Benutzer:Neuland/Spielwiese

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Friedrich Stelzner (* 4. November 1921 in Oberlohma) ist ein bedeutender deutscher Chirurg, Forscher und Hochschullehrer auf dem Gebiet der Visceralchirurgie.

Nach dem Studium der Medizin in Berlin und Würzburg war Stelzner chirurgischer Assistenzarzt bei Otto Goetze an der Universität Erlangen und dann Oberarzt am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf unter Ludwig Zukschwerdt. Stelzner wurde 1967 in Hamburg als Ordinarius für Chirurgie berufen. 1972 übernahm er die Leitung der chirurgische Universitätsklinik in Frankfurt am Main und 1977 wechselte er als Ordinarius nach Bonn. Stelzner war 1985 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.

Während seiner gesamten Laufbahn beschäftigte sich Stelzner mit Fragen der funktionellen Anatomie und ihrer Wirkung auf chirugische Operationsmethoden. Er gilt als Wegbereiter für die moderne chirurgische Therapie der Achalasie, der anorektalen Fisteln und der Hämorrhoiden[1] .

Geburt und Herkunft

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Stelzner wurde am 4. November 1921 als einziges Kind des Bahnoberinspektors Georg Stelzner (1889–1959) und dessen Ehefrau Helene Brandner (1908–1969) in Oberlohma bei Franzensbad geboren. [2]

Stelzners Vater stammte aus einer Handwerker- und Bauernfamilie. Sein Urgroßvater Josef Stelzner war Landwirt, sein Großvater Matthias Stelzner Bierbrauer in Pilsen. Stelzners Mutter Helene stammte aus Eger, wo ihr Vater Schuhmachermeister war. In ihrer Familie dominierten Handwerker und Bauern sowie Kleinunternehmer. [3]

1930–1939: Schulzeit in Eger

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Friedrich Stelzner verbrachte die ersten Jahre seines Lebens in Franzensbad. In nahegelegenen Eger, besuchte Stelzner das städtische Gymnasium. Der vielseitig begabte Stelzner war ein guter, jedoch kein herausragender Schüler und hatte besonderes Interesse an Biologie. Im Sommer 1939 bestand Stelzner das Abitur als Viertbester seines Jahrgangs. Die nun anstehende Wahl des Studienfachs fiel ihm leicht. Er wollte Medizin studieren, doch die Famile hatte nicht die nötigen Mittel[4]. Stelzner, der gänzlich unmilitärisch war, verpflichtete sich daher auf Anraten seines Vaters als Sanitätsoffiziersanwärter. Unmittelbar nach seinen Gymnasialabschluss, wurde er zum Militärdienst einberufen. In Jahr darauf erhielt er die ersehnte Erlaubnis zu studieren. [5]

1940–1945: Studium in Berlin, Würzburg, Giessen und München

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Wintersemester 1940 begann Stelzner sein Studium der Humanmedizin an der Militärärztlichen Akademie Berlin. Als Student aus der tschechoslowakischen Provinz war er tief beeindruckt von der vom Weltkrieg noch wenig betroffenen Metropole Berlin und der weltberühmten Berliner Universitätsklinik Charité .[6]. Eine entscheidene Erfahrung für Stelzner war seine Teilnahme an Operationen des berühmten chirurgischen Ordinarius Ferdinand Sauerbruch. Sauerbruch war ein technisch virtuoser Operateur and imposanter akademischer Lehrer. Stelzner beschloss aufgrund dieser Eindrücke Universitätschirurg zu werden. Nach den ersten Trimester wechselte Stelzner an die Universität Würzburg und entdeckte dort seine Faszination mit der Anatomie.[7] Er nahm eine Doktorarbeit bei Professor Curt Elze an und promovierte mit dem Prädikat "Summa cum laude" über das Thema "Der Fuss in Stand und Marsch"[8] Unterbrochen von Einsätzen als Sanitätsunterstabarzt an der Ostfront studierte Stelzner in Giessen und München und legte schliesslich in Berlin sein Staatsexamen ab.

1945–1954: Ausbildung zum Chirurgen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nach Kriegsende begann Stelzner als chirurgischer Assistenzarzt bei Otto Goetze an der Universitätklinik Erlangen. Goetze waren Stelzners hervoragende anatomischen Untersuchungen gut bekannt. Er teilte seine Begeisterung für chirurgische Anatomie[6]. Die Erlanger Klinik bot Stelzner eine breitgefächerte Ausbildung. Bereits 1949 wurde er Facharzt für Chirurgie. Nur drei Jahre später erfolgte die Habilitation über die radikale Entfernung des Rektumkarzinoms unter Erhaltung der Analkontinenz.

1954–1967: Oberarzt in Hamburg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auf Anraten seines Mentors Goetze, wechselte Stelzner 1955 als Oberarzt nach Hamburg. Er erhielt ein Stipendium des British Council für eine Zusatzausbildung in Colorectalchirugie am Londoner St. Mark`s Hospital. Die Zusammenarbeit mit den führenden Viszeralchirurgen in dieser Zeit prägte ihm entscheidend. Angeregt durch diese Erfahrung, schrieb Stelzner die erste Auflage seines Standardwerkes über die anorektalen Fisteln[9]. Das Buch war ein grosser Erfolg. Stelzner wurde 1960 dafür mit dem Langenbeckpreisausgezeichnet, der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie. Nach seiner Zeit in England, konzentrierte sich Stelzner auf Studien, die er mit führenden Anatomen durchführte. Mit dem Hamburger Anatomen Jochen Staubsand erarbeitete er die genaue Gefässstruktur der Hämorrhoiden. Er stellte fest, dass Hämorrhoiden nicht erweitere Venen, sondern arteriovenöse Schwellkörperkissen sind. Diese Kissen haben grosse Bedeutung für die anale Kontinenz.[10]. Er etablierte auch den Begriff anorektales Kontinenzorgan und wies daraufhin, dass dieses Organ bei Männern und Frauen deutliche Unterschiede aufweist. Diese Strukturunterschiede sind von grosser Bedeutung bei anorektalen Eingriffen. Weitere Studien entdecken die Spiralstrukturen der Ösophagusmuskulatur. Stelzner arbeitete hierbei mit den Anatomen Werner Lierse anhand von Durchleuchtungspräparaten und Serienschnitten von Ösophagi, die in situ aufgarbeitet wurden. Die Kenntnis des wahren Verlaufes der Wandmuskelfasern des Ösophagus formen heute die Grundlage für Operationsverfahren zur Behandlung der Achalasie und der gastroösophagealen Refluxkrankheit.

1968–1970: Ordinarius für Chirugie in Hamburg

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stelzner erhielt 1967 einen Ruf auf den chirurgischen Lehrstuhl der Universität Tübingen. Etwa zeitgleich wurde der Hamburger Lehrstuhl frei und Stelzner wurde 1968 Ordinarius im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.

1970–1976: Ordinarius für Chirugie in Frankfurt

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Nur zwei Jahre nach Übernahme der Hamburger Klinik, nahm Stelzner einen Ruf auf den chirurgischen Lehrstuhl der Universität Frankfurt an. Dort entwickelte er eine enge Zusammenarbeit mit dem Ordinarius für vergleichende Anatomie Dietrich Starck. Mit ihm beschrieb Stelzner die Hüllfaszien des Rektum und des Halses als wichtige Leitstrukturen für die onkologisch korrekte Entfernung von Malignomen. Auch diese Forschungen trugen zur Verbesserung der chirurgischen Therapie bei. Weitere Untersuchungen, wieder mit Werner Lierse, beschrieben die morphologischen Grundlagen der Appendizitis und Divertikulose.

1977–1989: Ordinarius für Chirugie in Bonn

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1976 erhielt Stelzner nochmals zeitgleiche Angebote zur Übernahme von chirurgischen Lehrstühlen in Wien und Bonn. Nach längeren Verhandlungen entschied sich Stelzner für das Ordinariat in Bonn. Ein Vielzahl von morphologischen Studien aus dieser Zeit beschäftigen sich mit den Ursachen des Pilonidalsinus und Pyodermia sinificans und der Embryologie und Funktion der Beckenfaszien. 1985 wurde Stelzner Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie.

1987: Emeritierung und aktiver Ruhestand

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stelzners Emeritierung erfolgte 1987, aber er leitete die Universitätsklinik noch für weitere zwei Jahre bis zum Amtanstritt seines Nachfolgers in Jahr 1989. Stelzner nahm auch in den folgenden Jahren regelmässig noch kleinere chirurgische Eingriffe vor. Ab 1995 war Stelzner nicht mehr als Kliniker tätig. [11] Seine Hauptkonzentration galt jedoch fortan der wissenschaftlichen Arbeit. Ein wesentlicher Innovationsbetrag war Stelzners Anwendung des PET-CT zur Darstellung der Spontanaktivität von gastrointestinalen Sphinktersystemen. Andere Arbeiten etablierten die Existenz von zwei getrennten Lymphsystemen, die unter den Epithelien und tief im Mesenchym angelegt sind.

Auszeichnungen und Ehrungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stelzner verfasste Beiträge zu über 80 Büchern und schrieb über 450 Publikationen und Vorträge.[12]

  • Der Fuss in Stand und Marsch. Zeitschrift für Anatomie und Embryologie (1943). (Dissertation)
  • Die radikale Entfernung des Rektumkarzinoms unter Erhaltung der anorektalen Kontinenz. Erlangen (1952). (Habilitationsschrift)
  • Die anorectalen Fisteln. Springer, 3. Auflage, Berlin 1981, ISBN-13: 978-3540107750
  • Kongressergebnisse im Wandel 1949-1983: Ergebnisse der Kongresse der Deutschen Gesellschaft fur Chirurgie nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur 100. Tagung. Thieme, Stuttgart 1997, ISBN-13: 978-3131073112
  • Proktologie. mit Henning Hansen. Springer, 2. Auflage, Berlin (1987) ISBN-13: 978-3540175070
  • Chirurgie an viszeralen Abschlußsystemen. Thieme, Stuttgart (1998) ISBN-13: 978-3131075215
  • Perianale Fisteln. mit Henning Hansen. Urban und Vogel, München (2011) ISBN-13: 978-3899352665
  • Lebenswellen, Lebenswogen eines Chirurgen. Ecomed, Heidelberg (1998) ISBN-13: 978-3609516301


Zeitschriftenartikel (Auswahl)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • PET-CT-Untersuchungen zur Stammzellkarzinogenese im Kolorektalbereich. Chirurg 80:645-51,(2009) [13]
  • Nachweis der natürlichen Spontanaktivität der Beckenboden- und Analmuskulatur durch das PET-CT Bedeutung für die Diagnostik und Therapie. Chirurg 74(9):834-8,(2003) [14]
  • Manometry data support a novel concept of the lower esophageal sphincter. Langenbecks Arch Surg. 395(8):1083-91. (2010)

[15]

Commons: Neuland/Spielwiese – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Neuland/Spielwiese – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Hansen: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Stelzner. Langenbecks Arch Surg, 392: 1953, S. 385.
  2. Stelzner: Lebenswellen, Lebenswogen. Hüthig 1998, S. 6
  3. Hartmann: Friedrich Stelzner Basel 1993, S. 39f.
  4. Hansen: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Stelzner. Langenbecks Arch Surg, 392: 1953, S. 385.
  5. Hansen: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Stelzner. Langenbecks Arch Surg, 392: 1953, S. 385.
  6. a b Hansen: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Stelzner. Langenbecks Arch Surg, 392: 1953, S. 385.
  7. Stelzner: Lebenswellen, Lebenswogen. Hüthig 1998, S. 37
  8. Stelzner: Der Fuss in Stand und Marsch. Zeitschrift für Anatomie und Embryologie 1943,
  9. Stelzner: Die Anorectalen Fisteln. 3. Auflage, Springer 1981
  10. Friedrich Stelzner: Die Chirurgie an viszeralen Abschlußsystemen. Thieme, Stuttgart, 1998. ISBN-13: 978-3131075215.S. 56ff.
  11. Hansen: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Stelzner. Langenbecks Arch Surg, 392: 1953, S. 387.
  12. Hansen: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Friedrich Stelzner. Langenbecks Arch Surg, 392: 1953, S. 387.
  13. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19562240
  14. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14504796
  15. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20614132