Benutzer:Prof-hd/PCA3

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PCA3 bezeichnet einen sog. "Biomarker" für das Prostatakarzinom. Nachweisverfahren für dieses Molekül wurden für die medizinische Diagnostik entwickelt und werden kommerziell angeboten. Der sog. "PCA3-Test" dient dem Nachweis PCA3-positiver Tumorzellen im Urin.

Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste diagnostizierte Krebserkrankung des Mannes. Eine Übersicht findet sich hier.

Bei der Suche nach Diagnose-Verfahren für Prostatakrebs wurde ein Molekül (eine sog. „nichtkodierende RNA“) entdeckt, das in Krebs-Zellen der Prostata in fast 100-mal höherer Konzentration vorliegt als in normalen Prostata-Zellen.

Nach einer ärztlichen Tast-Untersuchung der Prostata werden Prostata-Zellen, inklusive evtl. vorhandener Krebszellen in den Urin freigesetzt, wo sie dann nachgewiesen werden können. Das ist für den Betroffenen schonender als der Nachweis durch eine Prostata-Biopsie.

Deshalb wurden Tests für den Nachweis von PCA3 in Urin entwickelt.

Der Nachweis von PCA3 im Urin wurde von dem kalifornischen Biotechnologie-Unternehmen Gen-Probe Incorporated mit Sitz in San Diego (USA) als Progensa™ PCA3-Test zur Marktreife gebracht und in die medizinische Routine-Diagnostik eingeführt.

Die medizinische Bedeutung und Zuverlässigkeit dieses Tests wurde in mehreren wissenschaftlichen Untersuchungen bei Männern mit Vedacht auf Prostatakrebs geprüft. Es wurde die Frage untersucht, inwieweit das Ergebnis des PCA3-Tests (der „PCA3-Score“) Hinweise auf das zu erwartende Ergebnis einer Prostatabiopsie liefert. Hierfür wurde der Test sowohl bei Patienten mit Vedacht auf Prostatakrebs vor der ersten Biopsie als auch vor wiederholten Biopsien durchgeführt.

Die Studien wurden in den USA und in Europa durchgeführt. Die Untersuchungsergebnisse legen nahe, daß der PCA3-Test Hinweise auf das Ergebnis einer nachfolgenden Biopsie liefert und daß der PCA3-Score in der Gesamtschau der für einen Betroffenen vorliegenden klinischen und diagnostischen Informationen als Entscheidungshilfe für die Durchführung einer Biopsie herangezogen werden kann.

Weitere Studien beschäftigen sich mit der Frage, inwieweit der PCA3-Score mit der Größe bzw. der Bösartigkeit (dem „Malignitätsgrad“) eines Prostatakarzinoms korreliert.

Studie in USA: PCA3-Test vor der ersten Prostatabiopsie

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Diese Daten liegen nicht publiziert vor, können aber angeblich bei der Firma Genprobe Inc. USA angefordert werden.

In der Studie wurden 260 US-amerikanische Männer mit einem mittleren PSA-Wert um 8 ng/mL untersucht, bei denen eine erste Biopsie durchgeführt werden sollte. Das Ergebnis des PCA3-Tests (der sog. „PCA3 score“) wurde mit dem Ergebnis der Biopsie in Beziehung gesetzt.

Insgeamt hatten 111 Männer (43 %) eine positive Biopsie, d.h. bei diesen Männern wurde ein Prostatakrebs durch die Biopsie nachgewiesen.

Der Prozentsatz der Männer mit positiver Biopsie war höher bei Männern mit hohem PCA3-Score. Wurde bei dem PCA3-Score ein Grenzwert von 35 gewählt, dann ergab sich die größe diagnostische Wertigkeit, wenn man das Verhältnis von Sensitivität (50%) zu Spezifität (77%)betrachtet. Männer mit einem PCA3-Score von über 35 hatten ein doppelt so hohes Risiko für eine positive Biopsie wie Männer mit einem PCA3-Score unter 35.

Männer mit einem PCA3 Score von über 35 hatten eine 62 %-ige Wahrscheinlichkeit für eine positive Biopsie; mit anderen Worten: bei ungefähr 2 von 3 Männern mit einem PCA-Score über 35 wurde mit der Biopsie ein Prostatakarzinom bestätigt.

Studie in USA: PCA3-Test vor wiederholten Prostatabiopsien

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Marks et al. „PCA3 molecular urine assay for prostate cancer in men undergoing repeat biopsy” Urology 2007; 69: 532-5

In einer weiteren Studie wurden 233 US-amerikanische Männer mit einem mittleren PSA-Wert von 7.4 ng/ml eingeschlossen, die mindestens eine negative Biopsie (d.h. kein Protatakarzinom in der Biopsie nachgewiesen) hatten und bei denen eine wiederholte Biopsie vorgesehen war. Der PCA3 Score wurde mit dem Ergebnis der Prostatabiopsie in Beziehung gesetzt.

Insgesamt hatten 60 Männer (27 %) eine positive Biopsie. Der Prozentsatz der Männer mit positiver Biopsie war höher in Männern mit hohem PCA3-Score. Bei einem Grenzwert des PCA3-Score von 35 ergab sich die größte diagnostische Wertigkeit, wenn man das Verhältnis von Sensitivität (58 %) zu Spezifität (72%) betrachtet.

Männer mit einem PCA3-Score von größer oder gleich 35 hatten ein 2,5-fach höheres Risisko für eine positive Biopsie als Männer mit einem PCA3-Score von kleiner 35. Männer mit einem PCA3-Score von größer oder gleich 35 hatten eine Wahrscheinlichkeit von 43 % für eine positive Biopsie.

Mit anderen Worten, bei fast jedem zweiten Mann mit einem PCA3-Score von grösser oder gleich 35 wurde mit der Biopsie ein Prostatakarzinom gefunden. Bei einem PCA-Score von kleiner oder gleich 5, wurde praktisch nur bei jedem zehnten Mann mit der Biopsie ein Prostatakarzinom festgestellt.

Studie in Europa: PCA3-Test vor wiederholten Prostatabiopsien

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Haese et al. „The value of the PCA3 assay in guiding decision which men with a negative prostate biopsy need immediate repeat biopsy: preliminary European data” Eur. Urol. Suppl. 2007; 6: 48 (abstract 101)

In diese Studie wurden 199 europäische Männer mit einem mittleren PSA-Wert von 8.2 ng/ml eingeschlossen, bei denen vorher 1 bis 2 Biopsien negativ ausgefallen waren und bei denen eine wiederholte Biopsie durchgeführt werden sollte. Bei diesen Männern wurde der PCA3-Score bestimmt und mit dem Ergebnis der Biopsie in Beziehung gesetzt.

Die Ergebnisse sind in Übereinstimmung mit den Ergebnissen der US-amerikanischen Studie (s.o.).

Insgesamt wurde bei 49 Männer (25 %) eine positive Biopsie gefunden. Der Anteil der Männer mit positiver Biopsie korrelierte mit dem PCA3-Score – er war höher in Männern mit hohem PCA3-Score.

Auch in dieser Studie ergab ein Grenzwert des PCA3-Score von 35 die größte diagnostische Wertigkeit, wenn man das Verhältnis von Sensitivität (57%) zu Spezifität (73 %) betrachtet.

Männer mit einem PCA-Score von größer oder gleich 35 hatten ein 2,5-fach erhöhtes Risiko für eine positive Biopsie im Vergleich zu Männern mit einem PCA3-Score von kleiner 35.

Männer mit einem PCA3-Score von größer oder gleich 35 hatten eine 41 %-ige Wahrscheinlichkeit für eine positive Biopsie; mit anderen Worten bei fast jedem zweiten Mann mit einem PCA3-Score von größer oder gleich 35 wurde ein Prostatakarzinom nachgewiesen.

Studie in USA: Korrelation mit Größe sowie Malignitätsgrad des Prostatakarzinoms

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Nakanishi et al. „PCA3 molecular urine assay correlates with prostate cancer tumor volume: implication in selecting candidates for active surveillance“ J Urol 2008; 179: 1804-9

In dieser Studie wurde geprüft inwieweit der präoperative PCA3-Test einen Zusammenhang mit der postoperativ festgestellten Tumorgröße und dem Malignitätsgrad eines Prostatakarzinoms aufweist. Die Autoren fanden, daß der PCA3-Test signifikant mit der Tumorgröße und dem sog. "Gleason-Score" (einem Maß für die Bösartigkeit des Prostatakarzinoms) korrelierte. Die Autoren schliessen, daß der PCA3-Test einen klinischen Nutzen bei der Identifikation von Patienten mit weniger bösartigen Prostata-Tumoren hat.

Weitere Studie in USA: Korrelation mit Tumorgröße

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Deras et al. „PCA3: a molecular urine assay for predicting prostate biopsy outcome“ J. Urol 2008; 179: 1587 – 92

In dieser Studie wurde gefunden, daß der PCA3-Score im Gegensatz zu dem PSA-Wert weder von der Größe der Prostata noch von der Zahl der vorherigen Biopsien beeinflusst wird. Auch wurde wiederum bestätigt, daß der PCA3-Score mit der Wahrscheinlichkeit einer positiven Biopsie korreliert.

Zusammenfassung

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  • Mit dem PCA3-Test ist ein spezifischer Test für das Prostatakarzinom in der Patientenversorgung verfügbar
  • Die Belastung für den Patienten ist gering: nach der ohnehin durchzuführenden Tastuntersuchung der Prostata wird Urin für den PCA3-Test gesammelt und untersucht
  • Die wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, daß der PCA3-Test Hinweise für eine bessere Biopsie-Entscheidung liefert:
  • das Ergebnis des PCA3-Tests korreliert sowohl mit der dem zu erwartenden Ergebnis einer Biopsie, als auch mit der Bösartigkeit eines evtl. vorhandenen Prostatakarzinoms, und
  • ein niedriger PCA3-Score spricht eher gegen das das Vorliegen eines Prostatakarzinoms
  • Die Informationen in der Literatur deuten darauf hin, daß sich mit der Anwendung des PCA3-Tests die Zahl von Prostatabiopsien reduzieren lässt.

Marks et al. "PCA3 molecular urine assay for prostate cancer in men undergoing repeat biopsy" Urology 2007; 69: 532-5

Nakanishi et al. „PCA3 molecular urine assay correlates with prostate cancer tumor volume: ...“ J Urol 2008; 179: 1804-9

Deras et al. „PCA3: a molecular urine assay for predicting prostate biopsy outcome“ J. Urol 2008; 179: 1587 – 92