Benutzer:Schlesinger/Bauhauskapelle

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Die Bauhauskapelle war eine von Andor Weininger und Heinrich Koch 1923 am Weimarer Bauhaus gegründete Musikgruppe, ursprünglich zur Begleitung der Bauhausfeste, die sich experimentell einer modernen „spontanen Musik“ nähern wollte. zunächst standen dadaistische Elemente neben osteuropäischer Volksmusik und improvisiertem rhythmischen Krach im Mittelpunkt. Später in Dessau entwickelte sich die Kapelle zu einer Jazzband im amerikanischen Stil, die aber ebenso Stücke von J. S. Bach und Mozart intonieren konnte. Tonaufnahmen sind allerdings nicht erhalten.

Die Bauhauskapelle organisierte sich vor allem aus der Schülerschaft des Bauhauses. Bekannte Mitglieder der Gruppe waren neben Andor Weininger (Klavier), auch Oskar Schlemmer (Bewegung, Tanz), Xanti Schawinsky (Draht, Nägel, Revolverschüsse), Ludwig Hirschfeld-Mack (Akkordeon), Kurt Schmidt (Violine) und Theodore Lux Feininger (Klarinette). Gespielt wurde sowohl auf traditionellen Instrumenten, aber zur Geräuscherzeugung auch auf dem Flexaton und der Lotusflöte. Der mit der Bauhauskapelle und verbundene Klamauk machte sie auch überregional bekannt und beliebt. Sie trug damit auch außerhalb von Weimar und Dessau als Werbeträger zum positiven Bild des Bauhauses bei. Die gespielten Werke und Songs hatten kurze einprägsame Titel wie die dadaistisch inspirierten Wortschöpfungen Bo-la-bo, Matuto und Unika. Daneben gab es aber auch einen Bauhausmarsch, einen Tango und folkloristisch angehauchte Stücke wie Der Russische und Der Ungarische. Bekannt wurde der sogenannte Bauhauspfiff, der zu den Worten des von Johannes Itten und Georg Muche praktizierten Mazdaznan-Kult gesungen werden konnte.[1][2][3]

Von der studentischen Band sind keine Tonaufnahmen bekannt.

Im Anschluss an die große Weimarer Bauhausausstellung im Sommer 1923, zu der eine Reihe musikalischer Darbietungen gehörte, rief der ungarische Bauhäusler Andor Weininger die Bauhaus-Kapelle im Frühjahr 1924 ins Leben. Zu dieser gehörten Hanns Hoffmann-Lederer und Rudolf Paris am Schlagzeug, Heinrich Koch spielte die Teufelsgeige, und Weininger übernahm das Klavierspiel. Die erste Fotografie der Band (aufgenommen von Louis Held) stammt aus dem Gründungsjahr, sie entstand auf einer Veranstaltung im Ilmschlösschen in Weimar. Für die Proben wurde ein gebrauchtes Klavier angeschafft, als Probenraum diente die Kantine. Zur wechselnden Besetzung zählten bis 1932 folgende Künstler:[4]

  • Waldemar Alder (Trompete)
  • Roman Clemens (Banjo und Schlagzeug)
  • Edmund Collein und Friedrich-Wilhelm Strenger (Piano)
  • Lotte Gerson-Collein (Saxophon)
  • Ernst Egeler und Werner Isaacsohn (Schlagzeug)
  • Theodore Lux Feininger (Banjo und Klarinette)
  • Fritz Kuhr (Banjo und Bumbass)
  • Walter Matthiesen (Posaune)
  • Hermann Röseler (Posaune und Banjo)
  • Xanti Schawinsky (Alt- und Tenorsaxophon, Cello, Flexaton und Lotusflöte)
  • Josef Tokayer (Saxophon und Posaune)

Weininger beschrieb einen Auftritt mit den Worten:

„Wir erlebten eine Art Evolution der Tanzstile. Erst gab es den Foxtrott – das war anfangs der häufigste Tanz. Dann kamen Onestep und Twostep, Ragtime und Charleston, dann Blues und Shimmy, dann Java“

Michael Siebenbrodt: Jazzkapelle und Gesamtkunstwerk– Musik am Bauhaus in Weimar. S. 124.[4]

Neben Jazz, Folklore und zeitgenössischer Musik mischte Weininger ungarische Klänge in die Stücke. Die Bauhauskapelle trat als Jazz-Band in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre unter anderem bei Berliner Faschings- und Tanzveranstaltungen in großen Sälen auf.

  • Uwe Sauerwein: Zum Jubiläum erinnert das Bauhaus an seine Bühne. In: Die Welt. 9. Januar 2019, In Dessau ging es strenger zu (welt.de).
  • Michael Siebenbrodt: Jazzkapelle und Gesamtkunstwerk– Musik am Bauhaus in Weimar. In: Hellmut Th. Seemann, Thorsten Valk (Hrsg.): Übertönte Geschichten. Musikkultur in Weimar. Jahrbuch der Klassik Stiftung Weimar. Wallstein Verlag, Göttingen 2011, S. 121–136.

Einzelnachweise

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  1. Martha Ganter: Musikleben am Staatlichen Bauhaus in Weimar
  2. Mitglieder der Bauhauskapelle mit Oskar Schlemmer
  3. „Der schlägt ein! Sie müssen uns hören – sie denken an uns.“
  4. a b Michael Siebenbrodt: Jazzkapelle und Gesamtkunstwerk– Musik am Bauhaus in Weimar. In: Hellmut Th. Seemann, Thorsten Valk (Hrsg.): Übertönte Geschichten. Musikkultur in Weimar. Jahrbuch der Klassik Stiftung Weimar. Wallstein Verlag, Göttingen 2011, S. 121–136.


Kategorie:Bauhaus Kategorie:Musik