Benutzer:Salino01/Baustelle/Ortsbefestigung

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Rundturm und Mauer im Bereich des ehemaligen Südtors

Die Ortsbefestigung von Sulzbach am Main ist eine spätmittelalterliche Wehranlage, die als geschlossener Mauerring zum Schutz des Ortes errichtet wurde. Sie wies mit Doppeltürmen, Toren und Zwingern und ehemaligen Wehrpfaden hinter der Mauer typische Merkmale einer Stadtbefestigung auf.[1] Die aus roten Sandsteinen aufgebaute Mauer wurde 2013 aufwändig restauriert und steht unter Denkmalschutz (Aktennummer D-6-76-160-1).

Ortsbefestigung in Sulzbach am Main

Die etwa einen Kilometer lange Ortsbefestigung umschloss im ausgehenden Spätmittelalter den damaligen Ort als Wehrbau. Das obere Tor, das von zwei Rundtürmen (Aktennummer D-6-76-160-8) flankiert war, befand sich im Süden (heute Einmündung der Pfortengasse in die Jahnstraße). Im Nordwesten wurde der Zugang über das untere Tor kontrolliert (heute Übergang Hauptstraße/Bahnhofstraße), der ebenfalls von zwei Rundtürmen (Aktennummer D-6-76-160-9) flankiert war.[2] An der äußersten Ecke im Südosten der Ringmauer befand sich ein Rundturm ohne Durchlass (heute Jahnstraße).[3]

Die Ortsbefestigung wurde im ausgehenden Spätmittelalter (um 1500) als geschlossener Mauerring errichtet. Er umschloss Gebäude und Gartenanlagen des etwa 500 Einwohner zählenden Ortes.[4] Als Zugang waren ursprünglich zwei von Rundtürmen flankierte Toranlagen mit Zwinger vorhanden, die sich im Nordwesten und im Süden des Ortes befanden.[5]

Durch die zunehmende Feuerkraft der Waffen reduzierte sich die Wirksamkeit der Befestigungsanlage und diente im Laufe der Zeit nur noch dem Schutz vor Diebesgesindel und Bettlern. Nach 1787 wurde im Südwesten ein weiterer Mauerdurchbruch vorgenommen und damit ein dritter Durchlass ohne Zwinger (Neues Tor) geschaffen.[2] Im Ortsplan von 1849 (Bruoillon zu N. W. LXXXVI. 75 a.b.c.d.) ist der Verlauf der Wehrmauer, sowie die Lage der Türme, Zwinger und Tore noch gut erkennbar.[4]

Die Ausbreitung des Ortes, die zunehmende Industrialisierung und Veränderungen der Verkehrsverhältnisse ließen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Mauerabbrüche entstehen. Speziell die Mauerzüge im Westen wurden abgerissen.[2]

Teilweise abgetragene Mauer

Anhand der teilweise abgetragenen Mauer im Nordosten der Befestigung erkennt man deren ursprünglichen inneren Aufbau. Größere, auf der Außenseite flach behauene Sandsteine bilden die beiden Oberflächen der Mauer. Das Innere ist mit kleineren Bruchsteinen ausgefüllt. Bindersteine, dass heißt Steine, die von einer Seite der Mauer bis zur anderen Seite reichten, wurden nicht verarbeitet. Der Zusammenhalt wurde vielmehr über Ankersteine realisiert, die etwas weiter in das Innere der Mauer hineinragten. Die Fugen waren ursprünglich aus Kalkmörtel und ermöglichten so eine Abgabe von Feuchtigkeit.[3]

Durch Materialabtrag, sowie durch zahlreiche Veränderungen im Rahmen von Reparaturversuchen ist der genaue historische Aufbau der Mauerkronenabdeckung unbekannt.[6]

Entlang der Wehrmauern führte überall auf der Innenseite ein Pfad, der einen direkten Zugang zur Mauer erlaubte. Ob sich auf der Außenseite der Befestigung eine Grabenanlage oder ein freier Bereich ohne Bebauung und Bewuchs befand, ist nicht überliefert.[4]

Rundtürme und Tore

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Rundturm an der Bahnhofstraße
Skizze der Torbefestigung mit Zwinger

Die ursprünglichen Tore im Nordwesten und um Süden der Ortsbefestigung waren jeweils von zwei Rundtürmen flankiert. Alle Türme sind im oberen Teil mit Vorkragung über Gesims aufgebaut und teilweise mit Zinnen bewehrt. Sie hatten ursprünglich eine Höhe von mindestens 4,5 m.[2] Durch Anhebungen des Bodenniveaus in der Umgebung ist der unterste Teil der Befestigung nicht sichtbar und die Türme wirken deutlich gedrungener und kleiner. Ein archäologisches Fenster am Fuß des Westturms zeigt das ursprüngliche Bodenniveau zur Bauzeit der Anlage.[7]

Die Türme waren halbrund ausgebildet und Richtung Ort offen. Sollte der Turm erobert werden, konnte er von den Feinden nicht gegen den Ort selbst verwendet werden.[5] Grabungsarbeiten belegen, dass die Tore jeweils zurückgesetzt lagen, so dass vor dem Tor ein Zwinger entstand. So konnte der Feind vor dem Tor von mehreren Seiten durch die Schießscharten aus angegriffen werden.

Im Bereich der Rundtürme sind zwei Arten von Schießscharten erhalten. Die horizontal angeordnete Schlüssellochscharte diente früher den Bogenschützen. Die längliche, senkrecht angeordnete Form ermöglichte eine gewisse Veränderung des Abschusswinkels (Vorhalt) zur Variation der Schussweite. Außerdem findet man Maulscharten, die durch ihre waagerechte Form den Armbrustschützen vorbehalten waren. In einem der Rundtürme an der Bahnhofsstraße befindet sich eine Nische mit Madonnenfigur. Die ursprüngliche Sandsteinfigur „Maria mit Kind“ (um 1500) stand bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts an dieser Stelle und wurde nach einem Raub durch eine Kopie ersetzt.[7] Im Bereich der Bahnhofstraße wurden in den Rundtürmen nachträglich Durchgänge für Fußgänger geschaffen. Am Westturm des Nordtors ist diese Öffnung inzwischen wieder verschlossen worden.

Bis 1850 endete die Spessartstraße im Osten ohne Durchgang an der Mauer. Um 1865 ist jedoch ein Loch in der Mauer überliefert, das es gestattete einen Menschen durchschlüpfen zu lassen. Dieses Loch diente dazu, ohne großen Umweg zu dem an der Innenseite der Mauer gelegenen Gasthaus Zum Engel zu gelangen. Im Volksmund war die Verbindung zwischen »Loch« und Gasthaus so miteinander Verknüpft, dass sich der Name »Loch« auch für das Gasthaus eingebürgert hatte, ohne eine negativen Bewertung zu enthalten.[2]

Restaurierung und Auszeichnung

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Markierung des Mauerverlaufs auf dem Gehweg

Im Rahmen der Restaurierung 2013 wurden die noch existierenden Bereiche der Befestigungsanlage in dem jeweiligen Bauzustand erhalten. Die Höhe der Mauer entspricht jeweils dem Zustand vor der Restaurierung. Um ein Eindringen von Wasser in die Mauer zu verhindern wurde der obere Bereich der Mauer im Rahmen der Restaurierung im Inneren mit Asphalt abgedichtet und die Mauerkronenabdeckung mit neuen Sandsteinen in leicht abgerundeter Form abgeschlossen.[3]

Von der Ortsmauer selbst existieren bis heute große, aufwändig restaurierte Bereiche im Norden und Osten. Im Süden ist rechts und links des ehemaligen oberen Tors ein insgesamt etwa 100 Meter langer Abschnitt der Befestigungsanlage erhalten. Die Ausbreitung des Ortes, die zunehmende Industrialisierung und Veränderungen der Verkehrsverhältnisse ließen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts immer mehr Mauerabbrüche entstehen.[2] Speziell die Mauerzüge im Westen (parallel zur Hinteren Dorfstraße) und im Bereich der St. Margareta Kirche wurden dabei abgerissen. Der ursprüngliche Verlauf der Mauer ist hier bei der Neuanlage des Gehwegs an vielen Stellen durch eine spezielle Pflasterung mit Bruchsteinen gekennzeichnet.

Die vorbildliche Sanierung der Maueranlage wurde mit dem Sparkassen-Baupreis 2014 der gemeinnützigen Stiftung der Sparkasse Miltenberg-Obernburg ausgezeichnet.[8]

Commons: Ortsbefestigung in Sulzbach am Main – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Susanna Rizzo: Historische Türme, Tore, Mauern und Pfade – die Ortsbefestigung in Sulzbach am Main
  • Historische Karte von Sulzbach am Main 1849 [1]

Einzelnachweise

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  1. Schautafel zur Ortsbefestigung in Sulzbach am Main (Station 1)
  2. a b c d e f Main-Echo: Historische Mauern, Türme und Tore, Heimathistorie: Zeitreise mit Archäologin Susanna Rizzo durch fünf Jahrhunderte Sulzbacher Ortsgeschichte, abgerufen am 1. Oktober 2015
  3. a b c Schautafel zur Ortsbefestigung in Sulzbach am Main (Station 5)
  4. a b c Schautafel zur Ortsbefestigung in Sulzbach am Main (Station 2)
  5. a b Schautafel zur Ortsbefestigung in Sulzbach am Main (Station 7)
  6. Schautafel zur Ortsbefestigung in Sulzbach am Main (Station 4)
  7. a b Schautafel zur Ortsbefestigung in Sulzbach am Main (Station 3)
  8. Schautafel zur Ortsbefestigung in Sulzbach am Main (Station 8)