Benutzer:Ralf Treuthardt/Kirche Oberbottigen

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Die Kirche Oberbottigen von Süden

Die Kirche Oberbottigen wurde 1934 nach Plänen des Architekten Werner Kormann[1] als reformiertes Kirchgemeindehaus erbaut und 1974 durch Peter Indermühle massgeblich erweitert. Sie ist Filialkirche der reformierten Kirchgemeinde Bümpliz für den ländlichen Raum des Stadtteils VI.

Bei der Eingemeindung der Einwohnergemeinde Bümpliz in die Stadt Bern im Jahre 1919 blieb Bümpliz eine eigenständige Kirchgemeinde. Bottigen war damals mit 3 Mitgliedern im 7-köpfigen Kirchgemeinderat vertreten. Durch die bauliche Entwicklung in Bümpliz und Bethlehem fühlten sich die Menschen in Bottigen immer weniger mit Bümpliz verbunden. Im Schulhaus Oberbottigen wurde einmal monatlich am Sonntagnachmittag ein Filialgottesdienst durchgeführt. Ab 1921 konnte die Kirchgemeinde Bümpliz einen zweiten Pfarrer anstellen. Der Nachmittagsgottesdienst wurde auf den Morgen verlegt. Als Grund für den Wechsel wurde erwähnt, dass ein vermehrter Besuch erwartet werde, namentlich seitens der männlichen Bevölkerung erwartet werde. Ende 1925 wurden die Gottesdienste in Oberbottigen auf den 2. und den 4. Sonntag des Monats gelegt. In diesem Zusammenhang ist der Wunsch nach einem geeigneten gottesdienstlichen Lokal in Oberbottigen erstmals erwähnt.

Bau des Kirchgemeindehauses

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1926 bekam Pfarrer Stucky eine anonyme Spende von 100 Franken für den Bau eines Kirchgemeindehauses in Oberbottigen. Einem Bau einer Kirche in Oberbottigen hätte der Kirchgemeinderat in Bümpliz nie zugestimmt. Der Architekt Werner Kormann bekam den Auftrag, ein Projekt zu entwerfen und die Baukosten zu rechnen.

Man war sich einig, dass der Bau eines Kirchgemeindehauses erst beginnen kann, wenn das dafür nötige Geld vorhanden ist. In Oberbottigen wurde ein Initiativkomitee eingesetzt und ein Baufonds gegründet. Zuerst wurde bei Gottesdienstkollekten, später von Haus zu Haus gesammelt. Auch Naturalspenden waren willkommen. Die Landfrauen haben dafür Gemüse gepflanzt und Backwaren verkauft. Bis heute unterstützen die Landfrauen das Kirchliche Leben.

1928 hatte der Synodalrat der reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn die Reformationskollekte zu Gunsten des Kirchgemeindehauses Oberbottigen bestimmt. Diese hat 15'000 Franken eingebracht. Ein geeigneter Bauplatz wurde gesucht. Im Dezember 1928 beschloss die Kirchgemeindeversammlung in Bümpliz, eine Parzelle von 800m² gegenüber dem Schulhaus dem Landwirt Gottlieb Ziehli abzukaufen. Im Preis von 4.50 Fr./m² waren die darauf befindlichen Obstbäume sowie das Wasserrecht (5l/Min.) inbegriffen.

Trotz vorhandenem Land waren noch zu wenig finanzielle Mittel für den Bau eines Gebäudes vorhanden. 1933 beschloss die Kirchgemeindeversammlung, für den Bau ein Darlehen aufzunehmen. Es wurde eine Baukommission eingesetzt. Noch vor dem Wintereinbruch 1933 konnte Aufrichte gefeiert werden.

Kleines Detail: Der Bottigen-Leist schrieb dem Kirchgemeinderat im vorgesehenen Turm sei eine Glocke und eine Uhr einzubauen: Ein Gotteshaus sei ohne Uhr und Glocke nicht vollständig. Der Rat zeigte sich bereit, die baulichen Fragen und die Kosten mit dem Architekten zu klären. Er beschloss jedoch, dass für diese zusätzlichen Aufwendungen auf jeden Fall die Bevölkerung der oberen Gemeinde, sprich Bottigen und Riedbach, aufzukommen habe. Der Leist war dann nicht mehr in Eile und liess verlauten, dass der Rat die zusätzlichen Aufwendungen für Uhr und Glocke so lange ins Budget der Kirchgemeinde aufnehmen solle, bis die Finanzen dafür bereit stehen.

Das Kirchgemeindehaus Oberbottigen wurde an Pfingsten 1934 mit Turm, aber ohne Uhr und Glocke eingeweiht. Das Gebäude hatte noch keine Orgel. Ein Harmonium, das die Mutter von Pfarrer Stucky 1930 zu diesem Zweck gespendet hatte, begleitete den Kirchengesang.

Das Kirchgemeindehaus wird zur Kirche

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Das Kirchgemeindehaus wurde mit Leben gefüllt. Es übernahm immer mehr die Aufgabe einer Kirche. Diese Entwicklung führte zu Missverständnissen zwischen der Bevölkerung von Bottigen und dem Kirchgemeinderat in Bümpliz. Dieser vertrat die Ansicht, Oberbottigen sei eine Filiale von Bümpliz und wollte keine Trennungstendenzen aufkommen lassen. Die Bevölkerung von Bottigen betonte, dass das Kirchgemeindehaus eine Kirche sei.

Um Kompromisse wurde gerungen: Wie bisher fanden am 2. und am 4. Sonntag des Monats Gottesdienste in den Räumen statt. Auch die Sonntagsschule zog vom Schulhaus in die neuen Räume um. Trauerfeiern mit anschliessendem Leichenzug zum Friedhof Bümpliz wurden erlaubt. Hochzeiten, Kinderlehre, Unterweisung und Konfirmationen mussten jedoch in Bümpliz stattfinden.

Für das Abendmahl wurde eine spezielle Lösung gefunden: Da der Landfrauenverein 200 Franken für das Abendmahlsgeschirr gespendet hatte, konnte der Rat das Mahl in Bottigen nicht verbieten. Er verlangte jedoch, dass am Sonntag vor Festtagen und nicht an Festtagen gefeiert werde.

Diese Verbote wurden nach und nach aufgehoben: Am 9. Februar 1935 hatte das erste Ehepaar, Klaus Fritz Ruch, Landwirt, und Frieda von Niederhäusern in der Kirche Oberbottigen geheiratet. Auch der Kirchliche Unterricht fand im Winter im Unterweisungssaal im hinteren Teil der Kapelle statt. Am Bettag 1949 wurde erstmals Abendmahl an einem Feiertag gefeiert. 1952 fand die Konfirmation noch nachmittags in der Kirche Bümpliz statt. Bereits ab 1953 fanden dann, dank dem Engagement von Lehrer Karl Uetz, Konfirmationen in Oberbottigen statt. Noch 1952 sei den Mädchen vorgeschrieben gewesen, welche Kleidung an der Konfirmation zu tragen sei. Vor der Konfirmation war die Kleidung durch den Pfarrer gut zu heissen.

Da die Baukommission um jeden Rappen gerungen hatte, kam ein kleiner Bauüberschuss zustande. Mit der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau und der Turmuhrfabrik Bär in Sumiswald wurde erneut Kontakt aufgenommen. Leider hatte der Überschuss der Baurechnung zur Finanzierung nicht ausgereicht. Die beiden Firmen erklärten jedoch, die vorgesehenen Aufträge sofort auszuführen und die Aufwendungen erst 1936 zu verrechnen. Zur Erntedankfeier am 27. Oktober 1935 wurden Uhr und Glocke eingeweiht. Die Glocke ist 210 kg schwer und trägt die Inschrift «O Land, Land, höre des Herrn Wort.»

Das Erstellen eines Friedhofs blieb den Bottigern bis heute verwehrt. Das Gesuch des Bottigen-Leists an die Polizeidirektion zum Bau eines Friedhofs neben der Kirche wurde strikt abgelehnt.

Kircheneinrichtung und Kirchenleben

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Zehn Jahre lang diskutierte die Gemeinde über den passenden Schmuck für den Kirchenraum. 1952 wurde im Chorbereich der Spruch «Jesus, Christus, gestern, heute und derselbe in Ewigkeit» aufgemalt und ein schlichtes Holzkreuz aufgehängt. Bereits ein Jahr zuvor konnte die Orgel eingeweiht werden: Die alte Orgel der Kirche Bremgarten bei Bern wurde im Kirchenraum eingebaut.

Dank einer Spende von 10'000 Franken des Fahrradhändlers Robert Walther aus Bümpliz konnten 1953 in den beiden Chorfenstern vier farbige Kirchenfenster eingesetzt werden. Sie wurden vom Steffisburger Künstler Robert Schär gestaltet und von der Glasmalerei Wüthrich in Bern installiert. Interessantes Detail: Pfarrer Stucky, der sich sehr für den Bau der Kirche eingesetzt hat, wurde vom Künstler im Gesicht Noahs verewigt.

Die Kirche wurde nun vermehrt auch für nichtreligiöse Anlässe genutzt. Schon vor dem Bau haben die Landfrauen angeregt, eine kleine Küche im Gebäude einzubauen, um für die Schulkinder zu kochen. Beim Bau der Kirche war dies jedoch nicht berücksichtigt worden. Es gab bis dahin keinen Heisswasseranschluss. Während des Kriegs hatten die Landfrauen im Unterweisungssaal einen Kindergarten eingerichtet, um Mütter zu entlasten, deren Männer im Aktivdienst waren. Auf der Empore gab es Matratzen: Schulkinder mit längerem Weg konnten in der Kirche «miuchele». Sie bekamen eine Suppe oder eine warme Milch und konnten auf der Empore einen Mittagsschlaf machen.

1962 bekam Bümpliz von Grossen Rat des Kantons Bern eine vierte Pfarrstelle zugeteilt. Ein neuer Pfarrkreis für den westlichen Teil von Bümpliz und Bottigen-Riedbach wurde eingerichtet. Im Juli 1962 beschloss die Gesamtkirchgemeindeversammlung (heute Grosser Kirchenrat) das Haus an der Bottigenstrasse 300 zu kaufen und als Pfarrhaus für den Pfarrkreis Oberbottigen zu nutzen.

Am Bettag 1963 wurde mit Pfarrer Haefliger der erste, hauptsächlich für Bottigen zuständige Pfarrer eingesetzt.

Erweiterungsbau 1973/74

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Grundriss Kirche 1934 und Erweiterungsbau 1974
Schematische Darstellung - Grundriss Kirche 1934 und Erweiterungsbau 1974

1964 wurde die Baufrage wieder präsent. In einem Memorandum der Gesamtkirchgemeindeversammlung der Stadt Bern ist festgehalten: «Das Kirchlein in Oberbottigen bedarf in verschiedener Hinsicht einer gründlichen Renovation. Die Farben sind demodiert, der Verputz hat gelitten, der Heizkesselmuss ersetzt werden.» Weiter wurden Ausbauwünsche angemeldet: «Mit dem erfreulich wachsenden Gemeindeleben in Oberbottigen macht sich der Mangel an kirchlichen Räumen fühlbar, da auch sonst geeignete Räume fehlen.» Ergänzt wurden die Angaben mit dem Hinweis, dass weitere Räume auch den Vereinen vor Ort dienlich wären. Zwar sei in den nächsten Jahren keine grössere Bautätigkeit zu erwarten, die Angaben der Stadt seien jedoch höchst unverbindlich.

In den 60er Jahren wurde im sogenannten Weststadtprojekt in Niederbottigen Wohnraum für 3'000 Menschen geplant. Wäre es besser, dort ein kirchliches Zentrum, ein Kirchgemeindehaus oder eine Kirche neu zu bauen oder das bestehende Gebäude in Oberbottigen zu erweitern? Pläne wurden geschmiedet und wieder verworfen.

1969 wurde entschieden, die Kirche Oberbottigen zu renovieren. Weil kein zusätzliches Land erworben werden konnte, musste dies auf dem bestehenden Grundstück geschehen. Dem Münsterbaumeister und Architekten Peter Indermühle gelang es, ein Projekt auszuarbeiten, das dem gewünschten Raumbedürfnis am Idealsten entsprach.

Im Juni 1972 sprach die Gesamtkirchgemeindeversammlung der Stadt Bern einen Kredit von 940'000 Franken zur Erneuerung und Erweiterung der Kirche Oberbottigen. Wiederum sollten ortsansässige Handwerker beim Umbau berücksichtigt werden. Die Bauleitung lag bei Erhard Thomi aus Riedbach. Vertreter des Kirchgemeinderats in der Baukommission war Fritz Kohler aus Buech.

1973 startete der Umbau. Von der Alten Kirche wurden Rohbau und Glasfenster übernommen. Das Kirchenschiff wurde um den alten Unterweisungssaal ergänzt. Westlich des bestehenden Rohbaus wurden im Untergeschoss die WC-Anlage und ein Mehrzweckraum mit Küche und Bühne eingebaut. Im Erdgeschoss entstanden der Saalanbau mit versenkbaren Trennwänden zum Kirchenschiff sowie der Eingangsbereich mit Garderobe.

Das Pfarramt Oberbottigen pflegt eine enge Zusammenarbeit mit der benachbarten Schule: Da die Schule vor dem Bau des neuen Schulhauses aus allen Nähten platzte, fand der Handarbeitsunterricht im Unterweisungssaal statt. Dafür durfte die Kirchgemeinde während des Umbaus mit den Gottesdiensten und weiteren Anlässen im alten Schulhaus zu Gast sein. Am Sonntag, 28. April 1974, wurde die umgebaute Kirche festlich eingeweiht. Im Gottesdienst traten auf: ein Schülerchor, eine Flötengruppe, der Männerchor, die Trachtengruppe und der Jodlerclub. Unter der Leitung von Walter Mauerhofer führt die Jugendtheatergruppe ein Theaterstück auf. Das Berner Tagblatt berichtete über die Einweihung mit dem Titel «Festliches Oberbottigen: Dorfkirche auf Stadtboden vollendet». Gemäss eines anderen Zeitungsberichts besuchten 400 Personen den Gottesdienst.

Der Ortskreis füllt die Kirche mit Leben

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Bereits ein Jahr vor der Einweihung, am 16. März 1973 wurde der Ortskreis Oberbottigen gegründet, mit dem Ziel, die Räume nach dem Umbau zu nutzen und mit Leben zu füllen. Der Lehrer Walter Mauerhofer entwarf das Logo, welches das Zusammengehen der vier Weiler Nieder- und Oberbottigen, Matzenried und Riedbach symbolisierte. Der Ortskreis hatte bereits während des Umbaus zwei grosse Aufgaben übernommen: Er entwickelte einen Ortsprospekt, der über die Geschichte von Bottigen, die Schule, die Kirche und die Vereine informierte. Dies in einer Zeit, in der Oberbottigen stark am Wachsen war, bevor 1976 ein Baustopp verhängt wurde.

Als zweite Aufgabe machte sich der Ortskreis daran, 15'000 Franken für eine neue Orgel aufzutreiben, die auch für Konzerte nutzbar wäre. Dies geschah auf unkonventionelle Weise: Am 3. November 1973 wurde alle Metall- und Holzpfeifen der alten Orgel in der Turnhalle versteigert. Aus der ganzen Schweiz kamen Interessierte. Der Reinerlös betrug 18'500 Franken und übertraf alle Erwartungen.

Am 20. Oktober 1974 wurde die neue Orgel eingeweiht. Sie hat 15 Register und wurde von der Firma Wälti erbaut.

Ein Jahr später fand erneut ein festlicher Gottesdienst statt: Der Lehrer Walter Mauerhofer stand in Kontakt mit dem Künstler Walter Loosli aus Köniz, der ein Kreuz aus Keramik für die Kirche Oberbottigen gestaltet hat. Es ist 3,8m hoch, 2,7m breit und besteht aus 140 Tonziegeln. Dafür wurden 350 kg Ton verwendet. Der Kirchenverwaltungspräsident Eggler sagt zur Einweihung 1974, die neuen Räume seien «die unerlässliche Voraussetzung für den Gottesdienst im weitesten Sinne. Die Kirche soll Ort der Gemeinschaft sowohl in Freude als auch in Not sein.»

Der Ortskreis hatte zur Einweihung ein reichhaltiges Programm zusammengestellt: Klassische und andere Konzerte, z.B. mit dem Troubadour Ruedi Krebs, Kunst- und Hobbyausstellungen, Puppen- und Chasperlitheater, Kleidersammlungen für Polen und Rumänien. 1979 entsteht der Singabend, ab 1980 findet das Altersturnen in der Kirche statt.

Der Jugendraum wird heute von einer Spiel- und einer Krabbelgruppe genutzt, der Kinder- und der Jugendchor halten ihre Proben im Kirchenanbau und die Landfrauen bieten mit dem Bottige-Träff wöchentlich eine wichtige Begegnungsmöglichkeit für das Dorf.

1984, zum 50-jährigen Jubiläum der Kirche, haben Frauen aus Bottigen unter der Leitung von Hanni Wieland einen Wandbehang gestickt, nach einem Entwurf der Künstlerin Ruth Steiner aus Münsingen. Eine Radiobetrachtung der Kirche Oberbottigen schloss mit den Worten: «Sein Sujet ist der Lebensbaum. Kein Motiv würde besser passen zu diesem von einer lebendigen Gemeinde getragenen Kirchlein, das in Oberbottigen steht.»

Einzelnachweise

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  1. Kormann, Werner. In: Architekturbibliothek. Abgerufen am 18. Juni 2024 (deutsch).

[1]

  1. Kirche Oberbottigen. Abgerufen am 19. Juni 2024.