Benutzer:Paul Theobald/Sport

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Der VfR Frankenthal in der Saison 1956/57

Fußball hat im sportlichen und gesellschaftlichen Leben von Frankenthal stets eine wichtige Rolle gespielt. Aushängeschild des Frankenthaler Fußballs war seit seiner Gründung der VfR (Verein für Rasenspiele), zu dessen Heimspielen in den 50er und 60er Jahren regelmäßig Tausende von Frankenthalern ins Ostparkstadion strömten. Den größten Erfolg in seiner Geschichte feierte der VfR in der Saison 1956/57, als er in der Oberliga Südwest, eine Bundesliga gab es damals noch nicht, spielte. Am Ende der Saison belegte der VfR Frankenthal hinter dem 1.FC Kaiserslautern und dem 1.FC Saarbrücken den dritten Tabellenplatz. Hätte er den zweiten Rang, den er lange innehatte, bis zum Schluss verteidigen können, wäre er in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft eingezogen.

Inhaltsverzeichnis

1 Sport mit Tradition 2 Fußball in der Nachkriegsgesellschaft 3 Mannschaft und Trainer 4 Die Vorrunde 5 Die Rückrunde 6 Das entscheidende Spiel 7 Fazit

Sport mit Traditon

Mitte der 50-er Jahre konnte der Frankenthaler Fußball schon auf eine lange und recht erfolgreiche Tradition zurückblicken. Zwar wurde der VfR offiziell erst 1938 gegründet. Die Geschichte der beiden Traditionsvereine FV Frankenthal und Kickers Frankenthal, die sich auf Druck der nationalsozialistischen Machthaber zum VfR zusammenschließen mussten, aber reicht bis zur Jahrhundertwende zurück, als erstmals in Frankenthal Fußball, organisiert in Verein, gespielt wurde. Nach Kriegsende gehörte der VfR zu den ersten Mannschaften, die in der Pfalz den Spielbetrieb wieder aufnahmen. 1945/46 bildete er mit sieben anderen die Zonenliga (Oberliga Südwest Gruppe Nord) und belegte am Ende der Saison den vierten Tabellenplatz. Wegen einer Bestechungsaffäre wurde die Mannschaft kurz nach Beginn der Saison 1952/53 zwar in die 2. Liga Südwest zurückversetzt, noch in der gleichen Runde gelang ihr aber der sofortige Wiederaufstieg und im Eröffnungsspiel der neuen Saison 1953/54 vor vollem Haus gleich der sensationelle 4:2 Erfolg über den Deutschen Meister 1.FC Kaiserslautern. In den nächsten Jahren ging es dann kontinuierlich weiter aufwärts.

Fußball in der Nachkriegsgesellschaft

Als die Saison 1955/56 zu Ende ging, gehörte die Mannschaft des VfR Frankenthal zu den großen Überraschungen des Jahres. Das Team belegte in der Abschlusstabelle den fünften Rang und qualifizierte sich damit - selbst die größten Optimisten unter den VfR Anhängern hatten dies nicht erwartet - für die so genannte Oberliga-Vergleichsrunde, bei der erstmals Vereine aus verschiedenen Oberligen gegeneinander antraten. Die Oberliga war in den 50-er Jahren die höchste Spielklasse im deutschen Fußball. Insgesamt gab es in der Bundesrepublik fünf Oberligen: neben dem Bereich Südwest, der Rheinland-Pfalz und das Saarland umfasste, noch die Oberligen Süd, West, Nord und Berlin.

Fußball hatte in den 50-er Jahren einen völlig anderen Stellenwert als heute. Das Unterhaltungs- und Kulturangebot war äußerst schmal und in erster Linie auf das Bildungsbürgertum ausgerichtet. Fernsehapparate waren eine Seltenheit, Radios insbesondere in Arbeiterhaushalten, keine Selbstverständlichkeit, Theater- und Konzertbesuche und die Tageszeitung für die meisten nach wie vor ein Luxus, den man sich nicht leisten konnte. Für das Alltagsleben der Menschen hatte der Sport und insbesondere der Fußball eine große Bedeutung. Der Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 1954 steigerte seine Popularität noch mehr und machte bekannte Fußballstars zu Volkshelden und Vorbildern für die Jugend. Gleichzeitig war Fußball aber nicht nur Unterhaltung, sondern auch ein wichtiges Identifikations- und Identitätselement für eine Gesellschaft, die auch acht Jahre nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur noch weitgehend ohne eigene Identität war.

Mannschaft und Trainer

Zu Beginn der Saison 1956/57 waren die Rahmenbedingungen für den VfR allerdings alles andere als günstig. Dem Verein standen zunächst lediglich elf Vertragsspieler für die 1. Mannschaft zur Verfügung. Später waren es dann 13 - auch für die damalige Zeit eine äußerst dünne Personaldecke, die sicherlich mit dazu beigetragen hat, dass die Mannschaft am Ende den lange möglichen zweiten Platz verpasste. Da einige der Spieler zudem von Anfang an mit Verletzungen zu kämpfen hatten, mussten immer wieder Spieler der 2. Mannschaft und unerfahrene Nachwuchsspieler einspringen. Besonders die schwere Erkrankung von Spielmacher Heinz Kraußer, der an Hirnhautentzündung erkrankte und seit November ausfiel, schwächte die Mannschaft enorm.

Von den insgesamt 18 Spielern, die im Laufe der Saison zum Einsatz kamen, stammten zwölf - Wilfried Gaa, Manfred Gräfenstein, Karl Heinz Neu, Albert Heil, Alois Spölgen, Heinz Kraußer, Kurt Degen, Hännes Schwarzbach, Karl Jülly, Herbert Schmitt, Karl Wallrodt und Willi Curschmann - aus Frankenthal. Immerhin sechs - allesamt Stammspieler und damit im Grunde genommen die halbe Mannschaft - kamen von auswärts: Heinz Siefert, der Torhüter, Walter Blesch, der Mittelläufer, und Johann Ott, der Mittelstürmer, stammten aus Ludwigshafen, Erich Rendler, einer der Außenläufer, und Kurt Islinger, ein weiterer Stürmer, aus Mannheim, und Heiner Kilian, ebenfalls Außenläufer, aus Bürstadt. Kilian, Rendler und Islinger hatten vorher unter anderem beim SV Waldhof (Mannheim) gespielt, während Siefert, Blesch und Ott vom SV Phönix Ludwigshafen kamen.

Die Vertragsspieler erhielten ein monatliches Grundgehalt, das je nach Vertrag zwischen 80 und 180 Mark lag. Hinzu kamen Spielprämien - 50 Mark für einen Sieg, 30 Mark für ein Unentschieden, und selbst für eine Niederlage gab es noch eine so genannte "Aktivierungsprämie" in Höhe von 10 Mark. Wenn man bedenkt, dass ein Facharbeiter Mitte der 1950-er Jahre ca. 500 Mark im Monat verdiente, so lässt sich leicht ausrechnen, dass der Fußball für die damaligen Verhältnisse ein recht lukratives Geschäft war - aber kein Vergleich mit später oder gar heute, wo astronomische Summen bezahlt werden.

Trainiert wurde die Mannschaft von Fritz Pliska, Diplomsportlehrer, Ritterkreuzträger und "ein Barraskopf", wie es Heiner Kilian formulierte, aber einer der renommiertesten Trainer, den der VfR je hatte. Pliska, Jahrgang 1915, stammte aus dem Ruhrgebiet, hatte als Aktiver unter anderem bei Schalke 04 und Hannover 96 gespielt und kam wie Kilian, Rendler und Islinger vom SV Waldhof (Mannheim) zum VfR. "Er war der beste Trainer, den ich in meiner Zeit beim VfR hatte", so erinnerte sich der ehemalige Spieler Albert Heil. Pliska verließ Frankenthal nach der Saison 1956/57 und trainierte in den folgenden Jahren Borussia Mönchengladbach, Fortuna Düsseldorf, Bayer Leverkusen, Rot-Weiß Essen und schließlich 1973/74 zum Abschluss seiner Karriere den holländischen Erstdivisionär Roda Kerkrade.

Die Vorrunde

In der Oberliga-Vergleichsrunde, die im Zeitraum vom Mai bis August 1956 in zehn Gruppen stattfand, ging die Erfolgsserie des VfR weiter und belegte nach Abschluss der Runde Platz eins. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Verein, Mannschaft und die Frankenthaler Fußballfans durchaus mit Optimismus in die neue Runde gingen, die im August begann. Von den meisten Experten wurde dieser Optimismus allerdings nicht geteilt. Nach wie vor wurden die Mannschaften aus Kaiserslautern, Saarbrücken, Pirmasens, Ludwigshafen und Koblenz genannt, wenn man nach den Meisterschaftsfavoriten fragte.

Am 19. August war im Stadion am Kanal Anpfiff zur Saison 1956/57 mit dem Heimspiel des VfR gegen Phönix Ludwigshafen. Vor dem Spielbeginn appellierte Vorstandsmitglied August Lang in seiner Begrüßungsansprache an die Zuschauer, "stets eine objektive Haltung zu zeigen und vor allem die Unparteilichkeit des Schiedsrichters anzuerkennen". Dann nahm der Fehlstart bei stark windigem Wetter seinen Lauf. Der VfR kämpfte zwar bis zum Umfallen, unterlag jedoch deutlich mit 0:3 Toren. Die Phönix-Spieler lieferten ein taktisch und technisch hervorragendes Spiel und hatten das Glück des Tüchtigen, als sie zweimal für ihren bereits überwundenen Torhüter auf der Linie retten konnten. VfR-Verteidiger Manfred Gräfenstein wurde bei seinem ersten Einsatz nach einer längeren Verletzungspause schon früh wieder angeschlagen, humpelte noch einige Zeit als "Statist" auf Linksaußen herum - die Einwechslung von Ersatzspielern war damals noch nicht möglich -, bevor er endgültig aus dem Spiel genommen werden musste.

Eine Woche später reisten die Frankenthaler als Tabellenletzter zum alten Rivalen Wormatia Worms an die Alzeyer Straße. Die Rheinhessen hatten ihre Auftaktpartie gegen den 1.FC Saarbrücken mit 1:5 verloren. Vor 4.000 Zuschauern, davon die Hälfte aus Frankenthal, zeigte sich der VfR gut erholt. Für den verletzten Manfred Gräfenstein spielte der junge Herbert Schmitt. Bereits nach sechs Minuten schoss Heinz Kraußer das erste Tor für den VfR. Am Schluss hatte die Mannschaft die Nase mit 3:1 vorn und verdient die ersten beiden Punkte gewonnen.

Mit diesem Sieg begann eine kleine Serie von sechs Spielen ohne Niederlage, mit der sich die Frankenthaler in der Spitzengruppe der Liga festsetzten: 2:1 gegen TuS Neuendorf, den Koblenzer Traditionsverein, 1:1 gegen Eintracht Trier, 2:2 gegen die SpVgg Andernach, ein überraschend hoher 6:0 Auswärtssieg im Ellenfeldstadion bei Borussia Neunkirchen und ein ebenso überzeugendes 6:1 im Oktobermarktschlager zuhause gegen Saar 05 Saarbrücken, der Mannschaft aus dem Saarbrücker Stadtteil St. Johann. "Den Leuten aus Frankenthal muss man bescheinigen, dass ihre Mannschaft eine Zierde der südwestdeutschen Oberliga ist, denn ihr Spiel hat Kultur", kommentierte der Berichterstatter der Fußballzeitschrift "Kicker" in der Ausgabe vom 1. Oktober 1956.

Erst beim verlustpunktfreien Tabellenführer 1.FC Kaiserslautern gab es vor 7.000 Zuschauern auf dem Betzenberg für die Frankenthaler wieder ein Niederlage. Die Partie wurde von beiden Seiten sehr hart geführt und Heiner Kilian musste in der ersten Halbzeit zwanzig Minuten wegen einer Verletzung pausieren. Der VfR geriet daher früh in Rückstand, konnte zunächst ausgleichen und kämpfte sich noch einmal auf 2:3 heran, ehe der Lauterer Nationalspieler Fritz Walter mit einem seiner gefürchteten Freistöße die Vorlage zum 4:2 Endstand gab.

Obwohl Trainer Pliska wegen des Ausfalls verschiedener Spieler immer wieder gezwungen war, seine Elf umzustellen, ging der Höhenflug der Frankenthaler aber munter weiter. Auf dem Erbsenberg in Kaiserslautern gelang dem VfR gegen seinen Namensvetter trotz eines Platzverweises von Kraußer mit zehn Mann durch Rendler in letzter Minute noch der verdiente Ausgleich. Ebenfalls mit 1:1 gab es eine Punkteteilung in der Begegnung mit dem starken und unbequemen FK Pirmasens im Stadion am Kanal. Ein "verheißungsvolles Debüt" bescheinigte die "Rheinpfalz" am Tag darauf dem als Linksaußen eingesetzten Willi Curschmann, der bei den FIFA-Spielen in der deutschen Jugendauswahl mitgespielt hatte.

Endlich wieder einen doppelten Punktgewinn gab es mit einem 3:1 Erfolg gegen den Aufsteiger FV Speyer. Auch der zweite der beiden Aufsteiger, der Vorjahrsmeister der 2. Liga Südwest, Sportfreunde Saarbrücken, konnte nach Rückstand noch mit 2:1 bezwungen werden. Wenig gelang der Mannschaft dagegen im Spiel gegen Eintracht Kreuznach, einem Team aus dem unteren Mittelfeld, gegen das mit 0:3 verloren wurde. Wie verwandelte präsentierte sich der VfR dann wieder zuhause gegen den 1.FC Saarbrücken, 1951/52 immerhin deutscher Vizemeister und einer der Mitfavoriten auf die Meisterschaft. Mit einem überzeugenden und in dieser Höhe nie erwarteten 6:1 Erfolg eroberte sich der VfR gegen die Saarländer erstmals den zweiten Tabellenplatz. "Frankenthals Torlawine überrollt enttäuschende Saarbrücker" lautete die Überschrift zum Spielbericht im "Kicker" vom 3. Dezember. Im letzten Vorrundenspiel Mitte Dezember festigten die Frankenthaler dann durch einen 1:0 Sieg gegen den FSV Mainz 05 im Stadion am Kanal zunächst ihren zweiten Tabellenplatz, den sich der 1.FC Saarbrücken durch einen Sieg im Nachholspiel gegen den gleichen Gegner aber wieder zurückeroberte. Trotzdem: Der VfR hatte in der Vorrunde beeindruckt.

Die Rückrunde

Nach einer kurzen Winterpause reiste der VfR schon am ersten Sonntag im neuen Jahr 1957 zum Auftakt der Rückrunde ins Südwest-Stadion zu Phönix Ludwigshafen, der Mannschaft, die in der Vorrunde für die einzige Heimniederlage der Frankenthaler gesorgt hatte. Von den fast 6.000 Zuschauern waren etwa 2.000 aus Frankenthal gekommen, um ihrer Elf den nötigen Rückhalt zu geben. Die "Rheinpfalz" schrieb am 8. Januar über das Spiel: "Das Treffen erfüllte alle Erwartungen. Es verlief äußerst schnell mit vielen dramatischen Höhepunkten und hatte auch in technischer Hinsicht ein beachtliches Format. Den Sieg hat der VfR in erster Linie seiner großartigen Abwehr zu verdanken, die in der zweiten Spielhälfte, als der "Phönix" mit fast pausenlosen Angriffen Sieferts Gehäuse mächtig bedrohte, über sich hinauswuchs". Spölgen hatte in der 5. Minute nach Vorlage von Kilian den VfR in Führung geschossen. Obwohl die Gastgeber nach 71. Minuten ausglichen, übernahmen die Frankenthaler wieder die Initiative und der junge Albert Heil verwandelte acht Minuten vor dem Schlusspfiff eine Vorlage von Neu zum 2:1 Siegtreffer.

Mit diesem Sieg hatten sich die Frankenthaler den 2. Tabellenplatz zurückerobert. Und es ging erfolgreich weiter: Wormatia Worms wurde 2:0 geschlagen, gegen die starke Mannschaft von TuS Neuendorf erreichte der VfR auf dem Koblenzer "Oberwerth" ein verdientes Unentschieden. In einer sehr harten Begegnung wurde gegen Eintracht Trier 3:0 gewonnen, obwohl Gräfenstein erneut verletzt ausscheiden musste und Kilian vom Platz gestellt worden war. Beim späteren Absteiger SpVgg Andernach gelang ein 1:0 Erfolg. Wenig lief bei strömendem Regen im Heimspiel gegen Borussia Neunkirchen, das 1:1 endete. Im Hinspiel hatte man im Neunkirchener Ellenfeld-Stadion noch mit 6:0 gewonnen. Da Gaa, Kraußer und Kilian fehlten, hatte Trainer Pliska seine Elf erneut umstellen müssen, was spürbare Auswirkungen auf die Harmonie der Mannschaft hatte. Nach acht Spielen ohne Niederlage hintereinander, davon sechs Siege und zwei Unentschieden, erwischte es den VfR dann allerdings auf dem "Kieselhumes" bei Saar 05 Saarbrücken. Trotz einer 1:0 Führung ging die Begegnung noch mit 2:3 verloren.

Der letzte Februar-Spieltag brachte dann erneut Großkampfstimmung nach Frankenthal. Zu Gast war der Spitzenreiter 1.FC Kaiserslautern, der die Tabelle überlegen anführte. 15.000 Zuschauer waren ins brechend volle Stadion am Kanal gekommen - Frankenthal hatte damals gerade einmal 28.000 Einwohner - und das Stadion bis auf den letzten Platz gefüllt. Das herausragende Spiel, bei dem die Frankenthaler wieder auf Kilian zurückgreifen konnten, endete 2:2 unentschieden. Der VfR hatte die Gäste an den Rand einer Niederlage gebracht und der 1.FC Kaiserslautern glich erst kurz vor dem Schlusspfiff durch seinen zweifachen Torschützen Fritz Walter aus. Die Presse war voll des Lobes: "Alles in allem hatte die Begegnung ein großartiges Format, das von einer Begegnung gleichen Charakters in Süd, Nord oder West wohl kaum übertroffen werden kann. Der Kaiserslauterer Trainer zeigte sich am Schluss der Begegnung von der Frankenthaler Leistung sehr beeindruckt. Er nannte den Teilerfolg der Platzherren sogar hoch verdient; die VfR-Elf habe rationeller und überzeugender als seine Mannschaft gespielt. Heil und Spölgen, aber auch Ott ".....hätten ihm am am meisten imponiert", so "Die Rheinpfalz" am 23. Februar. Bemerkenswert war auch der Kommentar von Schiedsrichter Resch aus Augsburg, den die Zeitung drei Tage später abdruckte: "Der Kampf war sehr fair, gemessen an der Bedeutung, die diesem Treffen zukam. Für den Punktgewinn war die Kondition der Gäste ausschlaggebend. Lobenswert war vor allem der Kampfgeist der Frankenthaler, die ich mir in dieser Form auch so vorgestellt hatte! Beachtlich war, dass sich während des Spiels kein absichtliches ereignete".

In den nächsten Wochen ging das Fernduell mit dem 1.FC Saarbrücken um den wichtigen 2. Platz, der zur Teilnahme an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft berechtigte, munter weiter. Bis auf das Gastspiel auf dem "Horeb" in Pirmasens, das trotz 1:0 Führung noch mit 2:1 verloren ging und zunächst den 2. Tabellenplatz kostete, gewann der VfR alle Spiele: 1:0 gegen VfR Kaiserslautern, ebenfalls 1:0 gegen den FV Speyer, 3:1 gegen die Sportfreunde Saarbrücken und schließlich 3:0 gegen Eintracht Kreuznach - ein Sieg, der den Frankenthalern wieder den 2. Tabellenplatz einbrachte, da der 1:FC Saarbrücken überraschend beim VfR Kaiserslautern mit 3:1 verloren hatte.

Das entscheidende Spiel

Alles fieberte nun dem direkten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften am 13. April, einem Samstag, dem vorletzten Spieltag, entgegen. In der Vorrunde hatten die Saarländer im Stadion am Kanal mit 6:1 ihre höchste Saisonniederlage bezogen, doch auf heimischem Gelände waren sie eine Macht und noch ohne jeden Punktverlust. Elf Omnibusse mit Schlachtenbummler reisten aus Frankenthal ins Saarland. Aufgrund der Kartenvorbestellungen standen zunächst nur drei Busse bereit. Eine halbe Stunde vor Abfahrt begann dann der Ansturm der VfR-Fans und die Verantwortlichen mussten schließlich auf die Schnelle noch acht weitere Busse organisieren.

Während die Saarbrücker vor dem Spiel in ein Trainingslager gefahren waren, um sich in aller Ruhe auf das Treffen vorzubereiten, mussten die meisten Frankenthaler am Spieltag noch arbeiten. "Ich war bei der KSB beschäftigt", erinnert sich Wilfried Gaa. "Ich ging mit meiner Sporttasche zu meiner Arbeitsstelle und dann um 12.30 Uhr zum Bahnhof, wo der Bus wartete, mit dem wir nach Saarbrücken fuhren." Ähnlich erging es Johannes Ott: "Ich habe an diesem Tag morgens noch bei der Firma Guilini gearbeitet und fuhr dann mit dem Zug nach Frankenthal. Dann ging es mit dem Bus ins Saarland." Große Probleme gab es an der deutsch-saarländischen Grenze: "Die Fahrt nach Saarbrücken war eine Katastrophe", so Heiner Kilian. "An der Grenze bei Bruchmühlbach-Miesau haben wir fast zwei Stunden gestanden." Linksaußen Kurt Islinger ergänzt: "Wir kamen an der Grenze nicht durch, weil samstags Eisen und Stahl in die Bundesrepublik transportiert wurde. Wir kamen erst zehn Minuten vor Spielbeginn an, mussten ums im Bus umziehen und gingen ohne Warmlaufen und ohne Massage ins Spiel." "Die Grenzer wussten nicht, was sie machen sollten" erinnert sich auch Heinz Siefert. "Eine solche Invasion hatten sie noch nicht erlebt. Erst zum Schluss winkten sie alle durch."

Aufgrund der langen Wartezeit musste auch das geplante Mittagessen ausfallen. "Hätte nicht einer der Mannschaftsbetreuer", so Albert Heil, "Kekse gekauft, hätte man mit völlig leerem Magen ins Spiel gehen müssen." Besonders unglücklich waren die Frankenthaler über die Nominierung von Schiedsrichter Albert Dusch. Er war zwar einer der profiliertesten südwestdeutschen Referees, war in der vorangegangenen Saison bei einem Spiel in Frankenthal, das er gepfiffen hatte, aber von Zuschauern tätlich angegriffen worden, und man befürchtete, dass er die Partie nicht objektiv leiten würde. Noch heute sind viele der damaligen Frankenthaler Spieler der Meinung, dass die Vereinsführung beim Verband nicht nur gegen den ungünstigen Samstagtermin, sondern auch gegen die Nominierung von Dusch protestieren und auf einen günstigeren Spieltermin und einen anderen Schiedsrichter hätte drängen müssen.

Das Spiel, das vom Saarländischen Rundfunk direkt im Radion übertragen wurde, fand riesiges Zuschauerinteresse. Mehr als 25.000 Zuschauer waren ins Stadion Ludwigspark im Saarbrücker Stadtteil Malstatt gekommen - zehntausend mehr als der amtierende Meister 1.FC Kaiserslautern bei seinem Gastspiel in der saarländischen Hauptstadt angelockt hatte. Es stellte sich allerdings sehr schnell heraus, das der VfR an diesem Tag keine gegen die hoch motivierten Saarbrücker hatte. Bereits zur Halbzeit stand es 2:0 für den 1.FCS, am Ende dann gar 4:0. "VfR-Elf hatte einen schlechten Tag erwischt", kommentierte die "Rheinpfalz" das Spiel am 13. April - angesichts der Umstände, unter denen es stattfand, sicherlich nicht überraschend. "Bei der Frankenthaler Elf", so heißt es in dem Bericht weiter, "fehlte diesmal jeglicher Zusammenhang, die Spieler erreichten nicht die Normalform, so dass ihr Spiel fast nie Linie und Format hatte. Fast kein Pass erreichte seine Adresse. Nur beim Stand von 3:0 zeigten die Hiesigen eine Viertelstunde lang hoffnungsvolle Ansätze".

Nach dem Spiel in Saarbrücken waren beide Mannschaften punktgleich. Die Entscheidung um den zweiten Platz war aber praktisch gefallen, da die Saarbrücker das weitaus bessere Torverhältnis besaßen und am letzten Spieltag ein relativ leichtes Heimspiel gegen Eintracht Kreuznach hatten, das sie dann auch deutlich mit 3:1 gewannen, während der VfR, wieder einmal ersatzgeschwächt, mit 1:3 beim FSV Mainz 05 verlor. Nur bei einem Sieg der Frankenthaler und einem Punktverlust der Saarbrücker wäre noch der Sprung auf den zweiten Tabellenplatz möglich gewesen.

Fazit

Obwohl die Frankenthaler die große Sensation - den Einzug in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft - knapp verfehlten, hatten sie eine äußerst erfolgreiche Saison gespielt und ihren Anhängern immer wieder begeisternden Fußball gezeigt. Überragend war vor allem die Abwehr des VfR, die von allen Vereinen der Oberliga Südwest die wenigsten Gegentreffer hinnehmen musste. "Der VfR spielte einen Fußball, der die Menschen anzog", stellt der Torwart Heinz Siefert fest. Beste Torschützen waren Johann Ott mit 18 Treffern, gefolgt von Kurt Islinger mit 9 und Albert Heil mit 8 Toren. Insgesamt waren im Laufe der Saison 65.000 Zuschauer zu den Heimspielen ins Frankenthaler Ostparkstadion gekommen. Nur der 1.FC Saarbrücken und Eintracht Trier hatten eine noch bessere Zuschauerresonanz vorzuweisen. Setzt man Zuschauer- und Einwohnerzahlen der einzelnen Städte zueinander in Relation, so lag der VfR weit an der Spitze der einzelnen Vereine. "Ich habe beim VfR die schönste Zeit mitgemacht", so der Stürmer Albert Heil heute rückblickend. "Die Erfolge waren da, die Kameradschaft war gut. Es hat einfach alles gestimmt".

Durch das gute Abschneiden des VfR in der Saison 1956/57 in der Oberliga Südwest wurde die Stadt Frankenthal (Pfalz) in der deutschen Sportwelt und durch nachfolgende internationale Freundschaftsspiele im Ausland sogar über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt gemacht.

Literatur

Ortwin D. Bernad, Gerhard Nestler und Paul Theobald: Der VfR Frankenthal in der Saison 1956/57 - Ein Höhepunkt in der Geschichte des Frankenthaler Fußballs

                                                    in: Frankenthal einst und jetzt 2007, herausgegeben von: Stadtverwaltung Frankenthal,
                                                    Seite 24 bis 30.