Benutzer:Tomko~dewiki

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Binaural Sky ist ein neuartiges Wiedergabesystem für binaurale Signale. Es kombiniert Wellenfeldsynthese mit Head-Tracking und transauraler Wiedergabetechnik.

Messung von binauralen Raumimpulsantworten

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Datei:Binaural-Sky Versuchsaufbau cut.jpg
Binaural-Sky Versuchsaufbau

Für jede virtuelle Schallquelle muss zunächst eine reale Schallquelle (Lautsprecher) mit Hilfe eines diffusfeldentzerrten Kunstkopfes an der späteren Abhörposition eingemessen werden. Hieraus werden binaurale Raumimpulsantworten gewonnen. Mit diesen Raumimpulsantworten wird das Nutzsignal gefaltet, um künstliche Ohrsignale zu generieren. Diese synthetisierten Ohrsignale enthalten die Richtungsinformationen der eingemessenen Schallquellen (Lautsprecher), sowie Rauminformationen.

Wenn man ein derart aufbereitetes Nutzsignal über freifeldentzerrte Kopfhörer abhört entsteht eine exakte Simulation der Abhörverhältnisse im eingemessenen Raum. Da sich die akustischen Verhältnisse bei einer Drehung des Kopfes jedoch nicht entsprechend ändern, kann es zu Fehllokalisationen kommen; vorne positionierte Schallquellen werden häufig hinten lokalisiert.

Einbindung eines Head-Tracking Systems

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Daher werden zusätzliche Impulsantworten für verschiedene diskrete Positionen des Kunstkopfes in der Horizontalebene zwischen –42° und +42° Auslenkung gemessen und gespeichert.

Bei der Wiedergabe wird ein Head-Tracking System verwendet, um die Kopfposition des Hörers zu ermitteln. Entsprechend dieser Daten wird der passende Satz Impulsantworten aus der Datenbank zur Faltung der Nutzsignale verwendet.

Dadurch bleiben die virtuellen Quellen auch bei Bewegungen des Kopfes fest in der richtigen Entfernung und an ihrem ursprünglichem Ort. Auch die Vorne-Hinten Lokalisation wird durch dieses Verfahren entscheidend verbessert.

Aufbereitung der binauralen Signale für transaurale Wiedergabe

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Um binaurale Signale über Lautsprecher in Ohrnähe statt über Kopfhörer wiedergeben zu können, müssen Übersprechungen zwischen den Signalen verhindert werden.

Dies geschieht mittels einer Filterung, welche dem linken Ohrsignal spezielle, mit Hilfe von Messungen der HRTF (Head Related Transfer Function - kopfbezogene Übertragungsfunktion) ermittelten, gegenphasige Anteile des rechten Ohrsignals beimischt, und umgekehrt. Übersprechkompensation, englisch: Crosstalk Cancellation, XTC)

Ein bekanntes Problem bei der Wiedergabe binauraler Signale über Lautsprecher ist, dass sich die Position des Hörers nicht verändern darf. Wenn der Hörer seinen Kopf nur geringfügig aus der kleinen Hörzone zwischen den Lautsprechern bewegt oder den Kopf dreht, wird das Klangbild durch die Kompensationssignale verfälscht. Auch eine Anpassung der Übersprechkompensation in Abhängigkeit der Abhörposition kann aufgrund der resultierenden Verzögerungen zu hörbaren [[Artefakt))en führen.

Datei:Virtuelle Transaural-Lautsprecher.jpg
Transaural-Lautsprecher

Während also die Lokalisation der virtuellen Quellen mit Hilfe der oben erwähnten Head-Tracking Technologie bei einer Drehung des Kopfes eigentlich stabil bliebe, würden dennoch Fehllokalisationen und Klangfarbenänderungen durch Fehler bei der Übersprechkompensation entstehen.

Theoretisch müssten sich also die Lautsprecher zum Kopf des Hörers synchron drehen, um diese Effekte zu vermeiden.

Genau diese Möglichkeit bietet nun die Wellenfeldsynthese.

Einbindung der Wellenfeldsynthese

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Datei:Binaural Sky Array-Anordnung.jpg
Binaural-Sky Array-Anordnung

Bei Binaural Sky werden mit Hilfe der Wellenfeldsynthese die Lautsprecher durch zwei fokussierte, virtuelle Schallquellen ersetzt. Hierbei befindet sich ein Lautsprecherarray, bestehend aus 22 Breitbandlautsprechern und einem Tieftöner für Frequenzen unterhalb von 120 Hz, ca. 40cm oberhalb des Hörers. Es befinden sich keine Lautsprecher im direkten Sichtfeld.

Diese Vorgehensweise simuliert also eine transaurale Wiedergabe, bei der binaurale Signale über Lautsprecher in Ohrnähe wiedergegeben werden.

Die erwähnten Probleme dieser Vorgehensweise werden beim Binaural Sky System vermieden, indem mit Hilfe der Headtrackingdaten die virtuellen Schallquellen immer direkt an den Ohren des Hörers fokussiert werden, wodurch sich der Hörer (in einem bestimmten Bereich) frei bewegen kann und trotzdem nur ein einziger XTC-Filter benötigt wird. Es entsteht sozusagen ein “virtueller Kopfhörer“.

Neben der Synthetisierung von Mehrkanal-Abhörsituationen (beispielsweise 5.1 Surround) über binaural aufbereitete Signale ist es natürlich auch möglich, normale Stereosignale mit dem System zu erzeugen (im-Kopf-Lokalisation). Dadurch kann auf das Abhören mit Kopfhörern komplett verzichtet werden.


  • Daniel Menzel / Helmut Wittek / Günther Theile / Hugo Fastl The Binaural Sky: A Virtual Headphone for Binaural Room Synthesis (kein Ort, kein Datum)
  • Philip Mackensen / Günther Theile / Markus Fruhmann / Gerhard Spikofski / Ulrich Horbach / Attila Karamustafaoglu Der virtuelle Surround Sound Abhörraum - Theorie und Praxis (kein Ort, kein Datum)
  • Peter Kaminski Binaural Sky – 3D Sound über Lautsprecher-wiedergabe Erschienen in: Sound&Recording 3/2006, MM-Musik-Media-Verlag GmbH und Co.KG, Köln, März 2006
  • Institut für Rundfunktechnik Neue Anwendung der Wellenfeldsynthese: “The Binaural Sky” (kein Ort), Januar 2006
  • Institut für Rundfunktechnik / Helmut Wittek / Günther Theile / Daniel Menzel The Binaural Sky (kein Ort), 2005

Weiterführende Literatur

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  • Günther Theile /Helmut Wittek / Markus Reisinger Potential Wavefield synthesis Applications in the multichannel stereophonic world aus: IEEE Workshop on Applications of Signal Processing to Audio and Acoustics: New Paltz, New York, 1999
  • Günther Theile / Helmut Wittek /Markus Reisinger Wellenfeldsynthese-Verfahren: Ein Weg für neue Möglichkeiten der räumlichen Tongestaltung (kein Ort, kein Datum)