Benutzer:Nilakos Lasch/Entwurf ödipus

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König Ödipus; Oedipus, der Tyrann

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König Ödipus ist eine griechische Tragödie des Sophokles, die vermutlich 433 v. Chr. uraufgeführt wurde.

  • Oedipus
  • Kreon
  • Tiresias
  • Iokaste
  • Chor, bestehend aus thebanischen Alten
  • Priester, Diener, Bote

Aufbau und Inhalt

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  • Prolog (Vers 1-87)

Eine Bittgesandschaft bittet um Hilfe wegen Pest. Oedipus hat Kreon schon zum Orakel von Delphi geschickt um den Grund für die Pest zu erfragen. Dieser berichtet nach seiner Rückkehr, dass der unaufgeklärte Mord am vorigen König Laios der Grund sei. Oedipus verschreibt sich der Aufgabe diesen Mord aufzuklären.

  • Parodos (Vers 150-215)

Klagelied über die Pest und den Zustand der Stadt.

  • 1. Episodion (Vers 216-462)

Oedipus verflucht den Mörder von Laios, ohne zu wissen, dass er selbst Laios bei seiner Ankunft in Theben in einem Streit erschlug. Der Seher Tiresias soll befragt werden. Dieser will zuerst nicht antworten, und beschuldigt schließlich Oedipus selbst, der Mörder zu sein. Doch Oedipus verhöhnt Tiresias, wirft ihm vor bestochen zu sein, mit Kreon zusammen zu intrigieren und streitet die Tat ab.

  • 1. Stasimon (Vers 463-512)

Der Chor singt ein Lied über die Klugheit von Oedipus und Tiresias. Und über an Oedipus aufkommende Zweifel.

  • 2.Epeisodion (Vers 513-862)

Es kommt zur Konfrontation zwischen Oedipus und Kreon. Oedipus wirft Kreon vor, ihn absetzen zu wollen und beschließt ihn umbringen zu lassen. Iokaste greift ein und beruhigt Oedipus. Im anschließenden Gespräch versucht Iokaste Oedipus Argumente für dessen Unschuld zu geben, die ihn tatsächlich jedoch vermuten lassen, dass er seinen Vater (Laios) getötet und seine Mutter geheiratet hat.

  • 2. Stasimon (Vers 863-910)

Lied über Aufstieg, Hybris und Fall.

  • 3. Epeisodion (Vers 911-1085)

Ein Bote aus Korinth berichtet von dem Tod von Oedipus’ vermeintlichem Vater und erzählt das Oedipus ein Findelkind sei. Oedipus will mit dem Hirten sprechen, von dem er als Kind gefunden wurde um zu erfahren, wer seine Eltern sind.

  • 3. Stasimon (Vers 1086-1109)

Der Chor singt ein Lied über Oedipus und äußert Vermutungen über seine Abstammung.

  • 4. Epeisodion (Vers 1010-1185)

Der Hirte klärt Ödipus Abstammung von Laios und Iokaste auf. Oedipus geht ab ins Haus.

  • 4. Stasimon (Vers 1186-1222)

Der Chor singt ein Lied über die Sterblichkeit des Menschen.

  • 5. Epeisodion (Vers 1223-1366)

Ein Bote berichtet von der Selbstblendung Oedipus und dem Selbstmord Iokastes im Palast. Es folgt ein Wechselgesang zwischen dem Chor und Ödipus. Nun erscheinen seine Kinder. Schließlich gibt Oedipus eine Art Rechtfertigung, in der er sich auf sein Unwissen bei der Tat beruft. Oedipus bittet darum aus der Stadt verbannt zu werden, möchte aber seine Kinder mitnehmen, was Kreon ihm verbietet.

  • Exodos (Vers 1367-1530)

Der Chor singt über Oedipus und dessen Wandlung vom großen König zum tragischen Opfer und zieht daraus den Schluß, das man sich erst am Ende seines Lebens glücklich preisen kann, wenn man kein Leid erfahren hat.

religiös-kultisch

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Besondere Bedeutung in dieser Tragödie haben Orakel und ihre Doppeldeutigkeit. Die Vorgeschichte miteinbezogen, existieren drei zentrale Orakel. Das erste, dass Iokaste dazu brachte, ihren Sohn wegzugeben, weil es vorausagte dass dieser seinen Vater töten und mit seiner Mutter schlafen würde. Dann das Orakel, dass Oedipus eigentlich befragte um zu erfahren, wer seine Eltern sind, dass ihm aber vorrausagte, dass er seinen Vater umbringen und mit seiner Mutter schlafen wird und ihn veranlasste Korinth zu verlassen. Schließlich kommt dem Orakel eine wichtige Rolle zu, das am Beginn des Stückes die Ergreifung des Mörders von Laios als Lösung für die Pestepidemie benennt. Bemerkenswert ist, dass sowohl Laios und Iokaste als auch Oedipus versuchen, die Orakel zu umgehen. In Oedipus Fall mit der Folge, dass er das Orakel erst in dem Versuch es zu Umgehen erfüllt. Es wird deutlich dass die Orakel keinen wirklichen Wissensgewinn für die Zukunft darstellen, da sie missverständlich und doppeldeutig sind. [1] König Oedipus stellt vielleicht das religiöseste Stück des Sophokles dar. So ist Apollon das ganze Stück latent präsent. Zum Beispiel am Anfang in dem Altar auf der Bühne, dann bei der Opferung, die Iokaste durchführt, aber auch in dem Orakel das Teiresias deutet aber auch in dem Streben des Oedipus nach der Wahrheit über seine Herkunft ist Apollon als Gott der Wahrheit assoziiert. Zusammen mit dem Thema der Reinheit (immer wieder ist von Befleckung die Rede) und der Sterblichkeit des Menschen, die im letzten Lied des Chores besungen wird, sieht Wolfgang Schadewaldt dies als zentrale Aspekte der delphischen Religion. [2]

Anthropologisch

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Wie aus den Orakeln schon deutlich geworden ist, ist Wissen bzw. Rationalität ein zentrales Thema des Stückes. Oedipus wird gleich zu Beginn als Intelligent und schnell-denkend charakterisiert. Er brüstet sich mit seinem vermeintlichen Wissen noch gegenüber Tiresias und scheitert schließlich an diesem Wissensdrang. So führt sein unbedingter Wille zur Aufklärung des Mordes zur Katastrophe. Spannend ist zu sehen, wie sein Wissen antipropartional zu seiner gesellschaftlichen Position sich entwickelt. Aus dem unwissenden König wird ein blinder, wissender Bettler. Diese Entwicklung wurde von Reinhardt als der Weg vom Schein zum Sein beschrieben. Ein weiterer wichtiger Komplex ist die Frage nach der Schuld des Oedipus’s. [3] So ist in der Sekundärliteratur häufig von „schuldlos-schuldig“ die Rede. Die Tragik liegt gerade darin, dass er unwissend schuldig geworden ist. Wenn man das Thema des Wissens, bzw. der Rationalität mitbedenkt, ist vielleicht die Interpretation möglich, dass gerade sein Fehler (Hamartia) seine Intelligenz und sein Stolz darauf ist, bzw. seine Unfähigkeit die Grenzen des eigenen Verstandes zu erfassen. So lässt sich die Tragödie als Kritik an der Sophistik und der Überbetonung der Rationalität verstehen.

Siegmund Freuds Theorie des Ödipuskomplexes: Bei der Entwicklung seiner Theorie des Ödipuskomplexes, greift Freud auf die Tragödie des Sophokles zurück. Er sieht den Mythos als Abbild der Verdrängten Wünsche nach sexuellem Verkehr mit der Mutter und Vatermord. Wobei bemerkt werden muss, dass Oedipus nicht wusste, das Iokaste seine Mutter war, und man demnach eigentlich nicht sagen kann, das Oedipus einen Ödipuskomplex hatte. [4] Die erschütternde Wirkung der Tragödie, sieht Freud darin, dass dem Zuschauer seine eigenen verdrängten Wünsche bewusst gemacht werden. Außerdem ist bemerkenswert, dass die von Freud entwickelte, Psychoanalyse ähnlich abläuft, wie die Tragödie: die längst vergangene Tat wird im Nachhinein entschlüsselt, die Selbsterkenntnis ist also rückwärtsgewandt. [5]


„König Ödipus“ ist ein analytisches Drama. Die wesentliche Handlung ist bereits vor Beginn des Stückes geschehen und wird im Nachhinein aufgeklärt. Es wird auch als erstes Kriminalstück, bzw. „detective story“ [6] der Literaturgeschichte bezeichnet.

Aristoteles über König Ödipus: In der Poetik des Aristoteles wird Sophokles König Ödipus mehrmals als positives Musterbeispiel einer Tragödie erwähnt. So heißt es, dass die Wirkung der Tragödie, nämlich Jammer und Schaudern hervorzurufen, am besten gelingt wenn sie sich aus dem Inhalt und nicht nur aus der Inszenierung ergibt, was beim König Ödipus der Fall ist. [7] Des Weiteren soll die Tragödie den Umschwung vom Glück ins Unglück aufzeigen, wobei die Peripetie im Optimalfall gleichzeitig mit der Wiedererkennung (Anagnorisis) auftritt. Im König Ödipus ist dies der Fall, in dem die Anagnorisis der Iokaste auch den Umschwung der Handlung auslöst[8]. Die Gestaltung der Anagnorisis zeichnet sich außerdem dadurch aus, dass sie ohne Hilfsmittel auskommt und sich direkt aus der Handlung ergibt [9]. Letztlich ist auch die Gestaltung des Ödipus mustergültig. Ödipus ist ein Mensch: „der nicht trotz seiner sittlichen Größe und seines hervorragenden Gerechtigkeitsstrebens, aber auch nicht wegen seiner Schlechtigkeit und Gemeinheit einen Umschlag ins Unglück erlebt, sondern wegen eines Fehlers“. [10]

Tragischer Held

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Ödipus stellt ein Musterbeispiel für einen tragischen Helden nach der Definition von Aristoteles dar (s. Aristoteles über König Ödipus).

Der Chor hat in dieser Tragödie vor allem eine kommentierende Funktion.

Wie kaum eine andere Tragödie, hat König Ödipus, bzw. der Ödipus-Mythos zu Bearbeitungen angeregt. Voltaire schrieb 1718 “Oedipe”, Percy Bysshe Shelley 1820 eine Parodie “Oedipus Tyrannus or Swellfoot the Tyrant”. Weitere Bearbeitungen des Stoffes sind Hubert Fichtes “Ödipus auf Haknäss“ (1960) und Franz Fuhrmanns “König Ödipus“ von 1966.

Venedig 1502 in “Tragodiai hepta” Cambridge 1897 in Sophocles, Hg. R.C. Jebb.

Sophokles, übersetzt von Johann Jakob Christian Donner, Heidelberg: Christian Friedrich Winter 1839 (König Oedipus, Oedipus auf Kolonos, Antigone, Philoktetes, Elektra, Der rasende Aias, Die Trachinierinnen). Sophokles, Tragödien (Oedipus, Antigone), übersetzt von Friedrich Hölderlin, herausgegeben von Wolfgang Schadewaldt, Frankfurt: S. Fischer 1957. König Ödipus, griechisch/deutsch, übersetzt von Jean Bollack, Frankfurt: Insel 1994. Friedrich Hölderlin: „Oedipus der Tyrann“ in „Die Trauerspiele des Sophokles

Film: Regie: P.P.Pasolini: “Edipo Re”. Italien 1967. Voltaire (1719): Oedipe - Oedipus, EA Ribou, Paris, 8°; (VI). Percy Bysshe Shelley (1820): “Oedipus Tyrannus or Swellfoot the Tyrant” Hubert Fichte: “Ödipus auf Haknäss“ (1960) Franz Fuhrmanns: “König Ödipus“ (1966)

Einzelnachweise

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  1. Gustav Adolf Seecck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000. S. 235f.
  2. Schadewaldt, Wolfgang (1991): Die griechische Tragödie. Suhrkamp. Frankfurt am Main. S. 281
  3. Gustav Adolf Seecck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000. S. 242f.
  4. Politzer, Heinz (1974): Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?. Piper. München.
  5. Freud, Sigmund (1924): Der Untergang des Ödipuskomplexes. in: Gesammelte Schriften V. Internationaler Psychoanalytischer Verlag. Leipzig.
  6. Schadewaldt, Wolfgang (1991): Die griechische Tragödie. Suhrkamp. Frankfurt am Main. S. 277
  7. “Poetik“ Aristoteles S. 43
  8. “Poetik“ Aristoteles S. 35
  9. “Poetik“ Aristoteles S. 53
  10. “Poetik“ Aristoteles S. 39

Quellen/Bibliografie

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Gustav Adolf Seecck: „Die griechische Tragödie“. Reclam. Stuttgart. 2000.

Joachim Latacz: „Einführung in die griechische Tragödie“Vandenhoeck Ruprecht. Göttingen. 1993.

Schadewaldt, Wolfgang (1991): Die griechische Tragödie. Suhrkamp. Frankfurt am Main. S. 240.

Politzer, Heinz (1974): Hatte Ödipus einen Ödipus-Komplex?. Piper. München.

Freud, Sigmund (1924): Der Untergang des Ödipuskomplexes. in: Gesammelte Schriften V. Internationaler Psychoanalytischer Verlag. Leipzig.