Benutzer:Swanda/Datenerhebung

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Formen der Datenerhebung

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Um zu verwertbaren Ergebnissen und Aussagen zu kommen, müssen in der Musikpsychologie zunächst Daten gesammelt werden, die dann ausgewertet werden können. Formen der Datenerhebung sind neben wissenschaftlichen Experimenten zum Beispiel Tests und explorative Studien.

Wissenschaftliche Experimente

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Experimente liefern Ergebnisse durch Beobachtung/Messung. Nicht jede Beobachtung ist jedoch ein Experiment im wissenschaftlichen Sinn.

Beispiel: Ein Landbesitzer möchte gerne auf seinem Grundstück einen Brunnen bohren. Er bestellt einen Wünschelrutengänger, obwohl er nicht ganz überzeugt ist, dass man auf diese Weise eine Wasserader finden kann. Er beobachtet den Rutengänger bei seiner Arbeit. An einer Stelle des Grundstücks schlägt die Rute aus. An dieser Stelle bohrt der Landbesitzer und stößt tatsächlich auf eine Wasserader. Da er selber beobachtet hat, wie der Rutengänger die Ader nur mit Hilfe der Rute gefunden hat, ist er von nun an überzeugt, dass das Verfahren funktioniert.

Ein Großteil unseres Alltagswissen besteht aus solchen Erfahrungen: Man hört eine Theorie (man kann mit der Wünschelrute eine Wasserader finden) und sieht mit eigenen Augen, dass die Theorie bestätigt wird. Man hält sie für wahr. Leider ist dieses Wissen oft nicht verlässlich und in den wenigsten Fällen wissenschaftlich.

Damit ein Experiment wissenschaftlich verwertbare Ergebnisse bringen kann, muss es bestimmte Kriterien erfüllen:

  • Kontrollierte Versuchsbedingungen: Der Einfluss nicht berücksichtigter Größen (Störfaktoren) muss ausgeschlossen oder zumindest minimiert werden bzw. ihr Einfluss konstant gehalten werden.
  • Reliabilität (Zuverlässigkeit) – Wiederholbarkeit: Bei einer Wiederholung des Experimentes unter gleichen Bedingungen, muss es zu denselben Ergebnissen kommen.
  • Unabhängige Variablen: Einzelne Faktoren werden gezielt verändert und beobachtet, wie sich die davon abhängigen Variablen (in der Psychologie i.d.R. das Verhalten einer Person oder eines Tieres) verändern.

Beispiel: Im Fall des Rutengängers könnte ein wissenschaftlicher Versuchsaufbau etwa so aussehen: Um auszuschließen, dass der Rutengänger andere Faktoren als das Wasser nutzt (beispielsweise Erfahrungen über geographische Gegebenheiten) stellt der Versuchsleiter in einen Raum 10 Eimer. In einen füllt er Wasser. Der Rutengänger soll nun den richtigen Eimer finden. Das Ergebnis muss wiederholbar sein, also wird der Rutengänger gebeten, den Versuchsaufbau 100 Mal zu durchlaufen. Jedes Mal verlässt der Rutengänger den Raum, während die Eimer vertauscht werden (unabhängige Variable). Nach der statistischen Wahrscheinlichkeit findet der Rutengänger in 10 zu 1 Fällen (also in 10 von den 100 Versuchen) den richtigen Eimer durch Zufall. Erst wenn der Rutengänger den Eimer in mehr als 10 Fällen den richtigen Eimer findet, kann man davon ausgehen, dass es sich nicht um Zufall gehandelt hat.

Mit Hilfe eines Experimentes können neue Erkenntnisse gewonnen, Hypothesen/Theorien widerlegt oder untermauert werden.

Bei bestimmten Fragestellungen verbieten sich Experimente manchmal aus Gründen Ethik oder der Moral; z.B. kann man experimentell nicht nachprüfen, wie sich die Prügelstrafe auf kleine Kinder auswirkt. Hier bleibt die Psychologie auf die Beobachtung angewiesen, die durch Kontrolle zusätzliche Genauigkeit gewinnen kann (z.B. durch Erfassung möglichst aller beteiligten Einflüsse, Tonbandaufzeichnungen usw.).

Als Test bezeichnet man ein wissenschaftliches Routineverfahren um abgrenzbare Persönlichkeitsmerkmale mengenmäßig zu erfassen. Dabei bezieht sich das Ergebnis (auch: Ausprägungsgrad) auf eine Normalverteilung und ist nur im Vergleich aussagekräftig (z.B. Intelligenztest, Konzentrationstest, Musikalitätstest).

Tests müssen genauso wie Experimente bestimmte Gütekriterien erfüllen, um aussagekräftig zu sein:

  • Objektivität: Das Testergebnis muss in Durchführung, Auswertung und Interpretation unabhängig vom Testauswerter sein, d.h. verschiedene Testauswerter müssen mit demselben Test bei derselben Person zum selben Ergebnis kommen.
  • Reliabilität (Zuverlässigkeit): Ein Test wird dann als reliabel bezeichnet, wenn es bei einer Wiederholung der Messung unter denselben Bedingungen und an denselben Gegenständen zu demselben Ergebnis kommt.
  • Validität – Grad der Genauigkeit: Je genauer ein Testverfahren das misst, was es messen soll, als um so valider gilt es. (Bsp: Ein Test soll Depression messen, misst aber Angst, dann ist der Test nicht valide.)

In der Musikpsychologie gibt es nicht viele Tests zur Musikalität, die wissenschaftlich fundiert sind. Die wenigen, die es gibt, stammen Großteils aus dem Anfang bis Mitte des 20. Jhrds. Ein relativ bekanntes Beispiel ist der Test „Musical Aptitude Profile“ von Edwin E. Gordon aus dem Jahr 1965. Der relativ aufwendige Test ist in die folgenden drei Bereiche unterteilt: Tonales Vorstellungsvermögen (Melodie und Harmonie), das Rhythmische Vorstellungsvermögen (Tempo und Metrum) und letztlich die Musikalische Urteilsfähigkeit (Phrasierung, Balance, Stil.)

Ein weiterer bekannter Test für die ,,Musikalische Begabung bei Kindern und ihre Meßbarkeit" (Buch und Schallplatte) wurde von Arnold Bentley 1966 veröffentlicht

Bentleys Musikalitätstest ist ein Gruppentest, der von Lehrern in der praktischen Schularbeit mit sieben- bis vierzehnjährigen Kindern eingesetzt werden soll. Komponenten wie Unterscheidungsfähigkeit für Tonhöhe, des Ton- und Rhythmusgedächtnisses sowie die Fähigkeit, Akkorde zu analysieren bzw. zu bestimmen, sollen mit diesem Test von Bentley bestimmt werden können.

Ein relativ aktueller Test zur Messung der Musikalität (bei Kindern) ist der „Wiener Test für Musikalität“ aus dem Jahr 2004 von Vanecek/Preusche/Längle. Es handelt sich hierbei nach Angaben der Herausgeber um den weltweit ersten computerbasierten Musikbegabungstest für Kinder im Vor- und Volksschulalter. Er gliedert sich in zwei Bereiche: Den sogenannten „Längle Test“ zur Messung der Tonhöhenunterscheidung und den „Wiener Walzer Test“ zur Messung des Erkennens von Rhythmusverschiebungen innerhalb eines Taktes.