Benutzer:Polibil/Politisierung

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Als Politisierung werden Prozesse bezeichnet, durch die Gegenstände als politisch verstanden und bestimmt werden.

Begriffsgeschichte

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Zu Beginn der 2000er Jahre gewann das Konzept der Depolitisierung innerhalb der Politikwissenschaft an Popularität. Unter dem Eindruck des Zusammenbruchs des kommunistischen Systems, neoliberaler Privatisierungspolitik sowie der Deregulation und Neuordnung des Arbeitsmarkts waren in dieser Zeit Analysen eines „Ende der Politik“ oder der Postdemokratie populär, in deren Umfeld auch die erste Generation von Analysen zur Depolitisierung vorgenommen werden. Innerhalb dieser Generation wurden unter Depolitisierung vor allem Versuche von Politikern verstanden, bestimmte Gegenstände als außerhalb ihrer politischen Kontrolle umzudefinieren. Beispielsweise durch die Abgabe von Verantwortung an ungewählte technokratische Expertengremien würden bestimmte Policy-Bereiche entpolitisiert.[1]

Wie Politisierung jeweils definiert wird hängt maßgeblich davon ab, welcher Politikbegriff zugrunde gelegt wird. Möglich ist es beispielsweise einerseits, Politik als Handlung zu definieren, andererseits kann man über Politik auch als Sphäre oder System sprechen.

Politik als Handlung

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Claudia Wiesner, die Politik als Handlungsbegriff versteht, definiert Politisierung als „Handlung [...], mit der ein Thema als politisch markiert wird, also als Gegenstand politischer Handlungen und Kontroversen.“[2]

Politik als System, Sphäre oder Feld

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Michael Zürn versteht unter Politisierung „allgemein die FOrderung nach oder de[n] Akt des Transports einer Entscheidung oder einer Institution in den Bereich des Politischen“, womit er auf Überlegungen zurückgreift, dass sich in der Gesellschaft ausdifferenzierte Subsysteme gibt (z. B. Wirtschaft, Wissenschaft).[3]

  1. Matthew Wood: Politicisation, Depoliticisation and Anti-Politics: Towards a Multilevel Research Agenda. In: Political Studies Review. Band 14, Nr. 4, November 2016, ISSN 1478-9299, S. 521–533, doi:10.1111/1478-9302.12074 (sagepub.com [abgerufen am 12. März 2022]).
  2. Claudia Wiesner: Politisierung, Politik und Demokratie. Zu Theorie und Konzeption eines komplexen politikwissenschaftlichen Begriffsgefüges. In: (Ent-)Politisierung? Nomos Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, 2020, ISBN 978-3-7489-0407-6, S. 37–64, doi:10.5771/9783748904076-37 (nomos-elibrary.de [abgerufen am 9. März 2022]).
  3. Michael Zürn: Politisierung als Konzept der Internationalen Beziehungen. In: Michael Zürn, Matthias Ecker-Ehrhardt (Hrsg.): Die Politisierung der Weltpolitik: Umkämpfte internationale Institutionen. Suhrkamp, Berlin 2013, ISBN 978-3-518-12659-2, S. 7–36.