Benutzer:Thla1984/EntwurfPohltherapie

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Die Pohltherapie ist ein Körpertherapieverfahren für die Behandlung von Patienten mit chronischen Schmerzen und funktionellen Beschwerden ohne ausreichenden organmedizinischen Befund funktionellen, psychosomatischen, Missempfindungen ohne neurologischen Befund, Bewegungsstörungen sowie körperlich akzentuierten Ängsten und Depressionen.

Sie ist eine Kombination und Weiterentwicklung der Methoden von Thomas Louis Hanna und Moshé Feldenkrais. Benannt ist das Therapieverfahren nach seiner Begründerin Dr. Helga Pohl die im Jahr 1994 ein Körpertherapie-Zentrum in Starnberg bei München gründete, um die Therapieform einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Anwender der Therapie kommen aus den Berufsfeldern Arzt, Psychologischer Psychotherapeut, Verhaltenstherapeut, Heilpraktiker und anderen Gesundheitsfachberufen.

Die Pohltherapie geht davon aus, dass viele Beschwerden und Störungen ohne organmedizinischen Befund, die oft als rein psychisch psychosomatisch bedingt gelten, auf unbewussten Dauerkontraktionen in den Muskeln, Faszien und dem äußeren Bindegewebe beruhen. Diese Muskeldauerkontraktionen ziehen sich oft als Spannungsmuster und gewohnheitsmäßige Fehlhaltung durch den ganzen Körper. Die Alltagsbewegung ist an den betroffenen Stellen eingeschränkt. Betroffene haben aufgrund einer "sensomotorischen Amnesie" (Thomas Hanna) in der Regel keine Selbstwahrnehmung für die Kontraktionen und Fehlhaltungen. Sie spüren nur chronischen Schmerz oder z.B. chronische Übelkeit, Schwindel, ein Globusgefühl im Hals oder Angst, die sie allesamt als von innen kommend empfinden, die jedoch von außen, von Muskeln und Bindegewebe, kommen. Diese Ursache lässt sich durch eine einfache manuelle Untersuchung objektivieren. Diese druckschmerzhaften Dauerkontraktionen in Muskeln, Faszien und im Bindegewebe der Haut sind zwar körperlich tastbare Veränderungen können aber durch Zunahme der körperlichen Spannung unter psychischen Belastungen (Stress) entstehen oder sich verstärken. Daher der Eindruck, die Beschwerden seien rein psychisch.

Therapeutische Verfahren

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Zur Behandlung der psychophysischen Störungen kombiniert die Pohltherapie insgesamt fünf eng miteinander verzahnte neurobiologisch fundierte, manuelle, übende, mentale und kognitive Verfahren. Die Pohltherapie setzt auf aktive Mitarbeit der Patienten. Diese Verfahren sind im Einzelnen:

1. Pandiculations nach Dr. Thomas Hanna (Hanna Somatics)

Hanna Somatics ist eine Weiterentwicklung der Feldenkrais-Methode. Bei den als Pandiculations bezeichneten Behandlungen lehrt man die Betroffenen die Muskeln, die sie bewusst nicht entspannen können, zunächst bewusst noch stärker anzuspannen, um dann die Anspannung - via sensomotorischem Feedback durch den Therapeuten - in der Bewegung langsam und schrittweise wieder zurückzunehmen, bis der Muskel entspannt.

2. Manuelle Schmerzpunktherapie

Bei der aktiven Myogelosen- oder Triggerpunktbehandlung wird auf verhärtete Muskeln, Faszien, Sehnen und Bändern mit gezieltem Fingerdruck eingewirkt, wobei gleichzeitig die Patienten den zugehörigen Muskel leicht bewegen. Sobald der Schmerzpunkt weicher wird, wird der Muskel für den Patienten spürbarer, präsenter und so in seiner Funktion verstehbarer und damit auch entspannbarer.

3. Bindegewebsbehandlung

Missempfindungen an den bestimmten Körperteilen, beispielsweise diffuser Schmerz, Brennen, eingeschränkte Bewegungen, ein Gefühl des Eingeengtseins usw. werden durch eine Therapie des Bindegewebes auf den betroffenen Muskeln behandelt. Die Pohltherapie geht davon aus, dass das Bindegewebe / Faszien nicht nur ein umfassendes Netzwerk darstellt, in dem Signale weitervermittelt werden können, sondern dass es hier auch kontraktile Fasern gibt, wodurch das Bindegewebe / Faszien verspannt sein kann, was die Muskeln darunter in ihrer Beweglichkeit einschränkt. Da das Bindegewebe / Faszien durch die Patienten nicht aktiv angespannt und entspannt werden kann, wird es mit winzigen, langsam rollenden Bewegungen durch einen Therapeuten behandelt, so dass der Organismus die Berührung nicht als Angriff empfindet und somit positiv verarbeiten kann. Über die Bindegewebsmassage und die Faszientherapie hinausgehend, reicht die Behandlung über die einzelnen subkutanen Schichten bis weit in die Dermis und den Übergang zur Epidermis und wird am ganzen Körper an den betroffenen Stellen durchgeführt.

4. Sensomotorische Übungen

Nach den direkten körperlichen Behandlungen setzen die Patienten speziell auf deren individuelle Spannungsmuster zugeschnittene sensomotorische Ganzkörperübungen um. Bei den meisten Übungen sollen die Patienten wie bei den Pandiculations die unbewusst verspannten Muskeln zunächst noch stärker anspannen, bevor sie die Spannung mit genauem Hinspüren (Somatosensorik) auf ihre eigenen Muskeln langsam lockern. Durch die Übungen verbessern sich Körperbewusstsein und Achtsamkeit der Patienten, außerdem sinkt die Merkschwelle für Anspannungen. Die Patienten werden so lockerer, sensibler und beweglicher.

5. Körperbewusstseinstraining

Das Körperbewusstseinstraining dient der Schulung der Somatosensorik und der sensomotorischen Koppelung. Die Patienten werden in die Lage versetzt, ihre Alltagsgewohnheiten, die zu den Beschwerden führen, zu erkennen und zu verändern. Sie spüren auch, welche äußeren Faktoren in ihrer Umgebung, z.B. falsch eingerichtete Homeoffice-Arbeitsplätze, sie in ihre schädlichen Alltagsgewohnheiten zurückfallen lassen und wie sie diese ändern können.

Die Ausbildung in der Pohltherapie startete im Jahr 2002. Seit 2016 erfolgt diese durch den Verband für Pohltherapie e.V. in der Fortbildungs-Akademie Beringer Park in Tutzing am Starnberger See. Das Ausbildungsangebot richtet sich insbesondere an Ärzte, Psychologische Psychotherapeuten, Heilpraktiker und Angehörige anderer Gesundheitsfachberufe wie auch Quereinsteiger. Die Ausbildung dauert drei Jahre.

Dr. phil., Dipl. Psych. Helga Pohl ist im Ausgangsberuf Psychologische Psychotherapeutin. Nach mehrjähriger Forschungstätigkeit am Max-Planck-Institut für Psychiatrie sowie an der LMU München und an der Universität Ulm war sie als approbierte, niedergelassene Psychologische Psychotherapeutin tätig. Ab Ende der achtziger Jahre beschäftigte sie sich intensiv mit körpertherapeutischen Verfahren. Das veranlasste sie in Bezug auf ihre bisherige Tätigkeit und ihr theoretisches Verständnis der Psychosomatik umzudenken. Ab 1989 absolvierte sie zahlreiche körpertherapeutische Ausbildungen und begann ihre Psychotherapie-Patienten zusätzlich körperlich zu behandeln. Ab 1995 stelle sie ihre Praxis ganz auf körpertherapeutische Verfahren um und begann die Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl (Pohltherapie) zu entwickeln.

Für die Wirksamkeit der Pohltherapie gibt es bisher nur wenige zuverlässige Daten. Nach einer von Helga Pohl selbst durchgeführten Studie konnten bei der Behandlung von Patienten mit Funktionsstörungen mit einer speziellen manuellen Technik Gewebeveränderungen vom Therapeuten und vom Patienten gespürt werden. Der Nachweis erfolgte mit Ultraschall vor und nach der Behandlung.[1]

Primärliteratur

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  • Annette Metz, Helga Pohl: HNO-Beschwerden ohne organischen Befund. 2020, ISBN 978-3-7519-2192-3.
  • Helga Pohl: Unerklärliche Beschwerden? Chronische Schmerzen und andere Leiden körpertherapeutisch verstehen und behandeln. 2010, ISBN 978-3-4266-5656-3.
  • Helga Pohl: Schmerztherapie ohne Chemie. In: Natürlich leben 6/99, 1999, ISSN 2199-2797, S. 286–293.
  • Helga Pohl: Alles psychosomatisch?. In: natur & heilen 10/00, 2000, ISSN 0932-3503, S. 286–293.
  • Helga Pohl: Für eine neue, lebendige Psychosomatik. In: Psychologie in Österreich. Ausgabe 3/4, 2015, ISSN 1025-1839, Seiten 242-254 (PDF; 0,3 MB).
  • Helga Pohl: Was Arbeitgeber im Homeoffice beachten sollten. In: personalSCHWEIZ. 05/21, 2021, ISSN 1664-5693, S. 26–27 (PDF; 0,3 MB).
  • Renate Bruckmann: Unter der Gürtellinie: Unerklärliche Beschwerden im urogenitalen Bereich körpertherapeutisch verstehen und behandeln. 2020, ISBN 978-3-4266-5866-6.
  • Renate Bruckmann: Rückenschmerzen selbst behandeln mit der Pohltherapie: Mit einfachen Übungen endlich schmerzfrei werden. 2021, ISBN 978-3-4266-5888-8.

Sekundärliteratur

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  • Katharina Oppel: Die Sensomotorische Körpertherapie nach Dr. Pohl in Anwendung auf die Verspannung der Gesangs- und Atemmuskulatur. 2020, ISBN 978-3-7519-3202-8.
  • Lena Jahnke: Das Zusammenspiel von Körper und Psyche unter besonderer Berücksichtigung von Verspannungen in diesem Kontext. 2020, ISBN 978-3-7526-1118-2.

Einzelnachweise

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  1. Pohl, Helga: “Changes in the structure of collagen distribution in the skin caused by a manual technique.” In “Journal of Bodywork and Movement Therapies.” Volume 14, Issue 1, 2010, Pages 27-34, ISSN 1360-8592, https://doi.org/10.1016/j.jbmt.2008.06.001.