Benutzer:Shaun92/Internationale Ausstellung Film und Foto

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Die Internationale Ausstellung Film und Foto war eine vom Deutschen Werkbund 1929 in Stuttgart veranstaltete Ausstellung.

Die Ausstellung ging auf das Engagement des Vorsitzenden des Deutschen Werkbunds, Peter Bruckmann (1865–1937), zurück. Als Mäzen hatte er 1927 auch schon die Werkbundausstellung "Die Wohnung" in Stuttgart mitgetragen. Die Idee zur Ausstellung, in der erstmals weltweit Fotografie und Film zusammen ausgestellt wurden, stammte vom Geschäftsführer der Württembergischen Arbeitsgemeinschaft des Deutschen Werkbunds. des Galeristen Gustav Stotz (1884–1940). Wie die vorigen Ausstellungen "Neue Deutsche Kunst" von 1924 und "Die Wohnung" von 1927, bei denen Stotz die künstlerische Leitung hatte, sollte auch die Ausstellung Film und Foto einem festen Konzept mit theoretischen und ästhetischen Leitsätzen folgen.

Für die Ausstellung gewann man Edward Weston und Edward Steichen als Kuratoren für die amerikanische, El Lissitzky als Kurator für die sowjetische und Piet Zwart als Kurator für die niederländische Sektion. An der Ausstellung arbeiteten daneben der Kunsthistoriker Hans Hildebrandt, der Architekt und Maler Bernhard Pankok, der Typograf Jan Tschichold sowie László Moholy-Nagy mit.

Die Gestaltung der Ausstellung

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Die Ausstellung fand in den Städtischen Ausstellungshallen am Interimstheaterplatz in Stuttgart statt. Sie wurde am 18. Mai 1929 offiziell eröffnet und lief bis zum 7. Juli 1929. Vom 13. bis 26. Juni 1929 gab es Film-Sondervorführungen in den Königsbau-Kinos.

Die Ausstellung wollte alle Aspekte der zeitgenössischen Fotografie zeigen, also sowohl dokumentarische als auch künstlerische Fotografie. Nach einem Bericht des "Schwäbischen Merkur" gliederte sie sich in drei Hauptgruppen: "die Photographie als dokumentarisches Gestaltungsmittel unserer Zeit, hochwertige Leistungen der Persönlichkeiten, die als erste ausschließlich mit den Mitteln der Kamera gearbeitet haben und endlich neue Gestaltungsversuche, sowie Verwendung der Photographie in Verbindung mit Typographie, Zeitungs- und Werbewesen."[1]

Die Hauptvertreter der modernen Fotokunst waren auf der Ausstellung meist mit mehreren Arbeiten vertreten, unter ihnen Man Ray, Edward Steichen, Sheller, El Lissitzky, Piet Zwart, László Moholy-Nagy, John Heartfield, Kurt Schwitters, Jan Tschichold u.a. Auch die entsprechenden Fachlehranstalten waren vertreten wie z.B. das Bauhaus Dessau, die Folkwangschulen Essen oder die Kunstschule Professor Itten in Berlin.

Die Avantgarde des Films war vertreten u.a. durch Viking Eggeling, Hans Richter, Leger und Alberto Cavalcanti. Außerdem wurden einige Filme russischer Filmkünstler vorgeführt, so zum Beispiel Dsiga Werthoffs Film "Der Mann mit dem Kinoapparat" oder Filme von W. I. Pudowkin, S. M. Eisenstein und E. I. Schub.

Insgesamt erstreckte sich die Ausstellung auf 13 Räume. Die Fotografien wurden zum Teil auf weißen Kartons auf grellrotem Grund präsentiert.

Der erste Raum war der Geschichte der Fotografie gewidmet, wobei die ausgestellten historischen Fotos aus der Sammlung von Erich Stenger stammten. Es folgten Beispiele von "Gebrauchs"-Fotos aus dem Bereich Naturwissenschaft, Mediziin, Kriminalistik, Vermessung, Tagesereignissen, Sport, Katastrophen oder auch Tieraufnahmen – zum Beispiel von Hedda Walther – Fotos von Springern und Schwimmern – zum Beispiel von Gerhard Riebicke – oder auch Kriegsfotos aus dem Reichsarchiv Potsdam. In den weiteren Räumen folgten Fotos von Sasha und Cami Stone sowie Fotos aus den Gebieten "Male mit Foto", "Dichte mit Foto" und "Benütze Foto als Waffe".

Der vierte Raum war der sowjetischen Fotografie gewidmet und eigens von El Lissitzky durch Holzlattengestelle und gespannte Schnüre gestaltet. In einem weitereren Raum waren ausschließlich Fotografien von László Moholy-Nagy ausgestellt. Benachbart lag ein kleiner Raum, in dem amerikanische Fotografien ausgestellt waren, so z.B. von Paul Outerbridge, Anton Bruehl, Edward Steichen, Imogen Cunningham, Ralph Steiner und Charles Sheeler.

In den weiteren Räumen sah man Arbeiten von Franz Fiedler, Schnee- und Skistudien von O. Ohler, Porträts von Hugo Erfurth, Arbeiten von Herbert Bayer und – als Bauhaus-Schüler – Andreas Feininger. In einem weiteren kleinen Raum sah man Fotoarbeiten zum Thema Montage und Farbe. Darauf folgten Porträtfotos von Helmar Lerski, Oberflächenstudien von Hans Finsler, Fotoexperimente von Otto Umbehr (Umbo) sowie Fotos von Paul Schuitema, Albert Renger-Patzsch, Aenne Biermann, George de Hoyningen-Huené, Walter Peterhans, Franois Brugière und Man Ray.

Der letzte Raum bot Industriefotos des Stuttgarter Foto-Studios Dr. Lossen & Co und von W. Riethoff aus Wien.

Eine Auswahl der ausgestellten Fotos waren in dem von Franz Roh und Jan Tschichold zusammengestellten Band "foto-auge" wiedergegeben.[2]

In der Zeitschrift "Die Form" war schon im Februarheft 1929 zu lesen, die Ausstellung habe "überall ein überraschend starkes Interesse gefunden" und zwar sowohl in der deutschen Presse als auch in der Schweiz, in den Niederlanden, Frankreich, England Belgien und in Schweden.[3]

Weitere Ausstellungsorte

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Die Ausstellung "Film und Foto" wurde nach der Präsentation in Stuttgart auch noch in anderen europäischen Städten gezeigt, so zum Beispiel in München, Paris und Zürich. In Wien wurde sie vom 20. Februar bis 31. März 1930 im Österreichischen Museum am Stubenring gezeigt.[4][5]

  • Werkbund-Ausstellung Film und Foto, Stuttgart 1929. In: Die Form. Zeitschrift für gestaltende Arbeit, Bd. 4 (1929), S. 95 (Digitalisat).
  • Werkbundausstellung Stuttgart 1929 Film und Foto. In: Die Form. Zeitschrift für gestaltende Arbeit, Bd. 4 (1929), S. 177 (Digitalisat).„
  • Wilhelm Lotz: "Film und Foto". In: Die Form. Zeitschrift für gestaltende Arbeit, Bd. 4 (1929), S. 277–279 (Digitalisat).
  • Rudolf Junk: Film und Foto. In: Photographische Correspondenz, 1929, Hauptteil, S. 229–233.
  • Alma Stefanie Frischauer: Künstler-Kamera. In: Moderne Welt, Jg. 11 (1930), Heft 12, S. 6–8 (Digitalisat).
  • Ulrich Hägele: "Film und Foto" – die Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1929 in Stuttgart. In: Schwäbische Heimat (2019), Heft 4, S. 437–442.

Einzelnachweise

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  1. Schwäbischer Merkur, Nr. 230, 18./19.5.1929, Abendblatt, S. 5 (Digitalisat).
  2. Franz Roh / Jan Tschichold: foto-auge. 76 fotos der zeit. Akademischer Verlag Dr. Fritz Wedekind, Stuttgart 1939 (Digitalisat).
  3. Werkbund-Ausstellung Film und Foto, Stuttgart 1929. In: Die Form. Zeitschrift für gestaltende Arbeit, Bd. 4 (1929), S. 95 (Digitalisat).
  4. Allgemeine Photographische Zeitung, Jg. 12 (1930), Heft 3, S. 7–8 (Digitalisat).
  5. Kleine Volks-Zeitung, Nr. 51, 21.2.1930, S. 6 (Digitalisat).