Benutzer:Nilakos Lasch/Entwurf Hiketiden-eur

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Die Hiketiden ist eine Tragödie des Euripides, die wahrscheinlich 424 v. Chr. Uraufgeführt wurde. Sie ist nicht zu verwechseln mit den Hiketiden von Aischylos mit denen sie lediglich den Namen und das Thema gemeinsam hat.

  • Athena
  • Theseus, König von Athen
  • Aithra, seine Mutter
  • Adrastod, König von Argos
  • Iphis, ein Greis aus Argos
  • Euadne, seine Tochter und Witwe des Kapaneus
  • ein Herold der Thebaner
  • Bote
  • Chor, bestehend aus den Müttern der argivischen Helden, die im Kampf um Theben gefallen sind
  • Knaben, Söhne der Sieben gegen Theben

Aufbau und Inhalt

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  • Prolog (Vers 1-42)

Aithra, die Mutter des Königs hält die Prologrede. Sie hat von den argivischen Frauen gehört, dass Theben die Herausgabe der Gefallenen Angreifer verweigert und möchte nun ihren Sohn Theseus überzeugen sich für die Mütter der Gefallenen einzusetzen.

  • Parodos (Vers 43-87)

Der Chor klagt über sein Unglück und bittet um Unterstützung

  • 1. Episodion (Vers 88-262)

Theseus führt einen Dialog mit Adrastos, in dem er nicht auf dessen Bitte eingeht sondern ihm vielmehr seine Schuld an der momentanen Situation nachweist. (Adrastos hat ein Orakel falsch ausgelegt, einen Seherspruch ignoriert und ist übereilt in den Krieg gezogen)

  • 1. Stasimon (Vers 668-719)

Der Chor bittet singend und auf den Knien um Hilfe (Hikesie).

  • 2.Epeisodion (Vers 286- 364)

Aithra ist von dem Bittgesang gerührt und überzeugt Theseus, davon Hikesie zu gewähren, indem sie zuerst darauf verweist das Hikesie ein göttliches Recht sei und in dem sie die Durchsetzung der Herausgabe der Leichen als Durchsetzung wichtiger allgemeiner Rechtsprinzipien mit wichtiger Außenwirkung bezeichnet. Theseus äußert die Absicht, sich für die Argiver einzusetzen notfalls auch mit Waffengewalt, geht ab um vorher den Beschluß von der Volksversammlung bestätigen zu lassen.

  • 2. Stasimon (Vers 365-380)

Der Chor singt Lied in welchem er seine Hoffnung auf Hilfe, seine Dankbarkeit und Athens Rechtstaatlichkeit thematisiert.

  • 3. Epeisodion (Vers 381-597)

Theseus möchte einen Herold nach Theben schicken, der freundlich um die Herausgabe der Leichen bitten soll und notfalls mit Gewalt drohen soll. Doch bevor dieser Herold sich auf den Weg macht erscheint ein thebanischer Herold mit Forderungen aus Argos. Bevor er diese („Durch mich befiehlt euch Thebens ganzes Volk, Adrastos nicht in euer Land zu lassen. [1], jedoch mitteilen kann, kommt es zu einer Diskussion zwischen ihm und Theseus über die Vor- bzw. Nachteile der Demokratie und der Monarchie und welche die bessere Staatsform sei. Das Epeisodion endet damit, dass Theseus den Herold des Landes verweist.

  • 3. Stasimon (Vers 598-633)

Der Chor singt vom bangen Hoffen auf den Ausgang der Schlacht.

  • 4. Epeisodion (Vers 632-777)

Ein Bote berichtet überschwänglich von dem totalen Sieg der Athener

  • 4. Stasimon (Vers 778-837)

Der Chor singt ein Lied über sein Leid und die toten Söhne. Die heimgeholten Leichen werden auf die Bühne getragen begleitet von einem Wechselgesang mit Adrastos in dem beide ihre schlechte Lage beklagen und sich den Tod wünschen. +5. Epeisodion (Vers 838-954) Theseus berichtet von der Schlacht und spricht über die sieben Toten Helden. Das Episodion endet mit allgemeiner Kritik an Kriegen. +5. Stasimon (Vers 955-1033) Anstatt Athen zu danken, singt der Chor wie zu Beginn von seinem Leiden, seiner Trauer und der Sinnlosigkeit des Daseins. In einem Gespräch offenbart Euadne dem Chor, dass sie sich mit der Leiche ihres Mannes verbrennen will. +6. Epeisodion (Vers 1034-1113 Iphis, der Vater von Euadne betritt die Bühne um sie vom Selbstmord abzuhalten, jedoch ohne Erfolg. +Exodos (Vers 1114-1235) Die Söhne der sieben Toten betreten mit der Asche ihrer Väter in der Hand die Bühne. Im Wechselgesang mit dem Chor geloben sie Rache zu nehmen an Theben. Theseus ermahnt Adrastos nun zu Dankbarkeit gegenüber Athen, worauf dieser ewige Dankbarkeit schwört. Als Dea ex machina erscheint Athena und fordert von Adrastos, dass dieser nun auch noch einen formellen Eid schwören soll, Athen nie anzugreifen sondern beizustehen und diesen Pakt in einem Weihgeschenk zu besiegeln. Adrastos und der Chor tun wie ihnen geheißen.

politisch-historisch=

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In den Hiketiden werden viele unterschiedliche politische Themen angesprochen: Krieg, Bündnispolitik, Vergleich von Demokratie und Monarchie, aber auch die Verteidigung allgemeiner Menschenrechte. [2] Als zentrale Szene ist eindeutig der Redeagon zwischen Theseus und dem thebanischen Herold über die Vorzüge und Nachteile von Demokratie und Monarchie zu sehen. Dieser Agon stellt eine Art Verfassungsdebatte dar, wie sie laut Überlieferungen [3] zur Zeit der Entstehung der Tragödie in Athen aktuell war. Die Debatte ist relativ eindeutig und auch inhaltlich klar. Theseus stellt die Vorzüge einer Demokratie dar: Gleichheit vor dem Gesetz [4], Redefreiheit [5] und die Nachteile einer Tyrannis, bzw. Monarchie: Die Gefahr für den eigenen Besitz und die eigenen Kinder die vom Tyrannen ausgeht [6]. Der thebanische Held hingegen geht auf Nachteile der Demokratie ein: das Demagogentum, die Unbeständigkeit in einer Volksversammlung und die fehlende Ausbildung der Entscheidungsträger. [7]. Dieser Redeagon lässt sich auf den ersten Blick als ein klares Lob der Demokratie und damit Athens ansehen, was auch zeitgeschichtlich von Bedeutung ist, da zur Zeit der Enstehung des Stückes der Peleponnesiche Krieg zwischen Athen (Demokratie) und Sparta (Monarchie) herrschte, es also für Athener feststand welche die bessere Staatsform ist. Euripides hat dieses Epeisodion allerdings so konzipiert, dass auch eine andere Deutung möglich ist. So widerspricht sich Theseus selbst, wenn er dem Boten Geschwätzigkeit vorwirft [8] obwohl doch Theseus mit der Debatte angefangen hat [9] und selbst auch länger redet als der Herold, er sich außerdem mit der Redefreiheit brüstet und trotzdem den Boten bedroht [10]. So kann man den Redeagon auch als eine Ironisierung der Volksversammlung ansehen. [11]] Das Stück besitzt außerdem noch eine wichtige außenpolitische Debatte. Nämlich die Frage nach der Legitimation von einem Eingriff einer Demokratie für die allgemeinen Menschenrechte der Menschen in einer Tyrannis. Wobei der Ausgang des Stückes (Athens Angriff ist erfolgreich, die Argäer sind dankbar) das militärische Eingreifen als gerechtfertigt darstellt. Ein weiterer wichtiger Zeitgeschichtlicher Bezug ist die Dankespflicht der Argäer. So kann man das Stück auch eindeutig als einen Aufruf an Argos, das im Peleponesischen Krieg seine Neutralität bewahrt hatte, erkennen, doch Dankbarkeit zu erweisen und sich als Partner Athens zu verstehen.

religiös-kultisch

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Die Hikesie, die eigentlich eine kultisch-religiöse Handlung darstellt wird in der Tragödie zu einer profanen, außenpolitischen umgedeutet. So ist Theseus vom göttlichen Recht der Hikesie und den Konsequenzen einer Nichtachtung, auf die sich die Hiketiden berufen unbeeindruckt. Erst das Bitten seiner Mutter und deren Argumente über die Außenwirkung Athens bringen ihn dazu, sich für die Hiketiden einzusetzen. [12]

Es handelt sich bei den Hiketiden wie bereits festgestellt um ein Hikesie-Drama. Die Dramaturgie ist geprägt von den drei Parteien: den Verfolgern, den Verfolgten und denen, die Schutzgewähren. Auch wenn es in diesem Stück keine Verfolgten, sondern nur um Unterstützung Bittende sind.

Athena, die am Ende des Stückes als Dea ex Machina einschwebt wurde vermutlich über die Mechanae auf die Bühne gebracht.

Dem Chor, der namensgebend für diese Tragödie ist, nimmt eine relativ wichtige Rolle in dem Stück ein. Auch wenn er nicht wirklich handelt, geht seine Funktion über das bloße Kommentieren hinaus, denn seine Hikesiegesuch ist bringt die Handlung in Gang, ebenso wie sein erstes Stasimon es schafft mit der Hilfe von Aithra Theseus zu überzeugen.

Venedig 1503. in „Tragodiai heptakaideka“ Oxford 1913. in „Fabulae“ Hg. G ´. Murray. Bd. 2. Lepzig 1984 „Supplices“. Hg. C. Collard.

J.J.C. Donner: „Die Schutzflehenden“ in „Euripides“. Bd. 3. Heidelberg. 1852. U. v. Wilamowitz-Moellendorf: „Der Mutter Bittgang“. In „Griechische Tragödien“ Bd. 1. Berlin 1926.

Einzelnachweise

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  1. “Die Hiketiden“ Vers 467f
  2. Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“ Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993. S.325.
  3. Carter, D.M. (2007): „The Politics of Greek Tragedy“. Bristol Phoenix Press. Exeter. S. 123.
  4. “Die Hiketiden“ Vers 430-437
  5. “Die Hiketiden“ Vers 440-441
  6. “Die Hiketiden“ Vers 444-455
  7. “Die Hiketiden“ Vers 412-425
  8. “Die Hiketiden“ Vers 461f
  9. “Die Hiketiden“ Vers 404f
  10. “Die Hiketiden“ Vers 457-459
  11. Bernek, Rüdiger (2004): Dramaturgie und Ideologie. K. G. Saur Verlag. München und Leipzig. S. 280-287.
  12. Bernek, Rüdiger (2004): Dramaturgie und Ideologie. K. G. Saur Verlag. München und Leipzig. S. 275 ff.

Quellen/Bibliografie

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Gustav Adolf Seecck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000.

Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993.

Bernek, Rüdiger (2004): Dramaturgie und Ideologie. K. G. Saur Verlag. München und Leipzig.

Carter, D.M. (2007): „The Politics of Greek Tragedy“. Bristol Phoenix Press. Exeter.

Schadewaldt, Wolfgang (1991): Die griechische Tragödie. Suhrkamp. Frankfurt am Main.