Benutzer:Wolff-BI/PSA-Dichte

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Die Maßzahl des Tumormarkers PSA ist, statistisch gesehen, auch abhängig von der Größe der Prostata. Deshalb kann der PSA-Wert relativ zur Größe der Prostata – die sogenannte PSA-Dichte (engl. PSA density) – berechnet werden. Hierbei wird die Maßzahl des PSA [ng/ml] durch das sonographisch oder magnetresonanztomographisch bestimmte Volumen der Prostata (ml) geteilt.[1] Die Maßeinheit der PSA-Dichte ist ng/ml/ml, wird teilweise aber auch, mathematisch korrekt, als ng/ml² angegebenen[2], ebenso wie ng/ml/cc[1].

Die Höhe der PSA-Dichte korreliert mit der klinischen Signifikanz eines Prostatakarzinoms, insbesondere bei kleineren Prostatae. Bei einer PSA-Dichte kleiner 0,09 ng/ml/ml besteht eine Wahrscheinlichkeit von unter 4 % für das Vorliegen einer bösartigen Erkrankung der Prostata.[1][2] Entsprechend der Höhe der PSA-Dichte werden vier Risikogruppen für das Vorliegen einer relevante bösartige Veränderung der Prostata (ISUP-Grade ≥ 2) unterschieden[1].

Risikogruppe niedrig mittel-niedrig mittel-hoch hoch
PSA-Dichte [ng/ml/ml] < 0,10 0,10 - 0,15 0,15 - 0,20 ≥ 0,20

Eine wesentliche Einschränkung bei der Verwendung der Prostata-Dichte stellt die fehlenden Standardisierung der Volumenbestimmung sowie unterschiedliche Ergebnisse in Abhängigkeit von der Untersuchungsmethode dar. Hierbei entsprechen die Messergebnisse im MRT recht gut der wahren Größe gemessen nach Entfernung des Organs. Beim transrektalen Ultraschall wird die Größe der Prostata im Vergleich zum MRT eher unter-, beim transabdominale Ultraschall eher überschätzt. Von der Bestimmung transabdominal wird aus diesem Grund abgeraten.[1]

Die PSA-Dichte kann verwendet werden, um die Vorhersagewahrscheinlichkeit für bösartige Veränderung der Prostata, insbesondere im Rahmen einer Magnetresonanztomographie (MRT), zu verbessern.

Nach einer Metaanalyse und systematischen Übersichtsarbeit von 2024 war bei einem unklaren MRT-Befund bezüglich eines bedeutenden Krebsrisikos (Likert score/PI-RADS: Stufe 3) die Wahrscheinlich eines solchen Krebs nur ca. 5 %, wenn die PSA-Dichte nicht größer als 0,10 ng/ml/ml war.[3]

Die European Association of Urology (EAU) und fünf andere Fachgesellschaften gaben in ihrer gemeinsamen Leitlinie zum Thema Prostatakrebs von 2024 zur Frage der Anwendung der PSA-Dichte folgende Empfehlungen heraus[1]:

  • Wenn das Vorliegen einer bösartigen Erkrankung der Prostata auf dem Boden einer MRT-Untersuchung (sehr) unwahrscheinlich (Likert score/PI-RADS: Stufe 1 oder 2) und die PSA-Dichte kleiner als 0,20 ng/ml/ml ist, besteht ein niedriges und damit akzeptables Risiko von maximal 8% für eine bösartige Veränderung ISUP-Grade 2 oder höher. Entsprechend sollte eine Probeentnahme aus der Prostata (systematische Biopsie) nur dann in Erwägung gezogen werden, falls ein erhöhtes Krebsrisiko durch einen Tastbefund oder eine familiäre Vorbelastung besteht.
  • Bei unklarem MRT-Ergebniss (Likert score/PI-RADS: Stufe 3) und einer PSA-Dichte kleiner als 0,10 ng/ml/ml, besteht ebenfalls nur ein niedriges Risiko (4%). Eine gezielte Biopsie sollte nur in Erwägung gezogen werden, falls ein erhöhtes Krebsrisiko durch einen Tastbefund oder eine familiäre Vorbelastung besteht.
  • Eine Biopsie sollte ab einem mittel-niedrigem Risiko (Likert score/PI-RADS ≤ 2 + PSA-Dichte ≥ 0,20 ng/ml/ml oder Likert score/PI-RADS 3 + PSA-Dichte > 0,10 ng/ml/ml) in Betracht gezogen werden ("consider biopsy").
  • Ab einem Likert score/PI-RADS 3 + PSA-Dichte ≥ 0,20 ng/ml/ml liegt ein hohes Risiko (28%) für eine Veränderung ISUP-Grade 2 oder höher vor, so dass eine Biopsie erfolgen sollte ("perform biopsy").

Das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) empfiehlt seit 2019, aktualisiert Ende 2021, bei erhöhtem PSA-Wert und Likert score ≤ 2 oder negativer Biopsie eine PSA-Folgemessung nach 3 bis 6 Monaten unter Verwendung der PSA-Dichte. Eine (erneute) Prostatabiopsie solle Patienten bei einem starken Verdacht auf Prostatakrebs (PSA-Dichte > 0,15 ng/ml/ml oder PSA-Anstiegsgeschwindigkeit > 0,75 ng/ml/Jahr oder eine starke familiären Belastung), unter Berücksichtigung von Lebenserwartung und Komorbiditätenen empfohlen werden.[4]

  1. a b c d e f P. Cornford, R. C. van den Bergh, E. Briers, T. Van den Broeck, O. Brunckhorst, u. a.: EAU-EANM-ESTRO-ESUR-ISUP-SIOG Guidelines on Prostate Cancer-2024 Update. Part I: Screening, Diagnosis, and Local Treatment with Curative Intent. In: European urology. [elektronische Veröffentlichung vor dem Druck] April 2024, doi:10.1016/j.eururo.2024.03.027, PMID 38614820, S. 33f und 38, (Review), PDF.
  2. a b Tobias Nordström, Olof Akre, Markus Aly, Henrik Grönberg, Martin Eklund: Prostate-specific antigen (PSA) density in the diagnostic algorithm of prostate cancer. In: Prostate Cancer and Prostatic Diseases. Band 21, Nr. 1, April 2018, ISSN 1365-7852, S. 57–63, doi:10.1038/s41391-017-0024-7 (nature.com [abgerufen am 19. April 2024]).
  3. Wang S, Kozarek J, Russell R, Drescher M, Khan A, Kundra V: Diagnostic Performance of Prostate-specific Antigen Density for Detecting Clinically Significant Prostate Cancer in the Era of Magnetic Resonance Imaging: A Systematic Review and Meta-analysis. In: Eur Urol Oncol. 7. Jahrgang, Nr. 2, 2024, S. 189–203, doi:10.1016/j.euo.2023.08.002, PMID 37640584 (nih.gov).
  4. Prostate cancer: diagnosis and management (NG131). National Institute for Health and Care Excellence, 15. Dezember 2021, abgerufen am 22. April 2024 (englisch).