Benutzer:Memmingen/Mussi

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Unserer lieben Frau vom Berge Karmel ist eine römisch-katholische Wallfahrtskirche im oberschwäbischen Mussenhausen. Sie gehört zur römisch-katholischen Kirchenregion Memmingen im Dekanat Ottobeuren im Bistum Augsburg.

Die Kirche von Nordosten

Mussenhausen besaß keine eigene Kirche und gehörte zum Pfarrbezirk Eutenhausen. Nach Aufzeichnungen aus dem Jahre 1676 kamen drei Bürder aus Eutenhausen in den Besitz eines Skapulier und ließen sich daraufhin in die Augsburger Skapuliersbruderschaft einschreiben. In der folgenden Zeit gewannen die Brüder immer mehr Anhänger in ihrer Umgebung. Philipp Schropp, einer der drei Brüder erkrankte schwer und schwor der Heiligen Jungfrau Maria eine Kapelle zu errichten. Nach seiner Genesung errichtete er daraufhin auf seinem Grund 1649 die erste Kapelle. Diese war aus Holz und Lehm gebaut. Sein Bruder Albrecht Schropp malte ein Gnadenbild an die Holzwand. Nachdem sich die wundersame Gebetserhörung herumgesprochen hatte, kamen immer mehr Pilger zu der kleinen Kapelle um vor dem Gnadenbild zu beten, weshalb am 26. Mai 1653 der Grundstein zu einer steinernen Kapelle gelegt wurde. Bereits am 28. März 1666 konnte eine eigene Skapulierbruderschaft an der Kapelle eingerichtet werden, welche bis heute besteht. Nachdem auch die Kapelle den Pilgerstrom nicht mehr aufnehmen konnte, entschloss sich die Gemeinde dazu, ein Langhaus an die bestehende Kapelle anzubauen. Der Grundstein zu diesem Neubau wurde am 2. Oktober 1669 gelegt und 1671 vollendet. Zwischen 1675 und 1676 wurde die Kapelle, welche seit dem Langhausanbau als Chor diente, durch einen Hochchor ersetzt. Dabei wurden auch eine Sakristei und der Turm gebaut. Am 25. Juli 1694 wurde die neue Kirche geweiht. Zwischen 1751 und 1766 wurde der Hochaltar verschönert, die Kanzel erneuert und die Raumschale im Rokoko-Stil umgestaltet. Dem Stil der Zeit wurde die Kirche zwischen 1862 und 1870 umgestaltet. Diese Umbaumaßnahme hatte allerdings nur 42 Jahre bestand. Bereits 1912 wurde der ursprüngliche, originale Zustand wieder hergestellt. Seit 1700 lebten im an der Westseite 1698 angebauten Klösterl Wallfahrtsprister. Aus Altötting kamen 1858 Kapuzinermönche als Wallfahrtspriester, welche bis 1984 in der Kirche ihren Dienst versahen. Die Kirche wurde 1950 bis 1957 und 1979 bis 1980 restauriert. Die letzte größeren Restaurierung fand zwischen 2006 und 2008 statt und kostete insgesamt etwa 420.000 Euro.[1] Ein neuer Altar, Ambo, Osterleuchter und neue Lüster wurden am 16. Juli 2013 vom Augsburger Weihbischof Florian Wörner geweiht.[2]

Baubeschreibung

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Blick vom Chor ins Langhaus

Die Kirche wurde als Hallenkirche mit eingezogenem Chor im Auerbachtal am südlichen Ortsrand des Ortes Mussenhause erbaut. Der Ortsrand ist hier noch nicht zersiedelt. Nördlich schließt sich ein Altenheim an, im Osten verläuft die Staatsstraße St 2013. Der Norden ist unbebaut und wird landwirtschaftlich als Grünlandfläche genutzt. Im Westen wird die Kirche durch das sogenannte Klösterl begrenzt. Der Chor und das Langhaus sind unter einem einzigen Dachstuhl zusammengefasst. Der Turm ist an der Südseite, an der Schnittstelle von Langhaus und Chor auf dessen Höhe erbaut. Erbaut ist die Kirche aus Ziegelsteinen, welche verputzt sind. Die äußere Farbe der Kirche ist Rosa, lediglich die Strebepfeiler am Chor und kleinere Fensterverzierungen sind in Naturweiß gehalten.

Der Chor ist 17 Meter lang, 7,5 Meter breit und 10,5 Meter hoch und besitzt drei Fensterachsen. Die äußeren Strebepfeiler sind noch im gotischen Stil mit doppeltem Wasserschlag erbaut. Am Giebel befindet sich ein eisernes Doppelkreuz. Das östliche Ende des Daches ist abgerundet.

Das Langhaus ist 24 Meter lang, zwölf Meter breit und acht Meter hoch. Es besitzt vier Fensterachsen, welche über eine Lisenengliederung gegliedert sind. Die Fenster sind nach oben hin abgerundet. Innen ist das Langhaus verputzt und gekalkt.

Der Turm besitzt eine Höhe von 41 Meter. Er ist über vier Abschnitte mit Gesimsen, sowie einem darauf stehenden Oktogon mit Zwiebelhaube geliedert. Jeder der unteren drei Abschnitte besitzt ein kleines, rundbogiges Fenster. Im obersten Abschnitt ist an allen vier Seiten eine Uhr angebracht. Das Oktogon, in dem auch die Glocken hängen, besitzt an jeder der acht Seiten eine Schallöffnung und einen darüber liegenden Giebelchen. Die Ecken sind als Pilaster besitzen einen Wasserschlag. Die Giebelchen sind abwechselnd mit Giebel und Rundbogen gestaltet. Im kleinen eingezogenen, darüberliegenden Abschnitt zwischen Oktogon und Zwiebelhaube ist ein weiteres Oktogon zu sehen. Dieses besitzt an jeder Seite ein Ochsenauge. Die Zwiebelhaube besitzt als Bekrönung ein goldenes Doppelkreuz mit einer Wetterfahne.

In der Kirche sind Ausstattungsstücken aus zwei Epochen zu finden. Während ein kleiner Teil der ursprünglichen Ausstattung aus dem Barock die Umbaumaßnahmen überlebten, gehört der größte Teil der Innenausstattung der Zeit des Rokokos an.

Das Chordeckenhauptfresko
Fresken

Im Chor befindet sich ein großes Deckenfresko, welches von kleineren Fresken in Kartuschen flankiert wird. Das große Deckenfresko zeigt den Tempelgang Mariens. Dabei wird Maria als junges Mädchen in Begleitung ihrer Eltern Joachim und Anna dargestellt. Sie steht auf einer Treppe, auf dem Ende der Treppe wartet der Patriarch der Kirche auf sie. Die Treppe ist in eine barocke Kirche gesetzt. Über der barocken Decke sind viele Engel und Putten zu sehen. Im darüber abgebildeten Himmel ist Gottvater mit einem Dreieck als Zeichen der heiligen Dreifaltigkeit zentral auf einer Wolke dargestellt. Zu seiner linken ist eine Weltkugel mit einem Kreuz als Symbol von Jesus zu sehen. Über der Szene schwebt eine Taube mit Strahlenkranz als Symbol für den Heiligen Geist. Darüber sind weitere Engel als Begrenzung des Freskos zu sehen. Umgeben ist das Hauptfresko der Chordecke mit einem Rokoko-Stuckrahmen, welche in ähnlicher Form auch die Kartuschen der Begleitfreskos umgeben. Sie zeigen die vier Erdteile, die vier Tageszeiten, sowie die vier Jahreszeiten.

Chorgestühl

Nordseite

1.Christus von Pilatus verurteilt (Handwaschung); Sockelzone: Schmetterling, der im Begriff ist, sich an einer Kerze zu verbrennen.

2. Ecce Homo; Sockelzone: Spiegel.

3. Dornenkrönung; Sockelzone: Rose unter Dornen.

4. Geisselung; Sockelzone: Kürbis treibt auf dem Meer.

5. Christus vor Pilatus; Sockelzone: Siebenarmiger Leuchter.

6. Verspottung Christi; Sockelzone: toter Basilisk vor Spiegel.

7. Christus vor dem Hohepriester; Sockelzone: Arche im Meer.

8. Supraporte: Angler an einem Fluss.

9. Abführung Christi; Sockelzone: Schiff mit geblähten Segeln auf hoher See.

10. Gebet am Ölberg; Sockelzone: Siebenköpfiger Drache, von Hand Gottes mit Keule erschlagen.

Südseite

1. Kreuztragung; Sockelzone: Landschaft mit Hügel, auf dem die Hand Gottes aus den Wolken einen Ring ablegt.

2. Christi Sturz unterm Kreuz; Sockelzone: Tisch mit Geldsäckchen (?) und zwei Stützen.

3. Kreuzanheftung; Sockelzone: Kelter.

4. Kreuzaufrichtung; Sockelzone: Brennender Dornbusch.

5. Kreuzigung; Sockelzone: Brot und Wein

6. Kreuzabnahme; Sockelzone: Schreibende Hand (Versöhnungsbrief Christi am Kreuze ausgestellt)

7. Grablegung; Sockelzone: Dame mit dem Einhorn.

8. Christus in der Vorhölle; Sockelzone: Jacobs Traum mit der Engelsleiter.

9. Sakristeitür; Supraporte: Wüstenlandschaft mit zwei Wanderern und einem fliegenden Löwen.

10. Auferstehung Christi; Sockelzone: Burg (?) auf einem steilen Felsen, im Vordergrund ein Wanderer oder Pilger.

Fresken

Im Langhaus befindet sich ein großes zentrales Deckenfresko, welches von kleineren Freskos in der Deckenwölbung flankiert wird. Alle Fresken sind in Rokoko-Stuckrahmen gefasst. Das zentrale Deckenfresko zeigt die Himmelfahrt Mariens und erstreckt sich fast über die komplette Decke. Lediglich der Platz für die seitlichen Kartuschen wird nicht von dem Fresko ausgefüllt. Die seitlichen Freskos zeigen zwölf Könige, darunter die Heiligen Drei Könige, König David und Salomon, sowie sechs Könige aus dem christlichen Abendland. Über der Orgel sind die drei Könige des Alten Testaments abgebildet. König David steht dabei zentral über der Orgel und wird von Salomon und XY flankiert. Gegenüberliegend am Chorbogen sind die Heiligen Drei Könige aus dem Neues Testament zu sehen. Hierbei ist Kaspar zentral dargestellt, flankiert wird er von Melchior und Balthasar. Über den seitlichen Pilastern sind die sechs Könige des christlichen Abendlandes gemalt: Kasimir, Ezechias, Ferdinand, Heinrich, Iosias und Ludwig. Diese zwölf Könige stellen den Hofstaat Mariens als Kanzler, Verwalter, Kämmerer und andere Hofstaatsangehörige dar.

Tugenden

Nordseite:

Dux virginitatis (Jer 3,4): [Mein Vater,] der Freund meiner Jugend bist Du. - Keuschheit (castitas) (Lilie)

Pax nostra (Eph 2,14): Denn er (Christus) ist unser Friede. - Friede (pax) (Ölzweig)

Spes orbis (Weish 14,6): [So hat auch in der Urzeit beim Untergang der übermütigen Riesen] die Hoffnung der Welt [sich auf ein Floß geflüchtet]. - Hoffnung (spes)

Omnium bonorum mater ():

Dives in humilitate (Jak 1,9 - 10): [Der Bruder, der in niederem Stand lebt, rühme sich seiner hohen Würde,] der Reiche aber seiner Niedrigkeit. - Demut (humilitas) (Veilchen)

Patientia Sanctorum (Offb 13,10): Hier muss sich die Standhaftigkeit [und die Glaubenstreue] der Heiligen bewähren. - Geduld (patientia) (Dornenzweig)

Südseite

Tota pulchra (Hld 4,7): Alles an dir ist schön, [meine Freundin; kein Makel haftet dir an].

Mea est fortitudo (Ps ): Stärke (fortitudo) (Palmzweig)

Perfecta charitas (1 Joh 4,18): [Furcht gibt es in der Liebe nicht,] sondern die vollkommene Liebe [vertreibt die Furcht]. - Liebe (caritas) (Rose)

Nihil dulcius (Sir 23,27): [Nichts ist besser als die Furcht vor dem Herrn,] nichts süßer, [als seine Gebote zu halten]. - (Feige)

Obedivit ancilla tua (1 Sam 28,21): Deine Magd hat [auf deine Stimme] gehört. - Gehorsam (oboedientia) (Sonnenblume)

Maria stabat (Joh 20,11): Maria (Maria Magdalena!) aber stand [draußen vor dem Grab und weinte]. - Beständigkeit (stabilitas) (Eiche)

Dux virginitatis Tota pulchra
Friede - Pax nostra Stärke - Mea est fortitudo
Hoffnung - Spes orbis Liebe - Perfecta charitas
Omnium bonorum mater Nihil dulcius
Demut - Dives in humilitate Gehorsam - Obedivit ancilla tua
Geduld - Patientia Sanctorum Maria stabat
Emblemhafter Stuckengel der Demut im Langhaus

Der Stuck der Kirche wurde

Der heutige Hochaltar stammt ursprünglich aus der evangelischen Kirche in Erkheim.

I Hauptwerk C–g3
9 Bourdon 16′
10 Prinzipal 8′
11 Weidenpfeife 8′
12 Oktave 4′
13 Flöte 4′
14 Nasat 22/3
15 Oktave 2′
16 Mixtur 11/3
II Oberwerk C–g3
18 Holzgedeckt 8′
19 Quintatön 8′
20 Prinzipal 4′
21 Rohrflöte 4′
22 Blockflöte 2′
23 Terz 13/3
24 Quinte 11/3
25 Cymbel IV 1′
26 Krummhorn 8′
27 Tremulant
Pedal C–
1 Subbass 16′
2 Zartbass 16′
3 Oktavbass 8′
4 Koppelflöte 8′
5 Choralbass 4′
6 Hintersatz IV 2′


  • Cordula Böhm und Anton J. Brandl: Mussenhausen: Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau vom Berge Karmel. Schnell & Steiner, Regensburg 2004, ISBN 3-7954-4399-7.

Einzelnachweise

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  1. Der Himmel ist zum Greifen nah. Abgerufen am 31. März 2010.
  2. Memminger Zeitung, 20. Juli 2013, Seite 30, Ein Jubeltag für das ganze Dorf

Kategorie:Kirchengebäude im Landkreis Unterallgäu Kategorie:Katholischer Wallfahrtsort in Deutschland Kategorie:Markt Rettenbach