Benutzer:Stefan97/Bundesheerreform 2016

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Die Bundesheerreform 2016 verfolgt das Ziel das Bundesheer grundlegend neu zu strukturieren. Die Eckpunkte der Reform sind die Zahl der aktiven Soldaten zu erhöhen, die lokalen Militärkommandos zu stärken und die vier Brigaden des Bundesheeres zu spezialisieren.

Details zum Reformpaket wurden von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil Mitte Juni 2016 veröffentlicht,[1] nachdem bereits im April verlautbart worden war, dass das Bundesheer eine sogenannte "Sicherheitsmilliarde plus" (konkret zusätzliche 1,3 Milliarden Euro) bis 2020 erhalten würde.[2]

Ziele der Reform

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Die Flüchtlingskrise 2015 hatte gezeigt, dass das Bundesheer mit den derzeit präsenten Kräften (KPE-Kaderpräsenzeinheiten)[3] in der Stärke von 2200 Mann sehr schnell an seine personellen Kapazitätsgrenzen gekommen war, daher ist ein wesentlicher Baustein der Reform die Erhöhung dieser Kräfte auf eine Stärke von insgesamt 6000 Berufs- und Zeitsoldaten.[4]

Weitere Ziele sind:[2]

  • Eine Modernisierung von Einsatzmitteln wie Fahrzeuge und Gerät um dadurch einen Fähigkeitenzuwachs zu erreichen
  • Personelle Stärkung der Einsatzkräfte und Erhöhung der Reaktionsfähigkeit
  • Eine Erhöhung der Einsatzbereitschaft durch Sicherstellung des Ausbildungsbetriebes und Übungen
  • Die Durchhaltefähigkeit bei Szenarien wie der Flüchtlingskrise zu erhöhen, indem mittels Personaloffensive zusätzliches Personal angeworben wird
  • Sicherstellung einer zeitgemäßen militärischen Infrastruktur

Umsetzung der Reform

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Änderungen im Ministerium und auf Kommandoebene

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Im Verteidigungsministerium wird die Anzahl der Sektionen auf vier reduziert:[1]

  • Sektion I: Recht und Personal
  • Sektion II: Sport
  • Sektion III: Bereitstellung
  • Sektion IV: Einsatz

Die Sektionen III und IV werden zukünftig direkt dem Generalstab des Bundesheeres sowie einer noch zu schaffenden Generalstabsdirektion unterstellt sein.[1]

Das bisherige Streitkräfteführungskommando[5] soll aufgelöst werden, stattdessen werden gebildet:[6]

Dem Kommando Landstreitkräfte werden die vier nun spezialisierten Brigaden des Bundesheeres (Krisenreaktionskräfte), die neun zukünftig gestärkten Militärkommanden (Territorialkräfte) sowie Spezialkräfte unterstellt.

Spezialisierung der Brigaden als Krisenreaktionskräfte

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Die Spezialisierung der Brigaden sieht vor, dass jede der vier Einheiten in Zukunft eine klare Ausrichtung für ein spezielles Einsatzszenario erhält. Sie alle sind Teil der sogenannten Krisenreaktionskräfte und sollen durch einen hohen Anteil von Kaderpräsenzeinheiten (KPE) rasch verfügbar sein:[7]

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Überführung der Einheiten der bisherigen Brigaden in die neue Bundesheerstruktur. Fünf Bataillone wandern dabei zu den Militärkommanden ab, davon allein drei von der bisherigen 6. Jägerbrigade:[7]

Überführung der bisherigen Struktur der Brigaden
alte Kommandoeinheit alte Einheit neue Kommandoeinheit neue Einheit
3. Panzergrenadierbrigade Panzerstabsbataillon 3 Kommando Schnelle Einsätze Stabsbataillon 3
3. Panzergrenadierbrigade Panzerbataillon 33 Kommando Schnelle Einsätze Jägerbataillon 33
3. Panzergrenadierbrigade Panzergrenadierbataillon 35 4. Panzergrenadierbrigade Panzergrenadierbataillon 35
3. Panzergrenadierbrigade Jägerbataillon 19 Kommando Schnelle Einsätze Jägerbataillon 19
3. Panzergrenadierbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 3 Kommando Schnelle Einsätze Aufklärungsbataillon 3
3. Panzergrenadierbrigade Pionierbataillon 3 Kommando Schnelle Einsätze Pionierbataillon 3
4. Panzergrenadierbrigade Panzerstabsbataillon 4 4. Panzergrenadierbrigade Panzerstabsbataillon 4
4. Panzergrenadierbrigade Panzerbataillon 14 4. Panzergrenadierbrigade Panzerbataillon 14
4. Panzergrenadierbrigade Panzergrenadierbataillon 13 4. Panzergrenadierbrigade Panzergrenadierbataillon 13
4. Panzergrenadierbrigade Jägerbataillon 12 Militärkommando Niederösterreich Jägerbataillon 12
4. Panzergrenadierbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4 4. Panzergrenadierbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 4
6. Jägerbrigade Stabsbataillon 6 Militärkommando Tirol Jägerbataillon 6
6. Jägerbrigade Jägerbataillon 23 Militärkommando Vorarlberg Jägerbataillon 23
6. Jägerbrigade Jägerbataillon 24 Kommando Gebirgskampf Jägerbataillon 24
6. Jägerbrigade Jägerbataillon 26 Militärkommando Kärnten Jägerbataillon 26
6. Jägerbrigade Pionierbataillon 2 Kommando Gebirgskampf Pionierbataillon 2
7. Jägerbrigade Stabsbataillon 7 7. Jägerbrigade Stabsbataillon 7
7. Jägerbrigade Jägerbataillon 17 7. Jägerbrigade Jägerbataillon 17
7. Jägerbrigade Jägerbataillon 18 Militärkommando Steiermark Jägerbataillon 18
7. Jägerbrigade Jägerbataillon 25 7. Jägerbrigade Jägerbataillon 25
7. Jägerbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 7 7. Jägerbrigade Aufklärungs- und Artilleriebataillon 7
7. Jägerbrigade Pionierbataillon 1 7. Jägerbrigade Pionierbataillon 1

Kommando Schnelle Einsätze (KSE)

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Im Kommando Schnelle Einsätze, der ehemaligen 3. Panzergrenadierbrigade, verbleiben bis auf das Panzergrenadierbataillon 35 alle Einheiten der alten Brigade. Neu hinzukommen das Kommando ABC-Abwehr und das Kommando Militärstreife & Militärpolizei.[7]

Der Verband hat in Zukunft die Aufgabe für Einsätze im In- und Ausland sowie im urbanen Gelände entsprechende Kräfte bereitzuhalten. Schwerpunkt ist dabei die Unterstützung der Abwehr von terroristischer Bedrohungen und die Aufrechterhaltung der Sicherheit, wenn polizeiliche Maßnahmen nicht ausreichen.[7]

Das Kommando Schnelle Einsätze gliedert sich wie folgt:[7]

Kommando Gebirgskampf

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Im Kommando Gebirgskampf, der ehemaligen 6. Jägerbrigade, verbleiben von den alten Einheiten nur mehr das Jägerbataillon 26 und das Pionierbataillon 2, alle anderen Einheiten wandern zu den Militärkommanden ab.[7]

Der Verband hat in Zukunft die Aufgabe sich für Kampfaufgaben im Mittel- und Hochgebirge zu spezialisieren und sich zu einem europäischen Ausbildungszentrums für Gebirgskampf zu entwickeln.[7]

Das Kommando Schnelle Einsätze gliedert sich wie folgt:[7]

Ferner sind dem Kommando das Gebirgskampfzentrum[8] in Saalfelden und das Tragtierzentrum[9] in Hochfilzen unterstellt.

4. Panzergrenadierbrigade

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In der 4. Panzergrenadierbrigade sind in Zukunft alle mechanisierten Einheiten des Bundesheer konzentriert, daher wechselt das Panzergrenadierbataillon 35 der alten 3. Panzergrenadierbrigade zu diesem Verband. Diese Zusammenfassung führt dazu, dass sich die 4. Panzerbrigade zur Schweren Brigade des Bundesheeres entwickeln soll, die für robuste Einsätze im In- und Ausland geeignet ist.[7]

Die 4. Panzergrenadierbrigade gliedert sich wie folgt:[7]

7. Jägerbrigade

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Die 7. Panzergrenadierbrigade verliert gegenüber der alten Gliederung das Jägerbataillon 18, das zum Militärkommando Steiermark abwandert. Die Einheit hat den Charakter einer Leichten Brigade und soll das Kommando Schnelle Einsätze bei Aufträgen im In- und Ausland unterstützen. Durch das Vorhandensein des Jägerbataillons 25 sind Teile der Brigade auch luftlandefähig.[7]

Die 7. Jägerbrigade gliedert sich wie folgt:[7]

Stärkung der Militärkommanden als Teil der Territorialkräfte

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Schon bisher war jedem der neun Militärkommanden jeweils ein Milizbataillon (dem Militärkommando Wien waren sogar zwei Milizbataillone) zugeordnet. Eine Ausnahme stellt dabei das Militärkommando Wien dar, das zwei zugeordnete Milizbataillone besitzt. Neu ist, dass nun jedes Militärkommando zusätzlich noch ein präsentes Jägerbataillon erhält. Auch hier soll es eine Ausnahme geben, weil das Militärkommando Kärnten zwei präsente Jägerbataillone erhält. Diese insgesamt zehn präsenten Jägerbataillone und zehn Milizbataillone bilden die Territorialkräfte, die ebenfalls vom Kommando Landstreitkräfte in Graz geführt werden.[7]

Die Aufstellung bzw. Zuordnung der zehn Jägerbataillone erfolgt nach folgender Vorgangsweise:[7]

  • Die Jägerbataillone 3, 7 und 15 werden vollkommen neu aufgestellt. Es stellt dies die erste Neuaufstellung von Verbänden seit dem Jahr 1978 dar.
  • Die Jägerbataillone 6 und 8 werden aus Abgaben anderer Einheiten sowie durch die Auflösung des Stabsbataillons 6 aufgestellt.
  • Die Jägerbataillone 12, 18, 23 und 26 werden aus ihren bisherigen Brigadeverbänden, die in der Zukunft die Krisenreaktionskräfte bilden, herausgelöst und den Militärkommanden unterstellt.
  • Dem Militärkommando Wien wird das Gardebataillon zugeordnet.

Die nachfolgende Tabelle zeigt die Zuordnung der Einheiten der Militärkommanden:[7]

Zugeordnete Bataillonse der Militärkommanden
Militärkommando Präsente Jägerbataillone Milizbataillone
Militärkommando Burgenland Jägerbataillon 1 Jägerbataillon Burgenland
Militärkommando Kärnten Jägerbataillon 7
Jägerbataillon 26
Jägerbataillon Kärnten
Militärkommando Niederösterreich Jägerbataillon 12 Jägerbataillon Niederösterreich "Kopal"
Militärkommando Oberösterreich Jägerbataillon 15 Jägerbataillon Oberösterreich
Militärkommando Salzburg Jägerbataillon 8 Jägerbataillon Salzburg „Erzherzog Rainer“
Militärkommando Steiermark Jägerbataillon 18 Jägerbataillon Steiermark „Erzherzog Johann“
Militärkommando Tirol Jägerbataillon 6 Jägerbataillon Tirol
Militärkommando Vorarlberg Jägerbataillon 23 Jägerbataillon Vorarlberg
Militärkommando Wien Gardebataillon Jägerbataillon Wien 1 „Hoch- und Deutschmeister“
Jägerbataillon Wien 2 „Maria Theresia“

Einzelnachweise

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  1. a b c Verteidigungsminister Doskozil gibt Bundesheer neue Struktur, Webseite derstandard.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  2. a b "Sicherheitsmilliarde plus": Mehr Geld für das Bundesheer, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  3. Die Kaderpräsenzeinheiten des Bundesheeres, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  4. Heeresbefehl: Soldaten-Rekrutierung ohne Obergrenze, Webseite www.nachrichten.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  5. Streitkräfteführungskommando, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  6. Minister Doskozil stellt drei neue Bataillone auf, Webseite www.krone.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  7. a b c d e f g h i j k l m n o Die neuen Strukturen des Bundesheeres, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  8. Das Gebirgskampfzentrum Saalfelden stellt sich vor, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016
  9. Tragtierzentrum in Hochfilzen ist einsatzbereit, Webseite www.bundesheer.at, abgerufen am 28. Juni 2016