Benutzer:Malena2019

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Magdalene Nimptsch, auch Lene, Leneken oder Lenchen genannt, ist eine Figur des Romans Irrungen, Wirrungen von Theodor Fontane aus dem Jahr 1888. Der Roman selbst handelt von einer nicht standesgemäßen Liebesbeziehung zwischen der kleinbürgerlichen Lene und dem adligen Botho von Rienäcker.

Inhalt des Romans Irrungen,Wirrungen

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Die Geschichte des Romans Irrungen, Wirrungen spielt in Berlin um 1875. Das zentrale Thema Fontanes Werkes ist das Scheitern der unstandesgemäßen Liebesbeziehung zwischen der Wäschenäherin und -stickerin Magdalene Nimptsch und dem adligen Baron Botho von Rienäcker. Trotz dieser intensiven Liebe, die die beiden Figuren verbindet, ist den Protagonisten auch bewusst, dass deren Zukunft bereits determiniert ist und ein Ende der nicht standesgemäßen Liebe im Verlauf des Romans unvermeidbar sein wird und sich auch als solches herausstellt.

Anfänglich (in Kapitel 1) erfolgt eine ausführliche Beschreibung der Umgebung in der sich die Geschichte hauptsächlich zuträgt.

Die Liebe Lenes zu Botho wird insbesondere dadurch deutlich, da die Protagonistin im Verlaufe des Romans Liebesbriefe an den Verehrten verfasst und diese in der emotionalen Beziehung der beiden Figuren, auch zu einem späteren Zeitpunkt, deutlich an Bedeutung zunehmen.

Der Höhepunkt und damit auch der Wendepunkt der Geschichte ist der Ausflug der Protagonisten zu Hankels Ablage. Dieser kann als solcher gewertet werden, da mit diesem Besuch das Ende der Beziehung dargestellt wird. Dies ist außerdem der Fall, da Botho von seiner Vergangenheit eingeholt und zusätzlich durch seine Mutter Druck auf die Figur ausgeübt wird.

Nach der Trennung des einstigen Liebespaars Lene und Botho, entschließt sich Botho seine Cousine Käthe von Sellenthin zur Frau zu nehmen um auch finanziell den indirekten Forderungen seiner Mutter nachzukommen. Da die Geschichte als solche in zwei verschiedenen Handlungssträngen dargestellt ist, werden insbesondere die Gefühle der Protagonisten und deren Verarbeitung der Trennung deutlich.

Allerdings lernt auch Lene, nach einem Umzug, der bedingt durch einen Zusammenbruch nach der Begegnung mit Käthe und Botho erfolgte, den Fabrikmeister Gideon Franke kennen, woraufhin beide heiraten.


Figurenkonstellation

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Figurenkonstellation Fontanes Romans ,,Irrungen, Wirrungen''

Die im beigefügten Schema dargestellte Konstellation der Figuren des Romans ist durch zwei Farben gekennzeichnet. Hier kann eine klare Trennung der beiden Personenkreise bzw. einzelnen Lebenswelten der Figuren (Lene: gelb und Botho: blau) betrachtet werden.

Lene wächst mit ihrer Adoptivmutter Frau Nimptsch in einem kleinen Haus in einer Gärtnerei, welche der Mieterin Frau Dörr gehört, auf. Am zweiten Ostertag (Kapitel 3) lernt sie den adligen Offizier Botho von Rienäcker kennen, der sie bei einem Bootsausflug vor dem Ertrinken rettet. Seit diesem Vorfall treffen sich die beiden regelmäßig und es entwickelt sich eine Liebesbeziehung.

Diese jedoch wird von Botho beendet, da er sich aufgrund familiärer Probleme und den gesellschaftlichen Konventionen verpflichtet sieht, seine Cousine Käthe von Sellenthin zu heiraten. Lene war sich von Anfang an darüber bewusst, dass sie keine gemeinsame Zukunft haben werden. Trotzdem macht sie ihm keine Vorwürfe, sondern will die Zeit, die sie noch zusammen haben, so schön wie möglich verbringen.

Der gemeinsame Ausflug nach ,,Hankels Ablage” wird Höhe- und Wendepunkt zugleich. Anfangs ist Lene von Glück erfüllt und obwohl sie weiß, dass danach das Ende ihrer Beziehung ansteht, empfindet sie Freude, Stolz und Dank.

Durch das Eintreffen der drei Freunde von Botho mit ihren jeweiligen Damen, entwickelt sich eine vom Leser als negativ wahrgenommene Stimmung. Lene fühlt sich unwohl und kann sich mit den oberflächlichen Unterhaltungen nicht identifizieren. Der Ausflug endet mit einer bedrückten Stimmung und dennoch versichert Lene Botho, dass es ihr ein Glück war, mit ihm den Sommer verbringen zu dürfen.

Zuhause am nächsten Tag erhält Botho den Brief seiner Mutter mit der Drängung Käthe von Sellenthin zu heiraten. Lene und Botho nehmen also voneinander Abschied, wobei Lene ihm den Abschied erleichtert, indem sie ihm die Schuldgefühle nimmt.

Später kommt es zu einem unerwarteten Vorfall, bei dem Lene Botho und Käthe zusammen sieht und daraufhin einen Zusammenbruch erleidet. Um solche zukünftigen Situationen zu vermeiden, bittet und überredet sie Frau Nimptsch umzuziehen.

Sie erholt sich nach ihrem Zusammenbruch und lernt ein Jahr später den Fabrikmeister Gideon Franke kennen. Beide verstehen sich gut und Gideon beschließt, ihr einen Heiratsantrag zu machen. Allerdings will er sich davor noch einmal mit Botho treffen, nachdem Lene ihn über ihre Vergangenheit und die Beziehung zu Botho in Kenntnis gesetzt hat, um sich zu erkundigen, „was es mit der Lene eigentlich sei” (Kapitel 20). Seine Erwartungen bestätigen sich durch Bothos Bestätigung der Liebesbeziehung zu Lene.

Lene wird ein tiefer Schlag versetzt, als ihre Adoptivmutter Frau Nimptsch stirbt. Jedoch ereignet sich einige Zeit später Lenes Hochzeit mit Gideon Franke, die die Zukunft Lenes sichern wird.

Damalige Gesellschaft

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Die damalige Gesellschaft wird in dem Roman von Fontane kritisiert. Nicht offensichtlich, eher unterschwellig und unbemerkt. In der Handlungszeit galt eine nicht standesgemäße Liebesbeziehung als unüblich und abnormal. Lene ist als Weißzeugstickerin Teil der unteren sozialen Schicht der Gesellschaft, wohingegen Botho dem Adel angehört und sich somit in einer deutlich bessergestellten Schicht als Lene befindet. Lene scheint sich jedoch trotz dieser sozialen Disparitäten zu wünschen, diese gesellschaftlichen Normen und Konventionen zu durchbrechen, um eine legitime Beziehung mit Botho eingehen zu können. Allerdings, wirken diese Normen für die Protagonistin als unüberwindbar und determinieren letztendlich das Scheitern der Liebesbeziehung.

Charakteristika

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Äußerliche Merkmale

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Lene ist eine sehr hübsche, junge Frau mit aschblondem Haar und blassem Gesicht. Sie scheint zudem eine schlanke Figur zu haben, worauf durch die Bemerkung von Frau Dörr zu schließen ist (Kapitel 1: „so war ich doch so mehr im Vollen").

Der Leser erfährt jedoch nichts Genaueres über das Alter der Protagonistin. Geschätzt werden kann Lene jedoch auf etwa 20 Jahre, da beispielsweise ihre Cousine von ihr als „noch sehr jung" (Kapitel 3) betitelt wird und sie sie außerdem wie folgt beschreibt: „Was auch recht war; denn die Lina ist ja erst achtzehn und noch ein gutes, unschuldiges Kind!" (Kapitel 3).

Sprachgebrauch und Sprachverhalten

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Lene gehört dem Kleinbürgertum an. Daraus kann man schließen, dass sich ihr Sprachgebrauch und Verhalten entsprechend zeigt. Sie ist nicht sonderlich gebildet. Viele Rechtschreibfehler und keine Englischkenntnisse weisen dies aus. Die Spannweite der Sprache ist dementsprechend beschränkt. Allerdings spricht Lene, entgegen der sich daraus ergebenen Erwartungen des Lesers, keinen Berliner Dialekt, sondern fällt durch ein für ihren Stand ungewöhnlich gutes Hochdeutsch auf. Dies folgt höchstwahrscheinlich der Intention Theodor Fontanes Lene nicht als typische Arbeiterin zu charakterisieren, sondern, durch dieses Abheben der Figur, auch durch die eher gehobene Sprache, Kritik an der gesellschaftlichen Ständeordnung zu üben.

Charaktereigenschaften

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Lene ist ein hauptsächlich positiv eingestellter, lebensfroher Mensch (vgl. Kapitel 3: „Und während wir noch so lachten und scherzten[...]"). Außerdem habe sie "das Herz auf dem rechten Fleck und ein starkes Gefühl für Pflicht und Recht und Ordnung." (Kapitel 20).

Obwohl sie nicht besonders gebildet ist (was durch die Rechtschreibfehler in den Briefen an Botho deutlich wird), ist sie trotzdem in der Lage, die Geschehnisse zu durchblicken. Damit zeigt sich gleichzeitig ihr Realitätssinn. Trotzdem sie Botho liebt, macht sie sich keine Hoffnungen auf eine gemeinsame Zukunft. Durch ihre Feinfühligkeit kann sie Bothos Charakter gut erfassen. Sie weiß, dass er nicht die Kraft hat, gegen die gesellschaftlichen Konventionen anzukämpfen und diese zu durchbrechen. „Du liebst mich und bist schwach", so Lene in Kapitel 5.

Außerdem zeichnet sich die Figur Lenes auch durch ihre Offenheit ab. Dies wird beispielsweise in Kapitel 19 des Romans deutlich. Hier vertraut sich Lene ihrem zukünftigen Ehemann Gideon Franke an und berichtet ihm von der einstigen Liebesbeziehung mit Botho. Ihre Offenheit und das Verständnis für die Wahrheit wird dem Leser hier besonders deutlich, da sich Gideon möglicherweise aufgrund Lenes Vergangenheit auch gegen sie hätte entscheiden können und Lene somit ein großes Risiko eingegangen ist.

Des Weiteren kann Lene als hilfsbereit (vgl. Kapitel 3: „Und als Lene gleich danach brachte[...]"), „fleißig" (Kapitel 1) und selbstlos (Kapitel 16) beschrieben werden.

All diese Eigenschaften und Charakterzüge zeugen von einer guten Erziehung und dienen höchstwahrscheinlich der Intention Theodor Fontanes. Der Autor stellt Lene, die einer unteren sozialen Schicht entstammt, nicht als eine einfache Arbeiterin dar. Lene zeigt deutlich gehobene Qualitäten auf wodurch der Leser eine Art Sympathie für die Figur entwickelt und auch durch den Autor eine deutliche Kritik an den gesellschaftlichen Konventionen indirekt geäußert wird. Dem Leser wird vermittelt, dass die Gesellschaft und die Konventionen dieser, dem persönlichen Glück der Protagonisten entgegengestellt sind und die Erfüllung des solchen verhindern.

Quellenverzeichnis

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FONTANE, THEODOR (1888): Irrungen, Wirrungen.