Benutzer:Privoksalnaja/Spielwiese/Lagerstätte Seifenbach

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Die Lagerstätte Seifenbach befindet sich zwischen der Siedlung Rabenberg und Neuoberhaus am Rabenberg in Johanngeorgenstadt, Sachsen. Sie wurde zur Urangewinnung durch die Schachtverwaltungen 87, 164 und 204 der Wismut AG erschlossen und abgebaut. Diese Schachtverwaltungen waren selbständige wirtschaftliche Einheiten im Objekt 08. Erschlossen wurde die Lagerstätte mit 4 Schächten, 14 Stolln, 12 Blindschächten und 19 Schürfen auf insgesamt 14 Sohlen. Das untertägige Grubenfeld umfasste etwa 1 km². Die Gesamtgewinnung von Uran belief sich im Zeitraum von 1947 bis 1955 auf ca. 230 Tonnen.

Historischer Bergbau

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Der Rabenberg war vor allem um die Wende des 17./18. Jahrhunderts Ziel einer umfangreichen Schürftätigkeit auf Zinn. Es ist heute nicht mehr möglich, die Vielzahl der Gruben, die teilweise nur wenige Jahre existierten, räumlich exakt einzuordnen. Allerdings weisen im Bereich der Lagerstätte zahlreiche Pingen auf den Altbergbau hin.

Bekannt sind die Gruben Friedrich August, gemutet 1695, Walts Gott, gemutet 1700, Drei Brüder Gesinnung gemutet 1784 und St. Wolfgang Stolln. Während Walts Gott, Drei Brüder Gesinnung und St. Wolfgang auf Zinn gemutet wurden, war Friedrich August auf Silber gemutet worden. Die unbedeutende Grube wurde allerdings bald wieder aufgegeben. Später war sie mit Unterbrechungen bis 1858 in Betrieb. 1817 beschrieb der Bergmeister des Bergamtes Johanngeorgenstadt, Johann Carl Freiesleben, in der Grube gefundene zersetzte Pechblende. 1854 wurden vier Zentner Uranerz zum Preis von 308 Talern gewonnen. 1858 wurde der Grubenbetrieb endgültig eingestellt.

Die Lagerstätte Seifenbach ist die nördliche Fortsetzung der Lagerstätte Neuoberhaus. Sie stellt den nicht abgesunkenen nordöstlich der Störung Irrgang liegenden Teil der Lagerstätte Johanngeorgenstadt dar. Im Norden und Westen wird die Lagerstätte durch den Eibenstocker Granit begrenzt. Die Ostgrenze ist die Störung Rabenberg. Im Süden grenzt sie an die Lagerstätte Neuoberhaus.

Die Gesteine der Lagerstätte Seifenbach sind im Kontakthof des Granits kontaktmetamorph überprägte ordovizische Muskovitphyllite. Sie fallen mit 5 bis 20 Grad nach Nordost ein. Der innere Kontakthof beginnt bei einer Entfernung zum Granit von ca. 100 m bis 150 m mit der Bildung von Frucht- und Andalusitglimmerschiefer bzw. mit der Bildung von Hornfels im unmittelbaren Granitkontakt. Zusätzlich kommt es im Bereich des inneren Kontakthofes sowie am Übergang vom inneren zum äußeren Kontakthof zum Auftreten von aus Amphibolschiefern und Quarzitschiefern bestehenden Linsen. Der unterlagernde Granit steht in einer Teufe von 100-250 m an und fällt mit 8-10 Grad nach Südost ein. Bestimmende geologische Struktur ist die Störung Seifenbach. Die Erzformationen waren relativ streng an bestimmte Gangstreichen gebunden. Während die durch den Altbergbau erschlossene Quarz-Kassiterit-Wolfram-Formation (qksw-Formation) auf Spatgängen zu finden war, befand sich die durch die Wismut abgebaute Uranvererzung auf stehenden und flachen Gängen. Eine Besonderheit der Lagerstätte waren drei stockwerksförmige Erzkörper. Diese waren an die Störung Seifenbach gebunden. Auffällig waren hier eine Vielzahl von vererzten Trümern und die Vererzung des Nebengesteins mit Urangehalten bis 0,8 kg/m3. Diese drei Erzkörper lieferten ca. 50% des in der Lagerstätte abgebauten Uranerzes.

Quarz-Kassiterit-Wolfram-Formation (qksw-Formation)
Diese Formation trat in der gesamten Lagerstätte auf. Sie war das Ziel des Bergbaus auf Zinn bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Gangfüllung besteht aus Quarz sowie Turmalin und die Vererzung beschränkt sich auf Kassiterit sowie sporadisch Wolframit.
Quarz-Sulfid-Formation (qsf-Formation)
Diese Formation tritt im Norden der Lagerstätte, im Gebiet des Schachtes 204 auf. Die hier tauben Gänge wurden nicht aufgefahren. Am Westrand der Lagerstätte wurde der Friedrich August Stolln auf einem solchen Gang aufgefahren. Die Gangfüllung besteht aus Quarz. Als Erzminerale führen diese Gänge Sphalerit, Galenit, Pyrit, Chalkopyrit, Tetraedrit und Arsenopyrit.
Kammquarz-Calcit-Pechblende-Formation (kku-Formation)
Diese Formation repräsentiert die primäre Uranvererzung. Die Gangfüllung besteht aus Calcit, Siderit und Quarz. Als Erzminerale führen diese Gänge Pechblende, Pyrit und Hämatit.

Verwaltungstechnische Entwicklung

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Die Erkundungsarbeiten im Revier begannen 1947 und wurden Anfangs von der geologischen Abteilung des Objektes 01 durchgeführt. Das im Jahr 1947 gegründete Untersuchungsobjekt 23 übernahm im Laufe des Jahres 1947 das Revier. Im September 1948 wurde das Aufschlussprojekt durch die Generaldirektion der Wismut AG bestätigt. Im November 1948 wurde die Schachtverwaltung 87 gegründet und dem aus dem Untersuchungsobjekt 23 gebildeten Exploitationsobjekt 08 zugeordnet. Die Ausrichtungsarbeiten (z. B. Schachtteufe, Streckenvortrieb oder Aufwältigung) wurden durch das Objekt 12 realisiert. 1949 wurden zusätzlich die Schachtverwaltungen 164 und 204 gebildet. Im Jahr 1952 wurde der Höhepunkt der Bergarbeiten erreicht. Die Schachtverwaltung 204 wurde im gleichen Jahr aufgelöst und der Schachtverwaltung 164 zugeordnet. Am 1. Januar 1953 waren in den Schachtverwaltungen 2060 Personen beschäftigt. Mit der Auflösung des Objektes 08 zum 1. Dezember 1953 wurde die Schachtverwaltungen 87 und 164 dem Objekt 01 unterstellt. Am 1. April 1954 wurden die beiden Schachtverwaltungen als Schachtverwaltung 87/164 zusammengelegt. Die Gewinnungsarbeiten wurden 1955 eingestellt und die Schachtverwaltung zum 1. Februar 1956 aufgelöst. Die Demontagearbeiten wurden vom Schacht 51 des Objektes 01 durchgeführt.

Ausrichtung, Vorrichtung und Abbau

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Sohlen Schacht 204 / 205
Sohle 0 1 1 ½ 1 ¾ 2
Höhe NN + 860 + 830 + 800 + 783 + 768
Betriebsbeginn 1949 1949 1951 1952 1950
Betriebsende 1950 1952 1952 1953 1952
Sohlen Schacht 87 / 164
Sohle 1 1 ½ 2 2 ½ 3 4 5 5 ½ 6 7
Höhe NN + 768 + 748 + 726 + 707 + 687 + 657 + 637 + 628 + 607 + 586
Betriebsbeginn 1949 1951 1949 1951 1949 1948 1950 1950 1950 1953
Betriebsende 1952 1953 1954 1954 1955 1955 1955 1953 1955 1955
Stolln
Stollnname Wismut-
Schachtnummer
Revierinterne
Nummer
 m NN Sohle
Friedrich August Stolln 40 + 654,75 4
167 + 670,46 0
146 1 + 684,98 3
232 8 + 685,10 3
163 2 + 685,45 3
233 9 + 724,50 2
164 3 + 724,93 2
165 4 + 725,15 2
168 7 + 725,09 2
243 Qu. Süd + 726,62 2
Tiefer Walts Gott Stolln + 750,00
234 + 762,80 1
166 5 + 764,19 1
162 + 788,00
Oberer Walts Gott Stolln + 820,00
Wolfgang Stolln 3 + 830,60 1
Schächte
Wismut-
Schachtnummer
Rasensohle
 m NN
angeschlagene
Sohlen
Gesamtteufe
in m
87 + 670,89 4, 5 57,09
204 + 875,90 1, 1 ½, 1 ¾, 2 115,90
205 + 795,68 2 54,78
243 + 800,65 1 ½, 2 80,75

Eingesetzte Fördertechnik

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Im Revier kamen zwei Schachttypen zum Einsatz. Die Schächte 204 und 243 mit einem lichten Querschnitt von 7,85 m2 und die Schächte 87 und 205 mit einem lichten Querschnitt von 8,50 m2. Während im Schacht 243 eine Skipförderung zum Einsatz kam, wurde auf den anderen Schächten mit je einer Maschine und einem Hunt im Fördergestell gefördert. Zum Einsatz kamen Fördermaschinen des Typs FW 22. Die Schachtkonstruktionen waren einfache Holzfördergerüste mit einer Höhe von 16 m bis 18 m. Die Gesenke waren mit Fördermaschinen der Typen FW-8 und OK-1 ausgestattet. In der Streckenförderung kamen als Zugmittel 33 Akkuloks vom Typ Metallist sowie eine Fahrdrahtlok unbekannten Typs zum Einsatz. Zur Erz- und Masseförderung wurden Hunte mit einem Inhalt von 0,65 m3 und einer Spurweite von 600 mm eingesetzt. Die Hunte wurden manuell bzw. mit Überkopfladern befüllt. Zur Bewältigung der tauben Massen wurden übertage zwei Schrägauszüge eingesetzt.

Die Bewetterung des Grubengebäudes erfolgte saugend. Im Einsatz waren 101 Grubenlüfter mit einer Kapazität zwischen 4.000 und 25.000 m3/h. Die Gesamtleistung betrug 1.041.000 m3/h.