Benutzer:PhJ/Twangste

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Twangste oder Tuwangste war der Name einer Burg der Prußen an der Stelle des späteren Königsberg (Preußen), im heutigen Zentrum von Kaliningrad, die schon bei Tacitus neben dem Handelsplatz Truso als Ausgangspunkt der Bernsteinroute nach Rom erwähnt wird.

Der Ortsname Twangste, auch Tuwangste, Twangst, Twongst, Twoyngst bezeichnete einen Siedlungsplatz, der im späteren Stadtteil Burgfreiheit gelegen hat. Litauische Linguisten interpretieren den Namen als „Teich mit Damm“, womit der Schloßteich gemeint ist. Dieser Teich hatte in früheren Jahren einen offenen Abfluss zum Pregel. Nach deutschen Quellen leitet sich der Name Twangste jedoch aus dem gotischen Wort „wangus“ ab, was einen Holzschlag, eine Lichtung in einem halb gerodeten Eichwald bezeichnet. Peter von Dusburg spricht davon, dass die Preußen das Kastell, das die Ordensritter 1225 an der zu seiner Zeit „alte Burg“ genannten Stelle nach dem dort befindlichen Walde Tuwangste genannt hätten.

Entlang des Pregels gab es bereits steinzeitliche Funde, und in der jüngeren Bronzezeit erlebten die Dörfer des Samlands einen Aufschwung, Twangste tritt dagegen noch nicht in Erscheinung. Erst zur Gotenzeit weist eine archäologische Karte ein Waffengrab im Königsberger Stadtgebiet aus, nachdem an dieser Stelle während sämtlicher Epochen zuvor keinerlei Funde nachweisbar sind. Der Siedlungsort muss für die einheimischen Prußen unattraktiv gewesen sein, obwohl es von der Lage her objektiv für einen Wohnplatz geeignet schien. Es lag etwa 20 Höhenmeter über dem Pregel auf einer wasserdurchlässigen Anhöhe, bot gute Aussicht auf eventuell sich nähernde Feinde und lag in günstiger Entfernung zu Wasserstellen, alles in allem ideale Voraussetzungen zum Wohnen. Zu begründen ist diese Verweigerung diese Stelle als Wohnplatz anzunehmen einzig in der heidnischen Naturreligion der baltischen Prußen. Im Schwedischen bedeutet „wangus“ freies Feld im Sinne von terra inculta, also ungenutztes Land. Bekannt ist, dass es im Samland keine kompakte Besiedlung durch die Goten gegeben hat, dass sie dort aber eine Weile lang die soziale Oberschicht gebildet hatten, bis sie sich dann entschlossen abzuwandern. Was den Siedlungsplatz für Prußen ungeeignet machte, war der Bewuchs mit Eichen, denn die waren das Symbol für den Donnergott Perkunos und standen somit unter Tabu. Es kann sich also bei der Siedlung Twangste nur um eine gotische Gründung handeln, die etwa um die Zeitenwende stattgefunden haben muss.

Twangste dürfte bis zum 8. Jahrhundert ein unbedeutendes Dorf gewesen sein, denn die internationalen Handelsrouten führten entlang der Haffstrände, der binnenlandigen Haffufer und natürlich über See. Lediglich Handelswege ins Binnenland führten den Pregel entlang. Auch die undurchdringliche Wildnis, die südlich von Ponarth begann, schloss aus, dass Twangste Anschluss an die große weite Welt haben konnte. Diese Urwälder wurden erst gegen 1400 trockengelegt und gehörten lange Zeit zum Waldamt Brandenburg und nicht zur Stadt Königsberg. Twangste wird erst in den späteren kriegerischen Zeiten, von denen Wulfstan berichtet, zu einer Fliehburg ausgebaut worden sein, als längst der ehemalige Eichwald aus dem prußischen Gedächtnis verschwunden war. Diese Burg dürfte in den samländischen Revolten gegen den Orden eine große Rolle gespielt haben. Vermutlich wurde sie vom Orden geschleift und zu einem Kastell ausgebaut, sonst hätte Peter von Dusburg nicht von „alter Burg“ sprechen können.

Um 100 vor Chr. wanderten die Goten in das Gebiet an und östlich der Weichselmündung ein und blieben dort bis ins 2. bis 3. Jh. nach Chr. . Ihre materielle Hinterlassenschaft (Wielbark-Kultur) zeigt eine Mischung aus skandinavischen und anderen Elementen. Ansonsten wohnten an der Südostküste der Ostsee schon damals Balten, von den antiken Autoren Aesti genannt. Erstmals im 9. Jahrhundert wird der Stammesname Bruzi (Prußen) vom Bairischen Geographen erwähnt. Nach vielen vergeblichen Versuchen, die Pommern sowie die Prußen zu unterwerfen und zu christianisieren, angefangen mit Boleslaw I., wandte sich der polnische Seniorherzog Konrad von Masowien um Hilfe gegen die Prußen an den Deutschen Orden, der sich von ihm als Vorleistung für die Zurückwerfung das Culmer Land und alle zukünftigen Eroberungen vermachen ließ. 1231 begann der Deutsche Orden mit der Unterwerfung der Prußen. Während diese durch die Eroberungskriege der Polen schon dezimiert wurden, taten die päpstlichen Aufrufe zu Kreuzzügen ein Weiteres dazu. Um das Land ertragreich zu halten, rief der Orden deutsche Siedler ins Land. Die Stadtteile Königsbergs waren zuvor prussische Dörfer: Juditten (prußisch: schwarz), Kosse (pr.: kleine krüppelige Bäume), Tragheim (pr.: Lichtung und Dorf), Sackheim (pr.: Kieferharz, Dorf), Laak (pr.: Haselstrauch), Ponarth (pr.: in der Nähe der Überschwemmung). Auch Kneiphof, der Name der Dominsel, leitet sich vom Prussischen ab und bedeutet umflutet sein, überschwemmt werden. Die Dominsel wurde erst während der Ordenszeit 1327 befestigt und besiedelt.

  • Crome, Hans: Die Burgen der alten Preußen, 1926, in „Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Ost- und Westpreußens 1926-1931, Tolkemita-Texte Dieburg“
  • Gaerte, Wilhelm: Urgeschichte Ostpreussens, Königsberg 1929
  • Gause, Fritz: Königsberg in Preußen, Rautenberg 1987
  • Gimbutas, Marija: Die Balten, Herbig Verlag 1983
  • Engel, Carl, Vorgeschichte der altpreußischen Stämme, Königsberg 1935
  • Lietuvos istorijos atlasas, Briedis Vilnius
  • Mannhardt, Wilhelm: Letto-Preussische Götterlehre, Riga 1936
  • Mortensen, Hans: Siedlungsgeographie des Samlandes, Stuttgart 1923
  • Mortensen, Hans u. Gertrud: Die Besiedlung des nordöstlichen Ostpreußens bis zum Beginn des 17. Jahrhunderts; die preußisch-deutsche Siedlung am Westrand der großen Wildnis um 1400, Leipzig 1937
  • Mortensen, Hans u. Gertrud: Kants väterliche Ahnen und ihre Umwelt, Rede von 1952 in Jahrbuch der Albertus-Universität zu Königsberg/ Pr., Holzner- Verlag Kitzingen/ Main 1953 Bd. 3
  • Zinkevicius, Zigmas, Der zerteilte Dialekt der Litauer (Minister a.D.), nachzulesen unter http://www.tolkemita.de.vu/)

Kategorie:Historische Stadt Kategorie:Ostpreußen Kategorie:Balten