Benutzer:Manuel Heinemann/Tautenbronn

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Tautenbronn ist ein Wohnplatz von Gaisweiler, einer von sieben Ortschaften der Stadt Pfullendorf im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg, Deutschland.[1]

Geographische Lage

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Der Weiler Tautenbronn liegt auf der Gemarkung Gaisweiler[1] eingebettet zwischen den Gewannen Bergwald, Steinerne Kreuzäcker und Tannenburg[2] rund zwei Kilometer südöstlich von Pfullendorf zwischen 650[3] und 683 m ü. NN[4] Höhe.

Auf der Gemarkung wurde über Jahre hinweg durch das Kies- und Schotterwerk Müller GmbH & Co. KG großflächig Nagelfluhkiese der älteren Molasse im Trocken- und Nassabbau gewonnen. 2015 wurden 72.000 Kubikmeter Erdmaterial des ehemaligen Bahndamms der Bahnstrecke Altshausen–Schwackenreute, der sich entlang der Pfullendorfer Franz-Xaver-Heilig-Straße erstreckte, in die Kiesgrube bei Tautenbronn eingebracht.[5]

Tautenbronn ist ein Straßendorf: Die Häuser und Gehöfte sind entlang der „Hohenzollernstraße“ – früher verlief hier die Grenze zwischen Preußen und Baden – errichtet, im Bebauungsplan ist keine Bebauung in zweiter Reihe vorgesehen.[2][6]

Ausdehnung des Gebiets

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Die Gesamtfläche der Gemarkung Tautenbronn beträgt 152 Hektar (Stand: 1939).[7][A 1]

Tautenbronn wurde erstmals urkundlich im Jahr 1296 als Tûttenbrunnen genannt[8]: Damals übergaben Burkart und Eberhard von Hohenfels Güter, die der Pfullendorfer Bürger Albert Gûder zu Lehen trug, an das Kloster Salem.[1] Der Ortsname Tautenbronn kommt urkundlich erstmals 1420 vor[9]: Damals kaufte das Pitanzamt des Zisterzienserinnenkloster Wald den Hof Tautenbronn von Anna Rüffli von Pfullendorf und ihrem Mann, dem Überlinger Bürgermeister Konrad von Gamerschwang, um 540 Gulden.[1][3][10]

Besaß der Kloster Wald im Jahr 1501 nur einen Hofgut mit Ländereien, kam später auch Waldbesitz hinzu: So gab das Kloster am 9. Oktober 1757 seine Waldung im „Walderberg“ bei Tautenbronn an die Reichsstadt Pfullendorf ab im Tausch gegen den Wald „Pfullendorfer Gemeinmerk“.[10] Der vermutlich in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts geteilte Einzelhof wurde zeitweise als Eigenbauhof bewirtschaftet.[1] Um 1785 befinden sich zwei Höfe und ein kleines Gut in klösterlichem Besitz.[10]

1474 übt das Kloster Wald Niedergericht und Ortsherrschaft aus.[1][10] Der Weiler Tautenbronn war seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts mit dem Dorf Hippetsweiler und dem Weiler Gaisweiler zu dem als Gemeinde bezeichneten Gerichts- und Verwaltungsbe­zirk Hippetsweiler vereint.[1] Die Hohe Obrigkeit lag bei der Grafschaft Heiligenberg.[1] Bis spätestens gegen 1600 hatte das Kloster Wald die Lokalleibherrschaft durchgesetzt.[1][10]

Während die Reichsstadt Pfullendorf im Reichsdeputationshauptschluss zu Baden kam,[11] wurde 1806 die Klosterherrschaft Wald aufgelöst und das Territorium fiel an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen[12]. Tautenbronn gehörte der

Fortan war Tautenbronn eine hohenzollerische Exklave in Baden. Tautenbronn gehörte zum Oberamt Wald (seit 1850 preußisch), ab 1862 zum Oberamt Sigmaringen (ab 1925 Landkreis Sigmaringen), 1969 Landkreis Überlingen.

Am 11. September 1806 wurde, nach der Säkularisation und unmittelbar nach der Inbesitznahme der Klosterherrschaft Wald durch das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen, in Wald ein fürstliches Oberamt mit Sitz in den Klostergebäuden errichtet.

1806 fiel das Dorf wie das gesamte Walder Territorium durch die Säkularisation des Klosters aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses an das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen und 1850 mit diesem als Hohenzollernsche Lande an Preußen. Ab 1806 gehörte Hippetsweiler also zum fürstlichen und 1850 bis 1862 zum preußischen Oberamt Wald, seitdem zum Oberamt bzw. seit 1925 Kreis Sigmaringen.

Die Gemeinde gehörte ab 1806 zu Hohenzollern und war dem hohenzollerischen Oberamt Wald, später dem „alten“ Landkreis Sigmaringen zugeordnet. Zum 1. Januar 1969 wurde sie dem Landkreis Überlingen angeschlossen, kehrte aber bei der Kreisreform 1973 zum neuen Landkreis Sigmaringen zurück. Am 1. Januar 1975 folgte die Eingemeindung nach Pfullendorf.


es der nahegelegenen Gemeinde Gaisweiler im Oberamt Sigmaringen angehörte.[1][3]

Dieser Zustand hielt bis 1862 an.[2]

Gde. Hippetsweiler, 1969 Gde. Gaisweiler Kr. Überlingen, 1973 Kr. Sigm.

Die gesamte Gemeinde Gaisweiler wurde zum 1. Januar 1969 in den (badischen) Landkreis Überlingen versetzt.[13] Am 1. Januar 1975 folgte die Eingemeindung nach Pfullendorf.[14]

Einwohnerentwicklung

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19 Einwohner (Stand: 1839)[15]

In Tautenbronn leben aktuell 46 Einwohner in 17 Anwesen (Stand: September 2014).[16]

In Gaisweiler leben aktuell 47 Einwohner (Stand: Juni 2015).[17]

Kirchlich gehörte Tautenbronn zur römisch-katholischen Pfarrei Pfullendorf. Sie wurde infolge Ordinariatserlasses vom 18. Januar 1839 zur Pfarrei Wald und seit 1878 zu Pfarrei Aftholderberg (Gemeinde Herdwangen-Schönach, Ortsteil Großschönach) eingepfarrt.[1]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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  • Das ehemalige Gasthaus „Tannenburg“ mit einer Tanzbühne und eine kleine Hütte im Wald war bis Ende der 1960er Jahre ein beliebtes Ausflusglokal.[18] Hier fand sich im Mai 1819 die Räuberbande um Anton Rosenberger, genannt der „Schleiferstoni“, weil sein Vater ein Scherenschleifer war, oder kurz „der Toni“, aus Bogenweiler zusammen.[19] Zudem war der Tanzplatz 1974 die Wiege des Aftholderberger Bergfestes.[20] Das Gebäude dient heute Wohnzwecken und befindet sich in Privatbesitz.[2]
  • Rund ein Kilometer nordwestlich von Tautenbronn, links am Ortsverbindungsweg von Pfullendorf nach Aach-Linz, kurz nach dessen Kreuzung mit dem Ortsverbindungsweg von Gaisweiler von Tautenbronn, befinden sich zwei Steinkreuze. Hier liegt westlich angrenzend das Gewann mit dem Flurnamen „Steinerne Kreuzäcker“ und die ehemalige Grenze zwischen Preußen und Baden. Steckten 1981 die beiden Kreuze noch tief im Boden und waren vornüber geneigt, so wurden sie zwischenzeitlich angehoben beziehungsweise neu gesetzt. Der Volksmund kolportiert zwei Theorien zu deren Errichtung: 1. Als Grabstätte schwedischer Generale, die dort mit allen ihren Auszeichnungen liegen sollen. 2. Nach einem Tanzfest sollen sich dort zwei junge Männer gestritten und geschlagen haben und dann verblutet sein.[21] Das linke Steinkreuz, dessen ausgegliche Form knappe Balken aufweißt, wurde aus Konglomerat gefertigt und datiert in das 15./16. Jahrhundert. Es hat eine Abmessung von 40:60:21 Zentimeter, wobei das linke Armende beschädigt und die Armoberfläche ausgehöhlt ist.[21][22][23] Das rechte Steinkreuz, dessen breitflächig Form längere Balken aufweißt, wurde aus Sandstein gefertigt und datiert in das 16. Jahrhundert. Es hat eine Abmessung von 60:95:25;Zentimeter. Bei einer Restaurierung wurde der rechte abgebrochen Arm wieder angefügt.[21][23][24]

Persönlichkeiten

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  • Tautenbronn (Wohnplatz) auf den Seiten von www.leo-bw.de (landeskundliches Informationssystem für Baden-Württemberg)
  1. 1838: 457 Morgen; Vgl. Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie. Jahrgang 1838. Erstes Heft. J. G. Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1839. S. 326.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k Vgl. Pfullendorf c) Gaisweiler. In: Das Land Baden-Württemberg. Amtliche Beschreibung nach Kreisen und Gemeinden. Band VII: Regierungsbezirk Tübingen. Kohlhammer, Stuttgart 1978, ISBN 3-17-004807-4. S. 834-841, hier S. 836.
  2. a b c d Kirsten Johanson (kaj): Tautenbronn statt Kanada. In: Südkurier vom 23. Juli 2010
  3. a b c Tautenbronn. In: Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Band 2; Kreis Sigmaringen, W. Speemann, Stuttgart 1948. S. 115.
  4. Vgl. Tautenbronn. In: Müllers Großes Deutsches Ortsbuch 2012. Verlag De Gruyter, Berlin/Boston 2012. ISBN 978-3-11-027420-2. S. 1365.
  5. Chris Herrmann: Ehemaliger Bahndamm: Der letzte Kubikmeter Erde ist weg. In: Südkurier vom 20. März 2015
  6. Kirsten Johanson (kaj): Gaisweiler-Tautenbronn: Hüben Verkehrslärm, drüben Natur pur. In: Südkurier vom 30. Juni 2015
  7. Vgl. Statistisches Reichsamt (Hrsg.): Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich auf Grund der Volkszählung 1939. (= Statistik des Deutschen Reichs. Band 550). Verlag für Sozialpolitik, Wirtschaft u. Statistik, Paul Schmidt, Berlin, 1940. S. 31.
  8. Vgl. Friedrich von Weech: Codex diplomaticus Salemitanus. Urkundenbuch der Cistercienser-Abtei Salem, 2. Band (1267–1300), Karlsruhe 1886, S. 288.
  9. Vgl. Freiburger Diözesan-Archiv, 12, S. 173
  10. a b c d e Vgl. Tautenbronn. In: Maren Kuhn-Rehfus: Das Bistum Konstanz. Band 3. Das Zisterzienserinnenkloster Wald. Walter de Gruyter, 1981. S. 417.
  11. Paragraph 5 des Reichsdeputationshauptschlusses
  12. Artikel 23 der Rheinbundakte
  13. Gesetzblatt für Baden-Württemberg 1968, S. 147.
  14. Gemeinsames Amtsblatt für Baden-Württemberg 1974, S. 803.
  15. Vgl. Johann Daniel Georg von Memminger (Hrsg.): Württembergische Jahrbücher für vaterländische Geschichte, Geographie, Statistik und Topographie. Jahrgang 1838. Erstes Heft. J. G. Cotta'schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen, 1839. S. 326.
  16. Pfullendorfs kleinster Ortsteil erhält Anschluss. In: Südkurier vom 20. September 2014
  17. Jürgen Witt (jüw): Jägerhof und Drachenfliegerin. In: Südkurier vom 30. Juni 2015
  18. Kirsten Johanson (kaj): Pfullendorf: Zum Tanz in die Tannenburg. In: Südkurier vom 29. August 2013
  19. Max Planck: Die letzten Räuberbanden in Oberschwaben in den Jahren 1818–19. Ein Beitrag zur Sittengeschichte. Albert Koch, Stuttgart, 1866. S. 112ff.
  20. Siegfried Volk (siv): Bergfest feiert 40. Geburtstag. In: Südkurier vom 19. August 2014
  21. a b c Tautenbronn in der privaten Standort-Datenbank Suehnekreuz.de
  22. Tautenbronn / OT von Pfullendorf (I) in der privaten Standort-Datenbank Suehnekreuz.de
  23. a b Bernhard Losch: Sühne und Gedenken. Steinkreuze in Baden-Württemberg (= Forschungen und Berichte zur Volkskunde in Baden-Württemberg, Band 4). Kommissions-Verlag Konrad Theiß, Stuttgart, 1981. ISBN 3-8062-0754-2. S. 332–333.
  24. Tautenbronn / OT von Pfullendorf (II) in der privaten Standort-Datenbank Suehnekreuz.de
  25. Carola Föhrenbacher: Dem Himmel so nah. In: Südkurier vom 13. Februar 2010
  26. Siegfried Volk (siv): Ehre für eine faire Sportlerin. In: Südkurier vom 29. Juni 2012
  27. Monique Werner auf der Seite des Deutschen Hängegleiterverband e. V.

Koordinaten: 47° 54′ 42″ N, 9° 14′ 6″ O

[[Kategorie:Ort im Landkreis Sigmaringen]]
[[Kategorie:Geographie (Pfullendorf)]]