Benutzer:WMK-karlsruhe/Suchtfaktoren

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Als Sucht wird eine psychische oder physische Abhängigkeit von einer Substanz oder einem Verhalten bezeichnet. Hierbei löst der Konsum einen Rausch oder positive Gefühle aus, welche sich wiederum auf das Belohnungszentrum im Gehirn auswirken. Suchtverhalten ist folglich auf eine Fehlregulierung im Gehirn zurückzuführen. Zu den Symptomen zählen das Verlangen nach dem Suchtmittel, der Kontrollverlust über den Konsum, eine Abstinenzunfähigkeit, die Gewöhnung an die Wirkung des Suchtmittels und Entzugserscheinungen bei Abstinenz.[1][2]

Eine Sucht kann sich in den unterschiedlichsten Bereichen entwickeln, welche sich in stoffgebundene und stoffungebundene Süchte unterteilen. So zählen die Abhängigkeit von Alkohol, Cannabis oder Nikotin zu den stoffgebundenen Süchten, während die Internetsucht, da sie an Verhaltensweisen anknüpft, zu den stoffungebundenen Süchten zählt.

Kennzeichnend für die Internetsucht ist der ständige Drang, online zu sein. Da das Internet zahlreiche menschliche Bedürfnisse anspricht (wie beispielsweise nach Kommunikation, Anerkennung, Zuwendung, Liebe, Glück, Sex etc.), ergeben sich hier unterschiedliche Bereiche, um eine Sucht zu entwickeln. Eine Spiel- oder Kaufsucht oder das exzessive Nutzen von Internetforen sind beispielhafte Ausprägungen einer Internetsucht. Sie kann auch in Kombination mit anderen Suchtformen auftreten.

Bei einer Alkoholsucht spielen verschiedene individuelle Faktoren eine Rolle. Der Verlauf einer Alkoholabhängigkeit zeichnet sich jedoch meist durch einen zunehmenden Konsum aus. Die Betroffenen beginnen heimlich zu trinken und verlieren die Kontrolle über ihren Alkoholkonsum. Es treten körperliche Entzugserscheinungen auf sowie tiefgreifende körperliche und psychische Beschwerden.

Bei der Entstehung einer Nikotinabhängigkeit wirkt sich der Nikotinkonsum unter anderem durch eine Ausschüttung von Dopamin auf das Belohnungszentrum im Gehirn aus. Langanhaltender Konsum gewöhnt das Gehirn mittels neu entstandener Rezeptoren an Nikotin. Aufgrund der Assoziation des Zigarettenrauchens mit bestimmten Situationen – Kaffeetrinken, Mittagspausen – gestaltet sich der Ausweg aus der Sucht als besonders schwierig.

Die sogenannten Cannabinoide (z. B. THC: Delta-9-Tetrahydrocannabinol) sind verantwortlich für die vielfältigen psychotropen Auswirkungen von Cannabiskonsum. Diese reichen von Gelassenheit und Euphorie bis hin zu Panik und Übelkeit. Vor allem der Mischkonsum mit weiteren Substanzen wie Alkohol oder Medikamenten ist dabei mit erheblichen gesundheitlichen Risiken behaftet.[2][3]

Wie entsteht eine Sucht?

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Eine Sucht entsteht meist schleichend und die genaue Entwicklung verläuft individuell.[4][5] Die Grenzen zwischen einem (gefährlichen) Konsum, Missbrauch einer Substanz und einer Sucht sind fließend.[1] Im Folgenden soll die Entstehung einer Sucht beispielhaft am Suchtmittel Alkohol veranschaulicht werden.

Der erste Schritt auf dem Weg zur Entstehung einer Sucht ist das „Erste Mal“, bei dem man eventuell aus Neugier den ersten Schluck Alkohol probiert. Ein Einflussfaktor ist dabei auch die Orientierung an der Gruppe.[4]

Es folgt die Phase der Gewöhnung. Gute Erfahrungen mit Alkohol werden auch auf andere Situationen übertragen und es wird zur immer leichteren Gewohnheit, in bestimmten Situationen Alkohol zu trinken.[4] Dabei kann der Alkohol im Körper immer schneller abgebaut werden und man muss mehr davon trinken, um in den gleichen berauschenden Zustand zu kommen.[6]

Auch der sogenannte Belohnungseffekt und eine Konditionierung tragen ihren Teil dazu bei, dass eine Sucht entsteht. Trinkt man Alkohol, wird verstärkt der Botenstoff Dopamin im limbischen System des Gehirns ausgeschüttet. Das limbische System ist unter anderem für das Wohlbefinden verantwortlich. Ein Belohnungseffekt tritt ein und man fühlt sich gut.[6] Das körpereigene Belohnungssystem wird aber zunehmend gestört durch den Einfluss von Alkohol. Irgendwann führt der viele Konsum aber auch zu negativen Emotionen und Alkohol wird getrunken, um sich Linderung zu verschaffen.[6][7]

Darüber hinaus kann ein ehemals neutraler Reiz auf das Verlangen nach Alkohol konditioniert werden. Ein solcher neutraler Reiz ist zum Beispiel eine Situation, die ein/e Betroffene/r aber mit Alkohol assoziiert, sodass irgendwann die Situation allein ausreicht, um ein starkes Verlangen nach Alkohol hervorzurufen.[6]

Wird es unausweichlich, diesem starken Verlangen nach Alkohol nachzugeben, ist die psychische Abhängigkeit erreicht. Um die körperlichen Entzugssymptome zu lindern, muss außerdem fast stetig Alkohol getrunken werden.[2] Hinzu kommt, dass sich dabei ein sogenanntes Suchtgedächtnis im Belohnungssystem entwickelt. Selbst nach langer Abstinenz ist also die Gefahr hoch, bei Alkoholkonsum schnell wieder rückfällig zu werden.[1]

Suchtmodell, eigene Darstellung

Die Entstehung von Sucht wird mithilfe einiger Modelle erklärt. Da Sucht nicht auf einen einzelnen Faktor zurückgeführt werden kann, sondern auf einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren beruht[4], werden die Suchtfaktoren in den Modellen kombiniert.

Das bekannteste und am weitesten verbreitete Suchtmodell ist das „Modell der Trias“ oder auch Suchtdreieck genannt und wurde 1973 von Kielholz und Ladewig veröffentlicht. Es beinhaltet die Komponenten Mensch, Umwelt und Suchtmittel[8]. Dadurch ist es ein bio-psycho-sozialer Erklärungsansatz, der hilft, Suchtentstehung zu erklären. Die komplexen Einflüsse werden so in die drei Themen eingeordnet[9]. Die Suchtfaktoren beeinflussen einander und lösen nur unter bestimmten Voraussetzungen eine Sucht aus.

Ein weiterführendes Modell ist das „Fünf-Faktoren-Modell“. In diesem wird unterteilt in gesellschaftliche Rahmenbedingungen wie Moral, Entstehungszusammenhänge wie die vom Alter abhängende Vulnerabilität, Anlässe, Voraussetzungen wie die Existenz eines Vorbildes und die begünstigenden Faktoren wie biografische Umstände[10].

Suchtfaktoren (LK+HS, Ed.: KS+SL)

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Die verschiedenen Suchtfaktoren lassen sich in drei Gruppierungen einteilen, die das Suchtmittel, die Umwelt und die Person betreffen. Innerhalb dieser Einteilung der Suchtfaktoren kommt es zu Überschneidungen und gegenseitiger Beeinflussung.(Q15) Die Entstehung einer Sucht kann auf das Zusammenspiel mehrerer Faktoren zurückgeführt werden.[11] (Q15)

Bei der Suchtentstehung spielen neurobiologische Lernvorgänge eine Rolle. Der Konsum eines Suchtmittels führt durch die vermehrte Ausschüttung von Botenstoffen zu einem Belohnungseffekt, der mit einem angenehmen Empfinden verknüpft ist. Langfristig entstehen dadurch Veränderungen im Gehirn, die zur Hervorrufung negativer Gefühle führen. Eine Einnahme der Substanz führt dann zu einer Linderung der Missstimmung[11].(Q15) Das Suchtpotenzial variiert je nach Suchtmittel.[11] (Q15)

Auch die Verfügbarkeit der Substanzen[6] (Q16) und die Beschaffungsmöglichkeiten[11] (Q15) beeinflussen das Risiko einer Suchtentstehung. Ein niedriger Preis und ein einfacher Zugang erleichtern die regelmäßigen Einnahme.

Der Konsum einiger Substanzen wird durch durch die gesellschaftliche Akzeptanz legitimiert, dazu zählen Alkohol, Tabak und ärztlich verschriebene Medikamente[11] (Q15). Des Weiteren wird der Konsum von Alkohol und Tabak in Deutschland staatlich nicht eingeschränkt.[12] (Q 8)

Faktoren für Sucht sind auch durch die Umwelt geprägt. Dazu gehören die Familie, die soziale Gemeinschaft und das Berufsumfeld.

Liegt bereits eine desolate Familienstruktur vor, ist es wahrscheinlicher einer Sucht zu verfallen. Gewalt, Missbrauch, Konflikte und Vernachlässigung sorgen für ein erhöhtes Risiko, eine Sucht zu entwickeln. Sie können zu unangenehmen Erinnerungen und Traumata führen, die Betroffene später versuchen zu verdrängen[6] (Q16). Liegt bereits ein Substanzkonsum in der Familie vor, so ist die Grundlage für Sucht im näheren Umfeld geschaffen. Auch die Billigung oder Befürwortung von Suchtmitteln durch Eltern oder Erziehungsberechtigten können einen Konsum anregen[7]. (Q14)

Peer-Groups sind ein ausschlaggebender Faktor, der zu Suchtentwicklung führen kann. Besonders Personen mit einem niedrigen sozioökonomischen Status[7] (Q14) verfallen dem Gruppenzwang oder erhoffen sich Anerkennung und Beliebtheit. Befindet man sich in einem Umfeld mit Süchtigen, steigt die soziale Akzeptanz mit der Einnahme des Suchtmittels[6] (Q16). Das eigene Suchtpotenzial ist vor allen dann erhöht, wenn man durch andere zum Konsum verleitet wird[2] (Q17). Andererseits können auch soziale Faktoren wie Mobbing zu einer Sucht führen, wenn die negativen Gefühle versucht werden zu mildern.[11] (Q15) Besonders gefährdet sind in diesen Situationen Jugendliche.[7] (Q14)

Auch das Umfeld in der Schule oder im Beruf kann Einfluss auf die eigene Suchtentwicklung nehmen. Schlechte Leistungen und hoher Leistungsdruck können ein Faktor sein. Ein anderer Faktor ist ein begrenzter Entscheidungsspielraum oder das Empfinden, keine Kontrolle über die eigenen Handlungen zu haben. Sowohl im Bildungs- als auch im Arbeitssektor kann Überforderung und Konkurrenzdruck auftreten, was eine Sucht auslösen kann.[7] (Q14)

Zu den oben genannten umweltbezogenen Risikofaktoren addieren sich persönliche Faktoren, darunter auch genetische. In Zwillings- und Familienstudien wurde festgestellt, dass eine biologische Veranlagung für Sucht besteht und beispielsweise das Risiko einer Alkoholabhängigkeit durch bestimmte Gen-Konstellationen begünstigt wird[6] (Q16). Genetische Faktoren haben hier einen doppelt so großen Einfluss wie Umweltfaktoren.[13] (Q10)

Liegen bereits andere psychische Erkrankungen[2] (Q17) vor, wie Angststörungen, Depressionen, Aufmerksamkeitsdefizit- oder Hyperaktivitätsstörung, beeinflusst dies das Risiko der Suchterkrankung. Dazu zählt ebenfalls eine antisoziale Persönlichkeitsstörung[6] (Q16). Die Behandlung der genannten Erkrankungen kann mittels Medikamente mit erhöhtem Suchtpotential erfolgen, worauf das Ansteigen des Risikos einer Suchtentstehung gründet.[14]

Persönliche Faktoren können auch eine ungenügende Stressbewältigungsstrategie, eine geringe Konfliktstrategie, ein schwaches Selbstwertgefühl[11] (Q15), zu hoher Leistungsdruck, Überforderung, Schlafstörungen oder Schmerzzustände sein[7] (Q14). Der Konsum eines Suchtmittels aktiviert in diesen Situationen das Belohnungssystem der Betroffenen und mildert somit kurzfristig die unangenehmen Symptome ab.[13] (Q10)

Bestimmte Situationen können zu einer Konditionierung führen: Sie werden immer wieder mit dem Substanzkonsum in Verbindung gebracht und lösen den Drang aus, in dieser Situation zu konsumieren[7] (Q14). Verbreitete Beispiele sind Alkoholkonsum bei gesellschaftlichen Anlässen oder das „Party-Rauchen“.

Auch besonders belastende Lebensumstände, wie beispielsweise ein Todesfall in der Familie oder eine Trennung, können als Ursache der Suchtentstehung dienen.[7] (Q14)

Wird das Suchtmittel übermäßig konsumiert, so liegt ein erhöhtes Suchtpotenzial liegt vor.[12] (Q8)

Die eigene Moral und das Menschenbild können zudem mit der Entstehung einer Sucht zusammenhängen[15] (Q3). Schätzt die Person den Konsum des Suchtmittels als wenig risikohaft ein, zählt dies außerdem zu den Risikofaktoren.

Ein Risiko für Suchtentwicklung geht auch mit einem instabilen familiären Umfeld einher.[13] (Q10)

Einzelnachweise

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  1. a b c Sucht. In: netdoktor.de. Abgerufen am 21. Juli 2021.
  2. a b c d e Klaus-Peter Tesch: Suchterkrankungen – Abhängigkeit, Behandlung, Suchtprävention. In: krankenkassenzentrale.de. Zentrale für Well-Being (ZFWB), abgerufen am 21. Juli 2021.
  3. Sucht. In: gesundheit.gv.at. Abgerufen am 21. Juli 2021.
  4. a b c d Wie ensteht Sucht? In: Die Brücke – Suchthilfe Burghausen e. V. Abgerufen am 9. Juli 2021.
  5. Die Entwicklung einer Abhängigkeit. In: alterundsucht.ch. Abgerufen am 1. September 2021.
  6. a b c d e f g h i Sucht: Ursachen. In: Neurologen und Psychiater im Netz. Das Informationsportal zur psychischen Gesundheit und Nervenerkrankungen. Berufsverbände und Fachgesellschaften für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Nervenheilkunde und Neurologie aus Deutschland und der Schweiz, abgerufen am 9. Juli 2021 (Fachliche Unterstützung: Dr. med. Anil Batra, Tübungen (DGPPN)).
  7. a b c d e f g h Wie entsteht eine Sucht? In: stiftung-gesundheitswissen.de. Stiftung Gesundheitswissen, 1. Dezember 2020, abgerufen am 9. Juli 2021.
  8. Theorien de Suchtentstehung. In: praevention.at. Abgerufen am 21. Juli 2021.
  9. Theoretische Grundlagen der Suchtprävention. In: suchtschweiz.ch. Abgerufen am 21. Juli 2021.
  10. Fünf-Faktoren-Modell. In: spektrum.de. Abgerufen am 21. Juli 2021.
  11. a b c d e f g Sucht – Ursachen. In: sucht.bs.ch. Gesundheitsdepartment des KAntons Basel-Stadt; Abteilung Sucht, abgerufen am 9. Juli 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
  12. a b Holger Kiesel: Risikogruppen und Risikofaktoren. Das „Suchtpotential“ eines Menschen. In: Bayerischer Rundfunk. 27. November 2019, abgerufen am 21. Mai 2021.
  13. a b c Thomas Müller: Alkoholabhängigkeit – Die Sucht liegt in den Genen. In: Ärzte Zeitung. Springer Medizin Verlag GmbH. Part of the Springer Nature Group, 10. März 2015, abgerufen am 9. Juli 2021.
  14. Angst und Sucht – ein Teufelskreis. In: buendnisgegendepression-nbgland.de. Abgerufen am 1. September 2021.
  15. W. He.: Fünf-Faktoren-Modell der Sucht. In: Spektrum.de. 2000, abgerufen am 9. Juli 2021 (mit Verweis auf W. Heckmann: Drogen und Drogenabhängigkeit in unserer Gesellschaft. In: psychosozial. 2 (1980), ISSN 0171-3434).