Benutzer:Worms3/Valentinus-Verehrung in Worms

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Zur Valentinusverehrung in Worms - von St. Andreas nach Liebfrauen

Ekkart Sauser schrieb im Biographisch- Bibliographischen Kirchenlexikon: „Worms hat in der Verehrung des Valentinus seit dem Mittelalter bis in unsere Gegenwart eine zentrale Rolle in Deutschland“; doch „liegen die Anfänge dieser Verehrung in dieser Stadt ins Dunkel gehüllt“ .

So lag es nahe, den Wormser Valentinuskult einmal näher zu erforschen. Urkundlich erstmals 1311 belegt, wurde St. Valentinus bis 1802 im Andreasstift und wird seit 1805 in Liebfrauen verehrt. Wann sich die späterhin sehr bedeutsame Wallfahrt entwickelt hat, ist jedoch nicht bekannt.

Zur Entstehung der Heiligenverehrung

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Die Geschichte der Heiligenverehrung beginnt mit der Märtyrer- Verehrung, als deren frühestes Zeugnis das Martyrium des Bischofs Polykarp von Smyrna um 160 n.Chr. zu gelten hat. Ursprünglicher Ort der liturgischen Heiligenverehrung war das Grab, über dem eine Kapelle bzw. Grabkirche (Cometerialbasilika) errichtet und diesem Heiligen bzw. dieser Heiligen geweiht wurde (dedicatio). Durch Übertragung (translatio) von Reliquien an andere Orte konnte diese Verehrung vervielfacht werden. Auch die Apostel – außer Johannes – galten von Anfang an als Märtyrer. Wahrscheinlich führte der Märtyrerkult dazu, dass man bald auch die Gräber von angesehenen Nicht- Märtyrern in hohen Ehren hielt. Der Märtyrerkult – und damit die Heiligenverehrung – breitete sich von Osten her über Nordafrika bis nach Rom aus: Als erster römischer Martyrer hat Papst Fabianus († 250) zu gelten. Nach der „Konstantinischen Wende“ zu Beginn des 4. Jh. und der für die Kirche einsetzenden Friedenszeit erweiterte sich der Kreis der kultisch Verehrten jetzt ganz erheblich, zumal der Kaiser selbst an der Verbreitung sehr interessiert war. Die seit dem Ende des 5. Jh. erscheinenden „Gesta Martyrum“, die besonders der Belehrung der Pilger auf den jetzt häufiger werdenden Wallfahrten zu den Märtyrergräbern dienten, begünstigten nachfolgend auch das Aufkommen von Legenden .

Zur Ausbildung und Weiterentwicklung des Valentinus-Kultes

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Valentinus wird als Bischof von Terni/Umbrien und als Märtyrer in Rom verehrt. Er gilt als Patron für viele Kranke, insbesondere der Epileptiker. Seine Attribute sind: 1. Schwert, 2. Krüppel und 3. Hahn. Zu 1.: Das Schwert gilt als allgemeines Marterwerkzeug der Märtyrer. Zu 2.: Der Legende nach soll Valentinus den verkrüppelten Fuß des Sohnes eines römischen Rhetors geheilt haben. In der deutschen Sprache hat man wohl „Valentin“ mit „fallen“ assoziiert, so dass man ihn vor allem für die „Fallende Krankheit“ (= Epilepsie) in Anspruch nahm. Zu 3.: Der Hahn steht in der christlichen Symbolik für „Auferstehung“, „Wiederkunft Christi“, „Sieg des Lichtes über die Macht der Finsternis“; alles Elemente, die man mit einem „Mann Gottes“ in Verbindung zu bringen pflegt. Zur Person und Frühgeschichte der Verehrung gibt es keine gesicherten Nachrichten. Als älteste Quelle hat die „Liberianische Bischofsliste“ des sogenannten „Chronographen“ von 354 zu gelten, worin von einer Basilika, „quae appelatur Valentini“ am 2. Meilenstein der Via Flaminia berichtet wird, die z.Zt. Papst’ Julius I. (337-52) erbaut wurde und damit zweifelsfrei als alte Kultstätte gelten darf . Das „Martyriologium Hieronymianum“ (5.Jh.) führt Valentinus als Märtyrer von Interamma (= Terni) an und die Vita Papst Zacharias’ (742- 52) erwähnt auch eine Basilika in Terni. Bzgl. der römischen Basilika wird in der Vita berichtet, dass sie zwischenzeitlich zwar zerstört, jedoch zwischen 625 und 649 wieder aufgebaut worden sei; noch Mitte des 8. Jh. ist auf einem Friedhof aus dem 4. Jh. eine St. Valentinus geweihte Basilika nachweisbar. Auch die mittelalterlichen Itinerare bezeugen in der Tat eine Verehrung des Heiligen in dieser Kirche. Über den Zeitpunkt der Verehrung von Heiligen geben uns die Heiligenkalender Auskunft. In den beiden ältesten römischen Sanktoralien, der „Depositio martyrum“ (1. Hälfte d. 4. Jh.) mit 23 Heiligengedenktagen, und dem sogenannten „Veronese“ (6. Jh.) mit 39 Gedenktagen ist Valentinus nicht verzeichnet, was keinesfalls bedeuten muss, dass er damals liturgisch nicht relevant war. Erstmals erscheint sein Name im Sanktorale „Gregorianum Hadrianum“ (8. Jh.), das 84 Heiligenfeiern im Rahmen der päpstlichen Liturgie verzeichnet. Bis zum Jahre 1960 wird Valentinus immer wieder aufgeführt, doch in dem nach dem II. Vatikanischen Konzil zusammengestellten „Calendarium Romanum“ fehlt sein Name, nicht dagegen in dem noch heute gültigen Sanktorale der anglikanischen Kirche von 1928. In dem Regionalkalendarium für das deutsche Sprachgebiet von 1975 fehlt der 14.02. als Valentinstag, dagegen wird der 7.1. (= eigentlicher Gedenktag eines rätischen Valentin) genannt. Hagiographisch erscheint Valentinus erst im 6. Jh. als Presbyter in Rom, der unter Kaiser Claudius Gothicus am 14. Februar 268 bzw. 269 an der Via Flaminia enthauptet und dessen Gedächtnis in der dortigen Basilika gefeiert worden sei. Die später unter dem Einfluss des römischen Kults entstandene „Passio Valentini“ sieht in dem Heiligen den Bischof von Terni, der zur Heilung eines Gelähmten nach Rom gerufen und dort wegen seiner Bekehrungserfolge nach Verweigerung eines Opfers an die Götter Roms enthauptet worden sei. Drei von ihm bekehrte Männer sollen seinen Leichnam bei Nacht nach Terni zurück gebracht haben, wofür sie dann aber selbst zum Tode verurteilt und in seiner Nähe beigesetzt worden seien. Die unsichere Quellenlage mit den Hinweisen auf Bestattungen in Rom und Terni hat gelegentlich die Vermutung genährt, es könne sich um zwei Märtyrer gleichen Namens gehandelt haben, wovon jedoch nicht auszugehen ist; vielmehr wird man annehmen müssen, dass der Kult von Rom aus nach Terni gekommen ist, oder umgekehrt. So muss es unentschieden bleiben, wo die Original-Reliquien und wo die Berührungsreliquien („brandea“) beigesetzt worden sind. Aus Pilgerberichten des 7. Jh. erfahren wir bereits von einer relativ weiten Verbreitung des Valentinus- Kultes in Italien. Bis zur Zeit Gregors der Großen (†604) weigerten sich die Päpste, Körperreliquien ihrer Heiligen herauszugeben; denn es galt als Sakrileg, deren Körper anzufassen; lediglich Berührungsreliquien („brandea“) wurden vergeben. Erst Papst Bonifatius IV. (608- 15) änderte diese Praxis: Nachdem er 28 Wagen voller Reliquien und brandea aus verschiedenen Cometerien und Katakomben nach Rom hatte bringen lassen, begann er eine großzügige Reliquienvergabe. In der Zeit zwischen Anfang des 8. bis Mitte des 9. Jh. gelangte zur Festigung des karolingisch-fränkischen Bündnisses die Verehrung der stadtrömischen Heiligen verstärkt auch nach West- und Mitteleuropa. Allein von Bonifatius ist bekannt, dass er von seinen drei Romaufenthalten zwischen 719 – 32 viele Reliquien nach Deutschland mitgebracht hat . Im 11./ 12. Jh. erfolgte die Translation einer Hauptreliquie Valentins (aus Terni?) nach Kloster Jumièges in der Normandie, wobei es sich wahrscheinlich um einen Reliqiendiebstahl handelt. Von hier aus nimmt man eine starke Ausstrahlung des Valentins- Kultes nach Norden und Westen an; was auch von der Tatsache gestützt wird, dass Kloster Jumièges nach 1066 aktiv an der Neuordnung der kirchlichen Verhältnisse in England beteiligt war. In Frankreich, Belgien und England fällt der Todestag Valentins (14. Februar) mit dem sogen. „Tag der Vogelhochzeit“ zusammen, dem Zeitpunkt also, wo sich die Vögel zu paaren begannen. Daraus hat sich sehr bald der „Tag der Liebenden bzw. der Verlobten“ mit Valentin als Patron entwickelt. Späterhin hat sich dieser Valentins- Brauch im gesamten anglo- amerikanischen Raum ausgebreitet und nach dem II. Weltkrieg auch Deutschland erreicht. Valentin als „Beschützer der Liebenden“ tritt somit als neue Qualität neben den traditionellen „Patron der Kranken“ . In Deutschland sind 10 Orte bekannt, wohin sich Wallfahrten zur Verehrung Valentins von Terni herausgebildet haben: Nach dem Alter des dort feststellbaren Kultes sind das: Worms/ Bistum Worms (später Mainz), Kiedrich/ Bistum Mainz (später Limburg), Ober- Olm/ Bistum Mainz, Diepoltskirchen/ Bistum Augsburg, Mertesheim/ Bistum Speyer, Großköchlham/ Bistum München-Freising, Mainz/ Bistum Mainz, Thonstetten/ Bistum München- Freising, Limbach/ Bistum Freiburg und Krumbach/ Bistum Augsburg. 5 Wallfahrtsorte ( Kiedrich, Mainz, Ober- Olm, Mertesheim und Limbach ) liegen im weiteren Umfeld von Worms; so dass es möglich -nicht jedoch belegbar- ist, dass von hier aus der Valentinus- Kult im Mittelrheingebiet beeinflusst worden ist.

Exkurs zum rätischen Valentinus

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Ein zweiter, vermutlich aus England stammender Valentinus soll im 5. Jh. in Noricum und Rätien gewirkt haben. Er hat in Obermais bei Meran als Stützpunkt für seine Wanderpredigten eine Kirche gegründet, von der man annimmt, dass sie an der Stelle der heutigen Valentinus-Kapelle gestanden hat. Dieser Valentin starb am 7.Januar 470 oder 475. Seine Gebeine kamen zunächst auf die Zenoburg in Meran; Herzog Tassilo von Bayern brachte sie 764 nach Passau, wo sie 1652 bei einem Stadtbrand vernichtet wurden. Auch er gilt als Patron für arme und kranke Menschen, ebenso für das Vieh. Die Identität des Obermaiser bzw. Passauer Valentin ist allerdings umstritten, so dass sich auch der vor allem in Südtirol, Bayern und Österrech ausbreitende Kult mehr auf Legenden als auf historisch verlässliche Quellen stützen kann. Allein in Österreich lassen sich 27 Orte feststellen, die diesen rätischen Valentinus verehren. Beide Valentins-Überlieferungen flossen häufig ineinander, was eine Verbreitung im Mittelalter eher beförderte als hemmte. Der rätische Valentinus hat für Worms keine Bedeutung.

Die Valentinus-Verehrung in Worms

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Was Herkunft und Alter des Wormser Valentinus-Kultes anbetrifft, so tappt man weitgehend noch im Dunkeln. Für die wohl ursprünglich am St. Andreasstift angesiedelte Valentinus-Verehrung ist historisch lediglich gesichert: Die stiftseigene, 1141 urkundlich erwähnte St. Silvester-Kapelle trägt erstmals 1311 das Doppelpatrozinium Silvester und. Valentinus; dieses Datum hat somit als „Terminus post quem“ zu gelten: das heißt spätestens seit 1311 ist St. Valentin in Worms mit Sicherheit verehrt worden.

Worms könnte allerdings schon sehr viel früher mit diesem Heiligen in Berührung gekommen sein, wenn man einem Visitationsbericht des Wormser Weihbischofs Würdtwein – eines übrigens recht bedeutenden Kirchenhistorikers – über das Andreasstift aus dem Jahre 1786 Glauben schenken wollte: Demzufolge wäre der Kult „ab immemoriali tempore“ – „vor undenkbarer Zeit“ – eingeführt worden; und es spräche einiges dafür, dass St. Valentin ursprünglich schon in „St. Andreas in monte“ verehrt worden ist, noch zu einer Zeit also, bevor das Stift um das Jahr 1020 von Bischof Burchard an seinen späteren Platz „intra muros“ versetzt worden war. Der Visitationsbericht weist zur Absicherung seiner Behauptung darauf hin, dass „noch heute“ – also 1786 – zum Andreastag an einem Valentinsaltar bei den Reuerinnen ein Valentins-Gedenken stattfände. Außerdem vermutet der Bericht, dass die Valentins-Kapelle schon bei der Verlagerung des Andreasstifts in die Stadt die „Andacht zu Valentin“ übernommen habe. Es darf vermutet werden, dass der Wormser Bistumsleitung noch 1786 – später dann verloren gegangene – Dokumente vorlagen, die den Weihbischof mit solcher Bestimmtheit seine Feststellungen hatten treffen lassen. Muss man diesen Feststellungen des ausgehenden 18. Jh. auch mit etwas Vorsicht begegnen, so darf daraus doch auf jeden Fall geschlossen werden, dass St. Valentin schon sehr früh in Worms eine bedeutende Verehrungsstätte gefunden haben muss. Wenn zur wissenschaftlich fundierten Terminierung der Anfänge der Wormser Valentinus-Verehrung auf die Zeit vor dem Jahre 1000 zwar auch die historisch eindeutigen Belege fehlen, so bieten sich doch analoge Querverbindungen an, die zumindest die Möglichkeit eines recht frühen Kultes in Worms eröffnen: Es sei daran erinnert, dass die Päpste seit dem 8. Jh. den Reliquien-Transfer nach West- und Mitteleuropa förderten, um so die Bindung der fränkischen Kirchen an Rom zu festigen; Bonifatius beispielsweise hatte bekanntlich in dieser Intention Anfang des 8. Jh. viele Reliquien aus Rom mitgebracht und an deutsche Kirchen verteilt. Auch Wormser Bischöfe waren in königlichem bzw. kaiserlichem Auftrag zwischen dem 8. und 10. Jh. mehrmals in Rom, so zum Beispiel Erembert (769), Berenhar (799 u. 809), Samuel (847) und Hildibald (996). Schaab und Beissel vermuten in diesem Zusammenhange, dass Berenhar oder Samuel Anfang des 9. Jh. die Cyriacus-Reliquien für das Stift Neuhausen mitgebracht habe. Somit wäre es auch gut vorstellbar, dass Reliquien des in Rom damals hoch verehrten Valentinus einem der Wormser Bischöfe anvertraut worden waren. Dann hätte die Spanne zwischen 800 und 1000 durchaus als der Zeitraum zu gelten, in den man den Beginn des Wormser Valentinus-Kultes annehmen könnte. Da seit dem 11./12. Jh. ein Teil der Hauptreliquie Valentins in Jumièges aufbewahrt wurde, wäre eine Aufnahme seines Kults in Worms auch erst seit dieser Zeit vorstellbar; denn schon in früheren Jahrhunderten lassen sich Einflüsse aus dem nordfranzösisch-niederländischen Raum auf unser Gebiet feststellen. Besonders seit Ende des 13.Jh. bemühten sich die Wormser Bischöfe um eine Intensivierung des religiösen Lebens und dabei insbesondere auch um die Förderung der Heiligenverehrung. An der seit 1311 mit dem Doppelpatrozinium Silvester und Valentinus ausgestatteten St. Andreas zugehörigen Kapelle dürfte sich spätestens in der Folgezeit diese sehr bedeutende Wallfahrt entwickelt haben: mit ähnlicher Wertschätzung wie die Marien-Wallfahrten zu „Unserer Lieben Frau“ im Wormser Kollegiatstift Liebfrauen. Auf den Umstand, dass diese beiden Wallfahrten zu den bedeutenderen im spätmittelalterlichen Europa gehört haben müssen, weist einmal Mitte des 15. Jh. Johannes Wolff (Lupi), Pfarrer der Frankfurter St. Peters-Kirche, hin, wenn er Worms als Wallfahrtszielort in einer Reihe mit Einsiedeln, Aachen, Rom und Santiago de Compostela aufführt. Zum andern verfügte 1519 auch Jakob Heller, ein sehr reicher, jedoch kinderloser Frankfurter Kaufmann, testamentarisch, dass seine Erben, um Heil für seine Seele zu erwirken, unter anderem nach Rom, Köln, Aachen und Worms zu pilgern hatten. Während Teile der Valentinus-Reliquien zeitweise auch in der zum Dom gehörigen St. Ulrichs-Kapelle aufbewahrt wurden, muss das Andreasstift spätestens um die Wende des 13./14. Jh. die Valentinus- Verehrung seiner stiftseigenen Silvester/ Valentinus-Kapelle übertragen und dafür auch ein Stiftsmitglied, in aller Regel einen Vikar, als Kaplan bestellt haben. Für die Zeit von 1345- 1501 konnten für die Valentins- Kapelle die folgenden 7 Kapläne/ Vikare ermittelt werden:

  1. Rudolf von Crumpach (1345–68): Von 1345 VI 11 bis 1368 III 31 ist er Vikar von St. Andreas und in dieser Zeit vermutlich auch Kaplan der Silvester-Valentins-Kapelle, wenn er auch nur in 1364 IV 23 ausdrücklich in dieser Funktion bestätigt wird. Er verpachtet 1345 ein hinter der Kapelle liegendes Grundstück (Feld) für eine Jahrsgült von 16 Unzen Heller an den Schuster Henlinus Gerekin und dessen Frau Agnes mit der Auflage, dass ihnen bei Umbauarbeiten der Kapelle kein Licht weggenommen werden dürfe; außerdem verpachtet Rudolf noch seinen Garten an der Kapelle solange, wie er selbst keinen eigenen Nutzungsanspruch erheben müsse, für jährlich 4 Liter reines Öl für die Lampen in der Kapelle. Noch 1364 wird ihm diese Jahresgült von 16 Unzen und 4 Liter Öl bestätigt, allerdings werden jetzt Johann von Bechtheim und seine Frau Metze als Pächter genannt. Für dasselbe Jahr erfahren wir zudem noch, dass sich Rudolfs Haus wie das Konrads von Dreysen an die Kapelle anlehnt. Weiterhin wird erwähnt, dass der Kaplan 1365 I 14 aus der Verpachtung der Güter bei der Kapelle sowie in der Roxheimer-Gemarkung jährlich eine Korngült von 11 Maltern erhält.
  2. Nicolaus Lupi (1407–60): Er war von 1407 IX 29 bis 1418 XII 18 Kaplan an der Kapelle, gleichzeitig jedoch auch Vikar in der Magnus-Plebanie des Andreasstifts. 1418 verzichtet er auf seine Kaplan- Stelle, um dafür ein Kanonikat an St. Andreas einzutauschen; 1425 wird er Vikar am Wormser Dom, 1428 Kantor in St. Andreas, 1429 Kanoniker in St. Martin zu Worms, 1459 schließlich auch noch Pfarrer in Kirchheim/ Diözese Mainz.
  3. Conradus Affenbohel (1418–20): er hat 1418 eine Provision für die Valentins- Kapelle, wobei es nicht sicher ist, dass er diese Pfründe auch erhalten hat; 1420 ist er Pfarrer in Blödesheim, außerdem bewirbt er sich als Frühmessner in der St. Michaels- Kapelle bei Westhofen.
  4. Johannes Hiltebrant (1426–53): Er ist Vikar an St. Andreas und zugleich Kaplan in der Valentins- Kapelle.
  5. Alexander von Mondenhaym (1455–69): Er war ein eifriger „Pfründensammler“; wie lange er insgesamt Kaplan an St. Valentin war, ist nicht feststellbar; belegt ist diesbezüglich nur das Jahr 1469. Er hat weitere Praebenden: Kanonikat in Liebfrauen Worms, Pfarrer in Pfiffligheim, Vikariat in St. Marien in Pfalzel/ Diözese Trier, Vikariat in St. Rupert in Worms sowie in St. Johannes in Worms, Bewerbungen bzw. Provisionen für Kanonikate in St. Andreas in Worms und in Mariengreden in Mainz, Provisionen für Vikariat im Dom und in der Katharinenkapelle in Trier.
  6. Nicolaus Listrat (1496): Kaplan in St. Valentin.
  7. Jakobus Textoris (1469–1502): Er hat sich 1469 um die Kaplansstelle in der Valentinskapelle beworben, es ist nicht sicher, wann und wie lange er dieselbe inne gehabt hat. 1502 ist er als Vikar an St. Andreas belegt.

Dass nur für ca. 65 Jahre „eigene“ St. Silvester/ St. Valentinus-Kapläne ermittelt werden konnten, hängt sicherlich auch damit zusammen, dass häufig Vikare des Andreasstifts diese Funktion „mit“ zu übernehmen hatten, ohne dass man diese Tatsache besonders erwähnte.

Zwischen 1301 und 1461 wurden für das Andreasstift insgesamt 10 „indulgentie“ (Ablassbriefe) ausgestellt, wovon sich 4 direkt auf die Stiftskirche, 1 auf die daran angebaute Marien- bzw. Katharinenkapelle, 4 auf die Silvester/Valentinus-Kapelle und 1 auf die Klause bei dieser Kapelle beziehen. Im Blick auf die 10 Indulgenzien darf angenommen werden, dass von Anfang des 14. bis Mitte des 15. Jh. ein starker Zustrom hilfesuchender Wallfahrer von nah und fern nach St. Andreas zu Worms sowie zu seinen Kapellen einsetzte: zur geistlichen Erbauung der Pilger und mit sicher nicht ganz unbeträchtlichem materiellen Gewinn für das Stift in seinen vielfältigen Verpflichtungen. Die Begründung von 1379 zur Gewährung eines Ablasses für das Andreasstift wirft jedoch ein besonderes Licht auf die Erwartungen der damaligen Christen: „Christi fideles eo libentius ad devotionem confluent, quo ibidem uberius dono celestis gratie conspexerint se refectos“, d. h. die Christen strömen dorthin am liebsten, wo sie das Geschenk der göttlichen Gnade empfangen dürfen. Allerdings schränkt der Text ein, dass dies immer in Erwartung der „misericordia Dei“ zu geschehen habe und dass als wichtigste Vorbedingung überhaupt zu gelten habe, dass man „vere penitendes et confessi“, d.h. in echter Bußgesinnung, ankomme . Die folgenden 4 Indulgenzien wurden direkt der Silvester/ Valentinus- Kapelle gewidmet: die Indulgenz von 1301, ausgestellt vom Wormser Bischof Eberwinus von Kronberg; die Indulgenzien von 1303 und 1311, ausgestellt vom Wormser Bischof Emicho von Schöneck; die Indulgenz von 1404, ausgestellt vom Wormser Bischof Eckard von Ders. Da es sich bei allen Ablassbriefen um annähernd gleichlautende Inhalte handelt, muss es sich 1303, 1311 u. 1404 um jeweilige Neuauflagen der Indulgenz von 1301 handeln, womit der dringende Förderungsbedarf dieser Kapelle eindrucksvoll unterstrichen wird. In der „indulgentia“ von 1301 erfahren wir: Der Besuch dieser zumAndreasstift gehörenden Kapelle wird dringend empfohlen. Dafür gewährt der Wormser Bischof „omnibus vere penitentibus“, d.h. allen wirklich Bußfertigen, einen 40-tägigen Ablass, wenn sie an einem der folgenden 35 Festtage sowie den jeweils unmittelbar nachfolgenden 8 Tagen „mit ehrfürchtigen Gebeten“ zur Kapelle kommen und auch noch zur Aufbesserung ihrer „luminaria et ornamenta“ beitragen: Silvester, Weihetag der Kapelle, Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Christi Himmelfahrt, 4 Feste des Heiligen Kreuzes, 12 Apostelfeste, Michael, Johannes der Täufer, Stephan, Laurentius, Nicolaus, Martin, Katharina, Margarete, 5 Marienfeste; späterhin auch noch an St. Valentin. Bei einem Blick auf den Indulgenzbrief von 1321/ 22 für die Marienkapelle werden die üblichen Auflagen für die Pilger noch verdeutlicht:

  • an all diesen Tagen muss die Heilige Messe mitgefeiert werden.
  • man soll der „fabrica luminaria“ Schmuck oder „anderes Nützliche“ überlassen.
  • der Kapelle kann man vermachen: Testamente, Gold, Silber, Kleidung sowie „alia caritativa subsidia“.
  • wer dem Corpus Christi, dem heiligen Öl oder einem sonstigen heiligen Attribut begegnet oder wer den abendlichen Glockenklang vernimmt, der soll das Knie beugen und 3 „Ave Maria“ beten.
  • man soll über den Friedhof gehen und für die dort in Christo Ruhenden fromm und demütig 1 „Vater unser“ und 1 „Engel des Herrn“ beten.

Kranzbühler sieht die Ausstellung der Indulgenzien von 1301 und 1303 teilweise auch noch im Zusammenhang mit dem großen Stadtbrand von 1242 und der daraus nach wie vor resultierenden Notwendigkeit des Wiederaufbaus dieser Kapelle; dagegen scheinen allerdings die beiden Briefe von 1311 und 1404 eher mit den sich seit dem 14. Jh. immer stärker anbahnenden Valentinus-Wallfahrten in Verbindung zu stehen. Kardinal Pileus verleiht 1380 VIII 20 allen Pilgern, die die Klause der 3 Frauen (2x Agnes und 1x Katharina) bei der Kapelle St. Silvester/Valentinus besuchen und auch materiell unterstützen, einen Sündenstrafenablass von 100 Tagen. Von der Existenz dieser Klause erfährt man erstmals 1344 VIII 7, als ihr ein Zins von 4½ bis 5 Pfund Heller überschrieben wird, den Klausnerinnen aber im Gegenzug vom Andreasstift aufgetragen wird, dafür Sorge zu tragen, dass immer ein Kaplan-Deputat für den Mess-Dienst in der Silvester/Valentinus-Kapelle verfügbar ist .

Die Wormser Valentinus-Verehrung hat besonders seit der 1. Hälfte des 15. Jh. größere Bedeutung und Beachtung erlangen können, wie an den Reliquienübertragungen von 1454 nach Kiedrich/ Rheingau sowie von 1468 nach Breslau (und von dort im 17.Jh. nach Kulm/ Weichsel) ablesbar ist . Auch in den Bereich des Wormser Bistums hat die Valentinus-Verehrung offensichtlich ausgestrahlt, wie 3 Valentinus-Patrozinien vermuten lassen: bei der - Pfarrkirche Wieblingen bei Heidelberg , - Kapelle Bann bei Landstuhl , - Kapelle Wollenberg bei Mosbach . Inwieweit die beiden Kapellen- Patrozinien mit dem Wormser Kult in ursächlichem Zusammenhang stehen, lässt sich nicht nachweisen. Dass Valentinus für Wieblingen von besonderer Bedeutung gewesen sein muss, lässt das älteste erhaltene Gemeinde-Siegel mit der Umschrift: „S. de gericht zu wiblingen“, wahrscheinlich aus dem 15. Jh., vermuten, das einen Bischof mit Hahn – in der darstellenden Kunst oft ein Signum für den heiligen Valentinus – und einen Schild mit kurpfälzischem blau-weißen Rautenmuster zeigt. Möglicherweise ist das Wieblinger Pfarrkirchen- Patrozinium von St. Andreas aus über die „Zwischenstation“: Heilig-Geist-Stift/ in Heidelberg initiiert worden ist. Für die 951 von Kloster Lorsch errichtete, 1147 König Konrad III überlassene und 1461 an die Kurpfalz verpfändete Pfarrkirche Wieblingen wird 1496 im „Wormser Synodale“ das Heidelberger Heilig-Geist-Stift als kollations- und zehntberechtigt ausgewiesen. In der Hl.Geist-Kirche wurde das „Studium Generale“ an der1386 vom Wormser Bischof sowie vom Pfälzer Kurfürsten errichteten Universität Heidelberg eröffnet, 1413 wandelte der Pfälzer Kurfürst Ludwig III. das Gotteshaus in ein Kollegiatstift um, vornehmlich zur Versorgung der Heidelberger Professoren. Es lässt sich nun feststellen, dass bis 1543 insgesamt 25 Heidelberger Dozenten in St. Andreas und in Hl. Geist bepfründet waren: davon 17 gleichzeitig an beiden Stiften, 8 hingegen zuerst in St. Andreas und dann in Hl. Geist. Allein zwischen 1402-1455 waren 10 Professoren an beiden Stiften bepfründet. Insbesondere die 3 Doctores Bartholomäus Herkenroye von St. Trond, Gerhard Brant von Deventer und Dietmar Treysa von Fritzlar hatten über 3–4 Jahrzehnte ihre Präbenden sowohl in Worms als auch in Heidelberg. Bekanntlich strahlte die Valentinus-Verehrung nach dem 11./12. Jh. von der Normandie (Jumièges) über die Niederlande bis ins Rheinland aus. Herkenroye und Brant könnten somit schon in ihrer Heimat von Valentin erfahren und jetzt im Wormser Bistum eine besondere Aufgeschlossenheit für dessen Kultentfaltung entwickelt haben. So erscheint eine Übertragung des Valentinus-Patroziniums und -Kults in den ersten Jahrzehnten des 15. Jh nach Wieblingen als wahrscheinlich.

Selbst noch für das 16. Jh. (1548 XI 30), also eine Zeit, in der sich in Worms die Reformation schon stärker ausgebreitet hatte, ist uns eine „Litera super conservatione capelle Sancti Silvestri“ überliefert, aus der wir einen Eindruck von der noch immer zu beobachtenden Valentins-Begeisterung bekommen können: Zuerst wird mitgeteilt, dass die Dotation des Benefiziums des dort zuständigen Vikars, der bei der Valentins- Kapelle auch ein Haus bewohnt, bei weitem nicht mehr zur Existenzsicherung ausreicht, weswegen die Stifts-Fabrik von St. Andreas in aller Regel mit einem namhaften Betrag einspringen muss. Sodann folgt die Bekanntgabe eines Beschlusses des St. Andreas-Kapitels, sich auch weiterhin „hier in diesem Kirchlein“ zu engagieren, da dort, besonders z. Zt. des Valentins-Festes sowie der damit zusammenhängenden Wallfahrten und Besuche, seit einigen Jahren eine „große Menge milder Gaben“ einginge, die auch dem Stift zum Vorteil gereichte. Genannt werden: Geldbeträge, Hühner „und andere Dinge“. So sei es geboten, dass der zuständige Vikar „pro tempore quantum possibile“, also so lange wie möglich, in seinem Haus bleiben und sich der eingehenden Erträge erfreuen solle. Möglicherweise ist die inzwischen schlechter dotierte Kaplans-Pfründe an der Valentinus-Kapelle schon eine Auswirkung des in den letzten beiden Jahrzehnten eingetretenen konfessionellen Umbruchs in Worms, doch ist es umso erstaunlicher, dass trotzdem die Besuche in St. Valentin nicht abzureißen scheinen, sicher ein Zeichen für den hohen Popularitätsgrad dieser Wallfahrt. Die offensichtlich tiefe Verwurzelung der Wormser Valentinus-Verehrung im Volksbewusstsein zeigen auch einige Vorgänge, wie sie der schon erwähnte Visitationsbericht von 1786 anführt: Beim Kustos von St. Andreas werden 2 sog. „Valentinstücher“ aufbewahrt, in die, wie ein beigefügtes Pergament mit der Aufschrift „St. Valentin“ beweist, die „authentica“, d. h. die Valentins-Reliquien selbst bzw.ein Zertifikat über die Echtheit der Reliquien, eingeschlagen waren. Diese Tücher wurden gelegentlich abgeholt, um sie gichtkranken Kindern und Frauen „bei schweren Geburten“ aufzulegen, „um dieselben durch des Heiligen Fürbitte bei Gott bald genesen zu lassen“. Für die Ausleihe der Tücher wird keine Gebühr verlangt; gefordert wird lediglich: erstens, dass man bei der Abholung ein „attestum“ des zuständigen Pfarrers vorlege und zweitens, dass die Tücher „sauber und in Ehren gehalten sein sollen“. Diese Haltung eines volkstümlichen Gottvertrauens hat lange Tradition, denn schon von Valentin von Terni wird berichtet, dass sein Leichnam sowohl in Terni als auch in Rom begraben sei; wobei es als echte Bestattung galt, wenn man entweder den Körper des Verstorbenen oder die Tücher („brandea“), in die der Corpus des Verstorbenen eingewickelt war oder die ihn berührt hatten, beerdigte. Der sog. „Berührungsreliquie“ wird nämlich dieselbe Heilswirkung beigemessen wie der eigentlichen Corpus-Reliquie . Wenn uns auch für die Zeit bis zum 16. Jh. keine Hinweise darauf vorliegen, wie sich die Stiftsgemeinschaft insgesamt zu der im Volke sehr beliebten Valentinsverehrung verhalten hat, so lässt doch eine Notiz aus dem 18. Jh. darauf schließen, dass man sich diesem Kult nicht entziehen wollte: Der Wormser Weihbischof von Merle konnte nämlich nach seiner Visitation des Andreasstifts im Jahre 1740 feststellen, dass bis zu dem großen Stadtbrand von 1689 alljährlich zum Valentinstag alle Stiftskanoniker von St. Andreas zur Valentinus-Kapelle gezogen seien, um dort das Hochamt zu feiern; anscheinend doch ein Hinweis darauf, dass St. Valentin als ein wesentlicher Bestandteil in die streng-feierliche Stiftsliturgie mit einbezogen war, was zweifellos auf seine hohe Wertschätzung auch beim Kapitel schließen lässt. Auch das Monasticon Wormatiense weiß davon zu berichten, dass sogar noch 1794 in der Valentinuskapelle an bestimmten Tagen („statis diebus“), insbesondere aber am Valentinstag (14. Februar), in Anwesenheit einer großen Menschenmenge feierlicher Gottesdienst zelebriert worden sei . Wie bereits erwähnt, waren noch 1454 Valentinus-Reliquien in der Ulrichs-Kapelle aufbewahrt worden. Es ist auch mit Sicherheit anzunehmen, dass spätestens 1311 ein Teil der Reliquien in die Silvester/Valentinus-Kapelle gekommen ist. Alle Wormser Valentinus-Reliquien scheinen beim großen Stadtbrand von 1689 untergegangen zu sein. Die Verehrung von St. Valentinus ging jedoch ohne Reliquien und nur mit „brandea“ weiter bis zum gewaltsamen Ende des Andreasstifts während der politischen Umbruchszeit des Jahres 1802.

Für die Wallfahrt wurde jetzt eine große Kirche gesucht. Am Dom zeigte man sich wegen der hier angesiedelten Sebastian- Bruderschaft weniger interessiert. Dem letzten Dekan von St. Andreas, Franz Kilber, ist es schließlich zu verdanken, dass die Valentinus- Verehrung an anderer Stelle in Worms weitergeführt werden konnte. Nach der Stiftsauflösung 1802 war Liebfrauen Pfarrkirche geworden. Kilber übergab nun dem Liebfrauen- Pfarrer Nutz eine Valentinus- Skulptur aus dem 17. Jh. und regte gleichzeitig an, die Valentinus- Verehrung weiterzupflegen. Der Mainzer Bischof Colmar stellte am 12. Februar 1805 eine Genehmigung darüber aus, dass alljährlich das Votiv- Fest des heiligen Valentin (14. Februar) in der Liebfrauenkirche feierlich begangen und zugleich von den Gläubigen ein „Vollkommener Ablass“ gewonnen. werden könne. Jedoch schon 1811 wurde Liebfrauen wieder für den Gottesdienst geschlossen und der Gemeinde St. Martin zugeordnet. Solange Liebfrauen als Pfarrei bestanden hatte, war das Valentins- Fest in Liebfrauen gefeiert worden. Viele Bittschriften von ehemaligen Pfarrangehörigen, aber auch von Katholiken und Protestanten aus der ganzen Stadt erreichten nun Bischof Colmar, er möge die Kirche wieder für den Gottesdienst zur Verfügung stellen. Daraufhin durfte der St. Martins- Pfarrer Winterholler im Jahre 1816 die Kirche für Gottesdienste wiedereröffnen. Besonders Parrer Reuß machte sich um die Rettung der Kirche verdient, indem er 1860- 68 eine Generalüberholung des Bauwerks durchführen ließ. So konnten wieder an bestimmten Tagen, insbesondere an Marienfesten und am Valentinstag, hier Gottesdienste gefeiert werden. 1875 schenkte dann die Kiedricher Pfarrei einen Teil der 1454 aus Worms erhaltenen Reliquien wieder zurück. Am 1. August 1898 wurde Liebfrauen Pfarrkuratie und widmet sich seitdem mit besonderem Eifer der Pflege der alten Wallfahrtstraditionen. Der alte Brauch des Auflegens der Valentins-Tücher wird übrigens noch heute in etwas abgeänderter Form fortgeführt: Am Valentinstag wird im Rahmen des Wallfahrtsgottesdienstes ein in einer Kapsel gefasstes echtes Reliquienpartikel den Gläubigen zur Verehrung auf die Stirne aufgelegt.

Auch dieses Valentinus- Lied gehört zum festen Bestand des Gottesdienstes am Valentinstag :

1. Du in Gottes Herrlichkeiten, über allem Los der Zeiten,
Selig mit den Seraphin, mächtig mit den Cherubin:
Sieh herab von deinen Stufen, hör uns hier auf Erden rufen.
Sei du unser Schutzpatron, Valentin am höchsten Thron.
2. Steig herab in unsre Mitte,höre jedes Herzens Bitte,
rede Trost der Trauer zu, gib Bedrängten Seelenruh.
Lindre alle stillen Leiden durch den Abglanz deiner Freuden.
Sei du…
3. Schütze, was den Leib ernähret, dass sich Fried und Wohlstand mehret,
Halte fern der Armut Not, Krankheit, Pest und jähen Tod,
Walt’ um unsre Erdengüter, sie erfreuen die Gemüter.
Sei du…
4. Doch vor allem unsre Seelen deinem Schutz wir anbefehlen;
Bitte, dass der Gnade Licht unserm Pfad erlösche nicht.
Hilf uns die Versuchung zwingen, dass wir deinen Lohn erringen.
Sei du…
5. Schütz die Unschuld unsern Kindern, Reu und Buß erweck den Sündern;
Trübsinn, Angst und Zweifelsqual flieh vor deines Friedens Strahl.
Bitte, dass die Liebe walte und die Herzen froh erhalte.
Sei du…
6. Unsre Bitten, unsre Lieder, lege sie vor Jesus nieder,
Dass durch deine Lieb’ und Treu’ er uns allen gnädig sei.
Dir als Kinder hingegeben, nimm uns an in Tod und Leben.
Sei du…
  • Josef Schork, Zur Valentinus-Verehrung in Worms. In: Archiv für hessische Geschichte und Altertumskunde. Neue Folge 68. Band 2010, S.27-48.