Benutzer:Nilakos Lasch/Entwurf oedipuskolonos

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Ödipus auf Kolonos (Tragöide)

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„Ödipus auf Kolonos“ ist eine Tragödie des griechischen Dichters Sophokles, die 407 v. Chr. geschrieben und 401 v. Chr. posthum uraufgeführt wurde.

  • Ödipus
  • Theseus
  • Antigone
  • Kreon
  • Fremder
  • Polyneikes
  • Ismene
  • Bote
  • Chor, bestehend aus den attischen Bürgern

Aufbau und Inhalt

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  • Prolog (Vers 1-116)

Der alte, blinde Ödipus kommt nach jahrelangem Umherziehen, begleitet von seiner Tochter Antigone, nach Kolonos einem Vorort von Athen und setzt sich in den heiligen Hain der Eumeniden. Ein Fremder will ihn vertreiben, aber Ödipus überzeugt ihn König Theseus zu holen.

  • Parodos (Vers 117-253)

Der Chor, einige Bürger aus Kolonos treten auf. Im Gespräch gibt sich Ödipus zu erkennen.

  • 1. Episodion (Vers 254-667)

Ödipus spricht von seinen Taten, wobei er sagt, er habe diese „mehr erlitten als verübt“ Z. 267. Anschließend bittet er darum sich in Kolonos niederlassen zu dürfen und deutet an, dass er für sie von Vorteil sein könne. Ismene, die zweite Tochter Ödipus’ erscheint und berichtet, dass zwischen ihren Brüdern Polyneikes und Eteokles ein Streit entbrannt sei. Ödipus hatte verfügt, dass die beiden sich beim Regieren jährlich abwechseln. Eteokles hat gegen diese Regel verstoßen, woraufhin Polyneikes sich in Argos Verbündete gesucht hat und nun gegen Theben zieht. Außerdem berichtet Ismene von einem Orakelspruch, der besagt, dass Ödipus lebend und tot nützlich sei und weshalb ihn sowohl Eteokles als auch Polyneikes auf ihre jeweilige Seite ziehen wollen. Schließlich erscheint Theseus, der König Athens und verspricht Ödipus ihn in Kolonos aufzunehmen.

  • 1. Stasimon (Vers 668-719)

Der Chor singt ein Lobeslied über Attika.

  • 2.Epeisodion (Vers 720- 1043)

Kreon erscheint und will Ödipus überreden zurück nach Theben zu gehen. Dieser lehnt ab, woraufhin Kreon ihn mit Gewalt entführen will. Er hat außerdem Ismene und Antigone als Geiseln gefangen genommen. Theseus tritt auf, weist Kreon zurecht und lässt Ismene und Antigone befreien.

  • 2. Stasimon (Vers 1044-1059)

Der Chor singt von der Entführung der beiden Frauen und bittet die Götter darum, dass die Befreiung erfolgreich verläuft.

  • 3. Epeisodion (Vers 1096-1210)

Theseus bringt die beiden Befreiten mit und berichtet von einem Fremden, der mit Ödipus sprechen möchte. Ödipus ahnt, dass es sich dabei um Polyneikes handelt, lässt sich aber von Theseus überzeugen ihn zu treffen.

  • 3. Stasimon (Vers 1211-1248)

Der Chor singt über das Alter.

  • 4. Epeisodion (Vers 1249-1446)

Polyneikes versucht Ödipus zu überreden an seiner Seite mit gegen Theben zu ziehen. Ödipus schlägt das Angebot aus und verflucht seine beiden Söhne: Sie sollen sich im Kampf gegenseitig töten.

  • 5. Epeisodion (Vers 1447-1555)

Es beginnt zu donnern. Ödipus deutet dies als Zeichen seines baldigen Todes, verabschiedet sich von seinen Töchtern und geht mit diesen und Theseus ab.

  • 4. Stasimon (Vers 1556-1578)

Der Chor betet zu den chtonischen Göttern um Ödipus den Weg in die Unterwelt zu erleichtern.

  • Exodos (Vers 1579-1779)

Ein Bote betritt die Bühne und berichtet, wie Ödipus von einer Stimme gerufen wurde und dann verschwunden sei. Nur Theseus habe diese Apotheose mitbekommen. Die klagenden Töchter betreten die Bühne und bitten Theseus, ihnen das Grab des Ödipus zu zeigen. Doch dieser verweist auf sein Versprechen, das Grab geheim zu halten und dafür Schutz für Athen zu erhalten. Ismene und Antigone beschließen nach Theben zurück zu gehen um ihre Brüder vom Kampf abzuhalten.

politisch-historisch

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Als zentrales politisches Thema dieser Tragödie lässt sich das Hikesiegesuch (Schutzflehen) des Ödipus und seine Aufnahme durch die Athener ansehen. Das Stück entstand kurz vor der Kapitulation Athens im Peloponnesischen Krieg (404 v. Chr.), also in Athens Untergangsphase, in der politische Ordnung und militärische Macht bereits deutliche Auflösungserscheinungen zeigten. In dieser Zeit noch einmal an die selbstlose Aufnahme des thebanischen Helden und den von ihm zugesicherten Schutz zu erinnern ist nachvollziehbar. [1] Vor allem das 1. Stasimon macht deutlich, dass die Tragödie auch eine Erinnerung an die glorreiche Vergangenheit Athens darstellt.

religiös-kultisch

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Bei dem Drama handelt es sich um ein Apotheosedrama. Ödipus, der Schuldige, der seinen Vater ermordet hat und mit seiner Mutter verheiratet war, der sich selbst die Augen ausgestochen und blind durch das Land geirrt ist, erfährt die Gnade der Götter, wird entrückt und zum Schutzgeist Athens berufen. Der Handlungsort bekräftigt diese Wandlungsfähigkeit, bzw. die Göttergnade noch. So beginnt das Stück im Hain der Eumeniden, der ehemaligen Rachegöttern, die zu Göttern der Fruchtbarkeit wurden. [2] Genau wie diese wird Ödipus nun nach seiner Entrückung ein Schutzgott. In seinem Schlusswort wird auch deutlich, dass das Wohlergehen, das er Athen bringt, mit dem Gedenken an seine Person und dem Geheimhalten seines Sterbeortes verbunden ist. Die Entrückung selbst wird mit übernatürlichen Vorkommnissen eingeleitet und durchgeführt. Angekündigt durch Donner, lernt der alte Ödipus auf einmal wieder zu gehen und verschwindet schließlich spurlos.

Anthropologisch

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Interessant ist, wie in diesem Stück die Schuldfrage des Ödipus ganz anders als im 25 Jahre früher verfassten König Ödipus dargestellt wird. Sophokles lässt Ödipus sagen, er habe die Taten „mehr erlitten als verübt“ [3], sie „ungewollt“ [4] verübt, bzw. „[v]on Verblendung umstellt“ [5].

Ein Thema des Stückes ist ganz offensichtlich Abschied. Ein Abschied von der Stadt Athen, die kurz vor ihrem Untergang steht, ein Abschied aber auch von der Dichtkunst, so stellt das Stück eine der letzten griechischen Tragödien dar und nicht zuletzt ein Abschied des Sophokles, der kurz nach der Fertigstellung starb. [6] Häufig wurde in der Literaturforschung auch auf die Art und Weise wie das Alter und die Gebrechlichkeit des Ödipus’ beschrieben wird verwiese und versucht dies mit autobiographischen Erfahrungen des Sophokles zu verbinden. Dieser war etwa 90 Jahre alt, als er die Tragödie schrieb und so lässt sie sich auch lesen als eine Beschäftigung eines alten Mannes mit dem Tod. [7]

Der Text lässt vermuten, dass der kurz vor der Entrückung Ödipus einsetzende Donner, im Theater zu hören war. Mit welchen Mitteln dies geschah ist nicht überliefert.

Auffällig während des gesamten Stückes ist die Symbolik, die mit „sehen können“ und „Blindheit“ auch im übertragenden Sinne verbunden wird.

Der Chor in diesem Stück hat keine besonders große Bedeutung, außer, dass er eine der 3 Stufen darstellt, die zwischen dem Hikesiegesuch und der endgültigen Aufnahme stehen.

Venedig 1502 in Tragodiai hepta Cambridge 1897 in Sophocles Hg. R.C. Jebb Leiden 1984. Hg. J.C. Kamerbeck

J.J.C. Donner: „Oedipus in Colonos“. Leipzig. 1873. Schadewaldt, Wolfgang: „Ödipus auf Kolonos“ in „Tragödien“. Stg./Zürich 1968.

T.S. Elliot: “Elder Statesman” (Ein verdienter Staatsmann)

Einzelnachweise

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  1. Gustav Adolf Seeck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000. S. 120.
  2. Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“ Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993. S.247.
  3. “Ödipus“ Vers 267
  4. “Ödipus“ Vers 964
  5. “Ödipus“ Vers 547
  6. Schadewaldt, Wolfgang (1991): Die griechische Tragödie. Suhrkamp. Frankfurt am Main. S. 309
  7. Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“ Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993. S.246.

Quellen/Bibliografie

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Gustav Adolf Seecck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000.

Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993.

Schadewaldt, Wolfgang (1991): Die griechische Tragödie. Suhrkamp. Frankfurt am Main.