Benutzer:Quinteros/Marina75

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Bootsmaße
Länge üA: 7,72 m
Länge WL: 6,45 m
Breite üA: 2,50 m
Tiefgang: 1,10 m
Gewicht (segelfertig): 2.500 kg
Gewicht (Ballast, Kiel): 950 kg
Segelfläche
Großsegel: 14,5 m²
Fock: 9,2 m²
Genua: GI 17,6 GII 12,3 m²
Spinnaker: 36 - 48 m²
Sonstiges
Takelungsart: Slup
Marina 75 getakelt als Motorboot

Die Marina 75 ist ein hochseetüchtiges Segelboot, dessen Kiel sich über die ganze Länge der Bilge erstreckt (sog. Langkieler). Das spitz zulaufende Heck wird als Spitzgatter bezeichnet. Der Ballast besteht aus mit Polyesterharz getränktem verzinktem geschroteten Stahl mit einem Durchmesser von 3 - 5 mm. Oberhalb des Ballastes befindet sich eine 9 mm starke Laminatschicht. Unterhalb des Kiels ist eine 6 mm starke Edelstahlplatte verbaut.

Der Neupreis 1980 betrug 53.300 Schweizer Franken. Das entsprach damals ca. 58.000 DM oder ca. 29.700 €.

Die Boote wurden erstmalig 1975 auf den Markt gebracht. Deshalb auch das "75" im Namen Marina 75. Gebaut wurden sie nach einem Entwurf von Eskil Haldin auf der Werft Jutahela Oy in Seinäjoki, Finland. Anfang der Achtziger Jahre wurden die letzten Boote gebaut. Es wurden ca. 1.000 Einheiten produziert, eine genaue Zahl ist nicht bekannt. Als Hauptabsatzgebiet gilt Skandinavien, es sind aber auch Boote in Deutschland, den Niederlanden, den USA und Kanada bekannt.

Die Rumpfform orientiert sich an skandinavischen Fischkuttern. Am häufigsten fällt die Bezeichnung "knuffig", wenn Leute ein solches Boot das erste Mal sehen. Der Rumpf besteht aus GFK in traditioneller Klinkerform. Diese Form verstärkt die Festigkeit des Rumpfes beträchtig, was dass kleine Boot äußerst seetüchtig macht. Ansonsten ist viel Holz verbaut. Der Steven, das teakverkleidete Sperrholzdeck, die mächtigen Holzpoller und das Schanzkleid sind aus Edelhölzern gefertigt. Die Holzarbeiten gelten als perfekt. Die einfache Reling ist mit ausreichend dimensionierten Stützen fest im Schanzkleid verankert.

Im Cockpit ist gut Platz für zwei Personen, es kommen aber auch bis zu vier unter. Dann wird es aber eher eng, besonders bei Manövern. Da die Großschot hinter der Pinne befestigt ist, erleichtert das die Manöver bei vollbesetztem Cockpit. Das Boot ist für bis zu sechs Personen zugelassen.

Außer einer Pinne im Cockpit verfügt die Marina 75 über einen Innensteuerstand mit Rad. Dieses hängt unmittelbar mit der Pinne zusammen, sodass sich immer beide bewegen. Ein umständliches Umschalten entfällt. Der Innensteuerstand wurde wahlweise an Backbord oder Steuerbord verbaut. Unter dem Rudergängersitz befindet sich gleichzeitig der Spültisch.

Die Pantry befindet sich grundsätzlich auf der gegenüberliegenden Seite des Steuerstandes. In der Regel ist ein Zweiflammengasherd verbaut, z. T. befindet sich hier auch die Spüle. Diverse Schubfächer und Schränke reichen aus, um die notwendigen Utensilien unterzubringen. Im ganzen Boot wurde jede sich bietende Möglichkeit für Stauraum genutzt. Eine Ausrüstung und Verproviantierung für mehrere Personen und mehrere Wochen ist trotz der geringen Größe des Bootes durchaus möglich.

Vor dem Steuerrad befindet sich eine plane Fläche, die man mit etwas Wohlwollen als Kartentisch bezeichnen kann. Nutzt man einen der heute in Nord- und Ostsee üblichen Atlanten, so reicht der Platz aus. Richtige Seekarten aus dem Profibereich sollten eher unten auf dem Salontisch genutzt werden. Nautische Instrumente können im Bereich des Kartentisches eingebaut werden. Viele Geräte, die es heute gibt, waren beim Neubau der Boote noch nicht einmal denkbar. Hier hat sicher jeder Eigner seine eigenen Prioritäten. Einheitlich ist aber wohl die an der Vorderkante des Kartentisches im direkten Zugriff befindlichen Schaltpanels.

Der achtere Teil des Bootes wird vom Cockpit und dem Aufbau mit Steuerstand und Pantry dominiert. Die vordere Hälfte umfasst vorn eine Doppelkoje und mittig einen Salon. Unter der einen Doppelkoje im Vorschiff befindet sich die Toilette. Für derlei Geschäfte muss der Kopfteil der Koje hochgeklappt werden. Diese primitive Lösung ist der geringen Größe des Bootes und dem Innensteuerstand in dieser Bootsgröße geschuldet. Man hat aber überhaupt ein Klo, besser als garnichts. Einige Boote wurden später mit einem Abwassertank versehen, standardmäßig ab Werft gab es ihn wohl nicht. In den Siebziger Jahren waren die Vorschriften noch nicht so streng.

Das Vorschiff kann mit einer Mahagonitür verschlossen werden. Will man das Vorschiff erreichen, muss in der Regel der Tisch zur Seite geschoben werden. Bei vollbesetztem Salon dürfte das Unterfangen recht schwierig werden. Ein Einstieg durch die vordere Luke ist durchaus machbar. Das gilt auch für das Verlassen des Vorschiffs, wenn im Salon geschlafen wird. Solche Aktivitäten beschränken sich auf Liegezeiten im Hafen. Will man auf See während der Fahrt schlafen, so sollten nur die vorderen Kojen von der jeweiligen Freiwache benutzt werden (wie im U-Boot, wo es auch nur halb so viele Kojen wie Besatzungsmitglieder gibt).

Durch eine Mahagonitür vom Vorschiff getrennt, befindet sich mittschiffs der Salon. Dieser verfügt über einen dreh-, verschieb- und absenkbaren Holztisch. Wird der Tisch mittig plaziert und abgesenkt, so können die Rückenpolster darauf gelegt werden. Dadurch ergibt sich eine ebene Liegefläche für weitere zwei Personen. Somit kann eine Schlafkapazität von vier Personen als Maximum angesehen werden, drei gelten als bequem unterzubringen. Dabei schlafen die Probanden quer, was auf See wegen der Lage eher ungünstig ist. Die Werft kommunizierte damals viereinhalb Personen. Nach heutigen Erkenntnissen kann es sich bei der halben Person maximal um einen Säugling in Tragetasche handeln.

Im Salon sind an beiden Seiten Bänke verbaut. Eine kürzere für zwei Personen vor dem Steuerstand und gegenüber für drei Personen in Verlängerung der Pantry. Vier Personen können den Tisch bequem nutzen, die fünfte nur bedingt. Eine sechste Person hat keinen Platz mehr, entweder ist sie ohnehin für den Kombüsendienst abgestellt oder muss am Steuerstand Platz nehmen, bzw. das Boot fahren.

Unter den Bänken sind große Backskisten verbaut, hinter den Lehnen ist ebenfalls Stauraum. Unter dem Kartentisch befindet sich ein großes Schapp, in welches sogar ein kleiner Kühlschrank passt. Unter dem Salonboden befinden sich zwei 12V-Batterien.

Für den Bootstyp gibt es herstellerseitig eine Zulassung bis 20 PS. Damals wurde noch nicht so in kW gerechnet. Es wurden diverse verschiedene Maschinen eingesetzt, von 13 PS Volvo Penta bis 20 PS Bukh sind Antriebe bekannt. Zum Teil wurden die Motoren im Laufe der Zeit durch neue ersetzt. Das Boot hat eine theoretische Rumpfgeschwindigkeit von 6,17 kn. Dabei ist es unerheblich, welche Leistung ein Motor hat, sofern er nicht zu schwach ist, um die Geschwindigkeit zu erreichen. Eine stärke Motorisierung ist aber bei Wind gegenan hilfreich. Außerdem laufen größere Motoren in der Regel ruhiger, da sie nicht so hoch drehen müssen.

Es gibt Exemplare mit Zweikreiskühlung und natürlich die einfache Einkreiskühlung. Für den Einsatz im Seewasser gibt es auch eine Variante, bei der das Kühlwasser temporär aus dem Frischwassertank entnommen werden kann. Das macht man in der Regel beim Einlaufen, wenn danach das Boot längere Zeit nicht genutzt wird. Damit befindet sich kein See- sondern Frischwasser im Motorkühlkreislauf. Frischwasser kann ja meist problemlos nachgefüllt werden. Der entsprechende Tank unter der Doppelkoje im Vorschiff hat eine Kapazität von ca. 60 l.

Ein Gashebel ist am Rudergängersitz unten angebracht und kann auch von außen genutzt werden, solange die Tür offen ist. Sollte die Tür wetterbedingt geschlossen gehalten werden, dann befindet sich der Rudergänger höchstwahrscheinlich auch im Boot. Es sind Varianten mit einem zusätzlichen außenliegenden Gashebel bekannt.

Unter dem Cockpitboden ist ein rechteckiger Edelstahltank verbaut. Über dessen Größe existieren verschiedene Aussagen zwischen 60 und 75 Liter.

Segeleigenschaften

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Als Langkieler kommen die Segeleigenschaften sicher mit modernen Rumpfformen nicht mit. Die Boote sind nicht auf Schnelligkeit und optimalen Am-Wind-Eigenschaften konstruiert, sondern eher als robuste Urlaubsschiffe. Wenden bedürfen der Unterstützung der Fock. Ein Überholen sollte erst erfolgen, wenn der Wind deutlich von der anderen Seite kommt. Hat man den Bogen raus, so kann man durchaus flotte Manöver fahren, ohne bei der Wende zu "verhungern". Bei Hoch-am-Wind-Kursen sollte man nicht allzu kleine Winkel erwarten. Mit 50° kann aber gerechnet werden.

Vorwind-, Raumschots- und Halbwindkurse performen erheblich besser. Da werden die Segeleigenschaften als sehr gut angesehen.

Dafür ist der Tiefgang eines Langkielers geringer und die Rumpfform so, dass bei weichem Untergrund ein Trockenfallen möglich ist. Je härter der Untergrund, desto schräger liegt das Boot.

Die Segel sind sehr hoch und der Baum relativ lang, so dass sich ein ziemlich flaches Dreieck bildet.

Außer dem kompletten Rigg wurde auch ein kurzer Stummelmast mitgeliefert. Ob dieser Serie oder aufpreispflichtig war, kann nicht mehr nachvollzogen werden. Mit diesem Stummelmast kann die Marina 75 als reines Motorboot betrieben werden. Dieser Mast kann zusätzlich noch abgeklappt werden.

Mittels Jütbaum kann auch der Segelmast gelegt werden. Je nach Ausführung des Mastes kann das sogar eine Person allein. Dazu müssen das Vorstag und die Unterwanten gelöst werden. Lediglich Achterstag und Oberwanten bleiben angeschlagen.

Das Verhalten in der Welle ist unter Motor wie unter Segel gut. Das Boot setzt weich ein und überzeugt von den Vorteilen althergebrachter Spitzgattkonstruktionen.