Benutzer:Sayuka san/Seitensprung

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Ein Seitensprung ist eine umgangssprachliche Bezeichnung für eine außereheliche Beziehung zwischen zwei Menschen, von denen mindestens einer verheiratet ist.[1]

Der Begriff wird meist für einen kurzfristigen Ausbruch aus der ehelichen Beziehung verwendet. Weitere Begrifflichkeiten sind fremdgehen, seinen Partner betrügen, Affäre oder Ehebruch, wobei Ehebruch heutzutage fast nur noch als rechtlicher Ausdruck verwendet wird. Seit den 1960er Jahren wird das Fremdgehen nicht mehr in den Bereich der Unzucht gezählt. Der Begriff wird erst seit einigen Jahrzehnten im Zusammenhang mit Ehebruch gebraucht. Ursprünglich bezeichnet er wörtlich einen Sprung zur Seite.

Historische Einordnung

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Die negativen Konnotationen des Seitensprungs lassen vermuten, dass Ehebruch auch in vergangenen Kulturen als unmoralisch oder illegal angesehen wurden und sich diese Ansichten bis in die Neuzeit erhalten haben. Babylonische Gesetze verboten schon 2000 Jahre vor Christus den Ehebruch. Auch überlieferte griechische und römische Gesetze geben Aufschluss über die Handhabung von Ehebrechern. Diese bezogen sich jedoch meist nur auf ehebrechende Frauen. Dieser Ungleichheit liegt weniger der unmoralische Charakter des Ehebruchs zu Grunde, sondern mehr die verbreitete Auffassung der Ehefrau als Besitz des Mannes. Gesetze dieser Art dienten vor allem dem Schutz der Erblinie, denn entstünde aus dem Seitensprung der Ehefrau ein Kind, könnte die Ehebrecherin dieses ihrem Ehemann als sein eigenes unterschieben. Im Gegensatz dazu musste ein fremdgehender Ehemann keine Verantwortung für ein entstehendes Kind übernehmen, da sich die Familie der Mutter darum zu kümmern hatte. [1]

Gesetze, die Frauen erheblich benachteiligten, sind noch vom Mittelalter bis in die Neuzeit zu finden. Erst das StGB von 1871 regelt gleiche Strafen für ehebrechende Männer und Frauen.[2] Ab 1969 bleibt ein Seitensprung straffrei, Ehebruch wird jedoch zivilrechtlich weiter als unerlaubte Handlung angesehen.


Studien und Ergebnisse

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Seit Jahren versuchen Forscher die Gründe für Seitensprünge herauszufinden. Die Ergebnisse werden dabei häufig durch die Hintergründe der Forscher beeinflusst. So unterscheiden sich Forschungsergebnisse von Psychologen deutlich von denen der Evolutionsbiologen und Verhaltensforscher.

Ragnar Beer und Theratalk

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Ragner Beer, Psychologe und Paartherapeut, lehrte mehrere Jahre an der Universität Göttingen im Bereich Eheberatung und Paartherapie in Theorie und Praxis. Seit 1996 beschäftige er sich mit dem Thema Online-Paartherapie und rief dazu das Projekt "Theratalk" ins Leben. Im Rahmen dieses Projektes führten er und sein Team mehrere Studien zum Thema Seitensprung durch. Dabei wurde besonderer Wert auf die Psyche der Befragten gelegt.

  • Eine Vorstudie ergab, dass etwa 76 Prozent der Männer und 84 Prozent der Frauen sexuelle Unzufriedenheit in der Beziehung als Grund für den begangenen Seitensprung sahen.[3]
  • Eine Befragung unter 3334 heterosexuellen Männern (34%) und Frauen (66%), deren Partner fremd gegangen waren, zeigt, dass die Betrogenen oft unter posttraumatischen Belastungsstörungen wie Depressionen, Angstattacken oder Herzrhythmusstörungen leiden. Die Studie ergab außerdem, dass ein Seitensprung nur in seltenen Fällen ein One-Night-Stand war. Über zwei Drittel der Betrogenen gaben an, dass die Affären ihrer Partner länger als einen Monat andauerten.[4]

"50% der betrogenen Männer und 55% der betrogenen Frauen kontrollieren, ob sie von ihrem Partner noch immer oder wieder betrogen werden ...

... die Betrogenen durchsuchen die Taschen ihres Partners, durchstöbern seine Post, lesen seine E-Mails und checken sein Handy auf Telefonate und SMS

48% der Männer und 53% der Frauen haben die Untreue ihres Partners erahnt

58% der Frauen, die etwas geahnt hatten, haben den Seitensprung herausgefunden

51% der Männer, die etwas geahnt hatten, haben den Seitensprung herausgefunden

70% der Frauen sind wütend auf die andere Frau, 68% auch auf den eigenen Mann

70% der Männer sind wütend auf den anderen Mann, aber nur 47% auf ihre Partnerin"[3]

  • Eine dritte Studie befragte 2601 heterosexuelle Untreue, wovon 45% der Befragten Männer und 55% Frauen waren. Die Ergebnisse deckten sich teilweise mit denen der Vorgängerstudie mit Betrogenen.

"Untreue Frauen fanden ihren Liebhaber zu 35% im Freundeskreis. Männer gingen zu 28% mit Freundinnen und zu 20% mit Kolleginnen fremd

Für die meisten der Befragten war es nicht der erste Seitensprung. 51% der Männer und 45% der Frauen waren in der aktuellen Partnerschaft schon untreu

Zwei Drittel der Affären liefen länger als einen Monat. Etwa ein Drittel dauerte sogar länger als ein halbes Jahr. One-Night-Stands kommen dagegen selten vor

Auch die Liebhaber waren oft gebunden: Frauen zu 58 und Männer zu 52 Prozent

Ist der Seitensprung aufgeflogen, bricht der Kontakt zum Liebhaber nicht ganz ab

Etwa 40% sehen ihre Affäre weiterhin mindestens einmal die Woche"[5]

Der britische Verhaltensbiologe Robin Baker veröffentlichte 1996 das Buch Krieg der Spermien (Originaltitel: Sperm Wars), in dem er seine Theorien zum Thema Sex darlegt. Dabei nutzt er vor allen Dingen evolutionsbiologische Ansätze, um zu erklären, warum Menschen fremdgehen. Baker stützt sich insbesondere auf die Theorie der Spermienkonkurrenz bei Tieren und wendet sie auf den Menschen an.

Seinen Erläuterungen kann man entnehmen, dass Frauen fremdgehen, um die Chancen zu erhöhen, die bestmögliche DNA für ihren Nachwuchs zu sichern. Durch die Aufnahme des Spermas mehrerer Männer, löse sie eine Art Krieg der Spermien in sich aus. Baker unterscheidet dabei Spermien, deren Ziel die Eizelle ist, von so genannten "Kamikaze-Spermien", die die Samenzellen anderer Männer angreifen und außer Gefecht setzen. Dies ist Baker zufolge jedoch nur ein Teil des "Krieges".[6]
Außerdem würden Frauen verschiedene Möglichkeiten unterliegen, um die Samenzellen bestimmter Männer zu behindern oder zu zerstören. Männer befänden sich daher in einem ständigen Konkurrenzkampf. Um die Chancen auf einen erfolgreiche Fertilisation der Eizelle zumindest zu erhöhen, werden durch Sex regelmäßig Samenzellen in den Reproduktionstrakt der Frau abgegeben. Die einzige Möglichkeit eines Mann, einen Seitensprung seiner Frau zu verhindern, wäre laut Baker die ständige Bewachung derselbigen.[6]

Bakers Ansatz wird von anderen Forschern jedoch abgelehnt, da die Tests nicht reproduzierbar waren und die Theorie der Kamikaze-Spermien von Wissenschaftlern mehrmals widerlegt wurden.[7]

Weitere Studien

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Neben diesen zwei Studien gibt es zahlreiche weitere Befragungen, die sich des Themas angenommen haben.

  • In Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsunternehmen Innofact hat eine Partneragentur eine Umfrage durchführen lassen, um nähere Ursachen für Seitensprünge herauszufinden. Die Studie ergab, dass für 46% der Männer fehlende sexuelle Befriedigung der Hauptgrund für einen Seitensprung ist. Mit 56% war für Frauen hingegen mangelnde Aufmerksamkeit durch ihren Partner der Hauptauslöser.[8]
  • Für eine Studie ließ Paul Andrews von der Virginia Commonwealth University in Richmond 203 junge, heterosexuelle Paare zum Thema befragen. Den Ergebnissen zufolge erkennen Männer öfter als Frauen, ob ihr Partner einen Seitensprung hatte. Während die männlichen Befragten zu 75% der in der Befragung zugegebenen Seitensprünge erkannten, kamen Frauen nur auf eine Trefferquote von 41%. Andrews erklärte die Ergebnisse damit, dass Männer argwöhnischer sind, was die Treue ihrer Partnerinnen angeht. Denn hier sei die Möglichkeit gegeben, dass sie ihre Ressourcen in das Aufziehen von fremdem Nachwuchs stecken.[9]

Das Geschäft mit dem Seitensprung

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Seit ein Seitensprung nicht mehr strafrechtlich verfolgt wird, haben einige Geschäftsleute eine Marktlücke für sich erkannt. Seitensprungagenturen wurden ins Leben gerufen und vermitteln an Interessenten Kontakte zum Fremdgehen. Durch das Internet werden jedoch mittlerweile stationäre Agenturen mehr und mehr durch Kontaktbörsen im WWW verdrängt. Zahlreiche Anbieter wie Prime-Date.de bieten nicht nur Kontaktmöglichkeiten, sondern geben auch Ratschläge und Tipps, wie man den eigenen Seitensprung vor dem Partner geheimhalten kann.
Prinzipiell unterscheidet man folgende Arten von Seitensprungagenturen:

  • Stationäre Seitensprungagenturen
  • Online-Seitensprungagenturen
    • Kostenlose Anbieter
    • Kostenpflichtige Anbieter

Aber auch allgemeine Kontaktbörsen bieten mittlerweile Rubriken, wo Affären und Seitensprünge gesucht werden können.


Einzelnachweise

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  1. a b Marshall Cavendish Corp: Sex and Society. 2010, S. 39.
  2. Duncker, Arne: Gleichheit und Ungleichheit in der Ehe. Köln u.a., 2003, S. 719.
  3. a b Hollweg, Petra; Krischer, Markus: Der Seitensprung. In: FOCUS Magazin. Ausg. 19, 2006. URL: http://www.focus.de/kultur/leben/exklusiv-studie-der-seitensprung_aid_215655.html (abgerufen am 02. Juli 2010)
  4. http://www.theratalk.de/studie_seitensprung_betrogene.html (abgerufen am 02. Juli 2010)
  5. Hollweg, Petra; Krischer, Markus:Rätselhafte Affären. In: FOCUS Magazin Ausg. 38, 2006. URL: http://www.focus.de/kultur/leben/seitensprung-studie-raetselhafte-affaeren_aid_213601.html (abgerufen am 02. Juli 2010)
  6. a b http://www.seductionlabs.org/2007/05/24/sperm-competition-and-the-kamikaze-sperm-hypothesis/ (abgerufen am 02. Juli 2010)
  7. http://www.seductionlabs.org/2007/05/04/sperm-wars-the-science-of-sex-reviewed-and-appraised/ (abgerufen am 02. Juli 2010)
  8. http://www.focus.de/gesundheit/ticker/sexualitaet-schlechter-sex-treibt-vor-allem-maenner-zum-seitensprung_aid_349289.html (abgerufen am 02. Juli 2010)
  9. http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/partnerschaft/news/seitensprung-maenner-merken-betrug-frueher_aid_344519.html (abgerufen am 02. Juli 2010)