Benutzer:PsyPhoria/JochenGartz

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Jochen Ernst Friedrich Gartz (*01. Oktober 1953 in Mansfeld im Harzvorland; † 15. Oktober 2020 in Leipzig); war ein deutscher Chemiker, Sachbuchautor und renommierter Mykologe, der für seine bahnbrechende Forschung über psychoaktive Pilze weltweit anerkannt ist. Er wurde als „Pionier der Erforschung psychoaktiver Pilze“ bezeichnet und genoss während seiner Zeit in der DDR das einzigartige Privileg, auf Kosten der Regierung psychoaktive Pilze zu untersuchen und Forschungsreisen in ferne Länder zu unternehmen.

Biografie und wissenschaftlicher Werdegang

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Gartz wurde am 1. Oktober 1953 in Mansfeld im Harzvorland geboren. Er begann sein Studium an der Technischen Hochschule Merseburg, wo er Chemie studierte und 1980 mit einer Dissertation über Peroxide abschloss. Seine Forschungen und Publikationen konzentrierten sich zunächst auf die Heilwirkungen von Wasserstoffperoxid und die Synthese sowie Analyse von Arzneistoffen, was besonders während der DDR-Zeit von großer Bedeutung war.[1]

Sein Interesse an psychoaktiven Substanzen und Pilzen entwickelte sich früh, inspiriert durch Berichte über ungewollte Intoxikationen in Berliner Zeitungsartikeln.[2] Diese Intoxikationen, hervorgerufen durch den Verzehr psychoaktiver Pilze, weckten sein Forschungsinteresse an der chemischen Zusammensetzung dieser Pilze. Durch seine Untersuchungen konnte er Psilocybin und das Psilocybin-Analog Aeruginascin erstmals nachweisen.

Feldstudien und Forschungsreisen

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Ab 1983 widmete sich Gartz im Auftrag der Regierung der Erforschung von Pilzarten und führte umfangreiche chemische und mykologische Untersuchungen durch. Er betrieb Feldforschung in Südafrika und den USA und arbeitete mit anderen Fachkollegen zusammen, um psychoaktive Pilzarten verschiedener Gattungen zu untersuchen. Eine seiner bedeutendsten Entdeckungen war der Psilocybe cyanescens im Osten Deutschlands. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 setzte Gartz seine Forschungen in Südafrika und Nordamerika fort. Auf seinen Reisen knüpfte er wichtige Kontakte zu führenden Persönlichkeiten der psychedelischen Forschung, darunter Jonathan Ott, Rick Doblin, Albert Hofmann und Timothy Leary.

Engagement, Projekte und Freunde

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Gartz war Mitglied von Organisationen wie MAPS (Multidisciplinary Association for Psychedelic Studies) und dem Europäischen Collegium für Bewusstseinsstudien (ECBS). Er pflegte eine langjährige Freundschaft mit Markus Berger, einem bekannten Autor, Journalisten und Ethnobotaniker.

Berger beschrieb Gartz in einem Interview mit dem Psychedelic Society Leipzig e. V. als konservativ und doch außergewöhnlich, wobei seine Sachkenntnis, sein Enthusiasmus und sein kritischer Geist als herausragende Merkmale seiner Persönlichkeit hervorgehoben wurden. Neben seiner wissenschaftlichen Arbeit engagierte sich Gartz auch künstlerisch und veröffentlichte ein Buch über den psychoaktiven Salbei Salvia divinorum sowie Kunstwerke, die aus Sporenabdrücken von Pilzen entstanden sind.

Jochen Gartz hinterließ ein bedeutendes Vermächtnis in der Welt der Mykologie und psychedelischen Forschung. Seine zahlreichen Entdeckungen, etwa 150 Publikationen und sein Engagement trugen maßgeblich zur Erforschung und dem Verständnis psychoaktiver Pilze bei.[3] Seine Arbeiten, darunter sein bekanntestes Werk „Narrenschwämme – Psychoaktive Pilze rund um die Welt“, bleiben eine wichtige Referenz für Wissenschaftler und Enthusiasten auf der ganzen Welt.

  • Gartz, Jochen: Psilocybin. Ein Pilzwirkstoff mit Zukunft. 2020. 158 S., 17 s/w. u. 49 farb. Abb. 280 gr. ISBN 3-95930-215-0.
  • Gartz, Jochen: Chemische Kampfstoffe. 2014. 125 S., 48 Abb. 280 gr. ISBN 3-944064-20-8.
  • Gartz, Jochen (Hg.): Halluzinogene in historischen Schriften. Eine Anthologie von 1913-1968. 1999. 199 S. 280 gr. ISBN 3-907080-48-3.

Einzelnachweise

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  1. Jochen Gartz. Abgerufen am 11. Februar 2024.
  2. Den Chemiker Dr. Jochen Gartz faszinieren Substanzen, die Extremes bewirken: einst Dynamit, jetzt Haluzinogene: Der Herr der Fliegenpilze. 23. September 2007, abgerufen am 11. Februar 2024.
  3. Jochen Gartz. Abgerufen am 11. Februar 2024.