Benutzer:Tosi F/Pavel Gan

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Pavel Gan (* 8. März 1933 in Český Těšín, Mährisch-Schlesien) ist Literaturwissenschaftler, Prosaiker und Drehbuchautor.

Gan wurde 1933 als erstes von zwei Kindern seinen Eltern Petro (* 1892) und Herta, geb. Siberstein (* 1898), geboren. Sein Vater war ein Kaufmann, seine Mutter Inhaber eines Modesalons.

Den Zweiten Weltkrieg verbrachte Pavel Gan mit seinen Eltern in Lwów (Lemberg). Danach kehrte die Familie nach Český Těšín zurück, wo er durch Engagement in der tschchischen Pfadfinderbewegung erste Erfahrungen bei der Programmgestaltung eine Puppentheaters sammelte. Bereizs als Schüler schrieb er für Tageszeitungen Nachrichtenbeiträge. Nach dem Abitur in Český Těšín studierte er an der Philosophischen Fakultät der Masaryk-Universität in Brünn die Fächer Bohemistik, Russistik und Literaturwissenschaft. Sein Studium schloss er 1957 mit einer Dissertation über den lachischen Dichter Óndra Łysohorsky ab.[1] Danach arbeitete er als Gymnasiallehrer in Český Těšín und Ostrava (Ostrau). 1961-1962 war er Redakteur des Tschechoslowakischen Rundfunks in Ostrava, 1962-1968 war er Dramaturg und Redakteur des Tschechoslowakischen Fernsehens in Brünn. 1968 emigrierte er nach England. 1968 und 1969 arbeitete er als Mitarbeiter der tschechischen BBC-Redaktion in London. Danach hielt er sich kurz in Wien auf. Von 1971 bis 1974 war er Lehrer für Russisch und Geographie am Gymnasium Christianeum in Hamburg und Lehrbeauftragter für Russisch an der Universität Hamburg.[2] Ab 1975 war er Dozent für Russisch am Slawischen Seminar der Universität Göttingen.[3][4] und ab 1990, nach der Unabhängigkeitserklärung der Ukraine auch Dozent für Ukrainisch.

Mit der satirischen Prosa „Černá jízda, balada o třech orlích perech“ („Schwarzfahrt, Ballade zu drei Adlerfedern“) debütierte er 1966 im Blok-Verlag in Brünn.[5] Für dieses Buch erhielt er 1967 den Blok Young Literature Award. 1965 gewann er für die Dramatisierung der Kurzgeschichte „Sedmý den a sedmá noc obdržel“ („Der siebte Tag und die siebte Nacht“) einen ersten Preis des Tschechoslowakischen Rundfunks. Zusammen mit dem an der Masaryk-Universität in Brünn tätigen Linguisten Jiří Marvan veröffentlichte Gan noch eine Reihe von weiteren Studien zu der lachischer Lyrik Óndra Łysohorskýs zwischen 1966 und 1971[3] – in der Zeit, als dieser auch für den Nobelpreis nominiert wurde.[6]

Nach dem Fall der Mauer 1989 bereiste Gan erneut Tschechien und die gerade im Zerfall befindliche Sowjetunion, wobei er Spuren von Jaroslav Hašek suchte.[7] Aus den Ergebnissen seiner Recherche entstand sein Roman „Osudy humoristy Jaroslava Haška v ríši caru a komisaru i doma v Cechách“ („Abenteuer des Humoristen Jaroslav Hašek im Reich der Zaren und Kommissare so wie daheim in Böhmen“). Dabei stützte er sich auf reale und fiktive Korrespondenzen und Dokumente, auf Motive einiger Kurzgeschichten Hašeks und Geschichten aus dessen SchelmenromanDie Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“.[3]

Werke (Auswahl)

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  • Osvobození (Befreiung)
  • Mobilizace (Mobilmachung)
  • Sedmý den a sedmá noc (Der siebte Tag und die siebte Nacht)
  • Černá jízda: balada o třech orlích perech (= Edice Pulsye). Blok, Brno 1966, OCLC 42089853 (tschechisch, 118 S.).
  • Osudy humoristy Jaroslava Haška v říši carů a komisařů i doma v Čechách. Atlantis, Brno 2003, ISBN 80-7108-238-4 (tschechisch, 325 S.).[5]

Drehbücher und Theaterinszenierung

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  • Meinem Engel in meiner Musick (Beethovens Schriftweise)
  • Křest Svatého Vladimíra (Die Taufe des Heiligen Vladimir)
  • Wintermärchen mit dem arbeitslos gewordenen Furman Vovka und seinem Aufstieg mit Teufel Lukavyj im Nacken zum zitternden Zar


Wissenschaftliche Artikel

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  • Pavel Gan: Jaroslav Hašek als Rotarmist an der Wolga 1918. In: Walter Schamschula (Hrsg.): Jaroslav Hašek 1883–1983 (= West slavic contributions. Band 1). Peter Lang, Frankfurt/M., Bern, New York, Paris 1989, ISBN 978-3-8204-8139-6 (552 S., Proceedings of the Internat. Hašek Symposium, Bamberg, June 24 - 27, 1983).
  • Pavel Gan: Mit Hašeks chinesischem Freund Chen Chang-Häi alias Vanja Čang unterwegs zum Bajkal. In: Gerd Hentschel, Gustav Ineichen, Alek Pohl (Hrsg.): Sprach- und Kulturkontakte im Polnischen. Gesammelte Aufsätze für André de Vincenz zum 65. Geburtstag (= Specimina philologiae Slavicae. Supplementband, Nr. 23). Verlag Otto Sagner, München 1987, ISBN 3-87690-366-1, S. 437–450.
  • Pavel Gan: Pod ikonou čudotvorce Mikuláše. K osudům Haškova kyjevského „sponzora“ Jindřicha Jindňška. In: Havlíčkobrodsko. Vlastivědný sborník. 1995, OCLC 1791590, ZDB-ID 920588-3, S. 49–52 (tschechisch).
  • Pavel Gan: Jaroslav Hašek in der Ukraine in 1917-18 und im Frühjahr 1919: Von Kontextuntersuchungen zum Roman Abenteuer des braven Anarchisten Jaroslav Hašek im Reich der Zaren und Kommissare. In: Beiträge zum XII. Internationalen Slavistenkongress Krakau 1998.[7]
  • Pavel Gan: Abenteuer des asiatischen Weltrevolutionärs Jaroslav Hašek unterwegs vom Bajkal in die Mongolei 1920. In: Ulrike Jekutsch, Walter Kroll (Hrsg.): Slavische Literaturen im Dialog: Festschrift für Reinhard Lauer zum 65. Geburtstag. Otto Harrassowitz, Wiesbaden 2000, ISBN 978-3-447-04239-0, S. 543–561 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Pavel Gan: Dobrodružství asijského světového revolucionáře Jaroslava Haška cestou od Bajkalu do Mongolska na podzim 1920. In: Česká literatura na konci tisíciletí II. Příspěvky z 2. kongresu světové literárněvědné bohemistiky. Ústav pro českou literaturu AV ČR, Praha 2001, S. 496–518 (tschechisch, cas.cz [PDF; 5,1 MB]).
  • Pavel Gan: Jaroslav Hašek jako rudoarmějec na Volze. In: Jaroslav Hašek - komunistický autor, nebo světový spisovatel (= Havlíčkobrodsko. Vlastivědný sborník. Band 18). Havlíčkův Brod, Muzeum Vysočiny, Státní okresní archiv, 2004, OCLC 1791590, ZDB-ID 920588-3, S. 14–72 (tschechisch).
  • Pavel Gan: „Moja harfa je ceło ślónsko zém“ – Zur lachischen Poesie von Óndra Łysohorsky aus der Euroregion Schlesien. In: Volker Bockholt, Werner Lehfeldt, Matthias Freise, Peter Meyer (Hrsg.): Finis coronat opus: Festschrift für Walter Kroll zum 65. Geburtstag. Universitätsverlag, Göttingen 2006, ISBN 978-3-938616-48-2, S. 85–98 (uni-goettingen.de [PDF; 5,1 MB]).
  • Pavel Gan: Zur Auferstehung des böhmischen Dichters und Lexikographen Václav Jan Rosa (1631–1689) nach dem „roten“ Temno. In: Claudia Woldt (Hrsg.): Tschechisch bis 1775 - historische Kontinuität oder Geschichte mit Sollbruchstellen? Beiträge zum 5. Bohemicum Dresdense, 12. November 2010 (= Sagners Slavistische Sammlung / Specimina philologiae Slavicae. Band 169). Sagner, 2012, ISBN 978-3-86688-257-7, ISSN 0170-1320, S. 125–130, doi:10.3726/b11991.

Einzelnachweise

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  1. Pavel Gan: Óndra Łysohorsky – básník. Univ. Diss. Masarykova univerzita, Filosofická fakulta, Brno 1957 (tschechisch).
  2. Pavel Gan: Russisch für deutsche Studenten und Schüler: Zum Projekt eines Video-audio-Lehrprogramms der russichen Sprache für deutsche Studenten und Schüler. In: Karin Krenitza, Pirjo Tretjakov, Getrud Weigelin, Uwe Wilms (Hrsg.): Russisch in kontrastiver Sicht. Vorträge und Beiträge anläßlich des Symposions 1974 veranstaltet vom Bundesverband der Lehrkräfte der russischen Sprache an Gymnasien und Hochschulen e. V. in Hamburg 6. – 13. 10. 1974 (= Irene Nowikowa [Hrsg.]: Hamburger Beiträge für Russischlehrer. Band 7). Buske, 1975, ISBN 3-87118-213-3, ISSN 0072-9515, S. 24–43.
  3. a b c Pavel Gan. Kurzbiographie. In: Autoři. Atlantis-Verlag Brno, abgerufen am 30. August 2021 (tschechisch).
  4. a b Visitor Dr Pavel Gan of Gottingen University. (PDF; 7,0 MB) In: Monash Reporter. 1. Oktober 1986, S. 10, abgerufen am 1. September 2021 (australisches Englisch).
  5. a b David Vereš: Jaroslav Hašek – Zum 130. Geburtstag. Einladung zur Lesung von Pavel Gan: „Abenteuer des Humoristen Jaruslav Hašek im Reich der Zaren und Kommissare so wie daheim in Böhmen“, Tschechisches Zentrum München. In: Bavaria Bohemia. 26. Juni 2013, abgerufen am 30. August 2021.
  6. Kevin Hannan: The Lachian Literary Language of Óndra Łysohorsky. In: Slavic and East European Journal. Band 40, Nr. 4, 1996, ISSN 0037-6752, S. 726–743, JSTOR:310109 (englisch).
  7. a b Pavel Gan: Jaroslav Hašek in der Ukraine in 1917-18 und im Frühjahr 1919: Von Kontextuntersuchungen zum Roman Abenteuer des braven Anarchisten Jaroslav Hašek im Reich der Zaren und Kommissare. Erfahrungsbericht. In: Hans-Bernd Harder, Hans Lemberg, Helmut Schaller (Hrsg.): Beiträge zum XII. Internationalen Slavistenkongress Krakau 1998 (= Osteuropastudien der Hochschulen des Landes Hessen. Band 38). Otto Sagner, München 1998, ISBN 3-87690-628-8, S. 131–160 (peterlang.com [PDF; 5,2 MB; abgerufen am 30. August 2021]).
    Internet-Version: Jaroslav Hašek in der Ukraine in 1917-18 und im Frühjahr 1919. In: Hašek and Švejk - documents. Jomar Hønsi (Hrsg.), 15. Dezember 2012, abgerufen am 1. September 2021.


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