Benutzer:Nilakos Lasch/Entwurf phönizierinnen

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Die Phönizierinnen (auch Die Phoinikerinnen, Phönissen, Phoinissen) ist der Titel einer Tragödie von Euripides; sie wurde vermutlich 410 vor Chr. uraufgeführt.

  • Antigone
  • Der Erzieher Antigones
  • Iokaste
  • Kreon
  • Eteokles
  • Teiresias
  • Menoikeus
  • Oidipus
  • Polyneikes
  • zwei Boten
  • Chor, bestehend aus jungen Mädchen aus Phönizien (ht. Libanon)

Aufbau und Inhalt

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  • Prolog (Vers 1-201)

Iokaste hält einen Monolog, in dem sie den thebanischen Mythos als Vorgeschichte der Tragödie zusammenfasst und die momentane Situation schildert: Polyneikes, der verbannte Bruder des herrschenden Eteokles steht mit seinen Verbündeten vor den Toren der Stadt zum Angriff bereit. Iokaste will den Kampf abwenden und hat ein Treffen der beiden Brüder arrangiert. Antigone und ihr Erzieher erscheinen auf dem Dach des Bühnenhauses. Es folgt eine Teichoskopie (Mauerschau) in der der Erzieher die Angreifer beschreibt.

  • Parodos (Vers 202- 294)

Die jungen Phönizierinnen zeigen Sympathien für beide Parteien.

  • 1. Episodion (Vers 295- 638)

Polyneikes und Iokaste erscheinen auf der Bühne. Polyneikes erzählt von seinen schmerzlichen Exilerfahrungen. Schließlich tritt Eteoles auf. In dem anschließenden Dialog argumentiert Polyneikes für sein Recht als legitimer Herrscher Thebens, doch Eteokles geht auf diese Argumente gar nicht ein, und sagt einfach, dass er die Macht nicht mehr abgeben werde. Iokastes Vermittlungsversuche scheitern und die Szene endet mit gegenseitigen Morddrohungen der Brüder.

  • 1. Stasimon (Vers 639-689)

Der Chor singt über die ruhmreiche Vergangenheit Thebens.

  • 2.Epeisodion (Vers 690-782)

Eteokles und Kreon beraten über das weitere militärische Vorgehen. Eteokles beschließt die sieben Tore gleichstark bewachen zu lassen und verfügt, falls er stirbt, dass seine Schwester Antigone, Kreons Sohn Haimon heiraten solle und Polyneikes nicht in der Stadt begraben werden darf. Außerdem beauftragt er einen Seherspruch über den Ausgang der Schlacht anfertigen zu lassen.

  • 2. Stasimon (Vers 783-833)

Der Chor singt ein Lied über das Unheil des Bruderzwistes.

  • 3. Epeisodion (Vers 834-1018)

Teiresias, der Seher, berichtet Kreon, dass nur die Opferung seines Sohnes Menoikeus die Stadt retten kann. Kreon will dies verhindern und Menoikeus aus der Stadt schaffen lassen. Doch dieser hat den Seherspruch mitgehört und beschließt sich von der Mauer zu stürzen.

  • 3. Stasimon (Vers 1019-1068)

Der Chor rühmt den Entschluss des Menoikeus.

  • 4. Epeisodion (Vers 1069- 1285)

Ein Bote berichtet Iokaste von der erfolgreichen Abwehr des Angriffs und anschließend von einem geplanten Zweikampf zwischen Eteokles und Polyneikes. Iokaste und Antigone wollen versuchen den Zweikampf zu verhindern.

  • 4. Stasimon (Vers 1286-1307)

Der Chor stimmt ein düsteres Klagelied an.

  • 5. Epeisodion (Vers 1308-1479)

Kreon erscheint auf der Bühne mit der Leiche seines Sohnes. Dann erscheint ein Bote und berichtet, dass Eteokles und Polyneikes sich im Zweikampf gegenseitig getötet haben, woraufhin sich dann Iokaste, ihre Mutter, selbst umgebracht hat.

  • 5. Stasimon (Vers 1480-1583)

Antigone betritt klagend mit den Leichen die Bühne. Sie ruft Oidipus, der von Eteokles in ein Verließ gespert wurde aber trotzdem erscheint und berichtet ihm was geschehen ist.

  • 6. Epeisodion (Vers 1584-1705)

Kreon tritt vor den Palast und hält eine Rede in der er Oidipus aus der Stadt verbannt und die Bestattung von Polyneikes verbietet.

  • Schluss-Kommos (Vers 1706-1766)

Antigone beschließt Haimon nicht zu heiraten und stattdessen ihren blinden Vater zu begleiten. Sie verlassen gemeinsam die Bühne.

politisch-historisch

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Der einleitende Dialog der Ioakste, in dem sie die Vorgeschichte referiert ist in dieser Form einzigartig in einer griechischen Tragödie. An ihm lässt sich der Bildungsverfall der Athener während der Endjahre des Peleponnesischen Kriegs ablesen. Das Wissen über die Mythen, dass früher als selbstverständlich vorausgesetzt wurde, muss auf der Bühne berichtet werden. [1] Auf einer politischen Ebene lässt sich zwischen dem Kampf der beiden Brüder Eteokles und Polyneikes und dem Chr. Sturz der Demokratie zwischen 411/ 410v. und der kurzzeitigen Einrichtung einer Oligarchie eine Parallele erkennen. Der seit 415 v. Chr. aus Athen verbannte Alkibiades hatte es aus dem Exil heraus geschafft, die Perser dazu zu bringen sich im Peloponnesischen Krieg auf die Seite der Athener zu schlagen, unter der Bedingung, das in Athen wieder eine Adelsherrschaft eingeführt würde. Ein oligarchischer Putsch führte zu einer wenige Monate dauernde Schreckensherrschaft von 400 Adeligen in Athen. Während dieser Zeit spaltete sich die Bevölkerung in Anhänger der Oligarchie und Anhänger Demokratie. Diese Spaltung stellte wie der Bruderkampf eine existentielle Bedrohung der Polis dar, vor der Euripides warnt. [2] Während noch in Aischylos, der in Sieben gegen Theben den gleichen Mythos verarbeitete, in seinem Stück in Thebens Rettung noch die Größe Athens spiegeln konnte, so stellt Euripides ein halbes Jahrhundert später v.a. den viel zu hohen Preis für diese Rettung dar: Vernichtung von Menschenleben, Brudermord, Opfer und Verbannung. [3]

religiös-kultisch

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Während religiös-kultische Aspekte eigentlich keine besonders große Rolle in dem Stück spielen, so erklären sie doch einen wichtigen Umstand. Obwohl Polyneikes mit seinem Anliegen im Recht ist, wird der Angriff seiner Vaterstadt nicht gutgeheißen. Dies liegt unter vor allem daran, dass dieser als Frevel an den Schutzgöttern der Stadt bewertet wird. So sagt Eteokles: „Ruf in Argos Götter an, nicht hier.“ [4] und Iokaste warnt Polyneikes, dass selbst im Falle seines Sieges, er die Götter nicht gnädig stimmen könne. [5]

Anthropologisch

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Das Menschenbild, dass in diesem Stück vermittelt wird unterscheidet sich sehr stark, von dem in Aischylos’ „Sieben gegen Theben“ vermittelten. Während in Aischylos Stück, die Menschen vom Schicksal abhängig sind, treffen sie hier selbstständige Entscheidungen So ist der Kampf der beiden Brüder bei Aischylos schicksalhaft vorgegeben während er in diesem Stück aus einer persönlichen Entscheidung der beiden Brüder entsteht. Ihre Diskussion (1. Epeisodion) , die in gegenseitigen Morddrohungen endet, wurde von Euripides mit vielen Stychomethien gestaltet, was deutlich macht, dass es sich um ein energischees, hasserfülltes Gespräch handelt. Der Fluch des Ödipus, der besagt, dass die Brüder sich gegenseitig umbringen werden, wird zwar von Iokaste erwähnt, doch gehen beide in den Kampf mit der Hoffnung den anderen zu töten und zu siegen. [6]

In der Charakterisierung der Figuren zeigt sich das individualistische Menschenbild sehr deutlich. Es findet insbesondere bei Polyneikes eine Psychologisierung und Biographisierung statt, wenn er über seine Exilerfahrungen spricht [7] und dabei seine eigenen Gefühl thematisiert. Auch Iokastes Freude über das Wiedersehen mit Polyneikes illustriert dies. [8]

Die Phönizierinnen ist Euripides längste Tragödie mit 1766 Versen. Wobei unter Literaturwissenschaftlern die Fülle von Ereignissen am Ende Zweifel an der Echtheit desselbigen aufkommen lassen hat. Insbesondere die Echtheit der Verse 1737-1766 ist ungewiß. Aber auch das Erscheinen von Ödipus auf der Bühne, von dem vorher gesagt wurde er befinde sich im Kerker, bestärkt diese These.

Die Leichen der beiden Brüder wurden wahrscheinlich mit dem Ekkykklema auf die Bühne gebracht.

Auffällig in diesem Stück sind die vielen Stichomythien, die zur Beschleunigung der Handlung beitragen und die Dynamik des Stückes unterstützen.


Dem Chor der Tragödie kommt eine besondere Rolle zu. Die jungen Frauen aus Phönizien, die der Tragödie ihren Namen geben, sind Fremde, die sich nur zufällig auf der Durchreise in Theben aufhalten. Durch ihre Fremdheit besitzen sie keine Verbindungen zu einer Seite und können als neutrale Kommentatoren auftreten.

Venedig 1503. in „Tragodiai heptakaideka“. Oxford 1913 in „Fabulae“ Band 3. Hg. G. Murray.

H. v. Arnim: „Die Phoenikierinnen“ in „Zwölf Tragödien“. Bd. 2 Wien/Leipzig 1931. E. Buschor: „Die Phönikierinnen“ in „Sämtliche Tragödien“. Hg. G. A. Seeck. Bd. 4. München 1972.

Seneca: „ Thebais (Phoenissae)“. in der Gesamtausgabe von: Hg.: Thomann, Theodor, 2 Bde., Zürich / Stuttgart 1961/69 (mit dt. Übers.) Racine, Jean (1886) : Die Thebais oder die feindseligen Brüder. Übersetzung von Heinrich Welti in: Racines sämtliche Werke. Band 1: Cottasche Buchhandlung. Stuttgart.

Einzelnachweise

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  1. Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993.S. 340
  2. Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993.S. 338
  3. Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“ Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993.S. 342
  4. “Die Phönizierinnen“ Vers 608
  5. “Die Phönizierinnen“ Verse 572-574
  6. Gustav Adolf Seecck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000. S. 152.
  7. “Die Phönizierinnen“ Verse 355-410
  8. Gustav Adolf Seecck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000. S. 152.

Quellen/Bibliografie

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Gustav Adolf Seecck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000.

Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“ Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993.