Benutzer:NACHTFALKEueberBERLIN/Portalvorbereitung NATIONALSOZIALISMUS/1

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Kurt Ziesel wurde am 25. Mai 1911 in Innsbruck (Österreich) geboren.


Politische Aktivitäten

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1930 Mitglied des nationalsozialistischen Studentenbunds.

1931 Eintritt in die NSDAP.

Publizistischer Werdegang

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Beginn einer journalistischen Ausbildung in der Redaktion des Völkischer Beobachter.

1939 Mitarbeiter bei der NS-Publikation Hakenkreuzbanner.

Redakteur der Westfälischen Landeszeitung.

Autor im J.F.Lehmanns Verlag, der Zeitung Nation Europa.

Nachkriegsengagement in der National-Zeitung (Folgepublikation der Nation Europa).

1960 Gründungsmitglied der GfP - Gesellschaft für freie Publizistik.

1966 geschäftsführendes Gründungsmitglied der Deutschland-Stiftung

Zeitungsverleger des Deutschland Magazins

Ziesel verfasste über zwei Dutzend Publikationen; zum Teil polemisch verfasste Dokumentationen mit verquerem Weltbild, als auch eine Anzahl Romane, deren Inhalte seine Nähe zum Nationalsozialismus erkennen lassen.

Kurt Ziesel und die Deutschland-Stiftung

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Mitglieder der Deutschland-Stiftung, die Ziesels Meinung vertraten -auch als „Ziesel-Fraktion“ der Institution bezeichnet- waren Altnazis und Sympathisanten der rechten Szene. Hinter Ziesel war das Breitbandspektrum der Gruppierung zu finden, die in den 70ger-Jahren allgemein als Neue Rechte bezeichnet wurde, rechtspolitisch einzustufende Kräfte junger Nazis von Altnazis finanziert und polemisch-rethorisch geschult. Ziesels Anhänger reichten vom rechtsextremen Kern der gesamten deutschsprachigen und fränzösischen Szene bis zu rechten Flügeln der deutschen Unionsparteien.

Allein auf Ziesels Engagement und seine Hintermänner in der Deutschland-Stiftung ist es zurückzuführen, dass dieser von Beginn an bis zu ihrer Auflösung der Ruf einer rechtsgerichteten Institution anlastete.

Aktionen, Medienwirksamkeit und Prozesse

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Wenige Personen in der Öffentlichkeit wurden so unterschätzt und beeinflussten zugleich so langfistig die politische Szene wie die Person des Kurt Ziesel.

Diffamierung und Verhetzung waren Ziesels politisches Geschäft; sie waren es letztlich, die seinen Weg ebneten, sowohl in der ihm verbundenen, konservativen Presse Unterstützung zu finden, als auch in den übrigen Medien, die sich auflage- und einschaltquotensteigernde Themen nicht entgehen ließen - und für Schlagzeilen war Ziesel geradezu prädistiniert.

Eine Auseinandersetzung mit Ziesel ging regelmäßig „unter die Gürtellinie“, war nicht ungefährlich und meist kostenintensiv, denn Ziesel war für seine Prozessfreudigkeit gegen unliebsame und unbequeme politische und journalistische Gegner in den Jahrzehnten seines Wirkens bekannt.

Für die Verbreitung seiner Weltanschauung setzte Ziesel seine Medienpopularität häufig ein; im Visier hatte er dabei Publizisten, Politiker und Journalisten, die seinen Zielen im Weg standen oder andere Ansichten als er vertraten. Einer der bekanntesten Fälle war die Vereitelung der Verleihung des Bremer Literaturpreises an den Schriftsteller Günter Grass Anfang der 60ger-Jahre durch massives Vorgehen der Riege christlicher Publizisten aus dem Umfeld ultrakonservativer Zeitungen und Illustrierten ihrer Zeit, deren Wortführer Ziesel seit Bestehen dieser Gruppierung war. Er verschaffte sich einen hohen Bekanntheitsgrad durch öffentliche Aussprüche, wie ...in der Grass-Novelle Katz und Maus habe er (Ziesel) Schweinereien entdeckt, die ein normaler Mensch nicht einmal in Abortwände einzuritzen wage... Am 23. Juni 1962 trat er zum erstenmal im Zusammenhang mit Grass europaweit pressewirksam in Erscheinung. Er erstattete Anzeige wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften. Die Koblenzer Staatsanwaltschaft gab ihm Recht, die Novelle enthalte ...Schilderungen sexualbezogener Vorgänge, die ... offensichtlich schwer jugendgefährdend ... das Scham und Sittlichkeitsgefühl ... verletzen. Da aber dieses Werk „normale Menschen“ nicht interessieren würde, sondern „Kunstinteressenten“, sei für diese Gruppe Leser das Werk nicht als unzüchtig anzusehen und so wurde das Verfahren im März des Folgejahrs eingestellt. Ziesels Staranwälte, derer er sich immerfort bediente, und spektakuläre, öffentliche Protestnoten, im Fall des Angeklagten Grass an den Generalstaatsanwalt und den Ministerpräsidenten Peter Altmeier, erreichten jedoch durch geschickte Öffentlichkeitsarbeit in der Gerichtsgeschichte einmalige Urteile. Ziesel brachte die konservativen Parteien und die kirchlichen Institutionen in den größten Kulturstreit der Republik ein. Auch nach einem Jahr medienwirksamen Spektakels für seine Sache, gaben Ziesels Anwälte nicht auf. In der deutschen Tagespresse wurde Grass Verunglimpfungen der katholischen Kirche bezichtigt und als Urheber pornografischer Ferkeleien beschimpft.

Die Presse sah nicht voraus, wohin Ziesels Agitationen gegen Grass führen sollten. Geschickt manövrierte Ziesel seine Kampagne im politischen Wind aufkommender Unruhen.

Die 60ger-Jahre waren die Zeit der Studentenbewegung, der Straßenmärsche und der Protestkundgebungen, die Zeit des Sozialistischen Deutschen Studentenbunds SDS, aus dem sowohl namhafte bürgerliche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hervorgegangen waren (wie der spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt, der Staatssekretär Ralf Dahrendorf, der Bundesminister Horst Ehmke, der Kabarettist Matthias Beltz), als auch Linksterroristen sich orientierten (wie spätere Mitglieder der Berliner Kommune 1 und der Kommune 2 und zahleiche Grundungsmitglieder der RAF und der KPD), die Zeit der außerparlamentarischen Opposition APO als gesellschaftlicher Nährboden der sogenannten ersten RAF-Generation, der Journalisten und Studenten (wie Andreas Baader, Ulrike Meinhof und Jan-Carl Raspe) angehörten, dem harten Kern der Rote Armee Fraktion der frühen 70ger-Jahre. Ziesel erkannte schon früh, dass Grass in diesem aufkeimenden linken Umfeld sich im Bundestagswahlkampf für die Sozialdemokraten stark machen würde. Im der interlektuellen Umgebung des jungen Günter Grass reifte die gesellschaftlich, kulturell und politisch bedeutsame Elite für den bevorstehenden Wechsel auf der politischen Bühne, die es für Ziesel zu bekämpfen galt. Er sah Grass Einsatz für Willy Brandt voraus, gegen Kurt Georg Kiesinger und gegen die letzte Riege verbliebener Alt-Nazis in der deutschen politischen Szene.

Grass und andere Betroffene beantragten beim Landgericht Traunstein eine Einstweilige Verfügung mit dem Ziel, sich mittels gerichtlicher Untersagung der Formulierungen der rechten Kräfte gegen die rufschädigende Diffamierung zu wehren. Ziesels Anwälte erhoben Einspruch, sodass Tatsachenklagen eingereicht werden mussten. Doch die Zeit arbeitete zunächst für Ziesel und seine Gesinnungsleute, die von 1961 bis zur Urteilsverkündung am 28. September 1967 die gesamte linksgerichtete Künstlerszene der Bundesrepublik unter Öffentlichkeitsdruck setzten. Das Gericht untersagte Ziesel zunächst unter Strafandrohung, Grass als Pornografen bezeichnen zu dürfen. Doch Ziesel kämpfte durch Berufungseinlegung weiter und konnte mit annähernd zehnjähriger Verschleppung der Prozesse durch seine Anwälte erfolgreich Deutschlands Linke publizistisch weiter torpedieren. Schützenhilfe erhielt er von einfussreichen Verlegern (wie Axel Springer), Schriftstellern (wie Ernst Nolte), Redakteuren (wie Erika Steinborn), Journalisten (wie Armin Mohler) und Moderatoren (wie Gerhard Löwenthal), sowie durch Adelige (wie Otto von Habsburg), Großindustrielle (wie Friedrich Flick) und namhafte Politiker (wie Alfred Dregger) in In- und Ausland. Zahlreiche seiner Wegbegleiter wurden während seines Kampfs gegen liberale und linksgerichtete Kräfte mit dem von ihm über die Institution der Deutschland-Stiftung ins Leben gerufenen Konrad-Adenauer-Preis bedacht, andere bezogen gut dotierte Positionen in seiner Stiftung - und manche von ihnen erhielten beides.

Einige Historiker, wie der Soziologe Jürgen Habermas, vermuten heute eine entscheidende (weil langfristig schleichende) Einflußnahme auf die öffentliche Meinungsbildung, die der Linken den Stempel des Beigeschmacks der Unsittlichkeit, der verwerfenden Moral und der Unterwanderung kirchlich-ethischer Grundwerte brandmarken wollte - eben der Anarchie, die seinerzeit eine Minderheit der Linken verkörperte, und die von „Trittbrettfahrern“ des Kurt Ziesel in TV-Sendungen (wie Gerhard Löwenthals ZDF-Magazin) und in der Boulevardpresse des Axel-Springer-Medienimperiums in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt wurden.

An der Liste bundesdeutscher publizistischer Preisträger der Nachkriegszeit lässt sich heute recht genau erkennen, welche subversive Taktik Ziesel verfolgte. Die linke Szene, deren Literaten in den 60ger-Jahren auf Grund ihrer vom Bürgerlichen abweichenden Visionen konstruktiv interessant häufig mit Auszeichnungen bedacht wurde, wollte Ziesel durch die langfristig angelegten Diffamierungen und geschickte Medienangriffe schwächen; gleichzeitig stützte er die Literaturvertreter der rechten Szene durch die Preisvergaben seiner immer populärer werdenden Stiftung, denen er mit großangelegten Laudatioveranstaltungen und honorigen Schirmherrschaften die ihm notwendig erscheinende Seriösität verlieh. Im Verlauf eines Jahrzehnts ging die Rechnung für Ziesel auf, denn es wird der Deutschland-Stiftung nachgesagt, dass sie die Wahlen zur Zeit der Regierungsperioden Willy Brandt und Helmut Schmidt geschwächt hat und die Ära Helmut Kohl stärken konnte. Ziesel zog die Fäden aus der Ferne, intrigant und geduldig.

Erst nach seinem Tod offenbart die Aufdeckung der Hebel, die Ziesel gesellschaftlich ansetzen konnte, seinen Einfluss in den 60ger- und 70ger-Jahren auf die öffentliche Meinung, indem er nicht selbst agierte, sondern auch in sozialdemokratisch regierten Bundesländern, wie Hessen, dortige Ministerien Anträge bei der Bundesprüfstelle für Literatur in Bad Godesberg stellen liess, die Literatur von ihm unbequemen, rechtsfeindlichen Autoren gleich stapelweise auf die Zensurliste zu setzen. Viele seiner politisch Opositionellen erkannten erst zu spät, welchen Gegner sie hatten, da Ziesel es verstand, durch seine weitreichenden Beziehungen andere für sich arbeiten zu lassen, bis er in gesicherter Position seine fachlich versierten Advokaten zum Einsatz brachte und seine schmutzige Schlacht in der Öffentlichkeit beginnen konnte.

Ziesel sah sich als Vorreiter gegen den liberalen Zeitgeist und gegen die linke Medienmafia. Er setzte sich für eine Eindämmung der Zuwanderung und insbesondere gegen die Einbürgerung von Ausländern ein, die sich in seinen Reden und Artikeln in der Bevorzugung der Einstellung deutscher Arbeitskräfte vor ausländischen, herauskristalliserte.

Ziesels Einfluss war so groß, dass er den Mammutprozess gegen seine Widersacher, Günter Grass und dessen gesellschaftliches Umfeld, auch nach deren zahlreichen internationalen literarischen Anerkennungen noch gewann. 1969 fällte das Oberlandesgericht München ein endgültiges Urteil und schloss die Akten: Der Senat gelangt zu dem Ergebnis, dass der Kläger (Grass) dulden muss, von dem Beklagten im geistigen Meinungskampf öffentlich als „Verfasser übelster pornographischer Ferkeleien“ sowie als „Verfasser übelster Verunglimpfungen der katholischen Kirche“ deklariert zu werden. Dabei kann es nach Lage der Dinge keinen Unterschied ausmachen, ob dies auf der politischen Bühne oder im Rahmen einer allgemeinen kulturkritischen Äußerung geschieht, zumal auch der Kläger auf beiden Ebenen zu kämpfen gewohnt ist. Das Urteil ist bis heute nicht revidiert und somit rechtsgültig; eine Revision blieb Günter Grass verwehrt - den ihm zugedachten Bremer Literaturpreis hat er bis heute nicht erhalten.

Veröffentlichungen von Kurt Ziesel:

Stimmen der Ostmark (1938) Der Vergessene (1941) Der Rote Rufmord (1961)