Benutzer:Schneider-Kalenborn/Karl Schneider (Szenenbildner)

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Karl Schneider ( *19. Juli 1916 in Berlin; † 18. Dezember 1996 in Daun/Eifel) war ein deutscher Filmarchitekt, Szenenbildner und Maler. Karl Schneider war als Filmarchitekt bzw. Szenenbildner für zahlreiche Filme seit den späten 1940er Jahren und Fernsehproduktionen seit den 1960er Jahren sowie als Bühnenbildner für mehrere Theater tätig. Er gilt, so 1988 die Begründung zur Verleihung des Filmbandes in Gold, „als einer der wichtigsten Filmarchitekten des deutschen Nachkriegsfilms“.[1]

Karl Schneider wuchs in Berlin-Köpenick auf, besuchte ab 1929 die Schulfarm Scharfenberg und studierte von 1933 bis 1936/37 an der Berliner Kunstakademie Malerei.

1948 begann er, obwohl mit seiner Familie in West-Berlin wohnend, seine Tätigkeit bei der neu gegründeten DEFA in Babelsberg. In der Folgezeit entwarf er die Bauten zu zahlreichen Filmen. Seine Spezialität war die stimmige, nie aufdringliche Ausstattung von Filmen, für die er Räume entwarf, die vielfältige Spielmöglichkeiten eröffneten und zugleich die Dramaturgie bildlich verdichteten. Dafür stehen in besonderer Weise die Filme „Der Untertan“ (Regie: Wolfgang Staudte) und „Die Elenden“ (Regie: Jean-Paul Le Chanois). Um die phantasievoll-experimentelle Ausstattung des Märchenfilms „Das tapfere Schneiderlein“ (Regie: Helmut Spieß) kam es im Rahmen des auslaufenden „Formalismusstreits“ in der DDR zu Kontroversen, die dem Kinoerfolg des Films jedoch keinen Abbruch taten. Als Teil dieser Kontroverse (und an Unstimmigkeiten zwischen dem in Aussicht genommenen Regisseur Wolfgang Staudte und Bertolt Brecht) scheiterte das Projekt, Brechts Theaterstück „Mutter Courage“ zu verfilmen.[2] Und der Film „Sonnensucher“ (Regie: Konrad Wolf) wurde zunächst aus politischen Gründen verboten und konnte erst 1972 im DDR-Fernsehen gezeigt werden.[3] Bei der DEFA arbeitete K. Schneider bis 1958 nicht nur mit den erwähnten Regisseuren, sondern u.a. auch mit Herbert Ballmann, Erich Engel, Falk Harnack, Otto Meyer und Arthur Pohl zusammen.

Nach dem Ende seiner Tätigkeit für die DEFA schuf er – 1960 zog die Familie nach Düsseldorf, 1967 nach Daun/Eifel um – die Ausstattung mehrerer bundesdeutscher Filmproduktionen und arbeitete u.a. mit den Regisseuren Wolfgang Becker, Geza von Cziffra, Ernst Hofbauer, Harald Vock und Eugen York  zusammen. In Israel war er u.a. für den Film „Der Blaumilchkanal“ (Regie: Ephraim Kishon) tätig.

Im Laufe der 1960er Jahre verlagerte sich der Schwerpunkt seiner Arbeit deutlich hin zu Fernsehproduktionen. Er entwarf und realisierte die Ausstattung zu Opernfilmen (Regie: Werner Kelch), Marlitt-Verfilmungen (Regie: Herbert Ballmann), Krimis (u.a. „Tatort“) und zahlreichen Fernsehspielen, darunter auch Mehrteiler wie „Der eiserne Gustav“ (Regie: Wolfgang Staudte, 7 Teile) und „Blut und Ehre – Jugend unter Hitler“ (Regie: Bernd Fischerauer, 4 Teile). Dabei arbeitete er (außer mit den genannten Regisseuren) u.a. mit Wilm ten Haaf, Vojtech Jasny, Gig Malzacher, Rudolf Nussgruber, Sigi Rothemund, Rolf von Sydow, Tom Toelle und Michael Verhoeven zusammen.

Parallel war er immer wieder auch als Bühnenbildner tätig, u.a. für Theateraufführungen in Baden Baden („Suzy Wong“, „Die Diebin von London“, „Der König stirbt“, „Menschen und Mäuse“; Regie: Hannes Tannert) und in Wien („Die Polizei“, „Audienz“ und „Vernissage“; Regie: Vojtech Jasny).

1985 zog er sich aus dem aktiven Berufsleben zurück und widmete sich – zusammen mit seiner Frau Traute Schneider – ganz der Malerei, die er nie hatte ruhen lassen.

1988 wurde er „für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film“ mit dem Filmband in Gold (Deutscher Filmpreis, gestiftet vom Bundesminister des Innern) ausgezeichnet.[4] Ende der 1980er Jahre übernahm das Filmmuseum Düsseldorf den gesamten Nachlass aus seiner Berufstätigkeit und öffnete 1993 seine Tore mit einer Sonder-Ausstellung „Karl Schneider. Ein Maler, der Bilder baut“.[5] Karl Schneider starb 1996 im Alter von 80 Jahren in seiner Wahlheimat Daun/Eifel.

In Klammern: Die Namen derjenigen, die gemeinsam mit Karl Schneider für die Bauten verantwortlich zeichneten.

1948/49               Quartett zu Fünft (zus. mit Erich Zander u. Artur Günther)

1949                    Die blauen Schwerter (zus. mit Erich Zander)

1950                    Familie Benthin (zus. mit Erich Zander, Artur Schwarz u. Wilhelm „Willi“ Depenau)

1950                    Die Jungen vom Kranichsee (zus. mit Erich Zander)

1951                    Das Beil von Wandsbek (zus. mit Erich Zander)

1951                    Der Untertan (zus. mit Erich Zander)

1951                    Corinna Schmidt (zus. mit Erich Zander)

1951/52               Schatten über den Inseln (zus. mit Erich Zander)

1952/53               Die Unbesiegbaren (zus. mit Willy Schäfer u. Richard Hermens)

1953                    Die Kaiserin von China (zus. mit Kurt Herlth)

1954                    Hexen (zus. mit Alfred Schulz)

1954                    Der Teufel vom Mühlenberg (zus. mit Alfred Schulz u. Karl Bekker)

1955                    Robert Mayer – Der Arzt aus Heilbronn (zus. mit Willy Schäfer, Karl Bekker u. Marianne Poppe)

1955/56               Eine Berliner Romanze (zus. mit Alfred Drosdeck)

1956                    Das Traumschiff

1956                    Das tapfere Schneiderlein (zus. mit Karl Bekker)

1956                    Tinko (zus. mit Karl Bekker)

1957/58               Sonnensucher

1957/58               Die Elenden/Les Miserables (zus. mit Sergei Pimenow)

1958                    Geschwader Fledermaus (zus. mit Alfred Drosdeck)

1958                   Peter Voss der Millionendieb (zus. mit Hans-Jürgen Kiebach u. Hanns Kuhnert)

1958                   Der eiserne Gustav (zus. mit Hans Berthel)

1958/59              Schlag auf Schlag (zus. mit Gabriel Pellon)

1959                   Alle Tage ist kein Sonntag (zus. mit Willi A. Herrmann)

1959                   Morgen wirst Du um mich weinen (zus. mit Otto Erdmann)

1964                    Nebelmörder

1964                   Sabbat-Legende

1964/65               Ein Ferienbett mit 100 PS

1967                    Heißes Pflaster Köln

1968                    Der Dybuk/The Dybbuk

1969                     Der Blaumilchkanal

1969                    Unser Doktor ist der Beste

1970                    Nachts, wenn Dracula erwacht

Fernseharbeiten

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1963                      Der Postillon von Lonjumeau

1963/64               Tiefland

1964                      Tod um die Ecke

1964                      Hereinspaziert… Die Zirkuswelt des Frank Wedekind

1964                      Die Dame mit dem Spitzentuch

1965                      Panoptikum

1965                      Das Apostelspiel

1967/68               Was man so die Liebe nennt

1968                      Nur kein Cello

1968                      Carl Schurz

1970                      Der Minister und die Ente

1970                      Der schwarze Graf, TV-Serie

1971                      La Femme, Le Mari et La Mort oder die Schwierigkeit, seinen Mann umzubringen

1971                      Wölfe und Schafe

1971                      Alter Film wird wieder jung

1971                      Mr. Tingling stellt ein

1971/72               Wenn Steine sprechen (Tatort)

1972                      Das Geheimnis der alten Mamsell

1972                      Monsieur Chasse oder wie man Hasen jagt

1973                      Im Schillingshof

1973                      Frühlingsfluten

1974                      Auguste Bolte

1974                      Im Hause des Kommerzienrates

1974/75               Tod eines Einbrechers (Tatort)

1975                      Rest des Lebens. Die Herausforderung

1975/76               Kann ich noch ein bisschen bleiben

1975/76               Seniorenschweiz; Regie

1976                      Nur bitte nicht heut‘ Nacht

1976/77               Finderlohn

1977                      Fairy

1977                      Finderlohn (Tatort)

1977                      Die Kette, 2 Teile

1978                      Meine dicke Freundin

1978/79               Der eiserne Gustav, 7 Teile

1980                      Spiegel

1980                      Die Gräfin vom Chamissoplatz

1980/81               Blut und Ehre – Jugend unter Hitler, 4 Teile

1983/84               Das schöne irre Judenmädchen

1984                      Der Granitkopp

Bundesminister des Innern (Hrsg.), Deutscher Filmpreis 1988. Verkündung des Deutschen Filmpreises 1988 am 10. Juni 1988 im Theater des Westens, Berlin 1988

Filmmuseum Düsseldorf (Hrsg.), Karl Schneider. Ein Maler, der Bilder baut. Katalog, Düsseldorf 1993; auch: www.duesseldorf.de/en/filmmuseum/ausstellungen/publikationen.html

Unzählige Male gesehen und doch kaum bekannt, in: Dauner Zeitung Nr. 191, 19.8.1993

Ein Maler, der Bilder baut, in: Trierischer Volksfreund Nr. 244, 20.10.1993

Brigitte Bettscheider, Ein Maler, der Bilder baut – Karl Schneider, Filmarchitekt, in: Kreisverwaltung Daun (Hrsg.), Kreis Daun, Vulkaneifel. Heimatjahrbuch 1997, S. 132-134, auch: http://www.heimatjahrbuch-vulkaneifel.de/VT/hjb1997/hjb1997.75.htm

Dorett Molitor, Zur Entstehung und zum Bestand der Szenographie-Sammlung des Filmmuseums Potsdam. Einblick in die Produktion und das Szenenbild des gescheiterten Filmprojekts Mutter Courage und ihre Kinder (1955) von Wolfgang Staudte, in: kunsttexte.de, Nr. 1, 2014 (14 Seiten); auch: edoc.hu-berlin.de/kunsttexte/2014-1/molitor-dorett-3/PDF/molitor.pdf

Ein jeweils ausführliches Verzeichnis der Filme, für die Karl Schneider die Bauten entworfen hat, findet sich zusammen mit den Besetzungslisten in den Filmportalen:

http://www.filmportal.de/person/karl-schneider_048b88790bde4c38bc224bca17e16a54

http://www.imdb.com/name/nm0773902/?ref_=fn_al_nm_1.


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Einzelnachweise

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  1. Siehe Bundesminister des Innern (Hrsg.), Deutscher Filmpreis 1988, Berlin 1988, S. 13. Zur Biographie siehe Filmmuseum Düsseldorf (Hrsg.), Karl Schneider. Ein Maler, der Bilder baut. Katalog, Düsseldorf 1993, S. 19.
  2. Siehe dazu Dorett Molitor, Zur Entstehung und zum Bestand der Szenographie-Sammlung des Filmmuseums Potsdam. Einblick in die Produktion und das Szenenbild des gescheiterten Filmprojekts Mutter Courage und ihre Kinder (1955) von Wolfgang Staudte, in: kunsttexte.de, Nr. 1, 2014 (edoc.hu-berlin.de/kunsttexte/2014-1/molitor-dorett-3/PDF/molitor.pdf).
  3. Siehe Heidi Draheim, Karl Schneider. Ein Maler, der Bilder baut, in: Filmmuseum Düsseldorf (Hrsg.), Karl Schneider. Ein Maler, der Bilder baut, S. 4-8, hier S. 7.
  4. Siehe Bundesminister des Innern (Hrsg.), Deutscher Filmpreis 1988, Berlin 1988, S. 13.
  5. Filmmuseum Düsseldorf (Hrsg.), Karl Schneider. Ein Maler, der Bilder baut. Katalog, Düsseldorf 1993.