Benutzer:Mautpreller/MP

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Marxistische Philosophie bezeichnet die philosophischen Annahmen des gemeinsamen Werkes von Karl Marx und Friedrich Engels. Widerspruch: 1. Nicht "Annahmen", sondern die philosophischen Anteile (Setzungen, Sätze, Überlegungen). 2. Nicht Marx und Engels in einen Topf werfen.

Das Marxsche Denken besteht demnach (offenbar: nach Kolakowski) im Kern aus einer philosophischen Sicht des Menschen und der Welt, einer Geschichts- und Wirtschaftstheorie und einem politischen Programm. Widerspruch: Eine philososophische Konzeption "des Menschen" und "der Welt" lehnte Marx radikal ab.

Der Mensch will als Mensch leben, wozu auch Kultur erforderlich ist. Diese ist aber kein eigener Bereich gegenüber der materiell-sinnlichen Lebenspraxis und zählt insofern zum „Überbau“. Ein ursprüngliches, selbständiges geistiges Bedürfnis gibt es demnach nicht. Widerspruch: Marx geht es nicht um "ursprüngliche Bedürfnisse". Die Zahl und Vielfalt der Bedürfnisse wächst vielmehr historisch mit der "Selbsterzeugung" des Menschen durch Arbeit. Es gibt keinerlei Anhaltspunkt dafür, dass diese Bedürfnisse auf irgend etwas Spezifisches begrenzt wären. Die Kritik richtet sich gegen die Verselbständigung des Geistigen oder der Kultur, ihre Isolation aus dem "wirklichen Lebensprozess" als eigenständige Sphäre, nicht aber gegen das "geistige Bedürfnis".

Marx kennt das Phänomen der Schuld nicht. Das Handeln des Kapitalisten, das als dessen „individuelle Manie erscheint“, ist in Wirklichkeit „Wirkung des gesellschaftlichen Mechanismus, worin er nur ein Triebrad ist“. Widerspruch: Das Handeln des Kapitalisten als Kapitalisten wird so beschrieben. Dies ist ein entmenschlichender Zug und gerade Gegenstand marxscher Kritik. Wieso Marx das Phänomen der Schuld nicht kennen soll, bleibt völlig rätselhaft.

Auch in der kommunistischen Gesellschaft stellt sich die Frage nach dem sittlichen Sollen nicht. Hier ist die Einheit von Mensch und Natur erreicht. Wie zu handeln ist, ergibt sich dann aus der „vermenschlichten Natur“ selbst. Worauf sich diese Behauptung stützt, ist vollends rätselhaft.

Die marxistische Anthropologie sieht das Verhältnis des Individuums zur menschlichen Gesellschaft als zentral an. Marx geht dabei weit über Aristoteles Definition des Menschen als „Zoon politikon“ hinaus. Die Beziehung zu den Anderen ist für das Individuum nicht nur wesentlich; es wird vielmehr durch diese Beziehung erst zu dem, was es ist: „das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse“. Somit vertritt Marx eine naturalistische Sicht von Gesellschaft: sie ist „die wahre Resurrektion [Wiederauferstehung] der Natur“. Dieses "somit" erscheint sehr rätselhaft. Es ergibt nur dann einen Sinn, wenn man ihm unterlegt: Der Mensch ist von Natur Gesellschaftswesen. In den späteren Schriften wird jedoch sogar der Begriff der Gesellschaft fragwürdig, nämlich als Singular ("die Gesellschaft"), der nunmehr gebunden ist an die bürgerliche Vergesellschaftung.

Erst mit der revolutionären Beseitigung der letzten herrschenden Klasse, der Bourgeoisie, durch das Proletariat vollzieht sich im Sozialismus mithilfe der Diktatur des Proletariats der allmähliche Übergang zur klassenlosen Gesellschaft. Widerspruch: Derartige "endzeitliche" Epitheta wie "letzte" verwendet Marx zunehmend nur noch mit Qualifizierungen ("die leztte herrschende Klasse der bürgerlichen Gesellschaft"). Das hat seinen Grund: Ob nach dem Sturz der Bourgeoisie noch eine Klasse "herrschen" kann, lässt sich aus der Analyse der bürgerlichen Gesellschaft nicht entnehmen.

Mit der Verwandlung der Arbeit zur Ware tritt an die Stelle wahrer menschlicher Beziehungen das Geld. Widerspruch: "Wahre" menschliche Beziehung gibt es bei Marx nicht. Die "zwecklose" Beziehung zwischen Menschen muss erst geschaffen werden, sie ist Resultat historischer Tat, nicht immer vorhandene Essenz. Übrigens wird auch nicht die Arbeit zur Ware, sondern die an den Menschen als Träger gebundene Arbeitskraft.

Recht ist beispielsweise „nur der zum Gesetz erhobene Wille“ der herschenden Klasse, „ein Wille, dessen Inhalt gegeben ist in den materiellen Lebensbedingungen“ dieser Klasse. In der bürgerlichen Gesellschaft stellt das entscheidende Produktionsverhältnis das Privateigentum dar. Widerspruch: Man sehe sich nur mal die Analyse des Rechts im "Kapital" an. Das bürgerliche Recht ist der Ausdruck der Lebensverhältnisse und zugleich selbst (wirkender) Teil derselben. Es wirkt dabei gegen den Bourgeois wie gegen den Proletarier, nämlich als "gleiches" Recht. Nur ungleiches Recht könnte "Gleichheit" (?) erzeugen. Übrigens ist das Privateigentum kein Produktionsverhältnis.

In „letzter Instanz“ sind aber, wie Engels betont, in der Geistesgeschichte „die ökonomischen Verhältnisse“, die „entscheidenden“, die „den durchgehenden, allein zum Verständnis führenden roten Faden bilden“. Klar, dixit Engels. Nur entspricht diese Reduktion auf ein Determinationsverhältnis Ökonomie/"Geistesgeschichte" keineswegs dem Marxschen Werk. Die Ökonomie als "besondre Sphäre" zu etablieren ist ebenso verkehrt wie dies auf die "Gesitesgeschichte" anzuwenden.

Die jeweils herrschende Klasse hat das Interesse, die bestehenden Verhältnisse als objektiv und allgemeingültig darzustellen. Insofoern ist ihre Ideologie gleichzeitig falsches aber auch notwendiges Bewusstsein, notwendig nicht in einem erkenntnistheoretischen, aber in einem praktischen Sinne, d.h. jede neue Gesellschaftsordnung stellt einen Fortschritt gegenüber der vorhergehenden dar. Insofern ist das durch den Kapitalismus geprägte Denken ein Fortschritt auf dem Weg zum Kommunismus. Andererseits kann die Bourgeoisie mit den ihr zur Verfügung stehenden Machtmitteln ihre eigene Ideologie zum Gedankengut der unterdrückten Klassen machen; denn: „die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken“. Der Punkt ist nicht das Interesse der herrschenden Klasse. Der Punkt ist vielmehr, dass die verkehrte Welt der bürgerlichen Gesellschaft verkehrte (reale, aber "falsch abstrakte") Formen hervorbringt, mit denen alle Gesellschaftsmitglieder im täglichen Lebensprozess umgehen müssen. So entsteht ein Bewusstsein, das in gewisser Weise praktisch angemessen, aber theoretisch falsch ist. Ich bin nicht überzeugt, dass das nicht in einem "erkenntnistheoretischen" Sinn zu begreifen wäre. Die Bedingungen der Möglichkeit richtiger Erkenntnis sind nämlich, dass "im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft" die Möglichkeit ihrer eigenen Aufhebung heranwächst; erst wenn die denkbar ist, ist auch die erkennende Kritik möglich. Die Formulierung des "Gedankengutes der unterdrückten Klassen" ist geradezu abwegig.

Wie die o.g. Denker, betrachtet auch Marx die Arbeit als einziges Messinstrument zur Bestimmung des Wertes der Waren; er sieht darin außerdem die einzige Quelle des Wertes. Nein, nicht Instrument, sondern Maß des Werts. Grund ist die gesellschaftliche Arbeitsteilung ohne gesellschaftliche Planung.

Marx hält den Verlauf der Geschichte im Wesentlichen durch drei Notwendigkeiten bestimmt:

  • die Tradition, d.h. die überkommenen Verhaltensweisen „aller toten Geschlechter“: sie lastet „wie ein Alb auf dem Gehirne der Lebenden“.
  • die zur Verfügung stehenen Mittel, d.h. „die vorhandnen Produktivkräfte“ und die „Bildung einer revolutionären Masse“.
  • das triebhafte Streben nach Existenzerhaltung: „Um die Früchte der Zivilisation nicht zu verlieren, sind die Menschen gezwungen, sobald die Art und Weise ihres Verkehrs den erworbenen Produktivkräften nicht mehr entspricht, alle ihre überkommenen Gesellschaftsformen zu ändern“.

Interpretation Ehlens, die nicht zu überzeugen vermag. Wie Tradition gegenwart zu bestimmen vermag, ist ja gerade Gegenstand der marxschen Analyse und ihr in keiner Weise vorausgesetzt. Die Produktivkräfte als "Mittel" zu fassen ist erst recht abwegig, wo doch von Marx größter Wert darauf gelegt wird, dass es die Kräfte des Menschen sind. Und das triebhafte Streben nach existenzerhaltung lässt sich eben aus dem Zitat absolut nicht ableiten, hier geht es vielmehr gerade um das Erhalten und Steigern des historisch erreichten "Bedürfnisniveaus".

Während Marx ihn im „Kapital“ in einem rein „objektiven“ Sinne gebraucht und mit der messbaren Größe der Arbeitsproduktiviät gleichsetzt ... Nein! Das stimmt schlicht nicht. Hier, wenn irgendwo, ist "Konstanz" gegeben; Produktivkräfte sind immer menschliche Kräfte.

Das Ziel der menschlichen Geschichte ist die kommunistische Gesellschaft, die aufgrund des gesetzmäßigen Voranschreitens der Produktivkräfte mit Notwendigkeit erreicht wird. Ich weiß nicht, ob es eine Phase gibt, in der Marx so formuliert hat. Was ich kenne: Mit dem Kapitalismus endet die "Vorgeschichte" der Menschheit (d.i. die Zeit, wo die Geschichte sich "hinter dem Rücken der Menschen" vollzieht), es beginnt ihre "wirkliche Geschichte". Ob die kommunistische Gesellschaft "mit Notwendigkeit erreicht wird"? Vom reifen Marx kenne ich solche gefährlichen Prognosen nicht mehr. hatte sie der frühe Marx tatsächlich gestellt? Fragen über Fragen ...


Hier fehlt es zunächst an eienr Begriffsbestimmung - was meint Marx eigentlich mit "Natur"? Ich hab da selbst keine "Stelle" anzubieten, vielleicht gibt es auch keine einschlägige; dennoch sollte ein Überblicksartikel diese wichtige Bestimmung herausarbeiten. Zumal das keineswegs trivial ist: Denn Natur umgreift den Menschen, aber er stellt sich ihr auch als Produzent gegenüber; Natur "für den Menschen" ist offensichtlich etwas anderes als Natur ohne den Menschen. Es ist ja bemerkenswert, dass als Beispiel der Natur "für den Menschen" ausgerechnet die "Industrie" vorkommt (Stelle bei Fetscher nachschlagen). Der "Naturalismus" der Deutschen Ideologie erscheint bei Marx m.W. später nicht mehr (dazu unten mehr). Wohl aber "naturhaft" und "naturwüchsig" in einem anderen Sinn, nämlich als bewusstlos entstehende, sozusagen nur durch die "zweite Natur", die der Mensch geschaffen hat, vorangetriebene Vergesellschaftung; im Kapital meint "naturwüchsig" immer das, was aus der Anarchie der Warenproduktion planlos entsteht - und damit zu überwinden ist. Und zugleich ist die Natur als Beteiligte am Produktionsakt weiter vorhanden; und als das, was die Menschen, selbst die ganze Menschheit nicht mit Recht besitzen kann, sondern als "boni patres familiares" kommenden Generationen zu vermachen hat. Worauf (unter all diesen Begriffen) bezieht sich "die vollendete Wesenseinheit des Menschen mit der Natur", die die Gesellschaft sei? Doch sicher nicht auf einen statischen "Einklang"?