne. Hindenburg hate volles Vertrauen zu ihm, ja mehr eine persönliche Vorliebe. Papen war ihm der schneidige jugne Kamerad, der glänzende Reiteroffizier, der vornehme Edeldmann, kirchlich und konservativ wobei der Unterschied der Konfessionen für den durchaus tolernaten alten Herrn nie etwas ausgemacht hat. Er vertraute Papen so sehr, dass er glaubt schliesslich mit ihm der ihm ja das "Ja" für Hitlers Ernennung abforderte mit Papen ao zusammen das große Experiment einer Regierung Hitler wagen zu können. Darum legte er auf die Vizekanzlerschaft Papens größten Wert. Sie wurde ihm zur Garantie dafür, daß Hitler nicht ohne weiteres autokratisch regieren könnte. Die Autokratie einer Einzelnen hatte Hindenburg immer abgelehnt. Vor allem aber, er war damals, Anfang 1933, schon viel zu alt und jedenfalls zu müde, um sich den ewigen Anstürmen Hitlers weiter wiedersetzen zu können und der Übergang seines Freundes Papen zu Hitler beruhigte auch ihn über allerletzte Zweifel, denen er feierlich in Form strenger Ermahnung gelegentlich der Eröffnung des ersten Reichstages in der Garnisonskirche von Potsdam mitsa Platz gegeben hat. Hindenburg hat dann die Dinge, immer im Vertrauen auf Papen, gehen lassen, wie sie gingen. Im Januar 1933 ließen seine körperliche Kräfte und auch seine geistigen merklich nach. Im Frühjahr 1934 erlitt er mehrere leichte Schlaganfälle und war schon seit Ende Mai meist bettlägerig. Von den furchtbaren Morden des 30. Juni hat er tatsächlich nie etwas erfahren. Das mit seinem Namen gezeichnete Telegramm, in dem Hitler zur Niederschlagung des Röhmputsches beglückwunscht wurde, ist eine gemeine Fälschung. Sein Gut Neudeck, wo Hindenburg krank lag, war damals im weiten Umkreis von 10 km hermetisch von der Aussenwelt abgeschlossen, durch die SS und die Gestapo, die verhinderten, dass irgendjemand zu dem alten Herrn kam, der ihn von den wirklichen Vorgängen in Berlin und im Reich hätte unterrichtete können. Keiner seiner engsten Freunde hat ihn damals sprechen können, weder Herr von Oldenburg, der als "der Januschauer" bekannte alte ostpreussische Rittergutsbesitzer in Hindenburgs Nachbarschaft noch Excellenz von Berg der letzte Hausminister des Kaisers, der dessen Familie gleichfalls seit Jahrhunderten in Ostpreussen angesessen war, ein Edelmann ohne Gleichen, von Bildung, Rückgrat und großer Bescheidenheit. Er haßte Hitler! Und hat alles versucht, Hindenburg
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    • Wahrheit bekannt zu machen. Aber es drang nicht mehr zu ihm. Erst als Papen Vizekanzleramt verdrängt, sich von Hitler zwingen ließ, das Amt eines ausserordentlichen Botschafters in Wien anzunehmen - das war kurz nach der Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers Dollfuss bei dem von der SS inscenierten, allerdings gescheiterten Putsch gegen die österreichische Regierung - hat Hindenburg eine Ahnung von der Wirklichkeit bekommen. Diese Scene ist authenisch. Staatsstekretär Meissner hatte sich in Neudeck zur Audienz angemeldet, um vom Reichspräsidenten Unterschriften zu erhalten. Der alte Herr war damals schon bettlägerig. Aber er verlangte, angekleidet zu werden, um den Staatssekretär in Audienz zu empfangen zu können. Diesem hartnäckig, gegen den Rat der Ärzte, geäußerten Verlangen musste nachgegeben werden. Hindenburg empfing im schwarzen Rock, wie er es gewohnt war, den ge deten Staatssekretär Meissner. Seine Ärzte waren anwesend, der eine von ihnen, Professor Dr. Henius, der Rasse nach Volljude, wird noch am Leben sein, da er rechtzeitig emigrierte, und kann als Zeuge die Richtigkeit dieser S ne bestätigen. Soweit ich mich erinnere, ist auch Professor Sauerbruch anwesend gewesen. Staatssekretär Meissner versicherte, dass es sich um belanglose Akten, Ernnenungen von Beamten und Diplomaten handelte, die der Verfassung nach vom Reichspräsidenten gegengezeichnet werden müßten. Der a Herr Reichspräsident brauche die Schriftstücke nicht durchzulesen, es sei alles in Ordnung. Aber wer Hindenburg kannte und seine Gewissenahftigkeit, mit der er alles, was er unterschreiben sollte, Wort für Wort las und zu begreifen suchte, weiß, dass Hindenburg nicht darauf hörte. Der Feldmarschall fand unter den Schrifstücken als Letztes die Erennung Papens zum Botschafter in Wien. Als Hindenburg dieses Schrifstück las, war er sehr bestürzt und wiederholte nach seiner Gewohnheit mehrere Male: "Was, Papen soll nicht mehr Viezkanzler sein und ausserdem nach Wien? Da ist doch was passiert, in Berlin, da soll man mir doch nichts vormachen!" Mit diesen Worten warf er die Feder wieder hin. Meissner suchte ihn zu beruhigen, Papen gehe auf eigenen Wunsch nach Wien, um die Heimkehr der Ostmark ins Reich diplomatisch vorzubereiten. Hindenbrug hat das nicht geglaubt und sich nur mit Mühe überreden lassen, den Akt zu unterzeichnen. Er setzte mit seiner gewohnten festen Handschrift an und während er schrieb, traf ihn der Schlag, so dass die letzten Buchstaben verzerrt sind und die Feder ausrutschte Der alte Herr fiel bewusstlos in seinen Stuhl zurück und entgegen den verlogenen Berichten der nationalsozialistischen Propaganda ist e nicht mehr aus der Bewusstlosigkeit erwacht und schon viel eher gestorben als die Stunde, die man als seine Todesstunde angegeben hat.
    • Die nationalsozialistische Propaganda hat dann in zynischer Unverschämtheit die Ernennung Papens mit der Unterschrift Hindenburgs zu veröffentlichen wagt, als das letzte Dokument, dass Hindenburg eigenhändig unterzeichnet
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    • zeugt. Er war tolerant, ein Vorkämpfer für die Freiheit des Gewissens. Auch missachtete er nicht die Grundgesetze der Dmeokratie als der politsichen Lebenshaltung eines Volkes, wusste aber, dass Demokratie nur dann Beratend und Dauer hat, wenn eine starke Regierung den Lebensweg eines Volkes steuert. Herr v. Papen hatte diese Grundüberzeugungen, die Gemeingut der Besten waren, oft genug mit freurigem Temperament auch als Redner vorgertagen. Von diese seinem Überzeugungen aus hatte er dann auch im Jahre der Präsidentenwahlen seinen politischen Standort eindeutig GEWÄHT: Er stand an der Spitze im Kampf gegen den Massenwahn des Nationalsozialismus und gegen die casearistsche Demagogie des Volkstribunen Adolf Hitler. Wie hätte ihm der vom nationalsozialsitischen Wahn noch freien Teil des deutschen Volkes nicht vertrauen sollen?
    • Wenn Herr v. Schleicher diesen Mann dem Reichspräsidenten von Hindenburg zum Kanzler vorschlug, als Brüning falsche Bewertung der Ziet das Staatsschiff in Schwierigkeiten brachte, so erwartete auch Schleicher von ihm, Papen, dass er gegebenenfalls das Äußerste wagen würde. Und er rechente wohl so, daß er diesem Mann von nicht allzu großen kritischen Verstande Tag und Studne der Aktion bestimmen könnte. An dieser Meinung hielt Herr v. Schleicher fest, bis er - zu spät - erkannte, daß Herr v. Papen alles in allem nicht das Format hatte, welches schließlich doch dazu gehörte, um aus tiefster Verantwortung einen Staatsstreich wagen und gewinnen zu können. Und dennoch hat sich Herr von Schleicher in Papen getäuscht als er ihn sich festlaufen ließ und mit leichtester Intrigue zu Fall brauchte. Er hatte nicht gesehen, dass der Unzureichende, dem sein Werk aus Schwäche misslingt eine gefährliche Kraft entfalten kann, wenn er, der Beleidgte, das unvollendete Werk preisgibt und zerstört.
    • Der graue November, der Schicksalmonat des deutschen Volkes war herangekommen, ohne dass eine Verständigung zwischen dem Kanzler und den Parteien möglich gewesen wäre. Die Harzburger Front hatte jede Brücke der Verständigung zersören. Der Staatstreich war fällig. Was tat Herr von Papen?
    • Am 16. November 1932 entschloss sich Herr von Papen zu demissionieren. Seine Mitarbeiter und Freunde bestürmten ihn, diesem Schritt zu unterlassen. Er erklärte ihnen seinen Plan. Der Reichspräsident, der die Auflösung des Reichstages und abermal Neuwahlen perhorreszeren, werde ihn Papen, mit der Führung der Geschfäte als Kanzler betrauen
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    • In wenigen Wochen seiner Geschäftsführung werde er dem Reichspräsidenten den unumstösslichen beweis leifern, dass eine andere Regierung in der gegenwärtigen partiepoltisichen Lage nicht gebildet werden könne. Keine Regierung jedenfalls, der sie Parteien die Aktionsfreiheit einräumen würden. Er, Herr v. Ppaen aber werde mit diesem Beweis sein Kabinett neu verpflichten und stark durch die Einigkeit des Ministerrates, vor den Reichspräsdienten hintreten um ausserordentliche, die Verfassung überschreitende Vollmachen von ihm zu fordern.
    • Es war also ganz klar, dass Herr von Papen die Verantwortung für den Staatsstreich, den durchzuführen er bereit war, von vornherein auf den Reichspräsidenten abwälzen wollte. Es nützte nichts dass man ihm immer wieder sgate, der Reichspräsident würde die Übernahem dieser Verantwortung abehnen und ihm und seiner Regierung die erbetenenen Vollmachten nicht gewähren. Herr von Papen hörte das nicht; er hoffte.
    • Herr von Papen schob auch lächelnd die Zweifel zurück, die ihm gegenüber geäußert wurde hinsichtlich seines Vertrauens auf die Einigkeit des Kabinetts, dass es ihn in entscheidender Stunde nicht verlassen würde. Er ist besonders gewarnt worden vor Herrn von Schleicher. Es ist ihm gesagt worden, dass Herr von Schleicher ihn abgeschrieben habe. Er wollte das nicht wahrhaben, Schleicher sei sein Freund. Daraufhin ist ihm das Verhältnis Schleichers zu ihm eindeutig erklärt worden. Es wurde ihm Mitteilung gemacht von einer Äußerung, die Schleicher zu einem gemeinsamen Freunde in Bezug auf Papen gemacht hatte. Dieser Freund hatte kurz nach der Ernennung Papens zum Reichskanzler Herr von Schleicher, dessen Rolle in der großen Politik. ihm genau bekannt war, staunend gefragt, warum er denn Hernr von Papen zum Reichskanzler gemacht habe. Der sei doch zu diesem Amt nicht qualifiziert. Der Herr dürckte sich sehr drastisch aus: "Fränzchen" - as war Papens Spitzname - sei dazu zu dumm. Diese Anekdote wurde Herrn v. Papen erzählt, damit er seine Schlussfolgerung daraus zöge in der gegenwärtigen hochkritischen Stunde, sich nicht auf Schleicher zu verlassen. Er lächelte und ließ sich nicht von seinem Plan bringen, er demissionierte.
    • Es kam s, wie er Herr v Papen vorausgesagt worden war. Die Lage versteifte sich. An die Möglichkeit, eine neue Regieurng in Einversätnndis mit dem Reichstag zu bilden, war tatsächlich nicht mehr zu denken. Aber als Papen in der Sitzung seines Kabinetts vom 7 Dez. 1932 diese Tatsache feststelle und daraus die Konsequenzen zog, indem er seine Mitarbeiter aufforderte, einig und geschlossen den Herrn Reichspräsi-
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    • denten durch ihn bitten zu lassen, dass er die Regierung Papen wieder einsetzen und ihr ausserordentliche Vollmachten über die Verfassung hinaus gewähren möge, da erhob sich Herr Dr. Bracht als Chef der preußischen Polizei und erklärte, dass er in ein solches Kabinett nicht hinübergehen könne, da er in diesem Fall seiner Polizei nicht gewiss sei, sie sei nationalsozialistisch verseucht. Mit dieser Erklärung war die Bombe geplatzt. Als nächster erklärte der Finanzminister, Graf Schwerin-Krosik seine Bedenken gegen den Plan des Herrn v Papen, der nur durch Einsatz einer in sich fest geschlossenen Polizeimacht zu gewinnen sei. Herrr von Schleicher aber als Kriegsminister hätte Franz v Papen als Kanzler eines Kabinetts dem Staatsstreich retten können, wenn er die Wehrmacht als unbedingt zuverlässig ihm zur Verfügung stellte. Er tat das nicht. Er ließ Franz v. Papen fallen. Es war das sein Spiel.
    • Herr v Papen aber hob die Sitzung auf grund ging zur Berichterstattung zum Reichspräsidenten. Er demissionierte mit seienr Regierung definitiv. Er schilderte dem Reichspräsidenten, wie sein Plan zerbrochen und er gestürtzt worden sei. Er klagte Herrn v. Schleicher an, den Kanzlermacher, den Kanzlerstürzler. Seine Anklage hatte die erwartete Wirkung. Herr von Hindenburg entschied im Zorn dahin, dass nunmehr Herr von Schleichr selbst die Verantwortung tragen müsse und ernannte ihn zum Kanzler. Schleicher wollte da nicht, aber er konnte unter diesen Umständen nicht nein sagen. Das Papens Spiel.
    • Papen aber verließ tief gekränkt die Fahne. Alles, was er jetzt tat, geschah aus purem Ressentiment. Er erinnerte isch einer Kombination, mit der er seinerzeit Hitler zu fangen versucht hatte. Er hatte ihn nach den ersten Reichstagswahlen seiner Regierung als den Führer der relativ stärksten Partei das Vizekanzleramt angeboten. Mit einer solchen Möglichkeit hatte sich Hindenurg schweren Herzens einverstanden erklärt. Aber Hitler hatte dies Angebot selbstverständlich brüsk abgelehnt. Er hätte sich ja auch mit der Annahme eines Vizekanzlerposten als Führer der Partei und Volkstribun erledigt. Es steht nicht fest, ob Papen damals ernstlich mit der Möglichkeit gerechnet hat, das Hitler Eitelkeit ihm einen Streich spielen könnte. Ich glaube nicht, dass er Hitlers taktisch politische Begabung unterschätzt hat, In der unmittelbaren Erwartung der Macht verkauft kein Volkstribun sein Erstgeburtsrecht um ein Linsengericht. Wahrscheinlich wollte Papen damals nur das harte Nein von Hitler hören, um es vor Hindenburg und dem Reichstag auspielen zu können. Wie gesagt, dieser Kombination erinnerte sich Papen jetzt. Nun war er es, der aus Ressentiment bereit war, sein Erstgeburtsrecht zu verkaufen. Gegen Schleich
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    • cher wollte er Hitler zur Macht verhelfen, aber Hitler sollte ihn mitnehmen als Vizekanzler, und in dieser Position glaubte er Hitle menagieren und seine ersten Schritte als Staatsmann lenken zu können. Am 5. Januar 1933 bereits kam über diesen Plan eine persönliche Verständigung Papens mit Adolf Hitler im Hause des Bankiers Kurt von Schröder in Köln zustande, der damit die Rolle eines Portiers für Adolf Hitler übernommen hatte. Selbstverständlich ist Adolf Hitler schon damals entschlossen gewesen, Herrn von Papen nicht nur aus dem Vizekanzleramt, sondern aus jeder Machtposition bei nächster bester Gelegenheit zu entfernen und sich dieses Mannes nur noch als Diplomat zu bedienen. Aber Herr von Papen überschätzte sich, dann man wird nicht sagen können, dass er Hitler traute, er überschätzte seine eigene Person und die Wichtigkeit seiner Rolle. Anfangs freilich war diese von großer Bedeutung. 'Denn es kam nun alles darauf an, dass es Herrn von Papen gelang, den alten Herrn von seiner bis dahin unüberwindliche Gewesenen Abneigung gegen Adolf Hitler als Mensch und von seinem Misstrauen gegen den Volkstribun zu kurieren, ihm die Überzeugung beizubringen, dass er das Experiment einer stabilen Regierung mit dem Führer der stärksten Partei als Kanzler riskieren dürfte, wenn Herr v. Papen, der die ganze Sympathie und das Vertrauen des Feldmarschalls hatte, als Vizekanzler die Garantie bot, dass Adolf Hitler auf die von Hindenburg verabscheute Autokratie definitiv verzichtet habe. Das Kunstsück, den alten Hindneburg, der sehr starrköpfig war, zu beruhigen und zu überreden und schließlich zu dem verzweifelten Entschluss zu bringen, ist der nicht geringen Geschicklichkeit des Herrn v. Papen in wenigen Wochen gelungen. Am 29. Januar 1933 entschied sich der Reichspräsident für das Angebot Hitlers mit Papen als Vizekanzler eine neue starke Regierung zu bilden, und am 30. Januar wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Er übernahm die Macht.
    • Was aber hatte die Regierung Schleicher in diesen sieben Wochen seit dem Sturze Papens getan? Es ist schwer, davon zu reden, denn es geschah nach aussen hin so gut wie nichts, Schleicher vollzog, als er wider Willen zum Kanzler ernannt wurde, einen Stellungswechsel. Er schrieb die Idee des Staatsstreiches fürs erste ab, den er vielleicht mit Herrn von Papen als Kanzler gewagt hätte, wenn der seinen Erwartungen entsprochen haben würde, er schrieb sie ab sicherlich auch unter dem Eindruck der Widerstände und Hemmungen, die sich bei dem Feldmarschall einer Politik des Staatsstreiches gegenüber geltend gemacht hatten. Wer den Staatsstreich wollte, der musste Hindenburg vor
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    • um die Welt glauben zu machen, dass zwischen Hindenburg und Hitler, auch was die Versetzung Papes nach Wien betrifft, alles in Orndung gewesen sei. Die Wahrheit dürfte hier zum ersten Mal enthüllt worden sein. Es bleien noch manche Geheimnisse zu enträtseln, auch der große Betrug mit dem Glückwunschtelegramm an Hitler, das Hindenburgs Namen trägt. Vielleicht ist dieses Teegramm echt, was den Namen betrifft, aber nicht der Reichspräsident hat das Telegramm aufgegeben und unterzeichnet. Hinter dieser Andeutung steht die Möglichkeit einer schweren Anklage
    • Jedenfalls steht fest, dass der Reichspräsident von Hindenburg von seinem Widerstand gegen Hilte abgrbracht worden ist durch Herrn von Papen, den als Vizekanzler einsetzte und im Vertrauen auf den er schliesslich das Experiment mit Hitler wagte. Dass er aber mit seinen erlahmenden Kräften nicht mehr in der Lage gewesen ist, den verlauf des Experimentes zu verfolgen, den er von Hitler und seiner Gestapo immer im Unklaren gelassen worden ist, da mit seinem Namen in der damalaigen kritischen Stunde des Hitlerregiems der schändlichste Betrug am deutschen Volke und an Hindenburg selbst verübt worden ist, das wird auch Herr von Papen nicht bestreiten können. Das Tragische ist, dass durch die Voraussetzung eines Bündnisses zwischen Hindenbrug und Hitler, einer vollen Verständigung der jungen mit der alten Zeit die vorzuführen der Zwecke des theatralischen ersten Reichstages in der alten Garnisonskirche von Potsdam gewesen ist, tatsächlich große Teile des alten konservativen Deutschland und viele Idealisten in ihrem Glauben an die von Hitler immer wieder im Munde geführten nationalen und sittlichen Ideeale des deutschen Volkesbewegung worden sind, entweder ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus aufzugeben oder gar sich der Bewegung anzuschließen und das sie jedenfalls in ihrer Wachsamkeit erlahmten bis sie durch den Terror erstrickt worden sind.
    • So sieht die Welt Hitlers aus: Von Anfang an Betrug der Anständigen, Knechtung der Schwachen und Versammlung der unterwelt, der Gangster und Verbrecher.
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    • ein fait accomplit stellen, das zu decken Hindenburg den Mut gehabt haben würde. Auch das war übrigens Herrn von Papen mehr als einmal gesagt worden. Diese ultima ratio der Politik schien Schleicher nach dem Sturze Papens nicht mehr zwingend. Vielleicht ließ er sich von den ersten Anzeichen einer Krisenwende verführen. Jedenfalls glaubte er Zeit zu haben entwickelte einen politischen Feldzugplan auf lange Sicht. Seine Idee war es, Adolf Hitler und seine Partei für immer aus der Macht herauszuhalten; seine Tragik war es, die Partei zu zermürben, um sie eines Tages aufspalten zu können. Und als Exponenten dieser Politik hatte sich Schleicher den Mann ausgesucht, der die nicht schlechte Organisation der Partei aufgebaut hatte, den bei Hitler in Ungnade gefallenen Gregor Strasser, dessen Bruder Otto die offene Opposition gegen Hitler führte. Gregor Strasser war in der Partei der Vertrauensmann des Proletariats, der Arbeitermassen. Er vertrat die gewerkschaftliche Richtung. Die Gewerkschaften aber politisch gegen die Parteien auszuspielen, das war ein alter Plan Streichers, den er schon mit Brüning versucht hatte.
    • Herr von Schleicher hat sich von dem geheimen Spiel Papens mit Adolf Hitler völlig überspielen lassen. Als Papen die Karte Hitler auf den Tisch warf hatte er keine Karte dagegen. Selbst um die Reichswehr auszuspielen, war es zu spät. Die Absicht Schleichers in letzter Stunde noch in der Nacht vom 29. zum 30. Januar die Potsdamer Garnison gegen die zur Siegesparade sich rüstende SA zu mobilisieren, machte Hitler mit wenigen Gewaltakten in derselben Nacht zunichte. Herr v. Schleicher hatte die Zeit verloren und war ein totet Mann. Hitler aber war der Sieger. Von den Fenstern der Reichskanzlei sahen er, der Reichskanzler des dritten Reichs und der greise Reichspräsident auf den endlosen Zug der fackeltragenden SA, die in ihrer braunen Uniform Bataillon auf Bataillon in strammer, militärischer Haltung defilierte. Das freute auch den alten Feldmarschall. Er hörte die Märsche der alten Armee. Aber es sah in die Nacht und er sah in das Feuer.
    • F. Die Mitschuld des deutschen Volkes
    • Diese pragamatische Darstellung der Geschichte, wie Hitler zur Macht vorstieß und sie ergriff, kann die große Frage, wie es denn möglich gewesen ist, daß dieser Mann und sein System sich durchsetzen, allein noch nicht erklären. Auch die herangezogenen Voraussetzungen des Geschehens, die Vermassung des deutschen Volkes auf der einen, die politische Degeneration der Oberschicht auf der anderen Seite, erweitern und vertiefen zwar das Bild der Geschichte, der dennoch


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    • tausend Einzelheiten fehlen. Die aber sind insgesamt von größter Bedeutung. Wir machen den Versuch, diese Einzelzüge zu bestimmen und zu ordnen. Insgesamt werden sie zeigen, daß das deutsche Volk sich von der Verantwortung für die schwere Schuld Adolf Hitlers und für das Weltverbrechen dieses Krieges nicht freisprechen kann. Denn es hat seinen Durchbruch zur Macht nicht verhindert, sondern gefördert. Und es hat mehr getan!
    • Das deutsche Volk hätte damals schon wissen müssen, wer Adolf Hitler war. Der Mann hätte mit seiner volksverführerischen Agitation schon 1919 begonnen. Wenn er bis 1933 bei nichts als Reden geblieben wäre, so hätte man sagen können, wir wollen mal abwarten, was dieser mann in der Praxis leisten wird. Aber Hitler hatte sich schon politisch versucht. Im November 1923 hatte er den Umsturz gewagt und war gescheitert. Auf der Festung Landsberg hatte er sein Buch "Mein Kampf" geschrieben, nachdem er seine mangelhafte Bildung durch die Lektüre von Chamberlains Grundlagen des 20. Jahrhunderts wie er meinte auf die Höhe gebracht hatte. Hitlers bUch lag vor und enthüllte den ganzen Mann. Es bestätigte den Eindruck, den sein missglückter Staatsstreich vom November 1923 allen Urteilsfähigen hinterlassen hatte. Der Staatsstreich war krasser Dilettantismus gewesen. Hitler hatte den bayrischen Ministerpräsidenten Kahr, der ihn nicht ohne Wohlwollen, aber durchaus skeptisch gegenüberstand, mit der Pistole gezwungen, seine in Münchener Bürgerbräu durch eine wüste Revolutionsrede inscenierte Revolte zu unterstützen. Kein politisch erfahrener Mann stand damals hinter ihm. Von der Reichswehr hätte er nur junge unerfahrene Männer wie die Insassen der Fahnenjunkerschule in München auf seine Seite. Der Kommandeur der Reichswehr in Bayern, General Kreß von Kressenstein stand gegen ihn und brachte das Unternehmen mit wenigen Schüssen vor der Feldherrnhalle zu seinem tragikomischen Ende. Allein, wird man sagen, der große Heerführer des Weltkriegs, General der Infanterie ludendorff gekannt hat, weiß, daß dieser taktisch hoch befähigte General politisch ein Kind war. Immer gewesen, und bis zu seinem Ende geblieben. Gänzlich unselbständig und abhängig von jedem politischen oder religiös übersteigerten Geist und Willen. Wie von Hitler, so ließ er sich von seiner zweiten Frau beeinflussen, die den nicht ernst zu nehmenden Versuch unternommen hatte, gegen das Christentum die Religion unserer germanischen Ahnen wieder aufzurichten, Ludendorff war politisch ebenso Dilettant wie Hitler. Gerade die Bundesgenossenschaft beider Männer hätte zur Warnung dienen müssen, Hitler den Weg zur
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    • Macht freizugeben. Aber auch die Trennung der beiden von einander, die bald genug erfolgte, war eine Warnung, freilich aus ganz anderem Grunde. Hitler stieß Ludendorf zurück, als dieser von ihm verlangte, den Augiastall rein zu fegen, in dem sich Hitler doch so wohl fühlte und sich von Röhm zu trennen, dessen homosexuelle Parversität allgemein bekannt war. Auch Hitler wusste davon, er störte ihn nicht.
    • Erst später, als er Röhm ermorden ließ, konnte er sich nicht genug tun, dessen trübe Leidenschaft anzuprangern. Sie sollten sein Verbrechen entschuldigen. Wer also war Hitler? Ein politischer Versager, ein moralischer zweifelhafter Mensch! Dass wussten viele und die Masse ahnten es, trotzdem hingen sie ihm an.
    • Aber man wusste mehr. Hitlers buch Mein Kampf, auf das wie Spötter damals schon sagten, Stalin einst antworten würde mit einem Werke Mein Sieg", verkündete Hitlers Programm, auch sein aussenpolitische Programm. Hitler spricht es ganz unverhohlen aus, dass er, an die Macht gekommen, auf Landraub ausgehen werde. Eine solche Politik erscheint ihm natürlich und gerecht. Er findet ihr Vorbild in den Völkerwanderungen, die Landnahme zum Ziel hatten und begründet diese Politik aus der Zwangslage des deutschen Volkes, das ein Volk ohne Raum sei. Das Schlagwort zündete. Also war Hitler der Krieg! Und die Deutschen fürchteten ihn nicht?
    • Excurs über das Schlagwort Volk ohne Raum
    • Zu diesem Schlagwort Volk ohne Raum, das auch heute noch nicht als solches erkannt und durchschaut worden ist, muss hier einiges gesagt werden, um ein schwieriges bevölkerungspolitisches Problem aufzuklären. Es ist zweifellos, dass es Völker und Zeiten gegeben hat, deren Schwierigkeiten man mit solchem Wort kennzeichnen kann. Aber als dieses Schlagwort aufkam - es war in den Jahren vor dem Weltkrieg und das Wort verdankt seine ungeheure Verbreitung dem schönen Roman von Hans Grimm Volk ohne Raum - als dieses Wort aufkam, war es schon nicht mehr richtig. Es stimmte in den ersten sechs Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts sehr gut zu der Lage des deutschen Volkes. Dann aber geschah mit dem Raum, in dem wir leben, eine große Verwandlung. Aus einem Raum, der für uns viel zu eng war, wurde, ohne dass seine Grnezen wesentlich erweitert wurden und obwohl das Volk weiter an Zahl wuchs, ein Raum, der fast zu groß für uns war, sodass die Umkehrung des Schlagwortes in sein gegenteil Raum ohne Volk der Wirklichkeit weit näher gekommen wäre, als die ständige wiederholte Phrase Volk ohne Raum. Durch die immer zunehmende Erschließung des Raumes: Also

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      • III. Kapitel Adolf Hitlers unermessliche Schuld
    • 1.) Wie Hitler zur Macht kam
    • In seinem Größenwahnsinn hat Adolf Hitler die Verantwortung für sich allein geforert, er hat niemanden sonst an die Verantwortung herangelassen. Da hat er selbst garnicht das Maß und die Schwere der Verantwortung ermesssen können. Eben diese war seine Schuld von Anfang an und mit der angemaßten Verantwortung ist sie von Tag zu Tag gewachsen. Diese ganze kleine Schrift muss überall von seiner Schuld handeln und es wäre darum fast überflüssig der Fesstellung dieser Schuld ein besonderes Kapitel zu widmen; und doch ist es notwendig. Es genügt nicht zu sagen, dass ein Halbgebildeter, ein Dilletant durch seinen dämonisch starken, suggestiven Willen die Herrschaft an sich gerissen, dass er keine Voraussetzung mitbrachte für eine wirklich verantwortliche Führung, weder Wissen noch Bildung, keine Moral. Daß er im Besonderen von er großen Aufgabe des Regierens und der Führung eines Volkes nie einen Begriff gehabt hat, nur unklare verschwommene Träume von Macht und Herrlichkeit. Dass er keine Menschenkenntnis besaß und besonders unglücklich war in der Auswahl seiner Mitarbeiter. Alle diese Feststellungen genügen nicht, um die Grösse der Schuld auch nur vorstellbar zu machen. Sie genügen vielleicht dazu, um zu erklären, wie ein solcher Mann hoch kommen konnte, aber daß er hoch kam ist ja doch auch Schuld des deutschen Volkes und vor allem einzelner Persönlichkeiten der Wirtschaft und der Politik, die glaubten, ihn ausspielen und ihre eigenen Interessen durch ihn verwirklichen zu können. Vielleicht ist es richtig, davon zunächst noch ein Wort zu sagen und gleich auf zwei Gruppen von Menschen hinzuweisen, die Adolf Hitler den Weg gebahnt haben, um ihn an die Macht zu bringen und in seinem Schutz oder hinter seinem Rücken ihre eigenen Interessen vertreten zu können. Als solche Gruppe meinte ich nicht die Masse der eben geschilderten leicht zu korrumpierenden Arbeitslosen, der Spießbürger, die sich in den Bierkellern Münchens durch die Reden und Versprechungen Hitlers haben ködern lassen und ihm zu seinen ersten Massenerfolgen verhalfen.
    • Ich denke vielmehr an die aus der Industrie und Finanz, die sich von den demagogischen Tirumphen verleiten ließen und in kurzsichtigen Überlegung zu dem Schluss kamen, dass Hitler der rechte Mann sei, einmal um die unterirdisch wirkenden Kräfte der Massen zu binden, sie eventuell mit Gewalt niederzuschlagen und die Stoßkraft der bolschewistischen Agitation zu brechen und die weiter dachten, wenn dies geschehen wäre. Das es dann leicht sein würde, diesen halbgebildeten Mann selbst zu korrumpieren und für die Interessen der Kapitalisten einzuspannen. Es wäre nicht schwer, solche Männer mit Namen zu nennen. Manche von ihnen mögen wirklich ehrlich geglaubt haben,


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    • sie mit Hitler als Diktator Ordnung und Arbeit wiederhestellen und in Gang halten könnten, auch zum Besten der arbeitenden Masse selbst. Der alte Kirdorf mag sich in solchen Hoffnungen gewiegt haben; er war vielleicht zu alt, den Unterschied der Zeiten zu erkennen, in denen er einst gross geworden war, von denen die einen Demgagogen wie Hitler emporbrachten. Auch muss ihn sein alter Scharfblick für Physiognomien damals schon verlassen haben. Andere wiederum, die ähnlich dachten wie er, haben bald genug ihren verhängnisvollen Irrtum eingesehen und ihn schwer büßen müssen, wie zb Fritz Thyssen, der gläubige Katholik, der er war, zu Hitlers kirchenfeindlicher Politik sehr bald in Opposition geriet, und für seinen Widerstand gegen Hitlers Kriegspolitik in Acht und Bann getan wurde Wie verlautet ist er aus den Konzentrationslagern gerettet worden. Wiederum andere handelten aus purem Eigennutz, wie der Bankier Dr. Kurt von Schröder aus Köln. Das Ansehen dieser Männer bestimmte schließlich immer weitere aus ihren Kreisen ihrerseits zur Finanzierung des Volkstribuns beizutragen; ja es gab Frauen, die sich durch die Opferung großer Teile ihres Vermögens ihren Platz an der aufgehenden Sonne erkämpfen wollte, z.B. Frau von Dikresen, die das große Erbe ihres Gatten, eines erfahrenen Diplomaten der alten Schule an Adolf Hitler verschleuderte, um seine Egeria spielen zu können. Es waren immerhin Millionen, die sie unbedenklich zur Verfügung stellte. Übrigens ist diese Großzügigkeit für sie nicht ganz umsonst gewesen. Auch Rittergutsbesitzer aus Ostpreußen waren Vorkämpfer Hitlers, wie der Graf Dohna-Finkenstein, vor dem ein Graf Dohna-Brunau. Er hat aus dem unermeßlichen Erbe seines Onkels Millionen geopfert, er der Unbeständige, der von den Deutsch-Nationalen abgefallen war, um eine freikonservative Partei zu gründen, der er dann wieder davonlief, um sich Adolf Hitler zu schreiben. In diesem Fall war der Lohn allerdingns nur der Rang eines Obergruppenführers, an dem er sich übrigens nicht lange, bis zu seinem fühen Tode erfreuen konnte. Wieder andere gehörten schon zu den Bankrotteuren. Existenzen, wie der verstorbene Reichsportführer von Tschammer und von der Osten, der vom Jungedeuten Orden ausgegangen, über den Nationalsozialismus zum Stahlhelm übergewechselt war, immer in der Not, sein wirtschaftliches Defizit auszugleichen, der ab Adolf Hitler immerhin seine wertvollen gesellschaftlichen Beziehungen mitbrachte, dafür dann aber auch Karriere gemacht hat, und ein reicher Mann geworden ist. Dass Herr von Schröder, der in der schweren Wirtschaftskrise nicht vergeblich die Hilfe des Juden Louis Hagen für sein Bankhaus nachgesucht hat, für seine Steibügelhalterdienste auch reich belohnt wurde, nicht nur mit der Stellung eines Führers des Bank- und Bankiersgewerbes, dürfte bekannt sein. Es ist klar, dass diese Erfolge Aolf Hitler in en Kopf stiegen und seinen Traum von Macht und Größe nach phantastischer werden ließen.


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    • verkauft kein Volkstribun sein Erstgeburtsrecht um ein Linsengericht. Wahrscheinlich wollte Papn damals nur das harte Nein von Hitler hören, um es vor Hindenburg und dem Reichstag ausspielen zu können. Wie gesagt, dieser Kombination erinnerte sich Papen jetzt. Nun war er es, der aus Resentiment bereit war, sein Erstgeburtsrecht zu verkaufen. Gegen Schleicher wollte er Hitler zur Macht verhelfen, aber Hitler sollte ihn mitnehmen als Vizekanzler und in dieser Position glaubte er Hitle menagieren und seine ersten Schritte als Staatsmann lenken zu können. Am 5. Januar 1933 bereits kam über diesen Plan eine persönliche Verständigung Papens mit Adolf Hitler in Hause des Bankiers Kurt von Schröder in Köln zustande, der damit die Rolle eines Portiers für Adolf Hitler übernommen hatte. Selbstverständlich ist Adolf Hitler schon damals etnschlossen gewesen, Herrn von Papen nicht nur aus dem Vizekanzleramt, sondern aus jeder Machtposition bei nächster beste Gelegenheit zu entfernen und sich dieses Mannes nur noch als Diplomaten zu bedienen. Aber Herr von Papen überschätzte sich, denn man wird nicht sagen können, dass er Hitler traute; er überschätzte seine eigene Person und die Wichtigkeit seiner Rolle. Anfangs freilich war diese von großer Bedeutung. Dass es kam nun alles darauf an, dass es Herrn von Papen gelang, den alten Herrn von seiner bis dahin unüberwindliche gewesenen Abneigung gegen Adolf Hitler als Mensch und seinem Misstrauen gegen den Volsktribunen zu kurieren ihm die Überzeugung beizubringen, dass er dass Experiment eines stabilen Regierung mit dem Führer der stärksten Partei als Kanzler riskieren dürfe, Herr von Papen, der die ganze Symapathie und das Vertrauen des Feldmarschalls hatte, als Vizekanzler die Garantie bot, dass Adolf Hitler auf die von Hindenburg verabscheute Autokratie definitiv verzichtet habe. Kunststück, den alten Hindenburg, der sehr starrköpifg war, zu beruhigen und zu überreden und schließlich zu dem verzweifelten Entschluss zu bringen ist der nicht geringen Geschicklichkeit des Herr von Papen in wenigen Wochen gelungen. Am 29. Januar 1933 entschied sich der Reichspräsident für das Angbeot Hitlers mit Papen als Vizekanzler eine neue starke Regierung zu bilden und
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    • am 30. Januar wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt. Er übernahm die Macht
    • Was aber hatte die Regierung Schleicher in diesen sieben Wochen seit dem Sturz Papen getan? Es ist schwer, davon zu reden, denn es gescha nach aussen hin so gut wie nicht. Schleicher vollzog, also wider Willen zum Kanzler ernannt wurde, einen Stellungswechsel. Er schrieb die Idee des Staastrechef für erste ab, den er vielleicht mit Herrn von Papen als Kanzler ... hätte, wenn der seinen Erwartungen entsprochen haben wrde, sicherlich auch unter dem Eindruck, der Widerstände und Hemmungen, die sich bei dem Feldmarschall einer Politik des Staatssreiches gegenüber geltend gemacht hatten.
    • Wer den Staatstreich wollte, der musste Hindenburg vor ein fait accompli stellen, das zu decken Hindenburg den Mut gehabt haben würde. Auch das war übrigens Herrn von Papen mehr als einmal gesagt worden. Diese ultima ratio der Politik schien Schleicher nach dem Sturze Papens nicht mehr zwingend. Vielleicht ließ er sich von den ersten Anzeichen einer Krisenwende verführen. Jedenfalls glaubte er Zeit zu haben und entwickelte einen politische Feldzugsplan auf lange Sicht. Seien Idee war es, Adolf Hitler und seine Partei für immer aus der Macht herauszuhalten; seine Taktik war es, die Partei zu zermürben, um sie eines Tages aufspalten zu können. Und als Exponenten dieser Politik hatte sich Schleicher den Mann ausgesucht, der die nicht schlechte Organisation der Partei aufgebaut hatte, den bei Hitler in Ungenade gefallenen Gregor Strasser, dessen Bruder Otto die offene Opposition gegen Hitler führte. Gregor Strasser war in der Partei der Vertrauensmann des Proletariats, der Arbeitermassen. Er vertrat die gewerkschftliche Richtung. Die Gewerkschaften aber politisch gegen die Parteien auszuspielen, das war ein alter Plan Streichers, den er schon mit Brüning versucht hatte.
    • Herr von Schleicher hat sich von dem geheimen Spiel Papens mit Adolf Hitler völlig überspielen lassen. Als Papen die Karte Hitler auf den Tisch warf hatte er keine Karte dagegen. Selbst um die Reichswehr auszuspielen, war es
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    • zu spät. Die Absicht Schleichers in letzter Stunde noch in der Nacht vom 29. zum 30. Januar die Potsdamer Garnison gegen die zur Siegesparade sich rüstende SA zu mobilisieren, machte Hitler mit wenigen Gewaltakten in derselben Nacht zunichte. Herr v. Schleicher hatte die Zeit verloren und war ein toter Mann. Hitler aber war der Sieger. Von den Fenstern der Reichskanzlei sahen er, der Reichskanzler des dritten Reichs und der greise Reichspräsident auf den endlosen Zug der fackeltragenden SA, die in ihrer braunen Uniform Bataillon auf Bataillon in strammer, militärischer Haltung defilierte. Das freute denn auch den alten Feldmarschall. Er hörte die Märsche der alten Armee. Aber er sah in die Nacht und er sah in das Feuer.
    • Diese pragmatische Darstellung der Geschichte, wie Hitler zur Macht vorstieß und sie ergriff, kann die große Frage, wie es denn möglich gewesen ist, daß dieser Mann und sein System sich durchsetzten, allein noch nicht erklären. Auch die herangezogenen Voraussetzungen des Geschehens, die Vermassung des deutschen Volkes auf der einen, die politische Degeneration der Oberschicht auf der anderen Seite, erweitern und vertiefen zwar das Bild der Geschichte, der dennoch tausend Einzelheiten fehlen. Die aber sind insgesamt von größter Bedeutung. Wir machen Versuch, diese Einzelzüge zu bestimmen und zu ordnen. Insgesamt werden sie zeigen, dass das deutsche Volk sich von der Verantwortung für die schwere Schuld Adolf Hitlers und für das Weltverbrechens dieses Krieges nicht freizsprechen kann. Denn es hat seinen Durchbruch zur Macht nicht verhindert, sondern gefördert. Und es hat mehr getan!
    • Das deutsche Volk hätte damals schon wissen müssen, wer Adolf Hitler war. Der Mann hatte mit seiner volksverführerischen Agitation schon 1919 begonnen. Wenn er bis 1933 bei nichts als Reden geblieben wäre, so hätte man sagen können, wir wollen mal abwarten, Mann in der Praxis leistete. Aber Hitler hatte sich schon politisch ver-
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    • sucht. Im November 1923 hatte er den Umsturz gewagt und war gescheitert: Auf der Festung Landsberg hatte er sein Buch Mein Kampf geschrieben, nachdem er seine mangelhafte Bildung durch die Lekütre von Chamberlains "Grundlagen des 20. Jahrhunderte", wie er meinte, auf die Höhe gebracht hatte. Hitlers Buch lag vor und enthüllte den ganzen Mann. Es bestätigte den Eindruck, den sein missglückter Staatstreich vom November 1923 allen Urteilsfähigen hinterlassen hatte. Der Staatsstreich war krasser Diletantismus gewesen. Hitler hatte dann bayrischen Ministerpräsidenten Kahr, der ihn nicht ohne Wohlwollen, aber durchaus skeptisch gegenüberstand, mit der Pistole gewungen, seine Münchener Bürgerbräu durch eine wüste Revolutionsrede inscenierte Revolte zu unterstützen. Kein politisch erfahrener Mann stand damals hinter ihm. Von der Reichswehr hätte er nur junge unerfahrene Männer, wie die Insassen der Fahnenjunkerschule in München auf seiner Seite. Der Kommandeur der Reichswehr in Bayern, General Kress von Kressenstein stand gegen ihn und brachte das Unternehmen mit wenigen Schüssen vor der Feldherrnhalle zu seinem Tragikomischen Ende. Allein, wird man sagen, der große Heerführer des Weltkriegs, General der Infanterie Ludendorff marschierte Schulter an Schulter mit Hitler. Nun wer Ludendorff gekannt hat, weiß, daß dieser taktisch hoch befähgte General politisch ein Kind war. Immer gewesen, und bis zu seinem Ende geblieben. Gänzlich unselbständig und abhängig von jedem politisch oder religiös übersteigerten Geist und Willen. Wie von Hitler, so ließ er sich auch von seiner zweiten Frau beeinflussen, die den nicht erst zu nehmenden Versuch unternommen hatten, gegen das Christentum die Religion unserer germanischen Ahnen wieder aufzurichten. Ludendorff war politisch ebenso Dilettant wie Hitler. Gerade die Bundesgenossenschaft beider Männer hatte zur Warnung dienen müssen, Hitler den Weg zur Macht freizugeben. Aber auch die Trennung der beiden von einander, die bald genug erfolgte, war eine Warnung, freilich aus ganz anderem Grunde. Hitler stieß Ludendorff zurück, als dieser von ihm verlangte, den Augisstall rein zu fegen, in dem sich Hitler
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    • doch so wohl fühlte und sich von Röhm zu trennen, dessen homosexuelle Perversität allgemein bekannt war. Auch Hitler wußte davon, er störte ihn nicht. Erst später, als er Röhm ermorden ließ, konnte er sich nicht genug tun, dessen trübe Leidenschaften anzuprangern. Sie sollten sein Verbrechen entschuldigen. Wer also war Hitler? Ein politischer Versager, ein moralischer zweifelhafter Mensch! Das wußten viele und die Massen ahnten es, trotzdem hingegen sie ihm an.
    • Aber man wußte mehr. Hitlers Buch Mein Kampf, auf das, wie Spötter damals schon sagten, Stain einst antworten würde mit einem Werke "Mein Sieg", verkündete Hitlers Programm, auch sein aussenpolitisches Programm. Hitler spricht es ganz unverholen aus, dass er, an die Macht gekommen, auf Landraub ausgehen werde. Eine solche Politik erscheint ihm natürlich und gerecht. ER FINDET ihr Vorbild in den Völkerwandungen. Die Landnahme zum Ziel hatten und begründet diese Politik muss der Zwangslage des deutschen Volkes, das sein "Volk ohne Raum" sei. Das Schlagwort zündete. Also war Hitler der Krieg! Und die Deutschen fürchteten ihn nicht?
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    • cularistischen Tendenz fest gegründet werden konnte, ohne dass die wertvolle Vielfalt des deutschen Lebens und besonders der Selbstverswaltung in den Ländern und Gauen verlorengehen musste, das alles war Herrn von Papen genau bekannt, hierfür hatte er die besten Ratgeber, und jener engere Kreis der Oberschicht versäumte es auch nicht, ihm wieder und wiede stark zu machen, für die letzte Entscheidung.
    • Wer war eigentlich Franz v. Papen? Er ist jetzt einer der ersten 24 deutschen Kriegsverbrecher, die von einem intenationalen Gerichtshof in Nürnberg abgeuerteilt werden sollen. Es ist zweifellos, daß er eine ungeheure Schuld an dem Unglück trägt, das über Deutschland und die Welt gekommen ist. Er war es, der Adolf Hitler das Tor zur Macht öffnete. Er war es auch, der Adolf Hitler nicht verließ, als und obschon er ihn erkannt hatte als der, der er war. Treue und Schwäche waren in seinem Wesen unheilvoll gemischt. Er war schwach, weil er treu war und treu, weil er schwach war. Das sind die Verräter wider willen.
    • Aber wie sahen wir ihn damals? Er war ein Aussenseiter. Seine Partei, das Zentrum, konnte ihn nicht an de Stange halten. Er zog die Konsequenzen und sprang ab. Eben das nahm damals für ihn ein. Die Parteien standen nicht hoch im Kurs in den Augen denkender und um die Vernatwortung wissender Politiker. Herr von Papen verachtete wie viele der Besten den Mechanismus des Parteiwesens und der Parteipolitik. Er bekannte sich offen zum Posulat der verantworunpflichtigen politischen Persönlichkeit. Er hatt den Mut gegen den Strom zu schwimmen. Eben deswegen hoben ihn die Besten der deutschen Oberschicht auf den Schild. seine geistigen Fähigkeiten wurden nicht überschätzt, aber man hielt sie für zureichend. Mangelnde politische Erfahrung konnte durch den Succurs politischer und Verwaltungsmäiss routinierten Mitarbeiter ergänzt werden. Seine allgemeine Bildugn war nciht tief fundiert, übertraf aber dorch den Bildugnsdurchshcnitt des deutschen Adels. Unzweifelhaft besass Herr vo Papn diplomatische Qualitäten. In seiner Jugend hatte der Major v. Papen als Militärattaché in Washington während der ersten Jahre der erten Weltkriegs einige große Schnutzer gemacht, man entschuldigte sie aus Naivität und Unerfahrenheit. Inzwischen hatte Herr v Papen als Politiker und Diplomat viel zugelernt und jene politische Schläue entwickelt, eine gewisse Gerissenheit, die dem Landedelmann ebenso eingeboren ist, wie dem Bauern, besonders in Westfalen. Vor allem aber war die Hoffnung auf Papen gegründet, in dessen politischer Grundenstellung. An der Spitze des Bundes gegen den Kommunismus stehend hatte er kämpferischen Mut bewiesen und seine konservative christliche Haltung be
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    • Es blieb also tatsächlich nur der Staatstreich, die Revolution von oben als die vernünftigste und letzten Endes auch organischen Lösung der ausserordentlichen, durch die Wirtschaftskrise sozialpolitisch verschärften Staatskrise übrig: die Auflösung des Reichstags, der nicht eher wieder einberufen werden durfte, als sich die Gesamtkrise gelockert hatte, das Arbeitsbeschaffungsprogramm über die Ausgabe der Steuergutscheine angelaufen war, die schon erkannbaren Anfänge eienr neuen Konjunktur sich entwickelt hatten um dann nach einem octroyierten Wahlrecht, einem politischen Wahlrecht im englischen Stile, eine Nationalversammlung zu wählen, die über eine neue demokratische Verfassung amerikansichen Stils, wodurch allein eine aktionsäfhige Regierung zusammenkommt, beraten und entscheiden zu lassen. Mit dieser Verfassung musste natürlich eine Reichsreform verbunden sein. Aber die Problematik all dieser Fragen war ja längst geklärt, nicht zuletzt durch den vor früheren Reichskanzler und Reichsbankpräsidenten Dr. Luther gegründeten Bund zur Erneuerung des Reiches. Was ein politisches Wahlrecht bedeutete, wie die Aktionsfreiheit einer Regierung verfassungsmässig zu sichern war, wie die Einheit des Reiches gegenüber störenden, partikularistischen Tendenzen gegrüdnet werden konnte, ohne das die wertvolle vielfalt des deutschen lebens und besonders der Selbsverwaltung in den ländern und gauen verloren gehen musste, dass ales was herrn von Papen genau bekannt; hierfür hatte er die besten Ratgebern und jener engere kreis der Oberschicht versäumte es auch nicht, ihn wieder und wieder stark zu machen für die letzte Entscheidung.
    • Wer war eigentlich Franz von Papen? Er ist jetzt einer der ersten 24 deutschen Kriegsverbrecher, die von einem internationalen Gerichtshof in Nürnberg abgeurteilt werden sollen. Es ist zweifellos, dass er eine ungeheure schuld an dem Unglück trägt, das über deutschland und die Welt gekommen ist. Er war es, der Adolf Hitler das Tor zur macht öffnete. Er war es auch, der Adolf hitler nicht verließ, als und
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    • obschon er ihn erkannt hatte als der, der er war. Treue und Schwäche waren in seinem Wesen unheilvoll gemischt. Er war schwach, weil er treu war und treu, weil er schwach war. Das sind die Verräter wider Willen.
    • Aber wir sahen wir ihn damals? Er war ein Aussenseiter. Seine Partei, das Zentrum, konnte ihn nicht an der Stange halten. Er zog die Konsequenzen und sprang ab. Eeben das nahm damals für ihn ein. Die Parteien standen nicht hoch im Kurs in den Augen denkender und um die Verantwortung wissender Politiker. Herr von Papen verachtete wie viele der Besten den Mechanismus des Parteiwesens und der Parteipolitik Er bekannte sich offen zum Postuat der verantwortungspflichtigen politischen Persönlichkeit. Er hatte den Mut gegeben den Strom zu schwimmen. Eben deswegen hoben ihn die Besten der deutschen Oberschicht auf den Schild. Seine geistigen Fähigkeiten wurden nicht überschätzt, aber man hielt sie für zureichend. Mangelnde politische Erfahrung konnte durch den Succurs politischer udn verwaltungsmässig routinierter Mirabreiter ergänzt werden. Seine allgemeine Bildung war nicht tief fundiert, übertrag aber doch den Bildugnsdurchschnitt des deutschen Adels. Unzweifelahft besass Herr v Papen diplomatische QUalitäten. In seiner Jugend hatte der Major v. Papen als Militärattache in Washington während der ersten Jahre des ersten Weltkrieges einige grobe Schnitzler gemacht, man entschuldigte sie aus Naivität und Unerfahrenheit. Inzwischen Hatte Herr v. Papen als Diplomat viel zugelernt und jene politische Schläue entwickelt, eien gewisse Gerissenheit, die dem Landedelmann ebenso eigneboren ist, wie dem Bauern, besonders in Westfalen. Vor allem aber war die Hoffnung auf Papen gegründet, in dessen politische Grundeinstellung. An der Spitze des Bundes gegen den Kommunismus stehend hatte er kämpferischen Mut bewiesen und seine konserativen christliche Haltung bezeugt. Er war tolerant, ein Vorkämpfer für die Freiheit des Gewissens. Auch missachtete er nicht die die Grudnegsetze der Demokratie als der Politischen Lebenshaltung eines Volkes, wusste aber, dass Demokratie nur dann Bestand und Dauer hat, wenn eine stark Re.
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    • gierung den Lebensweg eines Volkes steuert. Herr v Papen hatte diese Grundüberzeugungen, die Gemeingut der Besten waren, oft genug mit feurigem Temperament auch als Redner vorgetragen. Von diesen seinen Überzeugungen aus hatte er dann auch im Jahre der Präsidentenwahlen seinen politischen Standort eindeutig gewählt. Er stand an der Spitze im Kampf gegen den Massenwahn des Nationalsozialismus und gegen die caesaristsche Demagogie des Volkstribunen Adolf Hitler. Wie hätte ihm der vom nationalsozialistischen Wahn noch freien Teil des deutsche Volkes nicht vertrauen sollen?
    • Wenn Herr v Schleicher diesen Mann dem Reichspräsidenten von Hindenburg zum Kanzler vorschlug, als Brünings falsche Bewegung der Zeit das Staatsschiff in Schwierigkeiten brachte, so erwartete auch Schleicher von ihm, Papen, dass er, gegebenenfalls das Äußerste wagen würde. Und er rechente wohl so, dass er diesem Mann von nicht allzu großen kritischen Verstande Tag und Stunde der Aktion bestimmen könnte. An dieser Meinung hielt Herr v Schleicher fest, bis er - zu spät - erkannte, dass Herr v Papen alles in allem nicht das Format hatte, welches schließlich doch dazu gehört, um aus tiefster Verantwortung einen Staatsstreich wagen und gewinnen zu können. Und dennoch hat sich Herr von Schleicher in Papen getäuscht, als er ihn sich festlaufen ließ und mit leichtester Intrigue zu Fall brachte. Er hatte nicht gesehen, das der Unzureichende, dem sein Werk aus Schwäche misslingt eine gefährliche Kraft entfalten kann, wenn er, der Beleidigte, das unvollendete Werk preisgibt und zerstört.
    • Der graue November, der Schicksalsmonat des deutschen Volkes, war herangekommen, ohne daß eine Verständigung zwischen dem Kanzler und den Parteien möglich gewesen wäre. Die Harburger Front hatte jede Brücke der Verständigung zerstört. Der Staatssreich war fällig. Was tat Herr von Papen?
    • Am 16. November 1932 entschloss sich Herr von Papen zu demissionieren. Seine Mitarbeiter und Freunde bestürmten ihn, diesen Schritt zu unterlassen. Er erklärte ihnen seinen Plan. Der Reichspräsident, der die
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    • Auflösung des Reichstags und abermals Neuwahlen perhorresziere, werde ihn, Papen, mit der Führung der Geschäfte als Kanzler betrauen. In wenigen Wochen seiner Geschäftsführung werde er dem Reichspräsidenten den unumstösslichen Beweis liefern, dass eine andere Regierung in der gegenwärtigen parteipolitischen Lage nicht gebildet werden könne. Keine Regierung jedenfalls, der die Parteien die Aktionsfreiheit einräumen würden, er, Herr v. Papen, aber werde mit diesem Beweis sein Kabinett neu verpflichten und stark durch die Einigkeit des Ministerrates, vor den Reichspräsidenten hintreten, um ausserordentlich die Verfassung überschreitende Vollmachten von ihm zu fordern.
    • Es war also ganz klar, dass Herr von Papen die Verantwortugn für den Staatsstreich, den durchzuführen er bereit war, von vornherein auf den Reichspräsidenten abwälzen wollte. Es nützte nichts, dass man ihm immer wieder sagte, Reichspräsident würde die Übernahme dieser Verantwortung ablehnen und ihm und seiner Regierung die erbetenen Vollmachten nicht gewähren. Herr v Papen hörte das nicht, erhoffte.
    • Herr von Papen schob auch lächelnd die Zweifel zurück, die ihm gegenüber geäußert wurden, hinsichtlich seines Vertrauens auf die Einigkeit des Kabinetts, dass es ihn in entscheidener Stunde nicht verlassen würde. Er ist besonders gewarnt worden von Herrn v Schleicher. Es ist ihm gesag worden, das Herr v Schleicher ihn abgeschrieben habe. Er wollte das nicht warhaben, Schleicher sei sein Freund. Daraufhin ist ihm das Verhältnis Scheichers zu eindeutig erklärt worden. Es wurde ihm Mitteilung gemacht von ener Äußerugn die Schleicher zu einem gemeinsamen Freunde in bezug auf Papen gemacht hatte. Dieser Freund hatte kurz nach der Ernennung Papens zum Reichskanzler Herr Schleicher, dessen Rolle in der großen Politik ihm genau bekannt war, staunend gefragt, warum er denn Herrn von Papen zum Reichskanzler gemacht habe. Der sei doch zu diesem Amt nicht qualifiziert Der Herr drückte sich sehr drastisch aus "Fränzchen" das war Papen Spitzname sei dazu zu dumm. Diese Anekdote wurde Herrn v Papen erzählt, damit er seine Schlussfolgerung daraus zöge in der gegenwärtigen hochkritischen Stunde, sich nicht auf Schleich
  • S. x [45]
    • cher zu verlassen. Er lächelte und ließ sich von seinem Plan nicht abbringen, er demissionierte.
    • Es kam so, wie es Herrn v. Papen vorausgesagt worden war. Die Lage versteifte sich. An die Möglichkeit, eine neue Regierung im Einverständnis mit dem Reichstag zu bilden, war tatsächlich nicht mehr zu denken. Aber als Papen in der Sitzung seines Kabinetts vom 7. Dezember 1932 diese Tatsache feststellte und daraus die Konsequenzen zog, indem er seine Mitarbeiter aufforderte, einig und geschlossen dem Herrn Reichspräsidenten durch ihn bitten zu lassen, dass er die Regierung Papen wieder einsetzen und ihr ausserordentliche Vollmachten über die Verfassung hinaus gewähren möge, da erhob sich Herr Dr. Bracht als Chef der preußischen Polizei und erklärte, dass er in ein solches Kbainett nicht hinübergehen könne, da er in diesem Fall seiner Polizei nicht gewiss sei, sie sei nationalsozialisich verseucht. Mit dieser Erklärung war die Bombe geplatzt. Als nächster erklärte der Finanzminister, Graf Schwerin Korsigk seine Bedenken gegen den Plan des Herrn v. Papen, der nur durch Einsatz einer in sich desto geschlossenen Polizeimacht zu gewinnen sei. Herr von Schleicher aber als Kriegsminister hätte Franz von Papen als Kanzler eines Kbainetts den Staatstreich retten können, wenn er die Wehrmacht als unbedingt zuverlässig ihm zur Verfügung stellte. Er tat das nicht. Er ließ von Papen fallen. Es war das sein Spiel.
    • Herr von Papen aber hob die Sitzung auf und ging zur Berichterstattung zum Reichspräsidenten. Er demissionierte mit seiner Reigeurng definitiv. Er schilderte dem Reichspräsidenten, wie sein Plan zerbrochen und er gestürzt worden sei. Er klagte Herrn v Schleicher an, den Kanzlermacher den Kanzlerstürzer. Seine Anklage hatte die erwartete Wirkung. Herr von Hindenburg entschied im Zorn dahin, daß nunmehr Herr Schleicher selbst die Vernatwortung tragen müsse und ernannte ihn zum Kanzler. Schleicher wollte das nicht, aber er konnte unte diesen Umständen nicht nein sagen. Das war Papens Spiel.
    • Papen aber verließt tief gekränkt die Fahne. Alles, was er jetzt tat, geschah aus purem Resentiment. Er erinnerte sich einer Kombination, mit der er seinerzeit Hitler zu fangen versucht hatte. Er hatte ihm nach den ersten Reichstgswahlen seiner Regierung als den Führer de relativ stärksten Partei das Vizeknazleramt angeboten. Mit einer solchen Möglichkeit hatte sich Hindenburg schweren Herzens einverstanden erklärt. Aber Hitler hatte dies Angebot selbstverständlich brüsk abgelehnt. Er hätte sich ja auch mit der Annahme eines Vizekanzlerpostens als Führer der Partei und Volkstribun erledigt. Es steht nicht fest, ob Papen damals ernstlich mit der Möglichkeit gerechnet hat, dass Hitlers Eitelkeit ihm einen Streich spieln könnte. Ich glaube nicht, dass er Hitlers taktische politische Begabung unterschätzt hat. In der unmittelbaren Erwartungen
  • S. 25
    • Übelste behandelt worden, bis sie endlich durch Intervention des holländischen Gesandten Grafen Limburg-Stirum, der ein Onkel des Herrn v. Tschirschkys war, aus der Haft befreit wurden. Herr v. Papen aber sass in seiner Wohnung, hermetisch abgeschlossen und getrennt selbst von seiner Familie, ständig bewacht von SS-Posten, die ihn sogar verhinderten zu telefonieren. Erst am Monatg, den 2. Juli gegen Mittag rief Goering bei ihm an und setzte es durch, dass Herr v. Papen an das Telefon gelassen wurde. Jetzt erst ht Goering, der Papen mit Vorwrurfen wegen Feigheit und Drückebergerei überschüttete es nicht glauben wollte, was sich tatsächlich abgespielt hatte, Herrn v. Papen persönlich nach 10 Minuten aus der Schutzhaft herausgeholt. Dieses für ihn peinliche und in Rücksicht auf das Schicksal seiner Mitarbeiter beschämende Erlebnis hat Papen ebensowenig bewogen, die Konsequenzen zu ziehen, wie die Erkenntnis der furchtbaren Tragweite dessen, was an diesem 30. Juni geschehen war. Herr v. Papen durfte seine Vizekanzlei nicht wieder betreten. Als der von den Provokateuren der SS inscenierte Wiener Putsch, den der oestrreichische Bundeskanzler Dollfuss zum Opfer fiel, wenige Tage nach dem 30. Juni gescheitert war, liess sich Papen durch Hitler aus dem Vizekanzleramt verdrängen und nahm den Posten eines außerordentlichen Botschafters in Wien an! Das Vizekanzleramt aber wurde aufgelöst.
    • Es kann keinen Zweifel mehr geben, dass, wenn Papen damals und mit ihm alle seine Kollegen, die sich nicht zuletzt durch ihn oder auch durch das Vertrauen, das Hindenburg auf Papen setzte, hatten bestimmen lassen, in die Regierung Hitler überzuwechseln, dass, wenn sie damals alle und geschlossen sich geweigert hätten, die Aktion Hitlers zu decken, ein solcher Entschluss von grösster Folge gewesen wäre Hitler äre gezwungen gewesen, gegen alle Vertrauensmänner des Reichspräsidenten mit Gewalt vorzugehen; und vielleicht hätte solche äusserste Überspitzung des Konfliks immer weitere Kreise zum aktiven Widerstand fortgerissen. Aber ebensowenig wie der Hauptverantwortliche Herr von Papen haben seine Kollegen zu handeln gewusst. Es ist hart, daran erinnern zu müssen, dass sie es vorzogen, das goldene Parteiabzeichen aus der Hand des Führers für ihr Wohlverhaltenzu empfangen, nur der Postminister Herr v. Eltz-Rübenach, ein alter Zentrumsführer, lehtne dies Schandzeichen ab und stellte sein Amt zur Verfügung. Die anderen blieben
    • Und so mag denn hier ein letztes Wort über diese Männer gesprochen werden, die von ganz anderer Herkunft und ihrer ganzen Vergangenheit nach
  • S. 26
    • dem Nationalsozialismus feindlich, dennoch an der Seite Hitlers ausgehalten haben, einige von ihnen bis zum bitteren Ende. Da sie überhaupt den Versuch mit Hitler gemacht haben, das waren sie wohl Hindenburg schuldig. Aber daß sie nach dem beschämenden und fürchterlichen Ergebnis dieses Versuches im Juni 1934 sich noch einredete, sie müssten bleiben, um Schlimmeres zu verhindern, ist unendschuldbar und auch nicht aus Mangel an Urteilsfähigkeit zu erklären. Wir stehen tatsächlich vor einem Rätsel. Der Justizminister Gürner war krank und starb bald danrach; vielleicht war er nicht mehr aktionsfähig; übrigens fällt auf ihn ein Teil der Verantwortung für die milde Bestrafung Hitlers wegen seines Novemberputsches 1923; Gürtner war damals bayrischer Justizminister. Freiherr v. Neurath hielt sich noch einige Jahre im Amt als Aussenminister bis er von Hitlers Günstling Ribbentrop verdrängt wurde. Aber er hat seinen guten Namen weiter hergegeben und als Präsident des nie aktiv gewordenen Geheimen Kabienttsrats, wozu er ernannt wurde, keine Rolle, als Reichsprotektor von Böhmen in Prag aber eine schlechte Rolle gespielt, bis er auch von dort vertrieben wurde, weil er nach Auffassung Himmlers gegen die Tschechen zu milde verfuhr. Der Verkehrsminister Dr Dorpmüller, ein alter rheinischer Demokrat- und der Fiannzminister Graf v Schwerin-Krosigk - von bestem altmärkischem Adel und konservativer Tradition - sie beide sind geblieben bis zuletzt; Schwerin-Krosigk hat in den letzten Wochen des Zusammenbruchs noch den verzweifelnden Herrn von Ribbentrop als Aussenminister abgelöst. Beide übrigens, der Verkehrsminister wie der Finanzminister hatten ihren eigenen Häusern schon bald nichts mehr zu sagen. Im Verkersministerium riss während des Weltkrieges der der SS verschworene Eisenbahnfachmann Ganzenmüller als Staatssekretär in Nachfolge des von Himmler vertriebenen Dr. Kleimann die Herrschaft an sich. Im Finanzministerium tat das Gleiche von Anfang an der aus dem mittleren Beamtenstand durch die Partei hochgekommnen und zum Staatsekretär ernannte Reinhard. Beide waren unbedeutende, durch die Partei in Amt und Würden gehaltene und natürlich rücksichtslose Männer.
    • Alle diese Minister haben zweifellos Verdienste in der vergangenen Zeit gehabt. Graf v Schwerin Krosik war einer der besten Etatsbildner in den Regierungen des Weimarer Systems. Freiherr v Neurath war einer der wenigen hohen Staats- und Hofbeamten, die während der Revolution 1918 treu an der Seite ihres königlichen Herrn ausgehalten haben; er war damals Kabinettsrat des Königs von Württemberg, kehrte aber später auf ausdrücklichen Wunsch seines königlichen Herrn

Ablegungen: Allgemein

  • Gärtner Funk eingenistet, Abwehrorganisation
  • Bund gegen den Kommunismus


Ablegungen: Mordaktion

  • Mordaktion symptomatische Bedeutung wie Septembermorde der frz Revolution, die die Schreckensherrschaft eröffneten.

  • Passive Verhalten der Masse des deutschen Volkes festzustellen und muss als schwere Schuld bekannt werden.
  • Zu ihrer Entlastung sind gezwungen, nach dem Verhalten der Männer zu fragen, die aus ihrer Position zu handeln verpflichtet gewesen wären, erster Linie Papen selbst
  • Minister wagten nicht mal anlässlich 30. Juni aus ihrer politischen und sittlichen Verantwortung zu handeln
  • Passivität Minister stunde vollendten macht hit
  • Mitarbeiter Sammelsurium von Verbrechern
  • 10 km umkreis hermetisch abgeschlossen, Pap Wohnung hermetisch abgeschlossen

  • Rechenschaftsbericht: Diente lediglich Verdunkelung Ereignisse, rückte RP in hellste Licht der Anklage, liess Umfang Aktion nicht entferntesten ahnen
  • niemand sollte wissen Aktion weit über Kreis Röhm hinausgegangen

  • aus VK verdrängen; VK aufgelöst
  • P ließ, vom VK verdrängt, zwingen das Amt Botschafters annehmen. Hindenburg bekam Ahnung Wirklichkeit: Ist doch etwas in Berlin geschehen
  • Papen soll nicht mehr vk sein und auss nach Wien, doch was passiert in Berlin. Soll mir doch nichts vormachen: Eigenen Wunsch wien
  • Erkenntnis der furchtbaren Tragweite Ereignisse nicht bewogen Konsequenzen ziehen

  • Dass nach beschämenden und fürchterlichen Ergebnis des Versuches mit Hitler [gemeinsam] zu regieren im Juni 1934 noch einredeten, sie müssten bleiben, um schlimmeres zu verhindern, ist unentschuldbar und auch nicht aus Mangel an Urteilsfähigkeit zu erklären


Ablegungen: Regierungsbildung

  • Gefahr Wiederanschwellen Stimmen; Gefahr Neuwahl Harzburger Front Mehrheit bekommen würde

  • beurteilten Hitler als verbrecherischen Dilettanten

  • Schleicher Partei zermürben, um sie aufspalten zu können

  • Schleicher ließ Papen fallen
  • ni gesehen, dass der Unzureichende, dem das Werk aus Schwäche misslingt, eine gefährliche graf entfalten kann, wenn er das unvollende Werk preigibt u zerstört
  • Staatsmännisch gescheitert, da sie nicht aus eigener Kraft zu dem Ziel kommen konnten, die Hitler hörig wurden, indem sie hochmütig glaubten, Hitler am Gängelband führen zu können.
  • Er war schwach weil er treu war u treu weil er schwach war. Verräter wider willen
  • Treue und Schwäche waren in seinem Wesen unheilvoll gemischt

  • Erinnerte Kombination 1932 zu fangen versucht hatte

  • Kunststück Hindenburg zu beruhigen und überreden und zu dem Entschluss zu bringen, ist nicht geringen Geschicklichkeit Papens in wenigen Wochen gelungen
  • Mit Papen glaubte H. große Experiment Regierung wagen zu können, wagte Experiment im Vertrauen auf Papen, die Autokratie eines Einzelnen hätte Hind immer abgelehnt
  • Einzige Aufgabe, Hindenburg von seinem bis dahin unüberwindlichen gewesenen Widerstand u seiner persön Abneigung gegh Hitler abzubringen u ihn zu bewegen, Hitler zum RK zu ernennen
  • vertraute Papen so sehr, dass er glaubte mit ihm (der ihm das Ja für Ernennung abforderte) zusammen das große Experiment einer Regierung H wagen zu können
  • Verpflichtung übernommen keine Autokratie aufgerichtet werden würde
  • In der Person Papens als VK sah Hindenburg die Garantie für das große Experiment einer Regierung Hitler gegeben bzw. dafür, dass Hitler nicht autokratisch regieren würde
  • Papen als VK bot Hindenburg Garantie, dass Hitler auf die von Hindenburg verabscheute Autokratie definitiv verzichtet habe
  • Legte Vizekanzlerschaft Papens größten Wert. Wurde ihm zur Garantie dafür Hitler nicht ohne weiteres autokratisch regieren könnte
  • Papen gelang es, Hindenburg von überwindlicher Abneigung gegen Hit. als Mensch und von Misstrauen geg. Volkstribun zu kurieren, ihm überzeugung beizubringen, dass er Experiment stabilen Regierung mit dem Führer der stärksten Partei riskieren dürfte, wenn Papen, der die ganze Sympathie u das Vertrauen Hindenburgs hatte, als VK die Garantie bot, dass Hitler auf die von ihm verabscheute Autokratie definitiv verzichtet habe
  • Konzeption Vertrauen auf Papen gefasst + gefasst für Papen und mit ihm
  • Hindenburg Widerstand gegen Hitler abgebracht durch Papen, im Vertrauen auf den er schließlich das Experiment mit H gewagt hat
  • Widerstand gegen Hitler im Vertrauen pap aufgegeben
  • vertraute voll, volles Vertrauen

  • Überrumpelung alten Herren
  • Mangelnde politische Erfahrung durch Succurs politischer u verwaltungsmäßig routinierte Mitarbeitern ergänzt

  • glaubte menagieren zu können
  • frohgemut versprochen Schritte überwachen und lenken
  • Versprochen, erste Schritte als Staatsmann zu überwachen und zu lenken

  • Elend gescheitert mit Versuch NS zu politisieren und zivilisieren


Ablegungen: Sonstige

  • Meissner: pap eigenen Wunsch nach Wien um heimkehr der Ostmark dipolomatisch vorzubereiten
  • Jung klüger und gebildeter Hitler
  • nicht sicher ob Papen eventuell Einverständnis mit H gesprochen
  • Papen bereit, aus Resentiment sein Erstgeburtsrecht zu verkaufen [vorher nicht bereit (August) es um ein Linsengericht zu verkaufen (damals Volkstribun Konkurrenten nicht beiseitetritt), verkaufte es gegen Schleicher an Hi: Verhalf ihm gegen Schleicher Macht, wenn mitnahm (sollte mitnehmen)
  • Partei konnte nicht bei Stange halten. Zog Konsequenz und sprang ab. Nahm ein.
  • kämpferischen Mut bewiesen, konservative christliche Haltung bezeugt
  • Schleicher erwogen Papen gegebenenfalls das äußerste wagen würde. Rechnte wohl, dass er diesem Mann, von nicht allzu kritischen Verstand, Zeit und Stunde der Aktion bestimmen könnte [ihn lenken könnte].
  • Anfangs großer Bedeutung
  • großes Verantwortungsgefühl eingegeben


Ablegung: Papen

  • Papen hatte weite Kreise des deutschen Volkes durch seine gewinnende Art u durch das Verständnis, das seine Reden für Nöte [Bevölkerung/Zeit] erkennen ließ, persönlich eingenommen
  • kirchlich und konservativ
  • grober Schnitzer (1915), zugelernt und diplomatische politische Schäue entwickelt
  • Bildung nicht fundiert, übertraf aber Schnitt des Adels
  • Glänzender Reiteroffizier
  • verbot getröstet, aufgeräumt würde
  • Vorkämpfer für die Freiheit des Gewissens
  • Entschlossen Papen jeder Machtposition erstbesten Gelegenheit entfernen
  • fränzchen dazu zu dumm
  • freurigen Temperament Grundüberzeugungen vorgetragen
  • enges, geradezu intimes Verhältnis zu Hindenburg; merkwürdiges Verhältnis in dem Hindenburg zu Papen stand
  • Von Überzeugungen aus hatte er seinen Standort im Jahr Präsidentenwahlen eindeutig gewählt: stand an der Spitze im Kampf gegen den Massenwahn NS und Demagogie des Volkstribuns. Wahn freie Teil Volkes vertraute ihm
  • glaube nicht, dass er H.s taktisch politische Begabung unterschätzte


Ablegung: Jung

  • Jung Vorkämpfer und Märtyrer Separatismuskampf
  • irrtümlich ältesten Parteigenossen von 1920
  • Rede schien großem Verantwortungsgefühl eingegeben zu sein
  • Da man annahm, dass P. auf eigene Verantwortung udn also auch geg Hitler gehandelt hatte, war die Wirkung umso grösser
  • Jung konnte für Rede vielfältige, geprüfte und formulierte Anklage verwerten


Ablegungen: Röhm-Ernst-Heines

  • Obergruppenführer beherrschten mit Aufmärschen ihrer Leute überall das Straßenbild
  • Spannungen sehr hochgeworden. Röhm sammelte Fronde, in der Abenteurer und Freibeuertu nd Condottieri der Nachkriegszeit das Wort führten
  • Herr über Leben und Tod, Wahnwitz dieser Ursupation, gerechtfertigt durch Treubruch u schamlose moralische Verderbnis Röhm u seiner Freunde. Hitler gezwungen über Recht und Gesetz hinwegzusetzen um Volk vor Verderben zu retten
  • Längst der allgemeinen Verachtung preisgegebene Namen bekanntgegeben in Rede

(90: 1 [Deckel], 2 [leer], 3 [Inhaltsbeschreibung], 4 [leer], 5-6 [Sell an Cramon], 7-8 [hds], 9 [KP 1935], 10 [leer], 11-12 [hds], 13-20 [Moyzischewitz: Bericht über meine letzte Begegnung mit Herrn General am 29.6.1934], 21-22 (Aufzeichnung des Kämmerers Heiss über die Ermordung], 23 [Bemerkungen], 24 [leer], 25-28 [-> Zeitungsartikel: Der Klügste seines Standes], 29-31-33-35-37-39-41 [Schleicher gegen Groener], 30-32-34-36-38-40-42 [leer], 43-44g [Oberregierungsrat Jander an Gaudecker], 45-47-49-51-53-55-57-59-61-63-65-67-69-71-73-75-77 [Bemerkungen zu Otto Meissners Buch, 17 Seiten], 46-48-50-52-54-56-58-60-62-64-66-68-70-72-74-76-78 [leer], 79-81-83-85 [-> Manuskript], 80-82-84-86 [leer], 87 [Meissner an Gaudecker], 88 [leer], 89-90 [Deckel]


  • S. 5
    • Bl. 2
    • 6. Februar 1935
    • Seiner Exzelenz
    • dem Generalleutnant a.D., Herrn von Cramon, Geschäftührender Vorsitzender des Vereisn der Angehörigen des ehem. Generalstabes (Vereinigung Graf Schlieffen) E.V.
    • Berlin W.50
    • Ansbacherstraß 42/43
    • Hochverehrter Herr General!
    • Euere Exzellenz bitte ich, in nachstehender Angelegenheit vorstellig werden zu dürfen.
    • Ich erhielt die Mitteilung über den Zeitpunkt der diesjährigen ordentlichen Mitgliederversammlung am 28. Februar 1935 und das anschliessende gemeinsame Essen im Hotel Kaiserhof.
    • Die bevorstehende Mitlgiederversammlung gibt mir Veranlassung die Fragen aufzuwerfen:
    • 1.) Was ist von seiten des Generalstabsvereins geschehen, um die Frage der Gründe, die zur Erschießung der Generale von Schleicher und von Bredow am 30.6. bzw. 1.7.v.Js. geführt haben, zu klären?
    • 2.) Sind irgendwelche Vergehen oder gar Verbrechen der genannten beiden alten Kameraden festgestellt worden?
    • 3.) Falls nein, in welcher Weise wird sich der Generalstabsverein für die Rehabiliterung der Ehre dieser beiden zu Unrecht erschossenen Kameraden einsetzten?
    • 4.) Was wird gelegentlich der Mitgliederversammlung geschehen, um das Andenken dieser beiden unglücklichen Kameraden zu ehren, unter der Voraussetzung, dass sie ohne ein Verschulden niedergeschossen worden sind?
  • S. 6
    • Es bedarf Euer Exzellenz gegenüber wohl keiner besonderen Versicherung, daß die hier gestellten Fragen sich aus meinem kameradschaftlichen Verantwortungsbewusstein ergeben. Unabhängig von allen äußeren Umständen empfinde ich es als eine selbstverständliche Pflicht, für Kameraden, die zu uns gehört und ein ehrenvolles Leben der Pflicht als Soldaten hinter sich hatten, einzutreten und wenigstens noch zu erreichen, daß ihre Ehre nach außen hin gewahrt wird.
    • Mit dem Ausruck meiner vorzüglichen Hochachtung bin ich Euerer Exzellenz
    • sehr ergebener
    • Unterschrift [Sell]


  • Seite 9:
    • Bl. 4
    • Berlin, den 26. März 1935. Unter den Linden 36
    • Liebe gnädige Frau!
    • Zu meiner Genugtuung und Freunde habe ich gehört, dass die letzte Versammlung des Generalstabsvereins endlich die von der Mehrzahl aller alten Offiziere ersehnte Ehrenerklärung für Ihren armen Bruder, meinen alten Jugendfreund, gebracht hat. Ich benutze diese Gelegenheit, um Ihnen zum Ausdruck zu bringen, wie sehr ich es empfinde, dass nach den grauenhaften Monaten, die Sie so tapfer durchkämpft haben, auch für Sie und Ihre arme Frau Mutter eine kleine Entspannung und Beruhigung eingetreten ist, die Ihren Schmerz und Ihre Trauer lindern werden. Seien Sie überzeugt, dass ich das herzlich mitfühle, wie ich all das Schreckliche mitempfunden habe, das Ihnen das Schicksal auferlegt hat.
    • Ich bitte Sie versichert zu sein, dass ich ihm und seiner lieben Frau, die ihre Treue mit dem Tode besiegelt hat, stets ein freundschaftliches Erinnern bewahre.
    • Mit der Bitte, auch Ihrer alten Mama, Frau von Hennigs und der Kleinen mein Mitempfinden und meine Grüsse zu übermitteln, verbleibe ich mit einem Handkuss.
    • Ihr, aufrichtig ergebener
    • Wilhelm

[grüße mutter hennigs u schleicher]

  • S, 21
    • Bl. 10
    • An einem Vormittage gegen 10 Uhr - das Datum ist mir nicht mehr in Erinnerung (30.6.1933?) ließ mich der damalige Landrat des Kreises Teltow Könnecke nach seinem Dienstzimmer rufen udn rief mir bei meinem Eintreten aufgeregt zu: "Politischer Mord! General von Schleicher ist diese Nacht in seiner Wohnung in Neubabelsberg erschossen worden. Mörder flüchtig. Wir müssen beide sofort nach Neubabelsberg fahren. Sie kannten ja General von Schleicher genau. Sie müssen die Leiche rekognoszieren!"
    • Im Anschluss an diese Worte rief er telephonisch den damaligen Gaugeschäftsführer der NSDAP, Gau Mark Brandenburg Polack an und teilte diesem ebenfalls den Vorfall mit. Als er diesem gegenüber auch die Worte "Politischer Mord" gebrauchte, antwortete P.: "Quatsch, politischer Mord, alles Programm!"
    • Wir fuhren dann mit dem Landratsauto nach Neubabelsberg zur Rosenbergschen [Wolffschen] Villa am Griebnitz-See, die General von Schleicher gemietet hatte. Beim Betreten der Diele sahen wir noch die leeren Sekt-Flaschen sowie viel Tafel-Silber usw. stehen, ein Zeichen, daß am Abend vorher ein opulentes Essen stattgefunden hatte. Beim Betreten des Zimmers rechts von der Diele sahen wir die Leiche des Generals von Schleicher lang ausgestreckt liegen, bekleidet mit einem hellbraunen Sportanzug, kurzen Hosen. Einige Schritte weiter, halb im Durchgange nach dem Nebenzimmer lag die Leiche der Frau von Schleicher, ebenfalls völlig bekleidet. Wir hatten aber kaum die Zimmer betreten, als der SA-Führer Graf von Helldorff eintrat und - nachdem er den Landrat Könnecke (bisher deutschnationaleer Landtagsbageordneterund daher dem Grafen Helldorff bekannt) - begrüßt hatte, sofort auf meien Person zeigend frug: "Was will der Zivilist hier?" Landrat Könnecke antwortete: "Das ist mein Kreiskämmerer Heiß; er kannte den General von Schleicher genau und soll die Leiche rekognoszieren." Graf Helldorff antwortete: "Dazu brauchen wir keinen Zivilisten, das machen wir selbst!" Ich verließ darauf das Zimmer und wartete vor dem Hause. Wenige Minuten später erschien eine ältere Dame mit einem 14 bis 15 Jahre alten gut gekleideten Mädchen, wie ich später hörte, der Stieftochter des Generals von Schleicher und betraten das Haus. Sie kamen aber sehr bald - anscheinend auch auf Geheiß des Grafen Helldorff - wieder heraus und entfernten sich. Ich erhielt dann vom Landrat Könnecke den Auftrag, ein Auto zu besorgen und die Leichen nach dem Kreiskrnakenhause in Nowawes schaffen zu lassen. Diese habe ich getan. Es kam dann das Krankenauto des Kreiskrankenhauss und schaffte unter Aufsicht des damaligen Oberarztes Dr. Ney die Leichen nach der Leichenhalle des Kreiskrankenhauses in Nowawes. Wie mir der Chefarzt, ärztl. Direktor Dr. Schulze (Leibarzt des Kaisers) am nächsten Tage telephonisch mitteilte - ich war damals ua. auch der Dezernent für die Kreiskrankenhäuser - sind die Leichen an dem betreffenden Tage vormittags von dr Gestapo abgeholt worden. Dr. Schulze hat dabei darauf geachtet, daß die Leichen die wertvollen Schmucksachen noch auf dem Körper hatten. Lanrat Könnecke hat mir später gesprächsweise ezrählt, daß General von Schleicher erschossen worden sei, weil er bei einer Konferenz geäußert haben soll: "Wir weichen nur der Gewalt!" und wiel er Verbindung mit dem abtrünnigen Georg Strasser aufgenommen haben sollte.
  • S. 22
    • Von den vorgenannten Personen dürfte- außer meiner Person - wohl niemand mehr leben:
    • Graf Helldorff - erhängt,
    • Landrat Könnecke - bei einem Autounfall tödlich verunglückt,
    • Oberarzt Dr. Ney - hat sich erschossen, war mit einer Jüdin verheiratet
    • Ärztlicher Direktor Dr. Schulze - kurz vor 1939 an Herzleiden verstorben

[heiss vormittag 30 juni landrat teltow, könnecke in dienstzimmer gerufen, teilte mit schle pol mord opfer gefallen, mörder flüchtig, verlangt zusamme neubabelsberg fahren, soll leiche rekogniszieren da kannte] [rief gauegschäftsführer polack an teilte vorfall mit, bemerkung pol mord "quatsch pol mord, alles programm!] [ betreten zimmer recht diele sahen leiche ausgesteck liegen, halb im durchgan nach nebenzimme lag frau] [helldorfff erschien frage was will der zivilist, kämmerer heiß kann schl u sol lleiche rekognoszieren, brauchen wir keinen zivlisten, da machen wir selsbt; verließ zimmer ,wartete vor haus; dame mit gutgkeleideten mädchen, betraten haus wohl geheiss helddorff wieder heraus; könnecke auftrag auto besorgen leichen nowawes schaffen, kam krankenauto kreiskrnakenhauses schaff aufsich dr ney leiche leichenhalle kreiskrankenhauses] [chefarz schulze teilte tel mit vormittag 1 juli gestapo abgeholt] [geacht wertvollen schmucksachen leichen noch auf körper hatten] [könneck erzhätle grun schl erschoss konf geäsus wir weichen ur der gewalt u verbindu str aufgenommen haben soll][könnecke verunglückt, ney erschoss jüd, dr schule 39 herzleiden verotrben]


  • S. 43
    • Bl. 21
    • Oberregierungsrat a.D. Jander
    • Ratingen, den 12. April 1951, Röntgenstraße 3
    • Sehr verehrte gnädige Frau!
    • Auch Sie werden es Sich wohl kaum vorstellen können, wie mich Ihre Antwort auf meinen Brief erfreut hat. Betrachte ich uns doch, - ich bitte Sie, mit diese Bemerkung nicht verübeln zu wollen, - sozusagen als Verbündete, und zwar im Kampfe gegen den nachwirkendne Fluch jener braunen Pest, die unser armes Volk in das entsetzlichste Unglück aller Zeiten gestürzt, die Ihnen Ihren trefflichen Bruder und mit meinen einzigen Jungen geraubt hat, der in dem von dem böhmischen Gefreiten ebenso leichtfertig entfesselten, wie stümperhaft geführten Kriege sein blühendes, hoffnungsvoll Leben hat opfern müssen.
    • Sie betrachten es, wie ich sehe, als Ihren Lebensaufgabe, das Bild Ihres Herrn Bruders von dem Schlacken nationslozialistischer Verunglimpfungen zu säuberen und nachzuweisen, daß er den Willen und die Kraft hatte, uns vor diesem grauenvollen Schicksal zu bewahren, wenn die maßgebenden Stellen ihn nur nicht "fünf Minuten vor zwölf Uhr" im Stich gelassen hätten. Gregor Strasser wartete doch nur auf eine günstige Gelegenheit, in sein Ministerium einzutreten. Ich kann mich noch deutlich auf die Rundfunkansprache besinnen, die Ihr Herr Bruder damals als Reichskanzler hielt. Ich bin überzeugt, daß Meißner an der darauf folgenden verhängisvollen Entwicklung ein gerütteltes Maß von Mitschuld trägt.
    • Da ich nach Ihrem Briefe annehmen zu können glaubte, daß es Ihnen nicht unlieb sein wird, noch auf weitere Unstimmigkeiten in Meißners Buch aufmerksam gemacht zu werden, so elraube ich mir, als Anlage 1 eine Ausarbeitugn beizulegen, die zur Veröffentlichung bestimmt war, die ich aber wegen ihrer Länge bisher in einer Zeitung oder Zeit-
  • S. 44
    • schrift noch nicht habe unterbringen können. Sie können diesen Aufsatz in der Ihnen geeignet erscheinenden Weise verwenden. Nur möchte ich Sie darum bitten, etwaige Veröffentlichungen in der Presse nur nach vohreriger FÜhlungnahme mit mir ins Auge zu fassen. Da ich Meißners Buch einigermaßen kenne, wäre ich auch gern bereit, den Aufsatz zu erweitern und zu ergänzen, wenn etwa die in Ihrem Brief erwähnte Stelle in München dies wünschen sollte. Denn es lässt sich natürlich noch viel darüber sagen, z.B. hinsichtlich des Hindeburgschen Testaments. Auch hier sagt Meißner bestimmt nicht alles, was er weiß.
    • Als ich im Dezember v.J. meine Bemerkungen über das Buch nieerschrieb, war mir das Urteil im Wilhelmsttraßen-Prozess, sowie auch verschiedene andere einschlägige Veröffentlichungen noch nicht bekannt. Sonst hätte ich mich weniger zurückhaltend ausgesprochen.
    • Aus dem in Anlage 2 beigefügten Aufsatz können Sie, sehr verehrte gnädige Frau, ersehen, was ich als Nicht-Pg, nachdem ich seit einiger Zeit in den Ruhestand getreten bin, jetzt als meine Lebensaufgabe ansehe: soweit es in meinen Kräften steht, zu verhindern, dass jene braune Seuche noch einmal aufzuflackern beginnt. Denn das wäre entsetzlich! Auch diesen Aufsatz erlaube ich mir, Ihnen unter den oben erwähnten Voraussetzugnen zu zu weiterer Verwendung zu überlassen.
    • Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Sie, sehr veehrte gnädige Frau, mir diesen Briefe nich zu verübeln, sondern ihn so, wie er gemeint ist, beurteilen werden.
    • In aufrichtiger Hochachtung verbleibe ich Ihr
    • Ihnen serhr ergebener [Unterschrift]

  • S. 87
    • Bl. 43
    • Abschrift des Antwortbriefes von Meissner
    • Neuhaus bei Schliersee d.10.3.51
    • Breitensteinstr. 8
    • Sehr geehrte gnädige Frau!
    • In Beantwortung Ihres Schreibens vom 27. v.M. will ich Ihnen das Recht Ihren so tragisch ums Leben gekommenen Bruder zu verteidigen, in keiner Weise absprechen, aber ich muss Ihnen doch mein Erstaunen darüber zum Ausdruck bringen, dass Sie sich - lediglich auf das gestützt, was Sie nur aus der persönlichen Perspektive Ihres Bruders vom Hörensagen wissen - ein Urteil über die politische Vorgänge jener Jahre anmassen und meine auf persönliche Erlebenisse und sorgfältiges Aktenstudium sich aufbauende sachliche Darstellung als unrichtig bezeichnen.
    • Unter den vielen persönlichen Zuschriften, die ich seit dem Erscheinen meines Buches erhalten habe, waren mehrere von früher hohen Offizieren und Politikern - Hindenburg Sohn u. Papen sind hierbei nicht gemeint - die mir schrieben, dass sie im allgemeinen mit meiner Beurteilung der damals massgebenden Persönlichkeiten übereinstimmten mit Ausnahme desjenigen Schleichers, den ich wohl in Erinnerung an alte freundschaftliche Beziehungen viel zu günstig beurteilt hätte! Sie irren auch, gnädige Frau, wenn Sie sich auf Gessler, Brüning, Groener u.a. berufen; deren tatsächliches Urteil über Schleicher war - wenn sie auch sie äussere Form wahrten - doch wesentlich anders als Sie annehmen. Ich habe hierüber erst vor einigen Monaten mit meinem alten Freunde Gessler gesprochen.
    • Über die Anhaltungspunkte für die Vermutung einer Verbindung Schleichers zu Röhm will ich mich hier nicht äussern.
    • Mit allem Nachdruck muss ich mich gegen Ihre absprechenden Bemerkugnen gegen Hindenburg verwahren. Die historische Persönlichkeit u. charakterliche Grösse des verewigten Feldmarschalls und Reichspräsidenten kann allerdings durch Angriffe Ihrerseits nicht beeinträchtigt werden.
    • Hochachtungsvoll
    • gez Dr. Meissner, Staatsminister a.D.

  • S. 23
    • Bl. 11
    • Die Villa Griebnitzstrasse, in der wir wohnten, gehörte Otto Wolff.
    • Leere Flaschen und Silber können niemals in der Diele gestanden haben, da sich eine Anrichte neben der Essstube befand. Auch war es unmöglich, dass das Silber am nächsten Morgen nicht fortgeräumt war.
    • Eli war nicht gleich tot; es wurde von uns telefonisch ein Krankenwagen aus dem Krankenhaus Nowawes angefordert. Lonny fuhr sofort nach der Rückkehr aus der Schule mit Frau Nitka - ihrer Tante in unserem Auto ins Krankenhaus.
    • Kurtchen wurde nachmittgas im Auto in die Leichenhalle des Krankenhauses Noawes gebracht, wo Eli schon war. Ich bin täglich dort gewesen, auch 3 x mit der allen Hausgenossen. Meine Tochter, Lonny und ich waren zugegen, als - auf meine Bitte - am Abend vor dem Begräbnis die Särge geschlossen wurden. In der Nacht von dem Begräbnis wurden die Särge von der Gestapo gestohlen. Der Chefarzt durfte es uns erst am nächsten Tag kurz vor dem Berägnis mitteilen.
    • Der Schmuck wurde mit gleich am Mordtag übergeben, ich musste quittieren. Die beiden Ringe meiner Schwägerin bekamen wir am 1. Tag im Krankenhaus ausgehändigt.

[frau "eli" nicht tot, krankenwagen angefordert familie] [tochter fuhr mit nitka nach schule wagen krnakenhaus] [familie suche Leichenhalle nowawes dreimal mit Hausgenossen auf; gaudecker, lonny und tochter zugegen als Särge geschlossen wurden am abn vor begräbnis; Särge in Nacht vonGestapo gestohlen, erst kurz vor Begräbnis chefarzt mitgeteilt] [Schmuck schwester mordtag übergeben gegen quittung] [Schleicher nahcmittags leichenhalle krankenhauses gebracht, frau schon da] [hausgemeinschaft: ehepaar, Tochter; Haushälterin, Chauffeur, Dienstmädchen; Schwester + tochter, Mutter, Cousine (Ottony Nitka)]


Maiterlaübersicht

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  • Material

    • Archivalien:
      • Aufzeichnung von Pabst
      • Brief von Müldner (NL Müldner)
      • Briefwechsel Pa-Schl (Fonds 503)
      • Aufzeichnung Staatsanwalt

    • Literatur:
      • Bernstoff: General
      • Eschenburg
      • Hammerstein: Stoßtrupp
      • Hayes: Question Mark
      • Nowack
      • Nürnberger Protokolle
      • Papen: Gasse
      • Plehwe: General
      • Rheinbaben: Kaiser
      • Strenge: Bredow
      • Teske: Vergangenheit (darin Abschrift Moyzischewitz)
      • Vogelsang: General

    • Urkunden:
      • 2 Sterbeurkunden Schleicher; Sterbeurkunde Güntel;